Mitte Februar fand zum siebten Mal das inklusive Sportturnier „MITeinandercup“ statt. Dabei ging es in erster Linie wie immer nicht darum, erste
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Mitglieder des Bewerbungsteams im Interview
Host-Town Bamberg
Im Oktober 2021 hatte sich Bamberg als Host-Town einer Nationen-Delegation der Special Olympics World Games Berlin 2023 beworben. Im Januar 2022 kam die Zusage, im Juni 2023 sind die Spiele. Bis dahin muss noch einiges organisiert werden. Wobei es den Bamberger Hosts vor allem darum geht, Inklusion eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen und Teilhabe damit dauerhaft im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Seit 1968 finden alle vier Jahre die Special Olympics World Summer Games statt. Mit mehr als 170 teilnehmenden Nationen sind sie die größte Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Von 17. bis 25. Juni 2023 werden die Wettbewerbe in Berlin ausgetragen.
Um die Delegationen dieser Nationen unter- und Inklusion der Bevölkerung näherzubringen, wurden deutschlandweit Kommunen als Host-Towns ausgewählt. Bamberg ist eine davon. Vier Tage lang vor Beginn der Spiele in Berlin wird Bamberg Gastgeberstadt für eine Gruppe von Sportlerinnen, Sportlern und ihres Organisationsteams sein.
„Das Motto der Host-Town Bamberg lautet „Bamberg l(i)ebt Inklusion““, sagt Robert Bartsch, Mitglied des Host Town-Bewerbungsteams und Projektleiter des Förderkreises goolkids. „Das „liebt“ ist die Gegenwart, aber die Zukunftsvision heißt „Bamberg lebt Inklusion“.“
Als bekannt wurde, dass Bamberg als Host Town ausgewählt worden war, habe man sich natürlich sehr gefreut. Aber Robert Bartsch, der sich mit goolkids schon lange für die Inklusion von Menschen mit Behinderung durch Sport einsetzt, und Dr. Matthias Pfeufer, Bambergs Sportreferent und ebenfalls Bewerbungsteam-Mitglied, versprechen sich von der Auswahl als Gastgeberstadt vor allem einen Schub für Inklusion, der auch nach den Tagen der Special Olympics World Games anhalten soll.
Wir haben mit den beiden über das Host Town Programm, noch anstehende Aufgaben und Chancen für die Inklusion gesprochen.
Herr Bartsch, Herr Pfeufer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bamberg zur Bewerbung als Host-Town anzumelden?
Robert Bartsch: Eines Tages im Frühjahr 2021 bekam ich je eine Email von Nicole Orf, der Behindertenbeauftragten der Stadt Bamberg, und von Peter Müller, ihrem Pendant im Landkreis. Sie schickten mir die Ausschreibung der Special Olympics in Berlin. Da stand: Wir suchen 170 Gastgeberstädte für die Nationen, die an den Spielen teilnehmen. Diese Mail verbanden sie mit der Frage, ob dieses Host-Town-Projekt denn nicht etwas für Bamberg und seine Inklusionsvereine wie goolkids wäre.
Daraufhin habe ich mit Michael Hemm von der Lebenshilfe Kontakt aufgenommen und ihm vorgeschlagen, den Stadtrat zu überzeugen, Bamberg als Host-Town zu bewerben. Die Lebenshilfe könnte die Organisationsbereiche Kultur und Begegnung übernehmen und goolkids die sportlichen Aspekte des Host-Town-Projekts. Das war unser gemeinsamer Plan. Der nächste Schritt war ein Termin bei Matthias Pfeufer, von dem ich wusste, dass er ein offenes Ohr für Inklusion hat. Ich wusste, wenn es mir gelingt, ihn zu überzeugen, wird er das Projekt nicht auf die lange Bank schieben. Ich stellte ihm das Projekt vor – aber nicht nur die Bewerbungsmöglichkeit, sondern auch das, was wir dahinter sehen. Wir betrachten diese vier Tage nächstes Jahr nämlich als Möglichkeit, mehr Begeisterung, vielleicht sogar eine Begeisterungswelle für Inklusion zu erzeugen. Wir haben nicht nur an die Host-Town gedacht, sondern auch daran, anhand des Projekts gesellschaftliche Inklusion zu verbessern.
Mussten Sie sich von Herrn Bartsch lange überzeugen lassen, Herr Pfeufer?
Matthias Pfeufer: Nein, überhaupt nicht. Robert hat damit bei mir offene Türen eingerannt. Ich habe mich schon an früheren Wirkungsstätten intensiv mit dem Thema Inklusion beschäftigt – wenn auch mit dem Schwerpunkt der schulischen Inklusion. Seit ich bei der Stadt Bamberg arbeite, bin ich allerdings beim Thema ein bisschen draußen gewesen – auch aufgrund der Änderungsunwilligkeit des bayerischen Schulsystems. Da geht wenig vorwärts. Auch aus kommunaler Richtung kann wenig beigetragen werden, weil wir für die allermeisten Schulen nur eine Verwaltungsaufgabe haben. Der Bereich Sport und Inklusion, um den es bei Host-Town aber geht, liegt viel stärker in kommunaler Verantwortung und kann mehr gestaltet werden.
Was bedeutet das?
Matthias Pfeufer: Das Host-Town Programm hat in Bamberg ein Feld eröffnet, in dem viele Organisationen und Initiativen, goolkids ist sicherlich ein Paradebeispiel dafür, sehr viel bewirken können. Wir haben hier die Möglichkeit, die Ressourcen, die in den Menschen stecken – jeder kann etwas und hat die Möglichkeit, sich gesellschaftlich einzubringen – über das Feld des Sports besonders zu heben. Es ging uns, wie gesagt, von Anfang an nicht nur um diese vier Tage des Gastgeberseins, sondern auch darum, diese Tage zu nutzen, um Inklusion in der Stadtgesellschaft selbstverständlicher zu machen – weg von einem Thema, mit dem man sich nur zu besonderen Anlässen schmückt.
Robert Bartsch: Alle Welt redet von Inklusion, macht aber meistens nur Schaufenstergeschichten. Entscheidend ist, etwas zu tun, das Nachhaltigkeit ermöglicht. Wir müssen Chance nutzen, aus dem Event heraus eine größere Breite zu erzielen.
Wie sehen Sie die Chancen, dass das Thema Inklusion auch am 26. Juni 2023, wenn die Spiele vorbei sind und die Delegation abgereist ist, in der Breite der Öffentlichkeit bestehen wird?
Robert Bartsch: Ein Selbstläufer ist es nicht, darüber sind wir uns im Klaren. Aber vom Bauchgefühl her bin ich mir relativ sicher, dass es uns gelingt, emotionale Höhepunkte zu setzen und wenigstens eine gewisse Breite in der Öffentlichkeit zu erreichen. Zu spekulieren, wie weit das die komplette Stadt mitreißt, wäre vielleicht ein bisschen vermessen, aber wir setzen uns keine Grenzen.
Was meinen Sie mit emotionalen Höhepunkten?
Robert Bartsch: Ich denke da zum Beispiel an ein fröhlich-buntes und ungezwungenes Fest in der KUFA mit unseren und den Athletinnen und Athleten, die zu Besuch kommen, und mit Menschen kreuz und quer aus der Gesellschaft.
Matthias Pfeufer: Zusätzlich zu emotionalen Höhepunkten, die es braucht, um Betroffenen Öffentlichkeit zu geben, ist auch Nachhaltigkeit nötig. Entscheidend über den 26. Juni hinaus ist darum, dass wir nicht nur auf dieses eine Host-Town-Ereignis abzielen. Wir wollen in den nächsten eineinhalb Jahren bis zu den Spielen bestimmte Events schon vorher so setzen, dass wir sie als dauerhafte Veranstaltungen im Veranstaltungs-Kalender Bambergs verankern können. Regelmäßige Veranstaltungen zum Europatag am 5. Mai, der gleichzeitig auch der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ist, wäre ein Beispiel. Für solch eine Nachhaltigkeit wäre es auch wichtig, über einzelne sportliche Veranstaltungen zu mehr regelmäßigen inklusiven Trainingsangeboten zu kommen, Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung also miteinzubeziehen in das ganz normale Leben eines Sportvereins. Ich hatte in den letzten Monaten viele Gespräche mit Sportvereinen dazu und spüre da eine große Bereitschaft.
Wodurch hat sich Bamberg als Host-Town qualifiziert?
Robert Bartsch: Ich denke, das lag einerseits daran, dass wir schon frühzeitig viele städtische Kooperationspartner präsentieren konnten. Und ich denke, dass auch das goolkids-Sportfest am 25. September 2021 und die Begeisterung an diesem Tag sich rumgesprochen haben. Wir hatten viele inklusive Sportarten, Live-Musik und Tanz. Und an diesem Tag war auch ein Vertreter der Special Olympics zu Gast, der außerdem Mitglied im Bayerischen Auswahl-Gremium der Host-Towns war. Ihn haben wir ein bisschen ins Programm eingebunden und er konnte uns kennenlernen. Wir konnten ihn begeistern und lebendig zeigen, welche Begeisterung wir erzeugen können, wenn sich Sport, Kultur und Gesellschaft verbinden. Es wurde sogar gemunkelt, dass Bamberg, nicht zuletzt durch die breite Begeisterung in der Stadt und im Stadtrat, eine der besten Bewerbungen in Bayern abgeben hatte. Das würde natürlich nie jemand bestätigen, aber was die Emotionalität angeht, ist uns, glaube ich, ein großer Wurf gelungen.
