Browse Tag

Fastenpredigt

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über sei­ne Fastenpredigt

Am 17. Febru­ar fand zum neun­ten Mal die Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt statt, zum zwei­ten Mal trug sie Flo­ri­an Herrn­le­ben, ali­as Bru­der Udal­rich, vor. In sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne zieht er Bilanz sei­nes Auf­tritts und erklärt, war­um es aus sei­nem Bier­krug dampfte.

Mei­ne Fas­ten­pre­digt 2024 ist vor­bei. Die Anspan­nung war immens: Passt der Text? Ist es zu viel oder zu wenig, zün­den alle Poin­ten? Tref­fen sie die Rich­ti­gen? Stimmt die Gewich­tung zwi­schen den ein­zel­nen Figu­ren auf dem Schach­brett der Lokalpolitik?

Neben all die­sen inhalt­li­chen Fra­gen geht es für einen Mann der hie­si­gen Öffent­lich­keit, also jeman­den wie mich, auf den ganz Bam­berg, ach was, Bay­ern und die Welt, in den Stun­den der Pre­digt schaut, auch um eine zwei­te Dimen­si­on: Der Auf­tritt als sol­ches in Kut­te muss stim­men. Das Zei­gen von Schwä­che, von jeg­li­cher Unsi­cher­heit muss mit allen Mit­teln ver­hin­dert wer­den. Nie­mand darf im Lauf des Abends an der Sou­ve­rä­ni­tät des Fas­ten­pre­di­gers Zwei­fel hegen: Die Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker, die jedes Wackeln sofort als Bestä­ti­gung ihrer eige­nen Rechts­auf­fas­sung aus­le­gen wür­de. Und mög­li­che Anwär­te­rin­nen und Anwär­ter auf den Platz in der Kan­zel eben­so, die nur dar­auf war­ten, den rich­ti­gen Moment abzu­pas­sen, um selbst die städ­ti­sche Mei­nungs­ho­heit zu erlangen.

Es lief gut an. Das Lied über die Fengs­hui-Stei­ne der Stadt­bau zün­de­te, spä­tes­tens beim klei­nen Schimpf auf den städ­ti­schen Park­über­wa­chungs­dienst hat­te ich das Publi­kum auf mei­ner Sei­te. Der Büh­nen­pro­fi weiß: Das war ein sou­ve­rä­ner 2:0‑Vorsprung in der 10. Minu­te, den man nor­ma­ler­wei­se gut über die Zeit ret­ten kann, wenn…

Ja, wenn einen nicht plötz­lich die Stim­me aus­kon­tert. Ein­mal, dann ein zwei­tes Mal. Leich­tes Krat­zen zuerst, dann kurz mal ein Weg­blei­ben des Tons beim Sprechen.

Mei­ne mir Getreu­en waren – per­fek­te Vor­be­rei­tung ist ja alles – umfas­send instru­iert für mög­li­che Not­fäl­le auf der Büh­ne, die sie dis­kret zu lösen hät­ten. Für den Fall von plötz­li­chen Hals- oder Stimm­pro­ble­men hat­te ich eine Ther­mos­kan­ne mit Tee in mei­ner Gar­de­ro­be posi­tio­niert. Die­se über Jahr­hun­der­te und Gene­ra­tio­nen wei­ter­ge­ge­be­ne Spe­zi­al­mi­schung wür­de in sol­chen brenz­li­gen Situa­tio­nen zuver­läs­sig und schnell hel­fen, wuss­te ich. Und die­se brenz­li­ge Situa­ti­on war nun gekom­men, die Hel­fer reagier­ten schnell. Aber sie reagier­ten lei­der falsch.

Ich mei­ne, ich habe im Vor­feld extra noch belehrt: Nehmt den Stein­krug von mei­ner Kan­zel, geht bit­te mit ihm raus, schenkt im Back­stage etwas aus mei­ner gehei­men Spe­zi­al­mi­schung hin­ein und bringt ihn mir wie­der. Nie­mand wür­de es mer­ken, war ich mir sicher. Der Fas­ten­pre­di­ger trinkt halt viel Bier, wür­den alle Zuschau­er den­ken. Das passt ins Image!

Nun. Es ging schief. – Der Moment, wo dir vor den Augen von über 500 Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern damp­fen­der Tee in dei­nen ver­meint­lich mit Bier gefüll­ten Stein­krug gegos­sen wird, ist kein schö­ner. Das über Jah­re auf­ge­bau­te Image war inner­halb weni­ger Sekun­den zer­stört. Aus dem scho­nungs­lo­sen Kaba­ret­tis­ten war ein Salb­eis­eicht­ling gewor­den. Fata­ler wäre wahr­schein­lich nur gewe­sen, auf der Büh­ne eine Gemü­se­brü­he zu schlürfen.

Der stadt­be­kann­te Kaba­ret­tist, der bekann­ter­ma­ßen scharf­zün­gi­ge Kolum­nist: Aus den eige­nen Rei­hen kom­plett düpiert, und nun auf Ewig gebrand­markt als der­je­ni­ge, der dem mar­kan­ten Hop­fen die bra­ve Kamil­le vor­zieht. Wer soll mich jemals wie­der ernst nehmen?

