Der Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit möchte mit seinem Projekt „BKK Stark³“ die mentale Widerstandskraft und Stärke, auch Resilienz genannt, von Kindern
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iSo – Innovative Sozialarbeit
„BKK Stark³“: Projekt zur Resilienzförderung in der Ganztagesschule
Der Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit möchte mit seinem Projekt „BKK Stark³“ die mentale Widerstandskraft und Stärke, auch Resilienz genannt, von Kindern und Jugendlichen in der Ganztagesschul-Betreuung fördern. Dort hatten zum Beispiel die sozialen Entbehrungen der Corona-Pandemie großen emotionalen Druck bei vielen jungen Menschen ausgelöst.
„Der Begriff Resilienz ist gerade in vielen Teilen der Gesellschaft sichtbar und bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die jede und jeder lernen kann und die einen auch stärken kann“, sagt Jeannette Nguyen, Projektleiterin von „BKK Stark³“ bei iSo – Innovative Sozialarbeit e. V.
Unterschiedliche Herausforderungen im Alltag meistern, mit Krisensituationen und verschiedenen Stressauslösern wie Zeitmangel und Leistungsdruck umgehen und Lösungsansätze suchen und finden – all das können Kinder und Jugendliche spielerisch bei „BKK Stark³“ lernen. Dieses Resilienzförderungsprojekt der Bayerischen Betriebskrankenkassen für Ganztagesschulen hat das Ziel, die psychische Stärke von Kindern und Jugendlichen im Ganztagsschulbereich zu stärken.
„Wir haben uns bewusst auf den Ganztagsschulbereich fokussiert, da Kinder und Jugendliche die meiste Zeit in der Woche in der Schule verbringen“, sagt Nguyen. Da alle Kinder und Jugendlichen somit an dem Ort Schule am besten erreicht werden, bietet das Projekt hier eine bedarfsorientierte Stärkung mit Workshops und Tagesaktionen an.
„Die Resilienz-Schutzfaktoren, die es zu stärken gilt, sind beispielsweise Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenz, Emotionsregulation oder Problemlösungsfähigkeiten“, so Nguyen. Die Workshops und Tagesaktionen finden überwiegend in Kleingruppenarbeit statt, auch schon in der Ganztagesschulbetreuung an der Grundschule.
Fortbildungen für Pädagogen und Vorträge für Eltern
Das Projekt „BKK Stark³“ funktioniert dabei auf drei Ebenen: mit den Workshops und Tagesaktionen vor Ort für Kinder und Jugendliche, in Fortbildungen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte und in verschiedenen Vorträgen zum Thema auch für Erziehungsberechtigte. Letztere Angebote im direkten Lebensumfeld der jungen Menschen sind ein weiterer maßgeblicher Baustein des Konzepts.
15 Ganztagsschulen in Stadt und Landkreis Bamberg, Forchheim und Nürnberg nutzen das Angebot von „BKK Stark³“ über iSo derzeit. Die Angebote sind auf die individuellen Herausforderungen der Schulen und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt.
„Oft kommen die Leitungen der offenen Ganztagesschulen auf mich zu und äußern ihre konkreten Wünsche für die Workshops, etwa da die Kinder und Jugendlichen nervös sind, einen hohen Leistungsdruck spüren oder Entspannungsprobleme bei ihren Freizeitaktivitäten haben“, erklärt Jeannette Nguyen. Gegen innere Unruhe bietet sich dann beispielsweise mit „Der achtsame Tiger³“ ein Kurs im Kinderyoga mit mehreren Einheiten als Ausgleich an. „Dabei ist es wichtig, dass der Kurs auch regelmäßig stattfindet, damit die Übungen effektiv eingeübt werden und das Angebot über einen längeren Zeitraum wahrgenommen wird“, sagt Nguyen.
Workshops aus verschiedenen Bereichen
Die Workshops von „BKK Stark³“ gibt es in verschiedenen Modulbereichen. Etwa zum Thema „Gruppe und Gemeinschaft“, bei dem man lernen kann, nein zu sagen und Grenzen gegenüber Mitschülerinnen und Mitschülern zu setzen. Ein weiteres Thema ist Kultur und Kreativität, bei dem mit „Über die eigenen Grenzen hinauswachsen³“ die Kinder und Jugendlichen sich mit Graffiti ausdrücken können. Weitere, bedarfsorientierte Workshops gibt es auch in den Modulen „Umwelt und Sozialraum“ und „Körper und Gesundheit“.
Dazu gehört etwa der Fotografie-Workshop „Schein und Sein³ – Wer bin ich?“. Anhand von analoger Porträtfotografie sollen Selbst- und die Fremdwahrnehmung aufgezeigt werden und eine Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen und Geschlechterrollen stattfinden. Durch digitale Bearbeitung der Fotos, etwa indem sich die Jugendlichen per Software Tiermasken aufsetzen, soll zudem ein kreativer Umgang mit dem eigenen Ich stattfinden.
