Es war ein echter Basketball-Krimi, der den 4.577 Zuschauern in der Nachholpartie des 17. Spieltages in der easyCredit BBL am Dienstagabend in
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Basketball
Bamberg Baskets schubsen den FC Bayern von der Tabellenspitze
Es war ein echter Basketball-Krimi, der den 4.577 Zuschauern in der Nachholpartie des 17. Spieltages in der easyCredit BBL am Dienstagabend in der BROSE ARENA in Bamberg geboten wurde. Buchstäblich in letzter Sekunde siegten die Bamberg Baskets im Heimspiel gegen den FC Bayern München mit 69:68 (36:37) und erspielten sich damit ihren zehnten Saisonsieg.
Die Partie war über die gesamte Spielzeit von Spannung geprägt. Nachdem die Bayern das erste Viertel mit zwei Punkten für sich entscheiden konnten, gewann die Mannschaft von Anton Gavel die Abschnitte zwei, drei und vier jeweils mit einem Zähler. Während die Bayern je 13 Assists und Ballverluste hatten, standen bei den Bambergern am Ende 19 Korbvorlagen und nur neun Ballverluste auf dem Statistikzettel.
Matchwinner auf Seiten der Hausherren waren Ibi Watson mit 16 Punkten sowie Ronaldo Segu mit 9 Zählern, 5 Rebounds und 7 Assists. Bei den Münchnern überzeugten Niels Giffey mit 20 Zählern, Nick Weiler Babb mit 9 Punkten, 11 Rebounds und 6 Assists sowie Andreas Obst mit 17 Punkten.
Knappe Gästeführung zur Halbzeit
Bambergs Head Coach Anton Gavel begann mit der identischen Startformation wie zuletzt beim Heimsieg gegen Frankfurt und seine Starter legten gleich gut los gegen den amtierenden Meister. Nach erfolgreichen Dreiern von Noah Locke und Ronaldo Segu führten die Bamberger mit 6:0 (3.). Doch auch die Bayern trafen aus der Distanz und nach Treffern von Niels Giffey und Andreas Obst waren die Münchener nach knapp vier Minuten wieder dran (8:6). Das bereits zweite Foul von Ibi Watson (Bamberg bekam bereits im ersten Viertel insgesamt acht Fouls angekreidet) kurz vor dem zweiten Bayern-Dreier, schien die Bamberger etwas aus dem Konzept gebracht zu haben, denn knapp zwei Minuten vor dem Ende des ersten Viertels lagen die Münchner nach dem zweiten Dreier von Andreas Obst mit 10:14 vorne. Beim Stand von 13:15 ging man in die Viertelpause.
Die Gastgeber starteten gut ins zweite Viertel. Mit all seiner Geschwindigkeit zog Ronaldo Segu zum Korb und glich zunächst erneut aus, ehe Filip Stanić nach einem Steal an der Mittellinie selbst abschließen und sein Team mit 17:15 wieder in Führung werfen konnte. Es dauerte aber nur ganze 63 Sekunden, ehe der FC Bayern mit drei Dreiern (2x Weiler-Babb, 1x Onuralp Bitim) den Spielstand auf 19:24 wieder zu seinen Gunsten gedreht hatte. Die Bamberger hatten aber eine Antwort parat. Ein 8:0‑Lauf brachte die Hausherren Mitte des zweiten Abschnitts wieder voraus (27:24/16.). Die Wurfquoten beider Teams waren sicherlich ausbaufähig, aber auf beiden Seiten wurde um jeden Zentimeter auf dem Spielfeld gekämpft. Der Spielstand blieb weiter knapp, die Führung wechselte hin und her und zur Pause lagen die Roten hauchdünn in Führung (36:37). Bamberg hatte zu diesem Zeitpunkt gerade einmal zwei Freiwürfe zugesprochen bekommen, der FC Bayern neun.
„In der Offensive müssen wir einen besseren Job“
Zum Start in die zweite Hälfte legten die Münchner zunächst einmal vor und bauten ihren Vorsprung auf fünf Zähler aus (36:41/22.). Die Bamberger blieben dran, doch die Roten hatten in dieser Phase stets die Nase vorne. Nach dem Dreier von Ivan Kharchenkov stand es Mitte des dritten Viertels 41:47 für den FCBB. 2:05 Minuten vor Ende des Abschnitts traf Justus Hollatz per Dreier zum 48:53, ehe Kyle Lofton und Kevin Wohlrath per Dreier nach 30 Minuten wieder ausgleichen konnten (53:53).