Immer und immer wie­der wird man jenen 17. Febru­ar 2024 aus dem Gedächt­nis kra­men, als ich, Bam­bergs kaum tast­ba­rer Kaba­ret­tist, sei­ne Unan­tast­bar­keit ver­lor, weil es aus dem Stein­krug, aus dem es her­aus­schäu­men soll­te, minu­ten­lang nur kläg­lich dämpf­el­te. Der größ­te Spe­cial-Effekt des Abends: Eine Pyro­tech­nik des Grau­ens, gut sicht­bar für alle über­tra­gen auf gro­ße Lein­wand und Fernseher.

Okay, die Uhr lässt sich nicht zurück­dre­hen, aber nur damit es klar ist: Mein Hals ist wie­der top! Das war nur ein kur­zes, klei­nes Kratzen!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Flo­ri­an Herrnleben

Fas­ten­pre­digt: Bru­der Udal­rich kehrt zurück

2024 fin­det zum neun­ten Mal die Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt statt, zum zwei­ten Mal trägt sie Bru­der Udal­rich, ali­as Flo­ri­an Herrn­le­ben, vor.

Am 17. Febru­ar wird Flo­ri­an Herrn­le­ben, Kolum­nist, Pup­pen­spie­ler und scho­nungs­lo­ser Kom­men­ta­tor der Bam­ber­ger Poli­tik, als Bru­der Udal­rich im Wel­co­me Kon­gress Hotel die poli­ti­sche Klas­se auf kaba­ret­tis­ti­sche Art und Wei­se an ihre Ver­feh­lun­gen des zurück­lie­gen­den Jah­res erin­nern. Ein Jahr, das erneut eini­ge Inspi­ra­ti­on für solch eine Pre­digt gelie­fert hat, als Bei­spiel nennt der Pre­di­ger, ohne zu viel zu ver­ra­ten, die Feng-Shui-Stei­ne bei der Stadt­bau, das Haus in der Benz­stra­ße, die Dis­kus­si­on um die Fried­rich­stra­ße und den Schlacht­hof. Wir haben mit Flo­ri­an Herrn­le­ben auf sein Debüt zurück­ge­blickt und über die kom­men­de Pre­digt gesprochen.

Wie sahen die Rück­mel­dun­gen aus der Poli­tik auf dei­ne Pre­digt 2023 aus: War jemand belei­digt? Bezie­hungs­wei­se aus wel­cher Rich­tung kam das meis­te Lob?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Die Reak­tio­nen der Anwe­sen­den waren durch­weg posi­tiv. Oder es hat sich nie­mand etwas anmer­ken las­sen. Die, die belei­digt gewe­sen wären, waren schon vor­her belei­digt und gar nicht erst da. Wäre aus einer Rich­tung beson­ders viel Lob gekom­men, hät­te ich mir Gedan­ken machen müssen.

Wie hat der Ver­an­stal­ter AGIL reagiert?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich war als neu­er Pre­di­ger und Nach­fol­ger von Arnd Rühl­mann sicher ein klei­nes Über­ra­schungs­pa­ket. Für AGIL bedeu­tet das immer einen gewis­sen Span­nungs­mo­ment. Ich glau­be aber, ich hab die Erwar­tun­gen eini­ger­ma­ßen erfüllt.

Wie hast du die Pre­digt empfunden?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich hab das schon öfter gesagt: Es war einer der Top-5-Auf­trit­te mei­ner Kar­rie­re. Vor hei­mi­schem Publi­kum, für vie­le Zuschau­er nach so lan­ger Coro­na­pau­se die ers­te Ver­an­stal­tung, nach den gan­zen Skan­da­len, für deren Auf­plop­pen ich – mal mehr, mal weni­ger – mit­ver­ant­wort­lich war. Es war ein Abend, den ich ger­ne und gut in Erin­ne­rung halte.

Was möch­test du dies­mal anders oder bes­ser machen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Es gibt in der Nach­be­trach­tung immer Din­ge, die man viel­leicht bes­ser hät­te machen kön­nen. Aber das lässt sich gar nicht ver­mei­den. Man hat eine Idee, sei­nen Text, sei­ne Büh­nen­er­fah­rung, kei­ne wirk­li­che Pro­be oder Vor­pre­mie­re, stellt sich vor mehr als 500 Zuschau­er und hofft, dass mehr funk­tio­niert als schief geht. Ich freue mich, wenn das im Febru­ar wie­der genau­so ist.

An wel­cher Stel­le wur­de am meis­ten gelacht? Bei wel­cher war es eher still im Saal?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich erin­ne­re mich immer wie­der gern an zwei Stel­len mei­nes Pro­gramms: Das war zum einen der ers­te Zwi­schen­ap­plaus nach weni­gen Sekun­den auf der Büh­ne, als ich mein­te, dass wir heu­te wegen der vie­len Skan­da­le lei­der Über­stun­den machen müss­ten. Zum ande­ren wur­de ich im Nach­gang auf die Stel­le ange­spro­chen, als ich die dama­li­gen CSU-Funk­tio­nä­re wegen ihrer men­schen­ver­ach­ten­den Face­book­pos­tings kri­ti­siert habe. Man hät­te mir angeb­lich mei­ne Wut ange­merkt, hieß es. Dem möch­te ich nicht widersprechen.

War nach der Pre­digt 2023 sofort klar, dass du eine zwei­te machen möch­test bezie­hungs­wei­se machen darfst?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Die Ver­an­stal­ter um AGIL haben mir unmit­tel­bar nach der Fas­ten­pre­digt mit­ge­teilt, dass ich noch mal darf, wenn ich mag. Und für mich war es dann eigent­lich auch klar.

