Browse Tag

Interview - Page 2

Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst

Fürs Leben lernen

Nach­dem 2011 die Wehr­pflicht und damit auch der Zivil­dienst aus­ge­setzt wur­den, ergab sich vor allem im sozia­len Sek­tor, der auf die Arbeits­leis­tung von Min­dest­lohn­kräf­ten ange­wie­sen ist, ein Man­gel an Per­so­nal. Um dem gegen­zu­steu­ern, wur­de unter ande­rem der Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst (BFD) ein­ge­führt. In die­ser Initia­ti­ve des Bun­des­am­tes für Fami­lie und zivil­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­ben enga­gie­ren sich Bun­des­frei­wil­li­ge (Buf­dis) in ver­schie­de­nen gesell­schaft­li­chen Bereichen.
Juli­us Rosiwal
Im Juli letz­ten Jah­res wur­de der Bam­ber­ger För­der­ver­ein gool­kids als Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst-Ein­satz­stel­le aner­kannt. Seit Sep­tem­ber 2019 beschäf­tigt der Ver­ein, der sich mit sport­li­chen Mit­teln für die Inte­gra­ti­on von Men­schen mit Behin­de­rung, sozi­al benach­tei­lig­ten Kin­dern und Jugend­li­chen und Geflüch­te­ten ein­setzt, mit Juli­us Rosi­wal (19 Jah­re) sei­nen ers­ten Buf­di. Wir haben ihn und gool­kids-Pro­jekt­lei­ter Robert Bartsch zum Inter­view getroffen.

War­um unter­hält gool­kids eine Bundesfreiwilligendienst-Stelle?

Robert Bartsch: Ganz ein­fach, wir haben viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben im sozia­len Bereich, bei denen wir Unter­stüt­zung brau­chen und sei­tens des Vor­stands tut uns der Kon­takt zu jun­gen Men­schen wie Juli­us gut, um zu sehen, wo deren Inter­es­sen lie­gen. Der BFD ist eine her­vor­ra­gen­de Schnitt­stel­le für unse­re Jugend­an­ge­bo­te. Wir ergän­zen uns gegen­sei­tig. Es gibt außer­dem vie­le Tätig­kei­ten im sport­li­chen Bereich, bei denen es hilf­reich ist, einen jun­gen Men­schen dabei zu haben, der sport­af­fin ist und in die jewei­li­gen sport­li­chen Akti­vi­tä­ten mit­ein­ge­bun­den wer­den kann. Das macht den Teil­neh­mern auch mehr Spaß, als wenn ich dort mit rum­tur­nen wür­de. Es gibt Auf­ga­ben, die wir Juli­us anver­trau­en und die er ver­ant­wor­tungs­voll über­neh­men kann. Er hat die Man­power und Fähig­kei­ten dazu.

Juli­us, war­um haben Sie sich für das ein­jäh­ri­ge Enga­ge­ment beim BFD ent­schie­den und war­um bei goolkids?

Juli­us Rosi­wal: Ich bin schon immer sport­lich aktiv gewe­sen. Auch sozi­al bin ich sehr inter­es­siert und woll­te mich schon län­ger in der Hil­fe für Geflüch­te­te und für Men­schen mit Behin­de­rung enga­gie­ren. Ich habe selbst einen Fall im Freun­des­kreis. Und da kam es per­fekt, dass gool­kids an mei­ner Schu­le eines Tages ihre Pro­jek­te vor­ge­stellt hat. Außer­dem habe ich einen Cou­sin, der bei gool­kids tätig war und mir den Ver­ein emp­foh­len hat. Ich woll­te, bevor ich ein Stu­di­um anfan­ge, prak­ti­sche Erfah­run­gen sam­meln, weil es für mich kei­nen Sinn ergibt, über­haupt zu stu­die­ren, bevor ich nicht weiß, wie es in der Berufs­welt aus­sieht oder was mich da erwar­ten könnte.

Wie sehen die Vor­aus­set­zun­gen für die Stel­le aus?

Bartsch: Man soll­te sozi­al und sport­lich inter­es­siert sein – und im bes­ten Fal­le auch sport­lich aktiv. Und mensch­lich und gesell­schaft­lich offen soll­te man sein, weil wir mit sozi­al benach­tei­lig­ten und ver­hal­ten­so­ri­gi­nel­len Kin­dern und Jugend­li­chen zu tun haben, mit Geflüch­te­ten und Men­schen mit Behinderung.

Rosi­wal: Da auch vie­le orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­ga­ben anfal­len, braucht es auch eine gewis­se Krea­ti­vi­tät, um Lösun­gen zu fin­den. Ich habe schon viel gelernt, was mir die Schu­le nicht bei­gebracht hat, viel fürs Leben. Ein ein­fa­ches Bei­spiel wäre, wie man gemäß DIN-Norm einen Brief­kopf rich­tig beschriftet.

Was sind die täg­li­chen Auf­ga­ben eines Buf­dis bei goolkids?

Rosi­wal: Nach­mit­tags bin ich immer bei Pro­jek­ten und Akti­vi­tä­ten dabei. Das heißt, beim Fußball‑, Vol­ley­ball- oder Bas­ket­ball­trai­ning, oder im Fit­ness-Stu­dio, wo wir mit Men­schen mit Behin­de­rung hin­ge­hen. Da fun­gie­re ich als Trai­ner und Ansprech­part­ner. Vor­mit­tags geht es vor allem ums Orga­ni­sa­to­ri­sche der Groß­pro­jek­te, wie das anste­hen­de inklu­si­ve Sport­fest, das im Som­mer zum ers­ten Mal statt­fin­det. Wel­che sport­li­chen oder tech­ni­schen Fak­to­ren müs­sen berück­sich­tigt wer­den, was brau­chen wir fürs Unter­hal­tungs­an­ge­bot und vie­les mehr.

Bartsch: Wir haben von Anfang an ver­sucht, Juli­us mit ein­zu­bau­en, indem wir ihn über­all­hin mit­neh­men. Er ist immer in mei­ner Nähe, damit er die Mög­lich­keit hat zu ler­nen, wie man so einen Pro­jekt­tag, so ein Fest orga­ni­siert, um irgend­wann völ­lig eigen­stän­dig Ver­an­stal­tun­gen durch­zie­hen zu kön­nen. Jede Ver­an­stal­tung ver­hält sich nach dem­sel­ben Mus­ter. Man muss wis­sen, was man wann machen will und was man dazu braucht. Nur die Anfor­de­run­gen sind unterschiedlich.

Rosi­wal: Da gool­kids vor mir noch kei­nen ande­ren Buf­di hat­te, gab es kei­ne Auf­ga­ben, die klar für mich vor­ge­ge­ben gewe­sen waren. Am Anfang mei­ner Zeit hier war es also ein gemein­sa­mes Ler­nen, bei dem wir raus­fin­den woll­ten, was ich kann und was man mir anver­trau­en kann. Für mich hieß das, dass ich mein Auf­ga­ben­ge­biet sel­ber mit­de­fi­nie­ren konn­te, anstatt es, wie ich es von ande­ren Buf­di-Stel­len gehört habe, ein­fach vor­ge­klatscht zu bekom­men. Das bedeu­tet auch viel Abwechs­lung im Tages­ab­lauf, bei dem immer neue Din­ge dazu kom­men und ich immer dazu ler­nen kann. Und ich kann auch Eigen­in­itia­ti­ve ergrei­fen und eige­ne Ideen einbringen. 

Der BFD wur­de 2011 als Kom­pen­sa­ti­on unbe­setz­ter, aber nöti­ger Stel­len im sozia­len Bereich, die 2011 nach dem Weg­fall des ver­pflich­ten­den Zivil­diens­tes ent­stan­den sind, ein­ge­führt. Funk­tio­niert das?

Bartsch: Bei gool­kids kön­nen wir dazu nichts sagen, weil wir vor Juli­us kei­nen Buf­di hat­ten. Aber gesamt­ge­sell­schaft­lich hat das Ende des Zivil­diens­tes schon ein gewis­ses Loch auf­ge­ris­sen. Es gibt unbe­strit­ten vie­le Arbeits­be­rei­che, die ohne frei­wil­li­ge Diens­te nur schwer zurecht­kom­men würden. 

Wie sehr sind Orga­ni­sa­tio­nen wie gool­kids bezie­hungs­wei­se der sozia­le Bereich auf frei­wil­li­ge Diens­te wie den BFD angewiesen?