Recht zäh, was die Offensive beider Mannschaften anbelangte, begann dann der Schlussabschnitt. Fast vier Minuten dauerte es bis zum ersten Treffer aus dem Feld. Ibi Watson war es, der per Distanzwurf auf 59:54 für die Baskets stellte. Die Bayern aber blieben dran, auch weil die Gastgeber in dieser Phase des Spiels ihre Möglichkeiten nicht nutzten, einen höheren Vorsprung herauszuarbeiten. Genau dies schien sich zu rächen, als Andreas Obst erneut von Downtown zum 61:62 traf – Auszeit Bamberg. Im nächsten Angriff holte Ronaldo Segu die Führung zurück und nach einer Shotclock-Violation der Bayern traf Filip Stanić unter dem Korb mit Foul von Nick Weiler-Babb zum 65:62. So hatten alle in der Halle gedacht, doch die Schiedsrichter sahen das Foul vor dem Wurf und Stanić machte nur einen Freiwurfpunkt zum 64:62 (37.). Ausgerechnet jetzt leisteten sich die Bamberger in den beiden nächsten Angriffen je einen Ballverlust (insgesamt hatte man im ganzen Spiel nur 9) was Elias Harris 94 Sekunden vor dem Ende zur erneuten Bayern-Führung nutzte (64:65). Ibi Watson antwortete hier (66:65) ebenso wie 47 Sekunden vor Schluss Andreas Obst auf der Gegenseite per Dreier zum 66:68. Doch auch Ibi Watson hatte noch einen Dreier auf Lager. 27 Sekunden vor dem Ende schlug sein Wurf zum 69:68 im Bayern-Korb ein – Auszeit Bayern. Die Gäste suchten den schnellen Abschluss, doch Obst traf nicht und auch Weiler-Babb scheiterte, nachdem er zuvor den Offensivrebound geholt hatte. Die Münchner bekamen jedoch noch eine weitere Möglichkeit, nachdem Segu der Ball ins Aus verloren hatte. Nach einer weiteren Auszeit sollte es erneut Weiler-Babb versuchen, doch auch diesmal traf er nicht. Den Rebound bei nur noch 0,4 Sekunden Restspielzeit hatte Ibi Watson und der Sieg war den Bambergern nicht mehr zu nehmen. „Glückwunsch an unsere Spieler zu diesem Sieg. Für uns war es am Anfang schwierig, als klar war, dass einige Spieler bei den Bayern nicht dabei sind und man dann plötzlich ein bisschen eine Chance gesehen hat und so dann auf einmal auch der Druck da war“, resümierte Anton Gavel, der Head Coach der Bamberg Baskets. „In der Defensive hatten wir heute Sequenzen, in denen wir sehr gut ausgesehen haben und den Bayern viel wegnehmen konnten. In der Offensive müssen wir aber einen besseren Job machen und den Ball besser bewegen. Wenn nur ein einzelner Spieler die Hände am Ball hat, sehen wir meist schlecht aus und bekommen auch keine guten Würfe. Im Großen und Ganzen sind wir aber froh über den Sieg, denn wie wir gesagt haben, nehmen wir jeden Sieg und jetzt heißt es volle Konzentration auf Bonn.“
Basketball
Bamberg Baskets empfangen den FC Bayern München
Drei Tage nach dem Heimsieg gegen die Skyliners aus Frankfurt haben die Bamberg Baskets an diesem Dienstag gleich nochmals Heimrecht und treffen auf den FC Bayern München.
Auf eigenem Parkett soll heute Abend der zehnte Saisonsieg her, auch wenn der Gegner in dieser Nachholpartie des 17. Spieltages in der easyCredit Basketball Bundesliga kein geringerer als der FC Bayern München Basketball ist. Mit einer Bilanz von 15 Siegen und fünf Niederlagen führen die Münchner aktuell die Tabelle an und kommen mit einer Serie von zuletzt drei BBL-Siegen in Serie nach Freak City.
