Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat sich in Bamberg über neue Therapieansätze bei der Behandlung des Post-COVID-Syndroms informiert. Die Klinik für Integrative Medizin
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Integrative Behandlungsansätze bieten weitere Therapie-Chancen
Behandlung von Post-COVID
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat sich in Bamberg über neue Therapieansätze bei der Behandlung des Post-COVID-Syndroms informiert. Die Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Sozialstiftung Bamberg will in einem Projekt bewerten, wie gut Methoden der integrativen Medizin beim Einsatz gegen Post-COVID wirken.
Holetschek sagte anlässlich des Besuchs eines von der Staatsregierung geförderten Projektes der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Sozialstiftung Bamberg: „Post-COVID ist ein komplexes und vielfältiges Krankheitsbild, das Experten zufolge etwa zehn Prozent aller an COVID-19-erkrankten Erwachsenen betrifft. Die integrative Medizin kann uns bei der Therapie dieser Spätfolgen helfen, indem sie die Möglichkeiten der konventionellen Medizin und der Naturheilkunde in einem ganzheitlichen Ansatz bestmöglich verbindet.“
Er ergänzte, wenn es erfolgreich sei, könne das deutschlandweit einzigartige Bamberger Projekt einen wichtigen Beitrag bei der Behandlung des Post-COVID-Syndroms leisten und zugleich die wissenschaftliche Verankerung der integrativen Medizin stärken. Deshalb fördere der Freistaat es gerne über seine bayerische Förderinitiative mit rund 87.000 Euro. Im ganzen Bundesgebiet gebe es nur wenige vergleichbare Akutkliniken mit einem Behandlungsangebot wie es die Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Sozialstiftung Bamberg habe.
Die Sozialstiftung Bamberg will bewerten, wie gut Methoden der integrativen Medizin beim Einsatz gegen das Post-COVID-Syndrom wirken. Dabei werden konventionelle Medizin und wissenschaftlich fundierte Naturheilkunde mit gesundheitsfördernden Modifikationen des Lebensstils verzahnt. Zudem soll festgestellt werden, inwiefern die Therapieansätze für eine Übernahme in die Regelversorgung geeignet sind.
Gliederung in zwei Projektteile
„Unsere Erfahrungen mit dem integrativ-naturheilkundlichen Therapiekonzept bei Patientinnen und Patienten mit Post-COVID Syndrom sind sehr vielversprechend. Wir freuen uns nun darauf, die Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten wissenschaftlich zu begleiten und weiter zu entwickeln“, betonte Prof. Dr. Jost Langhorst, Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin und Projektleiter.
Post-COVID kann die Lebensqualität Betroffener massiv einschränken. Die Symptome sind vielfältig und können unter anderem von chronischer Erschöpfung („Fatigue“) über Kopfschmerzen bis hin zu massiven Konzentrationsstörungen reichen. Ziele des geförderten Projekts sind eine kurz- und langfristige Reduzierung des Hauptsymptoms „Chronische Fatigue“, die Steigerung der Lebensqualität und die Wiederaufnahme der Erwerbsfähigkeit durch Anwendung integrativ-naturheilkundlicher Verfahren.
Holetschek betonte, die Auswirkungen von Post-COVID würden unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem noch länger beschäftigen. „Das Wissen über die Mechanismen hinter der Erkrankung ist dabei noch unzureichend. Die Förderung und Erforschung neuer, breiter Therapieansätze ist mir deshalb ein Herzensanliegen.“
Das Projekt der Sozialstiftung trägt den Namen „Forschungszyklus: Integrative Medizin und Naturheilkunde in der Behandlung des Post-COVID-Syndroms: Ein Multimodaler Therapieansatz“. Es läuft bis zum 31. Dezember 2022.
Das Vorhaben ist in zwei Projektteile gegliedert. Im ersten Teil erfolgt die Anwendung und Evaluierung eines stationären, multimodalen Therapieprogramms, welches unter anderem klassische Kneipp‘sche Verfahren und Verfahren der erweiterten Naturheilkunde beinhaltet. Die Wirksamkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit des Therapieansatzes werden durch eine begleitende prospektive Longitudinalstudie im Rahmen eines 14-tägigen, stationären Klinikaufenthalts der Patientinnen und Patienten evaluiert.
Im zweiten Teil wird ein tagesklinisches Konzept verfolgt, das sich über elf Wochen erstreckt. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Module zur Ernährungsverbesserung, Bewegungsförderung, Anwendungen zur Selbstfürsorge und Copingstrategien sowie Ganzkörperhyperthermie verbunden mit einer Sauerstofftherapie. Die Evaluation erfolgt durch eine prospektiv randomisiert kontrollierte Studie.
Unterstützt wird die Behandlung durch E‑Health-Komponenten, darunter ein Fitnesstracker zur Feedback- und Datengenerierung sowie digitale Lernmodule.
Forschung am Uni-Klinikum Erlangen
Projekt über Langzeitfolgen von COVID-19 wird gefördert
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek treibt die Forschung über die Spätfolgen von Corona-Erkrankungen weiter voran. Für ein innovatives Projekt in Erlangen, das mit mehr als einer Million Euro gefördert wird, erhielt das Uni-Klinikum Erlangen gestern den Förderbescheid.
Anlässlich der Übergabe des Förderbescheids an das Uni-Klinikum Erlangen sagte Holetschek am Freitag: „Etwa zehn Prozent aller an COVID-19-erkrankten Erwachsenen kämpfen mit den Spätfolgen. Zu den Symptomen gehören unter anderem Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Erschöpfung. Es fehlen bislang noch diagnostische Möglichkeiten, die Behandlung erfolgt anhand der Symptome.“ Hier setze das vielversprechende Projekt des Uni-Klinikums Erlangen an, das Long-COVID diagnostizieren und erfolgreich therapieren will, und das mit mehr als einer Million Euro gefördert werde. Darüber informierte das Bayerische Gesundheitsministerium.
