Die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) der Universität Bamberg ist für ihre Gleichstellungs- und Diversitätsarbeit ausgezeichnet worden. Es ist dabei nicht
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Minerva Informatics Equality Award
Uni Bamberg: Preis für Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät WIAI
Die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) der Universität Bamberg ist für ihre Gleichstellungs- und Diversitätsarbeit ausgezeichnet worden. Es ist dabei nicht das erste Mal, dass der Minerva Informatics Equality Award an die Fakultät geht.
Die Förderung von Frauen in MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – ist eine zentrale Herausforderung an Universitäten weltweit. Denn nach wie vor ist der Frauenanteil in diesen Fachrichtungen gering. Der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) der Universität Bamberg gelingt es laut einer aktuellen Mitteilung, aufgrund ihrer zahlreichen Förderprogramme seit vielen Jahren die Zahl der weiblichen Studierenden kontinuierlich zu steigern.
So lag etwa der Anteil an Studienanfängerinnen an der Fakultät im Wintersemester 2023 //2024 bei mehr als 35 Prozent. Viele haben zuvor an einem Nachwuchsprojekt der Fakultät teilgenommen und so den Weg in einen Studiengang aus den Bereichen Angewandte Informatik oder Wirtschaftsinformatik gefunden. Nun ist das Team der Gleichstellungsbeauftragten der Fakultät WIAI mit dem Preis für herausragende Gleichstellungs- und Diversitätsarbeit des Fakultätentags Informatik (FTI) ausgezeichnet worden.
Bereits zweite Gleichstellungsauszeichnung für die Fakultät
„Die Förderung von Frauen in der Informatik wird an der Fakultät WIAI bereits seit deren Gründung als wichtige Aufgabe gesehen. Seit 2005 haben wir kontinuierlich Angebote für Schülerinnen auf- und ausgebaut und bieten vielfältige Angebote für Studentinnen an“, sagt Prof. Dr. Ute Schmid, Gleichstellungsbeauftragte in der Wissenschaft der Fakultät WIAI. „Entsprechend freue ich mich sehr, dass wir nun schon zum zweiten Mal für unsere Gleichstellungsarbeit ausgezeichnet wurden.“
Denn bereits 2018 erhielt die Fakultät den Minerva Informatics Equality Award von Informatics Europe, der ihr die europaweit beste Frauenförderung in der Informatik bescheinigte. „Vielfalt bereichert die Informatik, und durch gezielte Programme und Unterstützung möchten wir erreichen, dass Frauen ihre Potenziale in diesem Bereich voll entfalten können“, ergänzt Prof. Dr. Andreas Henrich, Dekan der Fakultät WIAI. „Es geht nicht nur um Zahlen, sondern darum, Frauen langfristig für die Informatik zu begeistern und sie auf ihrem Bildungsweg aktiv zu begleiten.“
Jurymitglied Prof. Dr. Peter Rossmanith übergab den Preis des Fakultätentags Informatik, der mit 2.000 Euro dotiert ist, an Andreas Henrich, Theresa Henn und Franziska Paukner. Er stellte in seiner Würdigung heraus: „Aufbauend auf den Maßnahmen zur Gewinnung weiblicher Studierender setzt die Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit dem WIAI-Frauennetzwerk auf ein Mentoring-Programm für Studentinnen, welches diese explizit bei der Karriereplanung unterstützt. Dank all dieser Maßnahmen kann die Universität Bamberg im Vergleich zum deutschlandweiten Durchschnitt kontinuierlich einen um zehn Prozentpunkte höheren Frauenanteil in der Informatik verzeichnen.“
Internationaler Frauentag
Andreas Schwarz: Gleichstellung ist nicht verhandelbar
Heute, am 8. März, begeht die Welt den Internationalen Frauentag. Bambergs Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz hat sich dazu geäußert. Die Gleichstellung von Frauen und Männern sei unumstößliches Ziel sozialdemokratischer Politik.
