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einrichtungsbezogene Impfpflicht

Knapp 92 Pro­zent der Beschäf­tig­ten min­des­tens grundimmunisiert

Impf­quo­te in baye­ri­schen Pfle­ge­ein­rich­tun­gen wei­ter gestiegen

Die Impf­quo­te der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in baye­ri­schen teil- und voll­sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Hos­pi­zen ist in den ver­gan­ge­nen drei Mona­ten wei­ter gestie­gen. Dar­auf hat Bay­erns Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­nis­ter Klaus Holet­schek am Oster­mon­tag hingewiesen.

„In der Pfle­ge sind aktu­ell 91,9 Pro­zent der Beschäf­tig­ten min­des­tens grund­im­mu­ni­siert“, sag­te der Minis­ter. „Das sind fast sechs Pro­zent mehr als noch zu Beginn des Jah­res. Das ist eine posi­ti­ve Entwicklung!“

Der Minis­ter erläu­ter­te, dass sich fast neun Pro­zent der Beschäf­tig­ten seit Beginn des Jah­res noch ein drit­tes Mal haben imp­fen las­sen. Ins­ge­samt sei­en damit aktu­ell 64,4 Pro­zent der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in der Pfle­ge drei­fach geimpft, 2,3 Pro­zent hät­ten der Beschäf­tig­ten hät­ten bereits ihre zwei­te Auf­fri­schungs­imp­fung erhal­te und 1,6 Pro­zent sei­en zumin­dest erstgeimpft.

„Unse­re Pfle­ge­kräf­te sind sich ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst“

„Bei der Quo­te der Auf­fri­schungs­imp­fun­gen müs­sen wir beden­ken, dass es eine erheb­li­che Anzahl an Aus­bruchs­ge­sche­hen vor allem in voll­sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen gibt. Das heißt, dass auch vie­le Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter eine Infek­ti­on durch­ge­macht haben – und sich womög­lich des­halb noch kei­ne Auf­fri­schungs­imp­fung haben geben las­sen“, ergänz­te Holetschek.

Der Minis­ter unter­strich, bei den Beschäf­tig­ten in der Pfle­ge lie­ge die Impf­quo­te ins­ge­samt deut­lich höher als in der Gesamt­be­völ­ke­rung. Nur noch 6,5 Pro­zent sei­en unge­impft. „Auch das ver­deut­licht: Unse­re Pfle­ge­kräf­te sind sich ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst. Sie schüt­zen nicht nur sich selbst und ihre Ange­hö­ri­gen, son­dern eben auch all die­je­ni­gen, um die sie sich Tag für Tag kümmern.“

Holet­schek bekräf­tig­te, dass vul­nerable Grup­pen dann am bes­ten geschützt sei­en, wenn sich mög­lichst vie­le Men­schen imp­fen las­sen. Des­halb for­de­re er einen neu­en Vor­stoß der Bun­des­re­gie­rung für eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht. Soll­te dies nicht gesche­hen, müs­se auch die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht auf den Prüf­stand. „Denn alles ande­re wäre den­je­ni­gen gegen­über unfair, die seit zwei Jah­ren an vor­ders­ter Front gegen die Pan­de­mie kämpfen.“

Die Zah­len sind das Ergeb­nis der monat­li­chen Impf­sta­tus­ab­fra­ge durch das Lan­des­amt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit (LGL). Teil- und voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sind nach dem Infek­ti­ons­schutz­ge­setz des Bun­des inzwi­schen meldepflichtig.

Prag­ma­ti­sche Umset­zung mit Augenmaß

Ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht in Bayern

Bay­erns Gesund­heits­mi­nis­ter Klaus Holet­schek hat in der Debat­te über die bun­des­wei­te ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht ein prag­ma­ti­sches Umset­zungs-Kon­zept für Bay­ern vor­ge­legt. Die Impf­pflicht wird in einem gestuf­ten Ver­wal­tungs­ver­fah­ren in ähn­li­cher Form wie in Nord­rhein-West­fa­len umgesetzt.