„Die Angebote greifen oft ineinander über, da beispielsweise ein Workshop mit Tanz in einer Gruppe ausgeführt wird und so etwa auch das Gemeinschaftsgefühl stärkt“, erklärt Nguyen. Mit den Workshops sollen zudem der eigene individuelle Lernerfolg wie auch mehrere verschiedene Resilienzschutzfaktoren gestärkt werden.
Um für jeden Bedarf ein passendes Angebot griffbereit zu haben, konnte Jeannette Nguyen in den letzten zwei Jahren 35 verschiedene Angebote und Referenten für das Projekt gewinnen. „Ich bin auch immer fleißig auf der Suche nach weiteren tollen Angeboten für die Kinder und Jugendlichen in den Ganztagesschulen“, so Nguyen.
In den Ganztagesschulen vor Ort startet sie regelmäßig Bedarfsumfragen, was gerade Stress auslöse und Sorgen mache, um dem entgegenzuwirken. „Es geht darum, dass die Kinder und Jugendlichen so gut wie möglich präventiv vorab mit einem gut ausgestatteten Werkzeugköfferchen, wie ich es nenne, an mögliche Stressoren herantreten können“, findet Nguyen. Qualifizierte Referentinnen und Referenten können sich auch selbst mit eigenen Ideen für das Projekt bewerben. „Ich sehe mir dann das Angebot mit den Erfahrungswerten, etwa zum Thema Gesunde Ernährung oder Ähnliches, gerne an“, so die Projektleiterin.
Rückmeldungen und zusätzliche Förderperiode
Das Projekt „BKK Stark³“ ist momentan auf die 15 Ganztagesschulen begrenzt. Es ist ergänzend und kostenfrei für alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler in der Offenen Ganztagesbetreuung und wird gefördert durch den BKK Landesverband Bayern, einer Dachorganisation der Betriebskrankenkassen. „Erst kürzlich haben wir eine zusätzliche Förderperiode von weiteren vier Jahren bekommen“, sagt Jeannette Nguyen, „da das Projekt so gut ankommt und der Bedarf auch weiterhin sehr groß ist.“
Dennoch richtet sich das Angebot momentan ausschließlich an die Schülerinnen und Schüler, die auf eine Offene Ganztagesschule (OGTS) gehen. „Es ist unglaublich wichtig, dieses Angebot noch mehr Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen, vor allem da so viele so viel Zeit in der Schule verbringen und die außerschulische Bildungszeit, etwa für das Erlernen des sozialen Miteinanders, immer kürzer wird.“
Viele positive Rückmeldungen am Ende des Projektjahres von „BKK Stark³“ zeigen laut Nguyen darüber hinaus, dass Kinder und Jugendliche die Zusatzangebote in der OGTS regelrecht als eine Art Wohlfühloase wahrnehmen würden. „Und die Resilienz muss auch stetig gefördert werden, um einen Langzeiterfolg nachweisen zu können“, so Nguyen.
Die Workshops mit jeweils sechs Einheiten sind vielteilig aufgestellt, damit die Kinder und Jugendlichen einen unterschiedlichen Zugang zum Thema finden können. Während die einen eher kreativer sind, finden andere beispielsweise die Bewegungsangebote gut.
Für pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte gibt es zudem Fortbildungen zum Thema Resilienzförderung, in denen sie für sich und die Kinder und Jugendlichen Übungseinheiten lernen können. Die Vorträge für Erziehungsberechtigte sind freiwillig. „Hier habe ich mir zum Ziel gesetzt, mit den Vorträgen noch mehr Erziehungsberechtigte zu erreichen, für die es noch mehr Relevanz hätte, daran teilzunehmen“, sagt Projektleiterin Nguyen. „Etwa beim Thema gesunder Ernährung, wenn es darum geht, sein Kind mit einem gesunden Pausenbrot zu unterstützen.“
Erst vor zwei Jahren hat Jeannette Nguyen das Projekt von ihrer Vorgängerin Laura Galizia zu erschwerten Coronabedingungen übernommen. Während Galizia die Aufbauarbeit leistete und in der Pandemie-Pause in die Jugendsozialarbeit wechselte, übernahm Nguyen danach die Koordination des Projekts für die neue Projektphase. „Die Regelungen in der Pandemie haben die Umsetzung unserer Angebote damals super erschwert“, sagt Nguyen.
Trotzdem hat sich in dem Projekt in den letzten zwei Jahren viel getan. So habe sich der Umfang von anfangs zehn bis 15 Workshops und Tagesangeboten auf 30 bis 35 im Programm erweitert und wachse stetig weiter. „Die verschiedenen individuellen Bedarfe sind auch Herausforderungen, immer wieder neue Workshops und Tagesangebote an Land zu ziehen und auch Fortbildungen und Vorträge danach auszurichten.“
Soziales Miteinander wieder neu lernen
„Dieses Projekt ist so schön für Kinder und Jugendliche, weil sie sich einfach Zeit für ihre eigenen Stärken und Schwächen nehmen dürfen“, sagt Jeannette Nguyen. In einer Zeit, in der die Kinder und Jugendlichen so vielen Erwartungshaltungen ausgesetzt seien, sei das umso wichtiger.