Die SPD-Bundestagsfraktion setzte sich für eine gerechte Zukunft ein, in der die Gleichstellung von Frauen und Männern eine nicht verhandelbare Realität ist. Das gab der Bamberger Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz in einer Mitteilung zum heutigen Internationalen Frauentag bekannt.
Hierzu gehören für die Partei eine faire Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit, mehr Frauen in Führungspositionen, gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und eine Rente, die nicht vom Geschlecht abhängt. „Wir wollen, dass Frauen selbstbestimmt über ihre Familienplanung entscheiden und ihr Leben frei von Gewalt gestalten können“, so Andreas Schwarz.
Auch wolle man die gemeinsame Verantwortung privater Sorge-Arbeit stärken, indem eine Familienstartzeit eingeführt wird, die eine zweiwöchige Freistellung des Partners oder der Partnerin nach der Geburt eines Kindes umfasst. Außerdem setze man sich für verbesserte Mutterschutz- und Elterngeldregelungen ein.
„Wir werden sogenannte Gehsteigbelästigungen von Abtreibungsgegnern gesetzlich unterbinden“, sagt Schwarz weiter, „und so das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung stärken.“ Die Kommission der Bundesregierung zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin prüfe dazu unter anderem Regulierungen von Schwangerschaftsabbrüchen außerhalb des Strafrechts. Im April werde sie ihre Ergebnisse vorlegen. Die politische und gesellschaftliche Debatte dazu sei längst überfällig.
„Konsequent bekämpfen wir zudem Gewalt gegen Frauen und werden einen Rechtsanspruch auf Schutz vor Gewalt einführen.“ Das Bundesfrauenministerium erarbeite aktuell ein entsprechendes Gewalthilfegesetz, so Schwarz weiter.
„Rechtsextreme, Antifeminist:innen und Ewiggestrige versuchen, gleichstellungspolitische Erfolge zurückzudrehen. Das werden wir nicht dulden. Indem wir Geschlechtergerechtigkeit fördern, stärken wir auch unsere Demokratie – und umgekehrt. Wir verteidigen den gleichstellungspolitischen Fortschritt. Wir kämpfen für eine moderne Gesellschaft, in der die Gleichberechtigung von Frauen selbstverständlich und unumstößlich ist“, sagt Andreas Schwarz abschließen.
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Grün-rotes Antragspaket
Mehr Gleichstellung im Rathaus
Dass das jetzige „Amt für Bürgerbeteiligung“ auch Bürgerinnen beteiligt, davon gehen die grün-roten Stadträtinnen zwar aus. „Warum dann nicht auch so benennen?“ fragt Leonie Pfadenhauer trotzdem und schlägt die neue gendersensible Ausdrucksweise „Bürger:innenbeteiligung“ vor. Nur eine der Maßnahmen, die die Grünen in Bambergs Stadtrat gemeinsam mit der SPD auf den Weg bringen wollen.
Fragen der Gleichstellung der Geschlechter im Rathaus machen sich manchmal an vermeintlichen Kleinigkeiten fest, doch diese sind in der Summe dann doch einer Beachtung wert. Das findet jedenfalls Stadträtin Leonie Pfadenhauer von Grünes Bamberg. Sie hat ein Antragspaket geschnürt und hat dieses zusammen mit ihrer Fraktionskollegin Ulrike Sänger und der SPD-Stadträtin Ingeborg Eichhorn eingereicht.
Neben der gewünschten neuen Ausdrucksweise „Bürger:innenbeteiligung“ wünscht sich Leonie Pfadenhauer außerdem eine Sprache, die auf Gleichstellung achtet, in allen Sitzungsvorlagen und Dokumenten der Verwaltung.