Bartsch: Hän­de­rin­gend. Gene­rell wür­den die Struk­tu­ren des sozia­len Wesens in ihrer jet­zi­gen Form ohne BFD oder das Frei­wil­li­ge Sozia­le Jahr zusam­men­bre­chen. Nur mit einer dras­ti­schen Erhö­hung der Per­so­nal­kos­ten könn­ten Frei­wil­li­ge durch Fest­an­ge­stell­te ersetzt werden.

Rosi­wal: Nor­ma­ler­wei­se sieht die Defi­ni­ti­on des BFD vor, das er nur ein Aus­hilfs-Dienst ist. Eigent­lich müss­te die Orga­ni­sa­ti­on also auch ohne den BFD sehr gut lau­fen kön­nen. Unab­hän­gig davon, dass dem, wie Robert sagt, nicht so wäre, möch­te ich auch mehr als eine Aus­hil­fe sein. Ich möch­te mich ein­brin­gen und Ver­ant­wor­tung über­neh­men können.

Lässt sich ein­schät­zen, wie aus­ge­prägt die gesell­schaft­li­che Bereit­schaft ist, frei­wil­li­ge, also gering oder unbe­zahl­te, sozia­le Diens­te zu leisten?

Rosi­wal: Das fin­de ich schwer ein­zu­schät­zen, aber ich den­ke, es wür­de viel mehr Frei­wil­li­ge geben, wenn Ange­bo­te wie der BFD zum Bei­spiel an Schu­len viel stär­ker bewor­ben wer­den wür­den. An Schu­len wird im Gegen­teil aber eigent­lich davon abge­ra­ten, vor dem Stu­di­um noch ein Jahr Erfah­run­gen zu sam­meln, statt so schnell wie mög­lich in die Arbeits­welt einzusteigen.

Bartsch: Ich über­trei­be jetzt, aber ein Pro­blem liegt dar­in, dass Jugend­li­che in der Schu­le nichts fürs Leben ler­nen, aber danach sofort arbei­ten sol­len. Dafür feh­len ihnen aber prak­ti­sche Erfah­run­gen. Da ist ein sozia­les Jahr die Chan­ce, außer­halb der Arbeits­welt inne­zu­hal­ten, für sich selbst den Weg zu fin­den und auch ein biss­chen was Prak­ti­sches zu lernen.

Wird frei­wil­li­ges Enga­ge­ment aus­rei­chend durch die Poli­tik gefördert?

Bartsch: Die Poli­tik sieht die Sache unter ande­ren Gesichts­punk­ten. Ihre För­de­rung geht eher der Fra­ge nach, wie das Per­so­nal-Defi­zit im sozia­len Bereich durch die För­de­rung frei­wil­li­gen Enga­ge­ments auf­ge­fan­gen wer­den könn­te. Das heißt, der Staat, die Kom­mu­ne, auch Bam­berg, ver­su­chen unheim­lich viel auf die frei­wil­li­ge Schie­ne abzu­wäl­zen, um mit kos­ten­güns­ti­gen Frei­wil­li­gen die glei­chen Leis­tun­gen zu errei­chen wie mit Festangestellten.

Kann es nicht fahr­läs­sig sein, wenn Ver­ant­wor­tung, die eigent­lich aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal über­neh­men soll­te, auf unge­lern­te Frei­wil­li­ge abge­wälzt wird?

Bartsch: Ja, man braucht unge­fähr vier Frei­wil­li­ge, um fach­lich, sach­lich und zeit­ori­en­tiert eine gelern­te Kraft zu erset­zen. Bei uns oder der Inno­va­ti­ven Sozi­al­ar­beit Bam­berg geht es ja noch. Aber in Berei­chen wie Alten- oder Kran­ken­pfle­ge sieht es anders aus.

Juli­us, haben Sie das Gefühl, sich durch den BFD bei gool­kids weiterzuentwickeln?

Rosi­wal: Auf jeden Fall. Zum Bei­spiel von Men­schen mit Behin­de­rung kann man ganz viel ler­nen. Sie haben in ihrem Leben gro­ße Pro­ble­me, die ande­re nicht haben, strah­len aber gleich­zei­tig so eine Lebens­freu­de aus. Da wer­den die eige­nen Pro­ble­me klei­ner. Das bil­det den Cha­rak­ter. Oder: Tele­fo­nie­ren mit Selbst­ver­trau­en – wenn ich zum Bei­spiel bei Schu­len anru­fe, um gool­kids vor­zu­stel­len – muss man auch erst­mal können.

Bartsch: Das ist natür­lich nur ein klei­ner Lern­in­halt, aber doch ein Effekt. Juli­us ist ein eher zurück­hal­ten­der Mensch, der jetzt aber kein Schü­ler mehr, son­dern auf ein­mal Trai­ner und Betreu­er, also ver­ant­wort­lich für eine Sport­stun­de ist. Da ist der Moment erreicht, wo nicht ihm etwas gesagt wird, son­dern wo er die Anwei­sun­gen gibt und sich auch mal durch­set­zen muss.

Was sind die schöns­ten Momen­te der Arbeit als Bufdi?

Rosi­wal: Der Umgang mit den Men­schen und wenn ich sehe, dass die Leu­te in mei­nen Trai­nings­grup­pen selbst­stän­di­ger wer­den und Fort­schrit­te machen. Und auf der orga­ni­sa­to­ri­schen Sei­te ist es schön dabei zu sein, wenn die Pro­jek­te, bei deren Pla­nung ich mit­ge­macht habe und auf deren Umset­zung man lan­ge hin­ge­ar­bei­tet hat, For­men anneh­men und funktionieren.

Inter­view

Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Starke

Andre­as Star­ke hat zum drit­ten Mal die Wahl zum Bam­ber­ger Ober­bür­ger­meis­ter gewon­nen. In einer Stich­wahl setz­te er sich gegen Jonas Glüsen­kamp durch. Viel Grund zur Freu­de besteht der­zeit aller­dings nicht. Die Coro­na-Kri­se lässt auf der täg­li­chen Agen­da nicht viel Platz für poli­ti­sche Gestal­tung und im eben­falls neu­ge­wähl­ten Stadt­rat domi­nie­ren die Grü­nen und die CSU. Und zu allem Übel sitzt jetzt auch noch die AfD im Stadt­rat. Wir haben mit dem Ober­bür­ger­meis­ter über Coro­na, das Wahl­er­geb­nis und die kom­men­den Zei­ten gesprochen. 
Wel­che Bam­ber­ger Pro­ble­me wür­den nun die größ­te Auf­merk­sam­keit erfor­dern, wenn nicht zu aller­erst die Coro­na-Kri­se bewäl­tigt wer­den müsste? 

Andre­as Star­ke: Bezahl­ba­ren Wohn­raum und Kin­der­ta­ges­stät­ten­plät­ze in genü­gen­dem Aus­maß zu schaf­fen. Außer­dem: Die Kon­ver­si­on erfolg­reich ent­wi­ckeln und den ICE-Aus­bau so orga­ni­sie­ren, dass die Stadt wei­ter­hin gut funktioniert.

Ihre Wie­der­wahl war knapp. Kam Ihnen die Coro­na-Kri­se zugute?
Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke.
Foto: Mat­thi­as Hoch

Andre­as Star­ke: Bei zehn Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten war von Anfang an klar, dass es zu einer Stich­wahl kom­men wür­de. Das End­ergeb­nis der Stich­wahl mit 59,3 Pro­zent ist nicht knapp, son­dern war das Bes­te in Ober­fran­ken. Vie­le Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler wis­sen, dass im Bam­ber­ger Rat­haus gut regiert wird. Die Coro­na-Kri­se gehört dazu, wir haben ein effek­ti­ves Kri­sen­ma­nage­ment, auch das wur­de geschätzt.

Sie sind Wahl­sie­ger, die SPD aber nur dritt­stärks­te Frak­ti­on im Stadt­rat. Ihre Wahl­kampf­kam­pa­gne war sehr stark auf Sie und nur wenig auf Ihre Par­tei zuge­schnit­ten. Erach­ten Sie die Bam­ber­ger SPD als nicht attrak­tiv genug, um eine Wahl zu gewin­nen, und wie haben Sie das im Vor­feld der Wahl Ihren Par­tei­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen beigebracht?

Andre­as Star­ke: Ich bin stolz, Teil der Bam­ber­ger SPD zu sein. Aller­dings sind bereits seit der Ober­bür­ger­meis­ter­wahl 2006 mei­ne Wahl­pla­ka­te schwarz-weiß mit oran­ge­far­be­ner Schrift. Nie­mand soll­te über­se­hen: Ober­bür­ger­meis­ter-Wah­len sind Per­sön­lich­keits­wah­len und kei­ne Parteiwahlen.