Was ist bis 13. Juni 2023, wenn die Delegation in Bamberg eintrifft, noch alles zu tun?
Matthias Pfeufer: Ganz konkret haben wir ein lokales Organisationsteam geschaffen, auch unter Beteiligung des Landkreises, das sich Ende Februar zum ersten Mal getroffen hat. Momentan sind viele Rahmenbedingungen aber noch nicht klar. Was wir tun werden, ist, den Weg vorzuzeichnen, den Veranstaltungskalender mit dem Thema Host-Town zu bespielen und zu schauen, ob wir aus der Perspektive der Inklusion im Sport einen Beitrag leisten können.
Werden Sie auch versuchen, die Bevölkerung ins Projekt Host-Town einzubinden?
Matthias Pfeufer: Um die Frage beantworten zu können, was geeignet ist, um Inklusion in der Region weiter voranzubringen, brauchen wir die Expertise der Betroffenen und möglichst viele Impulse von außen, aus der Bevölkerung. Eine Gelegenheit dazu haben wir bei der zurückliegenden Gesundheitsmesse in Bamberg wahrgenommen. Dort haben wir eine Ideenbörse eröffnet, bei der die Leute Vorschläge, wie Inklusion in Stadt und Landkreis vorangebracht werden kann, einbringen konnten. Und da ist schon einiges zusammengekommen. Wir scheinen also in bestimmten Teilen der Bevölkerung durchaus einen Nerv zu treffen und ein Bedürfnis zum Mitmachen auszulösen. Letztendlich müssen wir nur noch sehen, was umsetzbar ist.
Robert Bartsch: Ich sehe auch Ideenpotenzial in der Bevölkerung oder bei Vereinen und Sportvereinen und Schulen. Und wer professionelle Hilfe braucht, weiß, dass er sich an uns von goolkids oder an die Stadt und den Landkreis wenden kann. Übrigens: Die Bevölkerung ist aufgerufen, zu unserem Motto Gestaltungsvorschläge zu einem passenden Logo zu machen. Damit wollen wir erreichen, dass die Bevölkerung einen größeren Anteil nehmen kann und sich als Teil des Host-Town-Projekts fühlt.
Wird man die Delegation in den vier Tagen vor den Spielen sozusagen als Teil des Stadtbilds antreffen können?
Matthias Pfeufer: Genau, das Ziel ist tatsächlich, Begegnungsmöglichkeiten vielfältiger Art zu schaffen. Das Kulturfest in der KUFA wäre eine solche Möglichkeit. Die Leute sollen aber auch direkt in die Stadt gehen – ein mögliches Inklusionsfest auf dem Maxplatz könnte da funktionieren. Es gibt aber auch Ideen, in welcher Form sich auch der Landkreis mit seinen Bürgern einbringen kann. Wo wir aber aufpassen müssen ist, dass wir die Delegation und ihre vier Tage in Bamberg nicht komplett mit Terminen zupflastern. Wir können kein zu dichtes Programm aufstellen, zumal die Sportlerinnen und Sportler ja auch noch etwas trainieren wollen.
crowdfunding-Kamgapne für Inklusions-Projekt
„Rollstuhlsport macht Schule“
Der Förderkreis goolkids und die VR Bank Bamberg-Forchheim haben heute in einem Pressegespräch über ein gemeinsames Crowdfunding-Projekt informiert, durch das sechs Aktivrollstühle finanziert werden sollen. Diese sind dazu gedacht, Schülerinnen und Schülern bei Projekttagen in Schulen das Thema Inklusion zu vermitteln.
Mit einem Fußballspiel zwischen dem FC Eintracht Bamberg und der SpVgg Bayreuth wurde 2015 der Förderkreis goolkids quasi aus der Taufe gehoben. Mittlerweile entstand innerhalb des Förderkreises auch das Projekt ginaS und die Verantwortlichen engagieren sich neben Integration auch sehr stark für Inklusion.
Viele Projekte wie ein Menschenkicker-Turnier, Hallenfußballturniere oder Benefiz-Golfturniere wurden seit dem Start auf die Beine gestellt, jedes Jahr findet außerdem die Sportgala statt, dank der jedes Mal eine große Spendensumme generiert werden kann und die für dieses Jahr auf den 29. Oktober angesetzt ist.
„Kinder lernen am besten, wenn sie etwas erleben“
Am vergangenen Samstag fand zum 2. Mal das machMIT-Sportfest von goolkids statt, bei dem sich jede und jeder Interessierte informieren und ausprobieren konnte. Unter anderem bestand die Gelegenheit, Rollstuhlbasketball zu spielen und zu versuchen, sich in den Alltag auf den Rollstuhl Angewiesener hineinzuversetzen.
Auch Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner versuchte sich und schilderte heute neben seiner Erfahrung vom Wochenende auch die aus seiner Zivildienstzeit, als die Zivis sich an einem Tag während der Zivildienstschulzeit gegenseitig durch Bamberg schoben, um die Barrieren selbst zu erleben. „Kinder lernen am besten, wenn sie etwas erleben“, wie er als Lehrer im Hauptberuf wisse. Und eine der wichtigsten Eigenschaften sei Empathie, die sich durch solche Erfahrung entwickeln könne. Das goolkids-Projekt müsse daher gefördert werden, „weil es über den Sport hinaus gerade bei jungen Menschen was bewirkt im Kopf.“
Während Metzner die Stadt Bamberg repräsentierte, war sein Parteifreund und Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz (SPD) als Botschafter von goolkids vor Ort und betonte, dass er die Rolle sehr gerne ausfülle, da bei goolkids Macher am Werk seien. Er könne sich noch gut an den Tag erinnern, als Robert Bartsch ihm vor dem Start von goolkids die Vision aufgedröselt habe. Sport sei eine der Möglichkeiten, mit denen man Menschen integrieren könne und man sehe, wie der Weg von goolkids von Erfolg gekrönt sei.
goolkids-Vorstandsvorsitzende Anna Niedermaier nutzte die Möglichkeit, sich für die Partnerschaft bei der VR Bank Bamberg-Forchheim zu bedanken, die einer der Unterstützer der ersten Stunde sei. Zum Rollstuhlbasketball-Projekt betonte sie: „Wir wollen die Eindrücke den Kindern auf spielerische Art und Weise aufzeigen.“
Barrieren überwinden – vor allem im Kopf
Von der VR Bank begrüßte eingangs Vorstandsvorsitzender Joachim Hausner die Anwesenden und freute sich, dass über die im Frühjahr gestartete Crowdfunding-Plattform bereits mehr als 60.000 Euro an Unterstützungsgeldern eingesammelt werden konnten und die Bank selbst mittlerweile 17.000 Euro dazugeben konnte.
Jasmin Scholz vom Marketing der Bank erläuterte das Crowdfunding, für das die VR Bank eine Plattform bereitstelle, auf der Projektstarter und Menschen, die bereit sind, Projekte zu unterstützen, zusammengebracht werden. Darüber hinaus stocke die VR Bank jede Spende um jeweils den Spendenbetrag bis zu einem Betrag von 50 Euro auf.
Namens des goolkids-Vorstands schilderte Wolfgang Heyder, wie der Förderkreis in den letzten Jahren gewachsen ist. Er betonte die hohe Resonanz, die die ersten Rollstuhlprojekte in Schulen hervorrufen, allerdings fehle es noch an eigenen Aktivrollstühlen. Die derzeitigen Aktivrollstühle sind nur ausgeliehen, wie Projektleiter Lukas Parzych erläuterte.
Im Rahmen des goolkids-Crowdfunding-Projektes auf der Plattform der VR Bank Bamberg-Forchheim wurde als Ziel ein Spendenbetrag von 10.000 Euro ausgegeben. Hiermit solle sechs Aktivrollstühle finanziert werden, mit überschüssigem Geld würde das Projekt „Rollstuhlsport macht Schule“ ausgeweitet werden können, eventuell auch personell.
Lukas Parzych betonte, wie gut die Fußball- und die Basketballinklusionsmannschaften mittlerweile funktionieren und dass man neben dem Spaßfaktor auch das Überwinden von Barrieren sehe, zum einen die Barrieren, die mit dem Rollstuhl zu überwinden seien, dazu aber auch die Barrieren im Kopf. Und genau dies wollen er und alle weiteren Verantwortlichen auch beim Projekt „Rollstuhlsport macht Schule“ erreichen.
Ein großes Highlight wird im kommenden Jahr auf Bamberg zukommen, wenn die Stadt im Vorfeld der Special Olympics World Games als Host Town mit von der Partie sein und Sportlerinnen und Sportler aus Bahrain beherbergen darf. Darauf ging der Sportreferent der Stadt Bamberg, Dr. Mathias Pfeufer, ein. Auch dies wurde in hohem Maße durch die Erfolge von goolkids und dem Netzwerk, das der Förderkreis in Sachen Inklusion aufgebaut hatte, möglich.
