Vor fast zehn Jahren entstand die Idee, talentierte Korbjäger in einer Basketball-Nachwuchs-WG entwickeln zu lassen, menschlich wie sportlich. Die WG im Aufseesianum
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Freak City Bamberg e.V.
Mit der Nachwuchs-WG zurück zu alter Stärke
Vor fast zehn Jahren entstand die Idee, talentierte Korbjäger in einer Basketball-Nachwuchs-WG entwickeln zu lassen, menschlich wie sportlich. Die WG im Aufseesianum errang in der Tat große Erfolge und soll nun – verzahnt im Verein, dessen Name vor wenigen Wochen im Vereinsregister zu „Freak City Bamberg e.V.“ abgeändert wurde – zu alter Stärke zurückfinden, inhaltlich neu konzipiert und mit Veränderungen im personellen Bereich.
Brose-Nachwuchskoordinator Wolfgang Heyder baute weit über ein halbes Jahr um. Nein, nicht sein Eigenheim in Litzendorf oder die Büroräume „seines“ Veranstaltungsservice, sondern in einer Mulde zwischen Domberg und Michaelsberg, und das noch in einem Bauwerk, das seit 1738 in Bamberg Geschichte geschrieben hat.
Der Erbauer von „Freak City“ besaß vor fast zehn Jahren die glorreiche Idee, hoch talentierte Korbjäger in einer Basketball-WG entwickeln zu lassen, menschlich und auch sportlich. Kurzum: Gemeint ist das Aufseesianum mit Tages- und Internatsschülern als Wohnraum und besten Voraussetzungen, in der angeschlossenen Halle samt Kraftraum Leistungssport auf höchstem Niveau betreiben zu können. Die WG im „Aufsees“, das filmisch im Kästner-Klassiker „Das fliegende Klassenzimmer“ (1973) mit Joachim Fuchsberger verewigt ist, ist das „Baby“ von Wolfgang Heyder, das große Erfolge aufweisen kann, aber in der jüngeren Vergangenheit etwas vernachlässigt wurde und nun zu alter Stärke zurückfinden soll. Ein Umbau also nicht mit baulichen Veränderungen, sondern inhaltlich neu konzipiert und mit vielen Veränderungen im personellen Bereich. Das Aufseesianum 2021 soll der Beginn eines Erfolgskapitels werden und an Final Four-Teilnahmen und Titelgewinne vergangener Jahre anknüpfen.
Wie erfolgreich WG-Akteure waren, davon geben Jubel-Poster im gesamten Flur ein Bild ab. Und als Krönung im XXL-Format über dem Schreibtisch des neuen WG-Chefs Victor Löbbert ein Jubel-Foto mit Leon Kratzer (jetzt Telekom Baskets Bonn) und Andi Obst (FC Bayern München). Die beiden BBL- und Nationalspieler – Letztgenannter gehörte zum DBB Olympia-Team in Tokio – bilden zusammen mit Johannes Thiemann (Alba Berlin) – ebenfalls Olympionike – ein Trio, das seine Wurzeln in der Brose-WG hat. Arnoldas Kulboka, Kay Bruhnke und ganz aktuell Elias Baggette, der nach seinem Schulabschluss der WG „entschlüpft“ ist, sind weitere Marksteine dieser Konstellation, die bundesweit zu den Führenden gehört.
Veränderungen beleben das „Aufsees“ wieder
Nichtsdestotrotz genügt es nicht, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen und in der Vergangenheit zu schwelgen. Nur eine Neustrukturierung und die Blickrichtung Zukunft bringen den Bamberger Basketballsport voran. Genau dies erkannte Heyder und investierte Hunderte von Stunden, Tausende von Kilometern sowie unzählige digitale Kontakte und Videokonferenzen. Das „Aufsees“ musste wiederbelebt werden.