Abge­se­hen davon, dass Sie im Stadt­rat kei­nen Auf­trag haben, eine Mehr­heit zu bil­den, käme eine sol­che weder zusam­men mit der stärks­ten, noch mit der zweit­stärks­ten Frak­ti­on zustan­de. Wie schwie­rig wird es in Zukunft, poli­ti­sche Inhal­te zu gestalten?

Andre­as Star­ke: Die Zer­split­te­rung des Stadt­ra­tes bedeu­tet sicher­lich kei­ne ein­fa­che Situa­ti­on. Ich bin aber über­zeugt, dass es uns den­noch gelin­gen wird, die bes­ten Beschlüs­se für die Stadt Bam­berg zu tref­fen. Dazu kann mei­ne Inte­gra­ti­ons­kraft bei­tra­gen, so wie in der letz­ten Legislaturperiode.

Deutsch­land und vor allem Bay­ern set­zen zur Ver­min­de­rung der Coro­na-Infek­ti­ons­zah­len auf Aus­gangs­be­schrän­kun­gen, Still­le­gung und per­sön­li­che Ein­schrän­kun­gen. Hal­ten Sie die­se Maß­nah­men für sinn­voll oder hät­ten Sie eine ande­re Vor­ge­hens­wei­se vorgezogen?

Andre­as Star­ke: Mehr­mals in der Woche tagt unser städ­ti­scher Kri­sen­stab „Coro­na­vi­rus“. Dort sit­zen nicht nur die Ver­tre­ter der Behör­den und der Ret­tungs­diens­te zusam­men, son­dern auch Ärz­te der Sozi­al­stif­tung und des ärzt­li­chen Kreis­ver­bands. Das Vor­ge­hen in Bay­ern wird uni­so­no als sehr gut und sinn­voll betrach­tet. Die ange­ord­ne­ten Aus­gangs­be­schrän­kun­gen sind zur Ein­däm­mung der Coro­na-Kri­se not­wen­dig, ja unverzichtbar.

Mit der AfD sitzt nun auch eine rechts­extre­me Par­tei im Stadt­rat. Was emp­fin­den Sie im Ange­sicht der Tat­sa­che, sich mit deren Per­so­nal aus­ein­an­der­set­zen zu müssen? 

Andre­as Star­ke: Es ist nicht zu ändern, auch wenn ich mir etwas ande­res gewünscht habe.

Zeich­net sich bereits ab, wel­chen kul­tu­rel­len und wirt­schaft­li­chen Scha­den Bam­berg durch die Kri­se davon­tra­gen wird? 

Andre­as Star­ke: Der Scha­den wird enorm sein. Natür­lich kann er der­zeit noch nicht bezif­fert wer­den. Vie­le Betrie­be, Hand­wer­ker, Fir­men, Solo-Unter­neh­mer und Kul­tur­schaf­fen­de haben der­zeit berech­tig­te Angst um ihre Existenz.

Was machen Sie als ers­tes, wenn die Aus­gangs­be­schrän­kung auf­ge­ho­ben wird?

Andre­as Star­ke: Freun­de tref­fen und gut essen in einem Bam­ber­ger Lokal.

Pfle­ge­heim

„Uns ist bewusst, dass wir eine gro­ße Ver­ant­wor­tung haben“

Die der­zeit herr­schen­den Kon­takt­be­schrän­kun­gen bezie­hen sich beson­ders stark auf Alten- und Pfle­ge­hei­me. Besu­che bei Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern sol­cher Ein­rich­tung sind ver­bo­ten, um Coro­na-Erkran­kun­gen bei die­ser Risi­ko­grup­pe zu ver­hin­dern. Chris­ti­ne Lech­ner lei­tet das Bam­ber­ger Senio­ren­zen­trum Albrecht Dürer. Eine Infek­ti­on gab es in der Ein­rich­tung noch nicht. Soll­te der Fall der Fäl­le aber ein­tre­ten, ist das Senio­ren­zen­trum vor­be­rei­tet. Wir haben Frau Lech­ner interviewt.
Wie sind Stim­mung und Situa­ti­on im Senio­ren­zen­trum Albrecht Dürer?

Chris­ti­ne Lech­ner: Die Stim­mung ist bei allen Mit­ar­bei­tern sehr gelas­sen. Alle sind trotz der Umstän­de mit Spaß bei der Arbeit, wir lachen viel zusam­men und die Stim­mung geht auch auf die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner über, was sehr wich­tig ist.

Wäre im Fall einer Infi­zie­rung im Senio­ren­zen­trum Albrecht Dürer genug Per­so­nal und Mate­ri­al vorhanden?

Chris­ti­ne Lech­ner: Zum Glück haben wir weder bei den Bewoh­nern noch beim Per­so­nal posi­tiv getes­te­te Fäl­le. Die per­so­nel­le Beset­zung unter­schei­det sich nicht von der sonst übli­chen Beset­zung in nor­ma­len Zei­ten. Was uns, wie auch allen ande­ren Ein­rich­tun­gen fehlt, ist Schutz­aus­rüs­tung, das heißt Schutz­an­zü­ge und Schutz­mas­ken. Das gesam­te Per­so­nal trägt ledig­lich selbst­ge­näh­ten Mund­schutz. Davon haben wir reich­lich selbst her­ge­stellt, aber auch vie­le von Ange­hö­ri­gen und Freun­den bekommen.

Wie sähe die Reak­ti­on auf einen Coro­na-Fall aus?

Chris­ti­ne Lech­ner: Theo­re­tisch haben wir alle Sze­na­ri­en im Haus bespro­chen und auch einen Pan­de­mie­plan erstellt. Wir hal­ten seit 14 Tagen auch schon Ein­zel­zim­mer frei, für den Fall, dass eine Iso­la­ti­on not­wen­dig ist. Gro­ße Unter­stüt­zung erhal­ten wir auch von unse­rem Trä­ger, dem Dia­ko­ni­schen Werk Bam­berg-Forch­heim e.V., was Infor­ma­tio­nen, Mate­ri­al­be­schaf­fung und Trans­pa­renz angeht.

Wie gehen Heim­be­woh­ner mit der Kon­takt­sper­re zu ihren Ange­hö­ri­gen um?

Chris­ti­ne Lech­ner: Ich muss ganz ehr­lich sagen, recht gut. Alle Mit­ar­bei­ter, beson­ders die Betreu­ungs­kräf­te, leis­ten über­ra­gen­de Arbeit, damit die Heim­be­woh­ner kei­ne Ein­sam­keit ver­spü­ren. Wir haben seit letz­ter Woche auch die Mög­lich­keit, über ein Tablet Video­an­ru­fe mit Ange­hö­ri­gen zu machen, was für bei­de Sei­ten gro­ße Erleich­te­rung bringt, die Ange­hö­ri­gen ein­fach mal wie­der zu sehen und zu hören und zu sehen, dass es ihnen gut geht.

Mit wel­chem Gefühl kom­men Sie zur Arbeit?

Chris­ti­ne Lech­ner: Wir alle kom­men täg­lich mit gro­ßem Hof­fen und Ban­gen, dass die Situa­ti­on so ent­spannt bleibt und wir alle, Bewoh­ner und Mit­ar­bei­ter, gesund blei­ben. Uns ist bewusst, dass wir eine gro­ße Ver­ant­wor­tung haben und hal­ten uns alle an die Aus­gangs­be­schrän­kun­gen und Kon­takt­sper­ren. In einer ruhi­gen Minu­te wird die­se Ver­ant­wor­tung für mich als Lei­te­rin manch­mal sehr belastend.

Spen­den­ak­ti­on

gool­kids über­rascht zu Ostern

Wegen der Coro­na-Kri­se ent­schloss sich der För­der­kreis gool­kids, das Pro­jekt „gool­kids hilft“ zu star­ten (wir berich­te­ten dar­über). Am Wochen­en­de war­te­ten die Ver­ant­wort­li­chen mit einer zusätz­li­chen Über­ra­schung auf. Aus­ge­stat­tet mit Scho­ko­la­den-Oster­ha­sen von ver­schie­de­nen Bam­ber­ger Rewe-Märk­ten (Rudel, Fröh­lich und Hirsch­mann) besuch­ten gool­kids-Team­mit­glie­der die Wohn­hei­me der Lebens­hil­fe Bam­berg und ver­teil­ten die Süßig­kei­ten sehr zu deren Freu­de an die Bewoh­ne­rin­nen und Bewohner.