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Inklusives Sportfest
2. machMIT-Sportfest
Zum zweiten Mal veranstaltet der Förderkreis goolkids das inklusive machMIT-Sportfest. Auf dem Gelände des Klemens Fink-Zentrums am Babenbergerring können sich sportlich Interessierte mit und ohne Behinderung am 30. Juli ab 12 Uhr gemeinsam in verschiedenen Sportarten ausprobieren. Robert Bartsch ist Projektleiter bei goolkids, mit ihm haben wir über das Sportfest gesprochen.
Herr Bartsch, es ist das 2. machMIT-Sportfest. Was ist anders als beim ersten 2021?
Robert Bartsch: Zum einen haben wir mit dem Klemens Fink-Zentrum vom Gehörlosen-Sportverein Bamberg einen neuen Ort für das Sportfest – ein wunderbares Sportgelände. Und zum anderen dient das Sportfest diesmal nicht mehr der Bewerbung von Bamberg als Host Town bei den Special Olympics World Games. Wir versuchen dieses Mal einfach, noch mehr Sportarten einzubeziehen und noch mehr Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen. Denn unser Ziel, mit dem machMIT-Sportfest möglichst viele Kinder und Jugendliche und Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung durch ein sportlich-inklusives Angebot in Kontakt miteinander zu bringen, bleibt bestehen. Auch wollen wir Sportvereine motivieren mitzumachen, ein inklusives Angebot aufzubauen. Denn bei Inklusion im Sport stehen wir noch ganz am Anfang.
Wird Host Town beim Sportfest also kein Rolle mehr spielen?
Robert Bartsch: Im Gegenteil. Da die Host Town-Bewerbung der Startschuss für ein größeres Projekt zu mehr Teilhabe war, hoffen wir natürlich auf einen positiven und nachhaltigen Effekt in der Bevölkerung, auf so ein kleines „Inklusion macht Spaß“-Erlebnis, wenn nächstes Jahr die Gäste aus Bahrain kommen, und wir entsprechende sportliche und kulturelle Aktivitäten mit einbeziehen können. Beim 2. Sportfest gibt es die Enthüllung des Sieger-Logos zum Motto „Bamberg l(i)ebt Inklusion. Eine Region macht sich auf den Weg“. Wenn die Sportlerinnen und Sportler im Rahmen der Siegerehrung am Ende des Sportfestes ihre Medaillen bekommen, wird im gleichen Zuge bekanntgegeben, welche der teilnehmenden Schulen den Wettbewerb um das Logo gewonnen hat. Die Siegerschule gewinnt für das neue Schuljahr ein Pausenhofkonzert von Bambägga.
Wie ist die Situation der Inklusion in Bamberg?
Robert Bartsch: Dafür, dass wir uns mit goolkids erst seit vier Jahren für mehr Inklusion im Bamberger Sport einsetzen, ist die Situation ganz gut. Es gibt erste Erfolge: Einige Vereine haben ihr sportliches Angebot schon inklusiver gemacht. Beispiele wären die Kegelabteilung des FV 1912, die Bamberg Phantoms oder der machMIT-Lauftreff. Darüber hinaus gibt es noch weitere, wenn auch noch zaghafte Versuche nach mehr Inklusion in oder mit Vereinen. Es ist noch ein langer Weg dahin, dass Inklusion gesellschaftlich noch mehr gelebt wird. Aber es bewegt sich etwas und der Anfang ist gemacht. Andere Kommunen beneiden uns darum, was sich in Bamberg in Sachen Inklusion schon alles getan hat.
Welche Sportarten wird es beim Sportfest geben?
Robert Bartsch: American Football, Inklusions-Fußball mit dem FV 1912 Bamberg samt einer Torwand und der Gehörlosen-Sportverein bietet viel an. Es wird Blinden-Tischtennis geben, Kegeln, Aikido, einen Hindernis-Parcour der Bundespolizeiakademie, Cross-Boccia und vieles mehr.
Wie ist der Ablauf des Sportfestes, wie kann man Medaillen gewinnen?
Robert Bartsch: Jonas Ochs von Bambägga wird das Sportfest eröffnen, dann beginnen die Spiele. Erst erhalten die jungen Sportlerinnen und Sportler ihr eigenes Sportfest-T-Shirt. Dann können sie von Station zu Station eines Parcours gehen und dort all die Sportarten, die die jeweiligen Sportvereine anbieten, ausprobieren. Für jede Station bekommen die Aktiven einen Punkt auf ihr Shirt geklebt und am Ende erhalten alle Teilnehmenden eine Auszeichnung.
Was können nichtbehinderte Teilnehmende mitnehmen?
Robert Bartsch: Wichtig ist das Erlebnis, dass Sport gemeinsam möglich ist und dass er gemeinsam sehr wohl sehr viel Spaß machen kann – vielleicht sogar mehr Spaß als der reine Wettkampf um Punkte und Tore. Man erlebt als Nicht-Behinderter, vielleicht zum ersten Mal, wie befreiend es sein kann zu erleben, mit welcher Begeisterung Menschen mit Behinderung Sport machen.
Wie viel Publikum erwarten Sie?
Robert Bartsch: Das ist schwer zu sagen, aber es wäre schön, wenn wir die Zahl vom ersten machMIT-Sportfest von letztem Jahr wieder erreichen würden. 2021 hatten wir rund 60 Sportler dabei, wobei die Anzahl der Feste in diesem Jahr besonders hoch ist.
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Sport als Schlüssel zur Inklusion
Bamberg will Host Town werden
Die Special Olympics World Games finden vom 17. bis 24. Juni 2023 erstmals in Deutschland statt. 170 internationale Delegationen mit Sportlerinnen und Sportlern mit geistiger und mehrfacher Behinderung werden nach Berlin kommen und dort in 26 Sportarten und Unified Sports- Wettbewerben gegeneinander antreten. Das „Host Town Program“ will die Athletinnen und Athleten im Land willkommen heißen. Auch die Stadt Bamberg hat sich für die Aufnahme eines Nationenteams im Vorfeld der Spiele beworben.
„Wir bringen Sportinklusion in Bamberg weiter voran. 2023 könnte das nächste Level bringen“, sagt Matthias Pfeufer, Referent für Bildung, Schulen und Sport der Stadt Bamberg. Bereits im Juli dieses Jahres hat der Stadtrat die Verwaltung damit beauftragt, die Bewerbung als Host Town für die Special Olympics World Games in Berlin auf den Weg zu bringen. Im Oktober war es dann soweit. Ein Motivationsschreiben gestützt von einer Videobotschaft soll für Bamberg als Gastgeberstadt werben. Unter dem Motto „Bamberg l(i)ebt Inklusion“, denn „Jede:r kann etwas – keine:r kann alles. Aber zusammen schaffen wir mehr“ macht die Stadt auf ihre Eignung als Host Town aufmerksam.
Die langjährige Zusammenarbeit mit den Vereinen und Initiativen für Behinderte im Stadtgebiet ist dabei ein großes Plus. Ob die Lebenshilfe Bamberg e. V., die Offene Behindertenarbeit (OBA), die Arbeitsgemeinschaft chronisch-kranker und behinderter Menschen e. V. (ARGE), integra Mensch, goolkids oder auch die Kulturfabrik (KUFA). Sie alle haben es sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, ein wertschätzendes und ressourcenorientiertes Miteinander in der Stadt und der Region zu ermöglichen, heißt es in der Bewerbung.
Prominente Botschafter beim Förderverein goolkids
Auch der Förderkreis goolkids, ein Netzwerk zwischen Kindern, Vereinen, Schulen, Verbänden und Sponsoren macht seit seiner Gründung 2015 von sich reden. Sportliche Inklusion bedeutet hier die Integration von sozial benachteiligten Kindern, ganz egal welcher Herkunft. Dass sie ebenso einen Zugang zum Sport und in Sportvereine erlangen und mit der richtigen Sportausrüstung antreten können, dafür setzt sich goolkids seit diesem Jahr auch mit prominenten Botschaftern ein.
So machen sich die Landtagsabgeordnete Melanie Huml, der Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz, die mehrfache Weltmeisterin im Kegeln Daniela Kicker, der Triathlet Chris Dels und die Brüder Jonas und David Ochs von der Rap-Combo Bambägga für den Förderkreis für Kinder stark. Mit ihrem Engagement wollen sie zeigen, wie leicht Inklusion gelingen kann, wenn man die Menschen zusammenbringt und andere Kulturen kennenlernt und respektiert. Denn jede und jeder hat das gleiche Recht, dabei zu sein.
Nachhaltigkeit der Inklusion
„Unsere Idee von Inklusion ist, sie in die Stadtgesellschaft hineinzutragen“, sagt Matthias Pfeufer, „etwa durch inklusive Musikgruppen und Sportteams. Dabei steht weniger die Leistung im Vordergrund, sondern mehr der Spaß und das Miteinander.“ Aus Zufälligkeiten der Begegnung sollen Regelmäßigkeiten werden, denn Inklusion muss auf Nachhaltigkeit angelegt werden. „Aus Begegnungen können spannende Projekte entstehen, an denen gemeinsam gearbeitet wird.“
Während Inklusion im Bildungsbereich beispielsweise an der Grundschule Bamberg-Gaustadt, am Dientzenhofer-Gymnasium und an der Adolph-Kolping-Berufsschule bereits stattfindet, biete die sportliche Inklusion im Freizeitbereich ein weiteres breites Feld, das sich eröffnet, damit später auch die Integration im Beruf und somit auf dem Arbeitsmarkt gelingen kann.
