Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik arbeiteten im Jahr 2023 etwa 1,5 Millionen der knapp 6,3 Millionen abhängig Beschäftigten in Bayern
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Bayerisches Landesamt für Statistik
Homeoffice-Quote in Bayern sank im Jahr 2023
Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik arbeiteten im Jahr 2023 etwa 1,5 Millionen der knapp 6,3 Millionen abhängig Beschäftigten in Bayern mindestens einen Tag in der Woche im Homeoffice. Der Anteil der Beschäftigten, die jeden Tag von zu Hause aus arbeiten, ist weiter rückläufig.
Nach Erstergebnissen eines Mikrozensus’ des Bayerischen Landsamts für Statistik arbeiteten im Jahr 2023 knapp jeder vierte abhängig Beschäftigte in Bayern mindestens einen Tag in der Woche von zu Hause aus. Die Homeoffice-Quote blieb damit seit der Corona-Pandemie auf einem hohen Niveau (2021: 25 Prozent).
Das Auslaufen der Homeoffice-Pflicht im März 2022, die während der Corona-Pandemie eingeführt worden war, hatte auf die Quote insgesamt kaum einen Einfluss. Allerdings hat sich die Anzahl der Homeoffice-Tage pro Woche seit 2021 deutlich reduziert. Während im Jahr 2021 noch 36 Prozent der Beschäftigten jeden Tag von zu Hause aus arbeiteten, sind es im Jahr 2023 noch 21 Prozent.
Im Umkehrschluss ist der Anteil der Beschäftigten, die weniger als die Hälfte der Arbeitstage von zu Hause ausarbeiten, gestiegen. Von 33 Prozent im Jahr 2021 auf 47 Prozent im Jahr 2023. Der Personenkreis, der an mindestens der Hälfte der Arbeitstage zuhause arbeitet, ist hingegen weitgehend konstant geblieben (2021: 31 Prozent, 2023: 32 Prozent).
„Homeoffice, das durch die Pandemie einen Boom erlebt hat“, sagt Jochen Knöller, Referent im Landesamt, „ist in der Arbeitswelt mittlerweile fest etabliert. Man sieht jedoch anhand der Reaktionen, dass viele Unternehmen anscheinend etwas zurückrudern und wieder Präsenztage im Büro eingeführt haben.“
Oberbayern mit höchstem Homeoffice-Anteil
Oberbayern mit der Landeshauptstadt München hat bayernweit mit 29 Prozent den höchsten Homeoffice-Anteil. In Niederbayern arbeiten die wenigsten Beschäftigten von zuhause aus. Der Anteil liegt hier bei 15 Prozent. Die Regierungsbezirke Mittelfranken (25 Prozent), Unterfranken (21 Prozent), Oberfranken (20 Prozent) sowie Schwaben und die Oberpfalz mit jeweils 19 Prozent Homeoffice-Anteil liegen dazwischen. Die zum Teil deutlichen Differenzen dürften sich laut Landesamt größtenteils durch strukturelle Unterschiede erklären.
Niederbayern ist im Vergleich zu Oberbayern beispielsweise stärker ländlich geprägt. Außerdem sind Tätigkeiten, die komplett oder teilweise aus dem Homeoffice erledigt werden können, häufig Büroarbeiten und Arbeiten mit dem Computer. Solche Arbeitsplätze sind vermehrt in Städten vorzufinden. Die Ergebnisse zeigen, dass der Homeoffice-Anteil in Städten bei 31 Prozent und in ländlichen Gebieten bei 18 Prozent liegt.
Weitere Faktoren wie das Alter, der Bildungsgrad oder das Einkommen beeinflussen ebenfalls den Homeoffice-Anteil. Abhängig Beschäftigte zwischen 35 und 49 Jahren haben mit 27 Prozent den höchsten Homeoffice-Anteil, in der Personengruppe der 50 bis 65-Jährigen liegt der Anteil bei 19 Prozent.
Mit der Höhe des Bildungsabschlusses steigt auch die Wahrscheinlichkeit auf einen homeofficefähigen Arbeitsplatz. So arbeiten 45 Prozent der abhängig Beschäftigten mit einem hohen Bildungsabschluss zumindest teilweise im Homeoffice. Mit einem niedrigen Bildungsabschluss liegt der Anteil bei fünf Prozent.
Dies spiegelt sich auch im Einkommen wider. Bei den abhängig Beschäftigten mit einem Netto-Monatseinkommen von 1.000 bis 2.000 Euro liegt der Anteil im Jahr 2023 bei lediglich elf Prozent, hingegen bei Personen, die 4.000 Euro netto und mehr verdienen, bei 59 Prozent. Auch die Betriebsgröße beeinflusst die Homeoffice-Quote. Während abhängig Beschäftigte in Betrieben bis 49 Mitarbeiter:innen eine bayernweite Homeoffice-Quote von 14 Prozent aufweisen, trifft dies in Großbetrieben mit mindestens 500 Mitarbeiter:innen auf 38 Prozent der Beschäftigten zu.
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Ausgangsbeschränkungen und vermehrtes Homeoffice schränken nicht nur den Bewegungsradius, sondern auch die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung ein. Das kann negative Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Wie sich dem entgegenwirken lässt, weiß Prof. Dr. Stefan Voll, der Leiter des Universitätssportzentrums und des Transferzentrums für Angewandte Sportwissenschaften der Universität Bamberg.
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Stefan Voll: Nach wie vor gilt: Wer rastet, der rostet! Die durch die Pandemie deutlich gestiegenen Sitzzeiten führen zunehmend zu degenerativen Veränderungen im Bewegungsapparat, für dessen Funktion gilt: Use it or loose it! Also benutze ihn oder er verliert seine Funktionalität. Auch belegen zunehmend mehr Befunde, dass fehlende Bewegung die physische, psychische und soziale Gesundheit negativ beeinflusst. Im umgekehrten Fall trägt angemessene Bewegung, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dreimal in der Woche mindestens 30 Minuten moderate körperliche Aktivität, entscheidend zu einer gelingenden Work-Life-Balance bei. Auch begünstigen in den Arbeitsalltag eingebaute Entspannungsübungen die Entschleunigung, Selbstwahrnehmung und Körperachtsamkeit.
Ist es jedoch ratsam, bei Minustemperaturen im Freien Sport zu treiben oder ginge man damit ein Gesundheitsrisiko ein?
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Falls derartiger Sport ratsam ist, welche sportliche Tätigkeit, auch unabhängig von Pandemiebeschränkungen, würden Sie empfehlen?
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Welche Möglichkeiten gibt es, zuhause sportlich aktiv zu sein?
Stefan Voll: Wer nicht selbst in der Lage ist, zuhause sein eigenes individuelles Sportszenario zu gestalten, kann an Onlinekursen, die es in stattlicher Zahl im Internet gibt, teilnehmen. Aber auch im Bereich der Alltagsmotorik kann man bewusst zulegen. Heute schon hundert Treppenstufen schnell gegangen? Das wäre eine Bewegungsaufgabe, die problemlos in den Alltag integrierbar ist. Aber auch kleinere Fitnessübungen wie zum Bespiel innerhalb der Familie oder mit Partner tragen auch zur sozialen Gesundheit bei.
Viele Menschen befinden sich zusätzlich im Homeoffice, kommen so auf noch weniger Bewegung, haben aber die Möglichkeit, kurze Pausen einzulegen, die sich mit sportlicher Aktivität füllen ließen. Welche Empfehlungen haben Sie für ein solches Kurz-Programm?
Stefan Voll: Hier gibt es tragfähige Bewegungsprogramme, die im Netz unter den Stichworten Büro- oder Sitzgymnastik zu finden sind. An der Forschungsstelle für angewandte Sportwissenschaften der Uni Bamberg haben wir das Schulkonzept „Voll in Form II“ mit zehnminütigen Bewegungseinheiten entwickelt, welches bereits an den meisten bayerischen Mittelschulen eingesetzt wird. Hier kommen im Klassenzimmer Bewegungsformen mit Alltagmaterialien zum Einsatz, die der existenten Sitzwelt entgegensteuern, der Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses zuträglich sind und den Tagesablauf rhythmisieren. Für die Mitarbeiter und Lehrenden der Universität realisieren wir seit mehreren Jahren das Bewegungsprogramm „Aktive Pause“.

Hier gibt es einmal pro Woche eine zehnminütige Bewegungseinheit in Kleingruppen während der Arbeitszeit direkt in Arbeitsplatznähe angeleitet durch einen Mitarbeiter des Sportzentrums. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer einmal pro Woche eine Verbalbotschaft, zum Beispiel: ´Heute schon 20 Kniebeugen am offenen Fenster gemacht?‘ sowie ein kurzes Video mit Übungen aus der Bürogymnastik, das sie individuell durchführen können.
Wie kann sich ein Verzichten-Müssen auf Sport auf die Psyche auswirken?
Stefan Voll: Man weiß ja mittlerweile, dass regelmäßige Bewegung die psychische Stabilität positiv beeinflusst. Zudem hat sportliche Aktivität kompensatorische, aber auch kathartische, also reinigende Wirkung. Der Rucksack mit persönlichen Sorgen und Nöten ist nach einem Lauf in der freien Natur nur noch halb so schwer. Zudem berichtet bereits der altrömische Dichter Juvenal mit seinem „mens sana in corpore sano“, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, vom Dualismus und der Wechselwirkung von Körper und Geist. Sind adäquate motorische Aktivitäten nicht möglich, hat dies fast zwangsläufig negative Auswirkungen auf die mentale Verfasstheit. In vielen psychosomatischen Therapien hat deshalb auch körperliche Aktivität ihren festen Platz, denn Bewegung ist die bessere Pille!
Wie sieht das derzeitige sportliche Angebot des Bamberger Universitätssportzentrums aus?
Stefan Voll: Freilich sind auch wir von den Corona-Einschränkungen betroffen. Die Sportstudenten sind nur sehr sporadisch mit Abstand und Maske und mit Beachtung der vorgegebenen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen in den praktisch-didaktischen Lehrveranstaltungen zu Gange. Im allgemeinen Hochschulsport sind derzeit von den üblicherweise über 160 Kursen nur wenige Onlineprogramme möglich. Aus studentischer Sicht überaus bedauerlich, weil auch sie spüren: Sport tut den Menschen gut! Und: Sich regen bringt Segen!