Die Gruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ hat den diesjährigen „Mohamed Hédi Addala Preis für Zivilcourage“ erhalten. 2022 hatten die Frauen Aufklärungsarbeit über Menschenrechtsverletzungen im Iran
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Iranerinnen ausgezeichnet
Initiativgruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ erhält „Mohamed Hédi Addala Preis für Zivilcourage“
Die Gruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ hat den diesjährigen „Mohamed Hédi Addala Preis für Zivilcourage“ erhalten. 2022 hatten die Frauen Aufklärungsarbeit über Menschenrechtsverletzungen im Iran geleistet.
„Ich danke Ihnen herzlich im Namen des Stadtrates, des Migrantinnen- und Migrantenbeirats (MIB) sowie der gesamten Stadtgesellschaft, aber auch ganz persönlich, für Ihr mutiges Handeln und Ihre Aufklärungsarbeit“, sagte Oberbürgermeister Andreas Starke bei der diesjährigen Verleihung des „Mohamed Hédi Addala Preises für Zivilcourage“ am 26. Oktober. Die Preisträgerinnen, Iranerinnen der Initiativgruppe „Frauen-Leben-Freiheit“, machten und machen sich durch ihr Handeln für andere stark. „Sie sind damit echte Vorbilder“, so Starke.
Starke, Bambergs zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und der MIB um seinen Co-Vorsitzenden Marco Depietri vergaben die Auszeichnung im historischen Pferdestall des Krackhardt-Hauses.
Die Iranerinnen hatten 2022 ihre Stimmen erhoben, um die Protestbewegung gegen das autoritäre Regime in ihrem Heimatland auch in Deutschland bekannt zu machen. Dabei wollten die Frauen in Bamberg ein ruhiges Leben aufbauen. Das gelang bis der 13. September 2022 kam. An diesem Tag wurde in Teheran die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei brutal misshandelt und verhaftet. Sie überlebte ihre Verletzungen nicht. Die schwersten Aufstände im Iran seit Jahren waren die Folge, aber auch eine Welle der weltweiten Solidarisierung.
Die Initiativgruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ klärte daraufhin im Bürgerlabor Bambergs tagelang über die Situation im Iran und über die Menschen auf, die ihr Leben lassen mussten. Es gab 2022 zudem verschiedene Kooperationen, zum Beispiel mit der Amnesty Hochschulgruppe Bamberg und Schauspielerinnen des ETA Hoffmann Theaters.
„Arbeit der Gruppe ist bitter nötig“
„Dass der „Mohamed Hédi Addala Preis für Zivilcourage 2023“ an Sie, die Mitglieder der Initiativgruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ geht, ist dem unsäglichen Umstand geschuldet, dass Ihre Arbeit so bitter nötig ist“, sagte Laudatorin Nora-Eugenie Gomringer, Direktorin der Villa Concordia. „Ihre Veranstaltungen in Solidarität mit viel zu vielen bekannten und unbekannten Schicksalen im Iran erinnern uns hier in Deutschland an den Wert der Demokratie und die Freiheit, religiöse Werte nach eigenem Dafürhalten leben zu können.“ Wer im Iran Gesicht zeige, sich als Frau oder emanzipierter Mann neben einer Frau für Menschenrechte einsetze, stehe in jedem Moment in der unmittelbaren Gefahr, dafür drangsaliert oder getötet zu werden.
Dann sprach Mitra Sharifi Neystanak, Co-Vorsitzende des Bamberger Migrantinnen- und Migrantenbeirats, als Mitglied der Initiativgruppe. Sie bedankte sich für die Anerkennung und sagte aber auch: „Wir leben in einer Demokratie, aber die Frauen im Iran zeigen wirklich Zivilcourage, indem sie ihr Leben in die Hand nehmen und für ihre Rechte einstehen.“ Sie wünsche sich, „dass auch wir hier den demokratiefeindlichen Kräften mit Mut entgegenwirken.“
Umrahmt wurde die Verleihung durch den iranischen Musiker Hesamoddin Asgari, der ebenfalls Teil der ausgezeichneten Initiativgruppe „Frauen-Leben-Freiheit“ ist.
Der Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage
Alle zwei Jahre verleihen der MIB und die Stadt Bamberg den „Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage“. Seit Beschluss des Stadtrats im Jahr 2021 erfolgt die Ehrung im Andenken an den langjährigen Vorsitzenden des Beirates, Mohamed Hédi Addala.
Gewürdigt werden Menschen, die sich vorbildlich gegen Gewalt, Rassismus, Willkür oder Diskriminierung beziehungsweise uneigennützig für eine friedliche Lösung von Konflikten zwischen allen Teilen der Bevölkerung, für die Gleichstellung und Integration sowie den interkulturellen Dialog eingesetzt haben oder einsetzen. Der Preis wurde im Jahr 2023 bereits zum neunten Mal verliehen.
Der gemeinnützige Verein „FANS respect FANS e.V.“, der Busfahrer Uwe Karl Smola, die Pfarrerin Mirjam Elsel und Bambergs Antisemitismusbeauftragter Patrick Nitzsche sind Preisträgerinnen und Preisträgerinnen der vergangenen Jahre.