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ETA Hoffmann Theater - Page 4

Pre­mie­re bei erst­mals wie­der 50 Pro­zent Auslastung

Gott ist nicht schüchtern

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag fei­er­te Olga Grjas­no­was „Gott ist nicht schüch­tern“ Pre­mie­re im Bam­ber­ger ETA Hoff­mann Thea­ter. Eine beson­de­re Pre­mie­re, bei der erst­mals seit lan­gem wie­der 50 Pro­zent Aus­las­tung gestat­tet und das Thea­ter ange­sichts die­ser Vor­ga­be aus­ver­kauft war.

Die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er erleb­ten bei der Pre­mie­re von „Gott ist nicht schüch­tern“ einen Thea­ter­abend, der auf beein­dru­cken­de Wei­se das Schick­sal jun­ger Men­schen im Ara­bi­schen Früh­ling mit den Mit­teln des Thea­ters erfahr­bar macht. Anhand der Bio­gra­fien ihrer Haupt­fi­gu­ren zeigt die Autorin, wie aus den Demons­tra­tio­nen, die zu Beginn noch von gro­ßen Hoff­nun­gen geprägt waren, ein Krieg entstand.

Ent­lang der Ereig­nis­se des sich ent­wi­ckeln­den Bür­ger­krie­ges ver­wan­deln sich die opti­mis­ti­schen Lebens­läu­fe der Figu­ren Hamm­ou­di, Amal und ihres Freunds Yous­sef zu Flucht­bio­gra­fien. Alle drei flie­hen über das Meer und erle­ben das Grau­en über­füll­ter Boo­te, ertrin­ken­der Men­schen und der Insel Mori­as. In Ber­lin, wäh­rend ihrer Asyl­ver­fah­ren, tref­fen sie zufäl­lig aufeinander.

Die Pre­mie­re von „Gott ist nicht schüch­tern“ woll­te sich auch der baye­ri­sche Staats­mi­nis­ter für Wis­sen­schaft und Kunst Bernd Sibler nicht ent­ge­hen las­sen. Die Vor­stel­lung gehör­te zu den ers­ten, die nach der Ände­rung des baye­ri­schen Infek­ti­ons­schutz­maß­nah­men­ge­set­zes wie­der vor 50% der maxi­ma­len Aus­las­tung statt­fin­den konnten.

Auch Ulri­ke Sie­ben­haar, Refe­ren­tin für Kul­tur und Welt­erbe der Stadt Bam­berg, zeig­te sich von dem Abend bewegt: „Die­se Insze­nie­rung hat eine Kraft und eine Wucht, die berührt und die herz­zer­rei­ßen­den Geschich­ten hin­ter der Flucht spür­bar macht.“

Nach der Pre­mie­re kamen Sibler, Sie­ben­haar sowie die baye­ri­sche Staats­mi­nis­te­rin für Euro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten und Inter­na­tio­na­les, Mela­nie Huml, gemein­sam mit Inten­dan­tin Sibyl­le Broll-Pape im Foy­er zusam­men, um auf das gro­ße baye­ri­sche Thea­ter­high­light des Jah­res auf­merk­sam zu machen: Vom 13. bis 28. Mai fin­den die 38. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge in Bam­berg statt. Gemein­sam wün­schen die Betei­lig­ten, dass dann noch mehr Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er wie­der in die Thea­ter wer­den strö­men dürfen.

Bis zu 50 Pro­zent Auslastung

Locke­run­gen für die Kultur

Posi­ti­ve Nach­rich­ten für Thea­ter und Kinos: Ab heu­te dür­fen Kul­tur­ein­rich­tun­gen in Bay­ern wie­der mehr Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er ein­las­sen als bis­her. Wir haben in der Bam­ber­ger Sze­ne nach­ge­fragt, wie die Locke­run­gen dort ankommen.

An kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen in Innen­räu­men kön­nen ab heu­te wie­der mehr Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er teil­neh­men als bis­her. Dafür hat sich das Baye­ri­sche Kabi­nett am Diens­tag, 25.1., ent­schie­den. Das heißt: Kinos, Thea­ter oder Kon­zert­hal­len kön­nen ihre Publi­kums­räu­me wie­der bis zu 50 Pro­zent aus­las­ten, wei­ter­hin unter Ein­hal­tung der 2G plus Regel. Bis­her erlaub­ten die Beschlüs­se aus Mün­chen nur 25 Prozent.

Kunst­mi­nis­ter Bernd Sibler und Digi­tal­mi­nis­te­rin Judith Ger­lach, zustän­dig für Kinos in Bay­ern, sehen die vom Baye­ri­schen Kabi­nett beschlos­se­ne Anhe­bung der Aus­las­tungs­gren­ze für den Kul­tur­be­reich auf 50 Pro­zent und die Mög­lich­keit, das Publi­kum mit redu­zier­tem Abstand etwa nach dem Schach­brett­mus­ter zu plat­zie­ren, als „einen wich­ti­gen Schritt, der in die rich­ti­ge Rich­tung weist.“

„Wir kön­nen Kunst und Kul­tur“, sag­te Bernd Sibler, „im wört­li­chen wie im über­tra­ge­nen Sinn wie­der mehr Raum geben. Die neue Aus­las­tungs­ka­pa­zi­tät ermög­licht mehr Publi­kum und damit auch mehr Per­spek­ti­ve für unse­re Kunst- und Kul­tur­ein­rich­tun­gen in Bay­ern, ins­be­son­de­re für die klei­ne­ren Büh­nen. Künst­le­rin­nen und Künst­ler brau­chen die Büh­ne. Mit den neu­en Rege­lun­gen sor­gen wir für mehr Auf­tritts­mög­lich­kei­ten und für ein grö­ße­res kul­tu­rel­les Ange­bot. Ich freue mich dar­auf, dass ein kul­tu­rel­les Erleb­nis mit mehr Men­schen im Saal mög­lich ist.“

Wir haben bei Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Bam­ber­ger Ver­an­stal­tungs-Kul­tur nach­ge­fragt, was sie von den Locke­run­gen hal­ten. Die Reak­tio­nen dar­auf fal­len gemischt aus.

