Lisa Badum, Forchheimer Bundestagsabgeordnete der Grünen, hat sich zur Hochwasserlage in Zentral- und Osteuropa geäußert. Auch nahm sie die Gegner der Energiewende
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Hochwasserlage
Lisa Badum: Die Macht der fossilen Lobby brechen
Lisa Badum, Forchheimer Bundestagsabgeordnete der Grünen, hat sich zur Hochwasserlage in Zentral- und Osteuropa geäußert. Auch nahm sie die Gegner der Energiewende ins Visier.
Eine Mitteilung von Lisa Badum zitiert die Bundestagsabgeordnete mit den Worten: „Mal wieder Hochwasser. Mal wieder werden einige danach zum Tagesgeschäft zurückkehren wollen. Die Parteitaktik von Söder und Co. bleibt weiterhin, Grüne zum Hauptgegner zu erklären und so zu tun, als seien Klimaschutz und Hochwasserschutz die größten Gefahren unserer Zeit. Das Gegenteil ist der Fall. Kein Klimaschutz ist die größte Gefahr. Klimaschutz ist Menschenschutz.“
Österreich, Polen, Tschechien und Rumänien müssen derzeit große Zerstörungen durch Fluten und Wassermassen ertragen. „Überflutete Dörfer, zerstörte Infrastruktur und Tote“, so Badum weiter, „all das sind die dramatischen Konsequenzen von Extremwetterereignissen, welche durch die menschengemachte Veränderung des Klimas immer häufiger auftreten.“
Jetzt sei es an der Zeit für mutige politische Entscheidungen für ein nachhaltiges, klimaresilientes Europa. Stattdessen boome das fossile Gasgeschäft weltweit und vielerorts entsteht neue fossile Infrastruktur für den Handel von Fracking-Gas. Und mit Friedrich Merz hat sich nun ein Gegner der Energiewende zum Kanzlerkandidaten der Union gekürt.
„Leider arbeitet die schmutzige fossile Lobby gezielt gegen die Energiewende an, um auf Kosten unserer Zukunft Milliardengewinne zu scheffeln“, sagt Lisa Badum abschließend. „Darum müssen wir die Macht der fossilen Lobby jetzt endlich brechen.“
Energiewende
In einigen Jahren: Bamberg und Zapfendorf bauen Windkraft aus
Bamberg und Zapfendorf haben einem Projektentwickler Grundstücke für den Bau von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt. Bis der Bau beginnen kann, wird es aber noch einige Jahre dauern.
Interkommunale Zusammenarbeit bei der Energiewende: Die Bürgerspitalstiftung Bamberg und der Markt Zapfendorf stellen Grundstücke für Windenergieanlagen zur Verfügung, wie das Rathaus mitteilte. Die entsprechenden Verträge mit dem Unternehmen „Umweltgerechte Kraftanlagen“ (UKA) aus Straubing haben nun Oberbürgermeister Andreas Starke, Zapfendorfs Bürgermeister Michael Senger und Georg Konrad von UKA geschlossen. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energie vor Ort“, sagte Starke bei der Unterzeichnung im Bamberger Rathaus. „Mit der Bereitstellung von Flächen für Windkraft verleiht die durch die Stadt Bamberg treuhänderisch verwaltete Bürgerspitalstiftung der Energiewende spürbaren Aufwind.“
Auf den Forst- und Landwirtschaftsflächen der Bürgerspitalstiftung im Landkreis Bamberg liegen große Teile der Wind-Vorranggebiete Nr. 123 Sassendorf-West und Nr. 460 Unteroberndorf-Ost. Der Regionale Planungsverband Oberfranken-West räumt der Windenergie auf diesen Gebieten Priorität vor anderen Nutzungen ein. Mit der Unterschrift von Andreas Starke werden die Flächen nun der Firma UKA vertraglich zur Nutzung überlassen, um Windenergieanlagen einschließlich der erforderlichen Infrastruktur zu bauen und zu betreiben.
Bis zu sieben Windräder – in ein paar Jahren
Unterstützung bringt die Entscheidung der Bürgerspitalstiftung Bamberg auch für die Gemeinde Zapfendorf. Diese nimmt zur Entwicklung der gemeindlichen Flächen im Vorranggebiet denselben Projektentwickler.
„Der Markt Zapfendorf will gemeinsam mit der Bürgerspitalstiftung der Stadt Bamberg seinen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagte Michael Senger. „Wir freuen uns auf gute und konstruktive Zusammenarbeit beim Ausbau erneuerbarer Energie in der Region Bamberg“, so seinerseits Georg Konrad bei der Vertragsunterzeichnung.