„Uns war es wich­tig, gera­de die Men­schen nicht zu ver­ges­sen, die in der momen­ta­nen Situa­ti­on beson­ders unter der Ein­sam­keit zu lei­den haben”, so gool­kids-Pro­jekt­lei­ter Robert Bartsch.

Die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner des Frens­dor­fer Wohn­heims bedank­ten sich per Foto.

Gas­tro­no­mie

„Es herrscht gro­ße Unsicherheit“

Flo­ri­an Mül­ler bekommt die Aus­wir­kun­gen der Still­le­gun­gen des öffent­li­chen Lebens in sei­ner Dop­pel­funk­ti­on als Geschäfts­füh­rer des Ahörn­la und Vor­stands­mit­glied der Kreis­stel­le des Baye­ri­schen Hotel- und Gast­stät­ten­ver­bands von meh­re­ren Sei­ten zu spü­ren. So errei­chen ihn täg­lich Hil­fe­ru­fe der an den Ver­band ange­glie­der­ten Betrie­be und als Gas­tro­nom sieht er sich nicht nur eige­nen wirt­schaft­li­chen Schä­den aus­ge­setzt, son­dern hat auch mit der Unsi­cher­heit zu kämp­fen, nicht zu wis­sen, wann wie­der geöff­net wer­den kann. Im Tele­fon­in­ter­view haben wir mit ihm gesprochen. 
Mit wel­chen Gefüh­len haben Sie die Ver­hän­gung der All­ge­mein­ver­fü­gung, nach der Gast­stät­ten und Bars schlie­ßen muss­ten, aufgenommen?

Flo­ri­an Mül­ler: Ich war geschockt. Das war im End­ef­fekt so, dass man von heu­te auf mor­gen den Boden unter den Füßen weg­ge­zo­gen bekommt und ich zu dem Zeit­punkt kei­ne Ahnung hat­te, wie es wei­ter­geht. Kurz danach hat­ten wir von den Wir­ten der Sand­stra­ße ein Tref­fen, um zu bespre­chen, was man jetzt macht. Jeder von uns weiß, wie hoch die lau­fen­den Kos­ten, vor allem die des Per­so­nals, in der Gas­tro­no­mie sind.

Lässt sich bereits sagen, wel­che Aus­wir­kun­gen, finan­zi­ell, per­so­nell, die Beschrän­kun­gen auf die Bam­ber­ger Hotel- und Gast­stät­ten­be­trie­be haben werden?

Flo­ri­an Mül­ler ist Geschäfts­füh­rer des Ahörn­la und Vor­stands­mit­glied der Kreis­stel­le des Baye­ri­schen Hotel- und Gaststättenverbands.

Flo­ri­an Mül­ler: Ich war geschockt. Das war im End­ef­fekt so, dass man von heu­te auf mor­gen den Boden unter den Füßen weg­ge­zo­gen bekommt und ich zu dem Zeit­punkt kei­ne Ahnung hat­te, wie es wei­ter­geht. Kurz danach hat­ten wir von den Wir­ten der Sand­stra­ße ein Tref­fen, um zu bespre­chen, was man jetzt macht. Jeder von uns weiß, wie hoch die lau­fen­den Kos­ten, vor allem die des Per­so­nals, in der Gas­tro­no­mie sind.

Lässt sich bereits sagen, wel­che Aus­wir­kun­gen, finan­zi­ell, per­so­nell, die Beschrän­kun­gen auf die Bam­ber­ger Hotel- und Gast­stät­ten­be­trie­be haben werden?

Flo­ri­an Mül­ler: Für fast alle Betrie­be, außer denen, die Lie­fer­an­ge­bo­te haben, wobei das natür­lich ein lächer­lich gerin­ger Anteil ist, sind die der­zei­ti­gen Zustän­de ein Total­scha­den – null Umsatz von heu­te auf mor­gen. In Hotels genau das Glei­che. Ange­kün­dig­te Buchun­gen kön­nen kos­ten­frei stor­niert wer­den, Hote­liers blei­ben auf den Kos­ten sit­zen und haben kei­ne Buchun­gen und vor allem kei­ne Sicher­heit, wann denn wie­der etwas pas­siert, mehr. 

Wie sehen Sie in die­sem Sin­ne die­se Art der Maß­nah­men zur Bekämp­fung des Virus? Hal­ten Sie die All­ge­mein­ver­fü­gung für sinn­voll oder hät­ten Sie sich eine ande­re Vor­ge­hens­wei­se gewünscht?

Flo­ri­an Mül­ler: Das kann ich nicht sagen, ich bin kein Gesund­heits­exper­te. Nach­dem man aber gewusst hat­te, wie sich das Virus ver­brei­tet, hat sich die Regie­rung nicht gleich für Maß­nah­men ent­schie­den, son­dern immer Fris­ten gesetzt, nach dem Mot­to „jetzt macht mal noch ein paar Tage, dann schlie­ßen wir alles“. Dann wur­de dem Volk gesagt zuhau­se zu blei­ben, die Gast­stät­ten durf­ten aber wie­der noch ein paar Tage offen­blei­ben. Ich neh­me das in Kauf, habe aber nicht das Gefühl, dass es von vorn­her­ein einen Plan gab, nach dem vor­ge­gan­gen wur­de, son­dern es wur­de try-and-error-mäßig ausprobiert. 

In wel­chem Zustand befin­det sich das Ahörn­la? Wird es die Gast­stät­te wie­der in alter Form geben können?

Flo­ri­an Mül­ler: Wir sind kom­plett still­ge­legt. Wie es danach wei­ter­geht, kommt dar­auf an, wie lan­ge wir geschlos­sen haben. Das ist das Haupt­pro­blem. Der Staat sagt, damit ihr in der Kri­se nicht lie­gen­bleibt, könnt ihr Schul­den machen. Die Bank, zum Bei­spiel die KfW, ver­langt aber einen Finanz-Plan über die­se Schul­den. Die­sen zu erstel­len, ist aber schwer, weil es sich der­zeit nicht sagen lässt, ab wann man wie­der Ein­nah­men hat. Denn ob die Gas­tro­no­mie ab dem 19. April wie­der auf­ma­chen darf, ist nicht sicher. In der Poli­tik hat kei­ner den Arsch in der Hose, zu sagen, dass die Gast­stät­ten ab 19. April sicher wie­der öff­nen dür­fen oder dass die­ses Datum nur Wunsch­den­ken ist und sowie­so nichts wird und man bes­ser gleich vom 1. Juni oder noch spä­ter aus­ge­hen soll­te, von da an aber sicher wie­der öff­nen darf. Ande­rer­seits stellt sich auch die Fra­ge, ob über­haupt noch etwas da ist, das wie­der auf­ma­chen kann, wenn das Gan­ze jetzt noch acht Wochen dauert.

Was machen Sie als ers­tes, wenn die Aus­gangs­be­schrän­kun­gen auf­ge­ho­ben werden?

Flo­ri­an Mül­ler: Ich ren­ne in mei­nen Laden und ver­su­che, ihn start­klar zu machen.

Schul­schlie­ßun­gen

„Vie­len wird jetzt bewusst, dass Schu­le mehr ist als Unter­richt und Lernen“

Schu­len gehör­ten zu den ers­ten Ein­rich­tun­gen, die Mit­te März für den begin­nen­den Kampf gegen Coro­na geschlos­sen wur­den. Das Lehr­per­so­nal steht seit­dem vor der Her­aus­for­de­rung, über ande­re Kanä­le Kon­takt mit der Schü­ler­schaft zu hal­ten und wei­ter­hin Unter­richts-Stoff anzu­bie­ten. So auch am Bam­ber­ger E.T.A. Hoff­mann-Gym­na­si­um. Über Schu­le in Zei­ten der Kon­takt­be­schrän­kun­gen haben wir mit Direk­tor Mar­kus Kne­bel gesprochen.
Wie lässt sich der All­tag eines Schul­di­rek­tors beschrei­ben, wenn die Schu­le geschlos­sen ist?