„Einzigartig in ganz Deutschland“
Ziel des Modellprojekts „disCOVer“ (diagnosis Long-COVID Erlangen) ist es, mit Hilfe einer Anamnese und innovativer medizinischer Diagnostik drei Long-COVID-Subtypen zu diagnostizieren. Anschließend soll aus insgesamt drei Therapieformen jeweils diejenige ausgewählt werden, die für die Long-COVID-Patientinnen und ‑Patienten individuell am besten passt und den größtmöglichen Therapieerfolg verspricht.
Holetschek erläuterte: „Das Projekt kann als einzigartig in ganz Deutschland betrachtet werden, da zum ersten Mal eine objektive Diagnose von Long-COVID erfolgen soll. Wenn das Projekt erfolgreich ist, wird es einen Meilenstein in der Behandlung des Long-COVID- und Post-COVID-Syndroms darstellen. Zudem sollen die Patientinnen und Patienten spezifisch und – erstmalig in Deutschland – ausgehend von der Krankheitsursache behandelt werden, nicht mehr nur symptomorientiert.“
Dazu werden experimentelle und etablierte Ansätze kombiniert. Ebenso kommen modernste Gerätschaften zum Einsatz, etwa bei der Bestimmung physikalischer Eigenschaften von Blutzellen. Und beispielsweise bei der Identifikation von Mustern und systematischen Auffälligkeiten hilft Künstliche Intelligenz (KI).
Bei der Entwicklung innovativer Verfahren zur Diagnose von Long-COVID spielt die Abteilung Biologische Optomechanik des Erlanger Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts (MPL) innerhalb des disCOVer-Projekts eine Schlüsselrolle. Die Forschenden um Direktor Jochen Guck und Postdoc Martin Kräter haben eine Methode namens Echtzeit-Verformungszytometrie entwickelt, mit deren Hilfe sich die physikalischen Eigenschaften von bis zu tausend Blutzellen pro Sekunde messen lassen. Anschließend erfolgt dann die Analyse der Messdaten durch Methoden des maschinellen Lernens. Diese KI-Algorithmen sollen es ermöglichen, die drei postulierten Long-COVID-Subtypen zu unterscheiden.
„Unsere ersten Studienergebnisse sind sehr vielversprechend. Die Zusammenarbeit mit den Versorgungszentren in ganz Bayern hilft uns, die Echtzeit-Verformungszytometrie zu einem Routineverfahren in der Diagnostik weiterzuentwickeln“, erklärte Guck. Parallel arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit Partnern daran, Mess- und Auswerteverfahren zu verkleinern. Das Ziel: Ein Gerät, das eines Tages in jeder Arztpraxis stehen kann und erlaubt, die Diagnose von Long-COVID zuverlässig zu unterstützen.
Privatdozentin Dr. Dr. Bettina Hohberger aus dem Uni-Klinikum Erlangen sagte: „Wir sind sehr dankbar für diese großzügige Förderung, damit wir eine Modellversorgung zur Diagnose- und Therapie von Long-COVID-Patienten auf wissenschaftlicher Grundlage aufbauen können, die vielen Long-COVID-Patienten direkt zu Gute kommt.“
Die Diagnosestellung soll in Erlangen und bayernweit an fünf dezentralen Standorten erfolgen. Die Daten werden anschließend zentral am Universitätsklinikum Erlangen ausgewertet. Im dritten Schritt werden die Patientinnen und Patienten einem von drei definierten Therapiewegen zugewiesen.
Therapiewege
1. Rehabilitation in einer von zwei spezialisierten Rehakliniken (Klinik Bad Wörishofen, Fachklinik für Herz-Kreislauferkrankungen und Orthopädie und die m&i‑Fachklinik Herzogenaurach, Fachklinik für Spezialisierte Akutmedizin und Medizinische Rehabilitation)
2. Auffrischungsimpfung mit einem der aktuell verfügbaren mRNA-Impfstoffe
3. Neutralisierung von Autoantikörpern durch zum Beispiel BC 007
„Das Wissen aus dem Projekt soll den Grundstein für eine flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten legen“, unterstrich Minister Holetschek.
Am Projekt sind neben der Projektleitung durch das Universitätsklinikum Erlangen auch das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, das Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin, das Helmholtz Zentrum München, fünf weitere dezentrale Standorte in Bayern sowie Rehabilitationseinrichtungen beteiligt.
Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Initiative „Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom“, die die Staatsregierung im Juni 2021 mit einem Volumen von fünf Millionen Euro aufgelegt hat, um die Versorgung von Post-COVID-Patientinnen und ‑Patienten zu verbessern. Das Projekt läuft vom 01.12.2021 bis 31.12.2022. Die Förderinitiative des Freistaats Bayern schließt eine Lücke in der bisherigen bundesweiten Forschung und ergänzt ein Förderprogramm des Bundes zur allgemeinen wissenschaftlichen Untersuchung des Post-COVID-Syndroms.
Eines der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte ist eine Pilotstudie des Uni-Klinikums Erlangen. Es untersucht das Vorkommen von Autoantikörpern im Blut von Long-COVID-Patientinnen und ‑Patienten und ihre Wirkung auf die Blutzirkulation in den feinsten Gefäßen. Ein möglicher therapeutischer Ansatz ist die Substanz BC 007, welche Autoantikörper bindet und neutralisiert. Erste Heilversuche mit BC 007 bei Long-COVID wurden bereits erfolgreich durchgeführt.
Minister Holetschek betonte: „Das von uns geförderte Projekt ‚disCOVer‘ ist die ideale Ergänzung zum Projekt, das vom Bund gefördert wird. Es schlägt die Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der direkten Anwendung: Bei einer der drei Therapien kommt der Wirkstoff BC 007 zum Einsatz.“
Weitere Informationen zum Projekt sind hier zu finden.
Versorgung von Krebserkrankungen
Bayern will Chancen der Digitalisierung nutzen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar darauf hingewiesen, dass der Kampf gegen Krebs auch während der Corona-Pandemie nicht vernachlässigt werden darf. Holetschek betonte um noch besser in der Forschung zu werden, wolle der Freistaat die Chancen der Digitalisierung stärker nutzen.
