In den Museen der Stadt Bamberg stehen dieses Jahr nicht nur Ausstellungen an. Ein großes Sanierungs- und Aufbauprogramm ist zudem geplant. Dazu
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Vor Kulturkommission und Kultursenat
Kristin Knebel stellt Sanierungsplan für Museen der Stadt vor
In den Museen der Stadt Bamberg stehen dieses Jahr nicht nur Ausstellungen an. Ein großes Sanierungs- und Aufbauprogramm ist zudem geplant. Dazu legte Museumsdirektorin Dr. Kristin Knebel nun einen Plan vor.
Nachdem sie sich in verschiedenen Interviews , wie hier im Webecho, immer wieder deutlich über den schlechten Zustand der Museen der Stadt Bamberg geäußert hatte, hat Museumsdirektorin Dr. Kristin Knebel am Donnerstag der städtischen Kulturkommission und dem Kultursenat einen Sanierungsplan für die Museen vorgestellt. Das gab die Stadt in einer Mitteilung bekannt.
Beide Gremien hätten die grundsätzlichen Ziele des Plans, die Museen strukturell und finanziell zu sichern, weiterzuentwickeln, zu professionalisieren und weiter zu öffnen, mit großer Mehrheit angenommen. Besonderen Wert legt der Plan auf die Sicherung und Bewahrung der Museumsbestände. Dazu soll ein neues Museumsdepot entstehen. Zudem sollen das Historische Museum, die Sammlung Ludwig und das E.T.A. Hoffmann-Haus schrittweise neugestaltet werden.
Aufgaben der Museen
Auch die Entwicklung von Konzepten für kulturelle Bildung in den Museen sei eine zentrale Aufgabe des Sanierungsplans. Diese Bildung soll den Dialog zwischen Museums-BesucherInnen und Ausstellungsstücken umfangreicher gestalten.
Eine wesentliche Aufgabe für die Museen der Stadt Bamberg sei es zudem, der zeitgenössischen Kunst mehr Räume zu geben. Hierfür gäbe es zunächst aber noch keine schnellen Lösungen. Nach der Fertigstellung der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie zum Kesselhaus soll über diesen Punkt näher beraten werden.
All diese Vorhaben müsse man laut Knebels Plan auch unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit betrachten. Die möglichst klimaneutrale Planung, insbesondere eines neuen Depots, und die energetische Optimierung bei der Neugestaltung von Museen und Ausstellungen seien dabei wichtige Ziele. Auch die Verwendung nachhaltig produzierter Materialen für Sonderausstellungen und ihre Wiederverwertbarkeit trügen zur Schonung von Ressourcen bei.
Stadtecho-Fragebogen
Das Stadtecho fragt – Dr. Kristin Knebel antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Dr. Kristin Knebel die Fragen beantwortet. Sie ist seit Anfang des Jahres Direktorin der Museen der Stadt Bamberg.
Frau Knebel, auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Pandemie verändert?
5.
Wie sieht Ihr Fazit nach bald einem Jahr als Direktorin der Museen der Stadt Bamberg aus?
Bamberg hat mich sehr herzlich empfangen. Es gibt sehr viel zu tun, um die Museen für die Zukunft so aufzustellen, wie es sich für eine Welterbe- und Kulturstadt gebührt. Bisher habe ich dafür sehr viel Verständnis gefunden und hoffe, dass diese Anstrengungen gemeinsam mit der Verwaltung und der Politik gelingen werden.
Was mögen Sie an Ihrer neuen Stelle besonders, was nicht so sehr?
Die Arbeit mit einem kreativen und motivierten Team macht mir sehr viel Spaß. Schwierig ist die (noch) unzureichende Infrastruktur.
Wie weit haben Sie sich in der Stadt schon eingelebt?
Sehr gut.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ja, im Prinzip schon. Momentan fehlt es mir an Zeit und Gelegenheit für Fahrradtouren. Mein Haupttransportmittel ist die Bahn und innerstädtisch gehe ich viel zu Fuß.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Wer zahlt schon gern Gebühren? Ich halte öffentlich-rechtlichen Rundfunk für sehr wichtig, das Finanzierungssystem sollte aber reformiert werden.
Töten Sie Insekten?
Bewusst nur im äußersten Notfall, durch unsere Lebensweise tragen wir leider oft unbewusst zum Insektensterben bei.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Keine. Aber natürlich ist es eine Definitionsfrage, was man unter Drogen versteht.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Juliette Binoche.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Circa 60, von denen ich nur wenige regelmäßig nutze, am meisten wohl den Bahnnavigator und die Wetterapp.