Die Arbeit am Vor­mit­tag im Büro ist gut gefüllt mit Tele­fo­na­ten, Mails und Kon­fe­ren­zen (natür­lich online). Es geht dabei um die Koor­di­na­ti­on der anste­hen­den Auf­ga­ben, wie Abitur, Auf­nah­me der Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus der Grund­schu­le, Per­so­nal­pla­nun­gen für das kom­men­de Schul­jahr, aktu­ell anste­hen­de Bau­maß­nah­men und vie­les ande­re. Damit nicht die kom­plet­te Füh­rungs­ebe­ne aus­fällt, wenn wir in der Schul­lei­tung einen bestä­tig­ten Coro­na-Fall hät­ten, arbei­ten wir in Schich­ten, so dass ich man­che Mit­ar­bei­ter gar nicht per­sön­lich im Büro sehe, son­dern seit Wochen nur online. Die tele­fo­ni­sche Ruf­be­reit­schaft zieht sich dann bis in den Abend, da wir ja mög­li­cher­wei­se wegen aktu­el­ler Coro­na-Fäl­le oder Infor­ma­tio­nen aus den Minis­te­ri­en auch kurz­fris­tig agie­ren müssen.

Schul­di­rek­tor Mar­kus Knebel.

Stel­len Sie Unter­richts­an­ge­bo­te online zur Ver­fü­gung? Sind die­se ver­pflich­tend und wie sehen sie aus? 

Die Lehr­kräf­te stel­len für alle Klas­sen Unter­richts­ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung – in Umfang und Inten­si­tät abhän­gig von den Fächern und Jahr­gangs­stu­fen. Natür­lich hat der ange­hen­de Abitur­jahr­gang eine ganz beson­de­re Stel­lung in die­sem Sys­tem, da hier noch ein­zel­ne Leis­tungs­er­he­bun­gen vor den eigent­li­chen Abitur­prü­fun­gen anste­hen und dann natür­lich die Vor­be­rei­tung auf das vor­aus­sicht­lich in weni­gen Wochen begin­nen­de Abitur gesi­chert sein muss. In den ande­ren Jahr­gangs­stu­fen sind sämt­li­che Auf­ga­ben jedoch als Unter­richts­be­glei­tung zu ver­ste­hen. Sie kön­nen das, was übli­cher­wei­se in der Schu­le pas­siert, nicht erset­zen und sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler vor allem „im Trai­ning“ hal­ten, bis es an der Schu­le wie­der losgeht.

Es gibt Medi­en­be­rich­te über Lehr­per­so­nal, das sich aus­ge­fal­le­ne Mit­tel ein­fal­len lässt, um in Kon­takt mit der Schü­ler­schaft zu blei­ben. Ein Bei­spiel wäre ein Ham­bur­ger Leh­rer, der täg­lich eine online abruf­ba­re Late-Night-Show insze­niert, um Kon­takt zu hal­ten und Lern­stoff durch­zu­ge­hen. Was hal­ten Sie von sol­chen Maß­nah­men, und wären auch Sie bereit, in eine Rol­le wie die eines Mode­ra­tors zu schlüpfen?

Die Lehr­kräf­te nicht nur mei­ner Schu­le zei­gen unglaub­li­che Krea­ti­vi­tät und Impro­vi­sa­ti­ons­kunst. Wir müs­sen aber auch dar­auf ach­ten, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler und deren Eltern nicht zu über­for­dern. Es gibt Fami­li­en, in denen nur ein Rech­ner zur Ver­fü­gung steht, ein Eltern­teil im Home-Office arbei­tet und gleich­zei­tig drei oder mehr Kin­der online an schu­li­schen Auf­ga­ben arbei­ten sollen. 

Wie sind die Rück­mel­dun­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler darauf?

Bis auf weni­ge Aus­nah­men erhal­ten wir durch­weg posi­ti­ve, teil­wei­se sogar über­schwäng­li­che Rück­mel­dun­gen. Vor allem von Eltern­sei­te kommt viel Lob für die viel­fäl­ti­gen Ideen, wie die Kin­der und Jugend­li­chen moti­viert wer­den, aktiv ihre schu­li­schen Auf­ga­ben ernst zu neh­men. Neben den „nor­ma­len“ Arbeits­auf­trä­gen gelingt dies durch Ideen, die den Blick über den Tel­ler­rand des eige­nen Unter­richts ermög­li­chen, etwa durch ein gemein­sa­mes Video, an dem alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler sowie die Lehr­kräf­te arbei­ten konnten.

Falls sich der Online-Unter­richt bewährt, gibt es Über­le­gun­gen, die­sen auch in Zukunft bei­zu­be­hal­ten? Wel­che Vor­tei­le hät­te das gegen­über Präsenzunterricht?

Online-Unter­richt kann den Unter­richt im Klas­sen­zim­mer nicht erset­zen, er kann ihn nur ergän­zen. Sicher­lich wer­den die Erfah­run­gen die­ser ganz beson­de­ren Wochen aber für die Unter­richts­ge­stal­tung der Zukunft Aus­wir­kun­gen haben. Online-Klas­sen­zim­mer, in denen Lern­pfa­de selbst­stän­dig bear­bei­tet wer­den kön­nen oder gemein­sam im Team an einem Pro­jekt geschrie­ben wird, wer­den dann eine zusätz­li­che Mög­lich­keit sein.

Nach über zwei Wochen Schul­schlie­ßung, freu­en sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler über den aus­fal­len­den Unter­richt oder ver­mis­sen sie den Schulbetrieb?

Zunächst war bei bei­na­he allen Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Freu­de groß, doch nach­dem sie ja nun auch im All­tag ihre Freun­de nicht mehr sehen kön­nen, bekom­me ich schon häu­fi­ger die Rück­mel­dung, dass sich alle dar­auf freu­en, end­lich wie­der an die Schu­le zu dür­fen. Vie­len wird jetzt noch ein­mal so rich­tig bewusst, dass Schu­le eben mehr ist als Unter­richt und Lernen.

Auf der Home­page des Gym­na­si­ums geben Sie an, die Schu­le nach den Oster­fe­ri­en am 20. April wie­der öff­nen zu wol­len. Hal­ten Sie an die­sem Ter­min fest oder gehen Sie in Ihren Pla­nun­gen von einer wei­te­ren Ver­län­ge­rung der Schlie­ßun­gen aus?

Hier müs­sen wir natür­lich die Vor­ga­ben der Minis­te­ri­en abwar­ten. Erst dann kön­nen bezie­hungs­wei­se dür­fen wir ent­schei­den, wie wir wei­ter verfahren.

Wie sähe die Alter­na­ti­ve aus, falls die Schu­len am 20.4. nicht wie­der öff­nen dürfen?

Wir wür­den dann sinn­vol­ler­wei­se online wei­ter arbei­ten mit den Klas­sen, das eine oder ande­re digi­ta­le Modul aus­bau­en. Aber auch hier kön­nen wir uns momen­tan nur mit einem Plan B und C vor­be­rei­ten und abwar­ten, wie die poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen aus­fal­len werden.

Wie sehen die Pla­nun­gen für die kom­men­den Abitur­prü­fun­gen aus?

Stand heu­te (8. April) wer­den die Prü­fun­gen am 20. Mai begin­nen. Denk­bar wäre das an unse­rer Schu­le, da wir die ent­spre­chen­den Kapa­zi­tä­ten hät­ten, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf zahl­rei­che Räu­me zu ver­tei­len und die ent­spre­chen­den Min­dest­ab­stän­de ein­zu­hal­ten. Ob dies aber an allen Schu­len mög­lich ist, kann ich nicht beant­wor­ten. Und nur eine ein­heit­li­che Lösung kann sinn­voll sein. Zudem gilt es, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler inten­siv auf die Prü­fun­gen vor­zu­be­rei­ten. Das erfolgt schon jetzt durch die Lehr­kräf­te, die sie unter­rich­ten und muss natür­lich bis zu den Prü­fun­gen wei­ter­lau­fen – wenn es sein muss, auch online.

Wor­auf freu­en Sie sich am meis­ten, wenn die Aus­gangs­be­schrän­kun­gen wie­der auf­ge­ho­ben werden?

Ich wür­de mich am meis­ten dar­über freu­en, wenn alle wie­der gesund an die Schu­le zurück­keh­ren wür­den – auch wenn es noch deut­lich län­ger dau­ern soll­te, als wir es uns wünschen.