„Es erwartet uns das schwierigste Spiel der Saison. Wir spielen gegen den Tabellenführer. Deshalb jetzt aber zu sagen, dass es das einfachste Spiel wäre und man nichts zu verlieren hätte, wäre falsch“, so Head Coach Anton Gavel. „Die Bayern sind ein EuroLeague-Team, das aktuell auf dem fünften Platz der EuroLeague-Tabelle steht und auf jeder Position Qualität besitzt und zudem doppelt oder sogar dreifach besetzt ist. Schon allein aus diesem Grund ist es immer schwierig gegen Bayern zu spielen. Wir müssen jetzt aber Siege holen, auch wenn möglich gegen Teams, die an der Tabellenspitze stehen.“ Für Bamberg sei jedes Spiel unglaublich wichtig und da sei es egal, wer der Gegner ist. „Wir müssen unsere Leistung bringen und wissen natürlich, dass so eine Leistung wie gegen Frankfurt nicht ausreichen wird, um gegen die Bayern zu bestehen. In unserem Spiel ist aber noch Luft nach oben. Das wollen wir ausnutzen und für eine Überraschung sorgen.“
Nach dem FIBA Break in großer Spiellaune
Das Match in Bamberg ist das dritte innerhalb von sechs Tagen für die Bayern. Nach dem Heimsieg gegen Heidelberg (87:78) hatten die Münchner am vergangenen Donnerstag in der EuroLeague ein Ausrufezeichen vorangesetzt. Im Kampf um einen der ersten sechs Plätze und die damit verbundene direkte Qualifikation für die Playoffs in der Königsklasse besiegten die Bayern mit Roter Stern Belgrad einen der direkten Konkurrenten. Bei einer insgesamten Heimbilanz in der EuroLeague von 12 Siegen aus 14 Spielen war der Erfolg gegen die Serben weniger überraschend als vielmehr die Art und Weise des Sieges. Nach einem 3:14-Fehlstart spielten sich die Bayern in einen Rausch. Dank eines 25:0‑Runs lag man in der 23. Minute mit 64:37 in Führung und ließ den Gästen bis zum 100:82-Endstand keine Chance auf ein Comeback. Vor dem nächsten EuroLeague-Match am kommenden Freitag zuhause gegen Efes Istanbul steht für das Team von Head Coach Gordon Herbert nun am Dienstag noch der Zwischenstopp in Bamberg auf dem Programm.
Das erste Aufeinandertreffen im BMW Park fand erst Ende Januar statt. Mit 82:84 mussten sich die Bamberger dabei nur knapp geschlagen geben. Nach einer sehr starken ersten Halbzeit und einer 41:35-Pausenführung für die Mannschaft von Head Coach Anton Gavel, konnten die Münchner im dritten Viertel die Partie wieder ausgleichen.
Auch im Schlussabschnitt war das Spiel lange offen und alles war möglich. Kleinigkeiten gaben letztlich den Ausschlag für die Münchner, die vor allem in den letzten zehn Minuten stark von jenseits der 6,75-Meter-Linie unterwegs waren.
Carsen Edwards war mit 17 Punkten erfolgreichster Scorer der Bayern. Für die Bamberg Baskets trafen Noah Locke (19) sowie KeyShawn Feazell und Filip Stanić (je 15) am besten.
Mit (neuem) Selbstbewusstsein nach München
Brose Bamberg gegen FC Bayern München
Brose Bamberg gastiert Sonntagabend am 28. Spieltag der Basketball-Bundesliga beim FC Bayern München Basketball. Leicht wird es für Bamberg sicherlich nicht, aber um die Chancen auf die Playoffs zu wahren, muss ein Sieg her.
Neun Spiele in Serie hat der FC Bayern München Basketball auf nationalem Parkett zuletzt gewonnen – inklusive des Pokaltitels im Februar. Die letzte Niederlage musste die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri am 14. Februar einstecken. Damals unterlagen die Bayern gegen Hamburg mit 70:89.
Vor allem in der Defensive haben sich die Münchner zuletzt stark präsentiert. In Ulm ließen sie gerade einmal 59 Punkte zu, am vergangenen Wochenende in Würzburg sogar nur 49. Über die gesamte bisherige Saison gesehen steht die bayerische Abwehr ebenso solide. Im Schnitt kassierte der FCB lediglich 74 Punkte, nach dem der Bonner (73,6) ist das der zweitbeste Wert aller BBL-Teams.
