Am 3. Juni kehrt nach mehrjähriger Restaurierung eine Prunkvase aus Alabaster in den Weißen Saal des Fürstbischöflichen Appartements der Neuen Residenz Bamberg
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Neue Residenz Bamberg
Prunkvase wieder im Fürstbischöflichen Appartement
Am 3. Juni kehrt nach mehrjähriger Restaurierung eine Prunkvase aus Alabaster in den Weißen Saal des Fürstbischöflichen Appartements der Neuen Residenz Bamberg zurück.
Die mehr als einen Meter hohe Prunkvase ist seit dem 19. Jahrhundert in Bamberg nachweisbar. Die Wittelsbacher Schlossherren nahmen sie damals in die Skulpturensammlung im Weißen Saal, dem wichtigsten frühklassizistischen Raumkunstwerk in Bamberg, auf. Die um 1780 entstandene Vase dürfte allerdings bereits vorher Teil der fürstbischöflichen Sammlung gewesen sein.
Das mit Schmuckstäben und Masken dekorierte Objekt zeigt zwei Reliefdarstellungen. Die eine stellt eine römische Opferszene mit Altar, Priester, Opferstier und Krieger dar. Die andere zeigt einen Triumphzug dreier männlicher Figuren begleitet von römischen Kriegern.
Das Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung hat den lichtdurchlässigen Alabaster, aus dem die Vase gefertigt ist, aufwendig gereinigt. Große Vasen wie das Bamberger Exemplar dienten im 18. Jahrhundert auch als Licht- oder Duftvasen. Mit neuem Beleuchtungssystem präsentiert die Residenz die lichtdurchflutete Vase nun wieder in ihrer ursprünglichen Funktion.
Wiedereröffnung
Fürstbischöfliches Appartement: Gleichzeitige Ungleichzeitigkeit
Nach fünf Jahren Renovierungszeit hat die Neue Residenz Bamberg ihr Fürstbischöfliches Appartement wieder fürs Publikum geöffnet. Die Kuration hat für die begehbare Ausstellung nicht vornehmlich versucht, eine bestimmte Einrichtungsphasen zu rekonstruieren. In erster Linie geht es darum, Bausubstanz und Möbelstücke wieder in ihrem bestmöglichen Zustand zu zeigen.
Über 200 Jahre lang, von 1704 bis 1919, wurde von der Neuen Residenz Bamberg aus, in den Räumen des Fürstbischöflichen Appartements, kirchliche und staatliche Politik gemacht. Lothar Franz von Schönborn war von 1693 bis 1729 Fürstbischof in Bamberg und leitete den Bau und die Ersteinrichtung des Appartements in die Wege.
Nachdem der letzte Bewohner, der bayerische Ministerpräsident Johannes Hoffmann, dessen Ausweichlandtag zu dieser Zeit in Bamberg tagte, vor 101 Jahren ausgezogen war, begann die Musealisierung des Gebäudekomplexes und seiner Räumlichkeiten, um sie erstmals dem Tourismus zugänglich machen zu können. Vor allem das luxuriös eingerichtete und weitläufige Fürstbischöfliche Appartement zeugte seit jeher vom Prunk des Lebens seiner Bewohner.
Ein Prunk, von dem zuletzt allerdings nicht mehr viel zu sehen war. Viele Deckengemälde waren unter einer schwarzen Schmutzschicht fast vollständig verschwunden, einst strahlend weiße Wände von einem stumpfen Grau belegt, Möbelstücke abgegriffen, Parkettböden abgetreten.
Schwerere Schäden, wie Zerstörungen durch einen Krieg, sind der Residenz zwar erspart geblieben – darin lag aber auch der Grund, aus dem die Bayerische Schlösserverwaltung, die die Trägerschaft der Neuen Residenz seit 1920 innehat, seither kaum Instandhaltungsmaßnahmen an den verhältnismäßig geringfügigen und darum nicht besonders drängenden Schäden, die einfach ein Resultat jahrhundertelanger Nutzung und vernachlässigter Pflege waren, unternommen hat.