Holet­schek beton­te am Diens­tag in Mün­chen, es sei unab­ding­bar und rich­tig gewe­sen, dass Bay­ern in den ver­gan­ge­nen Wochen auf dem Weg zur ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht den Fin­ger in eini­ge offe­ne Wun­den gelegt habe. Zwar habe das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um mitt­ler­wei­le sei­ne Hand­rei­chung zur ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht mehr­fach über­ar­bei­tet. Aber meh­re­re, dabei auch zen­tra­le Fra­gen blie­ben den­noch offen. Bay­ern fül­le nach Anga­ben des Gesund­heits­mi­nis­ters die­se Lücken nun selbst und voll­zie­he das Gesetz mit Augen­maß. „Wir haben die Kom­mu­nen und die Ver­bän­de im Gesund­heits­we­sen ent­spre­chend infor­miert“, so Holetschek.

Mög­lich­keit einer Impfberatung

Kon­kret wird Bay­ern die Impf­pflicht in einem gestuf­ten Ver­wal­tungs­ver­fah­ren umset­zen, für das sich in ähn­li­cher Form auch Nord­rhein-West­fa­len ent­schie­den hat. Für Bay­ern bedeu­tet dies: Die Ein­rich­tun­gen mel­den ab dem 16. März zunächst die noch unge­impf­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter und sol­che, die kei­nen gül­ti­gen Gene­se­nen­sta­tus oder ein ärzt­li­ches Attest bezüg­lich einer medi­zi­ni­schen Kon­tra­in­di­ka­ti­on vor­ge­legt haben. Das Gesund­heits­amt gibt die­sen Per­so­nen dann die Mög­lich­keit, eine Impf­be­ra­tung wahr­zu­neh­men und die Ent­schei­dung zu überdenken.

Holet­schek erläu­ter­te, das Ziel sei es, noch mög­lichst vie­le unge­impf­te Mit­ar­bei­ten­de in den betrof­fe­nen Berei­chen von einer Imp­fung zu über­zeu­gen. „Hier setzt die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung auch auf den neu­en, pro­te­in­ba­sier­ten Nova­vax-Impf­stoff. Wir haben Rück­mel­dun­gen der Ver­bän­de, dass die­ser Impf­stoff bei Men­schen auf Akzep­tanz sto­ßen kann, die sich mit den bis­lang vor­han­de­nen und erprob­ten Impf­stof­fen nicht imp­fen las­sen möchten.“

Auf das Bera­tungs­an­ge­bot folgt eine förm­li­che Auf­for­de­rung zur Vor­la­ge der gesetz­lich fest­ge­leg­ten Nach­wei­se beim Gesund­heits­amt. Bleibt die­se wei­ter­hin aus, wird ein Buß­geld­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet. In letz­ter Kon­se­quenz – aber nur als Ulti­ma Ratio – kann dann ein Betre­tungs­ver­bot aus­ge­spro­chen werden.

„Hier­bei wer­de im Ein­zel­fall jeweils auch die Ein­rich­tung ange­hört wer­den, um bei der Ent­schei­dung den Aspekt der Ver­sor­gungs­si­cher­heit ange­mes­sen berück­sich­ti­gen zu kön­nen. Denn eine plan­ba­re Ver­sor­gung von Pati­en­ten und Bewoh­nern von Ein­rich­tun­gen müs­se stets gewähr­leis­tet bleiben.

„Wir rech­nen damit, dass auf­grund die­ses gestuf­ten Ver­fah­rens even­tu­el­le Betre­tungs­ver­bo­te erst ab dem Som­mer aus­ge­spro­chen wer­den kön­nen. Klar ist, dass das Ver­fah­ren nur für Bestands­kräf­te grei­fen wird. Für Neu­ein­stel­lun­gen ergibt sich die Pflicht zur Vor­la­ge eines Immu­ni­täts­nach­wei­ses direkt aus dem Gesetz, sodass die­se vor Beginn ihrer Tätig­keit im Gesund­heits­sek­tor ab dem 16. März einen ent­spre­chen­den Nach­weis vor­le­gen müs­sen“, beton­te Holetschek.