Reak­tio­nen von ETA und Wildwuchstheater

Sibyl­le Broll-Pape, Inten­dan­tin der ETA Hoff­man Thea­ters, freut sich über die Locke­run­gen. „End­lich kön­nen wir der gro­ßen Nach­fra­ge für unse­re Ver­an­stal­tun­gen bes­ser nach­kom­men. Die 2G plus Rege­lung, FFP2-Mas­ken­pflicht und Abstän­de bie­ten gleich­zei­tig unse­rem Publi­kum den größt­mög­li­chen Schutz. Des­we­gen hal­te ich die 50 Pro­zent-Regel für einen guten Kom­pro­miss in die­ser wei­ter­hin her­aus­for­dern­den Zeit.“

Fre­de­ric Hei­sig vom Wild­wuchs­thea­ter sieht die Locke­run­gen hin­ge­gen nicht ganz so posi­tiv. Er befürch­tet sogar, dass grund­le­gen­de Schä­den ent­stan­den sind, die sich auch durch höhe­re Aus­las­tung nicht so schnell behe­ben lassen.

„Aus viro­lo­gisch-epi­de­mio­lo­gi­scher Sicht kann ich die Locke­rung nicht beur­tei­len, aber für das Thea­ter sind sie erst­mal eine Ver­bes­se­rung. Auch wenn die Finan­zie­rung von Insze­nie­run­gen auch bei 50 Pro­zent schwer ist. Grund­le­gend muss ich aller­dings sagen, dass es mir ein biss­chen komisch vor­kommt, wenn man im Thea­ter sitzt, Abstand hält und Mas­ke trägt, nur um dann auf dem Heim­weg oder so viel­leicht an einem Restau­rant vor­bei­zu­kom­men und zu sehen, was dort mög­lich ist. Voll­be­le­gung und kei­ne Mas­ken. Da passt für mich nicht zusam­men, da fin­det eine Wer­tung statt, bei der Kul­tur ganz klar den Kür­ze­ren zieht. Das kann ich nicht verstehen.

Ich habe ohne­hin mehr und mehr das Gefühl, dass die Kul­tur zwar schon robus­ter ist als vie­le am Anfang der Pan­de­mie gedacht haben. Aber so lang­sam, nach über zwei Jah­ren, beob­ach­te ich, dass die Pra­xis, Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wahr­zu­neh­men, ange­schla­gen ist. Selbst im Som­mer, als noch mehr ging, und man dach­te, die Leu­te rei­ßen einem die Kar­ten aus der Hand, egal für was, war vie­les nicht aus­ver­kauft. Viel­leicht wird die Bran­che gera­de nach­hal­tig beschä­digt, indem sie mehr beschränkt wird als ande­re Bereiche.“

Die Mei­nung von Licht­spiel und Symphonikern

Ger­rit Zach­rich vom Licht­spiel­ki­no ist froh über die Ent­schei­dung, bemän­gelt aber sei­ner­seits die Ungleich­be­hand­lung von Kul­tur und Gastronomie.

„Die Mög­lich­keit, 50 Pro­zent Aus­las­tung zu haben, ist ein ers­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Damit kann man ein biss­chen bes­ser und kos­ten­de­cken­der arbei­ten. Gera­de für die Kurz­film­ta­ge ist uns das sehr wich­tig und wir freu­en uns. Aber eigent­lich hat­ten wir gehofft, dass die Locke­run­gen noch einen Schritt wei­ter gehen. Wir hat­ten gehofft, dass die­se him­mel­schrei­en­de Unge­rech­tig­keit zwi­schen 2Gplus in der Kul­tur und 2G in der Gas­tro­no­mie been­det wird und es auch für uns mit 2G geht. Bei 2Gplus ist es schwer, die Leu­te dazu zu bewe­gen, spon­tan ins Kino zu gehen. Das ist ein Ungleich­ge­wicht, das uns nie­mand, auch nicht die Staats­kanz­lei erklä­ren kann.“

Die Reak­ti­on der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern auf die Locke­run­gen geht wie­der­um in die glei­che Rich­tung wie beim ETA Hoff­mann Thea­ter. Inten­dant Mar­cus Rudolf Axt sag­te auf Webecho-Anfrage:

„Wir sind sehr glück­lich über die­sen Schritt der Staats­re­gie­rung. Er beweist gera­de in die­sen Wochen, dass Thea­ter und Kon­zert­häu­ser auch bei einer etwas höhe­ren Aus­las­tung sicher sind. Ein gutes Signal für unser treu­es Publi­kum, das uns und vie­le ande­re Kul­tur­ver­an­stal­ter in den letz­ten Mona­ten sehr unter­stützt hat.“

Pre­mie­re am ETA Hoff­mann Theater

Gott ist nicht schüchtern

Das ETA Hoff­mann Thea­ter insze­niert Olga Grjas­no­was Roman “Gott ist nicht schüch­tern”. Mit gro­ßer Aktua­li­tät zeich­net das Stück Bio­gra­fien syri­scher Geflüch­te­ter nach.

In Olga Grjas­no­was Roman „Gott ist nicht schüch­tern“ geht es um den soge­nann­ten Ara­bi­schen
Früh­ling, der 2011 auch in Syri­en vor allem die jun­ge Mit­tel- und Ober­schicht auf die Stra­ße brach­te. Die Autorin hat zahl­rei­che Inter­views mit Geflüch­te­ten geführt und in der Tür­kei, im Liba­non und in Grie­chen­land recher­chiert. Anhand der Bio­gra­fien ihrer Haupt­fi­gu­ren zeigt sie, wie aus den Demons­tra­tio­nen, die zu Beginn noch von gro­ßen Hoff­nun­gen geprägt waren, ein Krieg entstand.

In „Gott ist nicht schüch­tern“ lebt der jun­ge Chir­urg Hamm­ou­di in Paris und ver­bringt dort die glück­lichs­ten Jah­re sei­nes Lebens. Eines Tages muss er aber sei­nen Pass ver­län­gern las­sen und des­we­gen nach Syri­en in sei­ne Hei­mat­stadt Deir az-Zour rei­sen. Es ist der Früh­ling 2011 und auf den Stra­ßen pro­tes­tiert die Bevöl­ke­rung fried­lich für ein demo­kra­ti­sches Leben und gegen die Will­kür­herr­schaft von Prä­si­dent Baschar al-Assad. Hamm­ou­dis Pass­ver­län­ge­rung fällt aller­dings büro­kra­ti­scher Schi­ka­ne zum Opfer und er darf nicht mehr ausreisen.

Amal ist eine Toch­ter der syri­schen Ober­schicht, die sich in Damas­kus an den Demons­tra­tio­nen betei­ligt, um eine freie­re Zukunft zu ermög­li­chen. Doch das Regime beschat­tet sie, nimmt sie fest und ver­hört sie.