Der Abschluss der Nutzungsverträge ist der erste Schritt auf dem Weg zur Windkraft im Vorranggebiet. Jetzt kann die Projektfirma die erforderlichen Genehmigungen für die Windkraftanlagen beantragen. „Wichtig ist dem Markt Zapfendorf, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren und direkt zu beteiligen“, sagte Michael Senger über das weitere Vorgehen. „Eine Erweiterung des Vorranggebietes in Richtung der Ortschaften ist aber nicht angedacht.“
In den beiden Wind-Vorranggebieten könnten bis zu sieben Windräder entstehen. Bis zur Umsetzung und zum Start des Baus der Windenergieanlagen wird es allerdings noch einige Jahre dauern.
Klima- und Energieagentur
Energiewende: Solarflächenkataster Bamberg
Seit Anfang letzten Jahres unterhält das Klima- und Umweltamt der Stadt Bamberg online ein Solarflächenkataster. Anhand einer interaktiven Stadtkarte kann man sich anzeigen lassen, wie wirtschaftlich und energetisch sinnvoll Photovoltaik und Solarthermie auf dem eigenen Dach sein könnte.
Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens hat die Staatengemeinschaft 2015 Klimaschutzziele beschlossen, mit denen die globale Erwärmung auf unter 2 Grad gehalten werden soll. Seither haben in diesem Sinne Länder der EU und ihre Kommunen – bekanntermaßen mal mehr, mal weniger erfolgreich – entsprechende Beschlüsse gefasst, um einen eigenen Beitrag zu diesem Klimaschutzabkommen zu leisten.
In der Stadt Bamberg und dem Landkreis wurde bereits 2008 eine Klimaallianz gegründet, die daran arbeitet, dass die beiden Kommunen bis zum Jahr 2035 sämtliche der lokal verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energieträgern gewinnen. Ein Weg dorthin kann der Ausbau von Photovoltaikanlagen sein. Um diesen voranzutreiben, hat das Klima- und Umweltamt Bambergs zusammen mit dem Landkreis Bamberg ein Solarkataster eingerichtet.
Unter www.solarkataster-bamberg.de kann man das interaktive Online-Werkzeug finden. Hat man seinen Wohnort in der Stadt oder im Landkreis angeklickt, gelangt man auf eine sehr detaillierte Darstellung der Straßen und vor allem Gebäude von beispielsweise Bamberg. Ähnlich wie auf Kartenanzeigen von Online-Suchmaschinen kann man dann seinen exakten Wohnort, also sein Wohngebäude, suchen und wiederum anklicken. „Auch soll das Solarkataster Menschen in den Stand versetzen“, sagt Thomas Klostermann, Sachgebietsleiter „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ im Klima- und Umweltamt, „das energetische und wirtschaftliche Potenzial ihrer Dachfläche realistisch einschätzen zu können.“
Von den Dächern, die in Bamberg dafür geeignet sind, sind laut Energieatlas Bayern etwa 45 Prozent Dächer von Wohngebäuden, sieben Prozent öffentlich, und etwa 30 Prozent wirtschaftlich genutzte Gebäude. „Hinzu kommen Solarflächen, die über Parkplätzen aufgestellt werden könnten – um diese Möglichkeiten wollen wir das Kataster noch erweitern.“
Zusätzlich kann man im Solarflächenkataster einen Filter aktivieren, der Auskunft gibt, ob das betreffende Gebäude unter Denkmalschutz steht. Ein Faktor, der bei der Energiewende in der so gut wie vollständig denkmalgeschützten Altstadt Bambergs allerdings schnell zum Problem werden kann.
Wir haben mit Thomas Klostermann über das Kataster und seine Hintergründe gesprochen.
Herr Klostermann, welche langfristigen Auswirkungen könnte der Klimawandel auf Bamberg haben?
Thomas Klostermann: Durch den menschengemachten Klimawandel besteht auch für Bamberg konkret die Gefahr, dass sich die Durchschnittstemperaturen um mehrere Grad erhöhen. Durch die steigenden Temperaturen bestehen gesundheitliche Risiken, gerade für vulnerable Gruppen wie ältere oder ganz junge Menschen, und sie verändern unsere Natur und damit unsere Lebensgrundlage in hohem Maße. Darüber hinaus kosten die Anpassungsmaßnahmen, die an den Klimawandel geleistet werden müssten, viel Geld. Das betrifft zum Beispiel den Forstumbau: Bäume, die nicht besonders klimaresilient gegenüber heißen Temperaturen sind, müssen ersetzt werden. Ähnliches gilt für Begrünungen in der Stadt.