„Wir brauchen außerhalb des formalen Schulsystems auch andere Formen der Begegnung für Inklusion und Integration. Unser Ziel ist es, in allen Entwicklungsprozessen der Kommune Inklusion als Leitkategorie zu verankern. Der Weg geht über die Sicherstellung der sozialen Teilhabe für alle Menschen in der Stadtgesellschaft“, so Pfeufer, „dabei sollten wir nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt, die besondere Unterstützung brauchen, um teilhaben zu können.“
Viele positive Beispiele für Inklusion im Sport, in der Kultur und auch im Arbeits- und Erwerbsleben gebe es bereits. Bamberg präsentiere sich daher als ideale Gastgeberstadt für die Aufnahme einer Länderdelegation des großen Sportfestes Special Olympics World Games.
Hoffnung auf mittelgroßes Nationenteam
Die Chancen auf einen Erfolg stehen gut, so die Einschätzung des Vorbereitungsteams. Die Verkehrslogistik mit einer Anbindung auf der Verkehrsachse München-Nürnberg-Berlin mit direkten ICE-Verbindungen sowie die Verfügbarkeit geeigneter Unterkünfte bieten die Möglichkeit zur Aufnahme eines mittelgroßen Nationenteams von bis zu 50 Personen. „Wie groß die Delegation wird, wissen wir wohl erst Anfang 2023. Entscheidend dafür sind auch die nationalen Qualifikationswettbewerbe im Sommer 2022“, meint Pfeufer.
12 Partner, Organisationen und Vereine
Ob die Bewerbung erfolgreich war, wird frühestens Mitte Januar bekannt gegeben. Ideen für das mögliche Programm in Bamberg für ein Nationenteam, das fünf Tage vor Beginn der Spiele in der jeweiligen Gastgeberstadt ankommen soll, gibt es dennoch schon.
„Neben dem Akklimatisieren und Absolvieren verschiedener Trainingseinheiten ist beispielsweise ein offener kultureller Abend in der Kulturfabrik (KUFA) geplant sowie ein größeres Willkommensfest“, erzählt Pfeufer.
Das lokale Organisationskomitee werde Anfang 2022 erstmals zusammenkommen. Viele Non-Profit-Organisationen, Vereine und Institutionen, die der inklusiven Begegnung offen gegenüber stehen, haben bereits Interesse an der Organisation des Rahmenprogramms für die Athletinnen und Athleten signalisiert. „Wir haben bereits 12 Partner, Organisationen und Vereine, die aktiv mitgestalten wollen“, sagt der Sportreferent.
Die Ideen und Informationen dazu sollen weit in 2022 und 2023 hineingetragen werden. So werde Inklusion beispielsweise auch Hauptthema beim Neujahrsempfang des Bamberger Oberbürgermeisters Andreas Starke im nächsten Jahr sein. „Es ist vorgesehen, dass dort auch Menschen mit Beeinträchtigung zu Wort kommen, um das Programm gemeinsam zu gestalten.“
Während Bamberg plant, sich im Vorfeld der Special Olympics World Games als Gastgeberstadt ganz sportlich-inklusiv, bunt und vielfältig zu zeigen, wird nach den Wettkämpfen allerdings kein Nationenteam in seine Gastgeberstadt zu einer nochmaligen Siegesfeier zurückkehren.
„Wir werden in einer kleinen Gruppe nach Berlin fahren und unsere Delegation sowie hoffentlich auch Sportlerinnen und Sportler aus Bamberg und der Region anfeuern“, sagt Pfeufer. Ein Gegenbesuch werde vielleicht in der Zukunft vorstellbar.
In der aktuellen Phase der Aufbruchstimmung sind die Weichen für die Host Town gestellt. Doch was, wenn Bamberg nicht Gastgeberstadt wird? „Selbst wenn es mit der Host Town nicht klappen sollte, machen wir in jedem Fall weiter und bleiben an den Entwicklungsprozessen dran, um die Inklusion in unserer Stadt noch breiter zu verankern. Das ist unser selbst gesetzter Anspruch“, sagt Matthias Pfeufer.
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Herausforderung Corona
Das Jahr 2021 von goolkids e.V.
Die Corona-Pandemie erschwerte die Arbeit des Förderkreises goolkids e.V. – auch bei der Planung der Sportgala, die mittlerweile auf April kommenden Jahres datiert wurde. Doch es gibt auch Lichtblicke. Auf diese haben wir mit goolkids-Verantwortlichen geblickt.
Auch im Jahr 2021 hatte die Corona-Pandemie die Welt im Griff. Trotz des beachtlichen Impffortschritts – rund zwei Drittel der deutschen Gesamtbevölkerung gelten bei Redaktionsschluss als vollständig geimpft – rollt eine vierte Infektionswelle auf uns zu, mit allen negativen Folgen und Auswirkungen. Diese treffen jedoch nicht nur die Industrie und die Arbeitswelt, sondern auch gesellschaftliche Initiativen und Vereine. So auch den Förderkreis goolkids e.V.
Der Verein, der sich in Stadt- und Landkreisgebiet für Inklusion und Integration im Nachwuchssport einsetzt, blickt auf ein herausforderndes Kalenderjahr 2021 zurück. Dieser Eindruck verfestigt sich im Gespräch mit Gründungsmitglied Robert Bartsch. „Das Jahr war schwierig”, lautet ein erstes kurzes Fazit von Bartsch. „Auf der einen Seite begann wieder die eine oder andere Aktivität. Es war die Hoffnung da, dass wir wieder durchstarten können. Man hat dann aber gemerkt, dass man punktuell jedes Mal wieder neu entscheiden musste.”
Immerhin: Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie war es dem Verein möglich, zumindest einen Teil seiner geplanten Aktionen durchzuführen, wenn auch “mit viel Mühe und Not”, wie Bartsch offen zugibt. Als Beispiel dafür nennt er die Erstausgabe des inklusiven Sportfestes “machMIT”, die im September abgehalten wurde. Aber: „Was die allgemeinen Aktivitäten angeht, konnten nicht alle anlaufen. Manches, was wir vorhatten, liegt immer noch auf Eis.”
Herausforderung Corona: Was gut war
Die wenigen, durchgeführten Veranstaltungen stimmen Bartsch allerdings zufrieden: „Wir haben es geschafft, einen Fußballschnuppertag zu veranstalten, und das Sportfest in verkleinertem Rahmen durchzuführen. Das war trotzdem ein Bombenerfolg, weil wir auch Bands der Lebenshilfe ins Rahmenprogramm mit eingebunden haben. Das sorgte für ein stimmungsvolles Sportfest.” Sportfest und Fußballschnuppertag bezeichnet Bartsch rückblickend betrachtet auch als „die wichtigsten Events, die wir geschafft haben. Dazu kommen zuletzt noch der erste Inklusionsleitfaden und der Kick-Off für die Inklusionstage an Schulen, den wir im September in Hirschaid durchführen konnten.”
Gerade ersterer Veranstaltung misst Bartsch eine große Bedeutung bei. Geht es nach seinem Willen, soll das inklusive Sportfest mit seinem Stationen-Zirkel, bei dem viele verschiedene Sportarten von den Teilnehmenden ausprobiert werden können, als eine Leuchtturm-Aktion von goolkids und in der Behindertensportszene allgemein etabliert werden.
„Es ist uns gelungen, an einem Tag viele verschiedene Sportarten inklusiv darzustellen, oder eben Sportarten darzustellen, die von Grund auf inklusiv sind. Außerdem konnten wir viele Menschen und viele Jugendliche zusammenzubringen. Und wir hatten auch beim Wetter Glück.” Basierend auf diesen überaus positiven Erkenntnissen visiert man im nächsten Schritt die regelmäßige Austragung des Sportfestes an. Einmal pro Jahr soll es künftig abgehalten werden und dabei zu einem „Höhepunkt der inklusiven Sportwelt werden”, wie es Bartsch formuliert.
Doch erst einmal gilt es, den zweiten Winter unter dem Eindruck der Corona-Pandemie zu überstehen. Das Virus machte dem Verein schon vor Jahresfrist das Leben schwer, vor allem, wenn es um Organisatorisches ging. „Im ersten Halbjahr war es so, dass fast alles nur online stattfand, selbst Vereinssitzungen. Man musste sich schon umstellen, denn Online-Meetings sind was anderes, als wenn man persönlich an einem Tisch sitzt”, erklärt Bartsch.
Planung für 2022 unter weiterhin erschwerten Bedingungen
Und auch die Planung der verschiedenen Aktionen gestaltete sich aufgrund der Pandemie schwieriger, als gewohnt. Wegen der dynamischen Situation war es erforderlich, für jede mögliche Eventualität gerüstet zu sein. Bartsch stellt deshalb klar: „Es geht nicht, dass ich halbherzig in die Planung der verschiedenen Aktionen gehe. Entweder mache ich etwas richtig, oder gar nicht. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht emotional abnutzt.”