Unschön und vor allem augenfällig unschön waren die Spuren der Zeit aber trotzdem und deuteten für die beteiligten Restaurierungsfirmen und die Bayerische Schlösserverwaltung auf viel Arbeit hin, als 2015 dann doch die Sanierungsarbeiten begannen. Anfang Oktober war die Restaurierung abgeschlossen – ganz im Rahmen der veranschlagten Zeitplans von vier Jahren und dem Budget von etwa 4 Millionen Euro.
Originalzustand so weit wie möglich
Kurator Dr. Sebastian Karnatz, als Museumsreferent der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Neue Residenz Bamberg zuständig, wurde dabei die Aufgabe zuteil, das Ausstellungskonzept zu entwerfen, die restaurierten Einrichtungsgegenstände im frisch renovierten Appartement zu platzieren und so für das Publikum in Szene zu setzen.
Vereinfacht wurde diese Aufgabe dadurch, dass nach Beseitigung verschiedener Schmutzschichten auf Original-Einrichtungsgegenstände aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurückgegriffen werden konnte. Knifflig wurde diese Aufgabe jedoch vor allem durch zeitlich-personell begründete Aspekte.
Grundlegend musste ein dynamischer Prozess, wie ihn die Abfolge verschiedener Bewohner eines Appartements mit verschiedenen Einrichtungsvarianten darstellt, für die touristische Nutzbarmachung der Wohnung stillgelegt werden. Das ist nicht weiter schlimm und liegt in der Natur der Kuratierung eines Ausstellungsraumes, der einmal ein Appartement war.
Gegenstände wie Einrichtungsartikel in ihren Originalzustand zurückzuversetzen, sie durch Säuberung in einen möglichst idealen Zustand zu bringen, ist dabei ebenfalls eine Aufgabe mit einem klaren Ziel. Wie der Originalzustand der Einrichtung aber genau aussah, was also wo stand, ist nicht ganz klar. Denn da das Appartement im Lauf der Jahrhunderte in verschiedenen Kulturepochen verschiedene Bewohner hatte, mit verschiedenen Einrichtungsstilen, wurde sein einstiger Originalzustand immer wieder verändert.
Inventarlisten, historische Aufzeichnungen, Fotografien aus dem 20. Jahrhundert und die über die Zeit größtenteils unverändert gebliebene Nutzung der Räume gaben zwar eine Orientierungshilfe in Sachen Original-Platzierung der Einrichtung ab, weisen jedoch auch Lücken auf.
„Den Originalzustand wiederherzustellen ist natürlich erstrebenswert“, sagt Dr. Karnatz, „aber manchmal auch schwierig oder unredlich, da keiner weiß, wie der Erstzustand aussah, man auf ihn also spekulieren müsste.“
Die Lösung liegt in einer gleichzeitigen Ungleichzeitigkeit, wie Dr. Karnatz es ausdrückt. „Es geht bei der Einrichtung darum, sich zumindest geistig soweit wie möglich dem Original anzunähern, gleichzeitig aber auch zu zeigen, dass immer wieder umgeräumt wurde. Wir nähern uns dem Originalzustand an, setzen uns aber auch von ihm ab, indem wir uns für bestimmte Einrichtungspositionen, entschieden haben.“
Originalzustand bedeutet demgemäß nicht so sehr, unbedingt millimetergenau historischen Platzierungen gerecht zu werden. Es sollen vielmehr Einrichtungsgegenstände, die derart gründlich gesäubert und instandgesetzt wurden, dass sie aussehen als befänden sie sich in ihrem Originalzustand, so präzise wie möglich im ebenfalls porentief herausgeputzten Appartement präsentiert werden. Und tut sich eine Lücke in der Überlieferung des Idealbilds aus Schönborn’schen Zeiten auf, wird diese nicht verheimlicht, sondern anhand von Texttafeln thematisiert. So verwundert es zum Beispiel nicht, sondern leuchtet ein, dass im Speisesaal ein Thron steht, weil der Speisesaal einst als Thronsaal diente.