Forschung sei das wirksamste Mittel gegen Krebs, so der Gesundheitsminister. „Wir sind hier schon gut aufgestellt, aber mein Anspruch ist es, noch besser zu werden. Dabei müssen wir auch die Chancen der Digitalisierung stärker nutzen – und das tun wir: Wir unterstützen Projekte wie das Bayernweite-Onkologische-Radiologie-Netzwerk – kurz ‚BORN‘ –, von dem ich mir viel verspreche. Gemeinsam mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium fördern wir das Projekt mit 850.000 Euro.“
Der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler erklärte: „Mit dem Kooperationsprojekt ‚BORN‘ gehen unsere bayerischen Universitätsklinika einen weiteren innovativen Schritt, mit dem sie die Diagnostik und Therapie von Krebs verbessern und dank modernster digitaler Technologien auf ein neues Level heben. Gerade im medizinischen Bereich sehen wir immer wieder, wie Menschen von technischem Fortschritt und Forschung profitieren können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch die in ‚BORN‘ gewonnen Erkenntnisse langfristig Leben retten werden.“
Bei BORN kooperieren die sechs bayerischen Universitätskliniken, die im Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) zusammengeschlossen sind, und die Brainlab AG mit deren Tochtergesellschaft Mint Medical GmbH. Gemeinsam erarbeiten und etablieren sie einheitliche, strukturierte und standardisierte Befundberichte in der onkologischen Bildgebung in den Kliniken.
Holetschek betonte, BORN soll die Behandlung von Krebspatienten zunächst in den bayerischen Universitätskliniken erheblich verbessern. In einem weiteren Schritt könnten die im BORN Projekt entwickelten Untersuchungsstrategien dann auf andere Krankenhäuser und Radiologische Praxen übertragen werden – sodass Patientinnen und Patienten in ganz Bayern davon profitieren. „Im BORN Projekt wird eine weltweit einmalige Datengrundlage zur Entwicklung bildbasierter Biomarker und KI-Verfahren entstehen, die für wissenschaftliche Untersuchungen, aber auch für die Pharmazeutische Industrie und Medizinproduktehersteller genutzt werden kann“, so Holetschek.
Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache
Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor des BZKF, bekräftigte: „Das BORN Projekt ergänzt das BZKF um eine vernetzende Komponente, welche die gemeinsame Standardisierung, Auswertung und Etablierung quantitativer, bildbasierter Biomarker unterstützt. Der Bildgebung kommt bei der Diagnose und Verlaufskontrolle von Tumorerkrankungen eine Schlüsselrolle zu. Eine Harmonisierung bei der Erfassung und Auswertung der Bildgebung soll zu einer einheitlichen Befunderhebung bei Tumorerkrankungen führen. Wir freuen uns, dieses wichtige klinische Projekt zur Verbesserung der Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten in Bayern mit der Unterstützung des Freistaat Bayerns voranzutreiben.“
Minister Holetschek sagte: „Ein weiteres Projekt, das wir fördern und das nun bereits vielversprechende erste Ergebnisse erzielt hat, ist ‚digiOnko‘. Ziel des Projektes ist es, mithilfe digitaler Medizin Brustkrebs besser vorzubeugen und zu behandeln. Wir fördern das Projekt mit rund 5,4 Millionen Euro. Es läuft noch bis ins Jahr 2024.“ Bei digiOnko arbeiten das Universitätsklinikum Erlangen, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das Universitätsklinikum Würzburg, das Universitätsklinikum Regensburg, der Medical Valley EMN e.V., die Siemens Healthcare GmbH und die Novartis Pharma GmbH zusammen.
Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Minister erklärte: „Viele Krebsarten sind heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Deswegen ist die Vorsorge so wichtig und niemand sollte sich von der Corona-Pandemie davon abbringen lassen, Vorsorgeangebote wahrzunehmen. Krebs ist in der Corona-Pandemie nicht weniger aggressiv. Die Ärztinnen und Ärzte haben in ihren Praxen höchste Hygiene-Standards etabliert und Schutzmaßnahmen getroffen.“
Das BZKF bietet mit dem BürgerTelefonKrebs einen kostenfreien Telefonservice für Fragen zum Thema Krebs und die Vermittlung von Anlaufstellen für Vorsorgeuntersuchungen an. Dieser ist unter der Telefonnummer 0800–85 100 80 zu erreichen.
Holetschek unterstrich, das Innovationsbündnis gegen Krebs bündele die Kräfte von Politik, Wirtschaft, Ärzteschaft, Krankenkassen sowie Patientenvertreterinnen und ‑vertretern und wolle Bayern zum Impulsgeber der Nationalen Dekade gegen den Krebs machen. „Wir wollen gemeinsam den Wettlauf gegen den Krebs gewinnen. Und wir wollen, dass alle Betroffenen so schnell wie möglich von der Forschung und von Innovationen profitieren. Deshalb bin ich sehr gerne Schirmherr des Bündnisses.“
Innovative Therapieansätze in der Post-COVID-Behandlung
Projekt der Sozialstiftung Bamberg gefördert
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sieht in der Erforschung interdisziplinärer und integrativer Behandlungsansätze zusätzliche Chancen für die Therapie des Post-COVID-Syndroms. Eine Förderung geht an die Sozialstiftung Bamberg, teilt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit.