Mit wel­chen The­men wirst du dich in der Pre­digt 2024 beschäf­ti­gen, was waren die größ­ten städ­ti­schen Aufreger?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Es ist so viel pas­siert, dass ich Sor­ge habe, den zeit­li­chen Rah­men wie­der kom­plett zu spren­gen. Beim letz­ten Mal wur­den aus 90 Minu­ten am Ende fast 150. Wer sich das Jahr über für lokal­po­li­ti­sche Gescheh­nis­se inter­es­siert, wird bei den meis­ten The­men nicht über­rascht sein. Natür­lich halt ich mir auch gern ein paar Über­ra­schun­gen bereit.

Wer bekommt war­um den größ­ten Anteil in der Predigt?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich ver­su­che es wie­der aus­ge­wo­gen zu gestal­ten. Beim letz­ten Mal war ich des­halb so ange­spannt, dass ich vor­her Poin­ten gezählt habe, damit sich hin­ter­her kei­ner beschwert. Das spa­re ich mir die­ses Mal in gewis­ser Selbstsicherheit.

Wer kommt am schlech­tes­ten weg?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Oft fühlt es sich für Poli­ti­ker so an, als wären genau sie am schlech­tes­ten weg­ge­kom­men. Das ist aber Quark. Um kei­nen Poli­ti­ker hier dreht sich die Welt der­art, dass er es ver­dient hätte.

Wirst du auf den neu­en Bischof eingehen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Als ob es an der katho­li­schen Kir­che irgend­et­was zu kri­ti­sie­ren gäbe…

Wie reagie­ren Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker, wenn du ihnen zufäl­lig, etwa auf der Stra­ße, begegnest?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Die Fas­ten­pre­digt ist letzt­lich ein Job, den ich mög­lichst gut zu erle­di­gen ver­su­che. Genau­so wie die Glos­sen- und Kolum­nen­schrei­be­rei. Damit eckt man aber natur­ge­mäß an, weil man sei­nen Job sonst wahr­schein­lich auch nicht gut machen wür­de. Die meis­ten Poli­ti­ker kön­nen das schon ent­spre­chend ein­schät­zen. Die weni­gen Ein­zel­fäl­le, die mich kom­plett mei­den oder gar tor­pe­die­ren, hal­te ich in ihrem Poli­ti­ker­da­sein für kom­plett ungeeignet.

Wer von ihnen wird im Publi­kum sein?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich hof­fe doch, mög­lichst viele.

Bei Fas­ten­pre­dig­ten gilt: Wer nicht vor­kommt in der Pre­digt, ist unwich­tig. Wer kommt 2024 nicht vor?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Viel­leicht las­se ich den Stier­in­ger ein­fach mal kom­plett raus. Ich hat­te das letz­tes Jahr schon vor und habe sei­ne Eska­pa­den, über die man auch zwei Stun­den hät­te reden kön­nen, dann als Kom­pro­miss nur in die letz­ten 15 Minu­ten gepresst.

In wel­che Abgrün­de blickt man, wenn man sich, wie du, jah­re­lang mit Bam­ber­ger Lokal­po­li­tik beschäf­tigt? Was läuft in der Stadt so rich­tig falsch?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Die Poli­tik hier ist sicher nicht abgrün­di­ger als woan­ders. Was mich mas­siv stört, und das fällt mir in Bam­berg extrem auf, ist der Umgang mit Feh­lern und Skan­da­len. Es wird bil­ligst geschwur­belt, kaum jemand steht mal zu Feh­lern, übli­cher­wei­se und fast schon tra­di­tio­nell schießt man hier lie­ber gegen Pres­se und Journalisten.

Was läuft auf der ande­ren Sei­te gut?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Das Amt für Bür­ger­be­tei­li­gung samt Pres­se­stel­le muss hier teils Unmensch­li­ches leis­ten, um alle Fehl­leis­tun­gen glatt zu kom­mu­ni­zie­ren. Dafür größ­ten Respekt.

Ein gesamt­ge­sell­schaft­li­ches Gefühl bezüg­lich der Poli­tik lässt sich der­zeit sicher­lich als Frus­tra­ti­on, Ent­täu­schung oder Ver­druss beschrei­ben. Ken­nen du und Bru­der Udal­rich sol­che Gefüh­le oder schafft ihr es, den poli­ti­schen Betrieb nur unter Gesichts­punk­ten der kaba­ret­tis­ti­schen Ver­wert­bar­keit zu sehen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Vie­les hängt doch zusam­men. The­men, die pola­ri­sie­ren, die auch mich auf­re­gen, die frus­trie­ren, tau­gen oft auch für die Kaba­rett­büh­ne. Natür­lich bin ich immer aber auch auf der Suche nach den ver­meint­lich klei­nen, aber umso mehr absur­den Geschichten.

Ist Bru­der Udal­rich neu­tral, soll hei­ßen, teilt er gegen alle Par­tei­en gleich ger­ne aus, oder gibt es eine, bei der es ihm mehr Spaß macht drauf­zu­hau­en als bei anderen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Beson­de­ren Spaß macht es bei kei­ner Par­tei. Ansons­ten streue ich schon gern auch ein­fach immer mal Salz nach.