„Stressige Situationen wird es immer geben, Ziel ist ein gesunder Umgang damit, ohne daran auszubrennen, sprich, sich erst gar nicht stressen zu lassen, indem man die Handlungsmöglichkeiten kennt, damit eine Situation einen nicht herausfordert oder gar überfordert“, so Nguyen.
Vor allem nach Corona hätten viele Kinder und Jugendliche das soziale Miteinander erst wieder neu lernen müssen, da die Fähigkeiten, Freundschaften zu knüpfen, einen Konsens zu finden, achtsam miteinander zu reden und anderen auch zuzuhören, verloren gegangen seien. Solche Probleme erstreckten sich gar bis hin zur Sozialphobie. In letzter Zeit sind es zudem mehr gesamtgesellschaftliche und politische Themen, die bei Kindern und Jugendlichen Stress auslösen. „Gerade für Kinder und Jugendliche sind diese Situationen doppelt so fordernd“, sagt Nguyen. „Hier setzen wir mit unseren Angeboten an, um psychisch und körperlich zu unterstützten.“
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Mobiles Quartierszentrum
„iSo“-Quartiersbike in Stegaurach eingeweiht
Der Bamberger soziale Dienstleister „iSo – Innovative Sozialarbeit“ hat in Stegaurach ein sogenanntes Quartiersbike eingeweiht. Das Gefährt soll helfen, bürgerschaftliches Engagement zu fördern.
Einen Neujahrsempfang in Stegaurach nahm „iSo – Innovative Sozialarbeit“ jüngst zum Anlass, ein Quartiersbike für den Landkreis einzuweihen. Jugendliche servierten den etwa 500 Besucherinnen und Besuchern aus dem Verpflegungs- und Informationsgefährt selbstgebackene Waffeln.
Das Quartiersbike soll, so „iSo“ in einer Mitteilung, flexible Angebote in den Bereichen Informationsarbeit, Kinder- und Jugendarbeit sowie bürgerschaftliches Engagement an verschiedenen Orten ermöglichen. Und auch Essen oder Spieleaktionen und Beratungen umfasst das Angebots-Spektrum des Gefährts. Gerade in Gemeinden und Stadtteilen mit besonderem Bedarf spielt eine derartige Aktivierung der Bürgerschaft und ihre Einbindung in gemeinschaftliche Prozesse laut „iSo“ eine entscheidende Rolle.
In Zukunft ist außerdem ein Verleihsystem geplant, das die Nutzung des Gefährts und seiner Ausstattungsmöglichkeiten durch Vereine, Initiativen und Gruppierungen ermöglichen, um damit einen weiteren Beitrag zur Förderung des Ehrenamts leisten soll.
Die Realisierung des Projekts gelang unterdessen durch Mittel des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und die finanzielle Mithilfe der Joseph-Stiftung Wohnungsunternehmen. Andreas F. Heipp, Vorstandssprecher der Joseph-Stiftung, hob in Stegaurach die Bedeutung der Quartiersarbeit hervor: „Quartiersarbeit ist allgemein für die Joseph-Stiftung ein wichtiges Thema. Aus unserer Sicht, ist es wichtig, die Menschen in Quartieren zusammenzubringen und gute Nachbarschaft zu fördern. Das Quartiersbike ist eine wichtige mobile Infrastrukturmaßnahme für den Landkreis, die das Gemeinschaftsleben nachhaltig unterstützt.“
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Für Sport- und Bewegungsangebote
„FitKid“ unterstützt Betreuungseinrichtungen in Bamberg Stadt und Land
Die Benefizaktion „FitKid“ hat Betreuungseinrichtungen für Kinder in Bamberg Stadt und Land mit einer Gesamtfördersumme von 5.500 Euro unterstützt. Die Mittel gingen in die Anschaffung von Sportgeräten, um ein abwechslungsreiches Sport- und Bewegungsangebot in den Einrichtungen zu ermöglichen.
„FitKid“ ist eine Zusammenarbeit des Sozialhilfeträgers „iSo – Innovative Sozialarbeit“ und des Laufsportvereins Böhnlein Sports. Die Initiative begann beim Weltkulturerbelauf 2023, bei dem Böhnlein Sports eine Benefiztombola organisierte. Zahlreiche andere Vereine wie DJK Bamberg, FC Eintracht, KSV Bamberg oder goolkids unterstützen seither die Aktion, um Spenden zu sammeln und Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche zu fördern.
Mittlerweile sind 5.500 Euro an Spenden zusammengekommen. Die Bewerbungsphase für diese Förderung stand allen Grundschulen, Kitas, Kindergärten und Ganztagsschulen in Stadt und Landkreis Bamberg offen. „iSo“ organisierte und koordinierte den Bewerbungsprozess. Eine Jury wählte die kreativsten Einreichungen aus und verteilte entsprechend die Fördersumme.