„Die integrative Medizin kann uns bei der Therapie von Post-COVID dabei helfen, die Möglichkeiten der konventionellen Medizin und der Naturheilkunde in einem ganzheitlichen Ansatz bestmöglich zu nutzen“, sagte Holetschek am Samstag anlässlich der Übermittlung eines Förderbescheids an die Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Sozialstiftung Bamberg. „Deshalb unterstützt die Staatsregierung entsprechende Forschungsprojekte im Rahmen der bayerischen Förderinitiative Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom.“
Das Projekt der Sozialstiftung Bamberg trägt den Namen „Forschungszyklus: Integrative Medizin und Naturheilkunde in der Behandlung des Post-COVID-Syndroms: Ein Multimodaler Therapieansatz“. Ziel ist es, Methoden der integrativen Medizin und der Naturheilkunde hinsichtlich des Einsatzes gegen das Post-COVID-Syndrom zu bewerten. Zudem soll festgestellt werden, inwiefern die Therapieansätze für eine Übernahme in die Regelversorgung geeignet sind. Holetschek betonte: „Post-COVID ist ein Thema, das vielfältige Ausprägungen hat und welches unsere Gesellschaft noch länger beschäftigen wird. Wir brauchen in diesem Bereich deshalb entsprechend breite Therapieansätze. Integrative Medizin und Naturheilkunde können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.“
Das Vorhaben ist in zwei Projektteile gegliedert. Im ersten Teil erfolgt die Anwendung und Evaluierung eines stationären, multimodalen Therapieprogramms, welches unter anderem klassische Kneippsche Verfahren und Verfahren der erweiterten Naturheilkunde beinhaltet. Die Wirksamkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit des Therapieansatzes werden durch eine begleitende prospektive Longitudinalstudie im Rahmen eines 14-tägigen, stationären Klinikaufenthalts der Patientinnen und Patienten evaluiert.
Im zweiten Teil wird ein tagesklinisches Konzept verfolgt, das sich über elf Wochen erstreckt. Die Behandlung der Patientinnen und Patienten erfolgt dabei anhand eines multimodalen Stressreduktions- und Lebensstilmodifikationsprogramms. Zum Einsatz kommen unter anderem Module zur Ernährungsverbesserung, Bewegungsförderung, Anwendungen zur Selbstfürsorge und Copingstrategien sowie Ganzkörperhyperthermie verbunden mit Sauerstofftherapie. Die Evaluation erfolgt durch eine prospektiv randomisiert kontrollierte Studie.
Unterstützt wird die Behandlung durch E‑Health-Komponenten, darunter ein Fitnesstracker zur Feedback- und Datengenerierung sowie digitale Lernmodule. Das Projekt wird im Rahmen der bayerischen Förderinitiative mit bis zu rund 87.000 Euro gefördert und läuft bis zum 31. Dezember 2022.
Große internationale Studie
Herkunft der Hauspferde endlich geklärt
162 internationale Forschende haben im Rahmen einer großen internationalen Studie Pferdeknochen aus ganz Eurasien zusammengetragen und analysiert – darunter Funde der Universität Bamberg.
Pferde wurden zuerst in der pontisch-kaspischen Steppe im Nordkaukasus domestiziert, bevor sie innerhalb weniger Jahrhunderte den Rest Eurasiens eroberten. Domestizierung bedeutet, dass Menschen Wildpferde zähmten. Das sind die Ergebnisse der Studie unter der Leitung des Paläogenetikers Prof. Ludovic Orlando vom französischen „Centre national de la recherche scientifique“ (CNRS) aus Toulouse. Er leitete ein internationales Team, dem unter anderem Forschende der Universitäten in Toulouse, Évry und Bamberg angehörten. Die Studie löst ein jahrzehntealtes Rätsel und ist am 20. Oktober im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht worden.
Von wem und wo wurden die modernen Pferde zuerst domestiziert? Wann haben sie den Rest der Welt erobert? Und wie verdrängten sie die unzähligen anderen Pferdearten, die es damals gab? Dank eines Teams von 162 Forschenden, die sich auf Archäologie, Paläogenetik und Linguistik spezialisiert haben, können diese Fragen endlich beantwortet werden.
Forschende analysieren DNA von 273 Pferden
Vor einigen Jahren untersuchte das Team um Ludovic Orlando die Fundstätte der Botai-Kultur in Zentralasien, die den ältesten archäologischen Nachweis für domestizierte Pferde lieferte. Die DNA-Ergebnisse waren aber nicht zufriedenstellend: Diese aus der Zeit vor 5.500 Jahren stammenden Pferde waren nicht die Vorfahren der heutigen Hauspferde. Neben den Steppen in Zentralasien erwiesen sich auch alle anderen vermuteten Ursprungsorte wie Anatolien, Sibirien und die Iberische Halbinsel als falsch. „Wir ahnten, dass auch der Zeitraum zwischen 4.000 und 6.000 Jahren nicht stimmen konnte, aber wir konnten keine Beweise dafür finden“, sagt Orlando. Das Forschungsteam beschloss daher, seine Studie auf ganz Eurasien auszudehnen und analysierte die Genome von 273 Pferden, die von 50.000 bis 200 vor Christus lebten. Diese Informationen wurden an der Université Toulouse III – Paul Sabatier und der Université d’Évry sequenziert und mit den Genomen heutiger Pferde verglichen.
Einzige deutsche Proben stammen aus Oberfranken
Die einzigen Proben von Pferdeknochen aus Deutschland, die analysiert wurden, stammen vom Hohlen Stein bei Schwabthal in Oberfranken. Diese hat ein archäologisches Team der Universität Bamberg während eines Forschungsprojekts im Jahr 2008 ausgegraben und datiert. Grabungsleiter Dr. Timo Seregély von der Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie erläutert: „Wir haben dort Pferdeknochen von mehreren Tieren aus der Zeit um 2600 vor Christus gefunden, die im Zusammenhang mit einer Siedlung der schnurkeramischen Kultur aus der späten Jungsteinzeit stehen. Sie waren durch die direkte Lage am auffälligen Dolomitfelsmassiv des Hohlen Steins fantastisch erhalten und wiesen einen reichen Gehalt an alter DNA auf.“
Im Gegensatz zu Seregélys bisheriger Annahme ist nun nicht einmal mehr sicher, ob es sich bei den oberfränkischen Funden überhaupt um die Reste von domestizierten Pferden handelt. Es könnte sich ebenfalls um gejagte, damals noch in der Region lebende Wildpferde gehandelt haben. Die von Pablo Librado und Ludovic Orlando geleitete Studie kann diese Frage nicht sicher beantworten – dafür aber eine andere, unglaublich wichtige, wie Seregély bekräftigt: „Bisher ging man davon aus, dass Pferde bereits im frühen dritten vorchristlichen Jahrtausend bei der Expansion von Menschen aus den eurasischen Steppenregionen in zahlreiche Regionen Europas eine entscheidende Rolle bei der Mobilität spielten. Das ist nun klar widerlegt. Ob wir für diese große, sich über mehrere Jahrhunderte und einige Zwischenetappen erstreckende Migrationswelle nun eher Rindergespanne als Mobilitätsfaktor ins Auge fassen können, müssen spätere Studien zeigen.“
Explosionsartige Vermehrung der Pferde
Die Vorfahren der heutigen Hauspferde stammen hingegen aus einer späteren Zeit: In Eurasien, das einst von genetisch unterschiedlichen Pferdepopulationen bevölkert war, kam es zwischen 2200 und 2000 vor Christus zu einer dramatischen Veränderung. „Die Pferde, die in Anatolien, Europa, Zentralasien und Sibirien lebten, waren genetisch sehr unterschiedlich“, sagt Dr. Pablo Librado, Erstautor der Studie. Dann verbreitete sich ein einziges genetisches Profil, das es zuvor nur in der pontischen Steppe im Nordkaukasus gab. Es verdrängte innerhalb weniger Jahrhunderte alle Wildpferdepopulationen vom Atlantik bis zur Mongolei. „Die genetischen Daten deuten auch auf eine explosionsartige Vermehrung der Pferde hin, die in den letzten 100.000 Jahren ihresgleichen sucht“, fügt Orlando hinzu. „Damals übernahmen Menschen die Kontrolle über die Fortpflanzung dieser Tierart und produzierten Pferde in beträchtlicher Anzahl.“ Die Ausbreitung dieser Pferde ereignete sich zumindest in Asien gleichzeitig wie jene von Streitwägen mit Speichenrädern und indoiranischen Sprachen.