Offensiv überzeugen die Münchner weniger. Durchschnittlich erzielte die Mannschaft lediglich 81,4 Punkte pro Spiel, die drittgeringste Ausbeute innerhalb der Liga. Die 21 Saisonsiege kamen also in erster Linie über die Verteidigungsleistung zustande.
„Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie“
Brose Bamberg reist trotzdem mit Selbstbewusstsein nach München. Dazu beigetragen hat das Spiel am vergangenen Mittwoch, das die Bamberger nach einem zwischenzeitlichen 18-Punkte-Rückstand gegen die MHP Riesen Ludwigsburg im letzten Viertel noch drehen konnten.
Durch den Erfolg hält sich das Team von Oren Amiel die Playoffchance weiter offen. Nach wie vor ist Brose jedoch – neben eigenen Siegen – auf Niederlagen der Tabellennachbarn aus Würzburg und Rostock angewiesen. Durch den Sieg gegen Ludwigsburg zog Brose mit den auf Platz acht stehenden Würzburg Baskets zwar gleich, hat allerdings eine Niederlage mehr auf dem Konto stehen. Von den fünf noch ausstehenden Saisonspiele sollen entsprechend so viele wie möglich gewonnen werden. Den Anfang dafür möchte Brose gegen den FC Bayern München Basketball München machen.
Auf dem Papier ist Bamberg natürlich Außenseiter, beide Spiele der Saison gegen Bayern gingen verloren – im Pokal (68:85) und in der Liga (87:94). Vor allem aber im Hinspiel mussten sich die Bayern doch etwas strecken, um die Partie schadlos zu überstehen.
Guard Jaromír Bohačík sagte vor dem Spiel: „Wie heißt es so schön: Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie. Natürlich sind sie Favorit, aber wir wissen auch, was wir können. Wichtig ist, dass wir den Einsatz und den Kampf aus den letzten 13 Minuten gegen Ludwigsburg mitnehmen. Da hat es offensiv und vor allem defensiv gut funktioniert. Wir müssen versuchen, sie zu Fehlern zu zwingen. Das wird sehr schwer, aber wir sind selbstbewusst.“
Im Porträt
Roland Stein, der Held von Vestenbergsgreuth
Vergangenes Wochenende startete der diesjährige DFB-Pokal. Roland Stein aus Strullendorf war als Spieler schon einmal selbst dabei. Der eine oder die andere erinnert sich vielleicht noch: Mit dem TSV Vestenbergsgreuth schoss er 1994 den FC Bayern aus der ersten Runde des Wettbewerbs. Wir haben mit ihm auf seine Karriere zurückgeblickt.
Pressetermin in Strullendorf: Mit dem Trikot des historischen Erfolgs von vor nunmehr 26 Jahren in der Hand begrüßt uns Roland Stein. „Sorry, meinen Ordner mit den ganzen Fotos und Zeitungsberichten finde ich gerade nicht.“ Nach dem einstündigen Gespräch auf der Terrasse steht dieser Satz im Flur des Einfamilienhauses als typisches Indiz dafür, dass ihm dieses historische Tor in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den scheinbar übermächtigen FC Bayern München nicht zu Kopf gestiegen ist.

Aber bis heute taucht der Sieg in überregionalen Medien oder in TV-Programmen immer wieder auf, wenn von historischen Sensationen eines „Kleinen“ im Pokalwettbewerb die Rede ist („Ja,
es stimmt, der Pokal hat wirklich seine eigenen Gesetze!“).
Der heute 47-Jährige Roland Stein würde nie und nimmer von sich behaupten, dass er der „Held von Vestenbergsgreuth“ gewesen sei, der „Bayern-Killer“ oder wie es der DFB formulierte, „Der Mann, der Bayern zu Fall brachte“. Diese Äußerungen kommen von den Medien, von Fußballfans oder schon mal im Freundeskreis. Roland Stein fühlt sich nicht als „Promi“, nicht einmal in seinem Heimatort Strullendorf.