Ent­lang der Ereig­nis­se des sich ent­wi­ckeln­den Bür­ger­krie­ges ver­wan­deln sich die opti­mis­ti­schen Lebens­läu­fe Hamm­ou­dis, Amals und ihres Freunds Yous­sef zu Flucht­bio­gra­fien. Alle drei flie­hen über das Meer und erle­ben das Grau­en über­füll­ter Boo­te, ertrin­ken­der Men­schen und der Insel Morias.

In Ber­lin, wäh­rend ihrer Asyl­ver­fah­ren, tref­fen sie zufäl­lig auf­ein­an­der. Amal hasst es, sich nicht auf Deutsch ver­ständ­lich machen zu kön­nen und dass in den Behör­den nie­mand außer den Secu­ri­ty-Män­nern in der Lage ist, auch nur das pri­mi­tivs­te Eng­lisch zu spre­chen. Sie hasst es, als Mus­li­min und Schma­rot­ze­rin ange­se­hen zu wer­den, und sie hasst sich selbst.

Aktua­li­tät und Bamberg-Bezug

Für ihre ers­te Regie­ar­beit der aktu­el­len Spiel­zeit hat ETA-Inten­dan­tin Sibyl­le Broll-Pape zusam­men mit Dra­ma­tur­gie Petra Schil­ler eine Büh­nen­fas­sung des Romans erstellt, die sie nun außer­dem insze­niert. Maß­geb­lich für die Ent­schei­dung für die­ses Pro­jekt war vor allem die Aktua­li­tät der lite­ra­ri­schen Vor­la­ge und die Mög­lich­keit, sie auch auf Bam­berg zu beziehen.

„Seit Jah­ren“, sagt Sibyl­le Broll-Pape, „wird auf dem Gebiet Syri­ens ein Stell­ver­tre­ter­krieg geführt und die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft ringt schon genau­so lan­ge um eine poli­ti­sche Lösung des Kon­flikts. Assad hat bis 2020 über 100.000 Men­schen fest­neh­men las­sen. Vie­le davon sind nicht wie­der auf­ge­taucht. Der Fol­ter­tod von Zehn­tau­sen­den ist bewie­sen. Unzäh­li­ge Zivilist*innen sind gestor­ben bei Gift­gas­an­grif­fen, bei Atta­cken auf Wohn­vier­teln und geziel­ten Angrif­fen auf Spi­tä­ler und 12 bis 14 Mil­lio­nen Men­schen wur­den zu Flücht­lin­gen gemacht.“

Tau­sen­de der fast 800.000 Syre­rin­nen und Syrer, die den lebens­ge­fähr­li­chen Flucht­weg über das Mit­tel­meer oder über Land Euro­pa wag­ten, haben die­sen nicht über­lebt. Trotz die­ser erschüt­tern­der Zah­len ver­har­ren sol­che Ereig­nis­se in der west­li­chen Vor­stel­lung oft nur in der Fer­ne der Nach­rich­ten­welt. Mit der ANKER-Ein­rich­tung hat Bam­berg aller­dings eine Anlauf­stel­le für Geflüch­te­te. „Wir könn­ten allen drei­en, Hamm­ou­di, Amal und Yous­sef, hier auf den Stra­ßen begegnen.“

Kei­ne Diver­si­tät in der Besetzung

In der Insze­nie­rung von „Gott ist nicht schüch­tern“ über­neh­men Anto­nia Bockel­mann, Eli­as Rei­chert, Ste­fan Herr­mann, Phi­li­ne Büh­rer und Dani­el Seni­uk die Rol­len. Auf­fäl­lig an der Beset­zung ist jedoch, dass nie­mand mit ara­bi­schen Wur­zeln berück­sich­tigt wur­de, obwohl das Stück vom Leben syri­scher Geflüch­te­ter han­delt. Ist da Kri­tik auf­grund man­geln­der Diver­si­tät nicht programmiert?

Sibyl­le Broll-Pape sagt dazu: „Die Autorin selbst ver­weist dar­auf, dass Erfah­rung poli­ti­scher Ver­fol­gung, Ver­trei­bung und Flucht nicht neu sei­en. In den 30er- und 40er-Jah­ren waren es bei­spiels­wei­se vor allem Flücht­lin­ge aus Deutsch­land, die anders­wo um Auf­nah­me baten.“

Olga Grjas­no­was „Gott ist nicht schüch­tern“ leh­ne sich sogar expli­zit an deut­sche Exil­li­te­ra­tur an. „Es gibt Sze­nen, die direkt auf bei­spiels­wei­se Wer­ke von Erich Maria Remar­que ver­wei­sen. Olga Grjas­no­was jüdi­sche Groß­mutter muss­te mit 14 Jah­ren vor den Natio­nal­so­zia­lis­ten aus Weiß­russ­land flie­hen, bis ihr Weg sie irgend­wann nach Aser­bai­dschan führ­te und die selbst mit elf Jah­ren nach Deutsch­land kam. Das The­ma geht uns also alle an und der Kon­flikt in Syri­en kann stell­ver­tre­tend für so vie­le ande­re Krie­ge ver­stan­den wer­den. Außer­dem haben wir beim Erstel­len der Fas­sung, der Beset­zung und den Pro­ben ein Erzähl­kon­zept ent­wi­ckelt, das die urei­gens­ten Mit­tel von Thea­ter bedient und somit kei­ne nega­ti­ven Erzähl­mus­ter reproduziert.“

War­um Gott nicht schüch­tern ist

Beim Gott, auf den sich der Titel „Gott ist nicht schüch­tern“ bezieht, han­delt es sich um Baschar al-Assad. „Und der ist tat­säch­lich nicht gera­de schüch­tern“, sagt Sibyl­le Broll-Pape. „Amal, Yous­sef und Hamm­ou­di ste­hen im Zen­trum der Geschich­te. Ihre Gene­ra­ti­on ist die ers­te, die nichts außer der tota­len Herr­schaft des Assad-Regimes kennt, das wie eine gott­ge­ge­be­ne Ord­nung auf­tritt. Mehr noch: Assad ist grö­ßer als Gott, zumin­dest sug­ge­riert dies sei­ne Omni­prä­senz, und sei es in Form von Por­träts, die in jedem Win­kel des Lan­des hän­gen, wie Vogel­scheu­chen, die die Men­schen ängs­ti­gen und ver­trei­ben sol­len. So heißt es im Roman.“

Am 28. Janu­ar um 19:30 hat „Gott ist nicht schüch­tern“ Premiere.

