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Dennis Josef Meseg

Kunst-Instal­la­ti­on auf Maxplatz

Kri­tik an „Bro­ken“ von Den­nis Josef Meseg

Auf dem Max­platz stellt Künst­ler Den­nis Josef Meseg am 6.12. als Mahn­mal zum „Inter­na­tio­na­len Tag gegen Gewalt an Frau­en“ über 200 oran­ge­far­be­ne, mas­kier­te Frau­en­fi­gu­ren auf. Aller­dings stößt die Instal­la­ti­on nicht nur auf Begeis­te­rung. Eini­ge Gleich­stel­lungs­stel­len der Städ­te, in denen Meseg mit sei­nem Werk bereits zu Besuch war, distan­zie­ren sich von der Ausstellung.

Nach Aachen, Düs­sel­dorf und Köln gas­tiert Den­nis Josef Meseg aus Bonn am kom­men­den Sonn­tag, dem 6.12. von 10 bis 18 Uhr, mit sei­ner Kunst-Instal­la­ti­on „Bro­ken“ anläss­lich des Inter­na­tio­na­len Tags gegen Gewalt an Frau­en auf dem Max­platz Bam­berg. Die Instal­la­ti­on trägt den Titel „Bro­ken“, weil „in jedem Opfer von Gewalt etwas inner­lich zer­bricht – in der See­le, im Her­zen oder im Glau­ben an die Lie­be“, sagt Meseg.

Es gebe weni­ge rote Fäden, die sich so unver­än­dert durch die Mensch­heits­ge­schich­te zögen wie die phy­si­sche und psy­chi­sche Gewalt gegen Frau­en und Mäd­chen. „Kein Krieg, des­sen Sie­ger nicht die Frau­en der Ver­lie­rer ver­schleppt, ver­ge­wal­tigt und ermor­det hät­ten. Kei­ne Reli­gi­on, die Frau­en nicht als Wur­zel allen Übels ein­stuft. Kein Gesetz, das die Gleich­stel­lung der Frau­en in allen Lebens­be­rei­chen, ohne Wenn und Aber, befiehlt.“

Den­nis Josef Meseg möch­te ein Zei­chen set­zen gegen Gewalt an Frau­en. Schau­fens­ter­pup­pen und oran­ges Flat­ter­band stel­len eine Kom­bi­na­ti­on drei­er Sym­bo­le dar. Das Flat­ter­band ist ein Zei­chen für Abgren­zung, im posi­ti­ven Sin­ne als Schutz vor Gefah­ren, aber auch als Hin­der­nis auf dem Weg zuein­an­der. Die Pup­pen wei­sen auf Gering­schät­zung hin, wenn Frau­en auf ihr Äuße­res redu­ziert oder zwangs­wei­se ver­hüllt wer­den. Oran­ge wie­der­um ist die Far­be der Frei­heit, der Freu­de und Gebor­gen­heit, der emo­tio­na­len Wärme.

„Bro­ken“ kann als Auf­ruf ver­stan­den wer­den, Gewalt gegen Frau­en zu been­den. „Män­ner des 21. Jahr­hun­derts kön­nen sehr wohl zu der Ein­sicht gelan­gen, dass ihre Müt­ter, Frau­en und Töch­ter genau­so wert­voll sind wie sie sel­ber, und die glei­che Ach­tung ver­die­nen. Das soll­te ihr Ziel sein – der Bei­trag zu einer bes­se­ren Welt, basie­rend auf Lie­be, Herz­blut und Geduld“, betont Meseg.

Kri­tik an „Bro­ken“ von Gleichstellungsstellen

Mit der Ach­tung sei­ner Kri­ti­ke­rin­nen und Kri­ti­ker scheint es Den­nis Josef Meseg aller­dings nicht so genau genom­men zu haben, wie er fordert.

Das Refe­rat für Frau­en und Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit der Uni­ver­si­tät Bonn for­mu­lier­te jüngst als ers­tes meh­re­re Kri­tik­punk­te an der Instal­la­ti­on, denen sich wei­te­re Gleich­stel­lungs­stel­len aus den Städ­ten, in denen „Bro­ken“ bereits zu sehen war, mitt­ler­wei­le ange­schlos­sen haben.

Zwar begrü­ße man die künst­le­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma der Gewalt gegen Frau­en, so das Refe­rat, inhalt­li­che Kri­tik an der Umset­zung sei aber aus ver­schie­de­nen Grün­den nötig.

So impli­zie­re der Künst­ler ers­tens, von Gleich­stel­lungs­stel­len unter­stützt zu wer­den, jedoch ohne kon­kre­te Hilfs­an­ge­bo­te der Gleich­stel­lungs­stel­len zu ben­ne­nen oder zu ver­brei­ten, obwohl es gera­de sol­che Stel­len sei­en, deren Arbeit nur sel­ten an die Öffent­lich­keit gelange.

Wei­ter­hin sei der Titel „Bro­ken“ zwei­fel­haft gewählt. Frau­en, denen Gewalt ange­tan wur­de, wür­den dadurch als zer­bro­chen, zer­brech­lich, oder fra­gil dar­ge­stellt wer­den. Der Titel bedie­ne ein Opfer­n­ar­ra­tiv, das es den Betrof­fe­nen erschwe­ren kön­ne, sich aus die­ser Situa­ti­on zu befrei­en. Es redu­zie­re die Betrof­fe­nen auf den erfah­re­nen Gewaltakt.

Da es sich bei den Schau­fens­ter­pup­pen alle­samt um norm­schö­ne, schlan­ke Figu­ren hand­le, kön­ne dies außer­dem, wenn auch unbe­wusst, ein wei­te­res Nar­ra­tiv zemen­tie­ren, dahin­ge­hend, dass als nicht schön bewer­te­ten Frau­en kei­ne sexu­el­le Beläs­ti­gung widerfährt.

Auch die oben zitier­te Äuße­rung des Künst­lers selbst, wonach Män­ner ler­nen könn­ten, dass ihre Müt­ter, Frau­en und Töch­ter genau­so wert­voll sei­en wie sie sel­ber, und die glei­che Ach­tung ver­dien­ten, müs­se laut des Refe­rats der Uni­ver­si­tät Bonn kri­tisch betrach­tet wer­den. Die­se For­mu­lie­rung ver­wei­se näm­lich auf das häu­fi­ge Nar­ra­tiv, nach dem vie­le Män­ner Sexis­mus erst dann als pro­ble­ma­tisch wahr­näh­men, wenn er enge Fami­li­en­mit­glie­der betrifft.

Den­nis Josef Meseg reagier­te auf die Vor­wür­fe bis­her nicht im Sin­ne der von ihm ein­ge­for­der­ten Ach­tung. Mas­si­ve Abwehr, Belei­di­gun­gen, gelösch­te Kom­men­ta­re in Sozia­len Medi­en wer­fen ihm sei­ne Kri­ti­ke­rin­nen und Kri­ti­ker genau­so vor wie Betrof­fe­ne online blo­ckiert und ihre Kri­tik ins Lächer­li­che gezo­gen zu haben.