Er füg­te hin­zu, beim The­ma eines rechts- und daten­schutz­si­che­ren, ein­heit­li­chen digi­ta­len Mel­de­we­ges wer­de Bay­ern eben­falls selbst eine Lösung ent­wi­ckeln, da der Bund inzwi­schen klar­ge­macht habe, dass er kei­ne Kapa­zi­tä­ten hat, die­se zu gewähr­leis­ten. Bay­ern habe des­halb bereits alles in die Wege gelei­tet, um für sei­ne Gesund­heits­äm­ter und die betrof­fe­nen Ein­rich­tun­gen ein ent­spre­chen­des Ange­bot zu schaf­fen. Die­ses sol­le die Mel­dung ver­ein­fa­chen und das Ver­fah­ren beschleunigen.

Kri­tik an feh­len­dem Fort­schrit­te bei der all­ge­mei­nen Impfpflicht

„Auch beim The­ma der all­ge­mei­nen Impf­pflicht ist der Bund lei­der kei­nen Mil­li­me­ter vor­an­ge­kom­men“, so Holet­schek wei­ter. „Bei einem erneu­ten Gespräch haben die Ver­bän­de im Gesund­heits­we­sen klar­ge­macht, dass dies ein fata­les Signal an die Beschäf­tig­ten ist, das den Ein­rich­tun­gen die Über­zeu­gungs­ar­beit mas­siv erschwert. Der Schutz der vul­ner­ablen Per­so­nen ist nur sicher zu gewähr­leis­ten, wenn die­se selbst und deren Ange­hö­ri­ge sich auch imp­fen las­sen müss­ten. Es war stets klar, dass die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht der all­ge­mei­nen Impf­pflicht nur vor­aus­ge­hen soll­te. Jetzt ist nicht ein­mal mehr klar, ob und wenn ja in wel­cher Form die all­ge­mei­ne Impf­pflicht über­haupt kommt. In Ber­lin blei­ben Plan­lo­sig­keit und Füh­rungs­va­ku­um in Bezug auf die all­ge­mei­ne und die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­plicht ein Armuts­zeug­nis für die Bundesregierung.“

Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Ver­bän­den im baye­ri­schen Gesund­heits­we­sen sowie kom­mu­na­ler Spit­zen­ver­bän­de zeig­ten sich mit dem von Bay­ern gewähl­ten Weg zufrie­den, kri­ti­sier­ten zugleich aber eben­falls deut­lich die feh­len­den Fort­schrit­te bei der all­ge­mei­nen Impfpflicht.

Bar­ba­ra Stamm, Vor­sit­zen­de der Lebens­hil­fe Bay­ern, unter­strich: „Es war und ist gut, dass Bay­ern eine Dis­kus­si­on um die Umset­zung der Impf­pflicht ange­sto­ßen hat. Die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht ist nun, so hof­fen wir, auf einem guten Weg. Die Voll­zugs­hin­wei­se erschei­nen prak­ti­ka­bel und kön­nen den Ein­rich­tun­gen die nöti­ge Pla­nungs­si­cher­heit geben. Wir begrü­ßen sehr, dass es in einem ers­ten Schritt Bera­tungs­an­ge­bo­te für alle unent­schlos­se­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter geben soll. Die Lebens­hil­fe Bay­ern spricht sich aber wei­ter­hin mit Nach­druck dafür aus, dass nach der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht auch rasch eine all­ge­mei­ne fol­gen muss.“

Georg Sigl-Leh­ner, Vor­sit­zen­der der Ver­ei­ni­gung der Pfle­gen­den in Bay­ern, beton­te: „Wir sind erleich­tert, dass die Ein­rich­tun­gen nun Pla­nungs­si­cher­heit haben, und wer­den alle Mög­lich­kei­ten nut­zen, wei­te­re Mit­ar­bei­ter von einer Imp­fung zu über­zeu­gen. Dass die Signa­le aus Ber­lin, eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht jetzt rasch zu ver­ab­schie­den, wei­ter­hin aus­blei­ben, ist fatal und erschwert die­se Bemü­hun­gen mas­siv. Wir brau­chen die­se all­ge­mei­ne Impf­pflicht aber vor allem auch, um uns gegen mög­li­che neue Wel­len im Herbst zu wappnen.“