Unter diesen Voraussetzungen fällt es auch nicht gerade leicht, ein Programm für das Jahr 2022 auf die Beine zu stellen. Bei goolkids arbeitet man dennoch fieberhaft an einem attraktiven Aktionskalender für das kommende Jahr. Auch der neue Projektleiter Lukas Parzych will sich noch nicht allzu sehr in die Karten schauen lassen, kündigt aber bereits die Fortsetzung zweier Events an. „Das Sportfest soll auf jeden Fall wieder stattfinden. Dafür suchen wir aktuell einen Termin. Wir werden außerdem versuchen, den MITeinander-Cup im Februar durchzuführen.“
Bartsch selbst unterstützt intensiv die Stadt Bamberg bei ihrer Bewerbung als Gastgeberstadt für die Special Olympics World Games im Jahr 2023. Die Special Olympics sind vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt und die größte und weltweit agierende Inklusionsbewegung im Sport. Sie dürfen als einzige Organisation den Ausdruck “Olympics” weltweit nutzen. Aus der Taufe gehoben wurden die Special Olympics im Jahr 1968. Seit August stand bereits fest, dass sich die Stadt Bamberg um die Nominierung als Host-City 2023 bemühte. Unter dem Slogan “Bamberg l(i)ebt Inklusion” wurde Ende Oktober die Bewerbung dann auch offiziell eingereicht.
Abgesehen von diesen drei großen Aktionen erhoffen sich Bartsch und Parzych, im kommenden Jahr wieder so etwas wie einen geregelten Sportbetrieb auf die Beine zu stellen: „Was für uns elementar ist: Dass wir schauen, ob Fußballtraining, Fitnessstudio und Co. laufen können. Das ist die große Herausforderung. Sofern es irgendwie möglich ist, denn die Hände in den Schoß legen ist noch schlimmer.” goolkids bietet für Menschen mit Behinderung unter anderem inklusive Lauftreffs und Tanztreffs, Rollstuhl-Basketball und Inklusions-Fußball an.
Highlight im Frühjahr 2022: Die Sportgala
Bevor der Startschuss ins Jahr 2022 erfolgen kann, war noch ein letztes großes Highlight in diesem Jahr geplant: Die Magnat-Sportgala 2021. Die Benefiz-Gala war in diesem Jahr auf den 11. Dezember angesetzt, wurde nun aber verlegt und findet am 9. April kommenden Jahres im Ziegelbau des Welcome-Hotels Bamberg statt. Im Rahmen dieser Gala werden nicht nur die besten Nachwuchsfußballer der Region geehrt, sondern auch die besten Mannschaften im Männer- und Frauenfußball. Diesmal hat man sich bei goolkids aber noch zwei besondere Ehrungen ausgedacht.
„Es wird zum ersten Mal auch die Ehrung der Corona-Helden geben. Damit wird ausgezeichnet, wer sich während der Pandemie besonders hervorgetan hat und sich in diesen Zeiten engagiert hat. Wir haben auch zur Nominierung für diese Wahl aufgerufen und da sind uns auch ein paar schöne Beispiele genannt worden”, erzählt Parzych. Die Wahl für die Auszeichnungen war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.
Außerdem erhält an diesem Abend auch der gemeinnützigste Verein einen Preis. Parzych beschreibt, was dahinter steckt: „Es geht darum, welcher Verein in der Region, sei es in Zeiten von Corona oder allgemein beim Thema Integration, Inklusion und Soziales, Besonderes geleistet hat. Diesbezüglich haben wir uns umgehört, Ideen gesammelt und letztendlich auch einige Vorschläge bekommen. Da setzen wir uns zusammen und werden schauen, wer für uns die größte Möglichkeit hat.”
Bartsch fügt hinzu, ohne konkret zu werden: „Ich fand das höchst interessant, was da im Vorfeld an Gesprächen gelaufen ist. Es ging dabei auch um die Frage: Wer verkörpert das, was wir von goolkids langfristig umsetzen möchten, am besten? Ich finde die Nominierungen sehr interessant. Es ist vielleicht eine Chance für die Zukunft, dass man diese Ehrung noch besser in den Vordergrund stellen kann, um Vereine noch stärker zu motivieren.”
goolkids beruft seine ersten Botschafter
Inklusion in die Öffentlichkeit tragen
Auf der Bühne, im Sport und in der Politik sind sie in unterschiedlichen Farben unterwegs, beim Förderkreis goolkids sind sie alle in der Sache und auch in der Farbe der Poloshirts vereint. Das hoffnungsfrohe Grün tragen die Botschafterinnen und Botschafter, die seit wenigen Wochen goolkids vertreten.
Landtagsabgeordnete Melanie Huml und Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz, Daniela Kicker, mehrfache Weltmeisterin im Kegeln, und Triathlet Chris Dels, dazu die Brüder Jonas und David Ochs von der Rap-Combo „Bambägga“. Eine illustre Runde hat der Förderkreis goolkids auserkoren.
Mit Interesse und Freude hat Staatsministerin Melanie Huml die Entwicklung von goolkids in den vergangenen Jahren verfolgt. „Der Förderverein hat in den letzten Jahren tolle Aktionen gestartet und viel bewegt. Ich finde goolkids großartig, denn es ist wichtig, dass wir Kindern unabhängig ihrer Herkunft und Fähigkeiten eine chancenreiche Zukunft ermöglichen“, so die Bamberger Landtagsabgeordnete.
„Kinder sind das höchste Gut im Leben. Deshalb brauchen sie erhöhte Aufmerksamkeit und den Umgang mit anderen Kindern“, betont Daniela Kicker. „Eine gute Basis ist dabei gemeinsamer Sport mit Integration aller Kulturen und unterschiedlichen Hautfarben.“ Im Laufe dieses Jahres haben die goolkids-Verantwortlichen erkannt, dass ihre Aktivitäten für Sport-Inklusion auch starke Fürsprecher von außen brauchen.
Der Ansatz war, dass Menschen mit großer Ausstrahlung und Persönlichkeit mithelfen könnten, dieses so wichtige Thema noch breiter in die Gesellschaft zu tragen.
Ein starker Kerl mit goolkids-T-Shirt
Ausnahmslos alle Anfragen seien innerhalb weniger Stunden mit großer Begeisterung positiv beantwortet worden, betont Robert Bartsch, Initiator von goolkids, „fast so, als wenn unsere sechs Botschafter nur darauf gewartet hätten, mitmachen zu dürfen.“
„Ich freue mich sehr, dass ich nun auch mal etwas zurückgeben kann“, äußert sich Chris Dels dazu, was es für ihn bedeutet, jetzt Inklusions-Botschafter zu sein.
Von goolkids sei ihm als erstes das Auto in seiner Nachbarschaft aufgefallen, „dann ein starker Kerl mit T‑Shirt, der immer mehr Gewichte als ich im Fitness-Studio bewegt hat.“ Auf der Sportgala hielt Dels dann eine Laudatio auf Franz Bezold und betont, dass er bei dieser Veranstaltung schließlich so richtig realisiert habe, wieviel durch goolkids bewegt wird.
Seit zwei Jahren gibt es bei goolkids den Lauf- und Rolltreff, zu dessen Einführung unter anderem Chris Dels einer der Begleiter war. Seitdem ist er oft hautnah dabei und auch stets im Kontakt mit Robert Bartsch und nimmt somit die Entwicklung bei goolkids wahr.
David Ochs und Jonas Ochs sind Brüder und zwei Mitglieder des Rap-Trios „Bambägga“. Beide arbeiten sie bei der Lebenshilfe und sind von daher seit langem mit der Thematik Inklusion vertraut. Bei der Sportgala waren sie in den vergangenen Jahren immer wieder einmal vertreten, unterstützt teilweise von Lebenshilfe-Mitarbeitern. Die beiden freuen sich über die Aufgabe als Inklusions-Botschafter und wollen sich auch weiterhin aktiv für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einsetzen. „Jeder hat das Recht darauf, dabei zu sein. Auf dem Sportplatz, der Bühne oder im Büro. Inklusion betrifft uns alle und wird besonders gut, wenn möglichst viele mitmachen.“
Dass noch viele mitmachen und mithelfen, ist auch eine Hoffnung von Initiator Bartsch. Und dass durch das Engagement der Botschafter andere, interessierte Menschen sehen, dass sie als Ehrenamtliche, Helfer oder Begleiter die Arbeit bei goolkids mitgestalten können.