Neben der notwendigen Veränderung an der WG-Spitze – Chris Seel veränderte sich beruflich – drehte Heyder buchstäblich jeden Stein um. „Der basketballerische Umbruch war komplett. Bis auf einen Spieler kamen ausschließlich Neue, bei denen sehr großer Wert auf das vorhandene Talent gelegt wurde. Da auch schon 14-Jährige dabei sind, ist dies schon eine spannende Sache, wie sich alles entwickelt. Das weiß man nie, auch wenn wir gut bestückt sind. Zusätzlich haben wir außerhalb eine WG installiert, die aus dem Internat kommt“, berichtet der „Macher“ und „Bauherr“ mit großer Vorfreude.
Heyder weiß auch, dass die Jugend-Förderung nicht zu aufseeslastig sein darf. „Wir fördern natürlich auch viele Bamberger Spieler persönlich, die zuhause wohnen. Auch müssen wir weit unten anfangen, sprich im Mini-Bereich und der U13/14. Sicher haben wir mit der Neuausrichtung einen Schritt nach vorne gemacht, handeln statt verwalten ist angesagt. Anders als in der Vergangenheit legen wir großen Wert auf junge deutsche Spieler.“ Die Voraussetzungen sind günstig: Nach der schulischen Bildung ist zwischen 15 Uhr und 17.30 Uhr in der Regel Individualtraining angesagt mit den neuen Coaches Gabriel Strack, der aus Düsseldorf kam, und dem aus Würzburg gekommenen Jan Schröder sowie zusätzlich zweimal in der Woche mit Stefan Weißenböck. Am Abend folgt dann das Teamtraining der JBBL, NBBL, ProB, oder Regionalliga. Doppeleinsätze am Wochenende dürften da zur Regel werden.
Offiziell verzahnt ist das Jugendkonzept im „e.V.“, dessen Name vor Wochen im Vereinsregister zu „Freak City Bamberg e.V.“ abgeändert wurde. „Es lebt finanziell natürlich von der GmbH, das Internatsthema kostet Geld. Viele Anforderungen kommen auch von der Liga, das fängt schon bei drei hauptamtlichen Trainern an“, so Heyder, der das Gesamtpaket Jugend mit einem „höheren sechsstelligen Betrag“ bestätigt.
Löbbert folgt auf „Institution“ Seel
Die ausführende Hand der Heyder-Ideen ist seit einigen Wochen der 26-jährige Victor Löbbert aus Bad Soden-Salmünster. Der frühere Hobby-Basketballer und FSJ-ler im Breitensportbereich besitzt einen Studienabschluss in Pädagogik und Sportdidaktik. Mehr oder weniger zufällig kam er über Umwege an das Brose-Jobangebot.

Als er dabei den Namen Sebastian Böhnlein – seit diesem Jahr 1. Vorsitzender des „e.V.“ – entdeckte, erkannte er diesen von einem Uni-Seminar.
Von da an ging alles ruckzuck, Löbbert bewarb sich im Juni – „ich wollte unbedingt diese Stelle, da will ich dabei sein“ – und nach dem Bewerbungsgespräch hatte er auch ein „gutes Gefühl.“
Der Fokus des Neuen auf der „Aufsees“-Kommandobrücke ist ganz klar nicht auf den Sport selbst gerichtet: „Ich sehe mich als Mittelsmann zwischen Schule, Basketball und Eltern. Ich will die Jungs auffangen, wenn es ihnen nicht gut geht. Sie sollen sich hier wie zuhause fühlen, eine Art Wohlfühloase schaffen. Ich sehe da die sportliche Pädagogik als meine Hauptaufgabe, es geht ja nicht um eine WG, in der soziale Ernstfälle zu lösen sind.“
Der Übergang Seel/Löbbert verlief reibungslos. „Chris war ja eine Institution; er hat mir drei Tage lang die Abläufe gezeigt und Tipps gegeben. Alles bestens!“ Löbbert reiste bereits Anfang August nach Bamberg, um sich einzuleben. Die WG füllte sich dann bis zum letzten August-Wochenende und das Individualtraining startete dann Mitte September mit dem ersten Schultag. Zur Internatsbetreuung gehört auch der Einkauf für die „Freizeit“, sprich dem Wochenende, wenn es keine Internatsbetreuung gibt. „Das ist eine größere Aktion; drei, vier Einkaufwägen sind da schnell voll. Essenswünsche darf man da natürlich auch äußern. Es wird gekocht, aber auch gegrillt“, beschreibt der Pädagoge, dessen Aufgaben sehr vielfältig sind. Während Heyder mit den Trainern das Sportliche im Blick hat, hat Löbbert das Ziel, dass „erwachsene Jungs rauskommen.“ Gelingt beides mitsamt dem Schulabschluss, dann ist der Dreiklang perfekt!