Vermeidung sexistischer und diskriminierender Werbung
Einen Stillraum und einen Wickelraum wollen die Grünen- und SPD-Frauen außerdem. „Wobei uns schon wichtig ist, dass das Wickeln von Kindern nicht automatisch zur Frauensache und in der Damentoilette verortet wird, hier sollen selbstverständlich auch Väter gleichgestellt werden“, sagt Leonie Pfadenhauer. Sie will außerdem, dass kostenlose Menstruationsprodukte künftig in allen öffentlich genutzten städtischen Einrichtungen, Rathäusern und Schulen zur Verfügung gestellt werden. Sie verweist darauf, dass diese Hygieneartikel zur Grundversorgung gehören und erst kürzlich vom Bundestag der Steuersatz dafür von 19% auf 7% gesenkt wurde. Doch die Steuerminderung sei nicht bei den Verbraucherinnen angekommen, sondern von den Herstellungsfirmen eingepreist worden. „Mit dieser Maßnahme wollen wir besonders einkommensschwache Frauen und Mädchen finanziell entlasten“, so die Grünen-Stadträtin.
Ein Kriterienkatalog zur Vermeidung sexistischer und diskriminierender Werbung ist ebenfalls Bestandteil des Antrags. Wobei Grüne und SPD keineswegs der Stadt selbst solche Gepflogenheiten unterstellen. „Aber die Stadt stellt Werbeflächen zur Verfügung, erteilt Sondernutzungserlaubnisse und hat über ihre Tochterunternehmen weiteren Einfluss darauf, wie Werbung sich im öffentlichen Raum präsentiert“, erklärt Grünen-Fraktionsvorsitzende Ulrike Sänger. Jegliche diskriminierende Darstellung aufgrund von Geschlecht oder Sexualität, aber auch wegen Alter, Behinderung, Herkunft oder anderer Eigenschaften, soll so verhindert werden.
Weniger Kleinigkeit als vielmehr großes Ziel im grün-roten Antragspaket ist die Gleichstellung im Personaltableau der Stadtverwaltung. Führungspositionen in der Rathausspitze müssten vermehrt mit Frauen, Inter- und Transpersonen besetzt werden. Die bisher schon geleisteten Anstrengungen müssten verstärkt werden. Und der Grundsatz „Equal pay“ soll auf den Prüfstand gestellt werden. Wird „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in den Bamberger Rathäusern auch wirklich überall gezahlt, oder gibt es noch Lücken? „Wir müssen hier genau hinsehen“, fordert SPD-Stadträtin Ingeborg Eichhorn, „und dann sofort handeln.“ Innerhalb eines Jahres sollen demzufolge möglicherweise festgestellte Ungleichheiten abgeschafft werden.
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Stadt Bamberg hisst Flagge zum IDAHOBIT 2021
Internationaler Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter- und Transphobie bzw. ‑feindlichkeit
Heute ist Internationaler Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter- und Transphobie bzw. ‑feindlichkeit – kurz IDAHOBIT. Aus diesem Anlass hat Bürgermeister Wolfgang Metzner zusammen mit Vertreterinnen der Gleichstellungskommission, den Stadträtinnen Lisa Pfadenhauer und Tamara Pruchnow, sowie Martin Claas und Björn Behr, beide im Vorstand von Uferlos – Schwule und Lesben in Bamberg e. V., eine Regenbogenfahne vor dem Rathaus am Maxplatz gehisst.
Die Fahne wird den ganzen Juni auf dem Maxplatz wehen, also während des so genannten “Pride Month”, in dem weltweit Millionen Menschen für die Rechte der LGBT-Community demonstrieren.