Doch wie lässt sich diese überwältigende Beliebtheit erklären? Die Forschenden fanden zwei auffällige Unterschiede zwischen dem Genom dieses Pferdes und dem Genom der Populationen, die es ersetzte: zum einen fügsameres Verhalten, zum anderen ein stärkeres Rückgrat. Das Forschungsteam vermutet, dass diese Merkmale den Erfolg der Tiere zu einer Zeit sicherten, als das Reisen mit Pferden weltweit zunahm.
Die Nature-Publikation ist online zu finden unter https://www.nature.com/articles/s41586-021–04018‑9
Weitere Informationen und Bilder sind zu finden unter https://www.cnrs.fr/en/origin-domestic-horses-finally-established
Bessere Handhygiene durch „Live-Feedback“
Forschungsteam entwickelt System zur Verbesserung der Handhygiene
In Deutschland sterben jedes Jahr 10.000 bis 20.000 Menschen aufgrund von Krankenhaus-Infektionen. Kindergartenkinder in Deutschland durchlaufen meist mehrere ansteckende Krankheiten pro Jahr. Häufige Ursache ist eine mangelhafte Handhygiene. Ein Forschungsteam der Universität Bamberg hat ein alltagstaugliches System entwickelt, um die Handhygiene in Krankenhäusern und Kindergärten dauerhaft zu verbessern.
Damit kann Infektionskrankheiten vorgebeugt werden. „Das Thema hat nicht nur in Zeiten der Pandemie hohe Relevanz“, sagt Prof. Dr. Thorsten Staake, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Energieeffiziente Systeme, der das Projekt gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitenden Joanna Graichen und Carlo Stingl durchführt.
Nutzerinnen und Nutzer erhalten direkt nach dem Händewaschen eine Rückmeldung
Die drei Forschenden haben mit Unterstützung ihrer Kooperationspartner ein digitales System entwickelt, das darauf abzielt, Handhygiene dauerhaft zu verbessern. Es besteht aus smarten Wasserhähnen und Seifenspendern sowie einem Display, das direkt neben dem Waschbecken angebracht ist. Das Display zeigt bereits während des Händewaschens Anweisungen an. Durch Messung des Wasser- und Seifenverbrauchs wird der Handwaschvorgang bewertet, und die Nutzerin oder der Nutzer erhält direkt nach dem Händewaschen eine Rückmeldung.
Das System kommt bereits bei einer Feldstudie an zwei Universitätskliniken sowie zwei Kreiskrankenhäusern zum Einsatz. Über 40 digitale Armaturen wurden an den Standorten eingerichtet. „Die Nutzerinnen und Nutzer der jeweiligen Waschbecken in den Kliniken bekommen Live-Feedback zu ihrer Handhygiene“, erklärt Carlo Stingl. „Die Daten der einzelnen Handwaschvorgänge werden außerdem gesammelt und aufbereitet, um den Kliniken Daten für ihr Qualitätsmanagement zur Verfügung zu stellen.“ Darüber hinaus werden die Daten genutzt, um Verhaltensänderungen messbar zu machen und zu untersuchen, inwiefern sich Gewohnheiten ausbilden. Insgesamt erwarten die Forschenden Daten von über 100.000 Handwaschvorgängen.
Kinder erlernen spielerisch gute Handhygiene
Eine angepasste Variante des Systems wird derzeit in Kindergärten in Deutschland und Finnland in Kooperation mit der Universität Turku (Finnland) eingerichtet. Auf dem Display sehen die Kinder während des Händewaschens Schritt für Schritt den korrekten Ablauf in einer Animation. Anschließend gibt das System ein kindgerechtes visuelles Feedback. „Kinder erlernen so spielerisch gute Handhygiene“, erklärt Joanna Graichen. „Die Kinder, ihre Eltern sowie die Erzieherinnen und Erzieher werden zu verschiedenen Zeitpunkten der Studie befragt, um die Verhaltensänderungen der Kinder in Bezug auf das Händewaschen besser zu verstehen“, ergänzt Graichen.