Tho­mas Kar­ma­sin, 1. Vize­prä­si­dent des Baye­ri­schen Land­kreis­tags, füg­te hier­zu: „Wir hof­fen, dass wir mit dem vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren auch für die Kom­mu­nen eine prak­ti­ka­ble Lösung an der Hand haben. Bezüg­lich unse­rer For­de­rung nach einem mög­lichst zeit­na­hen Inein­an­der­grei­fen von ein­rich­tungs­be­zo­ge­ner und all­ge­mei­ner Impf­pflicht sind wir aber lei­der kei­nen Schritt wei­ter. Damit bleibt der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht eine ent­schei­den­de Geschäfts­grund­la­ge entzogen.“

Leon­hard Stärk, Lan­des­ge­schäfts­füh­rer des Baye­ri­sches Rotes Kreu­zes, sag­te: „Ein­heit­li­che digi­ta­le Mel­de­we­ge sind wich­tig und kön­nen zur Umsetz­bar­keit der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht posi­tiv bei­tra­gen. Das nun beschlos­se­ne Ver­fah­ren gibt uns auch ins­ge­samt mehr Sicher­heit. Es ist drin­gend gebo­ten, die offe­nen Voll­zugs­fra­gen rasch zu klä­ren. Außer­dem ist nun Trans­pa­renz in der Fra­ge not­wen­dig, ob die Bun­des­re­gie­rung zu ihrem Wort steht, einer ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht rasch eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht fol­gen zu lassen.“

Gesund­heits­mi­nis­ter Holet­schek sieht Bund in der Pflicht, Fra­gen zum Voll­zug zu klären 

Ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht noch nicht praxistauglich

Bay­erns Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­nis­ter Klaus Holet­schek hat am Frei­tag bei einer Pres­se­kon­fe­renz in Mün­chen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Bund end­lich die offe­nen Fra­gen zum Voll­zug der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht klä­ren müs­se. In der der­zei­ti­gen Form sei die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht noch nicht pra­xis­taug­lich, es fehl­ten noch klar Vorgaben.

Der Minis­ter beton­te, dass Bay­ern natür­lich zur ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht ste­he, die – immer nur als ers­ter Schritt gedacht – in eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht mün­den müs­se. „Klar ist aber: Im Voll­zug und beson­ders bei der Kon­trol­le, selbst bei der Fra­ge der betrof­fe­nen Ein­rich­tun­gen und Per­so­nen – hier hat der Bund ver­sagt, uns genaue, nach­voll­zieh­ba­re und vor allem ein­fa­che Vor­ga­ben zu machen. In die­ser dif­fu­sen Form ist die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impf­pflicht nicht pra­xis­taug­lich. Schon in der Gesund­heits­mi­nis­ter­kon­fe­renz im Janu­ar waren sich alle Län­der einig, dass es sowohl Umset­zungs­zei­ten als auch kla­re Ant­wor­ten des Bun­des braucht.“

Der Minis­ter ergänz­te, das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt habe einen Eil­an­trag zum vor­läu­fi­gen Aus­set­zen des Voll­zugs der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht abge­lehnt. Es habe aber aus­drück­lich auf ver­fas­sungs­recht­li­che Zwei­fel an der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit des § 20a Infek­ti­ons­schutz­ge­setz (IfSG) hin­ge­wie­sen und klar gesagt, dass § 20a IfSG ver­fas­sungs­recht­li­che Schwach­stel­len auf­weist. „Dies betrifft vor allem die Fra­ge, ab wann jemand gene­sen oder voll­stän­dig geimpft ist und der Impf­pflicht nach § 20a IfSG unter­liegt und ab wann er sei­nen Impf­schutz wie­der ver­liert. Das sind zen­tra­le Fra­gen der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht! Damit bestä­tigt das Gericht, dass es Män­gel bezie­hungs­wei­se Zwei­fels­fra­gen an dem Gesetz gibt. Die Ent­schei­dung zeigt deut­lich, was wir in Bay­ern nun­mehr seit Wochen anmah­nen: Wir müs­sen auf ganz fes­tem Grund ste­hen bei der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht und vor allem auch bei der Umset­zung des Geset­zes. Der Gesetz­ge­ber ist gut bera­ten, die Zwei­fel des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts aus­zu­räu­men und die hand­werk­li­chen Feh­ler zu besei­ti­gen. Und das ist, wie der Minis­ter­prä­si­dent ange­spro­chen hat, nun gemein­sa­me Auf­ga­be aller. Unse­re Auf­ga­be ist es, die Zeit zu nut­zen, offe­ne Fra­gen zu adres­sie­ren, um das Gesetz was­ser­dicht und umset­zungs­stark zu machen. Ich wer­de das am kom­men­den Mon­tag bei der GMK wie­der ansprechen.“