Kann die Pre­digt Zustän­de ver­än­dern oder ver­bes­sern oder muss sie sich mit einer kom­men­tie­ren­den Rol­le begnügen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich glau­be schon, dass sol­che Ver­an­stal­tun­gen ins­ge­samt ver­än­dern kön­nen. Direkt oder auch und vor allem indi­rekt. Es hat ja für Poli­ti­ker hof­fent­lich gewis­sen Lern­ef­fekt. Man darf aber nicht zu viel erwar­ten, denn man steht ja auch für die zwei­te Rei­he, sprich „fürs Volk“ zur Unter­hal­tung auf der Bühne.

Denkst du schon an die Pre­digt 2025? Könn­te es eine erneu­te Rück­kehr von Bru­der Udal­rich geben?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Eins nach dem ande­ren. Ich bin im Unter­schied zu ande­ren Fas­ten­pre­di­gern nicht auf Lebens­zeit gesetzt. Ich ent­schei­de das frü­hes­tens am 17. Febru­ar um 23:30 Uhr.

Abt Wolf­ram – die Siebte

Die etwas ande­re Fastenpredigt

Den 75-jäh­ri­gen Wolf­gang Reich­mann kennt man in sei­ner Hei­mat­stadt Bam­berg. Der ehe­ma­li­ge Bas­ket­bal­ler (Bun­des­li­ga und Natio­nal­mann­schaft) hat als Leh­rer in Bau­nach und Hall­stadt unter­rich­tet und war als Radio­re­por­ter für den Baye­ri­schen Rund­funk tätig. Und auch im Ruhe­stand hält er sich an das Mot­to „Wer ras­tet, der ros­tet.“ So hat er als ober­frän­ki­scher Ver­tre­ter der „Mund­art-Ral­lye“ auch sei­ne Lie­be zu Kaba­rett und Mode­ra­ti­on ent­deckt. Im März schlüpft Wolf­gang Reich­mann zum sieb­ten Mal in die Kut­te des Fas­ten­pre­di­gers Abt Wolf­ram I.
Kaba­rett, Mund­art, Mode­ra­tio­nen. Ihnen scheint auch als Pen­sio­när nicht lang­wei­lig zu wer­den. Haben alle ihre Akti­vi­tä­ten die glei­che Bedeutung?

Wolf­gang Reich­mann: Eini­ge mei­ner Akti­vi­tä­ten rei­chen zeit­lich bis in die 1970er Jah­re zurück. Als Leh­rer und Repor­ter habe ich über einen Kol­le­gen zuletzt die frän­ki­sche „Mund­art-Ral­lye“ ent­deckt, die zeit­gleich und abwech­selnd auf vier Büh­nen und vier Ver­an­stal­tungs­or­ten statt­fin­det. Die­se Rei­he macht mir beson­ders viel Spaß und sie kommt nach der zwei­jäh­ri­gen Covid-19-Pau­se beson­ders gut an. Ich habe ein­fach ger­ne lachen­de Leu­te um mich.

Aber Kaba­rett und Mode­ra­tio­nen blei­ben auch nicht auf der Strecke?

Wolf­gang Reich­mann: In Sachen Kaba­rett bin ich mitt­ler­wei­le mit drei Solo­pro­gram­men erfolg­reich. Inhalt­lich rei­chen mei­ne Mode­ra­tio­nen von Fuß­balle­vents bis hin zu Fir­men­ju­bi­lä­en, aber die gro­ßen Events wie zum Bei­spiel für Bogner in der Münch­ner Olym­pia­hal­le wer­den alters­be­dingt weni­ger. Aber trotz­dem muss man nach vor­ne den­ken und sich am Leben erfreuen.

Sie sind Trä­ger des Fran­ken­wür­fels. Was hat es damit auf sich?

Wolf­gang Reich­mann: Der Fran­ken­wür­fel wird jedes Jahr einer Per­son ver­lie­hen, die nach dem Grün­der Max von Auf­sess die frän­ki­sche Men­ta­li­tät „wen­dig, wit­zig, wider­sprüch­lich“ in sich trägt. Dar­auf bin ich schon ein biss­chen stolz.

Die Fas­ten­pre­digt ist eng mit Vor­stel­lun­gen der katho­li­schen Kir­che ver­bun­den. Sind Sie katholisch?

Wolf­gang Reich­mann: Nein ich bin ein Luthe­ra­ner im katho­li­schen Umfeld, aber das hat mich nie belas­tet. Ein wasch­ech­ter, gebür­ti­ger Zwie­bel­tre­ter mit säch­si­schen Wur­zeln. Mein Onkel war evan­ge­li­scher Pfar­rer bei Weis­main, da habe ich oft mei­ne Feri­en ver­bracht, aber beein­flusst in Sachen Reli­gi­on hat er mich nicht.

Seit 1992 gibt es die berühm­te Fest­re­de bei der Stark­bier­pro­be auf dem Nock­her­berg in Mün­chen, die der Mönch Bru­der Bar­na­bas hält. Haben Sie die­se Ver­an­stal­tung schon ein­mal besucht?

Wolf­gang Reich­mann: Ja, ein Muss für alle Freun­de der reden­den Zunft. Sich über die Gau­di in das poli­ti­sche Gesche­hen ein­zu­mi­schen, ist für mich die höchs­te Form der humor­vol­len Unterhaltung.

Die Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt fin­det zum sieb­ten Mal statt. In der Kir­che kommt der Zahl Sie­ben eine beson­de­re Bedeu­tung zu. Bei Ihnen auch?