Stadt und Landkreis haben es sich in einer Klimaallianz zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 100 Prozent der lokal verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energieträgern aus der Region zu beziehen. Wie weit ist die Stadt mit diesem Vorhaben?
Thomas Klostermann: Ich sage es einmal so: Wir haben es geschafft, dass wir auf einem guten Weg sind, dieses Ziel zu erreichen, aber wir haben noch viel zu tun. Gerade beim PV-Ausbau auf Dachflächen besteht noch enormes Potenzial. Insgesamt sind etwa 300.000 Megawattstunden möglich. Derzeit nutzen wir einen Anteil von 4,5 Prozent der Dachflächen für PV. Das sind etwa 13.000 Megawattstunden.
Woran liegt der Rückstand?
Thomas Klostermann: Wir haben in Bamberg zum Beispiel die Herausforderung, dass wir einen sehr großen denkmalgeschützten Bereich haben, der Einschränkungen mit sich bringt beim Ausbau von PV auf Dachflächen. Dadurch ist nicht alles an Potenzial ausschöpfbar. Etwa 30 Prozent der für PV-Anlagen nutzbaren Dachfläche liegen in denkmalgeschützten Bereichen und bedürfen einer besonderen Genehmigung.
30 Prozent? Wenn man im Solarkataster den entsprechenden Filter aktiviert, liegt fast über der ganzen Altstadt ein rötlicher Denkmalschutz-Schleier.
Thomas Klostermann: Es ist tatsächlich nicht in jedem Fall möglich, PV-Anlagen auf Dächern anzubringen. Es ist aber auch nicht automatisch ausgeschlossen, dass ausgebaut werden könnte. Die rote Färbung hat den Hintergrund, den Leuten keine falschen Hoffnungen zu machen. Wir haben diesen Filter eingebaut, damit man sich frühzeitig bei den zuständigen Behörden, also beim Bauordnungsamt, informieren kann, ob ein Ausbau aus Denkmalschutzsicht realistisch ist.
Welchen Anteil an der lokal erzeugten erneuerbaren Energie könnte Solarenergie liefern?
Thomas Klostermann: Den gesamten Strombedarf der Stadt könnten wir damit natürlich nicht decken. Aber das Ziel ist, zusammen mit dem Landkreis, das Potential von Solarenergie auf Dächern, Balkonen, Parkplätzen und Freiflächen weitgehend auszuschöpfen. Da sprechen wir von etwa 30 bis 40 Prozent bilanziell, wenn man Stadt und Landkreis zusammennimmt.
Ist das bis 2035 noch schaffbar?
Thomas Klostermann: Ich bin zuversichtlich, dass wir das erreichen können, aber dafür sind erhebliche Anstrengungen nötig, zum Beispiel mehr Ressourcen in den Ausbau von PV-Anlagen zu stecken. Auch müssen wir mehr darüber nachdenken, wie wir die Menschen besser darin unterstützen können, sich eine eigene PV-Anlage auf dem Dach zu installieren.
Im April hat die Regierung von Oberfranken den Haushalt der Stadt Bamberg für das Jahr 2024 bewilligt mit dem Zusatz, dass die Haushaltslage sehr angespannt sei. Ist genug Geld da für den PV-Ausbau?
Thomas Klostermann: Im aktuellen Haushalt sind etwa 750.000 Euro für PV-Anlagen auf öffentlichen Dachflächen eingeplant worden. Es ist also ein Thema, das den Stadtrat umtreibt. Ob diese Summe ausreicht, hängt davon ab, wie die nächsten Jahre aussehen. Es ist aber ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Reicht das Geld, um auch den privaten Ausbau mit PV-Anlagen zu fördern?
Thomas Klostermann: Aktuell gibt es seitens der Stadt keine finanzielle Förderung für privaten PV-Ausbau. Den Ausbau von erneuerbaren Energien auf dem Dach zu fördern, ist eigentlich auch nicht wirklich nötig, denn die Anlagen sind in den meisten Fällen wirtschaftlich und rentieren sich durch Einsparungen schnell. Ich halte es eigentlich sogar für wichtiger, dass es im Vorfeld ein gutes Beratungsangebot gibt. Außerdem kann das Solarflächenkataster Aufschluss darüber bieten, wie viel Kosten und CO2 man einspart – je nachdem, wie viele Module auf dem Dach man installiert und wie das Strom-Verbrauchsverhalten ist.