“Aufklären und aktive Maßnahmen ergreifen”
In einer kurzen Ansprache betonte Bürgermeister Wolfgang Metzner, wie wichtig es auch heute noch sei, auf die Diskriminierung und Bestrafung von Menschen hinzuweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Heteronormativität abweichen. „Weltweit gelten in 72 Ländern und Territorien antihomosexuelle Gesetze, in 13 Ländern Afrikas und Asiens droht Homosexuellen sogar eine Todesstrafe. Sie gilt auch in wichtigen Reiseländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar, wird dort aber zumindest aktuell nicht vollstreckt,“ so der Bürgermeister. Die Zunahme von Beleidigungen und Hasskriminalität auch in Deutschland gegenüber LSBTIQ-Personen erfordere es mehr denn je, aufzuklären und aktive Maßnahmen zu ergreifen, die zum Schutz und zur Rechtsdurchsetzung von LSBTIQ beitragen.
Der Internationale Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter- und Transphobie bzw. ‑feindlichkeit existiert seit 2005, um durch Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und Lobbying auf Diskriminierungen, erlebte Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen von LSBTIQ hinzuweisen. Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen.
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Migrantinnen- und Migrantenbeirat (MIB)
MIB-Veranstaltung zum Internationalen Frauentag
Seit Jahren organisiert der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg (MIB) anlässlich des Internationalen Frauentags eine kleine Feier für Frauen mit einem bunten Programm, meist in den Räumen von Lui 20, der Begegnungsstätte des Vereins Freund statt Fremd. Dieses Jahr gab es ein virtuelles Meeting.
Trotz der aktuellen Einschränkungen wollte der Frauenausschuss 2021 die Feier nicht ausfallen lassen und hat deshalb Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zu einem virtuellen Meeting eingeladen. Der Online-Austausch fand am 14. März 2021 statt und bot ein spannendes Programm. Nach der Begrüßung durch die Sprecherin des Frauenausschusses, Frau Khrystyna Pavliukh, folgten Grußworte der Vorsitzenden des MIB, Frau Mitra Sharifi, sowie Grußworte aller Fraktionen der Gleichstellungskommission der Stadt Bamberg.
Künstlerischer Höhepunkt war der Videobeitrag von Nora Gomringer, Direktorin der Villa Konkordia, welcher die oft subtilen Gewaltstrukturen und tabuisierten Missbrauchstragödien in Familien anhand der Geschichte zweier ohne Mutter aufwachsender Schwestern thematisierte. Frau Dr. Karin Gehrer nahm diesen Beitrag zum Anlass, zu verdeutlichen, dass Gleichstellung noch nicht erreicht und feministische und frauenstärkende Arbeit immer noch nötig ist, solange Frauen und Mädchen immer noch der Gefährdung durch Gewalt und sexuellen Missbrauch ausgesetzt sind.
Frau Judith Siedersberger von Freund statt Fremd e.V. stellte verschiedene Aktivitäten und Projekte des Vereines zugunsten von Frauen mit Migrationshintergrund vor. Speziell hervorzuheben sind dabei die Kunstprojekte für Frauen und Mädchen des Ankerzentrums, von welchen der „Radmantel“ bereits schon im Bürgerlabor ausgestellt wurde. Frau Nursen Ergin vom Migrationssozialdienst der AWO stellte die Beratungs- und Unterstützungsangebote für Migrantinnen und Migranten in der Stadt und im Landkreis Bamberg vor, unter anderem das langjährige Projekt Lesefreunde und – freundinnen für mehrsprachige Kinder und ein neueres Projekt zur Förderung von Internetkompetenzen.
Interaktives Online-Tanzen zur Abrundung
Der Frauenchor, der vor einigen Jahren vom MIB-Frauenausschuss gegründet wurde und bei vielen Veranstaltungen ehrenamtlich das Programm gesanglich umrahmt, wurde gewürdigt durch ein Kunst-Video von Michaela Pöhlau, welche mit einer gelungenen Collage eine Hommage an die Sängerinnen mit und ohne Migrationshintergrund schuf.