Wolf­gang Reich­mann: Dem Anlass ent­spre­chend neh­me ich die Zahl, hei­lig und magisch zugleich, in den Blick und ver­su­che mit einer eben­so augen­zwin­kern­den wie poin­tier­ten Pre­digt das vol­le Haus im Kul­tur­bo­den Hall­stadt zu überzeugen.

Wie lan­ge arbei­ten Sie in der Regel an einem Fastenpredigt-Programm?

Wolf­gang Reich­mann: Fast ein Jahr lang. Ich habe einen dicken Packen Mate­ri­al gesam­melt, aber dar­aus wird vie­les im Lau­fe der Zeit wie­der ver­wor­fen. Die hei­ße Pha­se beginnt dann im Herbst. Ich will ja auch nicht nur kri­ti­sie­ren und drauf­hau­en, ich will auch das ein oder ande­re Zuckerl verteilen.

Bli­cken Sie über den städ­ti­schen Tel­ler­rand hin­aus oder ori­en­tie­ren sich die Inhal­te eher am Lokalgeschehen?

Wolf­gang Reich­mann: Es geht um Bam­berg, die Regi­on und die Welt, von lokal bis glo­bal. Und selbst Bam­berg ist ja schon ein Eldo­ra­do für Kaba­ret­tis­ten. Die Fra­ge ist dabei immer, wie kann ich es ver­pa­cken, um die Leu­te bei Lau­ne zu hal­ten. Nicht nur drauf­hau­en, dann schal­tet das Publi­kum recht schnell ab.

Was wer­den Sie auf jeden Fall in der Fas­ten­pre­digt thematisieren?

Wolf­gang Reich­mann: Die Bun­des­wehr, die frän­ki­sche Men­ta­li­tät, den lie­ben Gott, den Zustand der Bam­ber­ger Stra­ßen als Golf­platz, den loka­len Tou­ris­mus und den Bam­ber­ger Stadtrat.

Ist das Pro­gramms abendfüllend?

Wolf­gang Reich­mann: Ja, auf jeden Fall. Es sind ja auch immer Video­clips und Zwi­schen­tex­te dabei. Da kom­me ich dann schon auf 90 Minu­ten mit 80 Schreib­ma­schi­nen­sei­ten als Vor­la­ge. Und es gibt ja auch immer Zuru­fe aus dem Publi­kum, auf die ich natür­lich sofort reagiere.

Mit Bru­der Udal­rich hat Flo­ri­an Herrn­le­ben mit sei­ner Fas­ten­pre­digt bereits im Febru­ar vor­ge­legt. Ist er Kon­kur­renz oder Bereicherung?

Wolf­gang Reich­mann: Null Pro­ble­mo für mich. Weder zeit­lich noch inhalt­lich. Ich mache es ganz anders und eine Stadt wie Bam­berg ver­trägt uns bei­de, wir neh­men uns nichts.

Der Gewinn bei Herrn­le­ben geht an ein gemein­nüt­zi­ges Pro­jekt. Wie sieht es damit bei Ihrer Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­an­stal­tungs­ser­vice Bam­berg aus?

Wolf­gang Reich­mann: Die Fas­ten­pre­digt ist mit einer Spen­de ver­bun­den und soll einem guten Zweck die­nen. Bis­her war es immer für Fran­ken hel­fen Fran­ken e.V..

Das Fas­ten dient der Vor­be­rei­tung auf Ostern. Fas­ten Sie sel­ber in den kom­men­den Wochen?

Wolf­gang Reich­mann: Nein, an die kirch­li­che Fas­ten­zeit hal­te ich mich nicht.

Wie sieht Ihre Pla­nung für den Rest des Jah­res nach den bei­den Fas­ten­pre­digt-Auf­trit­ten aus?

Wolf­gang Reich­mann: Ich freue mich beson­ders auf die När­ri­sche Wein­pro­be mit fünf Auf­trit­ten im unter­frän­ki­schen Gös­sen­heim, den Frän­ki­schen Abend in Gerach und mein Kaba­rett­pro­gramm in der KUFA im April. Und ein neu­es For­mat, ein „Poli­ti­scher Früh­schop­pen“, wird gera­de entwickelt.

Fas­ten­pre­digt mit Wolf­gang Reichmann

10. und 11. März, jeweils 19:30 Uhr

Kul­tur­bo­den Hallstadt

Bru­der Udalrich

Fas­ten­pre­digt: „Die Sum­me der Skan­da­le der letz­ten drei Jah­re in Bam­berg ist einmalig“

Flo­ri­an Herrn­le­ben ali­as Bru­der Udal­rich wird Ende Febru­ar die ach­te Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt hal­ten. Eine logi­sche Wahl sei­tens der Ver­an­stal­ter „AGIL Bam­berg erle­ben“. Denn kaum jemand sonst war in den letz­ten Jah­ren der­art aus­ge­prägt an der Ent­hül­lung ver­schie­de­ner städ­ti­scher Skan­da­le betei­ligt wie der Kaba­ret­tist, Kolum­nist und Puppenspieler.