Wie kann man die Leute besser erreichen: Über die finanzielle oder die Umweltschutz-Seite eines PV-Ausbaus?
Thomas Klostermann: Ich möchte die Leute natürlich lieber über die Umweltschutz-Seite erreichen und den Aspekt stark machen, dass es um unsere anteilige Verantwortung an den Klimaschutzzielen geht. Letztlich muss der Klimaschutz aber Hand in Hand laufen mit dem wirtschaftlichen Nutzen. Auch so kann man viele Menschen erreichen.
Wie weit ist das Thema zur Bevölkerung vorgedrungen?
Thomas Klostermann: Wir haben das Kataster erst letztes Jahr dem Stadtrat vorgestellt und wollen es bei den Menschen, die es noch nicht kennen, öffentlich noch bekannter machen. Die Nutzerzahlen sind aber schon recht hoch.
BUND Naturschutz Bamberg
Vorträge zur Energiewende: Energiesparen und Ausbau Erneuerbarer
Zu Klimaschutz und Energiewende veranstaltete der BUND Naturschutz (BN) Bamberg mit der VHS Bamberg-Land in den vergangenen Wochen eine Vortragsreihe in der KUFA. Die grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Badum, Michael Remy, Energiereferent des BN, Michael Fiedeldey, Geschäftsführer Stadtwerke Bamberg, und Buttenheims Bürgermeister Michael Karmann gaben Auskunft zur Thematik.
Lisa Badum erinnerte in ihrem Vortrag an die schwierige Situation, die sich der Bundesregierung bei Amtsantritt stellte. Zum jahrelangen Rückstand bei der Energiewende und der sich zuspitzenden Klimakrise kam noch die Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg hinzu. Zum Ausbau erneuerbarer Energien für die Energiewende habe die Bundesregierung, so Badum weiter, aber bereits gute Rahmenbedingungen geschaffen. „Erneuerbare stehen jetzt im überragenden öffentlichen Interesse. Windkraft und Photovoltaik werden mehr Fläche eingeräumt, die Bedingungen für Photovoltaik-Dachanlagen wurden verbessert, Planungsverfahren beschleunigt und Beteiligungsmöglichkeiten für Kommunen und Bürger gestärkt“, sagte Badum in der KUFA.
Erich Spranger vom BN Bamberg, der durch die Veranstaltungen führte, hob indes das Tempo auf Bundesebene im Strombereich hervor, mahnte aber zugleich eine dringend notwendige Verkehrswende an.
Energiewende im Landkreis
„100 Prozent Erneuerbare für Bayern sind möglich, aber anspruchsvoll“, machte Michael Remy in seinem Vortrag deutlich. Notwendig hierfür seien eine deutliche Energieeinsparung und ein starker Zubau von Photovoltaik, Windkraft und Energiespeichern. Auch die Stromverteilnetze müssten dringend ausgebaut werden. Durch die zunehmende Verwendung von Strom im Wärme- und Verkehrsbereich werde dieser eine Schlüsselrolle in der Energiewende einnehmen. So begrüßte es Remy, dass in Bayern 1,8 Prozent der Landesfläche als Windvorranggebiete ausgewiesen werden.
Michael Fiedeldey ging in seinem Vortrag auf das Lagarde-Projekt und sein Mobilitäts- und Energiekonzept ein. Durch Geothermie, Abwasserwärmenutzung und Photovoltaik werde eine Energieeigenversorgung von mehr als 70 Prozent erreicht. Dieses Konzept möchten die Stadtwerke als Vorlage für andere Quartiere sowohl in der Sanierung als auch beim Neubau nutzen. Auch bei der Stromerzeugung haben die Stadtwerke einiges vor: Im Landkreis ist beispielsweise geplant, mehrere Photovoltaik-Anlagen und Windparks zu bauen.
Die Aktivitäten der Gemeinde Buttenheim stellte Michael Karmann vor. Dazu zählen die Förderung der E‑Mobilität, der Ausbaus von Radwegen, die Verwendung von LED-Beleuchtung in der Gemeinde und Photovoltaik-Projekte. Für ein neues Baugebiet sei die Wärmeversorgung durch Erdsonden vorgesehen und auf den Höhen des Juras plane man nördlich von Tiefenhöchstadt ebenfalls Windräder zu bauen.