„Das Thema in die Öffentlichkeit tragen“
In die gleiche Kerbe schlägt Andreas Schwarz, der auch beim ersten goolkids-Schnuppertag vor Ort war: „Um Inklusion in unsere Gesellschaft hineinzubringen, benötigt es viele kleine Schritte und viele helfende Hände. Der Förderverein goolkids leistet hier einen großartigen Beitrag für die Region Bamberg. Ich bin sehr stolz, Inklusions-Botschafter für goolkids zu sein.“
Ebenso stolz war Daniela Kicker davon, als Inklusions-Botschafter angefragt worden zu sein. „Vor einigen Jahren ist mir goolkids in den Medien erstmals aufgefallen. Das soziale Engagement hat mich damals schon beeindruckt.“ Die mehrfache Deutsche Meisterin und Champions League-Siegerin im Kegeln betont, dass sie sich auf die bevorstehenden Aufgaben freue, „weil ich gerne mit Kindern arbeite und darüber hinaus auch meine Erfahrungen aus über 30 Jahren in verschiedenen Klubs einbringen kann, mit Migranten, ausländischen Sportlern und behinderten Menschen. Die Integration dieser Menschen, andere Kulturen kennenzulernen und zu respektieren, ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, an der ich mich gerne beteilige.“
Robert Bartsch sieht ein breites Feld an Möglichkeiten, wie die Botschafterinnen und Botschafter den Förderkreis vertreten können. Seien es die Besuche der goolkids-Aktivitäten oder auch, indem sie eigene Aktivitäten umsetzen, durch die sie auch auf das Thema Inklusion aufmerksam machen. Wie er weiter berichtet, wurden schon von allen Botschaftern eigene Ideen eingebracht wurden, deren Umsetzungsmöglichkeiten gemeinsam näher besprochen werden.
„Wichtig ist einfach, dass wir zusammen zeigen, wie leicht Inklusion gemeinsam sein kann. Natürlich erhoffen wir durch deren Einsatz auch eine Stärkung unseres Ehrenamtes und viele begeisterte Neueinsteiger für unseren Weg. Inklusion bedeutet ja auch offene Teilhabe – warum also dies nicht auch mit den Machern und Botschaftern gemeinsam so umsetzen?“
Auch Melanie Huml sieht mit Freude, wie es dem Förderkreis gelingt, Menschen zusammen zu bringen. „Während wir uns im Alltag häufig in einem immer ähnlichen Umfeld bewegen, schafft goolkids Chancen für neue Begegnungen. Gerade gemeinsame Sportaktivitäten sind dafür ideal, denn hier zählen vor allem Einsatzfreude und Teamgeist.“
Ein großes Projekt, auf das die Botschafterinnen und Botschafter gemeinsam mit goolkids hinarbeiten, ist, dass die Bewerbung der Region Bamberg als „Host-Town 2023“ erfolgreich ist. Die Special Olympics World Games finden 2023 in Berlin und damit erstmals in Deutschland statt. Die Stadt Bamberg hat sich hierfür als Host Town beworben, sprich als eine der insgesamt 170 Städte, die im Vorfeld für jeweils ein Teilnehmerland Gastgeberstadt sind, bevor alle Delegationen fünf Tage vor Beginn der Spiele nach Berlin zu den Wettkämpfen weiterreisen. „Dies kann ein sehr bedeutsamer Schritt sein, um aus Bamberg eine vorbildliche Region für offene Teilhabe beziehungsweise Partizipation zu machen“, so Robert Bartsch.
Er spürt bei allen Botschaftern den Glauben, dass langfristig durch das Engagement eines jeden einzelnen Menschen die Vision einer gelebten inklusiven Gesellschaft Realität werden kann.
Arno Schimmelpfennig produzierte für goolkids im Rahmen der Bewerbung Bambergs als Host Town einen Film, in dem die Botschafter zu Wort kommen, der unter https://fb.watch/8LRI-WvP9S/ angesehen werden kann.
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Die Inklusionstage sind gestartet
Sportinklusion und gesunde Ernährung – Hirschaid macht den Anfang
Gestern startete der Förderkreis goolkids sein bislang größtes Projekt, denn für ganz Bayern zeichnet er als Initiator bei den Inklusionstagen in Schulen verantwortlich. Als organisatorische und operative Partner stehen goolkids der Bayerische Basketball-Verband und die RSB Thuringia Bulls Elxleben zur Seite.
Die Corona-Pandemie sorgte zwar für einen langen Aufschub, doch gestern war es so weit: In Hirschaid fand die Kickoff-Veranstaltung der bayerischen Inklusionstage an Schulen statt. Vier Schulklassen nahmen teil und durften unter Anleitung zweier Rollstuhlprofibasketballer Inklusion erleben und von Ernährungsexperten von REWE erfahren, was gesunde Ernährung bedeutet.
Aufgeregt seien die Schülerinnen und Schüler anfangs gewesen, berichtet ginaS-Projektleiter Lukas Parzych, doch je länger der Tag dauerte, desto mehr sei zu merken gewesen, dass sie die Scheu ablegten und aufgeschlossener wurden. „Sie waren dann Feuer und Flamme für die beiden Themen, die heute im Mittelpunkt standen, Inklusionssport und gesunde Ernährung.“ Die Begeisterung war so groß, dass die Schüler am Ende des Tages den Rollstuhlfahrern sogar beim Abbau und Aufräumen der Rollstühle mithalfen.
Thüringer Modell als Vorbild
Seitens der Stadt Bamberg richtete Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner bei der Pressekonferenz Grußworte ans Auditorium und erinnerte sich, vor dreißig Jahren während seiner Zivildienstzeit die erste Erfahrung mit Inklusion gemacht zu haben. Erstmals selbst in einem Sportrollstuhl gesessen habe er, als er vor wenigen Jahren bei einem Rollstuhl-Basketball-Einlagespiel beim Miteinander-Cup teilnahm und er wisse daher um die Herausforderung, als Ungeübter in einem Rollstuhl zu sitzen.
Wolfgang Heyder, Vorstand des Förderkreises goolkids, gab einen kurzen Abriss der Geschichte von ginaS, was für „goolkids integriert natürlich alle Sportler“ steht. Vor rund drei Jahren begann das Projekt, mit dem sich das Team zum Auftrag gemacht habe, möglichst viele Menschen mit Handicap zum Sport zu bringen. „Was für uns am Anfang sehr leicht geklungen hat, war dann eine ziemlich große Herausforderung, weil wir festgestellt haben, dass es beim Sport immer um Leistung geht.“ Selbst im Breitensport gehe es immer darum, zu gewinnen – was umso mehr ein Ansporn für goolkids wurde, das Thema Inklusion und den Sport zusammenzubringen. Einige Projekte wurden seitens gookids unter der Marke ginaS seither entwickelt, so betreibt die intergraFit-Gruppe gemeinsames Training im Fitnessstudio, dazu kommen die Fußballgruppe und der Lauftreff.
Nun also macht man sich daran, die Inklusion mittels Sport in die Schulen zu bringen.
Es gehe darum, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, deshalb sei von Anfang an der Plan gewesen das Thema nicht nur in der Region Bamberg, sondern bayernweit umzusetzen. Um dies im gesamten Freistaat aufzubauen, wurde der Bayerische Basketball-Verband als möglicher Partner angefragt. Landesverbandstrainer Stefan Merkl war bei der Kickoff-Veranstaltung vor Ort und betonte, dass er sofort Feuer und Flamme gewesen sei, als Wolfgang Heyder damals auf ihn zukam.
Für die Umsetzung wurde die Rollstuhlbasketball-Mannschaft RSB Thuringia Bulls Elxleben ins Boot geholt, die ein ähnliches Projekt seit Jahren in Thüringen etabliert hat. Auf dieses Projekt war Heyder in seiner Zeit als Basketball-Funktionär in Thüringen aufmerksam geworden. RSB-Profi André Bienek umriss kurz, dass die Idee in Thüringen damals gewesen sei, Inklusion mittels Projekten in die Schulen zu bringen.
„Nur Basketball zu zeigen fanden wir zu wenig“, erinnert er sich daran, dass sie sich entschlossen, die Schülerinnen und Schüler nicht nur in Sport‑, sondern auch in Alltagsrollstühle zu setzen und ihnen mittels eines Parcours zu zeigen, welche Hindernisse Menschen im Rollstuhl zu überwinden haben. „Dies führte dazu, dass von den Kindern immer mehr Fragen aufkamen und das Thema Inklusion immer größer wurde.“ Seitdem ist das RSB-Team mit Sportrollstühlen und Alltagsrollstühlen in den Schulen, denn die Fragen zeigten, dass die Kinder durch das aktive Erleben auch mehr über die Hintergründe nachdenken. „Hindernisse sind das eine. Das Schwierigste aber sind die Hindernisse im Kopf“, weiß Bienek, weil Erwachsene im Kopf sehr stark eingefahren seien. Wichtig sei, dass die Kinder mit einer anderen Einstellung aufwachsen. Je mehr die Kinder Kontakt mit Menschen mit Handicap haben, desto weniger entstünden Hindernisse im Kopf und Vorurteile, weiß er zu berichten. Er freue sich deshalb sehr, dass jetzt das Projekt auch in Bayern groß aufgezogen wird. Er könne sich nur bei jedem Schulleiter teilnehmender Schulen bedanken. „Je mehr wir mit Kindern in Kontakt kommen, desto besser. Es bringt immer etwas. Und es bringt die Inklusion weiter und uns als Gesellschaft näher zusammen.“
Bayernweit an zunächst acht Standorten
„Wir haben uns mit André Bienek zusammengesetzt und versucht, das Konzept, das die Bulls bereits verfolgen, mit unserem Ernährungskonzept in Einklang zu bringen. Und das hat super geklappt“, betont Lukas Parzych. „André ist ein super Kooperationspartner und mit REWE arbeiten wir eh schon länger gut zusammen.“
Insgesamt vier Klassen wurden in Hirschaid betreut, je zwei gleichzeitig, die auf zwei Hallenbereiche in der Dreifachturnhalle aufgeteilt waren.