Fal­sche Über­stun­den- und Boni-Abrech­nun­gen, gefälsch­te Face­book-Pro­fi­le, ein Pro­sec­co-Umtrunk in der König­stra­ße zu Zei­ten des Lock­downs und eini­ges mehr – die Lis­te der Ver­feh­lun­gen des poli­ti­schen Per­so­nals Bam­bergs in den letz­ten Jah­ren ist lang. An der Auf­de­ckung der bei­den erst­ge­nann­ten war Flo­ri­an Herrn­le­ben unter ande­rem mit sei­nem Blog „Herrn­le­bens Über­stun­de“ betei­ligt. Nun hält der Kaba­ret­tist, Kas­per­le-Pup­pen­spie­ler und Stadt­echo-Kolum­nist nach zwei­jäh­ri­ger Coro­na-Pau­se die dies­jäh­ri­ge Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt. Als Nach­fol­ger von Andre­as Ulich und Arnd Rühl­mann nimmt er sich am 25. Febru­ar im Zie­gel­bau des Kon­gress Hotels die Star­kes, Stier­in­gers und Humls der Stadt vor.

Wir haben mit Flo­ri­an Herrn­le­ben über das Enga­ge­ment, sei­ne The­men und Bam­bergs Skan­dal­reich­tum gesprochen.

Flo­ri­an, war­um hast du dei­nem Fas­ten­pre­di­ger den Namen „Udal­rich“ gegeben?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Dank mei­nes Onkels bin ich auf der Suche nach einem Namen für mei­ne Figur irgend­wann auf die­sen Namen gesto­ßen. Er gefiel mir gleich, weil er so schön sper­rig ist und wie ich fin­de gut zu einem Mönch passt. Dann habe ich mehr über Udal­rich oder Ulrich von Bam­berg gelernt. Er war im 12. Jahr­hun­dert Pries­ter, Küs­ter und Mit­glied der Bam­ber­ger Dom­geist­lich­keit und hat­te sich vor allem dem Chro­nis­ti­schen ver­schrie­ben. Sein Haupt­werk heißt „Codex Udal­ri­ci“ und ent­hält bedeu­ten­de Urkun­den und Brie­fe aus der dama­li­gen Bam­ber­ger Zeit. All­ge­mein war er sehr der Spra­che zuge­tan und nicht irgend­wer, son­dern eine – wenn auch nicht all­zu bekann­te – Bam­ber­ger Persönlichkeit.

Die Fas­ten­pre­digt Ende Febru­ar ist dei­ne ers­te. Wie kam das Enga­ge­ment zustande?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Na ja, man hat mich gefragt, ich habe zuge­sagt. Ich war ja schon bei Arnd Rühl­manns letz­tem Auf­tritt als Fas­ten­pre­di­ger zu Gast. Damals wur­de mir signa­li­siert, dass ich viel­leicht als nächs­ter Pre­di­ger in Fra­ge käme, weil ich in mei­nem Kaba­rett­pro­gramm eben schon sehr tief im lokal­po­li­ti­schen Gesche­hen unter­wegs war. Nach der Coro­na-Pau­se kamen die Ver­an­stal­ter Jost Loh­mann von AGIL, Ambros Mahr vom Ambräu­sia­num und Udo Zieg­ler vom Wel­co­me Hotel dann auf mich zu und frag­ten, ob ich mir den Auf­tritt vor­stel­len könnte.

Hat bei AGILs Ent­schei­dung, sich an dich zu wen­den, auch die Hoff­nung eine Rol­le gespielt, dass du dei­ne Rol­le in der Auf­de­ckung von aktu­el­len Bam­ber­ger Polit-Skan­da­len auf der Büh­ne mit neu­en Ent­hül­lun­gen fort­set­zen könntest?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Glau­be ich nicht, weil ich, und das fin­de ich schön, eben schon deut­lich vor die­sen Skan­da­len zum ers­ten Mal dar­auf ange­spro­chen wur­de. Mit dem Abtritt von Arnd Rühl­mann war man schon mit mir in Kon­takt getre­ten. Ich glau­be auf der ande­ren Sei­te aber schon, dass sich die Ver­an­stal­ter sehr freu­en, damals vor der Pan­de­mie-Pau­se schon genau den erwischt gehabt zu haben, der dann in den Jah­ren dar­auf an die­sen Ent­hül­lun­gen betei­ligt und des­we­gen im Gespräch war. Inwie­weit ich das auf der Büh­ne aber fort­set­ze, ist eine ande­re Sache. Ich den­ke nicht, dass eine Fas­ten­pre­digt der Zeit­punkt ist, neue Skan­da­le auf­zu­de­cken. Es geht mir dar­um, auf das, was in den letz­ten Jah­ren pas­siert ist, mög­lichst unter­halt­sam zurück­zu­bli­cken und den Betei­lig­ten die Levi­ten zu lesen.

Was wirst du für dei­ne Fas­ten­pre­digt von dei­nen bei­den Vor­gän­gern Andre­as Ulich und Arnd Rühl­mann übernehmen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich habe Andre­as Ulichs Auf­tritt als Fas­ten­pre­di­ger nicht gese­hen, son­dern nur die von Rühl­mann. Direkt über­neh­me ich nichts – außer die Kut­te. Das tue ich aller­dings mit ein biss­chen Stolz, weil bei­de sehr beliebt und gut sind in dem, was sie auf der Büh­ne tun. Aber Herrn­le­ben ist Herrn­le­ben und mein Pre­di­ger wird ein eige­ner Pre­di­ger sein.

