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Eduard Resatsch

Bene­fiz­ver­an­stal­tung für die Ukraine

Lesung: Vol­ha Hapeyeva

Mor­gen Abend liest die Autorin Vol­ha Hapeye­va um 20 Uhr im Stu­dio des ETA Hoff­mann Thea­ters aus ihren Wer­ken. Im Anschluss spie­len die bei­den Mit­glie­der der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker, Vla­dis­lav Popy­al­kovs­ky und Edu­ard Resatsch, ein Kon­zert. Die Spen­den­ein­nah­men des Abends kom­men der Initia­ti­ve „Bam­berg hilft Ukrai­ne“ zugute.

Vol­ha Hapeye­va, 1982 in Minsk gebo­ren, ist Lyri­ke­rin, Lin­gu­is­tin, Über­set­ze­rin und Roman­au­to­rin – eine poli­tisch den­ken­de und schrei­ben­de Poe­tin. In ihrem preis­ge­krön­ten Essay „Die Ver­tei­di­gung der Poe­sie in Zei­ten dau­ern­den Exils“ führt Hapeye­va die Macht der Spra­che gegen ihren gewalt­tä­ti­gen Miss­brauch an. Poe­sie kön­ne ein Zuhau­se sein, weil sie Wider­stän­dig­keit för­de­re und das Poten­zi­al böte, die Unter­drü­ckungs­lo­gik von „wir“ und „sie“ durch Mit­ge­fühl zu überwinden.

Hapeye­vas Roman „Camel Tra­vel“ durch­wan­dert eine Kind­heit von Minks bis Mos­kau und kar­to­gra­phiert poli­ti­sche Ent­wick­lun­gen aus den Augen eines Kin­des. Ihre Gedich­te wie „der rote him­mel, der nach eisen schmeckt“ han­deln von Kriegs- und Fluchterfahrung.

Für ihre Werk erhielt Vol­ha Hapeye­va Werk zahl­rei­che inter­na­tio­na­le Prei­se und Aus­zeich­nun­gen. Ihre Gedich­te wur­den in mehr als 15 Spra­chen über­setzt. Unter dem Titel „Mutan­ten­gar­ten“ liegt auch eine Aus­wahl auf Deutsch vor.

In der Lesung wird die Autorin aus ihrem Essay, ihrem Roman und ihrer Lyrik vor­tra­gen. In einem anschlie­ßen­den Gespräch berich­ten Vol­ha Hapeye­va, wie ihre Bio­gra­fie und ihre Poe­sie ineinanderfließen.

Danach spie­len der Vio­li­nist Vla­dis­lav Popy­al­kovs­ky und Edu­ard Resatsch, Vio­lon­cel­lo, ein klei­nes Kon­zert. Popy­al­kovs­ky ist in Lett­land gebo­ren und wuchs in St. Peters­burg auf, Resatsch ist Ukrai­ner. Bei­de sind Mit­glie­der der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker und ergän­zen den Abend im Zei­chen der Empa­thie musi­ka­lisch, als wei­te­re Spra­che der Kunst.

Der Ein­tritt ist frei. Das ETA Hoff­mann Thea­ter bit­tet um Spen­den, die der der Initia­ti­ve „Bam­berg hilft Ukrai­ne“ zugu­te­kom­men.

Cel­list Edu­ard Resatsch

„reflec­tions of hope“

Auch den Musi­ke­rin­nen und Musi­kern der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker fehlt der Kon­takt zu ihrem Publi­kum und die Mög­lich­keit, Musik zu spie­len. Gegen den ers­ten Man­gel kann der­zeit nur wenig aus­ge­rich­tet wer­den, dem zwei­ten lässt sich aller­dings ent­ge­gen­tre­ten. Das beweist Edu­ard Resatsch, Cel­list bei den Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern, mit sei­ner Komposition 
Edu­ard Resatsch, Foto: Privat
„reflec­tions of hope“. Für die Auf­füh­rung bezie­hungs­wei­se Auf­nah­me des Werks hat er einen Groß­teil der Orches­ter­mit­glie­der, 86 Stück an der Zahl, vor die hei­mi­schen Web­cams gebe­ten, um die jewei­li­gen Parts ein­zu­spie­len. Her­aus­ge­kom­men ist ein etwa sie­ben­mi­nü­ti­ger musi­ka­li­scher Auf­schrei gegen die Beklom­men­heit des Lockdowns.

Wie geht es den Mit­glie­dern des Bam­ber­ger Sym­pho­nie­or­ches­ters nach
mona­te­lan­gem Stillstand?