Umfang­rei­ches Jubi­lä­ums­pro­gramm in die­sem Jahr

E.T.A. Hoff­mann – „Unheim­lich fantastisch“

Das Jahr 2022 steht im kul­tu­rel­len Bam­berg ganz unter dem Stern des Geden­kens an Ernst Theo­dor Ama­de­us Hoff­mann. Die­ser viel­sei­ti­ge Künst­ler ver­starb am 25. Juni 1822. Anläss­lich des 200. Todes­ta­ges sind für die­ses Jahr zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen geplant.

E.T.A. Hoff­mann hat­te fünf Jah­re in Bam­berg ver­bracht, die ihn als Mensch und Künst­ler nach­hal­tig geprägt haben – dar­auf fußt die Ver­bun­den­heit des Künst­lers mit die­ser Stadt. Unter dem Titel „Unheim­lich Fan­tas­tisch“ fin­den in die­sem Jubi­lä­ums­jahr zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen in den ver­schie­dens­ten Kunst­spar­ten statt, genau­so facet­ten­reich und spar­ten­über­grei­fend wie der Kom­po­nist, Lite­rat, Illus­tra­tor, Musik­kri­ti­ker und Jurist einst arbei­te­te. Dar­über infor­miert das Kul­tur­amt der Stadt Bamberg.

In Bam­berg wer­den Insti­tu­tio­nen wie die Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker, das ETA Hoff­mann Thea­ter, die Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg und freie Akteu­re der Kul­tur­sze­ne wie das Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel, der Rosen­gar­ten-Sere­na­den e.V., das Bam­ber­ger Mario­net­ten­thea­ter und vie­le wei­te­re in ihrem Jah­res­pro­gramm den Künst­ler auf­neh­men oder thematisieren.

Das gesam­te bun­des­wei­te Jah­res­pro­gramm wird maß­geb­lich von der Staats­bi­blio­thek Ber­lin koor­di­niert und gestal­tet. In Zusam­men­ar­beit mit der Staats­bi­blio­thek Bam­berg und dem Frei­en Deut­schen Hoch­stift wur­de eine Wan­der­aus­stel­lung zu Leben und Werk Hoff­manns kon­zi­piert. Die als Gesamt­schau zu Hoff­mann ange­leg­te und an ein brei­tes Publi­kum gerich­te­te Schau wird im Früh­jahr zunächst im Biblio­theks­mu­se­um der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin Unter den Lin­den zu sehen sein. Vom 24.07. – 29.10.2022 wird die Aus­stel­lung in Bam­berg in der Staats­bi­blio­thek aus­ge­stellt sein. Ende Novem­ber zieht die Aus­stel­lung dann in das neue Roman­tik-Muse­um in Frank­furt am Main.


Son­der­aus­stel­lung im E.T.A.-Hoffmann-Haus

Neben der stän­di­gen Aus­stel­lung ist in die­ser Sai­son eine Aus­ein­an­der­set­zung zum The­ma der Fan­ta­sie im Hoff­mann­schen Sin­ne zu sehen. Die­se ent­steht in Koope­ra­ti­on mit der Hegel­wo­che der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät. Sowohl bil­den­de Künst­le­rin­nen und Künst­ler als auch Autorin­nen und Autoren wer­den beauf­tragt, Wer­ke bei­zu­steu­ern, um so dem Wech­sel­spiel von Den­ken und Fan­ta­sie­ren näher und dem Uner­gründ­li­chen auf die Spur zu kom­men. Das E.T.A.-Hoffmann-Haus öff­net zum 1. Mai 2022 sei­ne Pforten.

Aus­zeich­nung für das ETA Hoff­mann Theater

Audio-Walk „ETA: Zei­ge dei­ne Stadt auf dei­ne Weise“

Der Bun­des­ver­band der Jugend­kunst­schu­len und kul­tur­päd­ago­gi­schen Ein­rich­tun­gen hat das Audio-Walk-Pro­jekt „ETA: Zei­ge dei­ne Stadt auf dei­ne Wei­se“ des ETA Hoff­mann Thea­ters ausgezeichnet.

Unter der Lei­tung von Thea­ter­päd­ago­gin Saskia Zink hat das ETA Hoff­mann Thea­ter eine per­for­ma­ti­ve Bam­ber­ger Stadt­füh­rung, den Audio-Walk „ETA: Zei­ge dei­ne Stadt auf dei­ne Wei­se“, erschaf­fen. Zusam­men mit dem ETA Hoff­mann Thea­ter, dem Zen­trum Welt­erbe Bam­berg und der Inno­va­ti­ven Sozi­al­ar­beit (iSo) e.V. haben Jugend­li­che im Früh­ling und Som­mer 2021 die Stadt­füh­rung erar­bei­tet, vor­ge­führt und in eine digi­ta­le Kar­ten­an­wen­dung überführt.

Unter dem Mot­to „Kind­heits­er­in­ne­run­gen“ lei­tet der Audio-Walk anhand von Audio­auf­nah­men Besu­che­rin­nen und Besu­cher durch die Stadt. Dabei geht es nicht in ers­ter Linie um Sehens­wür­dig­kei­ten, son­dern dar­um, wie die Jugend­li­chen die Stadt gese­hen haben.

Unter­stüt­zung bekam das Pro­jekt vom Deut­schen Büh­nen­ver­ein im Rah­men des För­der­pro­gramms „Kul­tur macht stark. Bünd­nis­se für Bil­dung“. Und eine Aus­zeich­nung gab es auch bereits. Der Bun­des­ver­band der Jugend­kunst­schu­len und kul­tur­päd­ago­gi­schen Ein­rich­tun­gen hat das Audio-Walk-Pro­jekt „ETA: Zei­ge dei­ne Stadt auf dei­ne Wei­se“ des ETA Hoff­mann Thea­ters als eines der zehn bes­ten Pro­jek­te ausgezeichnet.

ETA Hoff­mann Theater

Advents­ca­fé und Lesung

Am 19. Dezem­ber fei­ert das ETA Hoff­mann Thea­ter den vier­ten Advent wie­der mit einem Advents­ca­fé und einer Lesung. Mit dem dies­jäh­ri­gen Mot­to kön­nen wahr­schein­lich alle etwas anfan­gen: „Kurz vor Weih­nach­ten geht doch immer was schief.“

Wer kennt das nicht? Weih­nach­ten kommt Tag für Tag näher, aber Fei­er­tags­ent­span­nung will sich ein­fach nicht ein­stel­len. Ganz im Gegen­teil, es steigt der Stress. Man fin­det nicht recht­zei­tig oder über­haupt kei­ne pas­sen­den Geschen­ke, die Weih­nachts­gans ver­brennt im Ofen, es gibt Streit unter dem Weih­nachts­baum und so weiter.