Was wird das Eige­ne sein?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Was mit Sicher­heit neu für mich sein wird, im Unter­schied zu einem Kaba­rett-Auf­tritt und davon lebt so eine Pre­digt ja auch ein biss­chen, ist die Tat­sa­che, dass die Leu­te, über die man redet, im bes­ten Fall in der ers­ten Rei­he direkt vor einem sit­zen und man mit ihnen inter­agie­ren kann. Als Pup­pen­spie­ler vom Kas­per­le­thea­ter ken­ne ich auf der ande­ren Sei­te aber nichts ande­res als Inter­ak­ti­on. Was ich vom Pup­pen­spiel also schon ken­ne und kann, darf ich jetzt ein Stück weit in die Erwach­se­nen­un­ter­hal­tung mit­neh­men. Ich kann den Leu­ten in die Augen schau­en, hof­fe aber auch, ihnen auch noch hin­ter­her in die Augen schau­en zu kön­nen. Das wird eine span­nen­de Gratwanderung.

Es ist noch mehr als ein Monat bis zu dei­nem Auf­tritt. Steigt die Ner­vo­si­tät bereits?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich freue mich in ers­ter Linie sehr auf die Fas­ten­pre­digt. Wenn man ohne Freu­de auf die Büh­ne geht und dabei nicht irgend­ei­ne Art von Fai­ble dafür hat, sich vor Leu­te zu stel­len, könn­te man so etwas über­haupt nicht machen. Außer­dem gehö­re ich zu denen, die zum Glück kein all­zu gro­ßes Lam­pen­fie­ber haben.

Um wel­che The­men wird sich dei­ne Pre­digt drehen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Es geht los bei der letz­ten Kom­mu­nal­wahl, dann kam die Daten­schutz­ver­let­zung samt Straf­be­fehl für Andre­as Star­ke, dann der Pro­sec­co-Skan­dal. Wir hat­ten den gro­ßen Boni-Über­stun­den-Rat­haus-Raz­zia-Skan­dal, mit dem nächs­ten Straf­be­fehl. Es folg­te der Fake-Account-Skan­dal um Klaus Stier­in­ger und zuletzt der Rück­tritt von Lud­wig Schick. Es wird auch um die CSU gehen müs­sen mit ihren Social-Media-Ket­ten­hun­den, die sich dank Play­boy in die bun­des­wei­te Pres­se gesplat­tert haben, und um Mela­nie Huml und ihre Mas­ken­af­fä­re. Auch der grü­ne Ver­kehrs­plan und der Stand sei­ner Umset­zung ist ein The­ma. Es soll­te nie­mand aus­ge­spart werden.

Gehst du im Ange­sicht der Tat­sa­che, dass du am Zustan­de­kom­men eini­ger der The­men durch dei­ne Ent­hül­lun­gen in „Herrn­le­bens Über­stun­de“ selbst betei­ligt warst, davon aus, dass der Wunsch eini­ger Betrof­fe­ner, dich schei­tern zu sehen, beson­ders groß ist?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Klar. Aber was heißt schei­tern. Dass nie­mand lacht? Dass ich beim Bestei­gen der Büh­ne über die Kut­te stol­pe­re? Es ist nach 35 Jah­ren auf und hin­ter Büh­nen zum Glück auch eine gewis­se Rou­ti­ne da. Ich möch­te einen guten Auf­tritt able­gen, mit dem zunächst ein­mal ich zufrie­den bin. Natür­lich wer­den alle hin­ter­her ihre Mei­nung haben, der eine wird es beson­ders gut, der ande­re wird die Vor­gän­ger bes­ser fin­den – aber das ist in Ord­nung. Und ein Schei­tern im Sin­ne eines lee­ren Saals, vor dem ich auf­tre­te, schlie­ßen die bis­he­ri­gen Kar­ten­vor­käu­fe aus.

Teilst du gegen das gesam­te Par­tei­en­spek­trum des Stadt­rats aus oder musst du der SPD zwangs­läu­fig den größ­ten Platz im Pro­gramm ein­räu­men, weil sie sozu­sa­gen die meis­te Vor­ar­beit geleis­tet hat?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ja, sie hat die meis­te Vor­ar­beit geleis­tet, aber die SPD und ihr Ober­bür­ger­meis­ter sind vor allem auch an der Macht. Damit ergibt sich auto­ma­tisch ein klei­ner Schwer­punkt im Pro­gramm. Star­ke war in die meis­ten Skan­da­le mit­ver­wi­ckelt oder mit der Über­stun­den-Boni-Affä­re sogar in den größ­ten. Hin­zu kommt sein ehe­ma­li­ger Frak­ti­ons­chef Stier­in­ger und des­sen zweit­größ­ter Skan­dal um die Fake Accounts. Es wäre komisch und unver­hält­nis­mä­ßig, wenn ich am meis­ten über Gau­stadts BUB her­zie­hen würde.

Hast du ein Lieb­lings­the­ma? Wel­ches ist kaba­ret­tis­tisch und was eine Fas­ten­pre­digt angeht am ergiebigsten?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Es teilt sich ein biss­chen auf. Der Über­stun­den­skan­dal ist der größ­te Skan­dal, weil es um so viel Geld ging, er ist aber gleich­zei­tig auch ein wahn­sin­nig tro­cke­nes und anspruchs­vol­les The­ma. Es auf­zu­ar­bei­ten hat aber dar­um umso mehr Spaß gemacht. Auf der ande­ren Sei­te ist der Fake-Account-Skan­dal von vor­ne bis hin­ten von sich aus schon so absurd, dass man ihn kaum mehr für eine Pre­digt über­hö­hen muss. Ich habe also eigent­lich kein Lieb­lings­the­ma, weil ein­fach so viel Ver­rück­tes pas­siert ist – der Ober­bür­ger­meis­ter ist dop­pelt vor­be­straft wegen Daten­schutz­ver­let­zung und Untreue. In wel­cher ande­ren Stadt gibt es so was schon! Die Sum­me der Skan­da­le der letz­ten drei Jah­re in Bam­berg ist einmalig.