„Im Speisesaal steht ein Thron, weil er der größte Raum des Appartements ist, und darum die Wittelsbacher dort den Thronsaal haben wollten. Das jetzige Audienzzimmer war ein Salon. Diesen konnte wir in dieser Form aber nicht nachahmen , weil uns entsprechende Materialien fehlten. Ich bin aber froh darüber, weil wir durch die Abfolge der Räume aus, kurz gesagt Billardzimmer, Vorzimmern und Thronsaal, heute wieder die zeremonielle Abfolge der Räume von 1704 haben.“
Rundgang durchs Fürstbischöfliche Appartement
Diese zeremonielle Abfolge im Fürstbischöflichen Appartement, das ohnehin eine eher öffentliche als private Funktion hatte, lässt sich heute noch nachempfinden. Betritt man das Fürstbischöfliche Appartement im zweiten Stock der Residenz und steht im strahlend weißen Empfangszimmer mit dem vielteiligen voluminösen Stuck und einem großflächigen Gemälde an der hohen Decke, wird sofort klar, dass der Zweck des Appartements über die bloße Beherbergung eines Mieters hinausging.
Der Effekt, den die Räume seit der ersten Schlüsselübergabe auf Besucher der Bischöfe haben sollten, wirkt vielleicht nicht mehr ganz so stark, wie zu damaligen Zeiten, aber doch ungebrochen. Besucher sollten beeindruckt und mit Ehrfurcht erfüllt werden, nicht nur von der religiösen Autorität, die in einem der hinteren Zimmer wartete, sondern von der Appartement gewordenen Macht dieser Autorität selbst.
Ein Beleuchtungskonzept verstärkt die dramatische Wirkung noch und setzt einzelne Schmuckteile oder Herrschaftsakzente, wie das Wappen von Lothar Franz von Schönborn im Empfangszimmer besonders in Szene.
Dort fällt zum ersten Mal auch auf, dass das 200-jährige Alter der Bausubstanz und der Einrichtung nicht auffällt. Nur ein kleines schwärzliches, mit Absicht in diesem Zustand belassenes Eckchen am Deckengemälde weist auf die ehemaligen Verschmutzungen hin und soll dem Publikum das Vorher und Nachher der Sanierungen veranschaulichen.
„Die Ergebnisse der Restaurierung sind deutlich sichtbar“, sagt Dr. Sebastian Karnatz, „in den vergangenen Jahren waren es Räume, die kaum ein zweiten Blickes wert waren und durch die das Publikum schnell durchgegangen ist. Heute sind es Räume, die bereits eine gewisse Dramatik haben und die vor allem mehr von ihrem Funktionszusammenhang erzählen.“
Diese Funktionszusammenhänge ergeben sich aus der genannten Ehrfuchtserzeugung, der Möglichkeit, protokollarische Abläufe bei Besuch sicherzustellen, und der Repräsentation. „Der Fürstbischof ist nie wirklich privat. Er ist immer zugleich auch Herrscher, das heißt geistlicher und weltlicher Herrscher. Alles, was er tut hat Repräsentationsfaktor, zumindest im 18. Jahrhundert.“
Wer der Dienerschaft oder Garde eines ranghöheren Besuchers angehörte, durfte vom Appartement oder seinem Bewohner nicht allzu viel sehen und wurde zumeist in einem der beiden Räume links vom Eingangsraum geparkt. Der sich dort seit den Tagen Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1708 bis 1779) befindliche enorme Billardtisch hat die Wartezeit sicherlich verkürzt.