„Es ist denkbar, das digitale System in Zukunft so weiterzuentwickeln, dass es auch in anderen Gebieten angewendet werden kann“, meint Joanna Graichen. Zum Beispiel sei eine Installation in Altenheimen und der Gastronomie denkbar. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass das digitale System Vorteile gegenüber anderen Methoden hat: Neben Informationspostern, die in Sichtweite von öffentlichen Waschbecken angebracht sind, oder Lehrvideos gibt es bereits Video-Monitoring-Systeme, die die Einhaltung der Handhygiene-Standards überprüfen. „Poster oder Schulungen zeigen meist nur wenig oder kurze Wirkung. Der flächendeckende Einsatz von Videosystemen ist teuer“, erklärt Graichen. „Im Vergleich zu diesen Methoden ist das neue System einerseits kostengünstiger und andererseits effektiver.“
Finanziert wird das Projekt mit rund 1 Million Euro durch Business Finland. Ein Anteil von rund 250.000 Euro geht dabei an die Universität Bamberg. Der übrige Betrag steht den Kooperationspartnern zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, das Unternehmen Amphiro mit Sitz in Zürich, das die digitale Infrastruktur für das Projekt schafft, sowie den Armaturenhersteller HANSA.
Cleantech Innovation Park Hallstadt
Bayerisches Wirtschaftsministerium und Bayern Innovativ unterstützen Transformation in der Automobilregion Bamberg
Das Bayerische Wirtschaftsministerium und Bayern Innovativ unterstützen die Transformation in der Automobilzulieferer-Region Bamberg. Im neuen Cleantech Innovation Park Hallstadt sollen Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Start-ups zu einem nachhaltigen Ökosystem heranwachsen. Der neue Technologietransformationsmanager hat seine Arbeit aufgenommen, worüber sich auch Landrat Johann Kalb für den Landkreis Bamberg und Bürgermeister Thomas Söder seitens der Stadt Hallstadt freuen.
Der neue Technologietransfermanager soll vor Ort das Konzept des Cleantech Innovation Parks weiterentwickeln, Netzwerkstrukturen aufbauen und hinsichtlich verschiedener Förderungen beraten.
Die Automobilbranche ist gemessen am Umsatz der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Gleichzeitig ist es genau die Industrie, die sich inmitten des Klimawandels und der Gesundheitskrise in einer weitreichenden Transformation befindet. So auch in der traditionsreichen Automobilregion Bamberg in Oberfranken. Auf dem ehemaligen Gelände des Michelin-Reifenwerks soll deshalb ein „Cleantech Innovation Park Hallstadt“ entstehen. Das Projekt soll Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenführen, die den Wandel aktiv angehen wollen. „Wir wollen zum Leuchtturmprojekt für den herbeigesehnten Strukturwandel werden. Das rund 88.000 Quadratmeter große Gelände, auf dem bis Ende 2020 Autoreifen gefertigt wurden, bietet eine perfekte Infrastruktur, um gemeinsam wichtige Innovationsfelder zu bearbeiten und zu einem nachhaltigen Ökosystem heranzuwachsen“, so Peter Keller, der das Projekt leitet. Das 2020 gemeinsam von Michelin, dem Landkreis Bamberg und der Stadt Hallstadt gestartete Projekt soll in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden und neue Geschäftsfelder am Standort ansiedeln.
Das Bayerische Wirtschaftsministerium begleitet das Projekt seit Beginn an. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Hier in der Region Bamberg haben wir jetzt die große Chance für einen umfassenden Technologietransfer. Das bedeutet die konkrete Möglichkeit, dass die ganze Region ihr wirtschaftliches Profil schärft und Unternehmen ihre Geschäftsmodelle stärken und ausbauen können. Das sichert bestehende Arbeitsplätze und schafft langfristig auch neue. Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Cleantech Innovation Park den gesamten Standort fit für die Zukunft macht. Wir haben deshalb alle regionalen Partner von Beginn an bei diesem Prozess unterstützt. Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen für ihr herausragendes Engagement und kann versichern, dass sie auch künftig jederzeit Hilfe aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium erwarten können.“
Bayern Innovativ stellt Transformationsmanager
Bayern Innovativ unterstützt aktiv den Transformationsprozess in der traditionsreichen Automobilregion Bamberg mit seinen professionellen Angeboten rund um das Innovationsmanagement – von der Produktidee bis zur Markteinführung. Ab sofort steht allen interessierten Firmen und Instituten vor Ort ein erfahrener Innovationsmanager der Bayern Innovativ GmbH als Ansprechpartner zur Verfügung. Christoph Heinen, Manager im Spezialisierungsfeld Mobilität, bietet allen Interessenten den direkten Zugang zum Bayern Innovativ-Ecosystem rund um Forschung, Technologietransfer, Innovation und Förderprogramme. Im Fokus steht der Aufbau von Netzwerken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft unter Einbindung bayerischer und nationaler Initiativen und die Kooperationsvermittlung geeigneter Partner. Ebenso unterstützt Christoph Heinen bei der Identifizierung geeigneter Kooperationsprojekte und bei der Einbindung weiterer regionaler und überregionaler Initiativen. Als Förderlotse navigiert er außerdem zu technologieorientierten Förderprogrammen des Freistaats, des Bundes und der Europäischen Union und begleitet bei Bedarf auch in der Antragsphase.
„Um Innovationen voranzubringen, wird es immer wichtiger, über den Rand der eigenen Branche zu blicken. Unsere Netzwerke führen deswegen bewusst Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen“, so Dr. Rainer Seßner, Geschäftsführer der Bayern Innovativ GmbH. „Unser Technologietransfermanager wird den Cleantech Innovation Park Hallstadt mit dem bayerischen Innovations-Ecosystem verbinden und wichtige Impulse für eine erfolgreiche Transformation des Automobilstandorts Bamberg geben.“
„Wir freuen uns sehr über die Unterstützung durch Herrn Heinen. Wir haben in den letzten 18 Monaten gemeinsam mit dem Landkreis Bamberg und der Stadt Hallstadt eine sehr gute Basis für unser Konzept zur Revitalisierung des Standortes und zum Aufbau des Cleantech Innovation Park Hallstadt vorbereiten können. Die Unterstützung des Freistaats Bayern und Bayern innovativ und des Technologietransfermanagers ist der nächste wichtige Schritt Richtung Ziel: den Strukturwandel in unserer Region auf die Straße bringen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“, sagt Christian Metzger, Standortleiter Michelin Hallstadt.