Lie­fer­ser­vice

“gool­kids hilft”

Der För­der­kreis gool­kids und sein Pro­jekt ginaS (gool­kids inte­griert natür­lich alle Sport­ler) set­zen sich für die sport­li­che Inklu­si­on von Kin­dern und Jugend­li­chen mit Behin­de­rung oder Migra­ti­ons­hin­ter­grund ein. Da es in die­ser Rich­tung der­zeit so gut wie nichts zu tun gibt, haben ginaS-Pro­jekt­lei­te­rin Lau­ra Stel­zer und ihr Team ihren Akti­ons­ra­di­us erwei­tert und das Pro­jekt „gool­kids hilft“ begonnen. 
Frau Stel­zer, was ist „gool­kids hilft“? Wie ent­stand die Idee dazu?

Lau­ra Stel­zer: „gool­kids hilft“ ist ein Pro­jekt, das wir ganz nach dem Mot­to MIT­ein­an­der auf­ge­baut haben. Die Idee selbst kam im Büro bei einer Brain­stor­ming-Run­de von unse­rem Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst-Leis­ten­den Juli­us Rosi­wal. Die aktu­ell noch andau­ern­de Kri­sen­si­tua­ti­on hat uns dazu gebracht, alle unse­re Pro­jek­te auf Eis zu legen. Gar nichts zu tun liegt uns aber nicht. Des­halb woll­ten wir einen Bei­trag an die Gesell­schaft leis­ten, um gemein­sam die­se kri­ti­sche Lage zu über­ste­hen. MIT­ein­an­der neh­men wir nun die Her­aus­for­de­rung an, allen mobil­ein­ge­schränk­ten Mit­bür­gern und Risi­ko­pa­ti­en­ten zur Sei­te zu ste­hen und zu helfen.

Wie groß ist der der­zei­ti­ge Bedarf an der­ar­ti­gen Dienstleistungen?

Lau­ra Stel­zer: Ich wür­de den Bedarf als wel­len­för­mig bezeich­nen. Es gibt ruhi­ge­re Tage, an denen wir ein bis zwei Aus­fahr­ten erle­di­gen, und dann gibt es auch die etwas stres­si­ge­ren Tage, bei denen es durch­aus sechs bis sie­ben Fahr­ten sind. Wir sind ein gutes Team, so dass wir uns jeder­zeit unter­stüt­zen, abwech­seln und vor allem moti­vie­ren, da wir ger­ne zusammenarbeiten. 

Wel­che Art von Besor­gun­gen füh­ren Sie durch, wen ver­sor­gen Sie?

Lau­ra Stel­zer: Eine gute Zusam­men­ar­beit hat sich mit der REWE Rudel her­aus­ge­stellt. Hier kön­nen älte­re Men­schen oder auch mobil­ein­ge­schränk­te Per­so­nen anru­fen und ihre Bestel­lun­gen abge­ben, die­se wer­den dann für uns zusam­men­ge­packt und wir fah­ren sie an unse­re Mit­bür­ger aus. Zusätz­lich holen wir auch Medi­ka­men­te ab, gehen zur Post oder in ande­re Märk­te, um Besor­gun­gen zu erledigen. 

Wie sehen die Rück­mel­dun­gen aus?

Lau­ra Stel­zer: Wir haben bis jetzt nur posi­ti­ve Erfah­run­gen gemacht. Vie­le älte­re Kun­den mel­den sich wie­der und haben neue Bestel­lun­gen, die aus­ge­fah­ren wer­den müs­sen. Die Zufrie­den­heit und Freund­lich­keit unse­rer Kun­den ste­hen ihnen immer mit einem Lächeln ins Gesicht geschrie­ben. Ab und an gibt es auch ein Trink­geld als Spen­de, das uns zeigt, dass wir wirk­lich helfen.

Wie groß ist Ihr Liefergebiet?

Lau­ra Stel­zer: Prin­zi­pi­ell hal­ten wir uns an die Stadt Bam­berg und den enge­ren Land­kreis. Im Land­kreis hat­ten wir auch schon Kund­schaft und konn­ten damit ein biss­chen die Land­schaft wäh­rend der Fahrt genießen.

Fal­len Gebüh­ren an oder wie finan­zie­ren Sie das Projekt?

Lau­ra Stel­zer: Die Aus­ga­ben, die wir haben, sind haupt­säch­lich unse­re Fahrt- und Per­so­nal­kos­ten. Wir selbst set­zen uns aus ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern und Fest­an­ge­stell­ten beim För­der­kreis gool­kids e.V. zusam­men. Dadurch, dass unse­re ande­ren Pro­jek­te aus­fal­len, haben wir Kapa­zi­tä­ten und Gel­der frei, um die­ses neue Pro­jekt zu ermög­li­chen. Dank guter Spon­so­ren und Spen­den sind wir in der Lage, trotz­dem wei­ter­hin Gutes tun zu können.

Wie schützt das gool­kids-Team sich und die Konsumenten?

Lau­ra Stel­zer: Bei den Besor­gun­gen als auch bei unse­ren Fahr­ten tra­gen alle, die Kun­den­kon­takt haben, Hand­schu­he. Seit die­ser Woche über­le­gen wir uns, ob wir auch regel­mä­ßig Mund­schutz tra­gen soll­ten. Aller­dings ist uns bewusst, dass es einen extrem gro­ßen Mund­schutz­man­gel in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen gibt. Des­halb sind wir sehr sen­si­bel, was die­ses The­ma angeht. Zusätz­lich schützt sich auch die Kund­schaft selbst meis­tens durch Hand­schu­he und Mund­schutz. Den Abstand von zwei Metern ver­su­chen wir bei jedem Kun­den­kon­takt ein­zu­hal­ten, auch wenn uns so man­cher Kun­de ger­ne vor Freu­de umar­men möch­te. Beim Groß­teil unse­rer Kund­schaft stel­len wir die Bestel­lun­gen nur vor die Haus­tür, um jeg­li­chen Kon­takt zu vermeiden. 

BG Lit­zen­dorf

Ver­eins­le­ben in Zei­ten von Corona

Die seit etwa zwei Wochen gel­ten­den gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Beschrän­kun­gen zur Ein­däm­mung der Ver­brei­tung des Coro­na­vi­rus betref­fen auch Sport­ver­ei­ne. Liga- oder Trai­nings­be­trieb sind für alle Spiel­klas­sen und Sport­ar­ten aus­ge­setzt. Wirt­schaft­li­che Schä­den dro­hen sowohl Erst­li­ga- als auch Ama­teur­ver­ei­nen. Bern­hard Uze­li­no ist 1. Vor­sit­zen­der der Bas­ket­ball­ge­mein­schaft Lit­zen­dorf. Mit ihm haben wir über die Fol­gen für sei­nen Ver­ein gesprochen.
Herr Uze­li­no, wie hat sich die Ver­eins­ar­beit der BG Lit­zen­dorf durch die All­ge­mein­ver­fü­gung ver­än­dert? Was ist momen­tan an Ver­eins­ar­beit noch möglich?

Bern­hard Uze­li­no: Das Ver­eins­le­ben ruht nahe­zu voll­stän­dig – zumin­dest was den sport­li­chen Bereich unse­rer Abtei­lun­gen Bas­ket­ball, Cheer­lea­ding, Akti­ve Frei­zeit, Kin­der­tur­nen und Prä­ven­ti­on anbe­langt. Die Ver­eins­ar­beit an sich, also orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­ga­ben wie Kas­sen- und Mit­glie­der­ver­wal­tung, Pla­nun­gen für die Zeit nach der Kri­se und die kom­men­de Sai­son lau­fen im Hin­ter­grund wei­ter. Gera­de haben wir unse­re Bei­rats­ver­samm­lung in der ver­gan­ge­nen Woche abge­hal­ten, aber halt nicht wie üblich im Neben­raum einer Gast­stät­te, son­dern in schrift­li­cher Form mit­tels E‑Mail. Was unse­re anste­hen­de Jah­res­haupt­ver­samm­lung am 25. April angeht, so wer­den wir die­se wohl nicht an die­sem Tag abhal­ten. Da so eine JHV aber zwin­gend vor­ge­schrie­ben ist, wer­den wir nach einem Aus­weich­ter­min suchen müssen. 

Wel­che Schä­den ver­ur­sacht die Coro­na-Kri­se im Verein?

Bern­hard Uze­li­no: Das ist noch nicht abseh­bar. Ein Fol­ge­scha­den könn­te sein, dass vie­le Akti­ve (vor allem Kin­der und Jugend­li­che) die Lust an ihrem Sport ver­lie­ren, weil sie eben kei­ne Mög­lich­keit mehr haben, ihn aus­zu­üben – sei es im Trai­ning oder im Wett­kampf. Wenn sich die Kri­se also lan­ge hin­zieht, könn­te das sogar Ver­eins­aus­trit­te zur Fol­ge haben. Grund­sätz­lich hof­fe ich aller­dings, dass auch im Sport­ver­ein die Leu­te etwas enger zusam­men­rü­cken – im über­tra­ge­nen Sin­ne natür­lich – und dadurch das Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl sogar gestärkt wird.