Chris­ti­an Bern­rei­ter, der Prä­si­dent des Baye­ri­schen Land­kreis­tags sag­te, seit zwei Jah­ren arbei­te­ten die Gesund­heits­äm­ter am Limit! Mit der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht kom­me eine wei­te­re mas­si­ve Belas­tung auf sie zu. „Die Ver­fah­ren dürf­ten sich über Wochen bis in den Som­mer hin­zie­hen, zumal es an zusätz­li­chem qua­li­fi­zier­ten Per­so­nal für die not­wen­di­gen Ein­zel­fall­ent­schei­dun­gen fehlt. Gleich­zei­tig lässt der Bund die Gesund­heits­äm­ter mit den Voll­zugs­fra­gen völ­lig allein. Die­se haben die Wahl zwi­schen Pest und Cho­le­ra. Ist es bes­ser, eine unge­impf­te Pfle­ge­kraft arbei­ten zu las­sen oder zu ris­kie­ren, dass hil­fe­be­dürf­ti­ge Men­schen nicht mehr aus­rei­chend ver­sorgt wer­den? Wir haben unse­ren Minis­ter­prä­si­den­ten ein­dring­lich um Hil­fe gebe­ten, damit der unge­re­gel­te Voll­zug die­ses Geset­zes nicht zu Cha­os führt.“ Der Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter müs­se Far­be beken­nen und über Voll­zugs­hin­wei­se schleu­nigst für eine ein­heit­li­che Hand­ha­bung sor­gen. Der allei­ni­ge Ver­weis auf gel­ten­des Recht löse die mas­si­ven Pro­ble­me vor Ort nicht! „Wir erwar­ten von der Bun­des­re­gie­rung umge­hend eine Lösung“, so Bernreiter.

Holet­schek pocht auf kon­kre­te Vor­ga­ben des Bundes

„Im schlimms­ten Fall könn­ten auf die Ämter 100.000 Ein­zel­fall­prü­fun­gen in Bay­ern zukom­men. Natür­lich hof­fen wir, dass sich noch eini­ge über­zeu­gen las­sen oder auf die Impf­an­ge­bo­te mit Nova­vax set­zen. Aber klar ist: Wir brau­chen einen ein­fa­chen und struk­tu­rier­ten Pro­zess, den der Bund ver­bind­lich vor­ge­ben muss und einen digi­ta­len, ein­heit­li­chen Mel­de­weg an die Gesund­heits­äm­ter. Sonst droht den Gesund­heits­äm­tern eine nicht zu bewäl­ti­gen­de Flut unstruk­tu­rier­ter Benach­rich­ti­gun­gen“, so Klaus Holetschek.

Der Minis­ter ergänz­te, wenn zu den nor­ma­len Krank­heits­aus­fäl­len noch Beschäf­ti­gungs­ver­bo­te kämen, droh­ten mas­si­ve Ver­sor­gungs­eng­päs­se. „Der Bund hat aber nicht klar­ge­stellt: Anhand wel­cher Kri­te­ri­en sol­len die Gesund­heits­äm­ter ent­schei­den, ob und wenn ja, wel­ches unge­impf­te Per­so­nal wei­ter­ar­bei­ten darf? Wie sol­len sie bewer­ten, ob die Ver­sor­gung wei­ter­hin sicher­ge­stellt ist? Man muss sich das ganz plas­tisch vor Augen füh­ren: Wenn eine frei­be­ruf­li­che Heb­am­me aus­fällt, wer betreut die Schwan­ge­ren und Gebä­ren­den an ihrer Stel­le? Wie sol­len Gesund­heits­äm­ter beur­tei­len, ob bei der dro­hen­den Schlie­ßung einer Arzt­pra­xis durch ein Beschäf­ti­gungs­ver­bot für unge­impf­te Medi­zi­ni­sche Fach­an­ge­stell­te die Ver­sor­gungs­si­cher­heit vor Ort gefähr­det ist? Und ab wel­chem Grad an Aus­fäl­len sind die Ret­tungs­diens­te in ihrer Ein­satz­fä­hig­keit gefähr­det? All das ist unklar: Daher pochen wir auf ganz kon­kre­te Vor­ga­ben des Bundes.“