Pas­send dazu ver­an­stal­tet das ETA Hoff­man Thea­ter am kom­men­den Sonn­tag um 15 Uhr in der Treff­bar ein Advents­ca­fé samt Lesung von Flo­ri­an Wal­ter. Das Mot­to der vor­weih­nacht­li­chen Ver­an­stal­tung lau­tet „Kurz vor Weih­nach­ten geht doch immer was schief!“.

Thea­ter­päd­ago­gin Sophie Rin­tel­mann, die das Advents­ca­fé orga­ni­siert, hat das Mot­to ausgewählt,weil wahr­schein­lich alle damit und mit Weih­nachts­stress etwas anfan­gen kön­nen. „Jedes Jahr nimmt man sich vor”, sagt sie, „die­ses Jahr schaf­fe ich es, das Fest ruhig anzu­ge­hen, ganz ohne Stress. Aber es kommt eben nie ganz so, wie man es sich vornimmt.“

Sie selbst hat auch Erfah­rung mit Weih­nachts­är­ger. „In mei­ner Kind­heit hat­ten wir in der Fami­li­en mal einen ver­güns­tig­ten Baum gekauft. Als wir ihn zuhau­se auf­stell­ten, ist uns klar gewor­den, war­um er bil­li­ger war. Er roch nach Gül­le. Kurz gesagt: Wir muss­ten den Baum wie­der rauswerfen.“

Auf dem Lese-Pro­gramm des Advents­ca­fés ste­hen dar­um auch nur Geschich­ten, bei denen mot­to­ge­mäß auch eini­ges schief geht. Wel­che Geschich­ten es genau sind, ent­schei­det Sophie Rin­tel­mann am Sonn­tag spon­tan anhand der Alters­truk­tur der Kin­der im Publikum.

Auf jeden Fall wird am vier­ten Advents­sonn­tag ETA-Schau­spie­ler Flo­ri­an Wal­ter auf der Büh­ne der ETA-Treff­bar Platz neh­men und die Geschich­ten bei Punsch und Kek­sen vor­le­sen. Die Lesung ist für alle ab vier Jah­ren geeignet.

Der Ein­tritt zum Advents­ca­fé ist frei, 15 Plät­ze ste­hen zur Ver­fü­gung. Zähl­kar­ten kön­nen an der Thea­ter­kas­se reser­viert wer­den. Bei der Ver­an­stal­tung gilt aber 2G-Plus. Schnell­tests kann das Publi­kum im Vor­feld in Thea­ter­nä­he sonn­tags unter ande­rem in der Tou­rist-Info in der Gey­ers­wörth­stra­ße 5 machen.

Urauf­füh­rung

ETA Hoff­mann Thea­ter: Der end­los tip­pen­de Affe

Mor­gen Abend zeigt das ETA Hoff­mann Thea­ter die Urauf­füh­rung von Björn SC Deig­ners kapi­ta­lis­mus­kri­ti­schem Stück “Der end­los tip­pen­de Affe”. Zutritt gewährt das Thea­ter auf­grund neu­er Coro­na-Bestim­mun­gen aller­dings nur den­je­ni­gen, die die Maß­ga­ben des 2G+ erfüllen.

Setz­te man einen Affen vor eine Schreib­ma­schi­ne und lie­ße ihn bis in alle Ewig­keit tip­pen, würde er an einem bestimm­ten Punkt die gesam­te französische Natio­nal­bi­blio­thek abge­tippt haben. Aus­ge­hend vom die­sem mathe­ma­ti­schen Theo­rem des unend­lich tip­pen­den Affens begibt sich Björn SC Deig­ner in sei­nem für das ETA Hoff­mann Thea­ter geschrie­be­nen Auf­trags­werk in ein Dickicht absur­der Vor­komm­nis­se und Sprach­ver­wir­run­gen. Dort soll der Fra­ge nach­ge­gan­gen wer­den, wo der Sinn beginnt und wie er endet.

Was als mathe­ma­ti­sche Anschau­ung für die Unend­lich­keit dient, wirft die Fra­ge nach Sinn­pro­duk­ti­on auf: Sind wir am Ende alle tip­pen­de Affen, die ver­su­chen, dem eige­nen Kau­der­welsch Bedeu­tung abzuleiten?

Galt die Börse einst als soge­nann­te Rein- bezie­hungs­wei­se Schönschrift der Welt, erscheint sie uns heu­te immer mehr als willkürlicher Zah­len­in­dex. Mit dem Kli­ma­wan­del haben Beschrei­bun­gen und Kar­tie­run­gen von Welt ihre eins­ti­ge Logik ver­lo­ren. Der Kapi­ta­lis­mus erscheint immer mehr als para­do­xe Lebens­form, der wir unter­lie­gen. Gehen unse­re ideo­lo­gi­schen Rah­mun­gen fehl, so lau­ert auch für uns überall der Feh­ler, die Willkür – das Kauderwelsch.

Björn SC Deig­ner ist Autor für Thea­ter und Hörspiel sowie Sound­de­si­gner und Kom­po­nist. Sei­ne Stücke “Der Reichs­kanz­ler von Atlan­tis” (2019) und “Die Poli­zey” (2020) sind bei­de am ETA Hoff­mann Thea­ter uraufgeführt worden.

Regie bei “Der end­los tip­pen­de Affe” führt Mir­jam Loibl, für Büh­ne und Kos­tü­me ist Thi­lo Ull­rich ver­ant­wort­lich, Vic­to­ria Weich für die Dra­ma­tur­gie. Anto­nia Bockel­mann, Anton Dre­ger und Marie-Pau­li­na Schen­del über­neh­men die Spiel­rol­len. Wei­te­re Vor­stel­lun­gen sind für den 25. und 28. Novem­ber geplant sowie für den 1., 3., 9., 15., 17., 22. und 28. Dezember.

Außer­dem öff­net das ETA Hoff­mann Thea­ter heu­te Abend um 20 Uhr dem Publi­kum sei­ne Türen für die Gene­ral­pro­be von „Der end­los tip­pen­de Affe“.

