Um Kindern mit Down-Syndrom die Teilnahme am Regel-Schulunterricht zu ermöglichen, beschäftigt die Hilfsorganisation der Malteser im Bezirk Mittel- und Oberfranken Schulbegleiter. Inklusion
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Spende, um Kurs-Absage aus wirtschaftlichen Gründen zu vermeiden
VHS-Förderverein unterstützt soziale Teilhabe und Inklusion
Der Förderverein Volkshochschule Bamberg Stadt setzt sich für die soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten ein. Eine 3000-Euro-Spende stellt sicher, dass künftig kein VHS-Kurs aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt werden muss, weil er von zu vielen Menschen mit Ermäßigungs-Anspruch gebucht wurde.
Die Volkshochschule Bamberg Stadt bietet seit Jahrzehnten für eine ganze Reihe von Personen Ermäßigungen der Kursgebühr an. Berechtigt sind etwa Inhaberinnen oder Inhaber der Bamberger SozCard oder Ehrenamtskarte, Studierende oder Auszubildende. Begleitpersonen von Menschen mit Behinderung sind komplett von der Kursgebühr befreit, um Inklusion zu ermöglichen. „Häufig ist die paradoxe Situation entstanden, dass Kurse nicht mehr wirtschaftlich waren und abgesagt werden mussten, wenn sich zum Beispiel zwei Interessierte mit Ermäßigungs-Anspruch oder eine von der Gebühr befreite Begleitperson angemeldet hatten“, erklärt Andrea Grodel, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. In Vertretung von Leiterin Dr. Anna Scherbaum dankte sie dem Förderverein bei der Spendenübergabe für die wichtige Unterstützung.
Lern- und Begegnungsort für alle Menschen, unabhängig finanzieller Möglichkeiten
„Als wir erfahren haben, dass die Pandemie das Problem mit den Ermäßigungen wegen der Abstandsregelungen verschärft hat und zugleich der Druck zur Wirtschaftlichkeit gestiegen ist, wollten wir ein Signal für Inklusion und soziale Teilhabe setzen“, sagt Vorsitzende Ulrike Siebenhaar. Stellvertretende Vorsitzende Marion Zachert betont, dass die städtische Kultur- und Bildungsstätte auch künftig ein Lern- und Begegnungsort für alle Menschen sein muss. „Und das unabhängig von deren finanziellen Möglichkeiten“, ergänzt Schatzmeister Thomas Schmidt. Wer die wichtige Arbeit des Fördervereins unterstützen möchte, kann dies mit einer Einmalspende oder einer Mitgliedschaft tun. Beitrittserklärungen gibt es im VHS-Sekretariat, Tränkgasse 4, oder unter www.vhs-bamberg.de/foerderverein.
Spendenkonto
Förderverein Volkshochschule Bamberg Stadt e.V.
IBAN: DE47 77050000 0302807714
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Studie
Inklusion kann auf Kosten sozialer Integration gehen
Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten, ist Ziel eines inklusiven Schulsystems. Eine Studie hat nun jedoch gezeigt: Das Konzept der Schwerpunktschulen kann sich negativ auf das soziale Miteinander der Kinder auswirken.
Kurz vor dem heutigen „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung“ haben Marcel Helbig und Sebastian Steinmetz, Forscher am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), eine Studie zu Inklusion und sozialer Integration veröffentlicht. Darin sind sie zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Schulkonzept der Schwerpunktschulen zu Lasten des sozialen Miteinanders auswirkt.
Die Daten ihrer Studie haben Helbig und Steinmetz in in Rheinland-Pfalz erhoben. Dort wird, statt ein breites inklusives Angebote zu machen, bei Inklusion fast ausschließlich auf Schwerpunktschulen gesetzt.
Rheinland-Pfalz setzt als einziges Bundesland bei der Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf fast ausschließlich auf Schwerpunktschulen. Die Mehrheit der Bundesländer hat sich dagegen für eine flächendeckende Inklusion entschieden. In einigen Ländern wie Berlin, Hamburg oder Brandenburg gibt es Mischsysteme aus flächendeckender Inklusion und Schwerpunktschulen.
Der Anteil von Kindern aus einkommensschwachen Familien ist an den inklusiven Schwerpunktschulen in Rheinland-Pfalz seit 2012 überdurchschnittlich gewachsen. Vor allem in den Städten hat sich damit das Problem der sozialen Trennung im Grundschulwesen verschärft.
Die Studie weist nun mit Daten der amtlichen Schulstatistik nach, dass das Konzept der inklusiven Schwerpunktschule auf Kosten der sozialen Integration geht. Das liegt zum einen in der Entstehung dieser Schulen begründet. So wurden in Rheinland-Pfalz die sozial schwächeren Grundschulen als Standorte für Schwerpunktschulen ausgewählt. Dabei handelt es sich um Schulen, die bereits vor ihrer Umwandlung einen hohen Anteil von Kindern aus einkommensschwachen Familien hatten. So lag der Anteil von Kindern mit Lernmittelbefreiung an Schwerpunktschulen sechs Prozentpunkte höher als an Nicht-Schwerpunktschulen.
Inklusiver Unterricht an allen Schulen als Ziel
Seit 2012 hat sich die Armutsquote an den Schwerpunktschulen zum Teil überdurchschnittlich erhöht. Dies gilt vor allem für die städtischen Räume, wo sich der Unterschied beim Anteil armer Kinder zwischen Schwerpunktschulen und Nicht-Schwerpunktschulen auf 12 Prozentpunkte verdoppelte. Dies trifft in besonderem Maße in Nachbarschaften zu, in denen es weitere Grundschulen gibt.
„Wir vermuten” sagt Marcel Helbig, „dass vor allem Eltern aus der Mittelschicht die Schwerpunktschulen meiden und ihre Kinder auf andere Grundschulen in Wohnortnähe schicken.” Schwerpunktschulen in Rheinland-Pfalz müssen daher doppelte Integrationsarbeit leisten, eine pädagogische und eine soziale. „Das geht zu Lasten der Chancengerechtigkeit, verstärkt soziale Trennung und zeigt, dass halbherzige Inklusion nicht-beabsichtigte soziale Folgen haben kann.“
Zusammen mit Sebastian Steinmetz plädiert der Autor der Studie für die Überwindung der Schwerpunktschulen zugunsten eines inklusiven Unterrichts an allen Schulen. Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 wäre Deutschland ohnehin verpflichtet, Kinder und Jugendliche mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten. Die Konvention sieht vor, dass inklusiver Unterricht in möglichst wohnortnahen Schulen angeboten wird. Schwerpunktschulen konterkarieren dieses Recht aber und verhindern einen systematischen Wandel hin zu einem inklusiven Schulsystem, da nur bestimmte Standorte diesen pädagogischen Auftrag übernehmen.
Rheinland-Pfalz ist neben Bayern und Baden-Württemberg Schlusslicht bei der Umsetzung schulischer Inklusion, wie eine im September 2021 erschienene WZB-Studie gezeigt hat.
goolkids beruft seine ersten Botschafter
Inklusion in die Öffentlichkeit tragen
Auf der Bühne, im Sport und in der Politik sind sie in unterschiedlichen Farben unterwegs, beim Förderkreis goolkids sind sie alle in der Sache und auch in der Farbe der Poloshirts vereint. Das hoffnungsfrohe Grün tragen die Botschafterinnen und Botschafter, die seit wenigen Wochen goolkids vertreten.
Landtagsabgeordnete Melanie Huml und Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz, Daniela Kicker, mehrfache Weltmeisterin im Kegeln, und Triathlet Chris Dels, dazu die Brüder Jonas und David Ochs von der Rap-Combo „Bambägga“. Eine illustre Runde hat der Förderkreis goolkids auserkoren.
Mit Interesse und Freude hat Staatsministerin Melanie Huml die Entwicklung von goolkids in den vergangenen Jahren verfolgt. „Der Förderverein hat in den letzten Jahren tolle Aktionen gestartet und viel bewegt. Ich finde goolkids großartig, denn es ist wichtig, dass wir Kindern unabhängig ihrer Herkunft und Fähigkeiten eine chancenreiche Zukunft ermöglichen“, so die Bamberger Landtagsabgeordnete.
„Kinder sind das höchste Gut im Leben. Deshalb brauchen sie erhöhte Aufmerksamkeit und den Umgang mit anderen Kindern“, betont Daniela Kicker. „Eine gute Basis ist dabei gemeinsamer Sport mit Integration aller Kulturen und unterschiedlichen Hautfarben.“ Im Laufe dieses Jahres haben die goolkids-Verantwortlichen erkannt, dass ihre Aktivitäten für Sport-Inklusion auch starke Fürsprecher von außen brauchen.
Der Ansatz war, dass Menschen mit großer Ausstrahlung und Persönlichkeit mithelfen könnten, dieses so wichtige Thema noch breiter in die Gesellschaft zu tragen.
Ein starker Kerl mit goolkids-T-Shirt
Ausnahmslos alle Anfragen seien innerhalb weniger Stunden mit großer Begeisterung positiv beantwortet worden, betont Robert Bartsch, Initiator von goolkids, „fast so, als wenn unsere sechs Botschafter nur darauf gewartet hätten, mitmachen zu dürfen.“
„Ich freue mich sehr, dass ich nun auch mal etwas zurückgeben kann“, äußert sich Chris Dels dazu, was es für ihn bedeutet, jetzt Inklusions-Botschafter zu sein.
Von goolkids sei ihm als erstes das Auto in seiner Nachbarschaft aufgefallen, „dann ein starker Kerl mit T‑Shirt, der immer mehr Gewichte als ich im Fitness-Studio bewegt hat.“ Auf der Sportgala hielt Dels dann eine Laudatio auf Franz Bezold und betont, dass er bei dieser Veranstaltung schließlich so richtig realisiert habe, wieviel durch goolkids bewegt wird.
Seit zwei Jahren gibt es bei goolkids den Lauf- und Rolltreff, zu dessen Einführung unter anderem Chris Dels einer der Begleiter war. Seitdem ist er oft hautnah dabei und auch stets im Kontakt mit Robert Bartsch und nimmt somit die Entwicklung bei goolkids wahr.
David Ochs und Jonas Ochs sind Brüder und zwei Mitglieder des Rap-Trios „Bambägga“. Beide arbeiten sie bei der Lebenshilfe und sind von daher seit langem mit der Thematik Inklusion vertraut. Bei der Sportgala waren sie in den vergangenen Jahren immer wieder einmal vertreten, unterstützt teilweise von Lebenshilfe-Mitarbeitern. Die beiden freuen sich über die Aufgabe als Inklusions-Botschafter und wollen sich auch weiterhin aktiv für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einsetzen. „Jeder hat das Recht darauf, dabei zu sein. Auf dem Sportplatz, der Bühne oder im Büro. Inklusion betrifft uns alle und wird besonders gut, wenn möglichst viele mitmachen.“
Dass noch viele mitmachen und mithelfen, ist auch eine Hoffnung von Initiator Bartsch. Und dass durch das Engagement der Botschafter andere, interessierte Menschen sehen, dass sie als Ehrenamtliche, Helfer oder Begleiter die Arbeit bei goolkids mitgestalten können.
„Das Thema in die Öffentlichkeit tragen“
In die gleiche Kerbe schlägt Andreas Schwarz, der auch beim ersten goolkids-Schnuppertag vor Ort war: „Um Inklusion in unsere Gesellschaft hineinzubringen, benötigt es viele kleine Schritte und viele helfende Hände. Der Förderverein goolkids leistet hier einen großartigen Beitrag für die Region Bamberg. Ich bin sehr stolz, Inklusions-Botschafter für goolkids zu sein.“
Ebenso stolz war Daniela Kicker davon, als Inklusions-Botschafter angefragt worden zu sein. „Vor einigen Jahren ist mir goolkids in den Medien erstmals aufgefallen. Das soziale Engagement hat mich damals schon beeindruckt.“ Die mehrfache Deutsche Meisterin und Champions League-Siegerin im Kegeln betont, dass sie sich auf die bevorstehenden Aufgaben freue, „weil ich gerne mit Kindern arbeite und darüber hinaus auch meine Erfahrungen aus über 30 Jahren in verschiedenen Klubs einbringen kann, mit Migranten, ausländischen Sportlern und behinderten Menschen. Die Integration dieser Menschen, andere Kulturen kennenzulernen und zu respektieren, ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, an der ich mich gerne beteilige.“
Robert Bartsch sieht ein breites Feld an Möglichkeiten, wie die Botschafterinnen und Botschafter den Förderkreis vertreten können. Seien es die Besuche der goolkids-Aktivitäten oder auch, indem sie eigene Aktivitäten umsetzen, durch die sie auch auf das Thema Inklusion aufmerksam machen. Wie er weiter berichtet, wurden schon von allen Botschaftern eigene Ideen eingebracht wurden, deren Umsetzungsmöglichkeiten gemeinsam näher besprochen werden.
„Wichtig ist einfach, dass wir zusammen zeigen, wie leicht Inklusion gemeinsam sein kann. Natürlich erhoffen wir durch deren Einsatz auch eine Stärkung unseres Ehrenamtes und viele begeisterte Neueinsteiger für unseren Weg. Inklusion bedeutet ja auch offene Teilhabe – warum also dies nicht auch mit den Machern und Botschaftern gemeinsam so umsetzen?“
Auch Melanie Huml sieht mit Freude, wie es dem Förderkreis gelingt, Menschen zusammen zu bringen. „Während wir uns im Alltag häufig in einem immer ähnlichen Umfeld bewegen, schafft goolkids Chancen für neue Begegnungen. Gerade gemeinsame Sportaktivitäten sind dafür ideal, denn hier zählen vor allem Einsatzfreude und Teamgeist.“
Ein großes Projekt, auf das die Botschafterinnen und Botschafter gemeinsam mit goolkids hinarbeiten, ist, dass die Bewerbung der Region Bamberg als „Host-Town 2023“ erfolgreich ist. Die Special Olympics World Games finden 2023 in Berlin und damit erstmals in Deutschland statt. Die Stadt Bamberg hat sich hierfür als Host Town beworben, sprich als eine der insgesamt 170 Städte, die im Vorfeld für jeweils ein Teilnehmerland Gastgeberstadt sind, bevor alle Delegationen fünf Tage vor Beginn der Spiele nach Berlin zu den Wettkämpfen weiterreisen. „Dies kann ein sehr bedeutsamer Schritt sein, um aus Bamberg eine vorbildliche Region für offene Teilhabe beziehungsweise Partizipation zu machen“, so Robert Bartsch.
Er spürt bei allen Botschaftern den Glauben, dass langfristig durch das Engagement eines jeden einzelnen Menschen die Vision einer gelebten inklusiven Gesellschaft Realität werden kann.
Arno Schimmelpfennig produzierte für goolkids im Rahmen der Bewerbung Bambergs als Host Town einen Film, in dem die Botschafter zu Wort kommen, der unter https://fb.watch/8LRI-WvP9S/ angesehen werden kann.
Die Inklusionstage sind gestartet
Sportinklusion und gesunde Ernährung – Hirschaid macht den Anfang
Gestern startete der Förderkreis goolkids sein bislang größtes Projekt, denn für ganz Bayern zeichnet er als Initiator bei den Inklusionstagen in Schulen verantwortlich. Als organisatorische und operative Partner stehen goolkids der Bayerische Basketball-Verband und die RSB Thuringia Bulls Elxleben zur Seite.
Die Corona-Pandemie sorgte zwar für einen langen Aufschub, doch gestern war es so weit: In Hirschaid fand die Kickoff-Veranstaltung der bayerischen Inklusionstage an Schulen statt. Vier Schulklassen nahmen teil und durften unter Anleitung zweier Rollstuhlprofibasketballer Inklusion erleben und von Ernährungsexperten von REWE erfahren, was gesunde Ernährung bedeutet.
Aufgeregt seien die Schülerinnen und Schüler anfangs gewesen, berichtet ginaS-Projektleiter Lukas Parzych, doch je länger der Tag dauerte, desto mehr sei zu merken gewesen, dass sie die Scheu ablegten und aufgeschlossener wurden. „Sie waren dann Feuer und Flamme für die beiden Themen, die heute im Mittelpunkt standen, Inklusionssport und gesunde Ernährung.“ Die Begeisterung war so groß, dass die Schüler am Ende des Tages den Rollstuhlfahrern sogar beim Abbau und Aufräumen der Rollstühle mithalfen.
Thüringer Modell als Vorbild
Seitens der Stadt Bamberg richtete Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner bei der Pressekonferenz Grußworte ans Auditorium und erinnerte sich, vor dreißig Jahren während seiner Zivildienstzeit die erste Erfahrung mit Inklusion gemacht zu haben. Erstmals selbst in einem Sportrollstuhl gesessen habe er, als er vor wenigen Jahren bei einem Rollstuhl-Basketball-Einlagespiel beim Miteinander-Cup teilnahm und er wisse daher um die Herausforderung, als Ungeübter in einem Rollstuhl zu sitzen.
Wolfgang Heyder, Vorstand des Förderkreises goolkids, gab einen kurzen Abriss der Geschichte von ginaS, was für „goolkids integriert natürlich alle Sportler“ steht. Vor rund drei Jahren begann das Projekt, mit dem sich das Team zum Auftrag gemacht habe, möglichst viele Menschen mit Handicap zum Sport zu bringen. „Was für uns am Anfang sehr leicht geklungen hat, war dann eine ziemlich große Herausforderung, weil wir festgestellt haben, dass es beim Sport immer um Leistung geht.“ Selbst im Breitensport gehe es immer darum, zu gewinnen – was umso mehr ein Ansporn für goolkids wurde, das Thema Inklusion und den Sport zusammenzubringen. Einige Projekte wurden seitens gookids unter der Marke ginaS seither entwickelt, so betreibt die intergraFit-Gruppe gemeinsames Training im Fitnessstudio, dazu kommen die Fußballgruppe und der Lauftreff.
Nun also macht man sich daran, die Inklusion mittels Sport in die Schulen zu bringen.
Es gehe darum, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, deshalb sei von Anfang an der Plan gewesen das Thema nicht nur in der Region Bamberg, sondern bayernweit umzusetzen. Um dies im gesamten Freistaat aufzubauen, wurde der Bayerische Basketball-Verband als möglicher Partner angefragt. Landesverbandstrainer Stefan Merkl war bei der Kickoff-Veranstaltung vor Ort und betonte, dass er sofort Feuer und Flamme gewesen sei, als Wolfgang Heyder damals auf ihn zukam.
Für die Umsetzung wurde die Rollstuhlbasketball-Mannschaft RSB Thuringia Bulls Elxleben ins Boot geholt, die ein ähnliches Projekt seit Jahren in Thüringen etabliert hat. Auf dieses Projekt war Heyder in seiner Zeit als Basketball-Funktionär in Thüringen aufmerksam geworden. RSB-Profi André Bienek umriss kurz, dass die Idee in Thüringen damals gewesen sei, Inklusion mittels Projekten in die Schulen zu bringen.
„Nur Basketball zu zeigen fanden wir zu wenig“, erinnert er sich daran, dass sie sich entschlossen, die Schülerinnen und Schüler nicht nur in Sport‑, sondern auch in Alltagsrollstühle zu setzen und ihnen mittels eines Parcours zu zeigen, welche Hindernisse Menschen im Rollstuhl zu überwinden haben. „Dies führte dazu, dass von den Kindern immer mehr Fragen aufkamen und das Thema Inklusion immer größer wurde.“ Seitdem ist das RSB-Team mit Sportrollstühlen und Alltagsrollstühlen in den Schulen, denn die Fragen zeigten, dass die Kinder durch das aktive Erleben auch mehr über die Hintergründe nachdenken. „Hindernisse sind das eine. Das Schwierigste aber sind die Hindernisse im Kopf“, weiß Bienek, weil Erwachsene im Kopf sehr stark eingefahren seien. Wichtig sei, dass die Kinder mit einer anderen Einstellung aufwachsen. Je mehr die Kinder Kontakt mit Menschen mit Handicap haben, desto weniger entstünden Hindernisse im Kopf und Vorurteile, weiß er zu berichten. Er freue sich deshalb sehr, dass jetzt das Projekt auch in Bayern groß aufgezogen wird. Er könne sich nur bei jedem Schulleiter teilnehmender Schulen bedanken. „Je mehr wir mit Kindern in Kontakt kommen, desto besser. Es bringt immer etwas. Und es bringt die Inklusion weiter und uns als Gesellschaft näher zusammen.“
Bayernweit an zunächst acht Standorten
„Wir haben uns mit André Bienek zusammengesetzt und versucht, das Konzept, das die Bulls bereits verfolgen, mit unserem Ernährungskonzept in Einklang zu bringen. Und das hat super geklappt“, betont Lukas Parzych. „André ist ein super Kooperationspartner und mit REWE arbeiten wir eh schon länger gut zusammen.“
Insgesamt vier Klassen wurden in Hirschaid betreut, je zwei gleichzeitig, die auf zwei Hallenbereiche in der Dreifachturnhalle aufgeteilt waren.
Während die eine Gruppe mit den RSB-Profis Basketball spielte und den Sportparcours zum Thema „Inklusion leben und erleben“ durchführte, war die zweite Gruppe beim Sinnesparcours zum Thema „Gesundheit und gesunde Ernährung“ mit der Gesundheitsexpertin von REWE, Ines Popp.
Mit der gestrigen wurde für Bayern der Startschuss zu diesem Projekt gegeben, das von hier aus durch alle bayerischen Regierungsbezirke zieht. An acht Standorten gibt es zunächst Partnerschulen, und in allen wird REWE mit vor Ort sein, ebenso die Profis aus Elxleben und ginaS-Projektleiter Lukas Parzych.
„Für mich gehören Sport, Bewegung, Ernährung zusammen und jetzt noch Inklusion, das macht es perfekt“, betont Ines Popp, die als Gesundheitsexpertin von REWE bei den Inklusionstagen vor Ort für die Konzeption und Planung mitverantwortlich ist.
Das Projekt erfordert auch finanzielle Unterstützung durch einen starken Partner, der mit der Sparkassengruppe gefunden wurde. „Sport verbindet“ sei für die Sparkasse und die Sportjugendstiftung der Sparkasse der Anknüpfungspunkt, so Thomas Schmidt, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bamberg, der bekräftigte, dass die Sparkassen-Gruppe von diesem Projekt überzeugt sei. Mit einem fünfstelligen Betrag ist die Sportjugendstiftung der Sparkasse eingestiegen. Sei leiste gerne den Beitrag, auch um das Ehrenamt nach vorne zur bringen, die Vielfalt und das Miteinander zu stärken, betonte Schmidt.
Lukas Parzych sieht bei Jugendlichen gute Chancen, Vorurteilen durch gemeinsamen Sport entgegenzuwirken. „Uns ist wichtig, einen Perspektivwechsel zu erzeugen. Die Schüler sollen merken, dass Menschen mit Handicap nicht anders sind und dass auch Inklusionssport Spaß machen kann.“ Er ist überzeugt davon, dass Projekte wie die Inklusionstage den Jugendlichen zeigen können, dass es keinen Unterschied macht, ob man Sport mit jemandem mit oder mit jemandem ohne Handicap macht.
Förderkreis goolkids
Inklusiver Lauftreff startet wieder
Nach langer Pause lädt der Förderkreis goolkids alle Interessierten am kommenden Samstag, am 18. September, erstmals wieder zum inklusiven Lauf-und Rolltreff in Bamberg ein.
Vor knapp zwei Jahren wurde der Lauftreff ins Leben gerufen mit dem Ziel, regelmäßig stattzufinden. Corona hat allerdings diesen Versuchen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Konnte im Februar vergangenen Jahres der MITeinander-Cup, das beliebte Turnier für Inklusion und Integration als ein buntes Fest mit Fußball, Rollstuhlbasketball und vielen Begegnungen, noch sein fünfjähriges Jubiläum feiern, mussten im Anschluss auch die von goolkids angedachten Aktivitäten ausfallen. Einzig das Benefiz-Golfturnier konnte im Herbst, unter strikten Hygienebedingungen, durchgeführt werden.
Der Förderkreis reagierte flexibel, rief für mobil eingeschränkte Mitbürger und Risikopatienten den Lieferservice „goolkids hilft“ ins Leben, und verlagerte ansonsten seinen Schwerpunkt in den vergangenen fünfzehn Monaten auf sportliche Aktivitäten, die in Form von virtuellen Treffen ausgeübt werden konnten. Zum Beispiel entstand die Idee, unter dem Motto #machMITtwoch jeden Mittwoch ein Video auf Instagram zu posten, das Anregungen zu Sport und Bewegung bietet.
Wie andernorts kehrt auch bei goolkids nun der Optimismus zurück, eine gewisse Form der Normalität möge einkehren. Am 24. Juli wurde der 1. Schnuppertag „Fußball inklusiv“ durchgeführt, eine Möglichkeit, ein inklusives und integratives Kennenlernen des Förderkreises in Selbsterfahrung mit einem Kennen-lern-Training und einem inklusiven Fußballturnier zu ermöglichen.
Lauftreff reloaded
Und am 18. September darf erstmals in diesem Jahr wieder gelaufen werden, goolkids lädt zum inklusiven Lauf- und Rolltreff ein.
„Egal ob Hobbyläufer, Rollstuhlfahrer, Walkingfreunde, Leistungssportler oder Eltern mit ihren Kindern, Menschen mit und ohne Handicap, alle sind herzlich eingeladen und willkommen, dabei zu sein“, betont Robert Bartsch, der goolkids-Initiator.
Alle BambergerInnen sind zur Teilnahme aufgerufen, Treffpunkt ist am Bootshaus im Hain, Beginn um 10 Uhr. „Wir laufen alle miteinander, füreinander, nebeneinander. Und wer nicht laufen kann oder möchte, der darf sich gerne schieben lassen. Die Strecke beträgt drei entspannte Kilometer, kann aber auch gerne mehrfach gelaufen werden“, so Herr Bartsch.
Im Vordergrund stehen der gemeinsame Spaß, das Rollen und Laufen in der Gruppe mit gemütlichem Beisammensein. Der Lauf soll zeigen, dass es sehr einfach und ohne Leistungsdruck gelingt, vielfältig veranlagte Menschen zusammenzubringen. „Wir wollen diese neue Form des Lauftreffs nach und nach mit anderen Laufgruppen ausbauen und in unserer Region etablieren“, so Bartsch weiter.
Es geht an diesem Tag insbesondere darum, allen Menschen zu zeigen, dass es sehr leicht ist, scheinbare Hürden gemeinsam abzubauen. Deshalb ist der gemeinsame Ausklang auf dem Parkplatz beim Bootshaus genauso belebend wie der Lauf selbst.
Leitfaden für inklusiven Sport in Bamberg und der Region
Angetreten vor ziemlich genau sechs Jahren mit dem Slogan „Fußball baut Brücken“ und der Intention, sozial benachteiligte Kinder zu integrieren und zu unterstützen, stellte goolkids über die letzten Jahre hinweg zahlreiche Projekte auf die Beine. Angefangen vom Menschenkicker über den MITeinander-Cup als kleines, aber feines Turnier, die dem Sport treiben miteinander dienen, bis hin zur Sportgala als großer Baustein zur finanziellen Unterstützung, ist das Paket an Aktionen und Veranstaltungen sukzessive gewachsen.
In Kooperation mit LinaS („Lingen integriert natürlich alle Sportler“) entstand als eigenes Inklusionsprojekt ginaS („goolkids integriert natürlich alle Sportler“), unter dem nun die sportlichen Aktivitäten gebündelt sind. Danach entstanden dann viele weitere gute Kooperationen, wie beispielsweise mit der Lebenshilfe Bamberg. Nicht nur im Fußball findet bei ginaS Begegnung statt, sondern unterschiedliche Sportarten, wie Rollstuhlbasketball, Kinderyoga, IntegraFIT oder „TAKT-VOLL – der inklusive Tanztreff“, dienen dem Miteinander.
„Die Möglichkeiten, Inklusion und Integration im Sport zu vereinen, sind dabei unbegrenzt und in fast jeder Sportart möglich“, betont Robert Bartsch. Um allen Interessierten, egal welchen Alters und welcher Herkunft, einen Überblick zu geben, haben die goolkids-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten Sportarten und Sportvereine zusammengetragen, in denen barrierefreier Sport möglich ist, und im Juli als kompakte Zusammenfassung einen Leitfaden herausgegeben. In dieser Broschüre, die auch arabische, persische, kurdische und russische Übersetzungen umfasst, sind erstmals alle Sportarten zu finden, die heute schon vorurteilsfrei inklusiv möglich sind.
Ob „Aikido“, „Blinden-Tischtennis“ oder „Minigolf“ – der Leitfaden zeigt kompakt das sportliche Angebot und den für den jeweiligen Sportler passenden Verein. goolkids bietet darüber hinaus aber auch die Möglichkeit, Vereine auf dem Weg zum inklusiven Sport unterstützen.
Der Leitfaden ist in der Stadt und im Landkreis in gedruckter Form zu finden, als pdf – auch zum Vorlesen – unter www.sport-inklusion.de.
„Inklusion ist für mich, wenn alle zusammen mitmachen dürfen. Dieses neue Werk soll mithelfen, inklusive Sportarten mit Menschen und Vereinen zusammen zu bringen“, bringt Robert Bartsch es auf den Punkt.
Lauf-und Rolltreff
Samstag, 18. September, ab 10 Uhr
Treffpunkt: Bootshaus im Hain
Inklusionsstudie INSIDE
Kinder mit Förderbedarf konnten im Lockdown schlechter lernen
Inklusiv beschulte Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen haben während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 ungünstigere Lernbedingungen erlebt als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ohne solche besonderen Bedarfe, wie aus einer der Auswertung einer Befragung von fast 2.000 Kindern der Klassenstufen 7 und 8 hervorgeht.
Die Befragung wurde als Teil der schulbezogenen Inklusionsstudie INSIDE durchgeführt, die unter anderem am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) beheimatet ist. Es zeigte sich, dass gleichzeitig die Kinder, unabhängig von Förderbedarfen, die Zeit der Schulschließung sehr unterschiedlich wahrgenommen haben.
Die Bedingungen für das Lernen zuhause während der ersten Schulschließung waren für Schülerinnen und Schüler von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen geprägt. Inzwischen herrscht Einigkeit darüber, dass sich bestehende Benachteiligungen durch die Schulschließungen weiter verschärft haben. Eine Gruppe ist dabei besonders betroffen, jedoch weitgehend aus dem Blickfeld geraten: Zur Situation von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen liegen bislang nur wenig empirische Befunde vor. Diese Lücke will das Projekt INSIDE (Inklusion in und nach der Sekundarstufe) verringern. Die Forscherinnen Dr. Cornelia Gresch von der Humboldt-Universität zu Berlin und Dr. Monja Schmitt vom LIfBi in Bamberg gehen in einer aktuellen Auswertung der Frage nach, welche Unterschiede es während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 beim Lernen und Wohlbefinden zwischen Schulkindern mit und ohne Förderbedarfe gab. Die Daten dafür liefern Selbsteinschätzungen von 1.939 Kindern, die im Rahmen der regulären Erhebungen der Langzeitstudie INSIDE im Herbst 2020 erfragt wurden. 13 Prozent dieser Kinder hatten sonderpädagogische Förderbedarfe.
Präsenzunterricht ermöglicht Teilhabe
Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen weisen zu Hause häufig eher ungünstige Lernvoraussetzungen auf. Für sie ist das Fehlen von Präsenzunterricht besonders folgenreich, denn die Teilhabe an Bildungsangeboten wird ihnen dadurch erschwert. Dazu kommt, dass das Lernen zuhause sich stark von den individualisierten Unterrichtsformaten unterscheidet, die diese Gruppe gewohnt ist: Sie benötigt mehr Motivation, mehr Begleitung und Aufmerksamkeit durch die Lehrkraft und umso mehr das Gefühl, in einer Gemeinschaft zu lernen – Faktoren, die beim Lernen zuhause im Frühjahr 2020 weitgehend weggefallen sind.
Kinder mit Förderbedarf lernten weniger
Wie auch aus anderen Befragungen zum Lernen zuhause während der Schulschließung (–> NEPS Corona & Bildung No. 1) hervorging, war die Zeitspanne, die Schülerinnen und Schüler mit schulischen Lerninhalten verbrachten, sehr unterschiedlich. Dieses Bild zeigt sich auch in der INSIDE-Befragung. Es gibt sowohl Kinder, die berichteten, in dieser Zeit deutlich weniger für die Schule gearbeitet zu haben, als auch solche, die einen viel größeren Zeitaufwand als zu normalen Schulzeiten angaben. Beim Vergleich der Gruppen mit und ohne Förderbedarfe zeigen sich statistisch bedeutsame Unterschiede. 18 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarfen gaben an, viel weniger gearbeitet zu haben. Bei den Mitschülerinnen und Mitschülern ohne Förderbedarfe machten diese Aussage nur 11 Prozent. Noch deutlicher wird dieser Unterschied bei der Frage, in welchem Umfang die Aufgaben bearbeitet wurden, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurden. 17 Prozent der Kinder mit Förderbedarfen gaben hier „keine“ oder „wenig“ an (im Vergleich zu 8 Prozent bei der Gruppe ohne Förderbedarfe). Bei der Arbeitsumgebung ist auffällig, dass Kinder mit Förderbedarfen weniger oft einen Zugang zu Druckern hatte, aber häufiger von Personen berichteten, die auf die Erledigung der Aufgaben achteten.
Schulschließung beeinflusst auch Wohlbefinden
Die Forschenden fragten die Kinder auch, wie es ihnen während der ersten Schulschließung insgesamt gegangen ist. Die Antworten ergeben ein heterogenes Bild. Auffällig ist, dass Kinder mit Förderbedarfen signifikant häufiger extreme Empfindungen („überhaupt nicht gut“ oder „sehr gut“) angaben.
Insgesamt sehen die Forscherinnen Gresch und Schmitt Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen beim Lernen zuhause benachteiligt. „Sie hatten zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen teilweise ungünstigere Lernbedingungen und verbrachten auch weniger Zeit mit Lernen. Wir sehen hier die Befunde anderer Studien bestätigt, dass Ungleichheit durch fehlenden Präsenzunterricht weiter verstärkt wird“, so Cornelia Gresch.
Der vollständige Bericht ist auf https://www.lifbi.de/Transferberichte zu finden.
Über das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi)
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastrukturen für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung.
Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. Weitere Großprojekte, an denen das LIfBi beteiligt oder führend ist, sind die Geflüchtetenstudien ReGES und BildungswegeFlucht oder das Inklusionsprojekt INSIDE. Grundlage dafür sind die eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, insbesondere die fundierte Instrumenten- und Methodenentwicklung für längsschnittliche Bildungsstudien, von der auch andere Infrastruktureinrichtungen und ‑projekte profitieren.
„Wie geht wählen?“
Katholische Akademie CPH veröffentlicht Buch zur inklusiv ausgerichteten politischen Bildung
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl hat die Nürnberger Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) einen neuen Band der inklusiven Buchreihe „Wie geht Demokratie?“ veröffentlicht. Das Buch trägt den Titel „Wie geht wählen?“.
Auf 103 Seiten enthält das Buch „Wie geht wählen?“ verschiedene Bausteine, die dazu genutzt werden können, Menschen mit Lernschwierigkeiten auf leicht verständliche Weise den Wahlprozess näherzubringen. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die Publikation als wichtiges Werkzeug zur Förderung der Partizipation von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben. „Um an Demokratie teilzuhaben und seine Interessen in der Politik einbringen zu können, benötigt es Verständnis und Kompetenz. Das gilt für alle Bürgerinnen und Bürger, besonders für Menschen mit Behinderung“, so Schick.
Hilfestellung zur Bundestagswahl für Menschen in Vollbetreuung
Der Veröffentlichungszeitpunkt vor der Bundestagswahl im September sei ganz bewusst gewählt, versichert Dr. Doris Katheder, Co-Autorin des Buches und Leiterin des Ressorts Erinnerungsarbeit/Menschenrechte/Werte an der Akademie CPH. Aus ihrer Sicht ist das Wahljahr 2021 ein „historisches Jahr“, denn 2019 hatte der Deutsche Bundestag beschlossen, dass zukünftig auch Menschen in Vollbetreuung wählen dürfen. „Diese können somit im Herbst 2021 zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik an der Bundestagswahl teilnehmen. Ein großer Schritt in Richtung umfassende Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben“, so Katheder.
Doch Wählen will gelernt sein. Nachdem im ersten Band der Buchreihe, „Demokratie und ich“, bereits Grundzüge der Demokratie und deren Einfluss auf die Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger behandelt wurden, fokussiert sich der zweite Band auf den Wahlprozess und alles, was es dabei zu beachten und zu wissen gilt. „Das Buch versucht, die Fragen rund ums Wählen so konkret, umfassend und barrierefrei wie möglich zu beantworten“, sagt Katheder. Es richte sich dabei an alle, die die gleichberechtigte politische Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten aktiv unterstützen möchten, „also in erster Linie an Fachkräfte und Ehrenamtliche in Institutionen der Behindertenhilfe, der politischen Bildung und der Menschenrechtsbildung.“ Zum Buch gehören digitale und analoge Arbeitsmaterialien mit denen Workshops und Seminare durchgeführt werden können.
Damit das auch reibungslos funktioniert, wurden Buch und Bildungsmaterialien in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. CPH-Mitarbeiterin Barbara Reiser hat beispielsweise mit an den Bausteinen der Lerneinheiten gefeilt und immer wieder kritisch hinterfragt: „Verstehe ich das jetzt wirklich?“ Das Endergebnis wurde von capito Nordbayern, dem Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie, hinsichtlich Aufbau, Verständlichkeit, Darstellung und Durchführbarkeit geprüft und für „sehr empfehlenswert“ befunden.
Lobenswert und wichtig findet der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, dass sich die Akademie CPH – anders als ihr Name vermuten lasse – nicht nur Akademikerinnen und Akademikern widmet, sondern sich auch mit Projekten wie diesem dafür einsetzt, dass in der Gesellschaft alle ihr Recht auf Teilhabe wahrnehmen können. Als Jesus sagte: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“, habe er alle Menschen gemeint, selbstverständlich auch Menschen mit Behinderung, verdeutlicht der Erzbischof. Leben in Fülle bedeute Inklusion und Partizipation an allen Lebensbereichen, „den sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, religiösen und natürlich auch politischen.“ Zu Letzterem trage die Publikation bei.
Das Buch ist im echter-Verlag erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich. Die Arbeitsmaterialien können kostenfrei unter https://www.cph-nuernberg.de/projekte/wie-geht-demokratie abgerufen werden. Dort kann man sich auch über Workshops informieren. Drei weitere Bände der Reihe „Wie geht Demokratie?“ sind in Planung. Die Buchreihe ist ein Modellprojekt der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (AKSB), welches durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wird.
Auf dem Weg zur „Host Town“
Bamberg bewirbt sich als Gastgeberstadt für die Special Olympics World Games 2023
Die Special Olympics World Games finden 2023 in Berlin und damit erstmals in Deutschland statt. Nach einstimmigem Beschluss des Stadtrates wird die Stadt Bamberg sich nun als Host Town bewerben.
Die internationalen Sportlerinnen und Sportler der 170 Delegationen sollen in Deutschland auf eine besondere Art willkommen geheißen werden. In diesem Zusammenhang findet das einzigartige „Host Town-Programm“ statt. Jeder Delegation wird eine Host Town zugewiesen. Die Host Towns bereiten einen viertägigen Aufenthalt der Delegation vom 11. bis 14. Juni 2023 vor und gestalten dabei ein Programm nach ihren Vorstellungen und lokalen Gegebenheiten.
Die Special Olympics World Games sind weltweit die größte inklusive Sportveranstaltung. Tausende Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten in 26 Sportarten miteinander an. Dabei soll vor allem das Host Town-Programm für die Stärkung von inklusiven Strukturen und Netzwerken in den Städten sorgen. „Die Botschaft der Special Olympics World Games ist von besonderer Bedeutung. Eine so große inklusive Sportveranstaltung ist einmalig. Das ist eine Chance für die Stadt Bamberg zu zeigen: Wir sind eine Inklusionsstadt“, betont Oberbürgermeister Andreas Starke die gesellschaftliche Relevanz der Veranstaltung.
Ein Projekt des Förderkreises goolkids e.V. zeigt deutlich, dass Inklusion im Sport in der Stadt Bamberg schon gelebt wird. Der „Leitfaden für inklusiven Sport in Bamberg und der Region“ des Förderkreises bietet auf 15 Seiten einen Überblick über inklusive Sportarten und Sportvereine, die für barrierefreien Sport offen sind. Neben den bereits bestehenden Angeboten wird auch auf Ideen für neue inklusive Sportangebote aufmerksam gemacht.
Special Olympics
Hinter den Special Olympics World Games steht die globale Inklusionsbewegung Special Olympics. Diese wurde 1968 in den USA gegründet und ist heute mit mehr als fünf Millionen Athletinnen und Athleten in 174 Ländern die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Das Ziel der Bewegung ist es, dieser Personengruppe durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen.
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Bundesfreiwilligendienst bei goolkids
„Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hatte ich schon immer“, betont Christina Weiss, die zum Jahresanfang beim Förderkreis goolkids ihre Tätigkeit als Bundesfreiwilligendienstleistende begann. Wir haben mit ihr und goolkids-Initiator Robert Bartsch zurückgeblickt.
Während der Schulzeit war sie unter anderem als Tutorin für jüngere Schülerinnen und Schüler tätig, hat im Ferienprogramm ihrer Heimatstadt unterstützt und in der Kirchengemeinde als Konfirmandenbetreuerin Ausflüge und Gruppenarbeiten betreut. Nach dem Studium hat sie ein Bundesfreiwilligenjahr absolvieren wollen, bei dem sie Sport mit Sozialem verbinden kann. „Ich glaube, dass es wenige, richtungsweisende Entscheidungspunkte im Leben gibt, an denen man erstmal komplett frei und flexibel ist. Der Abschluss der Schule ist so ein Punkt, aber auch der Abschluss eines Studiums. Ich dachte, ok, jetzt habe ich Zeit, etwas ganz anderes zu machen und andere Erfahrungen zu sammeln, also wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Zeit in ein soziales Projekt mit Sport zu stecken erschien mir doppelt logisch – etwas Sinnvolles tun und eine Menge Spaß dabei haben.“
Aus der Forchheimer Gegend war Christina Weiss nach einem Dualen Studium und einem Auslandspraktikum zum weiteren Studium nach Regensburg gezogen. Nachdem dieses mit dem Master erfolgreich beendet war, stieß sie im Herbst vergangenen Jahres auf die von goolkids ausgeschriebene Stelle.
Genehmigung für zwei Budfi-Stellen
Die Verantwortlichen waren schon einige Monate auf der Suche nach einer Nachfolge für den scheidenden Julius Rosiwal, der bis Mitte vergangenen Jahres erster Bundesfreiwilligendienstleistender überhaupt bei goolkids war.
Während er damals direkt von der Schule kam, viele bürokratischen Hürden erst genommen werden mussten, taten sich beide Seiten diesmal leichter als damals, als sowohl goolkids als auch Rosiwal Neuland betreten hatten. „Mit absoluter Gewissheit ging es dieses Mal leichter von der Hand. Lauras Vorgängerinnen hatten hier gute Vorarbeit geleistet, so dass der doch sehr bürokratische Vorgang schneller und lockerer bewältigt werden konnte“, sagt Robert Bartsch. „Laura“ – das ist Laura Stelzer, die für goolkids als Sozialarbeiterin tätig ist und die Projektleitung für das Inklusionsprojekt ginaS innehat.
Für Christina Weiss sieht Bartsch auch den Vorteil, erst nach ihrem Studium als Bufdi eingestiegen zu sein. „Dadurch gelingt es ihr auch in diesen Zeiten leichter, den Anschluss an die Projekte und Ziele zu finden. Menschlich sehe ich keinen Unterschied – am liebsten hätten wir gerne Beide und dauerhaft bei uns.“ Möglicherweise geht sein Wunsch nach zwei Bundesfreiwilligendienstleistende in der Zukunft in Erfüllung – denn der Förderkreis ist wieder auf der Suche. Und goolkids hat die Genehmigung, zwei Budfi-Stellen zu besetzen.
Digitales Inklusives Sportfest in Planung
Momentan ist das goolkids-Team dabei, die Sportangebote als digitale Treffs aufzubauen und so gut es geht auch sportliche Elemente zu integrieren. Zur weiteren Motivation hatte Christina Weiss die Idee, solange gemeinsamer Sport nicht möglich ist, unter dem Motto #machMITtwoch jeden Mittwoch ein Video auf Instagram zu posten, das Anregungen zu Sport und Bewegung bieten soll.
„Außerdem unterstütze ich bei der Aktuell-Haltung von Homepage und Facebook-Seite. Zudem helfe ich, eine geplante Reihe von Inklusionstagen an Schulen zu organisieren, und es läuft die Planung für das Sportfest.“ Gemeint ist das inklusive Sportfest, für dessen Planung sie verantwortlich ist. Dieses hätte vergangenes Jahr Premiere feiern sollen, was allerdings Corona zum Opfer fiel. Auch in diesem Jahr kann es nicht als physische Veranstaltung stattfinden, stattdessen wird es digital vonstattengehen.
„Die Kunst liegt auf jeden Fall darin, seit Corona ständig zweigleisig zu fahren. Das heißt aber auch, dass nicht alle Ideen umgesetzt werden können“, so Robert Bartsch. „Nicht jede Sportart kann so ohne weiteres innerhalb von Stunden auf neue Vorgaben umgestellt werden. Auch den teilnehmenden Vereinen ist es nicht immer möglich, die Kontaktvorgaben ständig neu zu justieren; gerade im Hinblick auf Kontaktsport.“ Dank dieser Weitsicht kann nun das Integrative Sportfest immerhin eine virtuelle Premiere feiern.
Organisation ist Alles! Home-Office jederzeit möglich
Optimal war der Start zu Jahresbeginn aufgrund der Pandemie nicht, doch alles hat gut geklappt und sich eingespielt, wie beide betonen. „Am Anfang war ich im Büro, zur Einführung und bis technisch alles eingerichtet war. Jetzt bin ich die meiste Zeit im Homeoffice und die Abstimmung geht über E‑Mail, Telefon, WhatsApp und Onlinemeetings – eigentlich genauso wie im sonstigen Leben derzeit“, resümiert Frau Weiss.
„goolkids ist mittlerweile so organisiert, dass jederzeit auch Home-Office möglich ist“, ergänzt Robert Bartsch. „Teambesprechungen finden vorwiegend per Video-Chat statt und persönliche Besprechungen wären in den neuen Räumen auch mit großem Abstand ein Mal wöchentlich machbar.“
Natürlich sehnen alle herbei, dass es endlich wieder physische Veranstaltungen gibt, die durch das virtuelle Interagieren nicht ersetzt werden können. „Wenn wir Spaß bei den virtuellen Treffen der Sportangebote haben und ich eine Idee bekomme, was für coole Sportgruppen da normalerweise zusammen in der Halle, auf dem Feld oder im Studio sporteln!“
Während der Bundesfreiwilligen-Zeit gilt es für die Freiwilligen, diverse je eine Woche dauernde Schulungen zu besuchen. Auch diese fanden in diesem Jahr virtuell statt. „Tatsächlich fand ich den Kontakt und den Austausch mit den anderen Bundesfreiwilligendienstleistenden am spannendsten – das wäre natürlich live noch cooler gewesen, hat aber eigentlich auch so ganz gut geklappt“, betont Christina Weiss. Neben dem Seminar zu politischer Bildung fielen in ihre Zeit noch drei weitere unter den Mottos „Kompetenz“, „Abschluss“ und „Vertiefung“.
Wenn sie zurückschaut, was sie in der Zeit bei goolkids Neues lernen konnte, meint sie, sie habe wahrscheinlich noch nie so hautnah erlebt, dass adressatengerechte Kommunikation unfassbar wichtig sei, „schließlich ist das Hauptziel ja immer, die eigene Message so zu vermitteln, dass sie bei einer anderen Person auch genauso ankommt. Virtuell ist das natürlich nicht immer so leicht. Um hier noch dazuzulernen, habe ich zum Beispiel auch angefangen, mich mit Leichter Sprache zu beschäftigen.“
Release
Inklusive Band Sleeping Ann veröffentlicht erste EP „Wege“
Die acht MusikerInnen der Bamberger Band Sleeping Ann zeigen schon seit Jahren, wie inklusiv Musik sein kann. Die Band ist eine von insgesamt sechs Kulturgruppen der Inklusiven Kulturwerkstatt der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Bamberg. Nun steht mit der EP „Wege“ am morgigen Freitag der erste eigene Release an.
Die drei abwechslungsreichen Eigenkompositionen, welche stilistisch allesamt als deutschsprachiger Pop-Rock beschrieben werden können, wurden größtenteils live in der Turnhalle der Berthold-Scharfenberg-Schule eingespielt und aufgenommen. Verantwortlich für Aufnahme, Mix und Produktion der Songs war Alexander Drabold, welcher unter anderem schon mit Bands wie J.B.O. oder Fiddler’s Green gearbeitet hat. Ermöglicht wurde dies durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Rotary Club Bamberg-Domreiter.
Die Band nimmt die Hörerschaft mit auf eine musikalische Reise, innerhalb welcher Themen wie die Selbstorientierung, das Zusammenleben in einer Gesellschaft und die zwischenmenschliche Beziehung durch die eigene Brille mal fröhlich-frech, mal melancholisch-gefühlvoll betrachtet und hinterfragt werden.
Der Opener „Auf mein Herz hören“ leitet das Album mit ruhigen, poppigen Klängen und mehrstimmigem Gesang ein. Im zweiten Titel der Platte „Hier bin ich“ wird dem Tatendrang, der Lebensfreude und der Energie der Bandmitglieder ein Ventil gegeben. Ihre erste Veröffentlichung beschließen die Musiker mit „Aneinander vorbei“. Der Song führt die beiden vorherigen Stücke zusammen und lädt das Publikum zum Mitklatschen, Singen und Tanzen ein, ohne dabei den nachdenklichen Grundcharakter zu verlieren.
„Wege“ ist ab Freitag, dem 30. April, digital auf allen gängigen Streaming-Plattformen und in sämtlichen Online-Shops wie Spotify, Apple, Amazon, YouTube et cetera erhältlich. Somit steht dem Tanz in den Mai nichts mehr im „Wege“.
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