Bar­ba­ra Stamm, Vor­sit­zen­de des Lan­des­ver­bands Bay­ern der Lebens­hil­fe für Men­schen mit geis­ti­ger Behin­de­rung, beton­te: „Es sind noch viel zu vie­le Fra­gen unge­klärt. Das schafft gro­ße Unru­he in den Lebens­hil­fe-Ein­rich­tun­gen vor Ort und ver­un­si­chert die Mit­ar­bei­ten­den eben­so wie die Lei­tungs­ebe­ne enorm. Klar ist: Imp­fen ist der ent­schei­den­de Weg aus der Pan­de­mie. Des­we­gen muss, wie schon von Beginn an von der Lebens­hil­fe gefor­dert, auf eine ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne auch rasch eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht folgen.“

„Neben ernst­zu­neh­men­den juris­ti­schen Beden­ken stel­len wir auch die Wir­kungs­kraft einer ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht – jeden­falls für Ein­rich­tun­gen des Baye­ri­schen Roten Kreu­zes – in Fra­ge, wenn nicht eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht dar­auf­folgt“, äußer­te sich Leon­hard Stärk, Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Baye­ri­sches Rotes Kreuz (BRK). „Wir haben in unse­ren Ein­rich­tun­gen der Pfle­ge eine Impf­quo­te von knapp unter 90 Pro­zent. Im Ret­tungs­dienst wie­der­um eine Impf­quo­te von über 95 Pro­zent. Selbst dann, wenn wir eine Impf­quo­te von bei­spiels­wei­se 100 Pro­zent beim Per­so­nal in den Ein­rich­tun­gen errei­chen wür­den, behan­deln die­sel­ben Mit­ar­bei­ten­den wie­der­um Bewoh­ner und Pati­en­ten, die in nicht uner­heb­li­cher Anzahl noch unge­impft sind. Wir wol­len den Schutz aller Betei­lig­ten erhö­hen. Pfle­ge­hei­me sind kei­ne in sich geschlos­se­nen Ein­rich­tun­gen – viel­mehr ver­keh­ren in ihnen vie­le Men­schen und das ist auch gut so, denn unse­re Ein­rich­tun­gen sind kein Orte der Vereinsamung.“

Georg Sigl-Leh­ner, der Prä­si­dent der Ver­ei­ni­gung der Pfle­gen­den in Bay­ern, ergänz­te: „Schon im Novem­ber haben wir ein­dring­lich eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht gefor­dert. Es wäre jetzt aber deut­lich bes­ser, die prak­ti­schen Pro­ble­me der Umset­zung in den Fokus zu neh­men und dafür Lösun­gen zu prä­sen­tie­ren, als eine par­tei­po­li­tisch gepräg­te Debat­te zu füh­ren. Einem Gesetz mit so ein­schnei­den­den arbeits­recht­li­chen Kon­se­quen­zen müss­ten vor Inkraft­tre­ten ein­deu­ti­ge Voll­zugs­re­ge­lun­gen des Gesetz­ge­bers fol­gen. Ich sehe selbst­ver­ständ­lich die Gesund­heits­be­ru­fe durch­aus in einer mora­li­schen Ver­pflich­tung, sich imp­fen zu las­sen. Wir gehen aber davon aus, dass allein eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht den viel­fach beschwo­re­nen Schutz der vul­ner­ablen Grup­pen effi­zi­ent gewähr­leis­ten könn­te, ohne die Ver­sor­gung in den Ein­rich­tun­gen und ambu­lan­ten Diens­ten zu gefährden.“