Burkard unterstützt WG als Mentor
Und damit dies möglich ist, können sich alle Beteiligte darüber sehr freuen, dass es mit Norbert Burkard einen Mentor gibt, der mit all seiner großen Erfahrung – Burkard war zehn Jahre e.V.-Vorsitzender – dafür sorgt, dass „der Laden reibungslos läuft“. Der Ehrenamtler, der im Vorfeld mit Heyder großartige Arbeit leistete, kümmert sich um die Mitarbeiter und Spieler, mit dem eigentlichen Training hat er nichts zu tun.

Auch die gesamte Personaleinsatz-Planung – neben Löbbert gibt es vier weitere Mitarbeiter – liegt in Burkards Händen. „Natürlich steht das Sportliche weit oben, aber es geht auch um Zufriedenheit im Alltag, schließlich sind viele Jungs erstmals vom Elternhaus weg. Auch auf den Schulabschluss legen wir großes Gewicht. Nachdem es keine weiten Wege gibt, kann es durchaus sein, dass die jeweils zu bestimmten Trainern zugeordneten Spieler auch bereits vor Schulbeginn in der Halle sind.“
Heyder, Löbbert, Burkard, hauptamtliche Trainer, 24 Stunden pädagogische Betreuung, dazu die finanzielle Absicherung durch den Kooperationsvertrag mit der GmbH, dazu viel sportliches Talent quer durch das gesamte Bundesgebiet rekrutiert – die WG hat ein völlig neues Gesicht bekommen, geblieben sind nur die Mauern aus dem 18. Jahrhundert und der WG-Wohnbereich mit Einzel- und Doppelzimmern. Die übrigens phantastische Blicke auf den Michaelsberg bieten! Ein besseres „Saatgut“ gibt es nicht; wie allerdings die Ernte am Saisonende beziehungsweise in einigen Jahren ausfällt, ist nicht auszumachen. Bamberg wieder im Final Four? Wer schafft den Sprung in die Jugend-Nationalmannschaften, gar in die BBL oder in das „große“ DBB-Team mit EM, WM und Olympia? Finden Obst, Kratzer und Thiemann weitere WG-Nachfolger?
So beeindruckend die Poster im Wohnbereich auch sind, es wäre schön, wenn es einen sportlichen Erfolgs-Anlass gäbe, neue Jubelbilder zu drucken!
Startschuss für den Raum Bamberg
„Sport vernetzt“ – gemeinsam für Bewegung
Akteurinnen und Akteure aus Sport, Bildung, Politik und vielen weiteren Bereichen zusammenzubringen und Kinder wieder in Bewegung zu bringen, ist das Ziel des bundesweiten Programms „Sport vernetzt“. Heute wurde der Startschuss für den Raum Bamberg gegeben, für den der Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit e.V. und der Freak City Bamberg e.V. das Programm koordinieren.
Wie kommen Kinder nach der Pandemie wieder in Bewegung? Mit welchen Angeboten erreichen Sportvereine sozial benachteiligte Familien? Wie inspirieren sie ganze Communities und über-nehmen damit gesellschaftliche Verantwortung vor Ort? Und wie entstehen dabei langfristige Kooperationen mit Kitas, Schulen, Quartieren und Kommunen, die soziale Teilhabe durch Sport und Bewegung auch nachhaltig sichern?
Diesen Fragen widmet sich das bundesweite Pionierprogramm „Sport vernetzt“, welches der Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit e.V. und der Freak City Bamberg e.V. (ehemals Brose Bamberg e.V.) nun nach Bamberg holen.
Sport lebenslang in Bildungsbiographien verankern
Auf Basis langjähriger Erfahrung wurde das Projekt vom Basketballverein ALBA Berlin mit Unter-stützung der Auridis Stiftung und der Beisheim Stiftung konzipiert und ins Leben gerufen. „Wie kann der organisierte Sport vor Ort gesellschaftliche Verantwortung übernehmen? Das ist eine Frage, die nicht nur wir uns bei ALBA stellen, sondern die viele Vereine im ganzen Land umtreibt, insbesondere inmitten einer Pandemie“, so Henning Harnisch, Vizepräsident von ALBA BERLIN.
Die Lösung dazu ist simpel aber wirkungsvoll – Teamwork. Akteurinnen und Akteure aus Sport, Bildung, Politik und vielen weiteren Bereichen werden dafür verbindlich zusammengebracht. Gemeinsam erschaffen die kooperierenden sozialen Organisationen, Sportvereine, Grundschulen, KiTas und Kommunen ineinandergreifende Strukturen. Ein festes Netzwerk für niedrigschwellige Bewegungsangebote in sozial belasteten Räumen wird damit geschaffen.
Als Treiberorganisation koordiniert der überregional anerkannte Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit ab sofort gemeinsam mit dem Freak City e.V. (ehemals Brose Bamberg e.V.) die Zusammenarbeit der am Projekt teilnehmenden Einrichtungen im Raum Bamberg. Insgesamt 7 KiTas, Schulen und Vereine sind bereits Teil des Netzwerkes. „Die Hürden zur Teilnahme an bestimmten Bewegungs- und Sportangeboten, vor allem im Vereinskontext, sind für Kinder aus sozial benachteiligten Familien erheblich größer. Unsere Praxiserfahrung im Bereich der Jugendhilfe zeigt uns das täglich. Mit „Sport vernetzt“ wollen wir diese Problematik in Bamberg angehen“, so iSo-Geschäftsführer Matthias Gensner. Sebastian Böhnlein, erster Vorstand des Freak City e.V. und Leiter der Abteilung Schul‑, Breitensport und Soziales bei der Bamberger Basketball GmbH, ergänzt: „Mit „Sport vernetzt“ holen wir ein Programm nach Bamberg, das neue Handlungsansätze in der Zusammenarbeit sozialer Einrichtungen und der Vereinswelt nutzt und damit bedarfsgerecht zugeschnittene Angebote für alle Kinder und Jugendlichen schafft.“ Dass der Profisport auch eine soziale Verantwortung trägt und somit solch kooperative Programme immer wichtiger werden, betont auch der Nachwuchskoordinator des Freak City e.V., Wolfgang Heyder.
Feierlicher Startschuss
Am heutigen Freitag wurde das Projekt offiziell vom zweiten Bürgermeister Jonas Glüsenkamp im Beisein vieler Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Bildung in Bamberg will-kommen geheißen. „Ich danke allen Akteurinnen und Akteuren für ihre Hands-On-Aktivität. Das Projekt ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Gutes entsteht, wenn sich viele für eine Sache zusammenschließen“, so Glüsenkamp.
Ab dem 11. Oktober werden die ersten Angebote unter der Woche, aber auch am Wochenende, im Stadtteil Gereuth-Hochgericht an der Hugo-von-Trimberg-Grundschule und dem Kindergarten St. Gisela, im Stadtteil Starkenfeld an der Rupprechtschule und dem Haus für Kinder am Stadion sowie im Stadtteil Gaustadt an der Grundschule Gaustadt und dem Kindergarten St. Sebastian ermöglicht. Die Nachfrage weiterer Schulen ist bereits jetzt groß. Eine Erweiterung des Netzwerkes ist angedacht.
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