Folgende Einrichtungen erhalten nun Unterstützung durch „FitKid“: Mittagsbetreuung Ebelsbach, Kindergarten St. Kunigund, Wiesenhort Bug, Kunigundenschule Bamberg, Kinderkrippe Krabbelmonster, Offene Ganztagesschule Stegaurach, Offene Ganztagsschule Breitengüßbach, Offenen Ganztagsschule Memmelsdorf, Hugo-von-Trimberg Grundschule Bamberg, Don Bosco Schule Stappenbach.
Alexandra Böhnlein, Vorsitzende des Böhnlein Sports, sagte am Dienstag (12. Dezember) bei der Übergabe von Sportartikeln, die von dem Geld für den an den Wiesenhort Bug angeschafft wurden: „Die Initiative „FitKid“ zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche in Bamberg in Bewegung zu bringen und ihnen die Freude am Sport zu vermitteln. Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam mit „iSo“ und unseren Unterstützern dazu beitragen können.“
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Bamberger Jugendhilfeträger
„iSo“ eröffnet Jugendbüro in Coburg
Der Bamberger Jugendhilfeträger „iSo – Innovative Sozialarbeit“ hat Ende letzter Woche (27.7.) ein Jugendbüro in Coburg eröffnete. In den Räumlichkeiten im Steinweg 25 soll ein sicherer Raum für Probleme und Anliegen von Jugendlichen geschaffen werden.
Seit seiner Gründung 1985 bietet „iSo – Innovative Sozialarbeit“ Kindern, Jugendlichen, Familien und Erwachsenen in der Metropolregion Nürnberg Unterstützung. Nun hat der Hilfsverein ein neues Jugendbüro in Coburg eröffnet.
Die Arbeit der dortigen SozialarbeiterInnen soll sich laut einer Mitteilung von „iSo“ in vier Bereiche gliedern: Jugendarbeit/Straßengänge, Gemeinwesenarbeit, Gruppen- und Präventionsarbeit und Jugendberatung. Zudem soll das Jugendbüro schwer erreichbaren Jugendlichen in vertrauterer Umgebung Unterstützung anbieten.
Zur Eröffnungsfeier des Jugendbüros im Coburger Steinweg kamen zahlreiche Gäste, darunter Coburgs 3. Bürgermeister und Sozialreferent Can Aydin. „Die Unterstützung und Zusammenarbeit verschiedener Akteure unterstreicht das gemeinsame Engagement für das Wohl der Jugendlichen in der Region“, sagte er. Und Sandra Ender, stellvertretende Geschäftsführerin von „iSo“, fügte an: „Die Eröffnung des Jugendbüros markiert einen bedeutenden Schritt für unsere Arbeit in Coburg. Wir sind dankbar für das Vertrauen der Stadt Coburg und all unserer UnterstützerInnen, die diesen wichtigen Schritt ermöglichen.“ Das Jugendbüro wird nun seine Türen für Jugendliche in Notlagen öffnen und ihnen ein Angebot an Unterstützung und Beratung machen.
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iSo-Projekt „#Durch(ge)schaut“
Schul-Projekt zur Demokratieförderung in Sozialen Medien
Tik Tok ist Jugendplattform, aber auch Plattform für Manipulation, Fake News und Propaganda. Um dafür Bewusstsein zu schaffen, möchte der Jugendhilfeträger iSo digitale Demokratieförderung in Bambergs Klassenzimmer bringen.
Debatten zu aktuellen Krisen werden zunehmend auf Tik Tok ausgetragen, eine Plattform der Sozialen Medien, die überwiegend von Jugendlichen genutzt wird. Doch neben objektiven Informationen findet sich dort auch Manipulation, Fake News und Propaganda. Wie der Jugendhilfeträger iSo – Innovative Sozialarbeit mitteilte, sollen im Zuge des Projekts „#durch(ge)schaut“ gemeinsam mit Bamberger SchülerInnen nun Wirkungsweisen der Plattform untersucht und eigene Inhalte zu aktuellen politischen Themen ausgearbeitet werden.
Dabei soll es sich um informative Clips handeln, die Aufklärungsarbeit leisten, aber auch durch Kreativität und Humor geprägt sind. Ziel des Projektes ist es, Jugendliche für die Wirkungsweisen von Tik Tok zu sensibilisieren, Argumentationskompetenz und den respektvollen Umgang in sozialen Netzwerken zu stärken sowie junge Menschen zu befähigen, sich kreativ mit kontroversen Themen auseinanderzusetzen.
„Soziale Medien sind ein Dauerbrenner in unserer täglichen Arbeit mit jungen Menschen“, sagt Michael Gerstner, Bereichsleiter für gemeindliche Jugendarbeit bei iSo. „Die Entwicklungen in diesem Bereich sind sehr schnelllebig und so müssen wir als Jugendhilfeträger flexibel und schnell auf Trends reagieren können.“
Zugute soll das Projekt zur Demokratieförderung weiterführenden Schulen in Bamberg Stadt und Landkreis kommen. Zu Beginn des Projektes entwerfen die Jugendlichen verschiedene Themen, die sich an aktuellen politischen Themen orientieren. Diese Themen sollen einen Überblick über die Thematik schaffen und Einblicke in die mediale und digitale Berichterstattung geben. Mögliche Themen können Klimaschutz, Krieg in Europa und Cancel Culture sein. Anschließend entscheiden sich die jeweiligen Schulklassen für ein Thema, das sie in einem Workshop-Tag gemeinsam bearbeiten.