Was braucht ein gutes Museum?
Wir arbeiten als Museen für die Öffentlichkeit und daher brauchen wir alle Menschen, die Interesse haben, sich einzubringen und unsere Angebote wahrzunehmen. Wir brauchen klare Ziele und Haltungen, die in unsere Strategie einfließen. Dazu benötigen wir kompetente, engagierte und genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die kluge Konzepte entwickeln und umsetzen. Außerdem einen interessanten Bestand mit möglichst klaren Schwerpunkten und attraktive Ausstellungsflächen. Wichtig ist auch eine funktionierende technische Infrastruktur, wie zum Beispiel Depotflächen mit den notwendigen konservatorischen Bedingungen oder die digitale Infrastruktur. Und nicht zuletzt benötigen Museen ein gutes Marketing, um die Menschen auch zu erreichen.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Das habe ich vergessen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Gerechtigkeit.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Ich verbringe ihn entspannt mit den Menschen, die ich liebe.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Verschwörungstheorien.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Geräusche der Natur, das Zwitschern der Vögel, Wind oder auch ein prasselnder Regen. Oder Klaviermusik. Oh, wie kitschig…
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Nicht alles wiederzukäuen, was gerade en vogue ist.
Wovor haben Sie Angst?
Spinnen.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Daran kann ich mich nicht erinnern…
Was war der schönste Moment Ihres bisherigen Berufswegs?
Es gibt viele schöne Momente. Am schönsten ist es, wenn man gerade in einem kreativen (Denk-) Prozess gemeinsam mit anderen steckt. Und natürlich der Moment, wenn etwas lange überlegtes und geplantes wie eine Ausstellung sichtbar wird für alle.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf einen Neuanfang wie hier in Bamberg kann man sich schlecht vorbereiten, es gibt einfach zu viele Unbekannte. Aber es hat gut funktioniert.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Nein. Dass ich etwas Wichtiges vergesse zu berücksichtigen oder Aufgaben nicht rechtzeitig erledigen kann, das beschäftigt mich schon manchmal nachts.
Mit welcher großen Künstlerin/welchem großen Künstler können Sie gar nichts anfangen?
Salvador Dalí.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Schwachsinn!
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Ich bin manchmal zu ehrlich.
Ihre Lieblingstugend?
Empathie.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die als solche erkannt werden.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Wenn ich weniger schaffe, als ich mir vornehme, was leider öfter der Fall ist.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Perpetuum mobile.
Haben Sie ein Vorbild?
Viele.
Wofür sind Sie dankbar?
Für die wunderbare Kindheit, die ich dank meiner Eltern erleben durfte.
Was lesen Sie gerade?
Steineckes Biographie E.T.A. Hoffmanns.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Kultur ist zu reich und vielfältig, als dass ich ein ausgesprochenes Lieblingswerk hätte. Momentan sind zum Beispiel Beethovens Klaviersonaten bei mir mal wieder sehr beliebt.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Ich lese Bücher nicht zuende, wenn ich das Gefühl habe, ich weiß, worauf es hinaus läuft, und es kommt nichts substantiell neues mehr.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Das verrate ich nicht.
Was war Ihre größte Modesünde?
Das FDJ-Hemd.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Das Wesen von Smalltalk ist ja, dass es sich aus der Situation ergibt.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Meinen Sohn.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Zechen war früher… grundsätzlich aber gern mit Menschen, die mir sympathisch sind und mit denen man sich vernünftig unterhalten kann.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Philosophie.
Was finden Sie langweilig?
Mittelmäßige beziehungsweise beliebige zeitgenössische Kunst.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen zu gehen?
Rechtsrock oder schlechter „Schrammelpunk“.
Wie würde die Kristin Knebel von vor zehn Jahren auf die Kristin Knebel von heute reagieren?
Amüsiert.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Die Natur.
Ich kann nicht leben ohne…
Liebe.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Ungerechtigkeiten live mitzuerleben, gegen die man nichts tun kann oder sich ohnmächtig fühlt.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Keine Ahnung.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Soviel gibt es über mich nicht zu lesen.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass immer alles anders kommt als man denkt.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ein Glas trockenen Weißwein bitte.
Dr. Kristin Knebel,
Oktober 2022.