Die Ziele des vom MIB organisierten Treffens sind, einerseits die Vernetzung von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in und um Bamberg zu fördern und das gegenseitige Empowerment von Frauen zu stärken. Andererseits will der Frauenausschuss des MIB damit auch ein Zeichen setzen und aufzeigen, dass auch in Deutschland noch längst keine Gleichstellung von Frau und Mann erreicht ist, solange Frauen immer noch durchschnittlich viel weniger verdienen als Männer, solange Frauen immer noch häusliche Gewalt erleben und solange Frauen immer noch doppelt so hart arbeiten müssen um höhere Positionen zu erreichen. Auch in Corona-Zeiten wird die doppelte oder dreifache Belastung, welche durch Home-Schooling, Haushalt und Home-Office entsteht, wie selbstverständlich hauptsächlich von Frauen getragen. All das sind Ungerechtigkeiten, welchen Frauen mit Migrationshintergrund doppelt ausgesetzt sind, da sie nicht nur als Frauen, sondern auch als Migrantinnen Diskriminierung erleben, wie die MIB-Vorsitzende Frau Mitra Sharifi ausführte.
Die beiden ehrenamtlichen Organisatorinnen, Frau Frau Khrystyna Pavliukh und Frau Dr. Karin Gehrer, zeigten sich erfreut über die positiven Rückmeldungen zu dem Anlass und den regen Austausch unter den anwesenden Frauen, welche die Gelegenheit wahrnahmen auch von ihren Erfahrungen mit dem Frauentag in anderen Ländern und in ihrer Jugend zu berichten.
Der Tag wurde abgerundet durch ein interaktives Online-Tanzen mit Frau Susanne Schreyer von One-Billion-Rising, welche die weltweit bekannte Tanzchoreographie, welche zum Aufstehen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen auffordert, mit den Teilnehmerinnen zu Hause einstudierte.
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„Es besteht ein hoher Nachholbedarf, was Angleichung angeht“
4. Frauen-Filmfestival Bamberg
Die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ist auch in der Filmbranche noch nicht erreicht. Nur etwa jeder fünfte Film stammt von Regisseurinnen. Um Filmen von Frauen mehr Sichtbarkeit zu verleihen, veranstaltet die Gleichstellungsstelle der Stadt Bamberg zusammen mit verschiedenen Einrichtungen und Verbänden der Erzdiözese Bamberg und ver.di Bamberg vom 27. September bis 3. Oktober im Lichtspielkino das 4. Frauen-Filmfestival Bamberg. Wir haben mit dem Festivalteam über die Ungleichheit im Filmgeschäft, Quotenregelungen und männlich dominierten Strukturen gesprochen.
Das Frauen-Filmfestival Bamberg findet zum 4. Mal statt. Wird es bereits als kulturelles Inventar Bambergs wahrgenommen oder wünschen Sie sich noch mehr Anerkennung und Bekanntheit für das Festival?
Festivalteam: Sicherlich ist das Frauen-Filmfestival noch kein Inventar, dazu ist es zu frisch und zu jung. Aber mittlerweile haben wir im Herbst jeden Jahres unseren festen Platz im Lichtspiel-Programm und freuen uns über die so bereichernde Kooperation mit der Betreiberin Diana Linz. Das Festival wird gut angenommen und die Dringlichkeit der Idee hinter dem Festival wird gesehen. Auch das Vorbereitungsteam vergrößert sich mit den Jahren. Und 2020 gab es auch erstmalig eine Förderung vom Soroptimist International Club Bamberg-Wilde Rose, dem auch am Herzen liegt, dass mehr Filme von Frauen auf die Leinwand kommen. Wir haben überwiegend weibliche Zuschauerinnen wahrgenommen. Aber auch Männer sind gerne gesehen und können in der Festivalwoche die Gelegenheit nutzen, weibliche Filmarbeit kennen und schätzen zu lernen.
Für den Festivalbeitrag „RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit“ über die kürzlich verstorbene Ruth Bader Ginsberg wird es eine Zusatzvorstellung geben. Mit welchen Publikumszahlen rechnen Sie allgemein für das Festival, wie haben sich diese in den letzten drei Jahren entwickelt?