Die Dauer pro Workshop soll sich auf vier bis fünf Schulstunden an mindestens zwei Schultagen belaufen. Weiterführende Schulen können sich von nun an bei iSo bewerben.
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Virtual Reality-Brillen zeigen Diskriminierung auf
„AugenBLICK mal!“ kommt in den Landkreis
Seit Montag laufen deutschlandweit die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Noch bis 2. April finden in vielen Kommunen, so auch in Bamberg, Veranstaltungen statt, die sich mit Diskriminierung und Rassismus beschäftigen. Der Jugendhilfeträger iSo trägt das Projekt „AugenBLICK mal!“ bei.
Neben Projekttagen für Schulklassen, organisiert von der offenen Jugendarbeit Bamberg und dem Migrantinnen- und Migrantenbeirat, richten auch weitere Sozialträger Veranstaltungen aus. So holt beispielsweise der Jugendhilfeträger iSo e.V. das Projekt „AugenBLICK mal!“ in die Stadt.
Das Projekt ist ein Workshop zu den Themen Vielfalt und Ermächtigung – mit Virtual Reality-Brillen. Mithilfe dieser Geräte können die NutzerInnen in Alltagsszenen eintauchen und diese aus Sicht einer Person, die diskriminiert wird, erleben. Ziel ist es, durch den entstehenden Perspektivwechsel und das virtuelle Erleben von Alltagsrassismus rassistische Denkweisen abzubauen und eigenes Handeln zu hinterfragen.
Los geht es mit „AugenBLICK mal!“ am kommenden Samstag, 25. März, um 9 Uhr, im Bürgerlabor in der Hauptwachstraße.
Seit Anfang 2019 beteiligt sich der Landkreis Bamberg am Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Schwerpunkte sollen Demokratiebildung, Beteiligung in den Kommunen, Vielfalt, Miteinander, Integration und Stärkung der demokratischen Gesellschaft wie zum Beispiel durch „AugenBLICK mal!“ sein.
Aus diesem Grund stellt der Landkreis Mittel für entsprechende Projekte und Initiativen zur Verfügung. Ziel ist es, vor allem Kinder und Jugendliche für rechtsextreme, antisemitische oder rassistische Aktivitäten sowie andere demokratie- und rechtstaatsfeindliche Phänomene zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, aktiv Demokratie mitzugestalten. iSo – Innovative Sozialarbeit übernimmt dabei die Rolle einer beratenden Koordinierungs- und Fachstelle für den Landkreis.
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Nach großer Fundraising-Aktion
„Bretterei“ im Jugendzentrum
Das Jugendzentrum am Margaretendamm hat seine Indoor-Skatehalle, die „Bretterei“, eröffnet. Die Halle ist Teil eines Projekts für mehr Skatekultur in Bamberg.
Skaterinnen und Skater der SKATE&CREATE-Crew haben die „Bretterei“ – so nennt sich die umgestaltete Halle am Margaretendamm 12a – gemeinsam mit der offenen Jugendarbeit Bamberg und streetwork Bamberg initiiert, konzipiert und umgebaut. An mehreren Workshop-Wochenenden zimmerten die Jugendlichen, unter professioneller Begleitung der Zimmerei Freitag, ihr selbst entworfenes Skateparadies. Mobile Elemente und Hindernisse machen die Halle individuell wandelbar.
Aber nicht nur Bamberger Skaterinnen und Skater schätzen das Angebot der „Bretterei“. Auch Jugendliche aus dem Landkreis und dem Coburger und Nürnberger Raum kamen zur Eröffnung. Ein Beweis für den hohen Bedarf an wetterunabhängigen Skatemöglichkeiten in der Region.
„Wir möchten den Jugendlichen ermöglichen, für ihre Interessen einzutreten und ihren Ideen Raum zu verschaffen. Wir freuen uns, dass auch andere davon überzeugt sind und das Partizipationsprojekt finanziell unterstützen“, sagte Sandra Ender, Verantwortliche für die städtische Sozialarbeit des Jugendhilfeträgers iSo – Innovative Sozialarbeit.
Im Rahmen einer großangelegten Fundraising-Aktion wurden Spenden im Wert von insgesamt 30.000 Euro für den Umbau gesammelt. Neben vielen privaten und geschäftlichen Spenden kam Unterstützung auch aus dem Unterstützungsfonds Bambergs zur Bekämpfung der Folgen der Pandemie.
Jonas Glüsenkamp, Bambergs zweiter Bürgermeister, bemerkte bei der Eröffnung „ich bin sehr beeindruckt, wie schnell und mit welchem Engagement die Jugendlichen das Projekt hochgezogen haben. Im Oktober haben sie mir noch ihre Pläne präsentiert und nun stehen wir hier im fertigen Produkt. Das nenne ich erfolgreiche Jugendbeteiligung“.