„Bamberg braucht Touristen, um seine Museen zu betreiben“
Dr. Kristin Knebel, neue Direktorin der Museen der Stadt Bamberg
Seit einem halben Jahr ist Dr. Kristin Knebel die neue Direktorin der Museen der Stadt Bamberg. Die gebürtige Weimarerin und Kunsthistorikerin folgte auf Dr. Regina Hanemann, die 22 Jahre lang die Geschicke von Historischem Museum, der Sammlung Ludwig und der Villa Dessauer lenkte. Wir haben mit Kristin Knebel über ihre Pläne für die Museen gesprochen, deren größte Baustellen und darüber, was nötig ist, um „die Museen ins 21. Jahrhundert zu bringen.“
Frau Knebel, nach einem halben Jahr in Bamberg – was sind Ihre bisherigen Eindrücke der Stadt?
Kristin Knebel: Die Stadt ist natürlich wunderschön, was auch ein Grund war, mich hier zu bewerben. Allzu viel vom Leben hier habe ich noch nicht mitbekommen, bisher war es vor allem viel Arbeit.
Kann Bamberg kulturell mit Weimar, wo Sie vorher arbeiteten, mithalten?
Kristin Knebel: Weimar wird natürlich sehr gefördert. Man setzt in der Stadt schon seit dem 19. Jahrhundert bewusst auf Kulturmarketing, um die Stadt als Kultur- und Geistesstadt zu prägen. Das tut man noch heute, und es funktioniert. Weimar hat davon finanziell und was Besucherzahlen angeht, stark profitiert. Bamberg hat aber auch sehr viel kulturell zu bieten.
Wie ausgeprägt ist das Kultur- und die Kulturförderung in Bamberg?
Kristin Knebel: In einer kommunalen Struktur, wie wir sie in Bamberg haben, ist Kultur eine freiwillige Leistung und insofern gibt es meistens knappe Kassen in den Kultureinrichtungen, so auch bei den Museen. Es wäre natürlich schön, wenn man gemeinsam mit den Akteuren der Stadt die Kultur und die Bereitwilligkeit, in Kultur zu investieren, voranbringen könnte. Denn das macht die Stadt als Standort noch attraktiver.
Haben Sie schon Eindrücke des kulturellen Angebots außerhalb der Museen der Stadt gewinnen können?
Kristin Knebel: Dazu kann ich auch noch nicht viel sagen. Ich weiß natürlich, dass es ein großes Angebot gibt. Persönlich erlebt habe ich bisher eher das Touristische, wie Partys vor dem Schlenkerla zum Beispiel.
Dort könnte man Sie antreffen mit einem Rauchbier in der Hand?
Kristin Knebel: Wenn es sich ergibt, ja, wenn auch nicht mit einem Rauchbier.
Warum haben Sie sich um die Stelle der Direktorin beworben?
Kristin Knebel: Ich war sehr lange in der Klassikstiftung in Weimar tätig – mehr als 12 Jahre, zuerst als persönliche Referentin und dann als Stellvertreterin des Generaldirektors. Als Prof. Wolfgang Holler in Ruhestand ging, war es für mich Anlass, eine neue Herausforderung zu suchen und ein eigenes Haus zu übernehmen. Die Ausschreibung hier hat mich interessiert, weil es ein Mehrspartenhaus ist, mit guter Größe und einer breiten kulturgeschichtlichen Aufstellung. Und, wie gesagt, ist auch die Stadt wunderschön und das touristische Potenzial ist da, auch wenn es für die Museen noch besser gehoben werden muss.
Was haben Sie vorher von den Bamberger Museen gewusst?
Kristin Knebel: Die Stadt Bamberg kannte ich vorher schon, ich habe Kunstgeschichte und auch ein bisschen Denkmalpflege studiert, da kennt man Bamberg. Ich kannte zwar Museen in Bamberg, aber nicht die städtischen. Vielleicht ist das symptomatisch. Ich bin notorische Museumsgängerin, bin aber trotzdem nicht auf die Museen der Stadt aufmerksam geworden.
Im Bewerbungsverfahren haben Sie sich gegen mehr als 40 Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt. Wie haben Sie den Stadtrat letztlich von sich überzeugt?
Kristin Knebel: Es war gewünscht, ein Konzept vorzustellen, das sich auf eine Sache konzentriert. Ich habe dem Stadtrat beziehungsweise der Kulturkommission zunächst erklärt, strategisch vorgehen zu wollen, also ein strategisches Gesamtkonzept entwickeln zu wollen. Inzwischen nenne ich es einen Masterplan, ein Vorgehen auf jeden Fall, bei dem nicht nur die Standorte, sondern zum Beispiel auch Themen wie Digitalisierung und Besucherorientierung und kulturelle Bildung wichtig sind. Das sind Dinge, bei denen ich Entwicklungspotenzial sehe. Speziell habe ich mich dann auf das Historische Museum bezogen, habe das Haus analysiert und dargelegt, wie es weitergehen könnte und was zu tun wäre.
