Kabarettist und Stadtecho-Kolumnist Florian Herrnleben hat eine Spendenaktion zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe im Rheinland gestartet, bei der knapp 5.000 Euro zusammengekommen
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Spendenaktion für Flutopfer
Florian Herrnleben sammelt 5.000 Euro
Kabarettist und Stadtecho-Kolumnist Florian Herrnleben hat eine Spendenaktion zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe im Rheinland gestartet, bei der knapp 5.000 Euro zusammengekommen sind. Wir haben mit ihm über seine Verbindungen nach Nordrhein-Westfalen, die Lage vor Ort und den Verwendungszweck des Geldes gesprochen.
Mitte Juli zerstörte eine Flut, ausgelöst durch extreme Regenfälle, mehrere Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Hunderte Menschen starben, tausende verloren ihr Zuhause. Hilfe und Wiederaufbaumaßnahmen für die betroffenen Gebiete konnten auch aus dem Grund schnell anlaufen, weil die Bevölkerung mit großer Anteilnahme und Spendenbereitschaft reagierte. Florian Herrnleben nutzte seine Social-Media-Präsenz, um seinerseits aktiv zu werden.
Florian, warum hast du dich entschieden, die Einnahmen aus allen in der dritten Juliwoche verkauften Exemplaren von „75 Jahre Bamberger Kasperl“ den Flutopfern in der Gemeinde Erftstadt in NRW zu spenden?
Florian Herrnleben: Ich bin mit Erftstadt sozusagen fast familiär verbunden. Dort wohnt Johannes Speckamp, seit vielen Jahren Hörspielproduzent meiner Kasperlgeschichten und er arrangiert die Klavierstücke meiner Kabarettprogramme. Aus der engen Zusammenarbeit wurde Freundschaft, so dass er 2012 sogar mein Trauzeuge wurde. Er selbst ist von den Auswirkungen der Flut nicht betroffen, als Kirchenkantor, sogenannter Seelsorgebereichsmusiker des Seelsorgebereichs Rotbach-Erftaue, hat er aber einen guten Überblick über die Schäden und die Not in der Gemeinde.
Wie schwer sind die Flutschäden in der Gemeinde?
Florian Herrnleben: Erftstadt besteht insgesamt aus 14 Stadtteilen. Einige Teile der Gemeinde sind verschont geblieben. Auch der Gemeindeteil Lechenich, den ich persönlich am besten kenne, ist vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Dort waren es im wesentlichen vollgelaufene Keller. Die Bilder aus den Medien waren meist aus den Stadtteilen Blessem, Bliesheim und das Krankenhaus in Frauenthal/Liblar.
Warst du vor Ort, um dir ein Bild zu machen?
Florian Herrnleben: Nein, das noch nicht, aber ich werde irgendwann im Lauf des Jahres da sein, um einen sozusagen offiziellen Termin für die Übergabe der Spendensumme zu veranstalten.
Inklusive eines Kabarett-Auftritts?
Florian Herrnleben: Mal schauen. Es kann schon sein, dass Johannes und ich vor Ort gemeinsam auftreten, aber darüber haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen. Die Programme, die wir zusammen gemacht haben, zum Beispiel das Musik-Kabarett-Programm „Bamberg basst scho!“, sind alles Bamberger Programme, eben mit Bamberg-Bezug. Das heißt, dass er eigentlich in Bamberg künstlerisch präsenter ist als ich in Erftstadt, und die Leute dort über Bamberger Witze wahrscheinlich nicht lachen, weil sie sie nicht verstehen. Aber vielleicht ergibt sich während der Übergabe ein spontaner Auftritt und wir spielen eine Musiknummer.
Wird die Spendensumme schon vorher vor Ort angekommen sein oder tatsächlich erst an jenem geplanten Übergabetag?