Wie es weitergeht
Die Halle ist in der Tat nur ein Teil der „Bretterei“. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes umfasst das Projekt für mehr Skatekultur in Bamberg noch weitere Angebote und Vorhaben. So können sich Jugendliche in verschiedenen Workshops (Bretterkunde, Kreativ-Workshops, Obstacle-Bau) oder auch in der kleinen Bretterei-Werkstatt besonderes Wissen aneignen.
Im Rahmen der geplanten Ausbildung zum „Bretterbub“ oder „Bretterfräulein“ können Erfahrenere Teil des „Bretterei“-Teams werden und jüngere Skatebegeisterte begleiten und anleiten. Interessierte, die selbst noch kein eigenes Skateboard besitzen, können sich über den Verleih-Service ein „Bretterei“-Brett ausleihen und sich auf den Rampen ausprobieren. Weitere Informationen sind hier zu finden.
“Es kommt sogar vor, dass bei Kindern der Schulbesuch verhindert wird”
iSo – Innovative Sozialarbeit
Vom Bamberger Osten aus betreibt der soziale Dienstleister iSo – Innovative Sozialarbeit verschiedenste soziale Projekte. Mit Schwerpunkt auf Jugendhilfe bietet iSo unter anderem Erziehungshilfe, Jugendarbeit, Quartiersmanagement, Schulkindbetreuung und Freizeitgestaltung. 2020 feierten die über 200 Mitarbeitenden das 35-jährige Bestehen des gemeinnützigen Vereins. Angesicht sich vertiefender sozialer Probleme ist Sozialarbeit heute nötiger denn je. Matthias Gensner ist Geschäftsführer von iSo, ihn haben wir zum Interview getroffen.
Herr Gensner, warum wurde iSo – Innovative Sozialarbeit 1985 gegründet?
Matthias Gensner: iSo – Innovative Sozialarbeit wurde von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes gegründet, die gerne mehr und verschiedenere soziale Projekte umsetzen wollten, was die damaligen Amtsstrukturen aber nicht so einfach zuließen. Und wie man es in Deutschland in solchen Fällen eben macht, gründeten sie einen Verein, um ihre Ideen zu verwirklichen. Es ging zum Beispiel um den ersten psychosozialen Beratungsführer der Region oder Unterstützung von Selbsthilfegruppen.
Spielte bei der Gründung auch soziale Notwendigkeit eine Rolle? Gab es sonst kaum oder keine sozialen Initiativen?
Matthias Gensner: Mit Sicherheit. Das ganze Denken im sozialen Bereich hat sich damals verändert – weg von dem Obrigkeitsstaatlichen alles den Behörden zu überlassen, hin zur ehrenamtlichen Hilfe zur Selbsthilfe. Die Gesundheitsämter waren früher doch eher restriktiv eingestellt und wenig orientiert an den Bedürfnissen der Leute in schwierigen sozialen Lagen. Ein großes Thema seitdem ist auch die Prävention, also zu agieren, wenn Hilfe nötig ist, und nicht erst, wenn es zu spät ist.
Was ist das namensgebende Innovative der iSo?
Matthias Gensner: Wir versuchen grundsätzlich immer, uns und unser Arbeiten zu hinterfragen und in der Sozialen Arbeit neue Wege zu gehen. Das gelingt uns in vielen Dingen. Beispielsweise dadurch, dass wir systemübergreifend tätig sind. Wir haben keine Berührungsängste mit anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Sport, Politik oder Wirtschaft. Wir sind überzeugt, dass soziale Themen und Notlagen nur dann wirksam bearbeitet werden, wenn systemübergreifend gedacht wird. Wichtig ist uns der Fokus auf Kooperation, nicht auf Abgrenzung. Im Einzelnen versuchen wir immer wieder innovative Arbeitsansätze zu verfolgen. Wir waren sozusagen schon ein Start-up, als es den Begriff noch gar nicht gab. Im Unterschied zu etablierten sozialen Trägern, boten wir von Anfang an den Mitarbeitern den Raum ihre eigenen Ideen und Innovationsvorhaben einbringen zu können. Es herrscht bei uns ein Geist der Weiterentwicklung.
In der Selbstbeschreibung der iSo fällt außerdem das Wort „Unkonventionalität“. Wodurch ergibt sich diese?
Matthias Gensner: Sie ist ein Teil des Innovativen. Wer innovativ sein will, muss Dinge einfach mal machen. Dazu gehört auch Scheitern. Unser Innovationsverständnis geht auch in die Richtung Projekte kurzentschlossen und vielleicht mal hemdsärmelig anzupacken. Das könnte man unkonventionell nennen. Zum Beispiel haben wir bereits 2010 angefangen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Smartphones auszustatten, damit sie anschlussfähig an unsere jugendliche Zielgruppe sind, bei denen mediale Kommunikation sehr bedeutsam ist. Das war damals höchst unüblich.
Wie setzt sich Ihre Zielgruppe neben Jugendlichen außerdem zusammen?