Festivalteam: Der Tod von RBG, der politisch derartig gravierende Folgen nach sich ziehen kann, hat die Aufmerksamkeit auf unsere Filmreihe nochmals erhöht. In den letzten Jahren sind die Besucherzahlen immer leicht gestiegen. Leider sind uns für diese vierte Ausgabe durch Corona enge Grenzen gesteckt. Wir freuen uns aber über jeden Gast, der sich offen auf die Filme einlässt. Das ist das Wichtigste! Zudem werden wir die Filme im Oktober auch für Schulvorstellungen und medienpädagogische Erziehung im Lichtspiel anbieten.
Welche sind die häufigsten Rückmeldungen aus dem Publikum?
Festivalteam: Das weibliche Publikum freut sich über die Reihe durch die es Solidarität und Gemeinschaft erfährt. Es fühlt sich bestärkt und gestärkt. Die allererste Onlinerückmeldung 2017 kam tatsächlich von einem Mann, der bedauerte, nicht alle Filme gesehen haben zu können. Aber auch hier die Ermutigung an die Männer, kommen Sie ins Lichtspielkino – auch auf Ihre Feedbacks sind wir gespannt! Leider muss immer noch auf das Thema aufmerksam gemacht werden, da die Gleichberechtigung nicht nur in der Filmbranche nicht selbstverständlich gelebt wird. Auch das unterstreichen die Kommentare der Besucher*innen der letzten drei Ausgaben des Festivals.
Welche Hoffnungen und Ziele verbinden Sie mit dem Festival?
Festivalteam: Wir möchten Regisseurinnen eine Plattform bieten, auf die Qualität der Erzeugnisse von Filmemacherinnen aufmerksam machen und die weibliche Sicht der Dinge künstlerisch und gesellschaftlich sichtbar werden lassen. Mittelfristig gesehen wünschen wir uns natürlich, dass ein Festival mit dieser Intention gar nicht mehr angeboten werden muss. Denn wenn Regisseurinnen den gleichen Stand wie ihre männlichen Kollegen hätten und die Gleichberechtigung hier zu spüren wäre, müsste es kein Festival extra für Filmemacherinnen mehr geben.
Mit Maren Ade, deren „Toni Erdmann“ 2016 weltweit gefeiert wurde, Maria Schrader, die mit „Unorthodox“ gerade einen Emmy gewonnen hat, und Nora Fingscheidt, deren „Systemsprenger“ ebenfalls zahlreiche Preise gewann, ist Kino von Regisseurinnen derzeit sehr erfolgreich. Trotzdem kann von Gleichstellung zwischen weiblichem und männlichem Personal im Filmbetrieb noch keine Rede sein. Wie ist der Stand der Gleichstellung, was wurde in den letzten Jahren erreicht, was muss noch erreicht werden?
Festivalteam: Der Verein „Pro Quote“ hat festgestellt, dass auch heute noch circa 85 Prozent der Filme von Regisseuren erstellt werden. Es besteht also ein hoher Nachholbedarf, was eine Angleichung angeht. Und ein Umdenken in der Filmbranche ist nötig, Regisseurinnen können eben nicht nur typisch weibliche Themen in ihren Filmen umsetzen und außerdem muss ohne Frage auch die finanzielle Ausstattung ihrer Filme entsprechend angehoben werden.
Ist die Einführung einer Quotenregelung, zum Beispiel zur gleichmäßigen Besetzung von Hauptrollen oder Förderung von Regisseurinnen und Regisseuren, nötig?
