Die Inzidenz von heute bildet die Hospitalisierung in rund drei Wochen ab. Mit Verweis darauf appelliert Landrat Johann Kalb erneut an die
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Corona in der Region Bamberg
Infektionsgeschehen außer Kontrolle
Die Inzidenz von heute bildet die Hospitalisierung in rund drei Wochen ab. Mit Verweis darauf appelliert Landrat Johann Kalb erneut an die Vernunft der Menschen in der Region Bamberg, nicht notwendige Kontakte zu vermeiden und sich und andere durchs Impfen und zusätzlich ein engmaschiges Testen zu schützen.
„Da wir wissen, dass das Infektionsgeschehen mit einem Zeitverzug von rund drei Wochen in den Krankenhäusern aufschlägt, muss die riesige Welle der Neuinfektionen endlich gebrochen werden“, so Landrat Johann Kalb.
Impfen und zusätzlich ein engmaschiges Testen sei „ein wichtiger Dienst an unserer Gesellschaft!“ Ein Großteil der Infektionen, so die Erkenntnis des Fachbereiches Gesundheitswesen beim Landratsamt Bamberg, kommt aus dem privaten Umfeld. Dort, wo es Hygienekonzepte gibt, wo der Zutritt kontrolliert und Abstände eingehalten werden, ist das Infektionsrisiko deutlich geringer.
„Diese Welle wird unsere Kliniken überfordern“
„Unsere Kliniken und die Beschäftigten sind schon jetzt mit fast 80 Corona-Patienten am Rande ihrer Belastbarkeit angelangt. Diese kritische Situation in den Kliniken geht auf das Infektionsgeschehen in der Region Ende Oktober zurück. Da hatten wir im Schnitt 300 Neuinfektionen pro Woche“, so die Analyse des Leiters der staatlichen Gesundheitsbehörde für Stadt und Landkreis Bamberg. „Jetzt werden uns 1300 Neuinfektionen pro Woche gemeldet. Eine Vervierfachung im Vergleich zu Ende Oktober. Diese Welle wird unsere Kliniken überfordern“, warnte Landrat Johann Kalb eindringlich.
In der Lagebesprechung am Freitag wurde deutlich, dass innerhalb von nur drei Tagen 888 Neuinfektionen für Stadt und Landkreis Bam-berg gemeldet wurden. Noch beherrschbar sei die Situation in Pflegeheimen. In 15 Heimen in Stadt und Landkreis gibt es Infektionen, in fünf hiervon spreche man bei mehreren Fällen von einem Ausbruchsgeschehen, das genau beobachtet werde.
Einen extremen Anstieg der Infektionen sehen die Verantwortlichen der Gesundheitsbehörde in Bildungseinrichtungen. Seit den Herbstferien wurden 70 Infektionen in Schulen und 20 in Kindertagesstätten registriert.
Landrat Johan Kalb dankte den Bürgermeistern im Landkreis, die dem Appell gefolgt sind, nicht zwingend notwendige Veranstaltungen abzusagen und die Testmöglichkeiten wieder hochzufahren. „Inzwischen gibt es wieder mehr als 60 Anlaufstellen im Landkreis, an denen getestet wird“, dankte er auch Apotheken oder Hilfsorganisationen, die dieses engmaschige Netz fürs Testen mittragen.
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Brandbrief von IHK und HWK
Wirtschaft warnt vor faktischer Grenzschließung
Die bayerischen Industrie-und Handelskammern aus Bayreuth, Passau und Regensburg sowie die Handwerkskammern für Oberfranken und für Niederbayern-Oberpfalz haben einen Brandbrief an Ministerpräsident Söder geschrieben, in dem sie die Einstufung Tschechiens als Virusmutationsgebiet aus Sicht der regionalen Wirtschaft als folgerichtig einstufen, allerdings eine praxistaugliche Regelung an der bayerisch-tschechischen Grenze fordern.
Appell, von fünftägiger Quarantänepflicht abzusehen
Der Brandbrief wurde von Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz /Kelheim, Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK für Niederbayern in Passau, Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, und Rainer Beck, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, unterschrieben.
Die Einstufung Tschechiens als Virusmutationsgebiet sei aus Sicht der regionalen Wirtschaft folgerichtig und unterstreiche die Risiko-Beurteilung gegenüber dem Infektionsgeschehen bei den tschechischen Nachbarn. Die an Tschechien grenzenden bayerischen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern unterstützten die geplanten stationären Grenzkontrollen, die Ausweitung des Testangebots auf bayerischer und tschechischer Seite sowie eine sichere Umsetzung der Einreiseverordnungen. „Gleichzeitig appellieren wir in einem heute versandten Brandbrief an Ministerpräsident Dr. Markus Söder, von einer faktischen Grenzschließung in Form einer Quarantänepflicht von fünf Tagen nach Einreise mit negativem Corona-Test abzusehen”, so der Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz /Kelheim, Dr. Jürgen Helmes.
Eine solche Regelung könne weder von den Betrieben, noch von den bayernweit insgesamt 23.000 tschechischen Pendlern umgesetzt werden. In Folge würden ab kommender Woche in erheblichem Umfang dringend benötigte Fachkräfte in der Industrie, im Handwerk, in der Logistik bei industriellen Lieferketten, der Lebensmittelversorgung, der Entsorgung und beim ÖPNV sowie in weiteren Dienstleistungsbereichen fehlen.
Europaweit einzigartige Teststrategie
„Die Wirtschaft in den Grenzregionen hat seit Beginn der Corona-Pandemie alle nötigen Maßnahmen zum Infektionsschutz konstruktiv begleitet”, betont Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Durch vorbildliche Infektionsschutzkonzepte haben die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Mitarbeiter und der Bevölkerung geleistet.” Die Wirtschaft lobt die aktuelle Teststrategie, bei der die Berufspendler in einem 48-Stunden-Turnus auf COVID19 getestet werden. „Dank der vorbildlichen Arbeit der grenznahen Landratsämter und die Unterstützung des Freistaats Bayern für umfangreiche Testkapazitäten an den Grenzen zu Tschechien konnte ein in Europa beispielloses und wirksames Testsystem etabliert werden”, danken Dr. Helmes und Hohenner den politischen Verantwortlichen.
Die Wirtschaftsvertreter sind überzeugt, dass der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt an der bayerisch-tschechischen Grenze auch mit vorübergehenden Grenzkontrollen weiter bestehen kann, sofern die Regelungen in der Praxis umsetzbar seien.
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Corona
Infektionsgeschehen bleibt angespannt
Mit rund 50 Corona-Patienten in den Kliniken und Ausbruchsgeschehen in vier Pflegeeinrichtungen ist das Infektionsgeschehen in der Region Bamberg nach wie vor angespannt, wie Stadt Bamberg und Landratsamt Bamberg mitteilen. Dies wurde bei der wöchentlichen Sitzung der Koordinierungsgruppe Corona von Stadt und Landkreis Bamberg unter der Leitung von Landrat Johann Kalb und Oberbürgermeister Andreas Starke deutlich.
Thematisiert wurde in der Runde auch die in den letzten Tagen mehrfach aufgetretene Frage, wie es nach wie vor zu Infektionen in Pflegeheimen kommen könne, wo doch in allen Einrichtungen bereits Erst- und Zweitimpfungen stattgefunden haben. „Der volle Impfschutz hat sich erst nach einigen Wochen aufgebaut“, nannte der ärztliche Leiter, Professor Dr. Michael Sackmann, einen wesentlichen Grund. Bisher fallen die Verläufe der Infektionen jedoch geringer aus, schilderte die Leiterin des Fachbereiches Gesundheitswesen beim Landratsamt Bamberg, Dr. Susanne Paulmann, die aktuelle Situation. Deshalb gibt es nach Auffassung der Koordinierungsgruppe derzeit auch noch keinen Spielraum für eine Lockerung der Besuchsregelungen für Pflegeheime. Die Reduzierung der Kontakte und die Testung der Besucher und der Beschäftigten sind nach wie vor zum Schutz der Bewohner nötig. Dies sei auch deshalb weiterhin notwendig, so Prof. Sackmann, weil davon auszugehen sei, dass auch Geimpfte ansteckend sein könnten und die allgemeine Impfquote noch viel zu gering sei.
Koordinierungsgruppe beauftragt Konzept für dezentrale Impfungen
Die Koordinierungsgruppe von Stadt und Landkreis Bamberg diskutierte auch verschiedene Möglichkeiten, bei ausreichender Belieferung mit Impfstoff die Impfungen auch dezentral im Landkreis anzubieten. Landrat Johann Kalb und Oberbürgermeister Andreas Starke beauftragten das Impfzentrum Bamberg, die verschiedenen Optionen zu bewerten und ein Konzept für dezentrale Impfstrukturen in besonderen Fällen zu erarbeiten.
Die 7‑Tage-Inzidenzzahlen für Stadt und Landkreis Bamberg haben sich etwas verschoben; die Zahlen für die Stadt sind im Vergleich zur letzten Woche gestiegen und für den Landkreis etwas gesunken auf aktuell 95,6 für die Stadt und 97,2 für den Landkreis. Dies liegt laut Dr. Paulmann, Leiterin des Staatlichen Gesundheitsamtes, daran, dass die Zuordnung von Straßen zu Stadt oder Landkreis nicht korrekt erfolgt sei. Dies sei aufgefallen, da die 7‑Tage-Inzidenz der Stadt Bamberg trotz der positiven Fälle im Ankerzentrum nicht reagiert habe. Der Fehler sei nun behoben. Die Gesamtzahl der Fälle sei immer korrekt dokumentiert worden.
Auch wenn die Impfstofflieferungen noch schwanken und die Menge begrenzt bleibt, erhält das Impfzentrum Bamberg Impfstoff für durchschnittlich 1.800 bis 2.500 Impfungen pro Woche; die Sozialstiftung Bamberg mit ihren über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gilt als eigenständiges Impfzentrum und wird separat mit Impfstoff beliefert.