Landrat Johann Kalb bekräftigt: „Wir arbeiten mit Hochdruck gemeinsam an der konzeptionellen Umsetzung des Cleantech Innovation Park Hallstadt. Das Projekt wird ein Schlüssel für die Transformation der Automobilzulieferer in der Region werden. Umso mehr freuen wir uns, dass uns das Bayerische Wirtschaftsministerium und die Bayern Innovativ GmbH hier unterstützen. Mit Herrn Heinen als Technologietransformationsmanager vor Ort ist der erste wichtige Schritt zur Realisierung getan.“
„Für den Wirtschaftsstandort Hallstadt ist die nachhaltige Entwicklung des Michelin-Geländes und die Ansiedlung des Cleantech Innovation Parks von großer Bedeutung. Wir freuen uns, dass Christoph Heinen von Bayern Innovativ uns künftig unterstützen wird. Zusammen mit Michelin und dem Landkreis haben wir bereits erste gute Konzepte erarbeitet, die nun in die Umsetzung gehen“, ergänzt Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder.
Über den Cleantech Innovation Park Hallstadt
Auf dem Gelände des Michelin-Standorts Hallstadt bietet sich die einmalige Chance, alle ambitionierten Akteure der Region unter einem gemeinsamen Dach interdisziplinär zusammenzubringen. Im angedachten Cleantech Innovation Park Hallstadt sollen führende Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Automobilzulieferindustrie und aus dem Bereich Cleantech zu einem nachhaltigen Ökosystem heranwachsen. Zusammen mit weiteren Schnittstellen-Partnern können sie die Innovationsfelder aktiv bearbeiten, die die Region dauerhaft stärken werden: neue Mobilitätskonzepte, Antriebssysteme und grüne Spitzentechnologien. Das Projekt befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase – eine große Chance für alle interessierten Partner, sich mit ihren Themen- und Technologiefeldern rund um Mobilität von Morgen und Cleantech einzubringen, Prototypen zu bauen und diese zur Marktreife zu entwickeln.
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Die Ergebnisse werden auf mehreren Wegen veröffentlicht: Das Diözesanmuseum Bamberg zeigt noch bis zum 30. September 2021 eine Sonderausstellung. Die Multimedia-Reportage „Expedition ins Mittelalter“ der Universität Bamberg präsentiert ausgewählte Fotos des Projekts. Im Buch „Kaisergewänder im Wandel – Goldgestickte Vergangenheitsinszenierung“ rekonstruiert Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai, Projektmitarbeiterin der Universität Bamberg, die Veränderungsgeschichte der Mäntel. Und voraussichtlich Ende 2021 stellt die Bayerische Akademie der Wissenschaften als Kooperationspartnerin rund 600 kommentierte Fotos der Gewänder auf dem Portal „bavarikon“ online.
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Die Stickerei mit Bezug zu Endzeitfantasien befindet sich auf dem blauen Kunigundenmantel. Sie stellt den Leichnam Kaiser Neros dar, der von Wölfen zerrissen wird. „Diese Darstellung ist sehr selten und hat eine wichtige kunsthistorische Bedeutung“, erläutert Tanja Kohwagner-Nikolai. „Der Hintergrund ist, dass um die Jahrtausendwende viele Menschen Angst vor dem Weltuntergang hatten. Sie befürchteten, dass Kaiser Nero, der Christenverfolger, als Anti-Christ wiederkommen würde. Mit der Stickerei sagt Heinrich II. aus, dass Nero von den Wölfen endgültig vernichtet wurde und nicht wiederkommen kann. Wer an Christus glaubt und Heinrich folgt, kann auf Erlösung hoffen.“
Der blaue Kunigundenmantel blieb im Laufe der Jahrhunderte fast im Originalzustand erhalten – im Gegensatz zu anderen Bamberger Kaisergewändern. „Vor allem der weiße Kunigundenmantel und die Tunika wurden in den 1950er Jahren massiv verändert“, sagt Tanja Kohwagner-Nikolai. Die Kunsthistorikerin erklärt, dass die Restaurierung damals zu ästhetisch schönen Objekten führen sollte.
Alle „unschönen“ Reparaturen wurden entfernt: „Diese beiden Gewänder wurden in der Nachkriegszeit so stark verändert, dass wir heute wenig über ihr ursprüngliches Aussehen sagen können.“ Näher an ihrem Originalzustand sind dagegen die drei weiteren Bamberger Kaisergewänder: der Sternenmantel Heinrichs II., der Reitermantel und das Rationale – ein liturgisches Würdezeichen. Tanja Kohwagner-Nikolai, Sibylle Ruß, Anne Dauer, Ursula Drewello und Martina Pristl führten an den insgesamt sechs Objekten kunsthistorische, technologische und materialanalytische Untersuchungen durch.
„Die Mäntel sind eine Sensation“
Wie die Kaisergewänder von ihrer Entstehung bis zum heutigen Erscheinungsbild verändert wurden, erarbeitete das Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Stephan Albrecht. „Die Mäntel sind eine Sensation“, bemerkt der Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte, insbesondere Mittelalterliche Kunstgeschichte, an der Universität Bamberg. „Sie sind weltweit die einzigen goldbestickten Gewänder, die aus dieser frühen Zeit erhalten sind – noch dazu in einem insgesamt erstaunlich hohen Erhaltungsgrad.“ Die Prachtgewänder entstanden zu Beginn des 11. Jahrhunderts und gelten als Stiftungen Kaiser Heinrichs II. (973 bis 1024) und seiner Gemahlin Kunigunde (um 980 bis 1033) an ihre Bistumsgründung Bamberg. Stephan Albrecht schildert, warum sie so selten sind: „Die Gewänder hatten Reliquiencharakter und wurden über Jahrhunderte hinweg repariert. Die meisten ähnlichen Mäntel wurden damals eingeschmolzen, um neue herzustellen.“
Das Forschungsprojekt „Kaisergewänder im Wandel – Goldgestickte Vergangenheitsinszenierung“ dauerte von 2015 bis 2020. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) förderte es mit 380.000 Euro. Es gehört zum Forschungsschwerpunkt „Kultur und Gesellschaft im Mittelalter“ der Universität Bamberg und ist Teil einer Multimedia-Reportage: https://forschungsprofil.uni-bamberg.de/mittelalter
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind zu finden unter: https://www.uni-bamberg.de/restaurierungswissenschaft/forschung/aktuelle-forschungsprojekte/kaisergewaender/
Die Sonderausstellung „Die Bamberger Kaisergewänder unter der Lupe“ läuft noch bis zum 30. September 2021. Abhängig von der Corona-Inzidenz ist ein Besuch mit oder ohne Voranmeldung möglich. Informationen und Details sind zu finden unter: https://dioezesanmuseum-bamberg.de
Erschließung und Erhalt von Kulturgut
Bamberger Denkmalwissenschaft erforscht Wiederaufbau nach Zweitem Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurden viele historische Gebäude zerstört, die heute dank des Wiederaufbaus wieder zu besichtigen sind und fest zum Stadtbild gehören. Diesem lagen oftmals Karten der Städte zugrunde, die bereits während des Krieges entstanden, um das historische Erbe der Stadt zu dokumentieren. Im Dezember startete ein denkmalwissenschaftliches Forschungsprojekt an der Universität Bamberg, das diese Karten untersucht.