Festivalteam: Wir bejahen definitiv eine gleichberechtigte Förderung von Regisseuren und Regisseurinnen. Die Hauptrollenvergabe sollte dem Regisseur oder der Regisseurin überlassen bleiben, denn hier geht es immer vor allem um den Inhalt und die Geschichte, die der Film transportieren will, und hier sollte größtmögliche Freiheit herrschen. Es ist aber mit Gewissheit anzunehmen, dass eine zahlenmäßige Gleichheit agierender Regisseure und Regisseurinnen auch zu einer geschlechtsspezifischen Ausgewogenheit in den dargestellten Figuren und Stoffen sorgen wird.
Was halten Sie von dem Argument, dass allein Qualität über Film-Förderung oder auch Platzierung von Filmen in Filmwettbewerben entscheiden solle? Wären solche Entscheidungen gerecht?
Festivalteam: Natürlich ist Qualität ein grundlegendes Kriterium dafür, ob ein Film aufgrund seiner Machart oder seines Inhalts sehenswert und preiswürdig ist. Dennoch gibt es auf dem Markt natürlich nicht nur eine Art von Qualität, die ausschlaggebend sein kann, denn der Markt ist vielfältig und verlangt auch nach entsprechend diversem Material. Wie das filmische Endprodukt letztlich aussieht und wie es dann rezipiert wird, ist über lange Strecken unbekannt. Daher darf Filmförderung durchaus auch eine politische Frage sein, die gesellschaftlich relevante Ziele verfolgt. Dies kann die Förderung junger Regisseur*innen beinhalten, die Thematisierung bestimmter Fragen oder eben die Gleichberechtigung. Auch eine Zulassung der Teilnahme, eine Nominierung, manchmal auch eine Preisvergabe bei einem Filmwettbewerb kann politisch motiviert sein und ist es sicherlich auch, denn Film findet nicht im luftleeren Raum statt und ist immer auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Gut, wenn es dann eine öffentliche Diskussion inhaltlicher und formaler Art darüber gibt.
In Schweden werden seit 2013 Fördergelder für Regie, Drehbuch und Produktion hälftig an Frauen und Männer vergeben. Warum gibt es solch eine Verteilung nicht auch in Deutschland?
Festivalteam: In Deutschland besteht die Tendenz, alles was nach Quotenregelung aussieht, vehement zu bekämpfen mit dem Totschlagargument „Nur Qualität zählt“. Dabei wird aber übersehen, dass Männer im Fall des Filmes den Frauen eine jahrhundertlange Netzwerkarbeit voraushaben, so Strukturen geschaffen wurden, die sich erst sehr allmählich ändern lassen. Frauen kommen also häufig erst gar nicht an den Punkt, dass überhaupt festgestellt werden kann, ob die Qualität stimmt, da sich ihnen viele Möglichkeiten erst gar nicht eröffnen. Die Rollenverteilung in der Gesellschaft weicht auch erst allmählich auf und für manche Frauen ist es immer noch nicht selbstverständlich, als verantwortliche Regisseurin für Dreharbeiten Haus und Hof, Kind und Kegel auch für längere Zeitabschnitte der Obhut eines anderen zu überlassen. Wir unterstützen daher auch die Forderung nach gleichberechtigter Vergabe von Fördergeldern für einen fairen Wettbewerb!
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie das Programm des 4. Frauen-Filmfestivals zusammengestellt?
Festivalteam: Am Anfang der Festivalplanung setzen wir uns als Festivalteam zusammen und überlegen, welche aktuellen Filme eventuell ins Programm passen würden. Stets sind wir auch an Filmen mit weiblichen eindrücklichen Protagonistinnen interessiert, die Gleichberechtigung sowie die Wahrnehmung der Frau gut transportieren. Und natürlich möchten wir den Zuschauer*innen ein ausgewogenes Programm präsentieren und versuchen, die Genres zu mischen. Dieses Jahr haben wir sogar eine Mixform mit „All I never wanted“ dabei. Die Mockumentary wechselt quasi immer wieder zwischen Dokumentation und inszenierten Spielfilm-Szenen. Oder in „Töchter des Aufbruchs“ erzählen 15 Frauen von dem, was sie bis heute antreibt. Gastarbeiterinnen, die Ende der 1960er Jahre nach Deutschland gekommen sind, sowie deren Töchter und Enkelkinder kommen dabei zu Wort. Außerdem konnten wir erstmals eine Empfehlung von außen ins Programm mit aufnehmen: „Komponistinnen“ – eine Spurensuche zu den Komponistinnen Mel Bonis, Lili Boulanger, Fanny Hensel und Emilie Mayer. Eine wunderbare Dokumentation, die hervorragend zu unserem Festival passt und das Thema „Warum erfahren Frauen in diesem Beruf weniger Aufmerksamkeit?“ im Bereich der Musik darstellt.