Um Zutritt zum Spiel­ort zu erhal­ten, dem Stu­dio im ETA Hoff­mann Thea­ter, muss im Ein­klang mit von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung für den 24. Novem­ber ange­kün­dig­ten Ände­run­gen bei den Coro­na-Bestim­mun­gen 2G+ ein­ge­hal­ten wer­den. Das bedeu­tet, das Publi­kum muss geimpft bezie­hungs­wei­se gene­sen sein, und eine Beschei­ni­gung über einen nega­ti­ven Coro­na-Test (ein Schnell­test, der höchs­tens 24 Stun­den oder ein PCR-Test, der maxi­mal 48 Stun­den alt ist) vorlegen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu aktu­el­len Coro­na-Bestim­mun­gen unter:

www.theater.bamberg.de

Pre­mie­re vor Publikum

Das Weih­nachts­mär­chen im ETA Hoff­mann Theater

Am kom­men­den Sams­tag, dem 13. Novem­ber, um 16 Uhr, fei­ert das Weih­nachts­mär­chen „Herr Bel­lo und das blaue Wun­der“ von Paul Maar und Ulrich Lim­mer sei­ne Pre­mie­re vor Publi­kum im ETA Hoff­mann Theater.

Ursprüng­lich für die Weih­nachts­zeit 2020/​/​21 geplant, konn­te „Herr Bel­lo“ coro­nabe­dingt nur online gezeigt wer­den. Umso mehr freu­en sich die Betei­lig­ten um Regis­seu­rin Jana Vet­ten, das Fami­li­en­stück jetzt den klei­nen und gro­ßen Zuschau­en­den prä­sen­tie­ren zu können.


Der Bam­ber­ger Kin­der­buch­au­tor Paul Maar hat mit den Geschich­ten von “Herr Bel­lo” eine eben­so magi­sche wie ver­spiel­te Welt erschaf­fen, in der die Schwie­rig­kei­ten des mensch­li­chen Zusam­men­le­bens und ganz all­täg­li­che Kin­der­pro­ble­me auf amü­san­te und wunderbar­ tie­ri­sche Wei­se ver­han­delt werden.


Zum Stück

Der Apo­the­ker Stern­heim besitzt eine klei­ne Apo­the­ke im länd­li­chen Raum. Dort wohnt er ger­ne, weil er hier Ruhe und viel Zeit für sei­nen Sohn Max hat, den er allei­ne erzieht. Vor Kur­zem zog Frau Licht­blau in den obe­ren Stock des Hau­ses ein. Sofort emp­fin­den Herr Stern­heim und Frau Licht­blau eine gewis­se Zunei­gung, doch Vater Stern­heim möch­te eigent­lich nicht, dass sein Sohn eine neue Mut­ter bekommt, und Max selbst behagt die­se Vor­stel­lung über­haupt nicht.

Als eine geheim­nis­vol­le alte Frau eines Tages einen zau­ber­haf­ten blau­en Saft in die Apo­the­ke von Max Stern­heim und sei­nem Vater bringt, nimmt das Unheil sei­nen Lauf. Hund Bel­lo ist näm­lich dum­mer­wei­se so unvor­sich­tig und schlab­bert die gan­ze Fla­sche des blau­en Tranks aus – wodurch sich Bel­lo blitz­schnell in den Men­schen “Herr Bel­lo” ver­wan­delt. Auch Herr Bel­lo ist ver­liebt in Frau Licht­blau und Max sieht dar­in eine gro­ße Chan­ce, sei­nen Herrn Bel­lo und Frau Licht­blau zu ver­kup­peln, damit er sei­nen Vater wei­ter­hin ganz für sich allei­ne hat. Doch das “blaue Wun­der”, der Trank, führt zu einer lan­gen und amü­san­ten Ket­te von Ver­wick­lun­gen, denn nicht nur Hund Bel­lo hat davon gekos­tet. Und außer­dem ist es für Herrn Bel­lo gar nicht so leicht, als Hund im Kör­per eines Men­schen zu leben.


Beset­zung

Dani­el Dietrich

Lara Hel­ler

Ste­fan Herrmann

Flo­ri­an Walter

Eric Wehlan


Hygie­ne­be­stim­mun­gen

Besu­che­rin­nen und Besu­cher wer­den gebe­ten, sich tages­ak­tu­ell über die Web­site https://theater.bamberg.de/ oder die Thea­ter­kas­se (0951÷87−3030) über die jeweils gel­ten­den Hygie­ne­be­stim­mun­gen zu infor­mie­ren.
Wei­te­re Vor­stel­lun­gen im Frei­en Ver­kauf fin­den statt am 14. Novem­ber um 16:00 Uhr, am 4. Dezem­ber um 15:00 und um 17:00 Uhr, am 5. Dezem­ber um 15:00 und um 17:00 Uhr (geschlos­se­ne Vor­stel­lung) sowie am 26. Dezem­ber um 16:00 Uhr. Kar­ten sind an der Thea­ter­kas­se und auf https://theater.bamberg.de/ erhältlich.

ETA Hoff­mann Theater

Ste­phan Ull­rich liest “Der Untertan”

Ste­phan Ull­rich setzt sei­ne Lese­rei­he in der Treff­bar des ETA Hoff­mann Thea­ters am kom­men­den Diens­tag, dem 19. Okto­ber, um 20 Uhr mit Hein­rich Manns „Der Unter­tan“ fort.

In der Lese­rei­he wid­met sich Ste­phan Ull­rich in der Spiel­zeit 2021/​/​2022 Hein­rich Manns “Der Unter­tan”. Im ers­ten Teil der Lesung wird den Erleb­nis­sen des Oppor­tu­nis­ten Diede­rich Heß­ling als Repräsentant einer Mentalitätsgeschichte des wil­hel­mi­ni­schen Kai­ser­reichs gefolgt und wie durch ein Brenn­glas auf eine sati­risch-ver­fratz­te Ver­si­on des klas­si­schen Bil­dungs­ro­mans geblickt. Heß­ling ent­wi­ckelt sich aus sei­ner fik­ti­ven Klein­stadt Netz­ig her­aus nicht zu einer ethisch und gesell­schaft­lich ver­ant­wort­li­chen Per­son, son­dern wird in die Macht­me­cha­nis­men des Kai­ser­reichs eingeführt und wächst zu des­sen per­fek­tem Unter­tan her­an, mit gera­de­zu maso­chis­ti­scher Lust an der Unter­wer­fung und der sadis­ti­schen Lust am Ausüben von Autorität.