Dass er dort und im fränkischen Raum aber einen sehr hohen Bekanntheitsgrad besitzt, nahezu alle Fußball-Fans jenseits der 40 wissen, wer „Stein“ ist und was er vollbracht hat, ist nicht verwunderlich. Der Strullendorfer ist eine Pokal-Legende, daran gibt es nichts zu rütteln, schließlich gehörte er auch zu den 13 ersten „Helden“, deren Fußabdruck beim 2014 eröffneten „Walk of Fame“ im Berliner Olympiastadion zu bestaunen ist. Ein Strullendorfer neben Günter Netzer und Gerd Müller, welch eine Ehre. Ergänzend zum Aspekt „nicht abgehoben“: Roland Stein hat seinen Abdruck noch nicht live gesehen.
Das rote TSV-Trikot mit der Nummer 11 liegt auf dem Tisch, als er in Erinnerungen an den 14. August 1994 kramt. Das fällt ihm nicht schwer. Wie aus der Pistole geschossen berichtet er zunächst von den Stunden zum Spielbeginn am Abend im Nürnberger Stadion, das mit fast 25.000 Besuchern gefüllt war. Die Fußballer aus Vestenbergsgreuth waren weder im Trainingslager noch am Abend davor im Hotel; sondern „Heimschläfer“ wie vor jeder Partie in der Regionalliga. „Nachmittags haben wir uns in Fürth getroffen, Kaffeetrinken im Hotel, Spaziergang mit Trainer-Besprechung, kurzes Ausruhen, dann die Ankunft im Stadion, allein schon die bleibt unvergesslich, Adrenalin-Anstieg bei der Stadion-Besichtigung, im Spielertunnel, aber kein Kontakt mit den Bayern-Stars. Ich war voll fokussiert!“
Die entscheidende Sekunde als „Bayern-Killer“
Schnell stellte es sich auf dem Rasen heraus, dass sich kein Geringerer als der brasilianische Weltmeister Jorginho um den Stürmer aus Strullendorf kümmern sollte. Zwei Minuten vor der Halbzeit dann die geschichtsträchtige Szene, die in zig Pokalsendungen immer wieder gezeigt wird. Der kopfballstarke Außenstürmer Roland Stein schildert die entscheidenden Sekunden: „Wolfgang Hüttner bekam einen Pass in den Lauf gespielt, instinktiv – wie eigentlich schon oft im Training – habe ich mich Richtung kurzen Pfosten orientiert, habe den Ball berührt und da lag er auch schon im Netz. Dann sofort die Arme hochgerissen und jubelnd abgedreht zu meinen Mitspielern.“
Was der Torschütze nicht mehr sah, aber das „Foto des Tages“ wiedergibt: „Titan“ Oliver Kahn wirkte völlig konsterniert und blickte fragend ins Leere, ehe er die Kugel aus dem Netz holte. Und der ZDF-Reporter schrie: „Und da ist das Tor. Da ist das Tor!“
Nach der Halbzeitpause („Wir waren voller Adrenalin, unser Trainer Paul Hesselbach musste uns erst einmal wieder runterholen; er sprach davon, dass wir locker bleiben und aufpassen sollen.“) musste sich der Underdog aus dem 300-Seelen-Ort kräftig wehren und hatte auch das notwendige Glück. Der französische Weltklasse-Stürmer Jean-Pierre Papin hatte eine Großchance, sein Ball flog Richtung Tor, als Bernd Lunz ihn gerade noch wegspitzelte, der Ball ging an die Latte und nach weiteren Verteidigungsminuten kam der erlösende Schlusspfiff.
Geschafft! Und schnell ein Promi-Bayern-Trikot geschnappt oder getauscht? Nein! „Wir sind erst einmal völlig ausgeflippt, bei der Stadionrunde zu den Fans und meinen Eltern gerannt. Die Bayern waren weg, waren schnell vom Platz runter und ließen sich nicht mehr blicken!“
Nach der Pokalfeier kam der Presse-Rummel
Die Sensationssieger ließen es so richtig krachen, haben in einer Nürnberger Wirtschaft „gut bis zum Morgengrauen gefeiert“ – vor laufenden Fernsehkameras. Apropos TV: Den TSV-Erfolg haben über sieben Millionen Fans live miterlebt. Das gesamte Team mit seinem „Helden“, der als Betriebsschlosser beim Tee-Hauptsponsor arbeitete, bekam einen Tag Sonderurlaub. Trotzdem für Stein nicht unanstrengend: Ein Pressetermin jagte den anderen.