Während die eine Gruppe mit den RSB-Profis Basketball spielte und den Sportparcours zum Thema „Inklusion leben und erleben“ durchführte, war die zweite Gruppe beim Sinnesparcours zum Thema „Gesundheit und gesunde Ernährung“ mit der Gesundheitsexpertin von REWE, Ines Popp.
Mit der gestrigen wurde für Bayern der Startschuss zu diesem Projekt gegeben, das von hier aus durch alle bayerischen Regierungsbezirke zieht. An acht Standorten gibt es zunächst Partnerschulen, und in allen wird REWE mit vor Ort sein, ebenso die Profis aus Elxleben und ginaS-Projektleiter Lukas Parzych.
„Für mich gehören Sport, Bewegung, Ernährung zusammen und jetzt noch Inklusion, das macht es perfekt“, betont Ines Popp, die als Gesundheitsexpertin von REWE bei den Inklusionstagen vor Ort für die Konzeption und Planung mitverantwortlich ist.
Das Projekt erfordert auch finanzielle Unterstützung durch einen starken Partner, der mit der Sparkassengruppe gefunden wurde. „Sport verbindet“ sei für die Sparkasse und die Sportjugendstiftung der Sparkasse der Anknüpfungspunkt, so Thomas Schmidt, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bamberg, der bekräftigte, dass die Sparkassen-Gruppe von diesem Projekt überzeugt sei. Mit einem fünfstelligen Betrag ist die Sportjugendstiftung der Sparkasse eingestiegen. Sei leiste gerne den Beitrag, auch um das Ehrenamt nach vorne zur bringen, die Vielfalt und das Miteinander zu stärken, betonte Schmidt.
Lukas Parzych sieht bei Jugendlichen gute Chancen, Vorurteilen durch gemeinsamen Sport entgegenzuwirken. „Uns ist wichtig, einen Perspektivwechsel zu erzeugen. Die Schüler sollen merken, dass Menschen mit Handicap nicht anders sind und dass auch Inklusionssport Spaß machen kann.“ Er ist überzeugt davon, dass Projekte wie die Inklusionstage den Jugendlichen zeigen können, dass es keinen Unterschied macht, ob man Sport mit jemandem mit oder mit jemandem ohne Handicap macht.
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Förderkreis goolkids
Inklusiver Lauftreff startet wieder
Nach langer Pause lädt der Förderkreis goolkids alle Interessierten am kommenden Samstag, am 18. September, erstmals wieder zum inklusiven Lauf-und Rolltreff in Bamberg ein.
Vor knapp zwei Jahren wurde der Lauftreff ins Leben gerufen mit dem Ziel, regelmäßig stattzufinden. Corona hat allerdings diesen Versuchen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Konnte im Februar vergangenen Jahres der MITeinander-Cup, das beliebte Turnier für Inklusion und Integration als ein buntes Fest mit Fußball, Rollstuhlbasketball und vielen Begegnungen, noch sein fünfjähriges Jubiläum feiern, mussten im Anschluss auch die von goolkids angedachten Aktivitäten ausfallen. Einzig das Benefiz-Golfturnier konnte im Herbst, unter strikten Hygienebedingungen, durchgeführt werden.
Der Förderkreis reagierte flexibel, rief für mobil eingeschränkte Mitbürger und Risikopatienten den Lieferservice „goolkids hilft“ ins Leben, und verlagerte ansonsten seinen Schwerpunkt in den vergangenen fünfzehn Monaten auf sportliche Aktivitäten, die in Form von virtuellen Treffen ausgeübt werden konnten. Zum Beispiel entstand die Idee, unter dem Motto #machMITtwoch jeden Mittwoch ein Video auf Instagram zu posten, das Anregungen zu Sport und Bewegung bietet.
Wie andernorts kehrt auch bei goolkids nun der Optimismus zurück, eine gewisse Form der Normalität möge einkehren. Am 24. Juli wurde der 1. Schnuppertag „Fußball inklusiv“ durchgeführt, eine Möglichkeit, ein inklusives und integratives Kennenlernen des Förderkreises in Selbsterfahrung mit einem Kennen-lern-Training und einem inklusiven Fußballturnier zu ermöglichen.
Lauftreff reloaded
Und am 18. September darf erstmals in diesem Jahr wieder gelaufen werden, goolkids lädt zum inklusiven Lauf- und Rolltreff ein.
„Egal ob Hobbyläufer, Rollstuhlfahrer, Walkingfreunde, Leistungssportler oder Eltern mit ihren Kindern, Menschen mit und ohne Handicap, alle sind herzlich eingeladen und willkommen, dabei zu sein“, betont Robert Bartsch, der goolkids-Initiator.
Alle BambergerInnen sind zur Teilnahme aufgerufen, Treffpunkt ist am Bootshaus im Hain, Beginn um 10 Uhr. „Wir laufen alle miteinander, füreinander, nebeneinander. Und wer nicht laufen kann oder möchte, der darf sich gerne schieben lassen. Die Strecke beträgt drei entspannte Kilometer, kann aber auch gerne mehrfach gelaufen werden“, so Herr Bartsch.
Im Vordergrund stehen der gemeinsame Spaß, das Rollen und Laufen in der Gruppe mit gemütlichem Beisammensein. Der Lauf soll zeigen, dass es sehr einfach und ohne Leistungsdruck gelingt, vielfältig veranlagte Menschen zusammenzubringen. „Wir wollen diese neue Form des Lauftreffs nach und nach mit anderen Laufgruppen ausbauen und in unserer Region etablieren“, so Bartsch weiter.
Es geht an diesem Tag insbesondere darum, allen Menschen zu zeigen, dass es sehr leicht ist, scheinbare Hürden gemeinsam abzubauen. Deshalb ist der gemeinsame Ausklang auf dem Parkplatz beim Bootshaus genauso belebend wie der Lauf selbst.
Leitfaden für inklusiven Sport in Bamberg und der Region
Angetreten vor ziemlich genau sechs Jahren mit dem Slogan „Fußball baut Brücken“ und der Intention, sozial benachteiligte Kinder zu integrieren und zu unterstützen, stellte goolkids über die letzten Jahre hinweg zahlreiche Projekte auf die Beine. Angefangen vom Menschenkicker über den MITeinander-Cup als kleines, aber feines Turnier, die dem Sport treiben miteinander dienen, bis hin zur Sportgala als großer Baustein zur finanziellen Unterstützung, ist das Paket an Aktionen und Veranstaltungen sukzessive gewachsen.
In Kooperation mit LinaS („Lingen integriert natürlich alle Sportler“) entstand als eigenes Inklusionsprojekt ginaS („goolkids integriert natürlich alle Sportler“), unter dem nun die sportlichen Aktivitäten gebündelt sind. Danach entstanden dann viele weitere gute Kooperationen, wie beispielsweise mit der Lebenshilfe Bamberg. Nicht nur im Fußball findet bei ginaS Begegnung statt, sondern unterschiedliche Sportarten, wie Rollstuhlbasketball, Kinderyoga, IntegraFIT oder „TAKT-VOLL – der inklusive Tanztreff“, dienen dem Miteinander.
„Die Möglichkeiten, Inklusion und Integration im Sport zu vereinen, sind dabei unbegrenzt und in fast jeder Sportart möglich“, betont Robert Bartsch. Um allen Interessierten, egal welchen Alters und welcher Herkunft, einen Überblick zu geben, haben die goolkids-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten Sportarten und Sportvereine zusammengetragen, in denen barrierefreier Sport möglich ist, und im Juli als kompakte Zusammenfassung einen Leitfaden herausgegeben. In dieser Broschüre, die auch arabische, persische, kurdische und russische Übersetzungen umfasst, sind erstmals alle Sportarten zu finden, die heute schon vorurteilsfrei inklusiv möglich sind.
Ob „Aikido“, „Blinden-Tischtennis“ oder „Minigolf“ – der Leitfaden zeigt kompakt das sportliche Angebot und den für den jeweiligen Sportler passenden Verein. goolkids bietet darüber hinaus aber auch die Möglichkeit, Vereine auf dem Weg zum inklusiven Sport unterstützen.
Der Leitfaden ist in der Stadt und im Landkreis in gedruckter Form zu finden, als pdf – auch zum Vorlesen – unter www.sport-inklusion.de.
„Inklusion ist für mich, wenn alle zusammen mitmachen dürfen. Dieses neue Werk soll mithelfen, inklusive Sportarten mit Menschen und Vereinen zusammen zu bringen“, bringt Robert Bartsch es auf den Punkt.
Lauf-und Rolltreff
Samstag, 18. September, ab 10 Uhr
Treffpunkt: Bootshaus im Hain
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„Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Bundesfreiwilligendienst bei goolkids
„Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hatte ich schon immer“, betont Christina Weiss, die zum Jahresanfang beim Förderkreis goolkids ihre Tätigkeit als Bundesfreiwilligendienstleistende begann. Wir haben mit ihr und goolkids-Initiator Robert Bartsch zurückgeblickt.
Während der Schulzeit war sie unter anderem als Tutorin für jüngere Schülerinnen und Schüler tätig, hat im Ferienprogramm ihrer Heimatstadt unterstützt und in der Kirchengemeinde als Konfirmandenbetreuerin Ausflüge und Gruppenarbeiten betreut. Nach dem Studium hat sie ein Bundesfreiwilligenjahr absolvieren wollen, bei dem sie Sport mit Sozialem verbinden kann. „Ich glaube, dass es wenige, richtungsweisende Entscheidungspunkte im Leben gibt, an denen man erstmal komplett frei und flexibel ist. Der Abschluss der Schule ist so ein Punkt, aber auch der Abschluss eines Studiums. Ich dachte, ok, jetzt habe ich Zeit, etwas ganz anderes zu machen und andere Erfahrungen zu sammeln, also wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Zeit in ein soziales Projekt mit Sport zu stecken erschien mir doppelt logisch – etwas Sinnvolles tun und eine Menge Spaß dabei haben.“
Aus der Forchheimer Gegend war Christina Weiss nach einem Dualen Studium und einem Auslandspraktikum zum weiteren Studium nach Regensburg gezogen. Nachdem dieses mit dem Master erfolgreich beendet war, stieß sie im Herbst vergangenen Jahres auf die von goolkids ausgeschriebene Stelle.
Genehmigung für zwei Budfi-Stellen
Die Verantwortlichen waren schon einige Monate auf der Suche nach einer Nachfolge für den scheidenden Julius Rosiwal, der bis Mitte vergangenen Jahres erster Bundesfreiwilligendienstleistender überhaupt bei goolkids war.
Während er damals direkt von der Schule kam, viele bürokratischen Hürden erst genommen werden mussten, taten sich beide Seiten diesmal leichter als damals, als sowohl goolkids als auch Rosiwal Neuland betreten hatten. „Mit absoluter Gewissheit ging es dieses Mal leichter von der Hand. Lauras Vorgängerinnen hatten hier gute Vorarbeit geleistet, so dass der doch sehr bürokratische Vorgang schneller und lockerer bewältigt werden konnte“, sagt Robert Bartsch. „Laura“ – das ist Laura Stelzer, die für goolkids als Sozialarbeiterin tätig ist und die Projektleitung für das Inklusionsprojekt ginaS innehat.
Für Christina Weiss sieht Bartsch auch den Vorteil, erst nach ihrem Studium als Bufdi eingestiegen zu sein. „Dadurch gelingt es ihr auch in diesen Zeiten leichter, den Anschluss an die Projekte und Ziele zu finden. Menschlich sehe ich keinen Unterschied – am liebsten hätten wir gerne Beide und dauerhaft bei uns.“ Möglicherweise geht sein Wunsch nach zwei Bundesfreiwilligendienstleistende in der Zukunft in Erfüllung – denn der Förderkreis ist wieder auf der Suche. Und goolkids hat die Genehmigung, zwei Budfi-Stellen zu besetzen.
Digitales Inklusives Sportfest in Planung
Momentan ist das goolkids-Team dabei, die Sportangebote als digitale Treffs aufzubauen und so gut es geht auch sportliche Elemente zu integrieren. Zur weiteren Motivation hatte Christina Weiss die Idee, solange gemeinsamer Sport nicht möglich ist, unter dem Motto #machMITtwoch jeden Mittwoch ein Video auf Instagram zu posten, das Anregungen zu Sport und Bewegung bieten soll.
„Außerdem unterstütze ich bei der Aktuell-Haltung von Homepage und Facebook-Seite. Zudem helfe ich, eine geplante Reihe von Inklusionstagen an Schulen zu organisieren, und es läuft die Planung für das Sportfest.“ Gemeint ist das inklusive Sportfest, für dessen Planung sie verantwortlich ist. Dieses hätte vergangenes Jahr Premiere feiern sollen, was allerdings Corona zum Opfer fiel. Auch in diesem Jahr kann es nicht als physische Veranstaltung stattfinden, stattdessen wird es digital vonstattengehen.
„Die Kunst liegt auf jeden Fall darin, seit Corona ständig zweigleisig zu fahren. Das heißt aber auch, dass nicht alle Ideen umgesetzt werden können“, so Robert Bartsch. „Nicht jede Sportart kann so ohne weiteres innerhalb von Stunden auf neue Vorgaben umgestellt werden. Auch den teilnehmenden Vereinen ist es nicht immer möglich, die Kontaktvorgaben ständig neu zu justieren; gerade im Hinblick auf Kontaktsport.“ Dank dieser Weitsicht kann nun das Integrative Sportfest immerhin eine virtuelle Premiere feiern.
Organisation ist Alles! Home-Office jederzeit möglich
Optimal war der Start zu Jahresbeginn aufgrund der Pandemie nicht, doch alles hat gut geklappt und sich eingespielt, wie beide betonen. „Am Anfang war ich im Büro, zur Einführung und bis technisch alles eingerichtet war. Jetzt bin ich die meiste Zeit im Homeoffice und die Abstimmung geht über E‑Mail, Telefon, WhatsApp und Onlinemeetings – eigentlich genauso wie im sonstigen Leben derzeit“, resümiert Frau Weiss.
„goolkids ist mittlerweile so organisiert, dass jederzeit auch Home-Office möglich ist“, ergänzt Robert Bartsch. „Teambesprechungen finden vorwiegend per Video-Chat statt und persönliche Besprechungen wären in den neuen Räumen auch mit großem Abstand ein Mal wöchentlich machbar.“
Natürlich sehnen alle herbei, dass es endlich wieder physische Veranstaltungen gibt, die durch das virtuelle Interagieren nicht ersetzt werden können. „Wenn wir Spaß bei den virtuellen Treffen der Sportangebote haben und ich eine Idee bekomme, was für coole Sportgruppen da normalerweise zusammen in der Halle, auf dem Feld oder im Studio sporteln!“
Während der Bundesfreiwilligen-Zeit gilt es für die Freiwilligen, diverse je eine Woche dauernde Schulungen zu besuchen. Auch diese fanden in diesem Jahr virtuell statt. „Tatsächlich fand ich den Kontakt und den Austausch mit den anderen Bundesfreiwilligendienstleistenden am spannendsten – das wäre natürlich live noch cooler gewesen, hat aber eigentlich auch so ganz gut geklappt“, betont Christina Weiss. Neben dem Seminar zu politischer Bildung fielen in ihre Zeit noch drei weitere unter den Mottos „Kompetenz“, „Abschluss“ und „Vertiefung“.
Wenn sie zurückschaut, was sie in der Zeit bei goolkids Neues lernen konnte, meint sie, sie habe wahrscheinlich noch nie so hautnah erlebt, dass adressatengerechte Kommunikation unfassbar wichtig sei, „schließlich ist das Hauptziel ja immer, die eigene Message so zu vermitteln, dass sie bei einer anderen Person auch genauso ankommt. Virtuell ist das natürlich nicht immer so leicht. Um hier noch dazuzulernen, habe ich zum Beispiel auch angefangen, mich mit Leichter Sprache zu beschäftigen.“
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Online-Treff bei ginaS
Endlich wieder trainieren – von daheim aus!
Normalerweise machen sich die Sportlerinnen und Sportler der integraFIT-Gruppe – eines der Angebote des Förderkreis goolkids – unter der Woche auf ins Fitnessstudio, um gemeinsam zu trainieren. Da dies aufgrund von Corona derzeit nicht möglich ist, gibt es momentan einen wöchentlichen Online-Treff – und seit vergangener Woche dank eines Partners für die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, mit Hilfsmitteln in Form von Fitnessbändern zu trainieren.
Inmitten von Corona und Lockdown freut sich der Förderkreis goolkids über eine positive Nachricht für sein Inklusionsprojekt ginaS!
Um weiterhin Kontakt zu den Sportgruppen halten zu können, wurden die meisten der Sportangebote seit Beginn der Pandemie nach und nach ins Digitale verlagert. Ab sofort wird dabei das integraFIT-Programm jetzt sogar von einem Kooperationspartner unterstützt! Dieser rüstet die Sportgruppe mit einem Starter-Set an Fitnessbändern aus – dem effektiven Sportprogramm von daheim aus steht somit nichts mehr im Weg!
„Nachdem wir nicht zu den Geräten können, kommen jetzt tatsächlich Geräte zu uns“, freut sich ginaS-Projektleiterin Laura Stelzer, die gemeinsam mit Christina Weiss Mitte vergangener Woche die Fitnessbänder auslieferte. „Dank Perform Better Europe erreichte unsere Sportgruppenmitglieder ein Fitnesspaket bestehend aus drei Mini-Fitnessbändern in unterschiedlichen Stärken sowie einem großem Fitnessband!“
Dieses Sportequipment ist viel kleiner als die Geräte im Fitnessstudio, verlangt aber mindestens genauso viel Einsatz und Kraft! Somit kann jetzt schon wieder mit zusätzlicher Motivation trainiert und das Warten auf die Zeit im Fitnessstudio verkürzt werden! „Wir freuen uns riesig über das coole Equipment und den Start einer Kooperation in dieser schwierigen Zeit“, so Frau Stelzer weiter. „Beim nächsten Online-Treff werden wir, zusammen mit unserem Trainer Franz Bezold und den Fitnessbändern, unser Zuhause in ein waschechtes Fitnessstudio verwandeln!“ In diesem Sinne bleibt nur noch zu sagen: An die Bänder, fertig, los!