Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am kommenden Mittwoch, dem 7. Juli, um 19
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Expertendiskussion
Bleibt die Synagoga im Dom?
Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am kommenden Mittwoch, dem 7. Juli, um 19 Uhr in Bamberg. An dem Gespräch nehmen unter anderen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.
Die Diskussion unter dem Titel „Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom: Ein schwieriges Erbe?“ in der Aula der Universität Bamberg mit beschränkter Teilnehmerzahl kann online verfolgt werden.
Die Bamberger „Synagoga“ gilt aufgrund ihrer Anmut und bildhauerischen Perfektion als eine der schönsten mittelalterlichen Kathedralfiguren. Der Vorschlag ihrer Entfernung aus dem Bamberger Dom rief vor einem Jahr vor allem Entrüstung, aber auch Zustimmung hervor. Im Erzbistum Bamberg hat sich eine Expertengruppe mit der langen Tradition des Antijudaismus in der christlichen Kirche und ihrer Bildbotschaften befasst.
Das Figurenpaar der siegreichen Ecclesia als Sinnbild der christlichen Kirche und der besiegten Synagoga mit Augenbinde als Zeichen des Judentums ist an bedeutenden Kathedralen des Mittelalters zu finden wie in Paris, Reims, Straßburg oder Bamberg. In Bamberg besteht der Sonderfall, dass die Figuren nicht nur als Kopien an einem Portal zu sehen sind, sondern die Originale im Dom selbst aufgestellt sind. Diese Herabwürdigung des Judentums in einem katholischen Kirchenraum hat die Diskussion jüngst ins Rollen gebracht – verbunden mit der Forderung, die Figuren der Ecclesia und Synagoga in das benachbarte Diözesanmuseum zu versetzen.
Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Botschaft der Figuren – und auch der Kopien am Fürstenportal – aus dem historischen und theologischen Zusammenhang erklärt werden müsste. Letzteres ist ein großes Anliegen des Erzbistums, von einer Entfernung distanzieren sich Erzbischof und Domkapitel deutlich. Erzbischof Ludwig Schick betont mit Verweis auf die Erklärung „Nostra Aetate“ im Zweiten Vatikanischen Konzil 1965: „Die lange Tradition des christlichen Antijudaismus und auch das Bild der besiegten Synagoga haben zur Feindbildprägung beigetragen. Die Kirche von Bamberg ist sich dessen bewusst und ruft dazu auf, jeder Form des Antisemitismus ausdrücklich entgegen zu treten und die Verbundenheit mit Jüdinnen, Juden und dem Judentum zu fördern.“
Beitrag des Erzbistums Bamberg zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Mit der Podiumsdiskussion soll die Öffentlichkeit an den Fragestellungen zum Umgang mit den Figuren, die kein einfaches Kulturerbe darstellen, eingebunden werden. Diskussionsgäste sind neben Erzbischof Ludwig Schick und dem Zentralratspräsidenten der Juden, Josef Schuster, der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sowie Ludwig Unger für den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten. Von der Universität Bamberg sind beteiligt der Lehrstuhl für Judaistik, Susanne Talabardon, sowie der Lehrstuhl Kunstgeschichte des Mittelalters, Stephan Albrecht.
Gleichgültigkeit gegenüber judenfeindlichen Darstellungen hält Birgit Kastner, Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg, für genauso bedenklich wie die Vorstellung, durch eine Entfernung einer Figur Geschichte optimieren zu können. In ihrer Einführung zur Diskussion wird sie die Bedeutung der Figuren und ihre Geschichte erläutern. Moderiert wird die Diskussion von Barbara Schneider vom Bayerischen Rundfunk.
Diese Veranstaltung ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321−2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands.
Im Festjahr #2021JLID koordiniert der Verein 321 mit großer Unterstützung des Bundes, verschiedener Bundesländer und Kommunen sowie aus der Zivilgesellschaft bundesweit rund 1000 Aktionen und Kulturevents, die dazu beitragen sollen, kulturelle, politische und interreligiöse Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen und deutliche Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen. Ein Überblick über das bundesweite Jahresprogramm findet sich hier: https://2021jlid.de/programm/
Die Veranstaltung am 7. Juli kann live verfolgt werden unter dem Link https://erzbistum-bamberg.webex.com/erzbistum-bamberg/j.php?MTID=m127a956e640c036adba4dad4091a8e8e