Mit der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und der Medienzentrale der Erzdiözese Bamberg haben ver.di Bezirk Oberfranken-West und die Gleichstellungstelle der Stadt Ausrichtungspartner aus dem Bereich der katholischen Kirche – eine Institution, die sich in ihrer Geschichte nicht unbedingt als Kämpferin für die Gleichstellung der Frauen hervorgetan hat. Wie passt das zu einem Frauen-Filmfestival?
Festivalteam: Im Vorbereitungsteam befinden sich mit der Medienzentrale der Erzdiözese, KDFB und KAB drei Partner, die der Erzdiözese Bamberg zugehören. Auch in der Kirche sind bekanntermaßen Frauen tätig, die Dinge bewegen wollen und für Gleichberechtigung einstehen. So auch die beteiligten Frauen aus der Erzdiözese Bamberg. Kooperationen der Stadt Bamberg mit kirchlichen Stellen auch in anderen Bereichen sind als gut und erfolgreich zu verzeichnen, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit der Medienzentrale mit dem Migrationsbeirat im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Auch das Lichtspiel arbeitet schon seit 25 Jahren mit sowohl evangelischen wie katholischen Gemeinden in Bamberg zusammen, zeigte aber auch schon religionskritische Filme. Es geht letztlich um die inhaltliche Auseinandersetzung und den Diskurs mit aktuellen Themen. Umso besser, dass sich hier vor Ort Verbände der Kirche zu diesem Thema engagieren!
Unabhängig vom Festivalprogramm – welchen Film einer Regisseurin würden Sie unbedingt empfehlen?
Festivalteam: Oh, da fallen uns viele ein! Zum Beispiel „Glücklich wie Lazzaro“ von Alice Rohrwacher, der im November in der Filmreihe der Medienzentrale läuft, oder „Milla Meets Moses“ von Shannon Murphy – Filmstart Oktober – sowie „Ich bin dann mal weg“ von Julia von Heinz. Oder „Rocca verändert die Welt“ von Katja Benrath – eigentlich ein Film für Kinder ab zehn Jahren, der jedoch sehr gut auch für Erwachsene funktioniert. Die Hauptfigur Rocca – eine Art moderne Pippi Langstrumpf – möchte Themen wie Obdachlosigkeit oder Mobbing nicht einfach hinnehmen und findet Lösungen – auf ihre Art. Genau wie die Hauptfiguren in unserem diesjährigen Festival.
4. FrauenFilm-Festival Bamberg
27. September bis 3. Oktober, Lichtspielkino Bamberg
Programm
27. September, 12 Uhr: „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“
27. September, 17 Uhr und 30. September, 18:40 Uhr: „Komponistinnen“
28.September, 18:40 Uhr und 1. Oktober, 17 Uhr: „Töchter des Aufbruchs“
29. September, 18:40 Uhr und 02. Oktober, 17 Uhr: „All I never wanted“
3. Oktober, 12 Uhr und 17 Uhr: „RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit“
Schulvorstellungen
Ab Oktober im Rahmen des Filmfestivals am Vormittag für Gruppen buchbar:
„Embrace – Du bist schön“ und „Systemsprenger“
Weitere Informationen unter