Wie ist die BGL für einen wochen- oder mona­te­lan­gen Still­stand gerüstet?

Bern­hard Uze­li­no: Ehr­lich gesagt gar nicht, weil ein sol­ches Sze­na­rio nicht vor­her­seh­bar war. Aller­dings ver­su­chen wir, unse­re Mit­glie­der über die neu­es­ten Ent­wick­lun­gen auf dem Lau­fen­den zu hal­ten. Ins­be­son­de­re, wenn es um poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen wie Aus­gangs­be­schrän­kun­gen und Hal­len­schlie­ßun­gen geht oder um die Vor­ga­ben der Sportverbände.

Bern­hard Uze­li­no, der 1. Vor­sit­zen­de der Bas­ket­ball­ge­mein­schaft Litzendorf.

Foto: Bern­hard Uzelino
Wie sehen die finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen aus? Muss mit Aus­fäl­len an Spon­so­ren­zah­lun­gen gerech­net werden?

Bern­hard Uze­li­no: Im Grun­de kann durch die Coro­na-Kri­se sogar Geld gespart wer­den, denn in die­ser Zeit fal­len ja kei­ne Hal­len­mie­ten für Trai­nings- und Spiel­zei­ten an, bezie­hungs­wei­se wer­den hof­fent­lich ja wohl nicht erho­ben. Außer­dem ent­fal­len auch Schieds­rich­ter­kos­ten und so wei­ter. Das ist dann aber schon die ein­zig gute Aus­wir­kung, die Coro­na für die Ver­ei­ne hat. Hof­fent­lich hal­ten sich finan­zi­el­le Aus­wir­ken im Rah­men. Jedoch muss tat­säch­lich mit Ver­eins­aus­trit­ten und somit dem Ver­lust von Mit­glieds­bei­trä­gen gerech­net wer­den, eben­so wie mit dem Absprin­gen eini­ger Spon­so­ren. Gera­de für unse­re bei­den Regio­nal­li­ga-Teams sind aber die­se Spon­so­ren­gel­der fast unver­zicht­bar. In Anbe­tracht die­ser extre­men Wirt­schafts­la­ge muss man aber mit dem Rück­zug von Spon­so­ren rech­nen und dafür auch Ver­ständ­nis zei­gen. Wir wol­len ver­su­chen, Lösun­gen zu fin­den, die unse­ren Unter­stüt­zern, aber auch unse­rem Ver­ein gerecht wer­den. Das jedoch alles zu sei­ner Zeit, denn Unter­neh­mer und Betrie­be haben jetzt mit Sicher­heit ganz ande­re Probleme.

Für wann rech­nen Sie mit der Wie­der­auf­nah­me des Spielbetriebs?

Bern­hard Uze­li­no: Der Spiel­be­trieb in den BB-Ligen wur­de ja kom­plett ein­ge­stellt und im Ama­teur­be­reich die Sai­son für been­det erklärt. Wir hof­fen, dass mög­lichst bald wie­der ein risi­ko­frei­es Trai­ning erfol­gen und der Spiel­be­trieb mit der neu­en Sai­son 202021 auf­ge­nom­men wer­den kann. Sobald wie­der der Schul­be­trieb ein­setzt, soll­te auch wie­der öffent­li­cher Sport mög­lich sein. Man muss ein­fach die wei­te­re Ent­wick­lung abwarten.

Befürch­ten Sie ein Ster­ben klei­ne­rer Sportvereine?

Bern­hard Uze­li­no: Nein, das befürch­te ich nicht! Gera­de klei­ne­re Ver­ei­ne haben ja wahr­schein­lich kei­ne all­zu hohen Fix­kos­ten, wobei ich hier nur für die BGL spre­chen kann. Wenn die Mit­glie­der­zah­len eini­ger­ma­ßen sta­bil blei­ben, die Ver­ei­ne viel­leicht eine klei­ne Finanz­re­ser­ve haben, dann soll­ten die Aus­wir­kun­gen die­ser Kri­sen­zeit zu bewäl­ti­gen sein.

Ver­an­stal­ten Sie für Ihre Sport­le­rin­nen und Sport­ler Trai­nings­an­ge­bo­te für zuhau­se? Wie sehen die­se aus?

Bern­hard Uze­li­no: In die­ser Hin­sicht bie­ten wir noch nichts an – unse­re Sport­ler sind ja schließ­lich kei­ne Pro­fis. Wenn die Beschrän­kun­gen des Aus­gan­ges und der öffent­li­chen Sport­mög­lich­kei­ten aller­dings noch län­ger bestehen blei­ben, wäre so etwas viel­leicht vor­stell­bar. Bis dahin hof­fe ich, dass alle Akti­ven ver­su­chen, sich selbst fit zu hal­ten. Von einem Team weiß ich, dass sie sich selbst ein Trai­ning für zu Hau­se auf­er­legt haben. Es muss also nicht immer alles regle­men­tiert wer­den und eine gewis­se Eigen­in­itia­ti­ve kann nie­mals schaden.

Ein Groß­teil der Ein­nah­men der BGL ent­steht durch die Lit­zen­dor­fer Kirch­weih, die im Sep­tem­ber statt­fin­det. Wie ist dabei der Stand der Planungen?

Bern­hard Uze­li­no: Das ist natür­lich auch ein The­ma! Die BGL ist ein Ver­ein mit vie­len Mann­schaf­ten und Abtei­lun­gen, die Hal­len­ka­pa­zi­tä­ten für Trai­nings- und Spiel­be­trieb brau­chen. Die Lit­zen­dor­fer Turn­hal­le ist lei­der viel zu klein und hoff­nungs­los aus­ge­bucht, so dass wir aktu­ell auch Hal­len in Mem­mels­dorf, Ste­gau­rach, Hirschaid und Strul­len­dorf anmie­ten müs­sen. Das ver­ur­sacht natür­lich hohe Kos­ten, die wir nur allein mit den Mit­glieds­bei­trä­gen nicht beglei­chen kön­nen. Das Aus­rich­ten der Lit­zen­dor­fer Kirch­weih und die dar­aus resul­tie­ren­den Ein­nah­men sind für unse­ren Ver­ein fast über­le­bens­not­wen­dig. Ob im Sep­tem­ber Groß­ver­an­stal­tun­gen schon wie­der erlaubt sind, bleibt abzu­war­ten. Aktu­ell pla­nen wir aber so, dass die Kirch­weih wie gewohnt statt­fin­det. Falls ja, soll­ten sich die Leu­te schon­mal die Zeit von 11. bis 14. Sep­tem­ber frei­hal­ten. Wenn die Kirch­weih aber aus­fal­len wür­de, wäre das schon ein her­ber Verlust.

Erhält die BGL Hil­fe staat­li­cher oder gesell­schaft­li­cher Art? In wel­chem Umfang?

Bern­hard Uze­li­no: Das weiß ich nicht, dar­über haben wir uns noch kei­ne Gedan­ken gemacht und noch nicht infor­miert. Aber dan­ke für den Hin­weis! In die­ser schwe­ren Zeit müs­sen vie­le Men­schen um ihre Exis­tenz ban­gen, Pri­vat­per­so­nen wie auch Fir­men. Und all jene soll­ten zual­ler­erst die Mög­lich­keit auf Unter­stüt­zung bekom­men, da müs­sen Ver­ei­ne ein­fach mal hin­ten­an­ste­hen. Soll­te die BGL tat­säch­lich in Schief­la­ge gera­ten, so bleibt dann immer noch die Mög­lich­keit, auf Hilfs­an­ge­bo­te zurück­zu­grei­fen – sofern so etwas für Sport­ver­ei­ne über­haupt vor­ge­se­hen ist. Sport und Ver­ei­ne sind zwar wich­tig, aber es gibt tat­säch­lich weit­aus Wichtigeres!