Matthias Gensner: Sie ist sehr breit aufgestellt, wobei der Großteil tatsächlich von Kindern und Jugendlichen ausgemacht wird. Entsprechend betreiben wir über 20 Jugendprojekte. An den Jugendlichen hängen aber natürlich auch Familien. So machen wir Betreuungsangebote in Ganztagsschulen oder in Horten, wovon Familien profitieren können. Außerdem sind wir im Auftrag des Jugendamtes tätig und bieten Unterstützung bei familiären Konflikten. Aber auch andere Bereiche sind uns wichtig, wie die Verständigung der Generationen oder unsere Zusammenarbeit mit Kommunen.
Ist der Fokus auf Jugendliche, Kinder und Familien etwas, wofür sich iSo – Innovative Sozialarbeit in ihrer Vorgehensweise entschieden hat oder etwas, das wiederum aus sozialer Notwendigkeit abgeleitet wurde?
Matthias Gensner: Grundsätzlich schauen wir immer, wo Bedarf besteht. Wir wollen etwas nicht tun, nur damit wir es tun. Das passt wieder gut zur Innovation, weil sich Bedarfslagen verändern. Themen, die heute aktuell sind, hatten wir vor zehn oder 15 Jahren noch nicht. Deswegen müssen wir uns auch permanent hinterfragen. Dabei gehen wir auch auf die Themenwünsche der Jugendlichen ein und greifen sie auf. Vor ein paar Jahren hatten zwei Jugendliche die Idee, Smartphone-Kurse für Seniorinnen und Senioren anzubieten – mit dem Ergebnis, dass der Kurs schon am nächsten Tag ausgebucht war.
Die gesellschaftliche Spaltung entlang verschiedener Konfliktlinien nimmt zu. Machen sich solche Entwicklungen auch in Ihrem Tätigkeitsfeld bemerkbar?
Matthias Gensner: Ja. Ich möchte nichts skandalisieren, aber gerade am Rand der Gesellschaft nehmen Konflikte zu. Wir registrieren zunehmende gesellschaftliche Ausgrenzungserfahrungen bei Jugendlichen, Gewalt oder Verwahrlosung.
Eine dieser Konfliktlinien verläuft aktuell zwischen dem Teil der Bevölkerung, der sich gegen das Coronavirus impfen lässt und dem Teil, der das nicht tut. Stoßen Sie im Kontakt mit den Familien, die Sie betreuen zuweilen auf Impfskepsis und Impfunwillige? Wie ausgeprägt sind diese
gesellschaftlich unsolidarischen und fehlgeleiteten Einstellungen? Wie gehen Sie dagegen vor?
Matthias Gensner: In unserer Arbeit stoßen wir natürlich auch auf Personen, die skeptisch gegenüber Impfungen sind, unabhängig vom sozialen Milieu. Es spiegelt sich die gesellschaftliche Realität wider. Die Qualität der Skepsis ist oft sehr unterschiedlich. Gerade bei isoliert lebenden Familien erleben wir häufiger sehr schwierige Perspektiven, welche durch eine intensive Nutzung der Sozialen Medien noch verstärkt werden. Es kommt sogar vor, dass bei Kindern der Schulbesuch verhindert wird. Hier stellt sich immer die Frage des Kindeswohls. Grundsätzlich versuchen wir zu informieren und aufzuklären, aber auch wieder Brücken in die Gesellschaft zu bauen. Leider gelingt uns das nicht immer.
Wie weit kann man als Jugendhilfeträger gesellschaftliche Strukturen, die Konflikte bedingen, verbessern?
Matthias Gensner: Strukturen zu verändern ist schwer. Aber innerhalb unserer Mittel, dem Kontakt und der Zusammenarbeit mit Jugendlichen, ist Vieles möglich. Da können und haben wir die Lebensgeschichten von einzelnen Jugendlichen verändert. Wir versuchen jedoch schon auf solche Missstände auch an höherer Stelle aufmerksam zu machen. Aktuell planen wir zum Beispiel ein Podiumsgespräch mit Dr. Ulrich Schneider, dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, bei dem Jugendliche ihre Themen platzieren können. Wir möchten also nicht nur unmittelbar mit der Zielgruppe arbeiten, sondern Themen auch außerhalb ansprechen.
Auf welche Erfolge kann iSo – Innovative Sozialarbeit in ihrer 36-jährigen Geschichte zurückblicken?
Matthias Gensner: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir viele Projekte initiiert haben, auf die Andere blicken und sagen: Das ist für uns modellhaft. Auch so funktioniert für uns innovative Sozialarbeit. Unser Projekt „BasKIDball“ zum Beispiel, das ist offene, sportbezogene Jugendarbeit anhand von Basketball, haben wir 2007 in Bamberg begonnen – mittlerweile wird es deutschlandweit an über 22 weiteren Standorten betrieben. Aber auch die kleinen Erfolge zählen. Wenn man Rückmeldung von Jugendlichen bekommt, die dank unserer Arbeit diese oder jene Entwicklung in ihrem Leben genommen haben, freut uns das sehr.
Würden Sie sagen, dass vor Ort herrschende soziale Missstände eher Ergebnis bundesweiter politischer Versäumnisse sind oder durch Bamberger Politik verschuldet wurden?