Dabei ist er kei­ne blo­ße Witz­fi­gur, son­dern bie­tet durch vie­le empa­thi­sche Momen­te auch Iden­ti­fi­ka­ti­ons­spiel­raum: Steckt ein Stückchen Heß­ling nicht in uns allen?

Voll­endet wur­de “Der Unter­tan” 1914. Hein­rich Mann selbst schrieb rückblickend in sei­nen Memoi­ren, dass der Ers­te Welt­krieg “in dem Buch nahe und unaus­weich­lich erscheint. Auch die deut­sche Nie­der­la­ge. Der Faschis­mus gleich­falls schon: wenn man die Gestalt des ‘Unter­tan’ nachträglich betrach­tet. Als ich sie auf­stell­te, fehl­te mir von dem unge­bo­re­nen Faschis­mus der Begriff, und nur die Anschau­ung nicht.”

Eine Einführung gibt Prof. Andrea Bartl vom Lehr­stuhl für Neue­re deut­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft an der Otto Friedrich-Universität Bam­berg, die auch das Nach­wort für eine 2021 erschie­ne­ne Neu­auf­la­ge von “Der Unter­tan” verfasste.

Ein Ein­stieg in die sechs­tei­li­ge Lese­rei­he ist jeder­zeit möglich. Fol­gen­de Lesun­gen sind geplant mit einem Ter­min im Monat:

I: Jugend (Diens­tag, 19. Oktober)

II: Dok­tor­ti­tel (Diens­tag, 9. November)

III: Zurück in Netzig

IV: Der Prozess

V: Auf­stieg

VI: Mann mit Schneid

Kar­ten sind erhält­lich an der Thea­ter­kas­se und im Web­shop unter https://theater.bamberg.de.

Stadt­echo Bam­berg – Fragebogen

Das Stadt­echo fragt – Vic­to­ria Weich antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Vic­to­ria Weich die Fra­gen beant­wor­tet. Ab der Spiel­zeit 2021/​/​2022 ist sie Lei­ten­de Dra­ma­tur­gin am ETA Hoff­mann Theater.

Frau Weich, was braucht gutes Theater?

Ein poli­tisch geschärf­tes und dem Uner­klär­li­chen zuge­wand­tes Bewusst­sein. Die Lie­be zur Schau­spiel­kunst und zur Lite­ra­tur. Einen Platz in der Stadt. Talen­te. Geld.


Was mögen Sie am Theater?

Dass Schrei­ne­rin­nen, Schlos­ser, Mas­ken­bild­ner, Male­rin­nen, Schau­spie­ler und Regis­seu­rin­nen unter einem Dach und für eine gemein­sa­me Sache arbei­ten. Dass wir das Publi­kum mit unse­rer Kunst erfreu­en, berüh­ren, wütend machen oder zur Refle­xi­on auf­for­dern dür­fen und damit ein Teil einer leben­di­gen Gesell­schaft sind. Dass ich mich in mei­nem Beruf um lite­ra­ri­sche, künst­le­ri­sche, phi­lo­so­phi­sche, sozia­le, poli­ti­sche, musi­ka­li­sche und emo­tio­na­le Inhal­te küm­mern darf – das macht mich demü­tig und glück­lich. Dass es hier mal inten­siv, laut und wild zugeht, wir nach­denk­lich, prä­zi­se und für uns sein kön­nen. Die Auf­re­gung vor Pre­mie­ren! Das Stim­men­ge­wirr im Foy­er! Das Gefühl, mit der Kunst und an der Welt gemein­sam ler­nen zu können.


Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Vor „Unend­li­cher Spaß“ von David Fos­ter Wal­lace habe ich nach einem Drit­tel kapi­tu­liert; bis heu­te schaue ich mit Reue auf den Buch­rü­cken in mei­nem Regal und muss mit lau­ter losen Enden der Erzäh­lung leben. Nor­ma­ler­wei­se bin ich aber streng und lese zu Ende.


Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja, unbe­dingt. Pri­vat wie beruf­lich bin ich ange­wie­sen auf unab­hän­gi­ge Bericht­erstat­tung und zum Bei­spiel Fea­tures über das Leben am ande­ren Ende der Welt.


Töten Sie Insekten?

Nur wenn sie mich sehr stö­ren. Spin­nen und ande­re Krab­bel­tie­re tra­ge ich nach drau­ßen, Mücken und Mot­ten müs­sen dran glauben.


Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Ver­bo­ten ist bei mir sehr wenig.


Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

63, das Meis­te – und Meist­ge­nutz­te – ist Orga­ni­sa­to­ri­sches wie die DB App, Mails, natür­lich diver­se Mes­sen­ger und Instagram.


Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Beim CSD in Bam­berg waren dop­pelt so vie­le Men­schen wie ange­dacht – ist das nicht eine tol­le Überraschung?


Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Selbst­stän­dig und inte­ger han­deln und gleich­zei­tig lang­fris­ti­ge, tie­fe Bezie­hun­gen hal­ten zu können.


Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Früh auf­wa­chen, lesen und allein sein, wäh­rend alles noch schläft. Viel­leicht schwim­men, fla­nie­ren oder in die Natur gucken. Abends ein rau­schen­des Din­ner mit Freund*innen, ein fas­zi­nie­ren­der Thea­ter­abend, und im Moment ganz drin­gend: nachts in einen Club oder eine voll­ge­stopf­te Bar.


Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Oh, über Armin Laschet. Dass die CDU sich öffent­lich dazu bekennt, mit der AfD einer Mei­nung zu sein, er null Kon­se­quen­zen erfährt, wäh­rend Anna­le­na Baer­bock kaum zu Inhal­ten kommt, weil sie von einem Dreck in den nächs­ten gezo­gen wird. Miso­gy­nie at its best.


Wovor haben Sie Angst?

Ich habe Angst vor Wis­sen­schafts­feind­lich­keit im Dis­kurs, vor dem Ver­lust der Fähig­keit zur Dia­lek­tik; dass wir Men­schen die Erde und das gesell­schaft­li­che Gefü­ge zer­stö­ren, weil lebens­feind­li­che, kapi­ta­lis­ti­sche Ent­schei­dun­gen getrof­fen wer­den. Vor Kunstfeindlichkeit.


Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Ich über­le­ge nicht mehr, ob ich mir die­ses oder jenes Buch leis­ten kann – ich kau­fe es ein­fach. In der Mit­tags­pau­se ins Hain­bad gehen ist Luxus, geho­ben Essen­ge­hen auch. Und mir radi­kal Zeit neh­men für wich­ti­ge Men­schen ist – in die­sem Job – manch­mal Luxus, der aber sein muss.


Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Eine lau­fen­de Spül­ma­schi­ne, die Schrit­te der Per­son im Trep­pen­haus, auf die man war­tet, das Öff­nen von Klettverschluss.


Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Letz­te Woche mit mei­ner Lieblingsbäckerin.


Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Ich ken­ne die Poli­zei haupt­säch­lich von Demons­tra­tio­nen. Fried­lich in Köln bei „bunt statt braun“ oder Tanz­de­mos stan­den wir behelm­ten und berit­te­nen Polizist*innen gegen­über, das hat sich teil­wei­se ange­spannt ange­fühlt; staat­lich aus­ge­führ­te Gewalt wur­de kör­per­li­cher erfahr­bar, aber Ärger hat­te ich zum Glück nicht.

Was war Ihr schöns­ter Theatermoment?

Unser Ensem­ble (bei Pre­mie­ren beson­ders) auf der Büh­ne zu sehen, ist immer wie­der ein schöns­ter Moment, der mich stolz macht. Jeder Thea­ter­mo­ment birgt die Mög­lich­keit, mich neu zu fas­zi­nie­ren – das ist ein Geschenk. 


Mit wel­cher gro­ßen Thea­ter­re­gis­seu­rin oder wel­chem gro­ßen Thea­ter­re­gis­seur kön­nen Sie gar nichts anfangen?

„Gro­ße“ Thea­ter­re­gis­seu­re – es sind ja dann doch bis dato vie­le Män­ner – haben ihre Büh­nen­spra­che gefun­den und kön­nen an sehr gut aus­ge­stat­te­ten Häu­sern mit fas­zi­nie­ren­den Künstler*innen arbei­ten. Das ist kein Garant für gutes Thea­ter, aber der Respekt und die Bewun­de­rung über­wie­gen bei mir trotz­dem. Cas­torf fin­det nach bewähr­tem Prin­zip kein Ende in ewi­gen Erzähl­schlei­fen, die mich irgend­wann lang­wei­len. Dafür gibt es viel­leicht die eine Schau­spie­le­rin, die an die Ram­pe tritt, und mir mit ihrer Stim­me und ihrer Sprach­be­hand­lung die Schu­he aus­zieht. Mir hat mal eine klu­ge Kol­le­gin gera­ten, wenn ich nicht wis­se, was ich mit dem Abend anfan­gen soll, kön­ne ich doch ganz genau beob­ach­ten, was wer wie macht. Das kann dazu füh­ren, dass ich eine Auf­füh­rung dann trotz­dem nicht lei­den kann. Aber mit dem Abend eine Über­le­gung, eine Beob­ach­tung oder eine Hal­tung zu üben, das fin­de ich für mich selbst immer erstrebenswert.


Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Zuwei­len befällt mich die inne­re Bes­ser­wis­se­rin. Ich bin mir zum Bei­spiel sehr sicher, dass ich weiß, wie Möh­ren zu schnei­den sind, oder ab und zu wie über­haupt die Din­ge lau­fen sol­len. Mit die­ser Möh­ren­schnitt­dik­ta­to­rin möch­ten Sie sicher nicht kochen!


Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Ein­ge­stan­de­ne Feh­ler eh, und sonst: Die meis­ten Din­ge, die schief­lau­fen, sind mul­ti­fak­to­ri­ell schief gelau­fen, also muss ich dem Miss­lun­ge­nen wohl auch bei mir selbst auf den Grund gehen.


Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Groß­zü­gig­keit, vor allem im Miteinander.


Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Begeis­te­rungs­fä­hig­keit oder Ernst­haf­tig­keit, abwech­selnd und gleichzeitig.


Was mögen Sie an sich gar nicht?

Naja, die Möh­ren­schnitt­dik­ta­to­rin, die könn­te sich mal entspannen!


Haben Sie ein Vorbild?

Caro­lin Emcke wegen ihrer ver­söhn­li­chen und gleich­zei­tig ent­schie­de­nen Analysen.


Was lesen Sie gerade?

„Minis­te­ri­um der Träu­me“ von Hen­g­ameh Yag­hoo­bi­fa­rah, „Schreib­tisch mit Aus­sicht“ mit Tex­ten von diver­sen Schrift­stel­le­rin­nen, die mich beglei­ten: Siri Hust­vedt, Joan Did­ion, Ele­na Ferran­te und Elfri­de Jelinek.


Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Das gibt´s nichts zu ver­heim­li­chen, ich habe auch manch­mal mit Schla­gern und Köl­schem Lied­gut Spaß!


Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Klatsch und Tratsch aus der Gla­mour­welt. Aber lei­der bin ich immer viel zu schlecht dar­über informiert.


Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Sus­an Sontag.


Wovon haben Sie kei­ne Ahnung?

Oh, von vie­lem! Ich fin­de vor allem ärger­lich, dass ich kei­ne Ahnung von Geld­an­la­gen, Autos und Tür­kisch habe.


Was fin­den Sie langweilig?

Inzwi­schen: Spazierengehen!


Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Wenn es einen spi­ri­tu­el­len Welt­zu­sam­men­hang gibt, gibt es defi­ni­tiv kei­ne Höl­le. Auf der Erde ist es für man­che und manch­mal schlimm genug.


Wie glau­ben Sie, wür­de Ihr Pen­dant von vor zehn Jah­ren auf Ihr heu­ti­ges Ich reagieren?

Über­rascht, dass zehn Jah­re so viel aus­ma­chen. Glück­lich, dass ich mich geoutet habe. Erleich­tert, dass Erwach­sen­sein heißt, dass man unab­hän­gi­ger wird. Berührt, dass die Freund­schaf­ten gehal­ten haben. Ein biss­chen stolz, dass ich am Thea­ter gelan­det bin.


Ich kann nicht leben ohne…

Ande­re.


Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin!


Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Ich wäre ja schön blöd, wenn ich jetzt schon kapi­tu­lie­ren würde…


Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus.
Was trin­ken Sie?

Ist es die ersehn­te Bar? Dann einen Whis­ky Sour.


Vic­to­ria Weich, Lei­ten­de Dra­ma­tur­gin am ETA Hoff­mann Thea­ter, Juli 2021.


https://theater.bamberg.de/