Florian Herrnleben: Nein, das machen wir schon vorher. Aber bis dahin ist es mir wichtig, die Gesamtsumme von meinem Steuerberater prüfen zu lassen – weil das Geld über viele Kanäle bei mir ankam, einige Leute, die das Buch bereits gekauft hatten, wollten zum Beispiel trotzdem noch eine Spende beitragen. Wenn alles passt, wird die Summe überwiesen und die Spendenübergabe vor Ort hat dann eher symbolischen Charakter.
Lässt sich aus der Ferne einschätzen, wie die Menschen in Erftstadt auf die bald eintreffende Spende aus Bamberg reagiert haben?
Florian Herrnleben: Ich habe sowohl über die sozialen Medien als auch privat sehr viel Kontakt nach Erfstadt. Johannes ist in der Gegend sehr bekannt und über ihn und unsere gemeinsamen Programme kennen die Leute auch mich ein bisschen. Außerdem leitet er zwei Kirchenchöre, die schon in Bamberg aufgetreten sind und mich und meine Online-Präsenz daher auch kennen. So kam meine Facebook-Ankündigung, die Einnahmen aus dem Buchverkauf nach Erfstadt zu spenden, auch vor Ort an. Die Leute freuen sich über die Aktion und es ist für sie sicherlich ein schönes Signal.
Lief die Spendenaktion von Anfang schnell ab oder kam sie eher schleppend in Gang?
Florian Herrnleben: Sehr schnell! Ich dachte, ich verkaufe jetzt ein paar Bücher, vielleicht zehn oder 15, und komme am Ende auf 500 Euro und runde auf 1.000 auf. Aber dann habe ich die Aktion losgetreten und habe schon während des ersten Tages fast 1.000 Euro erhalten. Dann kamen noch größere Einzelsummen dazu, von Leuten, die zwar kein Buch kaufen, aber trotzdem spenden wollten. Und am Ende stehen wir bei 5.000 Euro. Von schleppend kann man wirklich nicht reden.
Wie groß war bei der Aktion die Rolle der sozialen Medien?
Florian Herrnleben: Sehr groß. Es lief alles über meine Online-Kanäle ab. Ohne meine Präsenz dort hätte ich es nicht machen können. Ich denke, ohne Social Media hätte ich sicherlich keine 500 Euro zusammenbekommen.
Hast du Präferenzen, wofür die Spendensumme vor Ort verwendet werden soll?
Florian Herrnleben: Ich hätte gern, dass der Fokus auf Unterstützung für Familien und Kinder liegt. Ich habe mitbekommen, dass die staatlichen Schnell- und Soforthilfen teilweise schon angekommen sind und es bei großen Schäden und Verlusten durchaus finanzielle Lösungen gibt oder noch geben wird. Die Betroffenen vor Ort müssen also nicht sehnsüchtig auf Spenden aus Bamberg warten – die Summe ist trotz allem sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es wird sich erst im Lauf der nächsten Wochen und Monate zeigen, wie weit Versicherungen bereit sind, zum Beispiel Neueinrichtungen für Kinderzimmer zu bezahlen oder solche Dinge. Dann ist es gut, auf kleine Rücklagen zugreifen zu können und Johannes hat als Kantor ein wenig Macht über das Geld aus Bamberg, auch mal ganz unbürokratisch und schnell mit den Euros zu helfen.
Auch wenn du in Erfstadt womöglich nicht kabarettistisch auftreten wird – wie ist der Stand deines aktuellen Programms „Overnörgelism“?
Florian Herrnleben: Einen Auftritt, ein Nachholtermin von letztem Jahr, habe ich schon absolviert, in Gundelsheim. Das Programm habe ich aktualisiert, es ist in den letzten Monaten in Bamberg ja einiges passiert. Fast die Hälfte des neuen Programms dreht sich um das Thema „Überstundenpauschalen“. Das kam gut an beim Publikum.
Sprich, deine Hauptgegner aus dem Rathaus sind immer noch mehr oder weniger dieselben?
Florian Herrnleben: Ja, ja – die Helden aus dem Rathaus. Da bin ich mir treu geblieben.