Edu­ard Resatsch: Wir hal­ten uns alle fit und wie beim Sport müs­sen wir täg­lich trai­nie­ren, auch in die­ser Aus­nah­me­si­tua­ti­on. Wir hof­fen natür­lich sehr, dass wir bald wie­der das tun kön­nen, was unse­re Beru­fung ist, für ein gro­ßes Publi­kum zu musi­zie­ren und uns gemein­sam musi­ka­lisch aus­zu­drü­cken. Auch Kul­tur ist sys­tem­re­le­vant, denn was wäre unser Leben ohne Musik, Kunst, Thea­ter und Literatur? 

Wie sind Sie auf die Idee zu „reflec­tions of hope“ gekommen?

Edu­ard Resatsch: Das Werk ist in der Zeit des Lock­downs ent­stan­den, die Zeit der Beklom­men­heit, Unge­wiss­heit, Enge, nicht auf der Büh­ne musi­zie­ren zu dür­fen, die Zeit der gezwun­ge­nen Stil­le auch für uns als Musi­ker – es war mir ein Bedürf­nis, dies alles in Tönen fest­zu­hal­ten und damit stellt mei­ne Kom­po­si­ti­on eine direk­te Reak­ti­on auf die Pan­de­mie dar. 

Um was geht es darin?

Edu­ard Resatsch: Das Stück behan­delt expli­zit die Welt im Aus­nah­me­zu­stand. Dabei war für mich der Gedan­ke beson­ders wich­tig: Wie reagiert ein Mensch in die­ser Aus­nah­me­si­tua­ti­on, wie reagiert der Musi­ker auf die­se schreck­li­che Zeit – mit ängst­li­chem Flüs­tern oder mit einem ver­zwei­fel­ten Schrei? Darf die Kunst über­haupt schreien? 

Etwa in der Mit­te des Werks schrei­en die Musi­ke­rin­nen und Musi­ker in ihrer jewei­li­gen Mut­ter­spra­che das Wort „Coro­na“ in die Kame­ras. Was hat es damit auf sich?

Die­ser Moment bil­det eine Beson­der­heit Mit­te des Wer­kes. Zuerst rezi­tie­ren die Orches­ter­mu­si­ke­rin­nen und ‑musi­ker in ihrer jewei­li­gen Mut­ter­spra­che aktu­el­le Begrif­fe von Aus­gangs­sper­re, Covid-19, Fall­zah­len bis Atem­mas­ke. In mehr als 20 Spra­chen wird gemur­melt, geflüs­tert, gespro­chen bis es zu die­sem schrei­en­den „Corona“-Ausbruch kommt. Für mich war es eine Form der Befrei­ung, das was sich nicht in Wor­ten aus­drü­cken lässt, in Töne und Klän­ge umzu­wan­deln – somit ent­stand ein künst­le­ri­sches Doku­ment die­ser Zeit, das ich dem Orches­ter kos­ten­frei zur Ver­fü­gung gestellt habe.

Beschrei­ben Sie bit­te, wie es Ihnen gelun­gen ist, 86 Musi­ke­rin­nen und Musi­ker davon zu über­zeu­gen, bei dem Pro­jekt mit­zu­ma­chen und sie zu koordinieren. 

Ich bin sehr dank­bar, dass mei­ne Orches­ter­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen, unser Chef­di­ri­gent Jakub Hrůša und unser Manage­ment die gan­ze Akti­on unter­stützt haben und die­ses groß­ar­ti­ge Pro­jekt nur mit dem Bei­trag aller zu einem so wun­der­ba­ren Hör- und Seh­erleb­nis wer­den konn­te. Mit die­sem Pro­jekt hat das Orches­ter gezeigt, dass es gemein­sam etwas Neu­es erschaf­fen und die­sen furcht­ba­ren Umstän­den durch Zusam­men­halt trot­zen kann. 

War die Umset­zung, auch unter tech­ni­schen Gesichts­punk­ten, schwer? 

Die Umset­zung war extrem schwie­rig – 86 Leu­te haben jeweils ihre Stim­me aus ihren Wohn­zim­mern ein­zeln auf­ge­nom­men und der Ton­meis­ter Georg Ober­may­er hat die digi­ta­len Ein­zel-Datei­en zusam­men­ge­fügt und damit ein außer­ge­wöhn­li­ches Kon­zert­er­leb­nis geschaf­fen. Der Fil­me­ma­cher Micha­el Wen­de hat mei­ne Kom­po­si­ti­on groß­ar­tig in Bil­der umge­setzt. Beson­ders war auch, dass die gan­ze Pro­duk­ti­on in sehr kur­zer Zeit statt­ge­fun­den hat, alle waren mit vol­lem Ein­satz dabei.

Hier fin­den Sie das Video zu “reflec­tions of hope”: