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Stu­die

Inklu­si­on kann auf Kos­ten sozia­ler Inte­gra­ti­on gehen

Kin­der mit und ohne Behin­de­rung gemein­sam zu unter­rich­ten, ist Ziel eines inklu­si­ven Schul­sys­tems. Eine Stu­die hat nun jedoch gezeigt: Das Kon­zept der Schwer­punkt­schu­len kann sich nega­tiv auf das sozia­le Mit­ein­an­der der Kin­der auswirken.

Kurz vor dem heu­ti­gen „Inter­na­tio­na­len Tag der Men­schen mit Behin­de­rung“ haben Mar­cel Hel­big und Sebas­ti­an Stein­metz, For­scher am Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) in Bam­berg und am Wis­sen­schafts­zen­trum Ber­lin für Sozi­al­for­schung (WZB), eine Stu­die zu Inklu­si­on und sozia­ler Inte­gra­ti­on ver­öf­fent­licht. Dar­in sind sie zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass sich das Schul­kon­zept der Schwer­punkt­schu­len zu Las­ten des sozia­len Mit­ein­an­ders auswirkt.

Die Daten ihrer Stu­die haben Hel­big und Stein­metz in in Rhein­land-Pfalz erho­ben. Dort wird, statt ein brei­tes inklu­si­ves Ange­bo­te zu machen, bei Inklu­si­on fast aus­schließ­lich auf Schwer­punkt­schu­len gesetzt.

Rhein­land-Pfalz setzt als ein­zi­ges Bun­des­land bei der Inklu­si­on von Kin­dern mit son­der­päd­ago­gi­schem För­der­be­darf fast aus­schließ­lich auf Schwer­punkt­schu­len. Die Mehr­heit der Bun­des­län­der hat sich dage­gen für eine flä­chen­de­cken­de Inklu­si­on ent­schie­den. In eini­gen Län­dern wie Ber­lin, Ham­burg oder Bran­den­burg gibt es Misch­sys­te­me aus flä­chen­de­cken­der Inklu­si­on und Schwerpunktschulen.

Der Anteil von Kin­dern aus ein­kom­mens­schwa­chen Fami­li­en ist an den inklu­si­ven Schwer­punkt­schu­len in Rhein­land-Pfalz seit 2012 über­durch­schnitt­lich gewach­sen. Vor allem in den Städ­ten hat sich damit das Pro­blem der sozia­len Tren­nung im Grund­schul­we­sen verschärft.

Die Stu­die weist nun mit Daten der amt­li­chen Schul­sta­tis­tik nach, dass das Kon­zept der inklu­si­ven Schwer­punkt­schu­le auf Kos­ten der sozia­len Inte­gra­ti­on geht. Das liegt zum einen in der Ent­ste­hung die­ser Schu­len begrün­det. So wur­den in Rhein­land-Pfalz die sozi­al schwä­che­ren Grund­schu­len als Stand­or­te für Schwer­punkt­schu­len aus­ge­wählt. Dabei han­delt es sich um Schu­len, die bereits vor ihrer Umwand­lung einen hohen Anteil von Kin­dern aus ein­kom­mens­schwa­chen Fami­li­en hat­ten. So lag der Anteil von Kin­dern mit Lern­mit­tel­be­frei­ung an Schwer­punkt­schu­len sechs Pro­zent­punk­te höher als an Nicht-Schwerpunktschulen.


Inklu­si­ver Unter­richt an allen Schu­len als Ziel

Seit 2012 hat sich die Armuts­quo­te an den Schwer­punkt­schu­len zum Teil über­durch­schnitt­lich erhöht. Dies gilt vor allem für die städ­ti­schen Räu­me, wo sich der Unter­schied beim Anteil armer Kin­der zwi­schen Schwer­punkt­schu­len und Nicht-Schwer­punkt­schu­len auf 12 Pro­zent­punk­te ver­dop­pel­te. Dies trifft in beson­de­rem Maße in Nach­bar­schaf­ten zu, in denen es wei­te­re Grund­schu­len gibt.
„Wir ver­mu­ten” sagt Mar­cel Hel­big, „dass vor allem Eltern aus der Mit­tel­schicht die Schwer­punkt­schu­len mei­den und ihre Kin­der auf ande­re Grund­schu­len in Wohn­ort­nä­he schi­cken.” Schwer­punkt­schu­len in Rhein­land-Pfalz müs­sen daher dop­pel­te Inte­gra­ti­ons­ar­beit leis­ten, eine päd­ago­gi­sche und eine sozia­le. „Das geht zu Las­ten der Chan­cen­ge­rech­tig­keit, ver­stärkt sozia­le Tren­nung und zeigt, dass halb­her­zi­ge Inklu­si­on nicht-beab­sich­tig­te sozia­le Fol­gen haben kann.“

Zusam­men mit Sebas­ti­an Stein­metz plä­diert der Autor der Stu­die für die Über­win­dung der Schwer­punkt­schu­len zuguns­ten eines inklu­si­ven Unter­richts an allen Schu­len. Mit der Unter­zeich­nung der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on im Jahr 2008 wäre Deutsch­land ohne­hin ver­pflich­tet, Kin­der und Jugend­li­che mit und ohne son­der­päd­ago­gi­schem För­der­be­darf gemein­sam zu unter­rich­ten. Die Kon­ven­ti­on sieht vor, dass inklu­si­ver Unter­richt in mög­lichst wohn­ort­na­hen Schu­len ange­bo­ten wird. Schwer­punkt­schu­len kon­ter­ka­rie­ren die­ses Recht aber und ver­hin­dern einen sys­te­ma­ti­schen Wan­del hin zu einem inklu­si­ven Schul­sys­tem, da nur bestimm­te Stand­or­te die­sen päd­ago­gi­schen Auf­trag übernehmen.

Rhein­land-Pfalz ist neben Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg Schluss­licht bei der Umset­zung schu­li­scher Inklu­si­on, wie eine im Sep­tem­ber 2021 erschie­ne­ne WZB-Stu­die gezeigt hat.

gool­kids beruft sei­ne ers­ten Botschafter

Inklu­si­on in die Öffent­lich­keit tragen

Auf der Büh­ne, im Sport und in der Poli­tik sind sie in unter­schied­li­chen Far­ben unter­wegs, beim För­der­kreis gool­kids sind sie alle in der Sache und auch in der Far­be der Polo­shirts ver­eint. Das hoff­nungs­fro­he Grün tra­gen die Bot­schaf­te­rin­nen und Bot­schaf­ter, die seit weni­gen Wochen gool­kids vertreten.

Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Mela­nie Huml und Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter Andre­as Schwarz, Danie­la Kicker, mehr­fa­che Welt­meis­te­rin im Kegeln, und Tri­ath­let Chris Dels, dazu die Brü­der Jonas und David Ochs von der Rap-Com­bo „Bam­bäg­ga“. Eine illus­tre Run­de hat der För­der­kreis gool­kids auserkoren.

Mit Inter­es­se und Freu­de hat Staats­mi­nis­te­rin Mela­nie Huml die Ent­wick­lung von gool­kids in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­folgt. „Der För­der­ver­ein hat in den letz­ten Jah­ren tol­le Aktio­nen gestar­tet und viel bewegt. Ich fin­de gool­kids groß­ar­tig, denn es ist wich­tig, dass wir Kin­dern unab­hän­gig ihrer Her­kunft und Fähig­kei­ten eine chan­cen­rei­che Zukunft ermög­li­chen“, so die Bam­ber­ger Landtagsabgeordnete. 

„Kin­der sind das höchs­te Gut im Leben. Des­halb brau­chen sie erhöh­te Auf­merk­sam­keit und den Umgang mit ande­ren Kin­dern“, betont Danie­la Kicker. „Eine gute Basis ist dabei gemein­sa­mer Sport mit Inte­gra­ti­on aller Kul­tu­ren und unter­schied­li­chen Haut­far­ben.“ Im Lau­fe die­ses Jah­res haben die gool­kids-Ver­ant­wort­li­chen erkannt, dass ihre Akti­vi­tä­ten für Sport-Inklu­si­on auch star­ke Für­spre­cher von außen brauchen.

Danie­la Kicker, mehr­fa­che Welt­meis­te­rin im Kegeln, Foto: Danie­la Kicker
Der Ansatz war, dass Men­schen mit gro­ßer Aus­strah­lung und Per­sön­lich­keit mit­hel­fen könn­ten, die­ses so wich­ti­ge The­ma noch brei­ter in die Gesell­schaft zu tragen.

Ein star­ker Kerl mit goolkids-T-Shirt

Aus­nahms­los alle Anfra­gen sei­en inner­halb weni­ger Stun­den mit gro­ßer Begeis­te­rung posi­tiv beant­wor­tet wor­den, betont Robert Bartsch, Initia­tor von gool­kids, „fast so, als wenn unse­re sechs Bot­schaf­ter nur dar­auf gewar­tet hät­ten, mit­ma­chen zu dürfen.“

„Ich freue mich sehr, dass ich nun auch mal etwas zurück­ge­ben kann“, äußert sich Chris Dels dazu, was es für ihn bedeu­tet, jetzt Inklu­si­ons-Bot­schaf­ter zu sein.

Von gool­kids sei ihm als ers­tes das Auto in sei­ner Nach­bar­schaft auf­ge­fal­len, „dann ein star­ker Kerl mit T‑Shirt, der immer mehr Gewich­te als ich im Fit­ness-Stu­dio bewegt hat.“ Auf der Sport­ga­la hielt Dels dann eine Lau­da­tio auf Franz Bezold und betont, dass er bei die­ser Ver­an­stal­tung schließ­lich so rich­tig rea­li­siert habe, wie­viel durch gool­kids bewegt wird.

Seit zwei Jah­ren gibt es bei gool­kids den Lauf- und Roll­treff, zu des­sen Ein­füh­rung unter ande­rem Chris Dels einer der Beglei­ter war. Seit­dem ist er oft haut­nah dabei und auch stets im Kon­takt mit Robert Bartsch und nimmt somit die Ent­wick­lung bei gool­kids wahr.

David Ochs und Jonas Ochs sind Brü­der und zwei Mit­glie­der des Rap-Tri­os „Bam­bäg­ga“. Bei­de arbei­ten sie bei der Lebens­hil­fe und sind von daher seit lan­gem mit der The­ma­tik Inklu­si­on ver­traut. Bei der Sport­ga­la waren sie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der ein­mal ver­tre­ten, unter­stützt teil­wei­se von Lebens­hil­fe-Mit­ar­bei­tern. Die bei­den freu­en sich über die Auf­ga­be als Inklu­si­ons-Bot­schaf­ter und wol­len sich auch wei­ter­hin aktiv für Gleich­be­rech­ti­gung und gegen Dis­kri­mi­nie­rung ein­set­zen. „Jeder hat das Recht dar­auf, dabei zu sein. Auf dem Sport­platz, der Büh­ne oder im Büro. Inklu­si­on betrifft uns alle und wird beson­ders gut, wenn mög­lichst vie­le mitmachen.“

Dass noch vie­le mit­ma­chen und mit­hel­fen, ist auch eine Hoff­nung von Initia­tor Bartsch. Und dass durch das Enga­ge­ment der Bot­schaf­ter ande­re, inter­es­sier­te Men­schen sehen, dass sie als Ehren­amt­li­che, Hel­fer oder Beglei­ter die Arbeit bei gool­kids mit­ge­stal­ten können.


„Das The­ma in die Öffent­lich­keit tragen“

In die glei­che Ker­be schlägt Andre­as Schwarz, der auch beim ers­ten gool­kids-Schnup­per­tag vor Ort war: „Um Inklu­si­on in unse­re Gesell­schaft hin­ein­zu­brin­gen, benö­tigt es vie­le klei­ne Schrit­te und vie­le hel­fen­de Hän­de. Der För­der­ver­ein gool­kids leis­tet hier einen groß­ar­ti­gen Bei­trag für die Regi­on Bam­berg. Ich bin sehr stolz, Inklu­si­ons-Bot­schaf­ter für gool­kids zu sein.“

Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter Andre­as Schwarz, Foto: Abge­ord­ne­ten­bü­ro Andre­as Schwarz

Eben­so stolz war Danie­la Kicker davon, als Inklu­si­ons-Bot­schaf­ter ange­fragt wor­den zu sein. „Vor eini­gen Jah­ren ist mir gool­kids in den Medi­en erst­mals auf­ge­fal­len. Das sozia­le Enga­ge­ment hat mich damals schon beein­druckt.“ Die mehr­fa­che Deut­sche Meis­te­rin und Cham­pi­ons League-Sie­ge­rin im Kegeln betont, dass sie sich auf die bevor­ste­hen­den Auf­ga­ben freue, „weil ich ger­ne mit Kin­dern arbei­te und dar­über hin­aus auch mei­ne Erfah­run­gen aus über 30 Jah­ren in ver­schie­de­nen Klubs ein­brin­gen kann, mit Migran­ten, aus­län­di­schen Sport­lern und behin­der­ten Men­schen. Die Inte­gra­ti­on die­ser Men­schen, ande­re Kul­tu­ren ken­nen­zu­ler­nen und zu respek­tie­ren, ist eine gro­ße gesell­schaft­li­che Auf­ga­be, an der ich mich ger­ne beteilige.“

Robert Bartsch sieht ein brei­tes Feld an Mög­lich­kei­ten, wie die Bot­schaf­te­rin­nen und Bot­schaf­ter den För­der­kreis ver­tre­ten kön­nen. Sei­en es die Besu­che der gool­kids-Akti­vi­tä­ten oder auch, indem sie eige­ne Akti­vi­tä­ten umset­zen, durch die sie auch auf das The­ma Inklu­si­on auf­merk­sam machen. Wie er wei­ter berich­tet, wur­den schon von allen Bot­schaf­tern eige­ne Ideen ein­ge­bracht wur­den, deren Umset­zungs­mög­lich­kei­ten gemein­sam näher bespro­chen wer­den.
„Wich­tig ist ein­fach, dass wir zusam­men zei­gen, wie leicht Inklu­si­on gemein­sam sein kann. Natür­lich erhof­fen wir durch deren Ein­satz auch eine Stär­kung unse­res Ehren­am­tes und vie­le begeis­ter­te Neu­ein­stei­ger für unse­ren Weg. Inklu­si­on bedeu­tet ja auch offe­ne Teil­ha­be – war­um also dies nicht auch mit den Machern und Bot­schaf­tern gemein­sam so umsetzen?“

Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Mela­nie Huml erhielt von Robert Bartsch das gool­kids-Bot­schaf­ter-Shirt, Foto: Clau­dia Bachmann

Auch Mela­nie Huml sieht mit Freu­de, wie es dem För­der­kreis gelingt, Men­schen zusam­men zu brin­gen. „Wäh­rend wir uns im All­tag häu­fig in einem immer ähn­li­chen Umfeld bewe­gen, schafft gool­kids Chan­cen für neue Begeg­nun­gen. Gera­de gemein­sa­me Sport­ak­ti­vi­tä­ten sind dafür ide­al, denn hier zäh­len vor allem Ein­satz­freu­de und Teamgeist.“

Ein gro­ßes Pro­jekt, auf das die Bot­schaf­te­rin­nen und Bot­schaf­ter gemein­sam mit gool­kids hin­ar­bei­ten, ist, dass die Bewer­bung der Regi­on Bam­berg als „Host-Town 2023“ erfolg­reich ist. Die Spe­cial Olym­pics World Games fin­den 2023 in Ber­lin und damit erst­mals in Deutsch­land statt. Die Stadt Bam­berg hat sich hier­für als Host Town bewor­ben, sprich als eine der ins­ge­samt 170 Städ­te, die im Vor­feld für jeweils ein Teil­neh­mer­land Gast­ge­ber­stadt sind, bevor alle Dele­ga­tio­nen fünf Tage vor Beginn der Spie­le nach Ber­lin zu den Wett­kämp­fen wei­ter­rei­sen. „Dies kann ein sehr bedeut­sa­mer Schritt sein, um aus Bam­berg eine vor­bild­li­che Regi­on für offe­ne Teil­ha­be bezie­hungs­wei­se Par­ti­zi­pa­ti­on zu machen“, so Robert Bartsch.
Er spürt bei allen Bot­schaf­tern den Glau­ben, dass lang­fris­tig durch das Enga­ge­ment eines jeden ein­zel­nen Men­schen die Visi­on einer geleb­ten inklu­si­ven Gesell­schaft Rea­li­tät wer­den kann.

Arno Schim­mel­p­fen­nig pro­du­zier­te für gool­kids im Rah­men der Bewer­bung Bam­bergs als Host Town einen Film, in dem die Bot­schaf­ter zu Wort kom­men, der unter https://fb.watch/8LRI-WvP9S/ ange­se­hen wer­den kann.

För­der­kreis goolkids

Inklu­si­ver Lauf­treff star­tet wieder

Nach lan­ger Pau­se lädt der För­der­kreis gool­kids alle Inter­es­sier­ten am kom­men­den Sams­tag, am 18. Sep­tem­ber, erst­mals wie­der zum inklu­si­ven Lauf-und Roll­treff in Bam­berg ein.

Vor knapp zwei Jah­ren wur­de der Lauf­treff ins Leben geru­fen mit dem Ziel, regel­mä­ßig statt­zu­fin­den. Coro­na hat aller­dings die­sen Ver­su­chen einen Strich durch die Rech­nung gemacht.
Konn­te im Febru­ar ver­gan­ge­nen Jah­res der MIT­ein­an­der-Cup, das belieb­te Tur­nier für Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on als ein bun­tes Fest mit Fuß­ball, Roll­stuhl­bas­ket­ball und vie­len Begeg­nun­gen, noch sein fünf­jäh­ri­ges Jubi­lä­um fei­ern, muss­ten im Anschluss auch die von gool­kids ange­dach­ten Akti­vi­tä­ten aus­fal­len. Ein­zig das Bene­fiz-Golf­tur­nier konn­te im Herbst, unter strik­ten Hygie­ne­be­din­gun­gen, durch­ge­führt werden.

Der För­der­kreis reagier­te fle­xi­bel, rief für mobil ein­ge­schränk­te Mit­bür­ger und Risi­ko­pa­ti­en­ten den Lie­fer­ser­vice „gool­kids hilft“ ins Leben, und ver­la­ger­te ansons­ten sei­nen Schwer­punkt in den ver­gan­ge­nen fünf­zehn Mona­ten auf sport­li­che Akti­vi­tä­ten, die in Form von vir­tu­el­len Tref­fen aus­ge­übt wer­den konn­ten. Zum Bei­spiel ent­stand die Idee, unter dem Mot­to #mach­MITt­woch jeden Mitt­woch ein Video auf Insta­gram zu pos­ten, das Anre­gun­gen zu Sport und Bewe­gung bietet.

Wie andern­orts kehrt auch bei gool­kids nun der Opti­mis­mus zurück, eine gewis­se Form der Nor­ma­li­tät möge ein­keh­ren. Am 24. Juli wur­de der 1. Schnup­per­tag „Fuß­ball inklu­siv“ durch­ge­führt, eine Mög­lich­keit, ein inklu­si­ves und inte­gra­ti­ves Ken­nen­ler­nen des För­der­krei­ses in Selbst­er­fah­rung mit einem Ken­nen-lern-Trai­ning und einem inklu­si­ven Fuß­ball­tur­nier zu ermöglichen.


Lauf­treff reloaded

Und am 18. Sep­tem­ber darf erst­mals in die­sem Jahr wie­der gelau­fen wer­den, gool­kids lädt zum inklu­si­ven Lauf- und Roll­treff ein.

„Egal ob Hob­by­läu­fer, Roll­stuhl­fah­rer, Wal­king­freun­de, Leis­tungs­sport­ler oder Eltern mit ihren Kin­dern, Men­schen mit und ohne Han­di­cap, alle sind herz­lich ein­ge­la­den und will­kom­men, dabei zu sein“, betont Robert Bartsch, der goolkids-Initiator.

Alle Bam­ber­ge­rIn­nen sind zur Teil­nah­me auf­ge­ru­fen, Treff­punkt ist am Boots­haus im Hain, Beginn um 10 Uhr. „Wir lau­fen alle mit­ein­an­der, für­ein­an­der, neben­ein­an­der. Und wer nicht lau­fen kann oder möch­te, der darf sich ger­ne schie­ben las­sen. Die Stre­cke beträgt drei ent­spann­te Kilo­me­ter, kann aber auch ger­ne mehr­fach gelau­fen wer­den“, so Herr Bartsch.

Im Vor­der­grund ste­hen der gemein­sa­me Spaß, das Rol­len und Lau­fen in der Grup­pe mit gemüt­li­chem Bei­sam­men­sein. Der Lauf soll zei­gen, dass es sehr ein­fach und ohne Leis­tungs­druck gelingt, viel­fäl­tig ver­an­lag­te Men­schen zusam­men­zu­brin­gen. „Wir wol­len die­se neue Form des Lauf­treffs nach und nach mit ande­ren Lauf­grup­pen aus­bau­en und in unse­rer Regi­on eta­blie­ren“, so Bartsch wei­ter.
Es geht an die­sem Tag ins­be­son­de­re dar­um, allen Men­schen zu zei­gen, dass es sehr leicht ist, schein­ba­re Hür­den gemein­sam abzu­bau­en. Des­halb ist der gemein­sa­me Aus­klang auf dem Park­platz beim Boots­haus genau­so bele­bend wie der Lauf selbst.


Leit­fa­den für inklu­si­ven Sport in Bam­berg und der Region

Ange­tre­ten vor ziem­lich genau sechs Jah­ren mit dem Slo­gan „Fuß­ball baut Brü­cken“ und der Inten­ti­on, sozi­al benach­tei­lig­te Kin­der zu inte­grie­ren und zu unter­stüt­zen, stell­te gool­kids über die letz­ten Jah­re hin­weg zahl­rei­che Pro­jek­te auf die Bei­ne. Ange­fan­gen vom Men­schen­ki­cker über den MIT­ein­an­der-Cup als klei­nes, aber fei­nes Tur­nier, die dem Sport trei­ben mit­ein­an­der die­nen, bis hin zur Sport­ga­la als gro­ßer Bau­stein zur finan­zi­el­len Unter­stüt­zung, ist das Paket an Aktio­nen und Ver­an­stal­tun­gen suk­zes­si­ve gewachsen.

In Koope­ra­ti­on mit LinaS („Lin­gen inte­griert natür­lich alle Sport­ler“) ent­stand als eige­nes Inklu­si­ons­pro­jekt ginaS („gool­kids inte­griert natür­lich alle Sport­ler“), unter dem nun die sport­li­chen Akti­vi­tä­ten gebün­delt sind. Danach ent­stan­den dann vie­le wei­te­re gute Koope­ra­tio­nen, wie bei­spiels­wei­se mit der Lebens­hil­fe Bam­berg. Nicht nur im Fuß­ball fin­det bei ginaS Begeg­nung statt, son­dern unter­schied­li­che Sport­ar­ten, wie Roll­stuhl­bas­ket­ball, Kin­der­yo­ga, Inte­gra­FIT oder „TAKT-VOLL – der inklu­si­ve Tanz­treff“, die­nen dem Miteinander.

„Die Mög­lich­kei­ten, Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on im Sport zu ver­ei­nen, sind dabei unbe­grenzt und in fast jeder Sport­art mög­lich“, betont Robert Bartsch. Um allen Inter­es­sier­ten, egal wel­chen Alters und wel­cher Her­kunft, einen Über­blick zu geben, haben die gool­kids-Ver­ant­wort­li­chen in den ver­gan­ge­nen Mona­ten Sport­ar­ten und Sport­ver­ei­ne zusam­men­ge­tra­gen, in denen bar­rie­re­frei­er Sport mög­lich ist, und im Juli als kom­pak­te Zusam­men­fas­sung einen Leit­fa­den her­aus­ge­ge­ben. In die­ser Bro­schü­re, die auch ara­bi­sche, per­si­sche, kur­di­sche und rus­si­sche Über­set­zun­gen umfasst, sind erst­mals alle Sport­ar­ten zu fin­den, die heu­te schon vor­ur­teils­frei inklu­siv mög­lich sind.
Ob „Aiki­do“, „Blin­den-Tisch­ten­nis“ oder „Mini­golf“ – der Leit­fa­den zeigt kom­pakt das sport­li­che Ange­bot und den für den jewei­li­gen Sport­ler pas­sen­den Ver­ein. gool­kids bie­tet dar­über hin­aus aber auch die Mög­lich­keit, Ver­ei­ne auf dem Weg zum inklu­si­ven Sport unter­stüt­zen.
Der Leit­fa­den ist in der Stadt und im Land­kreis in gedruck­ter Form zu fin­den, als pdf – auch zum Vor­le­sen – unter www.sport-inklusion.de.

„Inklu­si­on ist für mich, wenn alle zusam­men mit­ma­chen dür­fen. Die­ses neue Werk soll mit­hel­fen, inklu­si­ve Sport­ar­ten mit Men­schen und Ver­ei­nen zusam­men zu brin­gen“, bringt Robert Bartsch es auf den Punkt.


Lauf-und Roll­treff

Sams­tag, 18. Sep­tem­ber, ab 10 Uhr

Treff­punkt: Boots­haus im Hain

https://www.ginas.net/

Geflüch­te­ten­stu­die ReGES zieht nach fünf Jah­ren Bilanz 

Befun­de zur Inte­gra­ti­on geflüch­te­ter Kin­der und Jugend­li­cher in das deut­sche Bildungssystem

Die Stu­die ReGES – Refu­gees in the Ger­man Edu­ca­tio­nal Sys­tem hat über 4.800 geflüch­te­te Kin­der und Jugend­li­che über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg beglei­tet und unter­sucht, wie gut die Inte­gra­ti­on in das deut­sche Bil­dungs­sys­tem gelingt. Ein Trans­fer­be­richt fasst nun zen­tra­le Befun­de zur Betreu­ung geflüch­te­ter Kin­der in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen und zur Beschu­lung geflüch­te­ter Jugend­li­cher zusammen.

Die Aus­wer­tun­gen der erho­be­nen Daten zei­gen, dass die Inte­gra­ti­on in ver­schie­de­nen Bil­dungs­be­rei­chen durch­aus gelingt, aber sie geben auch Hin­wei­se auf Unter­stüt­zungs­be­dar­fe und Her­aus­for­de­run­gen. Beson­ders der Sprach­för­de­rung kommt dabei eine Schlüs­sel­rol­le zu.

ReGES ist eine Längs­schnitt­stu­die, die über 4.800 Kin­der und Jugend­li­che mit Flucht­hin­ter­grund beglei­tet. Sie ist im Juli 2016 am Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) gestar­tet und wur­de vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) geför­dert. Zum Abschluss des Pro­jekts ReGES wur­den nun die Ana­ly­sen ver­schie­de­ner For­sche­rin­nen und For­scher in einem Trans­fer­be­richt zusam­men­ge­fasst. Die­ser bie­tet einen umfang­rei­chen Über­blick über bis­he­ri­ge Befun­de und zeich­net dabei ein dif­fe­ren­zier­tes Bild über die Inte­gra­ti­on von geflüch­te­ten Kin­dern und Jugend­li­chen an ver­schie­de­nen Punk­ten im deut­schen Bil­dungs­sys­tem. Die Befun­de rei­chen in ihren Impli­ka­tio­nen deut­lich über den for­ma­len Bil­dungs­be­reich hinaus.


Geflüch­te­te Kin­der deut­lich sel­te­ner in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen betreut

Im Rah­men der Stu­die wur­den 2.405 Kin­der im Alter von min­des­tens vier Jah­ren, die zum ers­ten Befra­gungs­zeit­punkt noch nicht ein­ge­schult waren, und ihre Eltern befragt. 79,2 % der Kin­der besuch­ten eine Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung. Die Besuchs­quo­te der unter­such­ten Geflüch­te­ten bleibt deut­lich hin­ter der ande­rer Grup­pen Gleich­alt­ri­ger zurück. Dabei erach­ten Dr. Jut­ta von Mau­rice und Dr. Gise­la Will, die bei­den Ver­fas­se­rin­nen des Trans­fer­be­richts, den Besuch einer Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung gera­de für Kin­der mit Flucht­hin­ter­grund als sinn­voll und wich­tig. Die Fami­li­en, deren Kin­der kei­ne Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung besuch­ten, gaben als Grund hier­für am häu­figs­ten an, dass kein Betreu­ungs­platz ver­füg­bar war. Die Pro­blem­la­ge von Geflüch­te­ten geht aber dar­über hin­aus, so die Autorin­nen des Trans­fer­be­richts, da etwa eini­ge Eltern hier von feh­len­den Infor­ma­tio­nen berichten.

„Ein erfreu­li­ches Ergeb­nis ist, dass 94,1 % der befrag­ten Erzie­he­rin­nen und Erzie­her die Inte­gra­ti­on der Kin­der mit Flucht­hin­ter­grund in ihrer Ein­rich­tung als gelun­gen ein­schät­zen“, so Jut­ta von Mau­rice, Lei­te­rin der ReGES-Stu­die. Es dür­fe aber nicht uner­wähnt blei­ben, dass damit 5,9 % nicht von einer gelin­gen­den Inte­gra­ti­on berichten.


Deut­sche Spra­che als Schlüsselkompetenz

Im Rah­men der Stu­die wur­den 2.415 geflüch­te­te Jugend­li­che im Alter zwi­schen 14 und 16 Jah­ren dazu befragt, wie sie ihre sprach­li­chen Fähig­kei­ten im All­ge­mei­nen (Ver­ste­hen, Spre­chen, Lesen, Schrei­ben) und mit Bezug auf spe­zi­el­le Anwen­dungs­fäl­le ein­schät­zen. Die erho­be­nen Daten wei­sen auf deut­li­che Kom­pe­tenz­un­ter­schie­de in All­tags- und Bil­dungs­spra­che hin.

Wäh­rend die befrag­ten Jugend­li­chen ihre Fähig­kei­ten im All­ge­mei­nen häu­fig als „eher gut“ oder sogar „sehr gut“ ein­schät­zen, zeigt die dif­fe­ren­zier­te Erhe­bung ein deut­lich kom­ple­xe­res Bild: So kön­nen 93,0 % jeman­den begrü­ßen oder sich vor­stel­len, aber nur 41,1 % kön­nen den meis­ten Fern­seh­sen­dun­gen pro­blem­los fol­gen. Und schließ­lich kön­nen nur 18,7 % Lite­ra­tur und Sach­bü­cher lesen und 15,2 % nach eige­nen Anga­ben anspruchs­vol­le Tex­te schrei­ben. „Die Befun­de zur Sprach­kom­pe­tenz wei­sen sehr deut­lich auf die Not­wen­dig­keit von Sprach­för­der­maß­nah­men hin. Hier alar­miert der Befund, dass 64,9 % der Jugend­li­chen zum Erhe­bungs­zeit­punkt an kei­ner Maß­nah­me zur För­de­rung der Deutsch­kom­pe­ten­zen teil­nah­men“, so Prof. Dr. Hans-Gün­ther Roß­bach, ehe­ma­li­ger Direk­tor des Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe und einer der Antrags­stel­len­den der Stu­die. Er for­dert daher den Aus­bau von Ange­bo­ten der schu­li­schen und außer­schu­li­schen Sprachförderung.


Gro­ße Her­aus­for­de­run­gen in den Schul­lauf­bah­nen geflüch­te­ter Jugendlicher

Die befrag­ten Jugend­li­chen gaben im Rah­men der Stu­die Aus­kunft zum Schul­be­such vor, wäh­rend und nach ihrer Flucht. „Die Daten zei­gen unter ande­rem, dass die Schul­lauf­bahn der befrag­ten Jugend­li­chen auf­grund der Flucht und im Zuge des Ankom­mens in Deutsch­land durch­schnitt­lich län­ger als ein Jahr unter­bro­chen war“, so Gise­la Will. Die anschlie­ßen­de Beschu­lung in Deutsch­land erfol­ge über­dies häu­fig in nied­ri­ge­ren – dem Alter der Jugend­li­chen nicht ent­spre­chen­den – Klas­sen­stu­fen. Gise­la Will, Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin der Stu­die ReGES, betont, dass man mög­li­che Kumu­la­tio­nen der Risi­ken in den Bil­dungs­we­gen geflüch­te­ter Jugend­li­cher im Blick behal­ten müsse.


Ver­bes­ser­te Daten­la­ge über die Situa­ti­on Geflüch­te­ter im deut­schen Bildungssystem

Im Rah­men von ReGES wur­den geflüch­te­te Kin­der und Jugend­li­che sowie ihre Fami­li­en zu meh­re­ren Zeit­punk­ten (= Erhe­bungs­wel­len) befragt. Eltern und Jugend­li­che mach­ten Anga­ben zu per­sön­li­chen und flucht­spe­zi­fi­schen Merk­ma­len sowie zu ihrem Leben und ihren Bil­dungs­er­fah­run­gen in Deutsch­land. Die Geflüch­te­ten hat­ten auch Gele­gen­heit, über Bil­dungs­zie­le und Zukunfts­wün­sche zu berich­ten. Auch Daten der päd­ago­gi­schen Fach­kräf­te sowie der haupt- und ehren­amt­lich in den Gemein­den und Gemein­schafts­un­ter­künf­ten Täti­gen wur­den erho­ben. So konn­te die Stu­die ReGES eine reich­hal­ti­ge Daten­ba­sis über die Situa­ti­on von geflüch­te­ten Kin­dern und Jugend­li­chen im deut­schen Bil­dungs­sys­tem schaf­fen, die in Kür­ze auch der wis­sen­schaft­li­chen Gemein­schaft zur Nut­zung zur Ver­fü­gung steht. Die bis­lang publi­zier­ten Arbei­ten bezie­hen sich vor­wie­gend auf die ers­te Erhe­bungs­wel­le. Wei­te­re Ana­ly­sen mit den Daten der spä­te­ren Erhe­bungs­wel­len sind in Vorbereitung.


Neue Stu­die am LIf­Bi: „Bil­dungs­we­ge von geflüch­te­ten Kin­dern und Jugendlichen“

Ende Janu­ar wur­de die För­de­rung eines neu­en Pro­jekts „Bil­dungs­we­ge von geflüch­te­ten Kin­dern und Jugend­li­chen“ vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) bewil­ligt, das auf dem Daten­be­stand der Stu­die ReGES auf­baut. Das Pro­jekt unter­sucht mit län­ger­fris­ti­ger Per­spek­ti­ve Bil­dungs­we­ge sowie Bil­dungs­ent­schei­dun­gen von jun­gen Geflüch­te­ten an zen­tra­len Schnitt­stel­len des deut­schen Bildungssystems.

Der voll­stän­di­ge Bericht zum Pro­jekt ReGES ist auf https://www.lifbi.de/reges zu finden.


Über das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi)

Das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) in Bam­berg unter­sucht Bil­dungs­pro­zes­se von der Geburt bis ins hohe Erwach­se­nen­al­ter. Um die bil­dungs­wis­sen­schaft­li­che Längs­schnitt­for­schung in Deutsch­land zu för­dern, stellt das LIf­Bi grund­le­gen­de, über­re­gio­nal und inter­na­tio­nal bedeut­sa­me, for­schungs­ba­sier­te Infra­struk­tu­ren für die empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung zur Verfügung. 

Kern des Insti­tuts ist das Natio­na­le Bil­dungs­pa­nel (NEPS), das am LIf­Bi behei­ma­tet ist und die Exper­ti­se eines deutsch­land­wei­ten, inter­dis­zi­pli­nä­ren Exzel­lenz­netz­werks ver­eint. Groß­pro­jek­te, an denen das LIf­Bi betei­ligt oder füh­rend ist, sind neben der Geflüch­te­ten­stu­die ReGES auch das schul­be­zo­ge­ne Inklu­si­ons­pro­jekt INSIDE oder die För­der­stu­die für benach­tei­lig­te Kin­der und Fami­li­en BRISE. Grund­la­ge dafür sind die eige­nen For­schungs- und Ent­wick­lungs­ar­bei­ten, ins­be­son­de­re die fun­dier­te Instru­men­ten- und Metho­den­ent­wick­lung für längs­schnitt­li­che Bil­dungs­stu­di­en, von der auch ande­re Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen und ‑pro­jek­te profitieren.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ 

Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst bei goolkids

„Spaß an der Arbeit mit Kin­dern und Jugend­li­chen hat­te ich schon immer“, betont Chris­ti­na Weiss, die zum Jah­res­an­fang beim För­der­kreis gool­kids ihre Tätig­keit als Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­ten­de begann. Wir haben mit ihr und gool­kids-Initia­tor Robert Bartsch zurückgeblickt.

Wäh­rend der Schul­zeit war sie unter ande­rem als Tuto­rin für jün­ge­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler tätig, hat im Feri­en­pro­gramm ihrer Hei­mat­stadt unter­stützt und in der Kir­chen­ge­mein­de als Kon­fir­man­den­be­treue­rin Aus­flü­ge und Grup­pen­ar­bei­ten betreut. Nach dem Stu­di­um hat sie ein Bun­des­frei­wil­li­gen­jahr absol­vie­ren wol­len, bei dem sie Sport mit Sozia­lem ver­bin­den kann. „Ich glau­be, dass es weni­ge, rich­tungs­wei­sen­de Ent­schei­dungs­punk­te im Leben gibt, an denen man erst­mal kom­plett frei und fle­xi­bel ist. Der Abschluss der Schu­le ist so ein Punkt, aber auch der Abschluss eines Stu­di­ums. Ich dach­te, ok, jetzt habe ich Zeit, etwas ganz ande­res zu machen und ande­re Erfah­run­gen zu sam­meln, also wenn nicht jetzt, wann dann? Die­se Zeit in ein sozia­les Pro­jekt mit Sport zu ste­cken erschien mir dop­pelt logisch – etwas Sinn­vol­les tun und eine Men­ge Spaß dabei haben.“

Aus der Forch­hei­mer Gegend war Chris­ti­na Weiss nach einem Dua­len Stu­di­um und einem Aus­lands­prak­ti­kum zum wei­te­ren Stu­di­um nach Regens­burg gezo­gen. Nach­dem die­ses mit dem Mas­ter erfolg­reich been­det war, stieß sie im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res auf die von gool­kids aus­ge­schrie­be­ne Stelle.


Geneh­mi­gung für zwei Budfi-Stellen

Die Ver­ant­wort­li­chen waren schon eini­ge Mona­te auf der Suche nach einer Nach­fol­ge für den schei­den­den Juli­us Rosi­wal, der bis Mit­te ver­gan­ge­nen Jah­res ers­ter Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­ten­der über­haupt bei gool­kids war.

Wäh­rend er damals direkt von der Schu­le kam, vie­le büro­kra­ti­schen Hür­den erst genom­men wer­den muss­ten, taten sich bei­de Sei­ten dies­mal leich­ter als damals, als sowohl gool­kids als auch Rosi­wal Neu­land betre­ten hat­ten. „Mit abso­lu­ter Gewiss­heit ging es die­ses Mal leich­ter von der Hand. Lau­ras Vor­gän­ge­rin­nen hat­ten hier gute Vor­ar­beit geleis­tet, so dass der doch sehr büro­kra­ti­sche Vor­gang schnel­ler und locke­rer bewäl­tigt wer­den konn­te“, sagt Robert Bartsch. „Lau­ra“ – das ist Lau­ra Stel­zer, die für gool­kids als Sozi­al­ar­bei­te­rin tätig ist und die Pro­jekt­lei­tung für das Inklu­si­ons­pro­jekt ginaS innehat.

Für Chris­ti­na Weiss sieht Bartsch auch den Vor­teil, erst nach ihrem Stu­di­um als Buf­di ein­ge­stie­gen zu sein. „Dadurch gelingt es ihr auch in die­sen Zei­ten leich­ter, den Anschluss an die Pro­jek­te und Zie­le zu fin­den. Mensch­lich sehe ich kei­nen Unter­schied – am liebs­ten hät­ten wir ger­ne Bei­de und dau­er­haft bei uns.“ Mög­li­cher­wei­se geht sein Wunsch nach zwei Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­ten­de in der Zukunft in Erfül­lung – denn der För­der­kreis ist wie­der auf der Suche. Und gool­kids hat die Geneh­mi­gung, zwei Bud­fi-Stel­len zu besetzen.


Digi­ta­les Inklu­si­ves Sport­fest in Planung

Momen­tan ist das gool­kids-Team dabei, die Sport­an­ge­bo­te als digi­ta­le Treffs auf­zu­bau­en und so gut es geht auch sport­li­che Ele­men­te zu inte­grie­ren. Zur wei­te­ren Moti­va­ti­on hat­te Chris­ti­na Weiss die Idee, solan­ge gemein­sa­mer Sport nicht mög­lich ist, unter dem Mot­to #mach­MITt­woch jeden Mitt­woch ein Video auf Insta­gram zu pos­ten, das Anre­gun­gen zu Sport und Bewe­gung bie­ten soll.

„Außer­dem unter­stüt­ze ich bei der Aktu­ell-Hal­tung von Home­page und Face­book-Sei­te. Zudem hel­fe ich, eine geplan­te Rei­he von Inklu­si­ons­ta­gen an Schu­len zu orga­ni­sie­ren, und es läuft die Pla­nung für das Sport­fest.“ Gemeint ist das inklu­si­ve Sport­fest, für des­sen Pla­nung sie ver­ant­wort­lich ist. Die­ses hät­te ver­gan­ge­nes Jahr Pre­mie­re fei­ern sol­len, was aller­dings Coro­na zum Opfer fiel. Auch in die­sem Jahr kann es nicht als phy­si­sche Ver­an­stal­tung statt­fin­den, statt­des­sen wird es digi­tal vonstattengehen.

„Die Kunst liegt auf jeden Fall dar­in, seit Coro­na stän­dig zwei­glei­sig zu fah­ren. Das heißt aber auch, dass nicht alle Ideen umge­setzt wer­den kön­nen“, so Robert Bartsch. „Nicht jede Sport­art kann so ohne wei­te­res inner­halb von Stun­den auf neue Vor­ga­ben umge­stellt wer­den. Auch den teil­neh­men­den Ver­ei­nen ist es nicht immer mög­lich, die Kon­takt­vor­ga­ben stän­dig neu zu jus­tie­ren; gera­de im Hin­blick auf Kon­takt­sport.“ Dank die­ser Weit­sicht kann nun das Inte­gra­ti­ve Sport­fest immer­hin eine vir­tu­el­le Pre­mie­re feiern.

Viel zu orga­ni­sie­ren – Chris­ti­na Weiss am Whiteboard

Orga­ni­sa­ti­on ist Alles! Home-Office jeder­zeit möglich

Opti­mal war der Start zu Jah­res­be­ginn auf­grund der Pan­de­mie nicht, doch alles hat gut geklappt und sich ein­ge­spielt, wie bei­de beto­nen. „Am Anfang war ich im Büro, zur Ein­füh­rung und bis tech­nisch alles ein­ge­rich­tet war. Jetzt bin ich die meis­te Zeit im Home­of­fice und die Abstim­mung geht über E‑Mail, Tele­fon, Whats­App und Online­mee­tings – eigent­lich genau­so wie im sons­ti­gen Leben der­zeit“, resü­miert Frau Weiss.

„gool­kids ist mitt­ler­wei­le so orga­ni­siert, dass jeder­zeit auch Home-Office mög­lich ist“, ergänzt Robert Bartsch. „Team­be­spre­chun­gen fin­den vor­wie­gend per Video-Chat statt und per­sön­li­che Bespre­chun­gen wären in den neu­en Räu­men auch mit gro­ßem Abstand ein Mal wöchent­lich machbar.“

Natür­lich seh­nen alle her­bei, dass es end­lich wie­der phy­si­sche Ver­an­stal­tun­gen gibt, die durch das vir­tu­el­le Inter­agie­ren nicht ersetzt wer­den kön­nen. „Wenn wir Spaß bei den vir­tu­el­len Tref­fen der Sport­an­ge­bo­te haben und ich eine Idee bekom­me, was für coo­le Sport­grup­pen da nor­ma­ler­wei­se zusam­men in der Hal­le, auf dem Feld oder im Stu­dio sporteln!“

Wäh­rend der Bun­des­frei­wil­li­gen-Zeit gilt es für die Frei­wil­li­gen, diver­se je eine Woche dau­ern­de Schu­lun­gen zu besu­chen. Auch die­se fan­den in die­sem Jahr vir­tu­ell statt. „Tat­säch­lich fand ich den Kon­takt und den Aus­tausch mit den ande­ren Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­ten­den am span­nends­ten – das wäre natür­lich live noch coo­ler gewe­sen, hat aber eigent­lich auch so ganz gut geklappt“, betont Chris­ti­na Weiss. Neben dem Semi­nar zu poli­ti­scher Bil­dung fie­len in ihre Zeit noch drei wei­te­re unter den Mot­tos „Kom­pe­tenz“, „Abschluss“ und „Ver­tie­fung“.

Wenn sie zurück­schaut, was sie in der Zeit bei gool­kids Neu­es ler­nen konn­te, meint sie, sie habe wahr­schein­lich noch nie so haut­nah erlebt, dass adres­sa­ten­ge­rech­te Kom­mu­ni­ka­ti­on unfass­bar wich­tig sei, „schließ­lich ist das Haupt­ziel ja immer, die eige­ne Mes­sa­ge so zu ver­mit­teln, dass sie bei einer ande­ren Per­son auch genau­so ankommt. Vir­tu­ell ist das natür­lich nicht immer so leicht. Um hier noch dazu­zu­ler­nen, habe ich zum Bei­spiel auch ange­fan­gen, mich mit Leich­ter Spra­che zu beschäftigen.“

Ver­ein hofft auf Spen­den für neue Räume

Neue Hei­mat für „Freund statt fremd“

Auch die neue Anlauf­stel­le soll ein Ort der Begeg­nung blei­ben: Zum 1. Sep­tem­ber zieht der Ver­ein „Freund statt fremd“ in die Schüt­zen­stra­ße 2a. Zur Finan­zie­rung eini­ger Umbau­maß­nah­men und für den Umzug bit­tet der Ver­ein um Spen­den und freut sich gleich­zei­tig über tat­kräf­ti­ge Hil­fe beim Gestal­ten der neu­en Räume.

Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke: „Die­ser Ver­ein ist wich­tig und för­dert die Inte­gra­ti­on in unse­rer Stadt.“

Drei Jah­re lang bot die Begeg­nungs­stät­te in der Luit­pold­stra­ße 20 in Bam­berg dem Flücht­lings­hil­fe-Ver­ein „Freund statt fremd“ ein ange­neh­mes Dach über dem Kopf. Der Miet­ver­trag für die Räu­me war größ­ten­teils durch geför­der­te Pro­jek­te mit­fi­nan­ziert, die nun aus­lau­fen. „Also haben wir uns nach etwas Neu­em umge­se­hen, das klei­ner und leich­ter zu finan­zie­ren ist“, erklärt Syl­via Schai­b­le, eine von ins­ge­samt vier Ver­eins­vor­sit­zen­den. Abhil­fe schaf­fen konn­te die Stadt­bau Bam­berg GmbH Bam­berg: In zen­tra­ler Lage am Schön­leins­platz, genau­er gesagt in der Schüt­zen­stra­ße 2a, wur­den Räu­me frei, weil das Pla­nungs­bü­ro der Stadt­bau dort aus­ge­zo­gen ist. Vor Ort wird die neue Begeg­nungs­stät­te mit dem Namen „Blaue Frie­da“ ent­ste­hen, deren Herz­stück wie­der ein klei­ner Café-Betrieb ist. Der Umzug ist mög­lich gewor­den, weil sich die Stadt­spit­ze inten­siv ein­ge­setzt hat, um die Zukunft des Ver­eins zu sichern. In meh­re­ren Gesprächs­run­den konn­te die­ses Ergeb­nis ein­ver­nehm­lich erar­bei­tet werden.


Begeg­nung und Integration

Die Vor­freu­de auf den Umzug ist groß, aller­dings ist der Ver­ein auf Hil­fe ange­wie­sen: Eine neue Wand plus Tür soll ein­ge­zo­gen wer­den, um ein Kur­s­zim­mer zu schaf­fen. Die Küche braucht einen neu­en Herd, Back­ofen und Spül­ma­schi­ne sowie eine Küchen­the­ke. Außer­dem sind Hand­wer­kerleis­tun­gen im Bereich Elek­tro und Tro­cken­bau nötig. War­um all das her­ge­rich­tet wer­den muss, zeigt ein Blick auf die zahl­rei­chen Akti­vi­tä­ten des Ver­eins, des­sen Haupt­an­lie­gen Begeg­nung und Inte­gra­ti­on sind – um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen: inter­ku­li­na­ri­sche Koch­kur­se, Sprach­ca­fé, Nach­hil­fe für Schüler:innen, ehren­amt­li­che Sprach­kur­se, Vor­trä­ge, Film­vor­füh­run­gen, Spie­le­aben­de oder Kunst­pro­jek­te – und natür­lich Raum für Aus­tausch, zum Ken­nen­ler­nen und zur Begegnung.

Die Stadt­bau freut sich über den neu­en Mie­ter und unter­stützt den Ver­ein nach Kräf­ten. Bereits einen Monat vor dem ver­ein­bar­ten Miet­be­ginn, am 1. August, kön­nen die Umbau­ar­bei­ten und ers­te Umzugs­maß­nah­men beginnen.

„Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass sich die Stadt­spit­ze dem Spen­den­auf­ruf anschließt. ‚Freund statt fremd‘ ist mitt­ler­wei­le eine ech­te Insti­tu­ti­on in der Flücht­lings­hil­fe in Bam­berg“, sagt Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke. Zwei­ter Bür­ger­meis­ter und Sozi­al­re­fe­rent, Jonas Glüsen­kamp, betont: „Wir freu­en uns, dass wir gemein­sam mit der Stadt­bau einen neu­en Ort für die wich­ti­ge Arbeit fin­den konn­ten. Jetzt geht es dar­um, ‚Freund statt fremd‘ bei der Arbeit wei­ter zu unter­stüt­zen. Wir tun dies als Stadt, hof­fen dar­über hin­aus aber auf Unter­stüt­zung aus der gesam­ten Stadtgesellschaft.“

Wer tat­kräf­tig mit anpa­cken möch­te wird gebe­ten, sich vor­ab beim Ver­ein zu mel­den. Die Geschäfts­stel­le ist unter der Tele­fon­num­mer 095191418935 oder per E‑Mail kontakt@freundstattfremd.de zu errei­chen. Gesucht sind Ehren­amt­li­che, die beim Strei­chen und Put­zen der neu­en Räu­me hel­fen sowie beim Umzug.

Das Spen­den­kon­zept von „Freund statt fremd“:


Spen­den kön­nen auf fol­gen­des Kon­to über­wie­sen werden:

DE40 7705 0000 0302 768361, Spar­kas­se Bamberg

Direkt online spen­den kann man auch auf der Home­page des Ver­eins https://freundstattfremd.de/

Beson­ders freut sich FSF über regel­mä­ßi­ge Spender:innen per Dau­er­auf­trag: In einem neu­en Kon­zept bie­tet FSF meh­re­re Freund­schafts­an­ge­bo­te an: Vom „Klein-aber-fein-Freund“ bis zur „Super­lieb­lings­freun­din“.

Für Fir­men­freun­de mit Unter­stüt­zungs­sum­men ab 777 Euro wird der Ver­ein im neu­en Domi­zil ein Fir­men­freun­de­fens­ter „777FFF“ mit deren Fir­men­lo­gos einrichten.

Neu­er Vor­stand des MIB

“Die Her­aus­for­de­run­gen der Inte­gra­ti­on wer­den nicht kleiner”

Der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat der Stadt Bam­berg (MIB) hat sei­nen neu­en Vor­stand gewählt. Seit Anfang März lei­ten, wie sie es im zurück­lie­gen­den Jahr bereits kom­mis­sa­risch taten, Mitra Sha­ri­fi und Mar­co Depiet­ri als Dop­pel­spit­ze den MIB. Wir haben mit den bei­den über die kom­men­den Auf­ga­ben, die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie auf Inte­gra­ti­on und Iden­ti­täts­po­li­tik gesprochen.

Frau Sha­ri­fi, Herr Depiet­ri, wie­so sind Sie zur Wahl als Dop­pel­spit­ze angetreten?

Mitra Sha­ri­fi: Als unser ehe­ma­li­ger Vor­sit­zen­der Moha­med Adda­la 2018 zurück­ge­tre­ten ist, habe ich den Vor­schlag gemacht, mit einer Dop­pel­spit­ze wei­ter­zu­ma­chen. Ers­tens weil ich fin­de, dass der Vor­sitz des MIB eine Auf­ga­be ist, die sich auch gut von zwei Leu­ten machen lässt und zwei­tens, weil wir auch im Vor­stand, und in unse­ren Struk­tu­ren, Diver­si­tät haben möch­ten. Und in der Zeit, in der Herr Depiet­ri und ich als Dop­pel gear­bei­tet haben, haben wir fest­ge­stellt, dass die­se Kon­stel­la­ti­on sehr gut funk­tio­niert. Wir ergän­zen uns und kön­nen gut mit­ein­an­der. Des­halb wur­de die Sat­zung des MIB dahin­ge­hend geän­dert, dass auch zwei Leu­te den Vor­stand inne­ha­ben kön­nen, und wir haben uns gemein­sam zur Wahl gestellt.

Mar­co Depiet­ri: Ich muss sagen, dass ich am Anfang ein biss­chen skep­tisch gegen­über der Sat­zungs­än­de­rung war, weil wenn immer zwei Leu­te zur Wahl antre­ten müs­sen, aber der Fall ein­tritt, dass sie sich nicht ver­ste­hen, müss­te man die Sat­zung wie­der zurück­än­dern. Eine Dop­pel­spit­ze kann nur funk­tio­nie­ren, wenn man sich gut ver­steht. Dar­um sieht die Sat­zung jetzt vor, dass auch ande­re Sze­na­ri­en ohne Dop­pel mög­lich sind und bei Bedarf eine Per­son Vorsitzende*r wer­den kann.


Wer hat wel­che Aufgaben?

Mitra Sha­ri­fi: Ganz genau haben wir die Auf­ga­ben noch nicht fest­ge­legt. Aber Herr Depiet­ri über­nimmt zum Bei­spiel schon jetzt sehr viel unse­re Online-Arbeit. Gera­de in der Pan­de­mie hat er uns damit sehr gehol­fen. Auch im Bereich Stadt­teil­ar­beit, in dem wir noch mehr machen wol­len, ist stär­ker Mar­cos Auf­ga­be. Die Orga­ni­sa­ti­on der Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus, die gera­de zu Ende gegan­gen sind, habe hin­ge­gen ich über­nom­men. Abge­se­hen von uns zwei haben wir im Vor­stand sehr kom­pe­ten­te und enga­gier­te Kolleg*innen, mit denen wir die Auf­ga­ben tei­len werden.


Bei der Wahl gab es kei­ne Gegenkandidat*innen. Trotz­dem gin­gen, bei einer ungül­ti­gen Stim­me, nur 13 von 20 Stim­men an Sie. Sechs Per­so­nen haben also gegen Sie gewählt. Wie gehen Sie mit die­ser Ableh­nung um?

Mitra Sha­ri­fi: Ich glau­be, dass die­se sechs Leu­te im MIB immer noch star­ke Pro­ble­me mit dem Wahl­brief der SPD von 2019 haben, der mög­li­cher­wei­se gegen den Daten­schutz ver­sto­ßen hat. Die­ser mög­li­che Ver­stoß hat aber nichts mit dem MIB zu tun. Der Bei­rat hat­te nichts falsch gemacht, son­dern die Stadt­ver­wal­tung hat­te die Daten an die SPD gege­ben. Das ist nach dem Wahl­ge­setz erlaubt, aller­dings nur nach Alter und Adres­se sor­tiert. Ver­wal­tung und Ober­bür­ger­meis­ter hat­ten ange­nom­men, dass die Sor­tie­rung von Adres­sen auch nach dem Merk­mal der Natio­na­li­tät erlaubt sei, was nun von einem Gericht anders gese­hen wur­de. Aber der MIB hat­te mit dem Gan­zen gar nichts zu tun. Im Übri­gen war Herr Adda­la auch mit 13 Stim­men gewählt worden.


Wer­den Sie ver­su­chen, die­se sechs Leu­te umzustimmen?

Mar­co Depiet­ri: Das ist auf jeden Fall unser Wunsch. Ob wir das hin­krie­gen, wird sich zei­gen. Aber das Ver­trau­en wie­der her­zu­stel­len, ist kei­ne Ein­bahn­stra­ße – es muss auch etwas von die­sen Leu­ten kom­men. Wir wer­den aber nicht ver­su­chen, die kri­ti­schen Stim­men zu iso­lie­ren. Es gibt viel zu tun und wir kön­nen unse­re Auf­ga­be nur gemein­sam bewältigen.

Mitra Sha­ri­fi: Wir haben uns dar­um bemüht, die Beden­ken die­ser Kolleg*innen aus­zu­räu­men. Lei­der haben wir das noch nicht geschafft. Mir scheint, dass sich die Ver­hält­nis­se bei die­sem The­ma ein biss­chen fest­ge­fah­ren haben. Es gab auch For­de­run­gen, Mar­co sol­le nicht zur Wahl antre­ten oder die Wahl zu ver­schie­ben, bis der Pro­zess gegen den OB geklärt ist. Aber eine gro­ße Mehr­heit im Bei­rat hat dies abge­lehnt und will nach vor­ne schau­en. Wir arbei­ten dar­an, dass Ver­trau­en wie­der ent­steht. Ich hof­fe, dass Mar­co an sei­nen Taten beur­teilt wird und Stadt­rat, Par­tei­en und Medi­en uns die Chan­ce geben, unse­re Arbeit zu machen.


Aber fin­den Sie die Beden­ken bezie­hungs­wei­se Anschul­di­gun­gen an sich falsch?

Mar­co Depiet­ri: Ich habe die Sache schon in der öffent­li­chen Sit­zung vom April 2020 erläu­tert und geklärt und mich für die Irri­ta­tio­nen ent­schul­digt. Das habe ich dann auch in ande­ren Sit­zun­gen sowie zuletzt in der Wahl­sit­zung wie­der­holt. Man konn­te im Vor­feld nicht wis­sen, wel­che Aus­wir­kun­gen der Wahl­brief hat. Es gibt im MIB zwar auch Mit­glie­der, die den Brief nicht für einen Feh­ler hal­ten, aber ich habe auch gesagt, dass jede Irri­ta­ti­on eine Irri­ta­ti­on zuviel ist. Es ist natür­lich berech­tigt, dass ande­re anders den­ken. Aber ich habe in lan­gen Son­der­sit­zun­gen jede Fra­ge zum The­ma beant­wor­tet und wir möch­ten es been­den und im MIB ein neu­es Kapi­tel aufschlagen.


Vor­her haben Sie die Dop­pel­spit­ze des MIB kom­mis­sa­risch aus­ge­füllt, jetzt sind Sie wirk­lich an der Macht. Was hat sich seit der Wahl geändert?

Mitra Sha­ri­fi: Eigent­lich nicht viel. Aber man wird vom MIB mehr hören – auch in der Kom­mu­nal­po­li­tik. Wir haben uns vor­ge­nom­men, weil wir ja auch unse­re Aus­schüs­se neu gewählt haben, mehr The­men gründ­li­cher zu bear­bei­ten und auch mehr Anträ­ge in der Poli­tik ein­zu­brin­gen, um die Inter­es­sen von Migrant*innen noch deut­li­cher zu artikulieren.

Mar­co Depiet­ri: Mitra hat es schon erwähnt – die Stadt­teil­ar­beit wird in den nächs­ten Jah­ren grund­le­gend für uns. Wir wol­len nicht, dass die Migrant*innen zu uns kom­men müs­sen, son­dern wir kom­men zu ihnen.


Was sind die drän­gends­ten Pro­ble­me, die der MIB ange­hen will?

Mitra Sha­ri­fi: Wir stel­len fest, dass poli­ti­sche Ent­wick­lun­gen, und auch Coro­na, die gesell­schaft­li­che Spal­tung zwi­schen migran­ti­schen und nicht-migran­ti­schen Bevöl­ke­rungs­tei­len ver­tie­fen. Zum Bei­spiel im Bil­dungs­be­reich. Das ist zwar kein rein kom­mu­na­les Pro­blem, son­dern ein struk­tu­rel­les, aber hier wer­den wir aktiv wer­den. Kin­der mit Migra­ti­ons­ge­schich­te ste­hen noch zu oft vor struk­tu­rel­len Bar­rie­ren, die ihnen den Zugang zu Bil­dung erschwe­ren. Wir wol­len den Zusam­men­halt stär­ken und auf kom­mu­na­ler Ebe­ne die Mög­lich­kei­ten aus­schöp­fen, damit Kin­der mehr Chan­cen­gleich­heit haben. Ein ande­rer wich­ti­ger Bereich, ist der Ein­satz für eine Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le, damit Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung erns­ter genom­men wer­den. Wir möch­ten Betrof­fe­ne stär­ken, ihnen mehr Sicht­bar­keit und Selbst­be­wusst­sein in der Stadt­ge­sell­schaft ermög­li­chen und grund­le­gend mehr prä­ven­ti­ve Arbeit machen. Die Stadt­teil­ar­beit wäre wie­der ein gutes Bei­spiel. Gera­de in der Begeg­nung zwi­schen Kul­tu­ren kann man Vor­ur­tei­le abbau­en und Men­schen errei­chen, die sonst viel­leicht von Rechts­po­pu­lis­ten erreicht wer­den wür­den. Wir wol­len auch die Mehr­heits­ge­sell­schaft anspre­chen und gera­de in den Stadt­tei­len ist es nicht so wich­tig, woher man kommt, son­dern was ein Stadt­vier­tel braucht, um das Leben dort bes­ser zu machen.


Aber wie sind Begeg­nun­gen in der begeg­nungs­lo­sen Pan­de­mie­zeit möglich?

Mitra Sha­ri­fi: Unmög­lich ist es nicht. Wir haben uns fast ohne Pau­se in der gan­zen Pan­de­mie­zeit digi­tal getrof­fen und Ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt. Aber natür­lich haben wir die Hoff­nung, dass es bald wie­der bes­ser wird. Aller­dings habe ich die Sor­ge, dass das ohne­hin begrenz­te Bud­get für Anti-Dis­kri­mi­ni­nie­rungs-Pro­jek­te oder im sozia­len Bereich durch Coro­na noch klei­ner wird. Inte­gra­ti­on ist eine frei­wil­li­ge Auf­ga­be und sol­che Din­ge sind immer die ers­ten, die gestri­chen wer­den, wenn gespart wer­den muss.


Macht die Pan­de­mie Inte­gra­ti­on schwieriger?

Mitra Sha­ri­fi: Die Her­aus­for­de­run­gen der Inte­gra­ti­on wer­den nicht klei­ner. Wir wis­sen, dass Migrant*innen von Coro­na und den wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Pan­de­mie­be­kämp­fung stär­ker betrof­fen sind, weil sie viel öfter in beeng­ten Wohn- und pre­kä­ren Arbeits-Ver­hält­nis­sen leben und kei­ne Reser­ven haben. Auch Schüler*innen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te, die noch Sprach­för­de­rung brau­chen, aber kaum Zugang zu digi­ta­len Unter­richts­mög­lich­kei­ten haben, haben ein ver­lo­re­nes Jahr hin­ter sich. Wir machen uns gro­ße Sor­gen, wie die­se Lücken geschlos­sen wer­den können.


Das zuletzt rat­los wir­ken­de und nur wenig wir­kungs­vol­le Vor­ge­hen der Bun­des­re­gie­rung in der Pan­de­mie­be­kämp­fung wird auch noch beglei­tet von einem Hin und Her der kon­kre­ten Maß­nah­men und der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Wie kommt das poli­ti­sche Vor­ge­hen in migran­ti­schen Krei­sen an?

Mitra Sha­ri­fi: Am Anfang der Pan­de­mie waren die Leu­te sehr dank­bar, dass es hier kla­re­re und bes­se­re Rege­lun­gen gab als in ihren Hei­mat­län­dern. Aber man hat auch in migran­ti­schen Krei­sen begon­nen, die deut­schen Maß­nah­men mit denen ande­rer Län­der zu ver­glei­chen und sieht, wie lang­sam zum Bei­spiel die Impf­kam­pa­gne vor­an­kommt. All­ge­mei­ne Regeln wie das Tra­gen von Mas­ken oder Abstand­hal­ten zu kom­mu­ni­zie­ren ist kein Pro­blem. Wenn wir aber spe­zi­fi­sche Rege­lun­gen wei­ter­ge­ben wol­len, die an loka­len Zustän­den oder Inzi­den­zen fest­ge­macht und alle paar Tage ange­passt wer­den müs­sen, wird es schwe­rer. Wir haben beim baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um ver­sucht, schnell Infor­ma­tio­nen in ver­schie­de­nen Spra­chen über Regeln, die sich schnell ändern, zu bekom­men. Da gibt es zum Teil immer noch Probleme.


Ein The­ma, das in den letz­ten Wochen einen gro­ßen Teil der Bericht­erstat­tung aus­mach­te, ist die soge­nann­te Iden­ti­täts­po­li­tik. Die einen loben sie als eman­zi­pa­to­ri­sche Bewe­gung dis­kri­mi­nier­ter Grup­pen, die Men­schen eine Stim­me und Ein­fluss ver­leiht, die geschicht­lich unter­drückt waren und ihre Bedürf­nis­se und For­de­run­gen bis­her poli­tisch-gesell­schaft­lich nicht ein­brin­gen konn­ten. Ande­re kri­ti­sie­ren sie als debat­ten­feind­lich, weil sie die Gül­tig­keit von Argu­men­ten zu oft an Betrof­fen­heit von Dis­kri­mi­nie­rung und/​oder Haut­far­be anstatt am Inhalt der Argu­men­te fest­macht. Wie ste­hen Sie zur Identitätspolitik?

Mitra Sha­ri­fi: Ich freue mich dar­über, dass Ras­sis­mus seit eini­gen Mona­ten viel mehr öffent­li­che Auf­merk­sam­keit bekommt und viel deut­li­cher ange­pran­gert wird – dass auch mar­gi­na­li­sier­te und von Dis­kri­mi­nie­rung betrof­fe­ne Grup­pen ihre Stim­me erhe­ben kön­nen. Es gibt gesell­schaft­li­che Macht-Struk­tu­ren, die Benach­tei­li­gung ver­ur­sa­chen. Die­se Struk­tu­ren muss eine Gesell­schaft sehen und aner­ken­nen, um sie ändern zu kön­nen. Wenn Men­schen aller­dings nur über ihre Merk­ma­le, sei­en es Geschlecht, Haut­far­be oder Sexua­li­tät, defi­niert wer­den und der­art extrem getrennt wird, dass über, zum Bei­spiel, Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund der Haut­far­be nur mit­re­den darf, wer davon betrof­fen ist, fin­de ich das nicht gut. Ich fin­de es gut, wenn man, wie aktu­ell beim Bei­spiel der Über­set­zung des Tex­tes von Aman­da Gor­man, zuerst schaut, ob es für die Auf­ga­be nicht eine schwar­ze Über­set­ze­rin gibt. Schlecht ist aber, wenn Haut­far­be oder Geschlecht die Iden­ti­tät allei­ne bestim­men. Wir befin­den uns noch in einer sol­chen gesell­schaft­li­chen Ungleich­heit, dass wir noch eine gan­ze Zeit lang Gleich­stel­lungs­po­li­tik machen müs­sen. Die­se Poli­tik bedeu­tet unter ande­rem, ein gesell­schaft­li­ches Bewusst­sein der struk­tu­rel­len Ungleich­heit zu ent­wi­ckeln und struk­tu­rell benach­tei­lig­te Grup­pen zu för­dern. Dafür müs­sen dis­kri­mi­nier­te Grup­pen ihre Stim­me erhe­ben und ihre Iden­ti­tät behaup­ten, wäh­rend gesell­schaft­lich pri­vi­le­gier­te Grup­pen die­se Bestre­bun­gen aus­hal­ten und akzep­tie­ren müs­sen, einen Teil ihrer Pri­vi­le­gi­en abzu­ge­ben. So, hof­fe ich, kann man eine Gesell­schaft dahin­ge­hend ändern, dass alle Men­schen gleich sein können.

Mar­co Depiet­ri: Men­schen mit bestimm­ten Merk­ma­len, wie nicht-wei­ßer Haut­far­be, machen ande­re Erfah­run­gen im Leben als Wei­ße. Wir müs­sen ihnen zuhö­ren und offen für ihre Sicht sein. Des­halb fin­de ich es gut, wenn die­se Leu­te ihre Rech­te ver­lan­gen. Aber nicht alle gegen alle, son­dern gemeinsam.

Bam­ber­ger Bildungsentwicklungsplan 

Bil­dungs­bü­ro ver­öf­fent­licht Stu­di­en­band „Fokus Migra­ti­on und Integration“

Das Ziel der Stadt Bam­berg ist es, allen Men­schen – unab­hän­gig von Her­kunft und sozia­lem Sta­tus – ein gutes und leicht zugäng­li­ches Bil­dungs­an­ge­bot zu machen. Inte­gra­ti­on durch Bil­dung ist alter­na­tiv­los. Zu dem The­men­be­reich „Fokus Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on“ des Bil­dungs­plans legt das Bil­dungs­bü­ro einen Quer­schnitts­band vor, der aktu­el­le Daten und Infor­ma­tio­nen zum Bereich Inte­gra­ti­on durch Bil­dung in Bam­berg zusammenfasst.

Die The­men Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on rücken seit Jah­ren mehr in den Fokus der öffent­li­chen Wahr­neh­mung, denn Bam­berg ist viel­fäl­tig! Men­schen aus den unter­schied­lichs­ten Län­dern ver­la­gern ihren Lebens­mit­tel­punkt für eine gewis­se Zeit oder dau­er­haft aus ver­schie­de­nen Grün­den nach Bam­berg. Sie bil­den eine hete­ro­ge­ne Grup­pe mit unter­schied­li­chen Vor­aus­set­zun­gen, was das kom­mu­na­le Bil­dungs­sys­tem vor neue Her­aus­for­de­run­gen stellt, aber auch neue Impul­se und Chan­cen bie­tet. Ziel in der Stadt Bam­berg ist es, allen Men­schen – unab­hän­gig von Her­kunft und sozia­lem Sta­tus – ein gutes und leicht zugäng­li­ches Bil­dungs­an­ge­bot zu machen. Inte­gra­ti­on durch Bil­dung ist alter­na­tiv­los, denn Bil­dung ist in jedem Alter ein Schlüs­sel für die Teil­ha­be am wirt­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len und gesell­schaft­li­chen Leben und ver­ein­facht Aufstiegschancen.

Zu dem The­men­be­reich „Fokus Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on“ des Bil­dungs­plans legt das Bil­dungs­bü­ro einen Quer­schnitts­band vor, der aktu­el­le Daten und Infor­ma­tio­nen zum Bereich Inte­gra­ti­on durch Bil­dung in Bam­berg zusam­men­fasst. Er kann damit als Grund­la­ge für zukünf­ti­ge (bildungs-)politische Ent­schei­dun­gen in der Stadt her­an­ge­zo­gen wer­den. Anders als bei den bis­he­ri­gen bei den bis­he­ri­gen fünf Publi­ka­tio­nen, die jeweils einen Bil­dungs­ab­schnitt behan­del­ten, betrach­tet die­ser Band das kom­ple­xe The­ma Migra­ti­on und Inte­gra­ti­on über den Lebens­ver­lauf hin­weg von der Kita bis zur beruf­li­chen und non-for­ma­len Bil­dung. „Uns war es von Beginn an wich­tig, das The­ma Migra­ti­on nicht neben­bei in den fort­lau­fend erschei­nen­den Bän­den abzu­han­deln, son­dern uns in einer eige­nen Aus­ga­be inten­siv mit der The­ma­tik zu beschäf­ti­gen,“ so Dr. Ramo­na Wen­zel, die ver­ant­wort­li­che Mit­ar­bei­te­rin im Bildungsmonitoring.


Band benennt abschlie­ßend kla­re Handlungsfelder

Der Band fasst zunächst die demo­gra­phi­schen Rah­men­be­din­gun­gen der Bevöl­ke­rung mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund zusam­men. Er gibt einen Ein­blick in die Situa­ti­on in der früh­kind­li­chen Bil­dung und stellt Ange­bo­te der Sprach­för­de­rung vor. Das Kapi­tel „Schu­li­sche Bil­dung“ befasst sich mit einem für die Inte­gra­ti­on zen­tra­len Bil­dungs­ort und beleuch­tet die Zusam­men­set­zung der Schü­ler­schaft mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, das Über­tritts­ver­hal­ten und die erwor­be­nen Abschlüs­se auch im Ver­gleich zur Schü­ler­schaft ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Wäh­rend im Kapi­tel „Beruf­li­che Bil­dung“ die Schü­ler- und Absol­ven­ten­zah­len an den beruf­li­chen Schu­len bezie­hungs­wei­se Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten der Aus­bil­dungs- und Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on in den Blick genom­men wer­den, fokus­siert ein wei­te­res Kapi­tel den Hoch­schul­be­reich. Auch Sprach­för­de­rung im Rah­men von Inte­gra­ti­ons- und Berufs­sprach­kur­sen und die Ange­bo­te non-for­ma­ler und kul­tu­rel­ler Bil­dung sowie ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment wer­den betrach­tet. Der ANKER-Ein­rich­tung Ober­fran­ken mit den ihr eige­nen Struk­tu­ren als Her­aus­for­de­rung auch für den Bil­dungs­be­reich wid­met sich das letz­te Kapi­tel. Abschlie­ßend gibt der Band einen Aus­blick auf die bevor­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen und benennt hier­bei kla­re Hand­lungs­fel­der. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se der (wei­te­re) Aus­bau von Platz­ka­pa­zi­tä­ten in früh­kind­li­chen und schu­li­schen Bil­dungs­ein­rich­tun­gen als zen­tra­le Orte des Sprach­er­werbs und der sozia­len Inte­gra­ti­on. Wei­te­ren Hand­lungs­be­darf gibt es bei der Schu­lung des päd­ago­gi­schen Per­so­nals für kul­tur­sen­si­ble Kom­mu­ni­ka­ti­on und Inter­ak­ti­on in den sich ändern­den Grup­pen und Klas­sen­zu­sam­men­set­zun­gen oder bei der Ein­bin­dung und Stär­kung der Eltern in den Bildungsprozess.

Die Ver­öf­fent­li­chung steht, wie alle bis­he­ri­gen Bän­de, auf der Sei­te https://www.stadt.bamberg.de/Bildungsentwicklungsplan zum Down­load zur Verfügung.

Der abschlie­ßen­de Band des Bam­ber­ger Bil­dungs­ent­wick­lungs­plans zum The­men­be­reich „Kul­tu­rel­le Bil­dung und lebens­lan­ges Ler­nen“ wird im Som­mer 2021 erscheinen.

Das Jahr im Schnelldurchlauf

9 Fra­gen, 9 Ant­wor­ten mit Robert Bartsch

Der För­der­kreis gool­kids, der sich um Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on küm­mert, ist mitt­ler­wei­le fünf Jah­re alt. In der Serie „Das Jahr im Schnell­durch­lauf” las­sen wir heu­te Robert Bartsch, den Initia­tor der Bam­ber­ger Orga­ni­sa­ti­on, auf 2020 zurück­bli­cken und einen Aus­blick in das kom­men­de Jahr wagen.
Herr Bartsch, das Jahr 2020 war geprägt von der Coro­na-Pan­de­mie. Wenn sie so kurz vor dem Jah­res­wech­sel zurück­bli­cken: Was neh­men Sie als Fazit aus die­sem Jahr mit?

Wir dür­fen uns nie sicher sein, dass Gesund­heit eine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist. Die Kri­se hat mir gezeigt, wer die ech­ten Freun­de sind und wie sie sich in sol­chen Zei­ten verhalten.

Was war das Schlimms­te für Sie an die­sem Jahr?

Die Erkennt­nis, dass die Gesell­schaft mehr und mehr von Ego­is­mus geprägt wird. In der Kri­se wur­den eher Kon­fron­ta­ti­on und Streit statt ein MIT­ein­an­der gesucht. Men­schen am Rand der Gesell­schaft wur­den noch mehr igno­riert und beson­ders unse­re Schütz­lin­ge bei gool­kids hatten/​haben extrem stark mit der Aus­gren­zung zu kämpfen.

Wenn Ihnen vor dem Lock­down im Früh­jahr gesagt wor­den wäre wie sich die Situa­ti­on zum Ende des Jah­res dar­stellt, wann und wie hät­ten Sie seit­dem anders gehan­delt als Sie es getan haben?

Viel­leicht hät­ten ich bezie­hungs­wei­se unser Team noch inten­si­ver auf digi­ta­le Ange­bo­te für Trai­ning im eige­nen Zuhau­se set­zen sol­len? Aber gene­rell hat­ten auch wir sehr viel mit der aku­ten Ver­sor­gung oder per­sön­li­chen Betreu­ung unse­rer Mit­men­schen zu tun. Ein­kaufs­ser­vice oder Gesprächs­zei­ten per Telefon/​Video waren so wich­tig für sie, um sich nicht gänz­lich abge­hängt zu fühlen.

Wenn Sie eine posi­ti­ve Sache aus die­sem Jahr her­aus­stel­len möch­ten, wel­che wäre das?

Es gab eine extrem gro­ße Wel­le der Hilfs­be­reit­schaft; sogar mehr als Hil­fen ange­fragt wur­den. Das Schö­ne dar­an, bei all den tol­len Hel­fern und Hilfs­an­ge­bo­ten war es leicht, die Hass­pre­di­ger und Lüg­ner zu igno­rie­ren. Es war viel leich­ter oder es gelang frü­her, die Guten unter den Men­schen zu erken­nen. Wir waren und wir sind mehr!

Auch Weih­nach­ten wird für die meis­ten Men­schen anders statt­fin­den als in den Jah­ren zuvor. Wie ver­brin­gen Sie das Fest?

Da ich kei­ne Fami­lie habe, muss (darf?) ich das Fest allei­ne ver­brin­gen. Ich nut­ze die Zeit, all die schö­nen Bil­der aus den weni­gen Begeg­nun­gen mit unse­ren Freun­den in den Pro­jek­ten von 2020 ins Gedächt­nis zu rufen. Ich genie­ße die wun­der­ba­ren Stun­den noch ein­mal und gön­ne mir dabei lecke­re Weih­nachts­ge­schen­ke, die ich von sehr guten Freun­den bekom­men habe.

Auf­grund der Erfah­run­gen in die­sem Jahr: Wie ver­än­dert sich der pri­va­te Robert Bartsch und wie sei­ne Arbeits­wei­se für die Zukunft?

Der pri­va­te Mensch wird noch mehr an sei­nen Stär­ken arbei­ten. Sie haben mich durch die Kri­se geführt und gezeigt, dass Mensch­lich­keit ein Geschenk ist, das man pfle­gen darf. Für die Arbeit bedeu­tet das kaum Unter­schie­de, weil mir die Zie­le schon immer mehr bedeu­tet haben als kurz­fris­ti­ges Schul­ter­klop­fen. Viel­leicht wer­de ich sie noch inten­si­ver ver­fol­gen als bisher?

Was berei­tet Ihnen Sor­gen im Hin­blick auf das neue Jahr?

In Wahr­heit der Gedan­ke, dass die Hass­re­den und Ver­schwö­rungs­mär­chen noch unge­hemm­ter und noch düm­mer wer­den. Dass sich die schlei­chen­de Spal­tung wei­ter fort­setzt, weil die Bewäl­ti­gung der Pan­de­mie nicht im Sin­ne der ego­is­ti­schen Moti­ve die­ser Leer(nicht)denker geschafft wer­den kann. Noch mehr Sor­gen berei­tet mir die Poli­tik mit ihren zuneh­mend popu­lis­ti­schen statt weit bli­cken­den Pau­schal-Ent­schei­dun­gen. Man ist zu faul, oder sind es Lob­by­in­ter­es­sen, die Mög­lich­kei­ten von Maß­nah­men dif­fe­ren­zier­ter ein­zu­set­zen. Es wird immer nur über den Kamm geschert, kos­te es (Steu­er­gel­der und Plei­ten) was es wol­le. Dies führt zu einer Ent­frem­dung, die durch nichts mehr repa­riert wer­den kann. Die Wah­len wer­den es hof­fent­lich den „Köni­gen“ die­ses Lan­des zeigen.

Wel­che Wün­sche haben Sie für das neue Jahr?

Gesund­heit! Was sonst ist wich­tig für uns? Mehr MIT­ein­an­der, wenig Ego­is­mus, weni­ger Streit und vor allem, mehr Weit­sicht bei Poli­ti­kern und bei den Men­schen selbst. Dann gelingt es schon bald wie­der, gemein­sam in unse­ren Pro­jek­ten das Leben und den Sport zu genie­ßen. Neue Begeg­nun­gen braucht das Land.

Was macht Ihnen Mut für das neue Jahr?

Schlech­te Zei­ten machen uns bewusst, wie wert­voll das Leben ist. Doch schlech­te Zei­ten sind nie von Dau­er. Ich ver­traue dar­auf, dass sich das Pen­del wie­der in die bes­se­re Rich­tung dreht. Es gab sogar in schwe­ren Tagen neue Begeg­nun­gen, die für die guten Zei­ten rich­ti­ge Lebens­freu­de versprechen.

För­der­ver­ein goolkids 

Bene­fiz-Golf­tur­nier zuguns­ten von Inte­gra­ti­on und Inklusion

Men­schen durch Sport zu ver­bin­den! Das ist der Leit­ge­dan­ke, den der För­der­ver­ein gool­kids ver­folgt. Ob klein oder groß, mit oder ohne Behin­de­rung, wel­cher Nati­on oder Reli­gi­on auch immer sie ange­hö­ren, bei gool­kids geht es um das Mit­ein­an­der, oder in der gool­kids-Schreib­wei­se MIT­ein­an­der. Im Okto­ber fand zum zwei­ten Mal das „BKM-Man­nes­mann-Bene­fiz-Golf­tur­nier“ auf der Golf­an­la­ge Gut Lei­mers­hof statt, das dazu die­nen soll­te, auf den För­der­kreis gool­kids und des­sen Pro­jekt ginaS auf­merk­sam zu machen und des­sen Erlös deren Pro­jek­ten zukam. Robert Bartsch, der Initia­tor von gool­kids, und Lau­ra Stel­zer, die Pro­jekt­lei­te­rin von ginaS, blick­ten für uns zurück auf die Veranstaltung.

Im ver­gan­ge­nen Jahr kam Bene­dikt Zeng­lein von der Golf­an­la­ge Gut Lei­mers­hof auf Robert Bartsch zu und schlug vor, ein Bene­fiz-Golf­tur­nier auf die Bei­ne zu stel­len. „Die Idee dahin­ter war es, gemäß dem Wunsch vie­ler Akteu­re, den Golf­sport und sei­ne Anla­gen etwas offe­ner für die Bevöl­ke­rung zu hal­ten, um zu zei­gen, dass Golf nicht immer nur eli­tär sein muss. Die­se Idee ver­band man mit dem Wunsch, dabei auch etwas Gutes für gool­kids zu tun“, erin­nert sich Herr Bartsch. Gesagt, getan, die Pre­mie­ren­ver­an­stal­tung zeig­te den gewünsch­ten Erfolg. Nach dem Gol­fen inklu­si­ve Rah­men­pro­gramm gab es ein gemüt­li­ches Bei­sam­men­sein umrahmt von Show­gril­len und Musik.

Im Zuge der Coro­na-Pan­de­mie stand die dies­jäh­ri­ge zwei­te Auf­la­ge unter beson­de­ren Vor­zei­chen. Nach dem Lock­down im Früh­jahr war die Pla­nung schwie­rig. Dem­entspre­chend war zunächst das Prin­zip Hoff­nung vor­herr­schend, wie Lau­ra Stel­zer betont. „Ein Bene­fiz­tag soll­te ja nicht nur den Gol­fern, son­dern auch den Besu­chern Spaß machen. Dies schien im Früh­jahr noch undenk­bar. Wir muss­ten dann den Ter­min um drei Mona­te nach hin­ten ver­le­gen. Aber für uns war es wich­tig, den­noch ein Pro­jekt die­ses Jahr statt­fin­den zu lassen.“ 

Gün­ter Lückemei­er (links) von Haupt­spon­sor BKM-Man­nes­mann und Bene­dikt Zeng­lein von der Golf­an­la­ge Gut Lei­mers­hof nah­men gemein­sam die Sie­ger­eh­rung vor

Gol­fen sehr gut, Rah­men­pro­gramm regen­be­dingt nur ein­ge­schränkt möglich 

Um die Hygie­ne­maß­nah­men ein­zu­hal­ten, wur­de im Ver­gleich zum Vor­jahr Per­so­nal auf­ge­stockt. „Wir brauch­ten Kenn­zeich­nun­gen für Weg­ab­läu­fe, Mas­ken­pflicht, Abstand hal­ten und Gäs­te­re­gis­trie­rung am Ein­gang. All dies ist ja aktu­ell gang und gäbe. Dadurch, dass das Golf­tur­nier im Außen­be­reich statt­fand, konn­te jedoch dar­auf gut geach­tet wer­den“, so Herr Bartsch. Da dies­mal das Tur­nier erst im Herbst statt­fand, wur­de ein Zelt auf­ge­baut, das vom Haupt­spon­sor der Ver­an­stal­tung orga­ni­siert wur­de, Heiz­pil­ze und war­me Geträn­ke hal­fen zusätzlich.

„Kom­men denn auch wirk­lich alle gemel­de­ten Spie­ler? Und kom­men über­haupt Gäs­te mit Kin­dern?“ Die­se Fra­gen gin­gen Herrn Bartsch durch den Kopf, als er am Sams­tag­mor­gen bei leich­tem Regen von Bam­berg gen Lei­mers­hof fuhr. Und letz­ten Endes unter­schei­det er beim Resu­mee. „Golf lief sehr gut. Bei der Zahl der akti­ven Gol­fer wur­den wir sogar sehr posi­tiv über­rascht. Trotz schlech­ten Wet­ters gab es deut­lich mehr Akti­ve als Vor­anmel­dun­gen. Was die Infor­ma­ti­on über unse­re Pro­jek­te betrifft, so waren per­sön­li­che Gesprä­che lei­der nur begrenzt durch­führ­bar. Da fehl­ten uns die Begeg­nun­gen in klei­nen Grup­pen. Wir hät­ten auch ger­ne mehr Kin­der mit Fami­li­en sowie Men­schen mit Behin­de­rung ange­spro­chen, um mit­ein­an­der einen schö­nen Tag zu erle­ben. Lei­der war uns dies durch die aktu­el­le Lage nicht mög­lich.“
Dies ist beson­ders scha­de, weil gool­kids dies­mal im Ver­gleich zur Pre­mie­re für ein Kin­der­pro­gramm in Form einer Spie­le­wie­se mit vie­len kos­ten­lo­sen Aktio­nen sowie für Begeg­nungs­or­te für Men­schen mit Behin­de­rung gesorgt hatte.

Ins­ge­samt zei­gen sich die Ver­ant­wort­lich jedoch sehr zufrie­den, nicht nur wegen des hohen zusam­men­ge­kom­me­nen Erlö­ses. „Zu sehen, wie trotz der schlech­ten Wet­ter­la­ge so vie­le Gol­fer Spaß hat­ten und den Tag genie­ßen konn­ten“ sei sein per­sön­li­ches High­light an die­sem Tag gewe­sen, so Robert Bartsch.

Aktu­ell trei­ben den För­der­ver­ein Fra­gen um, wie er trotz der aktu­el­len Situa­ti­on wei­ter­hin für sei­ne Schütz­lin­ge da sein kann, ob Pro­jek­te gestar­tet wer­den kön­nen, in Klein­grup­pen oder sogar digi­tal, und wel­che Hilfs­an­ge­bo­te mög­lich sind bei einem Weih­nach­ten unter Distanz­re­geln. „Zusätz­lich haben wir bei ginaS eine neue bar­rie­re­freie Web­site ent­wi­ckelt, die für mehr Infor­ma­ti­ons­aus­tausch unter­ein­an­der sor­gen soll“, berich­tet Lau­ra Stelzer.

Und auch einen Ter­min für das drit­te Bene­fiz­golf­tur­nier gibt es bereits. „Es gibt eine Neu­auf­la­ge, die schon für den 12. Juni kom­men­den Jah­res fest­ge­legt wur­de“, so Lau­ra Stel­zer. „Wir hof­fen auf einen son­ni­gen Tag, mehr Begeg­nun­gen, ein ein­ge­dämm­tes Coro­na und vie­le freu­di­ge Gesich­ter, die nicht nur auf dem Golf­platz zu sehen sind.”

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