In Nürnberg ging am Wochenende nach fünf Tagen der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende. Etwa 70.000 Menschen hatten teilgenommen.
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70.000 Besucherinnen und Besucher
Kirchentag in Nürnberg zu Ende gegangen
In Nürnberg ging am Wochenende nach fünf Tagen der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende. Etwa 70.000 Menschen hatten teilgenommen.
Fünf Tage lang ging der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg und der Nachbarstadt Fürth. Auf seinem Programm standen etwa 2.000 Veranstaltungen, darunter gesellschaftspolitische Diskussionen, interreligiöse Dialoge, Bibelarbeiten, neue Gottesdienstformen und Kulturveranstaltungen.
Wie die Veranstalter mitteilten, hatten vom 5. bis 11. Juni etwa 70.000 Menschen am Kirchentagsprogramm teilgenommen. Die Publikumszahlen bei öffentlichen Veranstaltungen in der Innenstadt, Großkonzerten und Abendsegen seien sogar deutlich höher gewesen.
Am Sonntag (11. Juni) predigte der aus Südafrika stammende Pastor Quinton Ceasar beim Abschluss-Gottesdienst auf dem Nürnberger Hauptmarkt. In seiner sehr Predigt vor rund 18.000 Menschen klagte Ceasar Rassismus und Ausgrenzung an – auch in der Kirche selbst. Ebenso forderte er ein deutliches Handeln in Bezug auf Klima- und Asylpolitik.
Ähnlich achtsam und auf der Höhe der Zeit zeigte sich Alexander Brandl aus München in seiner Predigt. Denn darin stellte er auch die Geschichte von Constanze Pott vor, Mitglied der Landessynode in Bayern, die seit einigen Monaten offen als Frau lebt.
Nach den Schlussgottesdiensten zogen die Veranstalter eine positive Bilanz. „Der Kirchentag lebt. Wir sind wieder da”, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière. „Auf den Straßen Protest, in den Hallen Begegnungen und offene, ehrliche Gespräche. Beides gehörte hier in Nürnberg in den letzten Tagen zusammen.“
Bereits am Samstagabend fand die symbolische Staffelstabsübergabe für den 39. Kirchentag statt. Dieser wird Ende April 2025 in Hannover ausgerichtet. Die designierte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund erklärte bei der Übergabe: „Die Vorfreude auf Hannover wächst bei mir, weil ich hier in Nürnberg gesehen habe, was wir alle gemeinsam auf den Weg bringen können.“
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Gottesdienst zum Ökumenischen Kirchentag
„Wir alle haben den Heiligen Geist“
Das gegenseitige Zutrauen, dass alle den Heiligen Geist haben, ist nach Worten von Erzbischof Ludwig Schick eine notwendige Haltung für eine fruchtbare Ökumene. In einer Votivmesse um die Einheit der Christen anlässlich des Ökumenischen Kirchentags sagte Schick am Samstagabend: „Ohne diese Geisteshaltung kommt es allzu schnell zu Konkurrenzkampf, zum Urteilen und auch Verurteilen.“
An der Eucharistiefeier im Bamberger Dom, die im Livestream übertragen wurde, nahm auch der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner mit einer Abordnung seines Dekanats teil.
„Kirchen wie Familie betrachten“
Erzbischof Schick zitierte den 1998 verstorbenen Kardinal Augustin Bea, ein Pionier der ökumenischen Bewegung, mit den Worten: „Ich darf nicht vergessen, dass auch die anderen den Heiligen Geist haben.“ Dieses Leitwort habe in der Ökumene seit 50 Jahren Wirkung gezeigt. „Die meisten in den verschiedenen Kirchen haben verstanden, dass sie alle den gleichen Heiligen Geist haben und die eine Familie Gottes bilden. Aber dieser Geist muss noch mehr ausgebreitet und vertieft werden“, fügte der Erzbischof hinzu.
Schick rief dazu auf, die christlichen Konfessionen wie eine Familie zu betrachten, in der alle Mitglieder seien und trotz ihrer Verschiedenheit den gleichen Familiengeist hätten. In einer Familie gebe es verschiedene Vorlieben, Gewohnheiten und Lebensentscheidungen, weshalb nicht alle alles gemeinsam machen. „Bei bestimmten Anlässen kommen aber alle zusammen, weil man weiß, dass man trotz aller Verschiedenheit zu der einen Familie gehört.“
Eine solche Haltung sollte auch in der Kirche Jesu Christi herrschen mit ihren Gemeinschaften und Konfessionen. Diese Einheit im gleichen Familiengeist mache auch die Christen fähig, den Dienst Christi an den Menschen und der Schöpfung heute zu vollziehen. „Die Kirche ist nicht für sich da, sondern um allen Menschen Gerechtigkeit, Frieden, Hoffnung und Freude zu bringen.“ Das könne sie am besten und wirksamsten als Familie Gottes in geeinter Verschiedenheit.
Unter dem Motto „Schaut hin!“ (Mk 6,38) findet der am Donnerstag eröffnete dritte Ökumenische Kirchentag noch bis Sonntag pandemiebedingt nicht wie ursprünglich geplant in Frankfurt am Main, sondern digital und dezentral statt.
Interessierte können unter https://www.oekt.de/ an digitalen Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen teilnehmen sowie Livestreams verfolgen. Das Programm orientiert sich an den drei Schwerpunkten Glaube, Zivilgesellschaft und Schöpfungsverantwortung.