Die Vestenbergsgreuther waren weiter der Pokalschreck und scheiterten erst gegen den späteren Finalisten VfL Wolfsburg. Fünf Aufritte hatte Roland Stein im DFB-Pokal-Wettbewerb und schoss „nur“ ein einziges Tor; das aber zum richtigen Zeitpunkt. Die Bayern-Aufstellung ist ihm sicher „lebensläng geläufig: Kahn, Helmer, Babbel, Matthäus, Nerlinger, Hamann (Schupp), Jorginho, Sternkopf, Scholl, Witeczek (Valencia), Papin und auf der Trainer-Bank Giovanni Trapattoni.“
Aber ein Fußballer-Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert und ein historisches Tor ist nicht automatisch der Durchbruch für eine große Karriere. Es ist müßig nachzukarteln, ob es vielleicht der Kreuzbandriss war, der eine längerfristige Profi-Karriere verhinderte.
Es geschah im Augsburger Rosenau-Stadion: „In einer Mulde im Platz bin ich bei einem Sprint ohne Gegenspieler hängengeblieben. Das Knie überstreckte und dieser Fehltritt zog eine dreivierteljährige Verletzungspause nach sich.“ Roland Stein kämpfte sich durch, wechselte 1997 zu Wacker Burghausen, arbeitete zunächst beim Hauptsponsor, ehe er auf Vollprofitum umstellte. Vier Jahre lang gehörte er zum festen Inventar der Regionalliga, was sich auch in über 200 Einsätzen dokumentiert.

Zurück in die fränkische Amateur-Fußball-Heimat
Nach der Zeit in Oberbayern zog es Roland Stein 2001 zurück in die fränkische Heimat – zum Zweitligisten FC 05 Schweinfurt, sportlich gesehen eine große Herausforderung, die er jedoch nicht annehmen konnte. Es dürfte wohl die schwierigste Phase in seinem Leben gewesen sein, denn nach dem plötzlichen Tod seines Vaters war er auf dem elterlichen Hof unabkömmlich.
Aus dem Betriebsschlosser wurde nun ein Landwirt, der seinen Bruder beim Schweine-Zucht- und Mastbetrieb intensiv unterstützte. „Das war einfach zu schwierig, beides miteinander zu vereinbaren“, blickt Stein zurück. So war es nicht verwunderlich, dass er nur zu sieben Zweiligaeinsätzen kam. Die Schweinfurter stiegen ab, der Strullendorfer hängte noch ein Jahr dran, ehe er sich 2003 dem Landesligisten FC Sand anschloss. 2005 führte ihn sein sportlicher Weg als Spielertrainer: „Kein Problem für mich, da habe ich auf dem Feld mehr Zugriff, da ist man mitten im Spielgeschehen.“ in die Bezirksoberliga zum SV Pettstadt. Der Ex-Profi fungierte vor der Abwehrreihe im Zentrum, ein typischer „Sechser“, der abräumt und den Ball verteilt. Bleibt die Frage, warum eigentlich kein Kontakt zum FC Bamberg? „Das war nie ein Thema! Das wollte ich nicht!“
2008, als 35-Jähriger, hängte er zwar nicht die Fußballschuhe an den Nagel, sein Motto hieß nun aber „just for fun“. Da blieb ihm keine andere Wahl als die DJK Mistendorf, wo er viele Freunde wieder traf und auch die Vorstandschaft gut kannte. Der ehemalige „Bayern-Killer“ in der damaligen B‑Klasse (bis 2017) hatte Spaß am Spiel, auch wenn es dann nach einem Relegationsabstieg in der untersten Klasse war. Unterbrochen wurde seine Mistendorfer Zeit durch ein einjähriges Intermezzo bei seinem Heimatverein FC Strullendorf. Spielertrainer in der Landesliga; um es kurz zu machen, er gesteht ein: „Es hat nicht funktioniert“; also „back to“ Mistendorf.
Heute, drei Jahre später, fährt er immer noch sehr gerne zur DJK und kickt dort mit den „Alten Herren“. Sein zweites Standbein ist die traditionsreiche Auswahl der „Fünfhunderter“ (das Team bringt mehr als 500 Lebensjahre auf den Spielberichtsbogen), da geht er um die zehnmal pro Jahr mit auf Torjagd und freut sich immer auf ein Wiedersehen mit lokalen Größen.