Super­markt

Der Nach­schub ist sicher

In Super­märk­ten zeig­ten sich zu Beginn der Coro­na-Kri­se mit Ent­glei­sun­gen wie Hams­ter­käu­fen und Streit um Toi­let­ten­pa­pier wür­de­lo­se und unso­zia­le Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie. Anne­ma­rie Rudel, Geschäfts­füh­re­rin des Rewe-Markts in der Würz­bur­ger Stra­ße, und ihr Team konn­ten das haut­nah mit­er­le­ben. Nach knapp zwei Wochen Aus­gangs­be­schrän­kung schei­nen sich die Zustän­de zumin­dest vor­erst beru­higt zu haben. Zeit für ein schnel­les Inter­view mit Frau Rudel über Nach­schub, Wert­schät­zung und Maskenpflicht.
Die Aus­gangs­be­schrän­kun­gen dau­ern mitt­ler­wei­le über eine Woche. Erle­ben Sie immer noch Kun­den­an­stür­me und Hams­ter­käu­fe bezie­hungs­wei­se wie sieht das Ein­kaufs­ver­hal­ten der­zeit aus?

Anne­ma­rie Rudel: Der­zeit gibt es kei­ne Hams­ter­käu­fe mehr. Der Ver­kauf läuft wie­der ganz nor­mal ab.

Was emp­fan­den Sie im Ange­sicht des Hamsterverhaltens?

Anne­ma­rie Rudel: Ich dach­te, vie­le haben ein­fach kein sozia­les Ver­hal­ten – schade.

Wie steht es um die Ver­sor­gungs­la­ge, ist der Nach­schub gesichert?

Anne­ma­rie Rudel: Ja, es gibt aus­rei­chend Nachschub.

Inha­be­rin Anne Rudel ver­si­chert, dass der Nach­schub gesi­chert ist. 
Im Inter­net kur­sie­ren Vide­os mit erschüt­tern­den Sze­nen, die zei­gen, wie sich Leu­te um Toi­let­ten­pa­pier oder Nudeln prü­geln. Ist es in Ihrem Markt zu ähn­li­chen Vor­fäl­len gekommen?

Anne­ma­rie Rudel: Nein.

Wel­che Maß­nah­men ergrei­fen Sie, um die Anste­ckungs­ge­fahr für Ihre Kun­din­nen und Kun­den und für Ihr Per­so­nal so gering wie mög­lich zu halten?

Anne­ma­rie Rudel: Wir hal­ten alle Vor­schrif­ten ein.

Wie fühlt sich Ihr Per­so­nal? Kom­men Ihre Ange­stell­ten mit Sor­ge oder Angst zur Arbeit?

Anne­ma­rie Rudel: Mit Sor­ge kom­men mei­ne Leu­te schon zur Arbeit. Mit Angst aber nicht.

Fühlt sich Ihr Per­so­nal für sei­ne der­zeit ris­kan­te Arbeit genug gewürdigt?

Anne­ma­rie Rudel: Wir hof­fen, das in Zukunft zu spü­ren, indem unser Beruf wie­der mehr wert­ge­schätzt wird.

Wie schlägt sich der der­zei­tig erhöh­te Kon­sum in Ihren Umsät­zen nieder?

Anne­ma­rie Rudel: Wir haben höhe­re Umsät­ze, aber wir haben auch sofort 12 Mit­ar­bei­ter mehr ein­ge­stellt. Folg­lich haben wir auch höhe­re Kosten.

In Öster­reich ist der Gang in den Super­markt nur noch mit Schutz­mas­ke erlaubt. Wün­schen Sie sich sol­che Maß­nah­men auch für Deutschland?

Anne­ma­rie Rudel: Ja, denn man weiß ja nie, wer bei uns zum Ein­kau­fen kommt.

Ver­an­stal­tungs­aus­fäl­le

„Es gibt Situa­tio­nen, in denen man fest­ge­na­gelt ist“

Noch min­des­tens bis zum 19. April ver­bie­ten die der­zei­ti­gen Beschrän­kun­gen zur Bekämp­fung der Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus sämt­li­che Kon­zer­te, Auf­füh­run­gen und Büh­nen­shows. Das trifft nicht nur Kul­tur­schaf­fen­de, son­dern auch die Ver­an­stal­ter­sei­te. Wolf­gang Heyder ist Geschäfts­füh­rer beim Ver­an­stal­tungs­ser­vice Bam­berg. Ihm machen aus­fal­len­de Kon­zer­te genau­so zu schaf­fen wie die unsi­che­re Beschluss­la­ge der kom­men­den Wochen. Eine posi­ti­ve Grund­ein­stel­lung lässt er sich trotz­dem nicht neh­men. Wir haben uns mit ihm zum Tele­fon­in­ter­view verabredet.
Wolf­gang Heyder, Geschäfts­füh­rer des Ver­an­stal­tungs­ser­vice Bamberg
Auf­grund der All­ge­mein­ver­fü­gung muss­ten Sie für die kom­men­den Wochen sämt­li­che Ver­an­stal­tun­gen absa­gen. Wie geht der Ver­an­stal­tungs­ser­vice mit die­ser Ent­wick­lung um?

Wolf­gang Heyder: Erst­mal haben wir kei­ne Mög­lich­keit, das zu ändern. Also haben wir reagie­ren müs­sen. Dar­um ver­su­chen wir, so vie­le Ver­an­stal­tun­gen wie mög­lich zu ver­le­gen, damit sie noch statt­fin­den kön­nen, um den ent­ste­hen­den Scha­den so gering wie mög­lich zu hal­ten. Man­che Ver­an­stal­tun­gen kön­nen wir auf spä­ter im Jahr oder nach 2021 ver­le­gen, aber es gibt auch ein paar Ver­an­stal­tun­gen, die kom­plett abge­sagt wur­den. Trotz­dem haben wir das Hor­ror­sze­na­rio oder zumin­dest die schwie­ri­ge Situa­ti­on vor Augen, dass wir nicht wis­sen, wie es weitergeht.

Um wie vie­le Ver­an­stal­tun­gen han­delt es sich? 

Wolf­gang Heyder: Es geht der­zeit dar­um, über 30 Ver­an­stal­tun­gen zu ver­le­gen und gleich­zei­tig die übli­chen Auf­ga­ben, wie Hal­len zu fin­den oder Tech­nik bereit­zu­stel­len, zu erfüllen. 

Wie gehen Sie mit der Unsi­cher­heit um, die im Ange­sicht einer mög­li­chen wei­te­ren Ver­län­ge­rung der Beschrän­kun­gen über den der­zeit ange­dach­ten 19. April hin­aus besteht?

Wolf­gang Heyder: Das ist eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen, nicht zu wis­sen, ob die Beschrän­kun­gen noch ver­län­gert wer­den. Wir haben 15 Ver­an­stal­tun­gen, die zwi­schen 19. April und Ende Mai statt­fin­den sol­len und noch nicht abge­sagt sind. Wir war­ten auf eine behörd­li­che Anord­nung. Und noch wei­ter in die Zukunft gedacht, was uns auch sehr betrifft und wo eben­falls gro­ße Unsi­cher­heit besteht, ist die Fra­ge, was mit unse­ren zahl­rei­chen Open-Air-Ver­an­stal­tun­gen im Som­mer passiert. 

Was geht in Ihnen selbst vor?

Wolf­gang Heyder: In den vie­len Jah­ren mei­nes Berufs­le­bens habe ich schon die eine oder ande­re Erfah­rung mit Kri­sen­si­tua­tio­nen sam­meln kön­nen. Dabei habe ich gelernt, dass es Situa­tio­nen gibt, die man steu­ern kann, und sol­che, in denen man ein­fach fest­ge­na­gelt ist und kei­ne Mög­lich­keit hat, etwas zu ver­än­dern. Aber auch wenn es immense Ver­lus­te sind, die auf uns zukom­men, trau­ern und heu­len wir nicht oder sind nega­tiv, son­dern ver­su­chen posi­tiv nach vor­ne zu schau­en. Inso­fern gehen wir an die Din­ge ran, über die wir zumin­dest noch ein wenig Kon­trol­le haben und bera­ten in Zusam­men­ar­beit mit all unse­ren Part­nern zum Bei­spiel über ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en, wie die nächs­ten Wochen und Mona­te aus­se­hen könnten.

Was macht Ihnen der­zeit Hoffnung?

Wolf­gang Heyder: Ich bin ja von vorn­her­ein ein sehr posi­ti­ver Typ und habe immer kämp­fen müs­sen, in vie­len Berei­chen. Inso­fern bin ich den Kri­sen­mo­dus ein biss­chen gewohnt. Ich fin­de es schön, dass es in der Gesell­schaft eine posi­ti­ve Ent­wick­lung zu spü­ren gibt, dass Men­schen zusam­men­kom­men, sich hel­fen und sich soli­da­risch zeigen.