Die Rol­le des Pre­di­gers gibt die Mög­lich­keit, ein biss­chen här­ter oder belei­di­gen­der zu den Ange­spro­che­nen zu sein als zum Bei­spiel in einer Kolum­ne. Machst du davon Gebrauch?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Man sagt mir in mei­nen Kaba­rett-Pro­gram­men schon eine gewis­se Schär­fe in der Spra­che nach. Ob es in der Pre­digt noch schär­fer wer­den muss oder wird, weiß ich nicht. Das lässt sich auch oft erst hin­ter­her sagen, ob man jeman­den getrof­fen hat oder nicht. Der Ton wird auch ein biss­chen der Atmo­sphä­re geschul­det sein und die ist bier­zelt­mä­ßig. Der Zie­gel­bau im Kon­gress Hotel ist kei­ne Klein­kunst­büh­ne, vor der 40 Leu­te im Dun­keln hocken und auf der Büh­ne prä­sen­tiert einer einen wochen­lang vor­be­rei­te­ten maxi­mal­fein­sin­ni­gen Text, bei dem es auf jede Nuan­ce ankommt. Im Zie­gel­bau muss es schon ein biss­chen lau­ter und bra­chia­ler zuge­hen – alles ande­re wür­de viel­leicht auch gar nicht ankom­men. Mein Anspruch ist, die Leu­te zu unter­hal­ten, aber ohne unter der Gür­tel­li­nie zu tref­fen. Denn hin­ter­her möch­te ich, wie gesagt, noch allen Ange­spro­che­nen in die Augen schau­en können.

Lässt sich sagen, ob die Haupt­per­so­nen der zurück­lie­gen­den Ereig­nis­se zur Fas­ten­pre­digt kom­men werden?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Nein, das glau­be ich nicht. Ich glau­be, es kom­men nur die, die so was ver­tra­gen und zusätz­lich ein paar mit Pro­fil­neu­ro­se. Ich wäre posi­tiv über­rascht, wenn zum Bei­spiel Ste­fan Sand­mann kommt und dann auch noch in der ers­ten Rei­he sitzt.

Kann man als Poli­ti­ker sei­ne Teil­nah­me an so einer Spott­re­de nicht aber nut­zen, um Selbst­iro­nie anzu­täu­schen oder um vor­zu­ge­ben, dass man groß­her­zig genug ist, auch ein­mal einen Witz auf eige­ne Kos­ten ver­tra­gen zu können?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Schon, aber ich glau­be, das kön­nen nicht alle. Aber es stün­de Poli­ti­kern all­ge­mein tat­säch­lich gut und es soll­te schon zum Poli­ti­ker­da­sein dazu­ge­hö­ren, an der maß­geb­li­chen Ver­an­stal­tung die­ser Art in Bam­berg teil­zu­neh­men. Sonst stellt man sich ja auch gern selbst vor sein Wahl­volk hin und sozu­sa­gen pre­digt, da kann man sich auch mal selbst einer Pre­digt aus­set­zen, bei der man zur Abwechs­lung mal nicht das letz­te Wort hat.

Bei der Münch­ner Fas­ten­pre­digt am Nock­her­berg gilt: Wer nicht vor­kommt in der Pre­digt, ist unwich­tig. Wer kommt bei dir nicht vor?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Mal schau­en. Ich habe eine Idee und muss mal schau­en, ob es klappt. Da muss man ein biss­chen unter­schei­den zwi­schen denen, die sich wich­tig füh­len und es sind, und denen, die sich wich­tig füh­len, ohne es zu sein. Ich möch­te jetzt kei­ne Namen nen­nen, aber von die­sen gan­zen teils unbe­kann­ten Ein­zel­fi­gu­ren aus dem Stadt­rat, die ver­su­chen, sich zu pro­fi­lie­ren, muss sicher nicht jeder vor­kom­men. Ich kann ja nicht erst mal eine Vier­tel­stun­de lang erklä­ren, um wen es sich han­delt. Anders gesagt, alle, die nicht vor­kom­men, haben für mich wahr­schein­lich kei­ne poli­ti­sche Bedeutung.

Zeich­nen sich neue The­men ab, die kurz vor der Pre­digt noch rein­kom­men könnten?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich hof­fe nicht! Kurz vor der Pre­digt brau­che ich kei­nen neu­en Skan­dal. Es wäre mir ganz recht, wenn die Poli­ti­ker bis dahin die Füße still­hal­ten. Danach dür­fen sie wie­der Gas geben, damit der Fas­ten­pre­di­ger für 2024 Mate­ri­al hat.

Könn­test du wie­der die­ser Pre­di­ger sein?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Da hal­te ich es wie mein Vor­gän­ger Arnd Rühl­mann – ich ent­schei­de mich nach der Pre­digt. Und dann ent­schei­det der Veranstalter.