Die Universität Bamberg hat bekanntgegeben, dass in der Diözesanbibliothek München bisher unbekannte Vorlesungsmitschriften des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel gefunden worden seien.
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Jahrhundertfund zum Philosophen
Bisher unbekannte Vorlesungsmitschrift von G.F.W. Hegel entdeckt
Die Universität Bamberg hat bekanntgegeben, dass in der Diözesanbibliothek München bisher unbekannte Vorlesungsmitschriften des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel gefunden worden seien. Als „Jahrhundertfund“ bezeichnet die Hochschule die Entdeckung, an deren Erforschung die Universität beteiligt sein wird.
Der Fund bisher nicht ausgewerteter Vorlesungsmitschriften in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising eröffnet neue Zugänge zum Denken von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831). Das teilte die Universität Bamberg am 24. November mit. Von einem „Jahrhundertfund“ spricht die Mitteilung sogar.
Verschiedene Teile von Hegels Philosophie sind zumeist nur durch Vorlesungsmitschriften dokumentiert. Der Hegel-Biograph Professor Klaus Vieweg von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising nun fünf Kartons solcher Mitschriften entdeckt. Diese seien seit fast 200 Jahren von der Forschung nicht näher betrachtet worden. Vieweg zeigte sich begeistert: „Eine solche höchst überraschende und glückliche Entdeckung gelingt wohl nur einmal im Leben und ist vergleichbar mit dem Fund einer neuen Mozart-Partitur.“
Die rund 4.000 Seiten umfassenden Mitschriften stammen aus der Feder von Friedrich Wilhelm Carové (1789 bis 1852), einem der ersten Hegel-Schüler an der Universität Heidelberg. Sie sind Teil des Nachlasses des Münchner Theologen Friedrich Windischmann (1811 bis 1861). Dieser war Sohn des Bonner Philosophieprofessors Karl Joseph Hieronymus Windischmann (1775 bis 1839), der wiederum in Kontakt mit Hegel stand und die Mitschriften als Geschenk von Carové erhielt. Die Manuskripte gelangten als Nachlass von Friedrich Windischmann in die ehemalige Dombibliothek Freising, deren Bestände jetzt Teil der Diözesanbibliothek des Erzbistums München sind.
Prüfung durch Bamberger Professoren
Die Handschriften umfassen fast alle Teile von Hegels enzyklopädischer Architektonik, darunter eine schon lange gesuchte Mitschrift einer Ästhetik-Vorlesung in Heidelberg, über die es bisher noch keine anderen Unterlagen gab.
Im Rahmen eines mehrjährigen wissenschaftlichen Projekts bereiten die Professoren Klaus Vieweg und Christian Illies (Universität Bamberg) mit Unterstützung von Privatdozent Marko Fuchs (Universität Bamberg) die Mitschriften nun für eine Veröffentlichung unter dem Titel „Carovés Hegel-Mitschriften“ vor.
Bereits 1988 wies der Bonner Forscher Willi Ferdinand Becker in einem Aufsatz darauf hin, „dass in der Dombibliothek Freising Windischmanns Nachlass der Bearbeitung harrt“. Doch erst Vieweg ging diesem Hinweis nach. Im Sommer 2022 unterzog er das Material einer genauen Durchsicht und erkannte seine volle Bedeutung.
- November 29, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg