Am Internationalen Museumstag, der weltweit am 18. Mai gefeiert wurde, stand in Bamberg die lebendige Museumslandschaft im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Museen
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Vielfältiges Programm beim Internationalen Museumstag
Bamberg feiert lebendige Museumslandschaft
Am Internationalen Museumstag, der weltweit am 18. Mai gefeiert wurde, stand in Bamberg die lebendige Museumslandschaft im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Museen mit Freude entdecken“ präsentierten die Museen und Kulturinstitutionen am Sonntag auf dem Bamberger Domberg ein abwechslungsreiches Programm, das die Bedeutung und Attraktivität der Museen für die Zukunft unterstrich.
Oberbürgermeister Andreas Starke ließ es sich nicht nehmen, den Museumstag persönlich zu eröffnen und zugleich den neuen Direktor der Museen der Stadt Bamberg, Dr. Fabian Ludovico, herzlich willkommen zu heißen. In seinem Grußwort betonte Starke, dass Museen „eine enorm wichtige Rolle für eine offene Gesellschaft spielen“ und lobte insbesondere die Kooperation der Museen am Domberg mit ihren vielen bedeutsamen Kunstschätzen sowie das erfolgreiche Agieren des Freundeskreises der Dombergmuseen.
Dr. Fabian Ludovico betonte zum Auftakt: „Heute soll die Freude über eine lebendige Museumslandschaft hier in Bamberg im Vordergrund stehen. Mit den vielfältigen Angeboten zeigen die beteiligten Häuser, warum Bambergerinnen und Bamberger auf ihre Museen auch zukünftig nicht verzichten wollen.“ Das breit gefächerte Programm lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher, darunter auch viele Gäste aus dem Ausland, auf den Domberg. Führungen, Infostationen, Workshops und Familienangebote wurden rege genutzt und sorgten für einen lebendigen Austausch.
Positive Bilanz
Die beteiligten Museen – die Neue Residenz, das Historische Museum, die Staatsbibliothek und das Diözesanmuseum – zeigten sich mit den Besucherzahlen äußerst zufrieden. Vera Mamerow, Vorsitzende des Freundeskreises der Museen am Bamberger Dom, lobte die positive Bilanz: „Die Gästestruktur war bunt gemischt, und erfreulicherweise haben auch viele Bambergerinnen und Bamberger den Weg in ‚ihre‘ Museen gefunden. Viele Interessierte haben das Programm gezielt genutzt, um möglichst viele Eindrücke zu gewinnen.“
Besonders Familien mit Kindern machten bei den vielfältigen Spiel- und Bastelangeboten mit. Im Diözesanmuseum wurden Papierkronen gebastelt, im Historischen Museum bunte Buttons gestanzt und textile Aufnäher mit dem Motto „Demokratie braucht Kunst“ gestaltet. In der Staatsbibliothek konnten junge Gäste kreative Lesezeichen anfertigen. Die hohe Verweildauer der Besucherinnen und Besucher unterstrich das große Interesse und die positive Resonanz auf das bunt gefächerte Programmangebot, das mit einem mitreißenden Konzert im Innenhof der Alten Hofhaltung seinen Abschluss fand.
„Die Mühe hat sich gelohnt!“
Eleonora Cagol, Kuratorin für Kulturelle Bildung, zog ein durchweg erfreuliches Fazit: „Die Stimmung war sehr gut, es gab viele interessante Gespräche am Rande, und das liebevoll aufbereitete Kinderangebot wurde sehr gelobt. Die Mühe hat sich definitiv gelohnt!“
„Der Internationale Museumstag in Bamberg hat erneut die Bedeutung der Museen als lebendige Orte der Kultur, Bildung und Begegnung unterstrichen“, fasste Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar den Tag zusammen. „Das tolle Engagement aller Beteiligten sorgt dafür, dass Bamberg eine lebendige Museumsstadt bleibt.“
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Internationaler Museumstag auf dem Domberg
Museen mit Freude entdecken
von Manuel Werner
Am 18. Mai wird der Internationale Museumstag zum 48. Mal gefeiert. Dieser verfolgt das Ziel, auf die gesellschaftliche Bedeutung der Museen weltweit aufmerksam zu machen und Besucherinnen und Besucher einzuladen, deren Vielfalt zu entdecken. Auch die Kulturinstitutionen rund um den Bamberger Dom beteiligen sich mit einem ansprechenden Programm für Jung und Alt am Internationalen Museumstag.
„Die ganze Familie erwartet ein buntes und abwechslungsreiches Programm. Von Einblicken in innovative Forschungsansätze über Kurzführungen durch aktuelle Ausstellungen und faszinierende Blicke hinter die Kulissen bis hin zu kreativen Mitmachaktionen und akustischen Highlights“, wie Christiane Wendenburg berichtet, die Geschäftsführerin des Freundeskreises der Museen um den Bamberg Dom und Dombergkoordinatorin.
Der Internationale Museumstag wurde 1978 vom Internationalen Museumsrat ICOM – International Council of Museums – ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit auf die Vielfalt und die Bedeutung der Museen für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Für 2025 hat der Internationale Museumsrat das Motto „The Future of Museums in Rapidly Changing Communities“, im Deutschen „Die Zukunft der Museen in sich schnell verändernden Gesellschaften“ ausgewählt, um sich mit der Frage zu befassen, wie Museen in einer von tiefgreifenden Veränderungen geprägten Welt agieren und ihren Beitrag leisten können.
Kinder spielerisch an Museen heranführen
Geöffnet sind rund um den Dom das Diözesanmuseum, das Historische Museum, die Neue Residenz mit ihren Prunkräumen und der Staatsgalerie sowie die Staatsbibliothek Bamberg.
Alle Eintritte und Programmangebote sind am Internationalen Museumstag kostenlos!
An sehr gute Resonanz beim Internationalen Museumstag im vergangenen Jahr erinnert sich Frau Wendenburg, die Kulturinstitutionen konnten an die Besuchszahlen in Vor-Corona-Zeiten anknüpfen. „Viele der Museumstag-Gäste haben auch betont, in Zukunft öfter oder sogar regelmäßig Museen und Ausstellungen besuchen zu wollen.“
Grundsätzlich sei das Verhältnis Bamberger zu Touristen bei den Besuchenden ausgewogen, auch was die Altersstruktur betrifft, seien grundsätzlich alle Altersgruppen vertreten.
Demzufolge wird auch das Angebot am Internationalen Museumstag so ausgerichtet, dass für die gesamte Familie ein interessantes Programm geboten ist. Die Vorbereitungen laufen seit Jahresbeginn und Frau Wendenburg freut sich auch schon auf die interessanten Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern. „Die Führungen in den einzelnen Häusern und die Infostände sind für Erwachsene oder interessierte Jugendliche konzipiert, für die Jüngeren bieten die Verantwortlichen Mitmachstationen, Rätselbögen sowie Bastel- und Kreativworkshops an.“
Eltern oder Großeltern, die ihre Kinder beziehungsweise Enkelkinder an diesem Tag erstmals an die Thematik Museen heranführen möchten, empfiehlt Frau Wendenburg, sich dabei nicht zu viel Programm vorzunehmen, sondern auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder einzugehen. „Vielleicht auch mal zwischendurch eine Pause machen und etwas essen, auch dafür ist hier gesorgt“, rät die Dombergkoordinatorin. „Der Museumsbesuch soll schließlich Spaß machen und entsprechend in Erinnerung bleiben.“
Für die Jüngsten wird es in allen Häusern Mitmachstationen geben. „Bastel- und Kreativangebote werden bestens angenommen und man sieht während des Internationalen Museumstags auf dem Domberg viele Kinder, die stolz ihre “Kreationen” aus den Workshops in den Händen und/oder gebastelte Kronen auf dem Kopf tragen. Diese niederschwelligen Angebote sollen Spaß machen und dienen nicht zuletzt auch dazu, eine vielleicht teilweise noch vorhandene Scheu vor der Institution Museum zu nehmen“, berichtet Frau Wendenburg. Im Zuge des Museumstages können Interessierte auch Einblicke in die Arbeiten im Hintergrund erhalten, die für Ausstellungen und insgesamt das Gelingen der Museen vonnöten sind.

Diese gibt es in der Staatsbibliothek und an Infostationen des Kompetenzzentrums für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) im Diözesanmuseum, in der Ausstellung RE-CALL des Historischen Museums gewähren die anwesenden Künstler*innen Einblicke in die Museumsarbeit hinter den Kulissen.
Jede Kulturinstitution hat mit ihrem Team einzelne Programmpunkte für den Internationalen Museumstag erarbeitet. Im Historischen Museum ist dabei zum Beispiel Frau Eleonora Cagol federführend, da sie in diesem Museum die Kuratorin für die Kulturelle Bildung ist. Eingebunden sind immer auch die Museumsleitung, die Verwaltung und nicht zu vergessen die Mitarbeitenden der Werkstatt, die zum Beispiel zusätzliche Stellwände und Tische für Infostände bereitstellen. „Für die Museumsaufsichten ist der Internationale Museumstag ebenfalls ein besonderer Tag – zum einen, weil das Besucheraufkommen an sich viel höher ist als an anderen Tagen, zum anderen, weil mehr Besucher*innen ohne Museumserfahrung kommen, die auf bestimmte Regeln hingewiesen werden müssen“, weiß Frau Wendenburg. „Außerdem sind die Aufsichten Anlaufstelle für viele Fragen, sei es die nach der nächsten Führung oder die nach einem bestimmten Kunstwerk.“
Ausstellungsintervention „RE-CALL“ im Historischen Museum
Die erwähnte Ausstellungsintervention “RE-CALL“ im Historischen Museum ist eine Kooperation der Museen der Stadt Bamberg, des “Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom“ sowie der Vereine “Freund statt Fremd“ und “Openart“.
Jugendliche und Erwachsene können am Museumstag die interessante Erfahrung machen, mit jungen Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen. Sechs Kunstschaffende aus fünf unterschiedlichen Herkunftsländern haben Kunstwerke aus den Ausstellungen des Historischen Museums ausgewählt, sich mit den historischen Werken auseinandergesetzt und darauf mit eigenen künstlerischen Arbeiten reagiert. Beide, historische und zeitgenössische Werke, werden im Historischen Museum gemeinsam präsentiert. Zu sehen sind Malerei, Grafik, Zeichnung, Textilkunst und Skulptur. Am Museumstag sind Donatello Giorgi (Italien), Evgenia Mekhova (Russland), Giuseppe Peterlini (Italien), Judith Siedersberger (Deutschland), Simona Saccoccia (Italien), Zara Degan (Iran) vor Ort anwesend und geben Auskunft zu ihren Werken.
Die erste Idee zu “RE-CALL“ entstand bei einem Treffen zwischen den Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe OpenArt, der Kuratorin der Museen der Stadt Bamberg Eleonora Cagol und der Dombergkoordinatorin. „Die ursprüngliche Idee war, eine Sonderausstellung in der Villa Dessauer mit zeitgenössischen Kunstwerken und Werken aus dem Museumsdepot zu organisieren, aber wir haben uns schnell entschlossen, in das Historische Museum umzuziehen und einen Dialog zwischen historischen und neuen Kunstwerken zu schaffen“, berichtet Eleonora Cagol.
Die Intervention hat zum Ziel, Raum für Diskurse zur Gestaltung einer demokratischen, partizipativen und inklusiven Gesellschaft zu schaffen. „Daher war wichtig, den Künstlerinnen und Künstlern so viel Freiheit wie möglich zu lassen: Nachdem wir uns auf das Thema des Dialogs zwischen Vergangenheit und Gegenwart geeinigt hatten, konnten sie das Werk beziehungsweise die Werke auswählen, mit dem beziehungsweise denen sie in den Dialog treten wollten.“ Auch die Techniken und Themen der neuen Werke, die für die Intervention geschaffen wurden, wurden von den Künstlerinnen und Künstlern selbst gewählt.
Alle Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in oder bei Bamberg. Die Idee der Verantwortlichen war es, den hier lebenden Künstlerinnen und Künstlern mit Migrationshintergrund einen Dialog mit den Werken in den Sammlungen der Stadt zu ermöglichen und ihre Vision zu präsentieren.
Und gerade weil ein partizipatives Projekt geschaffen werden sollte, sind die Kunstschaffenden auch in das Rahmenprogramm der Intervention eingebunden, zum Beispiel beim Museumstag. Nicht nur die Intervention, sondern das gesamte Rahmen- und Bildungsprogramm, greift aktuelle Themen wie Migration, LGBTQIA+, Klimakrise und Inklusion auf. „Als Orte des Austauschs, des Dialogs, der Kontroverse und der Identität haben Museen gerade in Krisenzeiten eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Die Museen der Stadt Bamberg setzen sich ein für Weltoffenheit, für einen respektvollen und diskriminierungsfreien Umgang miteinander, für konsequente Gleichberechtigung von Menschen in allen Dimensionen der Vielfalt“, betont Frau Cagol und knüpft an das diesjährige Motto des Museumstags „Die Zukunft der Museen in sich schnell verändernden Gesellschaften“ an.

Am Museumstag werden zwei der Künstlerinnen einen Workshop zum Thema “Demokratie braucht Kunst” durchführen, andere Künstlerinnen und Künstler sowie die Kuratorin werden in den Räumen der Intervention anwesend sein, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, und der Museumstag wird mit einem von der Gruppe organisierten Konzert enden.
Sammlung des Historischen Vereins Bamberg:
Aktuelles Thema „Zunft und Handwerk“
Im Historischen Museum, das am Museumtag von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat, wird es in diesem Zeitraum außerdem Kurzführungen von etwa 20 bis 30 Minuten Dauer in drei Ausstellungen geben. Die Ausstellung „Eine neue Zeit bricht an. Bambergs Bürgertum zwischen Romantik und Gründerzeit“ erzählt vom Engagement der Bamberger Bürgerschaft für das Wohlergehen ihrer Stadt, von neuen Ideen und dem Wandel des Geschmacks in der Kunst. Porträts zeigen bedeutende Persönlichkeiten aus dem Bamberger Bürgertum. Von überregionaler Bedeutung sind die Zeugnisse aus dem Schmidt’schen Porzellanmalinstitut in Bamberg.
Der Historische Verein besitzt unter anderem eine große Sammlung kunst- und kulturgeschichtlicher Objekte. Besonders während der ersten 40 Jahre der Vereinsgeschichte gingen zahlreiche Schenkungen vor allem aus dem begüterten Kreis der Bevölkerung ein: prähistorische Funde, Münzen und Medaillen, Handschriften und Bücher, Grafiken, Gemälde und Kunstgegenstände. In seiner Studioausstellung „Der Historische Verein Bamberg und seine Sammlung“ im Historischen Museum stellt der Historische Verein Bamberg Highlights dieser umfangreichen Sammlungen aus.
Das diesjährige Thema der Studioausstellung lautet „Zunft und Handwerk“. Seit dem Mittelalter schlossen sich selbständige Handwerker und Gewerbetreibende in eine meist berufsspezifische Interessensgemeinschaft zusammen, die mit verbindlichen Regeln und Gesetzen den Umgang innerhalb der sogenannten Zunft regelten. Erst mit der Einführung der akademischen Ausbildungen bei künstlerischen Berufen und später der Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert wurde das strenge Zunftwesen schließlich aufgegeben. In den Sammlungen des Historischen Vereins sind zahlreiche Zeugnisse mit Bezug zu unterschiedlichen Zünften erhalten. Im Allgemein sind hierzu nur die repräsentativen und daher begehrten Zunftladen bekannt. In der diesjährigen Studioausstellung werden Exponate gezeigt, die zum Teil zu den Inhalten der Zunftladen zählen könnten, aber isoliert zu diesen Bezug unbekannt und fast vergessen erscheinen dürften.
Die Ausstellung „Jüdisches in Bamberg“ zeigt Spuren auf, die seit dem Mittelalter in Franken lebende Jüdinnen und Juden hinterlassen haben. Anhand historischer Quellen, zahlreicher Kunst- und Alltagsgegenstände und von Zeitzeugenberichten berichtet die Ausstellung von der wechselvollen Geschichte, dem Ende und Neubeginn jüdischen Lebens in Bamberg.
Einblicke in Forschungsinitiativen am Diözesanmuseum
Im Diözesanmuseum kann man am Museumstag von 13 bis 17 Uhr in die Welt der Forschung anhand von Textilien, Gemälden, und Steinskulpturen eintauchen. Das Diözesanmuseum Bamberg und das Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) bieten spannende Einblicke in ihre gemeinsamen Projekte. An verschiedenen Stationen im Museum können Besucher die Kooperation dieser Institutionen entdecken und mehr über ihre Forschungsinitiativen erfahren.
Die Forschung an Textilien wird am Beispiel der Kaisergewänder sichtbar gemacht. Die Kaisergewänder aus dem ersten Viertel des 11. Jahrhunderts zählen zu den ältesten erhaltenen Gewändern europäischer Herrscher. Hier können Interessierte erfahren, wie modernste Forschungsmethoden – wie zum Beispiel Licht- und Fasermikroskopie sowie analytische Rasterelektronenmikroskopie mit energiedispersiver Spektralanalyse – neue Einblicke in die Herstellung und Erhaltung dieser historischen Schätze ermöglichen.

Die Forschung an Tafelgemälden kombiniert verschiedene kunsttechnologische, naturwissenschaftliche und konservatorische Methoden, um wertvolle Einblicke in die Entstehung, Veränderungen und den Zustand von Tafelgemälden zu gewinnen. Mittels Infrarotreflektografie können zum Beispiel verborgene Unterzeichnungen durch Infrarotstrahlung sichtbar gemacht werden.
Die Untersuchung von Steinoberflächen mittelalterlicher Bauplastik eröffnet Einblicke in die Geschichte und Entwicklung dieser Kunstwerke. Durch den Einsatz moderner, zerstörungsfreier Hightech-Methoden können Forschende wertvolle Informationen über die Entstehung, Veränderungen und den Zustand der Skulpturen gewinnen.
Außerdem kann die aktuelle Sonderausstellung “2x Pommern und zurück – Heiliger Otto von Bamberg” besucht werden, die einen Einblick in das Leben und Wirken von Bischof Otto bietet.
Aufhänger für die Ausstellung ist die 900. Wiederkehr der ersten Missionsreise Ottos in den Jahren 1124 bis 1125 nach Pommern, 1128 erfolgte die zweite. Die Reisen des einzigen heiliggesprochenen Bamberger Bischofs Otto veränderten nicht nur die religiöse Landschaft, sondern beeinflussten auch die politischen Machtverhältnisse in Pommern. Diese Ausstellung lädt ein, den spannenden Lebensweg des Bischofs zu entdecken, der vor 900 Jahren zu Fuß, zu Pferd und mit dem Schiff mit dem Ziel der Christianisierung an die Küsten Pommerns reiste.
Beeindruckende Leihgaben des Polnischen Nationalmuseums in Stettin geben einen faszinierenden Einblick in das Leben der Bevölkerung und die damalige Kultur. Doch auch in Bamberg selbst hinterließ Otto bleibende Spuren: Vom Reliquienkult bis zu Kunstwerken und Kirchenausstattungen zeigt die Ausstellung, wie sein Wirken bis heute nachhallt.
Auch Bibliophile kommen am Museumstag auf ihre Kosten: Im Diözesanmuseum findet ein Dublettenverkauf der Bibliothek des Metropolitankapitels statt. Durch Geschenke und Nachlässe kommen immer wieder Bücher in diese Bibliothek, die hier schon vorhanden sind. Diese Bücher sind je nach Interessensgebiet des Nachlassenden oder Schenkenden aus ganz verschiedenen Sachgebieten, mit einem Schwerpunkt auf Kunst, Religion und Regionalliteratur. Sie sind durchwegs sehr gut erhalten und es wert einen neuen Besitzer zu finden.
Freundeskreis bietet ideell und materiell Unterstützung der Museen am Domberg
Wie an den Infostationen des KDWT im Diözesanmuseum wird es auch in der Staatsbibliothek Einblicke in die Museumsarbeit hinter den Kulissen geben. „Ein interessantes und spannendes Angebot sind sicher die Werkstattgespräche zur Buchrestaurierung mit Jessica Leitner“, ist Christiane Wendenburg überzeugt. Denn die Buchrestauratorin präsentiert nicht nur Bucheinbände und alte Heftungen ausgewählter Beispiele aus den Sammlungen der Bibliothek, sondern erläutert auch, welche Arbeiten anstehen, bevor wertvolle Bücher als Leihgaben außer Haus gehen.
Die Staatsbibliothek Bamberg in der Neuen Residenz öffnet von 11 bis 15 Uhr ihre Türen und ab Beginn bis um 14.15 Uhr gibt es im dreiviertelstündigen Turnus halbstündige Werkstattgespräche.
Weiterhin lassen Führungen durch die einst fürstbischöflichen Schauräume mit historischem Inventar und Bücherbeständen aus dem Zeitraum vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in die Geschichte der Neuen Residenz und der Staatsbibliothek eintauchen. Bibliotheksdirektorin Prof. Dr. Bettina Wagner persönlich führt durch die Ausstellung “Schöner Schein“.
Diese zeigt Faksimile-Ausgaben einiger berühmter Handschriften, darunter mittelalterliche Prachtcodices, eines der ältesten Bücher, das in Bamberg erschien, und ein erschütterndes Dokument aus der Zeit der Hexenverfolgung.
Im Lesesaal werden ausgewählte Zeichnungen aus der 80.000 Blätter umfassenden Grafiksammlung der Staatsbibliothek präsentiert und fachkundig erläutert.
Kinder haben in der Bastelwerkstatt die Möglichkeit, sich Lesezeichen aus schönen Papieren zu basteln. Unter professioneller Anleitung können lustige Eckenmonster gestaltet oder Lesezeichen in Origamitechnik gefaltet werden – um künftig nie wieder zu vergessen, auf welcher Seite man am Tag zuvor sein Buch zugeklappt hat.
Die Neue Residenz mit Prunkräumen und Staatsgalerie hat von 9 bis 18 Uhr geöffnet und bietet Führungen durch das Fürstbischöfliche Appartement im Halbstundentakt.
Auch der Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom wird sich vor Ort mit einem Infostand präsentieren.
Der Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Museen auf dem Domberg zu begleiten und ihre Arbeit ideell, aber auch materiell zu unterstützen. „Der Verein versteht sich als Bindeglied zwischen Bürgerinnen und Bürgern und den jeweiligen Museen“, erläutert die 1. Vorsitzende des Vereins und Kunsthistorikerin Vera Mamerow.

„Seine Mitgliederschaft ist sehr vielfältig und von bekannten Bamberger Firmen bis zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt sprechen wir alle an, denen die Kultur unserer Welterbestadt und deren einzigartige Museumslandschaft am Herzen liegen.“ Nach einer Neuaufstellung des Vorstands im Dezember 2024 mit der neuen Vorsitzenden Vera Mamerow und der Stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Birgit Kastner möchte der Verein den Fokus wieder mehr auf die kulturelle Bildung und Veranstaltungen zur Öffnung der Museen in die Stadtgesellschaft legen. Daher ist der kommende Museumstag eine Chance für den Verein, um für engagierte Partner zu werben. „Um das Angebot an kultureller Bildung in den Museen und somit die Partizipation besonders junger Museumsbesucherinnen und ‑besucher zu befördern, braucht es finanzielle Unterstützung, die der Verein durch das Einwerben von Spenden gerne ergänzt“, bekräftigt Eleonora Cagol, Mitglied des Vorstands und Mitarbeiterin des Historischen Museums.
Ausführliche Informationen zum Programmablauf sind auf der Homepage zu finden.
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Neue Museums-App
Digitales Storytelling im Historischen Museum Bamberg
Mit dem Programm fabulAPP – Baukasten für digitales Storytelling im Museum – ermöglicht die Landesstelle allen bayerischen Museen in nichtstaatlicher Trägerschaft die Erstellung einer professionellen Museums-App. Mit Unterstützung der Bayerischen Sparkassenstiftung verfügt nun auch das Historische Museum Bamberg über eine solche App.
Der digitale Wandel bestimmt unsere Lebens- und Arbeitswelten. Er ist für Museen eine zentrale Herausforderung – auch, weil die Ressourcen oft begrenzt sind. Digitale Instrumente wie eine Museums-App erschließen neues Publikum, sie erweitern und vervielfachen die Erfahrungs- und Erlebnismöglichkeiten: Vor dem Museumsbesuch geben sie einen ersten Einblick. Während des Museumsbesuchs verhelfen Sie zu einem Überblick und vermitteln ein individualisiertes Erleben. Sie bieten Hintergrund-Informationen und Geschichten, die in der Ausstellung keinen physischen Raum finden. Nach dem Besuch halten sie die Erinnerung an das Gesehene und Erlernte lebendig.
Mit der neuen App des Historischen Museums Bamberg kann man Ausstellungen entdecken, Audiotouren erleben, Vertiefungstouren folgen und nichts mehr verpassen. Zurzeit werden die Touren in zwei Sprachen, Deutsch und Englisch, angeboten, aber bald werden weiter Sprachen folgen.
Die App wurde jetzt im Historischen Museum Bamberg von Kuratorin Eleonora Cagol von den Museen der Stadt Bamberg, Dr. Stefanje Weinmayr von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Ingo Krüger von der Bayerischen Sparkassenstiftung, Stephan Kirchner, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bamberg, sowie Frau Dr. Kristin Knebel, der Direktorin der Museen der Stadt Bamberg, präsentiert.
Die App ist kostenlos! Demnächst werden ebenfalls Quiz und Rallyes für jüngere Besucherinnen und Besucher verfügbar sein!
Wichtiger Schritt für das Museum für alle
Die Museen der Stadt Bamberg setzen sich dafür ein, möglichst viele Barrieren abzubauen. Dabei kann die neue Museums-App helfen. Sie ermöglicht nicht nur, Inhalte in verschiedenen Sprachen zu vermitteln, sondern bald auch die Inhalte in Leichter Sprache zu erfahren.
Die App erlaubt darüber hinaus die Steuerung mit Screenreadern, also Software, die blinden und sehbehinderten Menschen eine alternative Benutzerschnittstelle anstelle des Textmodus oder anstelle einer grafischen Benutzeroberfläche bietet. Dies geschieht in Verbindung mit einer neuen Funktion der App, die zu jedem Bild einen Alternativtext verlinken kann, der das Bild beschreibt. Die App übernimmt auch die variable Anpassung der Schriftgrößeneinstellung.
„In den letzten Jahren haben wir uns intensiv mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt“, erklärt Eleonora Cagol, Kuratorin für die Kulturelle Bildung und zuständig für die neue Museums-App. „Diese Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Überwindung baulicher Barrieren, sondern auch sprachlicher und digitaler Hindernisse. Die neue App ist ein hervorragendes Instrument dafür. Es ist sicherlich ein langer Prozess, aber wir glauben, dass jeder Schritt von Bedeutung ist, um ein Museum für alle zu schaffen.“
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Nach 22 Jahren als Direktorin der Museen der Stadt Bamberg
Dr. Regina Hanemann nimmt Abschied
Am 1. September 1999 trat sie die Stelle an, am 1. Januar 2022 ging sie in den Ruhestand. Als Direktorin der Museen der Stadt Bamberg, namentlich Historisches Museum, Villa Dessauer und Sammlung Ludwig, hat Dr. Regina Hanemann die Geschicke der örtlichen Kulturszene 22 Jahre lang mitbestimmt. Im Interview erzählt die geborene Oberbayerin, warum sie die Stelle anfangs eigentlich nicht wollte, von Macho-Reaktionen aus der Bevölkerung und warum man immer alles anders machen sollte als die Vorgänger.
Frau Dr. Hanemann, 1999 haben Sie die Stelle der Direktorin der Museen der Stadt Bamberg angetreten. Warum hatten Sie sich damals in Bamberg beworben?
Regina Hanemann: Ich hatte in Bamberg studiert und danach eigentlich gedacht, dass ich an einen Ort, in dem ich bereits zum Studium so lange Jahre war, nicht zurückkehren möchte, sondern andere Orte kennenlernen. Eine Freundin schickte mir die damalige Stellenausschreibung zur Leitung der Museen der Stadt Bamberg zu. Mir war damals allerdings bekannt, in was für einem schlechtem Zustand zum Beispiel das Historische Museum war, eine ewige Baustelle. Diesen Augiasstall, dachte ich mir, soll jemand anders ausmisten und wollte mich nicht bewerben. Aber mein Mann, der auch hier studiert hat und großer Bambergfan war und ist, hat mich dann überredet, mich doch zu bewerben. Ich tat es und wie es scheint, gefiel dem Stadtrat meine Bewerbung. Was ihm im Lauf der Jahre aber nicht gefiel, war, dass ich immer direkt darauf hingewiesen habe, was im Museum alles im Argen lag.
Wie wurde dieses Missfallen zum Ausdruck gebracht?
Regina Hanemann: Zuweilen wurde gelacht, wenn ich mit einem neuen Antrag ankam und zum Beispiel neue Vitrinen brauchte. Ich wurde angestellt, um die Museen zu verbessern, aber wenn ich konkrete Vorschläge unterbreitete, war so gut wie nie genug Geld da. Das wird auch meiner Nachfolgerin so gehen. Auch sie soll Berge versetzen, aber ohne Geld. Wie man diesen Widerspruch auflösen kann, weiß ich bis heute nicht. Das heißt, eigentlich wüsste ich es schon, aber dazu bräuchte es auf der politischen Ebene eine klare Linie und eine klare Idee zum Stellenwert des kulturellen Erbes.
Es wurde gelacht? Fühlt man sich da in seiner Arbeit gewürdigt?
Regina Hanemann: Ach, na ja. Man hat schon Respekt vor dem Stadtrat, weil da Volkes Stimme spricht und man es mit 44 verschiedenen Meinungen und 44 Rückmeldungen zu tun hat. Man sieht es ja zurzeit während Corona: Die Kultur steht bei der Budgetplanung nicht an erster Stelle und auch in Museen ist die Arbeit schon sehr mühselig geworden. Ich habe über die Zeit gelernt, dass man nicht immer das Ganze fordern kann. Am Anfang bin ich angetreten und habe Sachen gesagt wie „ich brauche eins-komma-soviel Millionen für all das, was ich machen will“. Aber so geht das natürlich nicht. Da habe ich einfach die Abläufe der Politik nicht so gut verstanden.
Änderte sich das im Lauf der Zeit?
Regina Hanemann: Zusammen mit Werner Hipelius, dem damaligen Bamberger Bürgermeister und Kulturreferent, habe ich es dann so ausgemacht, dass wir die Finanzierung in kleinen Schritten angehen. Die Ausstellungen „Das Jüdische in Bamberg“ und „Die Lebensader Regnitz“ haben wir als Dauerausstellungen deklariert, was die Finanzierung und die Einrichtung der Ausstellungen vereinfacht. Ich muss allerdings sagen, dass diese Anstrengungen und das Fast-Fertigstellen des Historischen Museum den Bambergerinnen und Bambergern in den 22 Jahren meiner Amtszeit kaum aufgefallen sind – im Gegensatz zu den Touristen. Nur zehn Prozent unseres Publikums kommen aus Bamberg.
Carola Schmidt, die neue Direktorin des Diözesanmuseums, hat im Stadtecho-Interview einen ähnlichen Eindruck geschildert. Sie sagte, dass sich die Bambergerinnen und Bamberger nicht besonders bewusst zu sein scheinen, welche kulturellen Schätze die Museen am Domberg beherbergen. Sehen Sie das für die Museen der Stadt auch so?
Regina Hanemann: Ja, aber so etwas ist nicht ungewöhnlich. Das kenne ich als Klage von eigentlich allen Museen und das Thema „Nicht-Besucher“ wird auf vielen Museumstagungen diskutiert. Vielleicht ist das systemimmanent und eine Geisteshaltung heutzutage. Vor 100 Jahren waren die Leute noch stolzer auf ihre Museen. Sie hatten ein Gefühl dafür, dass das ihre eigene Geschichte und ihr eigener Besitz ist, der da vorgezeigt wird. Das scheint verlorengegangen zu sein.
Wenn Sie Ihre 22 Jahre als Direktorin der Museen der Stadt Bamberg mit einigen Adjektiven zusammenfassen müssten, was würden Sie sagen?
Regina Hanemann: Das erste, was mir einfällt, ist jetzt kein Adjektiv, aber ich war immer unter Volldampf. Man rennt immer wie im Galopp auf das nächste Projekt zu. Adjektive wären, auch wenn es ein bisschen platt ist, schön, zufrieden und erfüllend.
Was aus den 22 Jahren bereuen Sie?
Regina Hanemann: Es hat mir immer leid getan, wenn ich einmal sehr streng mit den Mitarbeitern sein musste. Aber so richtig bereuen tue ich nichts. Oder ich habe es vergessen.
Hat die Stelle Sie verändert?
Regina Hanemann: In gewisser Weise. Man arbeitet 22 Jahre im Team mit Menschen, die einem nahe stehen, von denen man aber die Chefin ist. Daran musste ich mich gewöhnen. Und ich habe lernen müssen, Vorwürfe und Kritik zu ertragen. Man kann es nicht allen recht machen, das musste ich auch erstmal begreifen. Obwohl, teilweise gab es wirklich völlig ungerechtfertigte persönliche Kritik – „mit Ihnen wird das nichts“ oder „Sie haben die falschen Klamotten an“ und so weiter.
Können solche Vorwürfe daran gelegen haben, dass Sie die erste Frau im Amt der Direktorin waren?
Regina Hanemann: Das kann gut sein. Das ist schon lange her und ich habe das damals nicht so empfunden, weil ich es mir nicht vorstellen konnte, dass die Vorwürfe daran liegen könnten. Das war vor „metoo“. Aber ich glaube, einem Mann wäre das nicht passiert.
Wofür haben Sie jetzt Zeit, was vorher nicht drin war?
Regina Hanemann: Ich freue mich sehr darauf, jetzt mehr Zeit für andere Museen zu haben. Ich würde zum Beispiel gerne einfach mal zwei Wochen im Ruhrpott rumfahren und mir die ganzen Museen anschauen, die es dort gibt. Und was ich auch wahnsinnig gern tue, ist in Urlaub zu fahren, um zwei Wochen nur zu lesen. Das ist für mich der schönste Urlaub. Aber das erlaubt mein Mann nicht. Er will im Urlaub auch irgendwelche Aktivitäten machen, wie wandern zu gehen.
Sie spielen Bariton-Horn im Posaunenchor der Erlösergemeinde Bamberg und in der Bigband der städtischen Musikschule. Kann man Sie da jetzt öfter hören?
Regina Hanemann: Das konnte man vorher schon. Die Big Band musste in letzter Zeit zwar viele Auftritte ausfallen lassen, aber im Posaunenchor konnte man mich schon viele Sonntage im Gottesdienst mitspielen hören.
Was werden Sie an den drei Museen, Historisches Museum, Villa Dessauer, Sammlung Ludwig, am meisten vermissen?
Regina Hanemann: Ich werde es schon vermissen, jetzt keinen Zugriff mehr zu haben auf die Bestände der Museen. Ich gehe zum Beispiel Inventarlisten durch, die für die eine oder andere Abteilung vielleicht noch lückenhaft sind. Dabei sehe ein ums andere Mal, was wir für tolle Objekte in den Beständen haben und kann gleichzeitig diese Lücken schließen. Toll!
Was werden Sie nicht vermissen?
Regina Hanemann: Ich werde es nicht vermissen, eine Chefin zu sein, also die eine Person, die andere anschieben und ihnen sagen muss „macht dies oder das, so oder so“. Und was ich auch ganz sicher nicht vermissen werde, sind nächtliche Telefonanrufe aus dem Museum, dass es einen Wasserschaden im Depot gibt, wie mehrmals geschehen.
Sie haben es schon angesprochen: Das Historische Museum war 1999 in keinem guten Zustand. Was hieß das genau?
Regina Hanemann: Es war in einem furchtbaren. Mein Vorgänger hat sich in erster Linie mit Ausstellungen beschäftigt und das Museum damit zugegebenermaßen im Ansehen gehoben. Die Pflege des Bestands und des Depots hat er aber zurückfallen lassen. Es gab neun sehr schlechte Depots, in manche hat es reingeregnet und es gab Inventare ohne Standorte der Objekte. Als ich das in meiner ersten Woche gesehen habe, war ich kurz davor, gleich wieder alles hinzuschmeißen. Aber zusammen mit einer tapferen Volontärin, die heute meine Stellvertreterin ist, habe ich einfach angefangen, diesen Saustall aufzuräumen.
In welchem Zustand übergeben Sie das Museum?
Regina Hanemann: In 500 Prozent besserem Zustand als es war.
Haben Sie Tipps für Ihre Nachfolgerin Kristin Knebel?
Regina Hanemann: Sie braucht einen langen Atem. Der lange Atem lohnt sich hier. Ich habe dicke Bretter vorgebohrt in Richtung, was man noch alles bräuchte. Sie muss schauen, dass sie weiter bohrt und darf wahrscheinlich auch nicht gleich zu große Geldsummen zur Finanzierung verlangen.
Frau Knebel hat eine inhaltliche Neuausrichtung der Museen angekündigt. Was halten Sie davon?
Regina Hanemann: So etwas muss man sagen, wenn man neu anfängt. Man muss sagen „ich mache alles anders“. Alle zehn oder 20 Jahre muss sowieso alles umgekrempelt werden. Eine Institution, die so wenige Mitarbeiter hat, wird außerdem ganz stark geprägt von der Person, die die Institution führt. Ich kenne Frau Knebels genaue Pläne nicht, aber ich wünsche ihr alles Gute. Ich habe auch fast alles anders gemacht als alle meine Vorgänger seit 1838.
Aber könnten Sie eine solche Aussage nicht auch insofern auffassen, als dass da jemand vorhat, Ihr Vermächtnis umzuwerfen?
Regina Hanemann: Nein. Es handelt sich ja vor allem nicht um mein persönliches Vermächtnis, sondern ich habe es für die Stadt und das Museum getan. Was ich meiner Nachfolgerin auf keinen Fall antun werde, ist, was mein Vorgänger mir angetan hat, nämlich reinzupfuschen. Mir wurden ja Hindernisse in den Weg gelegt, ich konnte gar nicht so hoch springen.
Auf welche Ausstellung der 22 Jahre sind Sie am stolzesten?
Regina Hanemann: Es gibt das Sprichwort „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“. Stolz ist nicht so sehr meins, aber worüber ich doch froh bin, sind die beiden schon genannten Dauerausstellungen, die wir im Museum haben, also „Das Jüdische in Bamberg“ und „Lebensader Regnitz“. Worüber ich mich auch freue, ist die Ausstellung „100 Meisterwerke“, mit der wir den Bambergerinnen und Bambergern in einer kleinen, aber feinen Auswahl zeigen konnten, was sie in und mit diesem Museum haben. Mit dieser Ausstellung haben wir das Historische Museum außerdem sozusagen zu seinem Ursprung zurückführen können. Es wurde 1838 als städtische Kunstsammlung mit eigenen Beständen gegründet.
Was oder wen hätten Sie gerne einmal ausgestellt?
Regina Hanemann: Ich hätte gerne mal eine Ausstellung zu den Treus gemacht, dieser großen Bamberger Maler-Familie aus dem 18. Jahrhundert. Aber deren Gemälde hätten wir uns von anderen Sammlungen ausleihen müssen. Dazu muss ich allerdings generell sagen, dass wir Gemäldeausstellungen nur aus den Beständen des Historischen Museums zusammensetzen können. Unsere Gebäude sind nämlich nach wie vor in einem so bedenklichen Zustand, dass uns andere Museen wegen der klimatischen Voraussetzungen kaum etwas leihen würden. Von daher kann ich mir für Ausstellungen wünschen, was ich will, ich bekomme es nicht.
Wie hat sich die Bamberger Museumslandschaft in Ihrer Zeit verändert?
Regina Hanemann: Es hat sich einiges verändert. Als ich anfing, gab es noch ein Museum für Büromaschinen und eines für Hologramme. Neu ist aber zum Beispiel die Vernetzung der Museen am Domberg, die sogenannte Domberg-Kooperation. Diese finde ich eine tolle Entwicklung. Auch wenn man vielleicht noch ein bisschen mehr Geld und Personal reinstecken könnte, um die Bamberger Akropolis noch mehr ins Licht zu rücken.
Haben Sie Spuren in der Bamberger Kulturszene hinterlassen?
Regina Hanemann: Das möchte ich hoffen. Und wenn sie nur darin liegen, den Leuten verdeutlicht und gezeigt zu haben, was wir in unseren Beständen alles haben.
Gibt es eine Abschiedsausstellung?
Regina Hanemann: Ja, sogar zwei. Das ist einmal die Ausstellung „Geschenkt! Geschenke aus 22 Jahren an die Museen der Stadt Bamberg“. Und seit 19. Dezember die Ausstellung zu Paul Maar.
Welchen Rat haben Sie an all die Studierenden der Kunstgeschichte, ein Fach, dessen karrieremäßige Umsetzung oft nicht von Erfolg gekrönt ist? Es wird nicht allen gelingen, eine Stelle wie die Ihre zu bekommen.
Regina Hanemann: Damals in der Studienberatung wollte man mich mit dem Klischee des taxifahrenden Kunstwissenschaftlers von diesem Studiengang abbringen, aber ich sehe das ganz anders. Vielleicht bekommen tatsächlich nicht alle so eine Stelle wie ich, aber die Kunstgeschichte ist ein Fach, in dem man das Denken in einer Art und Weise lernt, dass es an sehr vielen Stellen sehr gut eingesetzt werden kann. In meiner Studienzeit gab es zu den Geisteswissenschaften den Spruch „mit Kant und Kafka in die Wirtschaft“. Das gilt auch für die Kunstgeschichte. Wer Kunstgeschichte studiert, kann, meiner Meinung nach, fast überall, in sehr vielen Bereichen unterkommen. Wer gripsig genug ist, wird etwas finden.
Wenn Sie zu Ihrem Abschied einen Zapfenstreich inklusive Musikauswahl bekämen, welche Stücke sollten gespielt werden?
Ich würde einen militärischen Zapfenstreich ganz sicher ablehnen, aber über ein Abschiedsfest mit einem Auftritt von Boxgalopp oder der Gruppe Federspiel oder einem Soloauftritt von Dennis Chambers wäre ich höchst erfreut!