Und wer nicht spielen wollte oder durfte, konnte einen Blick auf die an den Wänden hängenden Porträtgemälde der Vorgänger von Seinsheims werfen. Warum der Fürstbischof seine Vormieter dort verewigte ist nicht abschließend geklärt. Dr. Karnatz hat jedoch folgende These: „Seinsheim hatte das Billardzimmer von Anfang an auch als Galeriezimmer gedacht, so dass sich das hochstehende höfische Vergnügen des Billardspiels und die Legitimierung der eigenen Herrschaft über das Amt verbinden.“
Die Dienerschaft geparkt und beschäftigt, wurde der eigentliche Besucher in den erwähnten Speisesaal oder noch eine Station weiter gebeten. Dieser Warteraum gehört zu den ausgeschmücktesten des Appartements. Jahrhundertealte Möbel einer Sitzgruppe spiegeln sich im glänzende Parkett. Die Decke ist durchgehend mit Stuck verziert und dort, wo sie es nicht ist, prangen mehrere Deckengemälde. Das in der Mitte zeigt Kriegsszenen, „die dem Besucher sagen sollen, dass sich der Bischof bewusst ist, wehrhaft bleiben zu müssen.“ Das eigentliche Highlight des Raum stellen jedoch zwei Wandteppiche aus französischer Manufaktur, eine Herkunft, die im 18. Jahrhundert das höchste der Gefühle in Sachen Wandteppichen bedeutete, dar.
Ob Bedienstete des Appartements Besucher vom Anblick der Einrichtung jemals fortreißen mussten, ist nicht überliefert. Ob die Audienz mit dem jeweiligen Bischof ästhetisch aber genauso ansprechend war, müssen damalige wie heutige Besucher selbst entscheiden.
Im Rot und Gold des Thronsaals fallen vor allem mehrere Gemälde, die Hunde darstellen, auf. Inventarlisten des frühen 18. Jahrhunderts geben Aufschluss über Jagdteppiche, die den Thronsaal geschmückt haben. Da sich im Bestand der Residenz aber keine Jagdteppiche befinden, behalf sich Kurator Dr. Karnatz mit Gemälden von Hunden, das heißt Jagdhunden.
Eine Audienz lief grundsätzlich so ab, dass „kurz parliert wurde und wichtig genug war, durfte den Bischof noch ins nächste Zimmer begleiten.“ Bei diesem, verhältnismäßig kleinen Raum, dem sogenannten chinesischen Kabinett, handelt es sich um das erste Rückzugszimmer des Appartements, das den Übergang zwischen öffentlichen und privaten Räumlichkeiten markiert. Umringt von einer verzierten Holzvertäfelung steht dort ein ebenso schmuckvoller Schreibtisch von dem aus im Fall der Fälle eine Urkunde oder ein ähnlich geartetes Schriftstück an den Besucher überreicht wurde.
Im nächsten Raum beginnt der private, weltliche Bereich des Fürstbischöflichen Appartements. Eine Kapelle findet sich hier, in der der Bischof täglich für sich selbst eine Messe hielt. Dass dabei das sich heute dort befindliche Marien-Gemälde angebetet wurde, ist aber ein Fall „musealer Fiktion“, der für die Kapelle bezeugte Altar gilt heute als verloren.
Wenige Schritte weiter, an der Endstation des Rundgangs durchs Fürstbischöfliche Appartement, steht und stand das Bett des Bischofs, gegenüber führt eine Tür in ein Ankleidezimmer. Ein fürstbischöfliches Badezimmer jedoch sucht man vergebens. Das liegt daran, dass selbst ein Kirchenherrscher zur Bauzeit des Appartements und im Angesicht des damaligen, noch recht niedrigen Entwicklungsstand sanitärer Technik, dazu gezwungen war, mit eher portablen Vorrichtungen wie dem Nachttopf Vorlieb zu nehmen.
Seit Anfang Oktober kann sich touristisches Publikum nun selbst wieder ein Bild des Appartements und seiner Einrichtung machen.
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