Die Frauenkirche in Dresden, das Neue Schloss in Stuttgart oder das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg. Diese und viele weitere historische Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bomben und Feuer zerstört. Doch heute sind sie wieder zu besichtigen und gehören fest zum Stadtbild – dank des Wiederaufbaus.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes der Bamberger Universität könnten dabei helfen, auch aktuelle Schäden besser zu kartieren. Nach der Explosion in Beirut im August 2020 wurden der Öffentlichkeit beispielsweise Stadtkarten zur Verfügung gestellt, um Schäden einzuzeichnen und den Wiederaufbau zu planen. Auch heute geschieht die Schadenskartierung noch nach einem ähnlichen Schema wie während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt Nürnberg zum Beispiel bezog 1947 die Bevölkerung ebenfalls in Form eines Ideenwettbewerbs in den Wiederaufbau ein.
Das Forschungsprojekt wird mit insgesamt 2,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Dr. Carmen Enss, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Denkmalpflege der Universität Bamberg, leitet das Projekt, das im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen durchgeführt wird.
Städte gingen unterschiedlich mit Zerstörungen um
Zwischen 1939 und 1949 zeichneten Stadtverwaltungen und Fachbehörden, aber auch Vereine, Firmen und Privatpersonen Karten. Einerseits beurteilten diese die Gebäude der Stadt nach ihrem materiellen und ideellen Wert, andererseits hielten sie aber auch Zerstörungen während des Krieges fest. „Im Nachhinein können uns die Karten unter anderem zeigen, wie Entscheidungen über den Erhalt von Gebäuden getroffen wurden“, erklärt Carmen Enss. Interessant sei vor allem zu sehen, wie die unterschiedlichen Städte mit dem Erbe umgegangen sind.
„Kassel und Hannover haben beispielsweise ihre Städte ganz neu geplant – geschichtsträchtige Gebäude sind beinahe vollends aus dem Stadtbild verschwunden“, erläutert die Projektleiterin weiter. Im Kontrast dazu sei in Nürnberg mehr auf die historisch gewachsene Struktur der Stadt eingegangen worden. Besonders die Stadtmauer, die noch heute die Altstadt säumt, habe eine wichtige Rolle gespielt.
Durch die Forschung könnten auch einige Mythen ausgeräumt werden: „Von München hört man oft, dass die Stadt den Krieg recht unbeschadet überstanden hätte. Dieser Irrtum rührt daher, dass hier der Wiederaufbau ähnlich wie in Nürnberg nach historischem Vorbild durchgeführt wurde und das heutige Stadtbild dem vor dem Krieg in vielem ähnelt.“ Viele Schäden in den Städten seien außerdem lange Zeit mit dem Krieg begründet worden, obwohl ein großer Teil erst danach entstanden sei. „Wir versuchen, solche Irrtümer aufzudecken“, erklärt die Architekturhistorikerin Enss.
Kartenmaterial soll der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden
Noch schlummern viele der alten Stadtkarten in Archiven. Zunächst gilt es, diese zu sammeln, zu digitalisieren und anschließend zu analysieren und zu verstehen. „Meine Vision ist es, das Kartenmaterial danach einer breiten Öffentlichkeit in digitaler Form zur Verfügung stellen zu können“, erklärt Carmen Enss. Zunächst beantwortet das Projektteam vor allem folgende Fragen: Wie hat sich die Darstellung der Kriegsschäden und der Wiederaufbaumaßnahmen gewandelt? Wie nutzten Politiker oder Verwaltungen die Karten für ihre Ziele? Und welche Funktion hatten die Karten tatsächlich in der Wiederaufbauplanung der ausgewählten Städte in Mittel- und Osteuropa?
Denn nicht nur deutsche Städte werden untersucht, sondern auch Städte in Polen, Belarus, der Ukraine und Österreich. „Gerade der Vergleich mit Städten wie etwa Posen/Poznań, die während des Krieges oder danach die Nationalität wechselten, ist interessant. Wollten sie das deutsche Erbe behalten? Wie unterscheiden sich ehemals sowjetische Städte von deutschen oder österreichischen in Hinblick auf den Wiederaufbau?“, fragt Carmen Enss.
Das BMBF fördert das Forschungsprojekt „Kartieren und transformieren: Interdisziplinäre Zugriffe auf Stadtkarten als visuelles Medium urbaner Transformation in Mittel- und Osteuropa, 1939–1949“ im Rahmen des Programms „Kleine Fächer – Zusammen stark“. Es wird im Verbund mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, dem Herder-Institut für Ost- und Mitteleuropaforschung in Marburg und dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) in Köln bis 2024 realisiert. Kleine Fächer, wie etwa Denkmalpflege, Historische Kartographie oder Digital Humanities arbeiten hier gemeinsam und können so die Karten aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Die Universität Bamberg erhält einen Anteil von 1,15 Millionen Euro der bereitgestellten Mittel. Das Projekt gehört zum Forschungsschwerpunkt „Erschließung und Erhalt von Kulturgut“ der Universität Bamberg.