Deutschlandweiter Pokalheld hin oder her, fünf Profi-Jahre: Hat sich alles gelohnt? „Ich hatte wirklich schöne Zeiten, viele Super-Typen kennengelernt. Ich möchte nichts missen und kann schon sagen, dass ich in dieser Hinsicht nichts verkehrt gemacht habe.“ Natürlich war das August-Tor 1994 das absolute Highlight, wohl ein Tag, von dem Fußballer träumen. Erwähnt hat es der heutige Montageleiter explizit nicht beim Bilanzziehen, eben typisch Roland Stein („Insgesamt hat sich das Interesse am Fußball schon etwas gelegt.“), der sich neben dem Spiel mit dem Leder noch mit Mountainbiken fit hält.
Und der Trainerjob? „Das ist mir zu viel. Berufsmäßig bin ich viel unterwegs und habe den Kopf voll. Da will ich schon kürzertreten, auch habe ich meinen Trainerschein nicht verlängert“, betont Roland Stein, der nur bei seinem Sohn Julian eine Ausnahme machte. Ihn trainierte er in Strullendorf in der C- und D‑Jugend.
Nürnberger Probetraining erfolgreich absolviert
Apropos Jugend: Wie begann das Fußballer-Leben von Roland Stein? Er kam mit knapp acht Jahren durch seinen älteren Bruder Thomas zum Fußball beim FC Strullendorf, war dann natürlich noch „zu klein, zu jung“ für die damalige C‑Jugend, hatte dann aber das Glück, dass in dieser Zeit das Kleinfeld aufkam und so durfte er dann in der E‑Jugend starten. Unter den Fittichen seines Vaters und Trainers Franz zeigte er schon bald, dass er mehr offensiv ausgerichtet war. „Ich hatte den Drang, Tore zu schießen.“
Der alles entscheidende Jugendtag war dann in der B‑Jugend bei einem FCS-Jubiläum. Es ging gegen die „Club-Jugend“: 3:7 – und alle drei Tore schoss Stein! „Ich bin bei diesem Spiel einfach aufgefallen und wurde zu einem Sichtungstraining am Valznerweiher eingeladen!“
„Ich bin früh mit meinem Vater auf die Arbeit in Nürnberg mitgefahren, war den ganzen Tag mit auf der Baustelle und abends war dann das Probetraining“, erinnert er sich an diesen außergewöhnlichen Tag. Im Parcours und beim Spiel hat er einen derart guten Eindruck hinterlassen, dass er sein letztes B‑Jugend-Jahr im „Club“-Dress verbringen durfte. Auch in der A‑Jugend spielte er hochklassig: „Gegen die Bayern haben wir meist verloren.“
Die Alternativen waren nun klar: Ausbildung zum Industriemechaniker stoppen und Einstieg in den Profi-Bereich oder Wechsel nach Vestenbergsgreuth in die Bayernliga, damals die dritthöchste Liga, und den Beruf als zweites Standbein haben: „Man kann ja nicht davon ausgehen, dass es mit dem Vollprofi gleich klappt.“ Unter Trainer Paul Hesselbach – er saß auch 1994 auf der Bank – machte Stein auf der linken Außenbahn viele Spiele. Er machte die Ausbildung erfolgreich fertig, schaffte den Sprung beim Fußball und war dann auch nach der Einführung der Regionalliga Stammspieler. Der FC Bayern und der 14. August 1994 konnten also kommen.
Um die 1.000 Spiele dürfte der „Vestenbergsgreuth-Held“ in den bisherigen vier Jahrzehnten absolviert haben, genaue Zahlen gibt es nicht: „Ich bin nicht so der Statistiker“. Unabhängig davon, was digitale Datenbanken vermelden – für seine Zeit der Regionalliga werden zwischen 16.337 und 18.719 Spielminuten registriert, nur 22 gelbe Karten, zweimal „gelb-rot“ und kein einziger „roter“ Platzverweis – das ist alles zweitrangig, entscheidend war die Sekunde, als Hüttner flankte, Stein köpfte und Kahn machtlos staunte. Wer zu spät geboren wurde, es live verpasste oder diesen Sensationsmoment nochmals erleben möchte: YouTube macht’s möglich.
Sein Ordner mit den Presse-Erinnerungen ist übrigens wieder aufgetaucht.