Matthias Gensner: Es ergibt wenig Sinn, jemandem den schwarzen Peter zuzuschieben. Wir erleben hier in der Region, dass soziale Themen und Probleme oft unmittelbar aufgegriffen werden. Bedauerlich ist es nur, wenn dann die erforderlichen finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Wobei die hiesigen Kommunen mittlerweile sehr viel in die soziale Infrastruktur investieren. Grundsätzlich muss etwas passieren. Es geht nicht darum, dass nur die Politik etwas unternimmt. Erforderlich ist meines Erachtens ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt. Wo brauchen wir vielleicht eine neue Werte-Orientierung? Muss immer einem ökonomischen Ideal hinterhergerannt werden oder wäre eine Orientierung am Gemeinwohl vielleicht besser? Wie schaffen wir eine sozial-ökologische Wende? Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter melden zurück, gerade in der Arbeit mit jungen Leuten, dass ihnen eine Arbeit mit Sinn wichtig ist und dies zufrieden macht. Manchmal bewerben sich Leute bei uns, die vorher in der Wirtschaft gearbeitet haben. Sie wissen, dass sie bei iSo weniger verdienen, bei uns aber etwas mit Sinn machen. Ich denke, es ist also nicht nur ein Thema für die Politik, dies und das zu tun, sondern gesamtgesellschaftlich sollten Anstrengungen unternommen werden, damit Gemeinwohl und Gemeinsinn wieder wachsen. Es hat sich während der Pandemie auch ganz gut gezeigt, dass das funktionieren kann, zum Beispiel beim Thema Nachbarschaftshilfe. Wir erleben das in den letzten Jahren an einer Zunahme von Freiwilligendiensten, wie freiwillige soziale Jahre oder dem Bundesfreiwilligendienst.
Wie wichtig ist Eigeninitiative, also der Wille, sich helfen zu lassen, bei der Zielgruppe?
Matthias Gensner: Extrem wichtig. Es kann niemand zu einer Veränderung der Lebensumstände gezwungen werden, wenn die Person Veränderungen nicht möchte. Wir müssen immer an einem gewissen Bedarf nach Veränderung ansetzen. Dabei ist es aber wichtig, die Leute bei ihren Stärken zu greifen. Wir machen ihnen keine Vorwürfe, sondern schauen auf das Positive. Andererseits packen wir aber auch niemanden in Watte. Wir nehmen die Leute und ihre Anliegen ernst, fordern sie aber auch.
Sie haben auch soziale Angebote im eher ländlichen Raum wie Strullendorf oder Trunstadt. Unterscheiden sich dort die Anliegen der Menschen von denen im eher städtischen Raum?
Matthias Gensner: Ja, da erleben wir schon einen Unterschied. Die Probleme sind dort nicht ganz so häufig. Das heißt nicht, dass auf den Dörfern heile Welt herrscht, aber die Sozialstrukturen sind schon andere. Der soziale Zusammenhalt oder das Zusammenwirken sind dort noch stärker ausgeprägt. Das Vereinsleben spielt eine große Rolle dabei. Ich sage mal so, je weiter man von Bamberg weg ist, desto mehr gegenseitige Unterstützung und Verwurzelung in der Gemeinde erleben wir.
Hat iSo – Innovative Sozialarbeit auch spezielle Angebote für migrantische Gruppen?
Matthias Gensner: Neben besonderen Angeboten wie Aktiv – Flucht und Migration versuchen wir verschiedene gesellschaftliche Gruppen immer insgesamt anzusprechen, Menschen mit migrantischem und nicht-migrantischem Hintergrund zusammenzubringen und keine voneinander losgelösten Gruppen zu betreuen. Das gilt idealerweise nicht nur für diese Gruppen, sondern zum Beispiel auch für Jugendliche von verschiedenen Schultypen. Gemeinschaft und Begegnung sind extrem wichtig für uns.
Wo stößt iSo an die Grenzen? Brauchen Sie selbst manchmal Hilfe von externen Kräften?
Matthias Gensner: Wir bewegen uns in einem Feld, in dem die Ressourcen immer knapp sind. Das ist anstrengend und man braucht Durchhaltevermögen. Zur Not haben wir in der Region aber auch ein tolles Netzwerk an Unterstützern und Partnern. Daraus können wir auch viel Energie ziehen.
Auf Ihrer Homepage prangern Sie unter der Rubrik “Gedanken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter” eine gewisse Stigmatisierung der Sozialen Arbeit an. Würden Sie darauf bitte genauer eingehen?
Matthias Gensner: Da geht es einerseits um Klischees gegenüber Sozialarbeit. Das sind diese Gutmenschen mit ihren Strickpullis und ihrer aufgesetzten Wohltätigkeit, die immer nur über Probleme reden, aber eigentlich nichts dagegen tun. Dem versuchen wir entgegenzutreten. Anderseits aber auch um die Stigmatisierung der Zielgruppen und Adressaten. Soziale Arbeit ist absolut wichtig und ein Zukunftsfeld, das immer erforderlicher wird.