In welchem Zustand befinden sich die Museen der Stadt Bamberg?
Kristin Knebel: Wie soll ich das sagen, ich fand sie in einem stark überholungsbedürftigen Zustand vor – sowohl materiell als auch inhaltlich. Inhaltlich auch, was die Art und Weise angeht, wie man heutzutage Museen präsentiert, also mit welchen Vermittlungsmethoden und digitalen Möglichkeiten man arbeitet. Ich werde aber auf keinen Fall die Arbeit meiner Vorgängerin, Frau Hanemann, bewerten, die ich als Fachfrau und Kollegin schätze. Ich weiß, dass hier über viele Jahre hinweg nur wenig investiert wurde und dass die finanziellen Voraussetzungen sehr schwierig sind.
Frau Hanemann sagte im Stadtecho-Interview: „Meine Nachfolgerin braucht einen langen Atem.“ Können Sie diese Einschätzung bereits bestätigen?
Kristin Knebel: (lacht) Ja, die Äußerung kann ich nachvollziehen. Die finanzielle Ausstattung ist sehr begrenzt und es gibt zu wenig Personal. Diese Dinge werden wir zu entwickeln haben, sonst haben wir keine Chance, diese Museen ins 21. Jahrhundert zu bringen. Ich hoffe, dass ich die Akteure in der Stadt davon überzeugen kann.
Was werden Sie von Frau Hanemann übernehmen?
Kristin Knebel: Wir haben uns mehrfach unterhalten, wir sind in einem sehr guten Einvernehmen und Austausch. Sie hat mir auch sehr geholfen hier anzukommen. Von ihr kann man lernen, wie man improvisiert, wie man auch ohne Geld etwas auf die Beine stellt und andere überzeugt, zum Beispiel etwas mehr Geld auszugeben. Außerdem ist sie sehr gut vernetzt in der Museumswelt.
Was werden Sie von ihr nicht übernehmen?
Kristin Knebel: So gut kenne ich sie auch wieder nicht, aber ich finde eben, das ein strategisches Vorgehen sehr wichtig ist und dass es die Aufgabe einer Direktorin ist, die Sache strategisch anzugehen und auf das große Ganze zu schauen. Das hat sie vielleicht auch am Beginn ihrer Amtszeit gemacht, aber man spürt es heute weniger – sagen wir es mal so.
Entspräche dieses Vorgehen schon der inhaltlichen Neuausrichtung der Museen, die Sie angekündigt haben?
Kristin Knebel: Ja, wir müssen die großen Themen anpacken. Das sind Dinge wie Digitalisierung oder eine allgemeine Öffnung zu Gesellschaft oder Inventarisierung, Personalaufstockung und kulturelle Bildung. Wir haben nach wie vor keine Stelle für Museumspädagogik, also niemanden, der sich konzeptionell mit voller Kraft der Bildungsarbeit in unseren Museen widmen kann. Das ist für eine Museumslandschaft dieser Größenordnung eigentlich unglaublich. Und dann gehört es zur Museumsstrategie, die Standortfragen zu klären. Welches Haus bleibt in welchem Gebäude, was passiert, wenn große Projekte saniert werden müssen? Das gilt es alles zu klären, so dass wir am Ende wissen, was wir die nächsten 20 Jahre machen.
Inhaltlich glaube ich außerdem, dass wir noch stärker touristisch arbeiten müssen, zumindest mit dem Historischen Museum, aber auch mit der Sammlung Ludwig. Es nützt uns ja nichts, schöne Ausstellungen zu haben, in die aber niemand reingeht. Bamberg braucht Touristen, um seine Museen zu betreiben. Das heißt grundlegend, wir müssen Touristen mehr Angebote machen, die an die Themen, die Nicht-Bamberger interessieren, anknüpfen. Dann kann man auch die Vertiefung von regional- oder stadtgeschichtlichen Themen für lokales Publikum angehen. All das war Frau Hanemann natürlich bewusst, aber ihr haben einfach die Möglichkeiten gefehlt.
Gehen Sie all diese Punkte gleichzeitig an oder ist einer davon besonders drängend?
Kristin Knebel: Man muss alles im Gesamtzusammenhang sehen, aber alles gleichzeitig angehen kann man nicht. Das funktioniert nicht. Darum wird es einen Stufenplan geben. Ein sehr drängendes Thema, das die Öffentlichkeit gar nicht sieht, ist zum Beispiel der Platzmangel in unseren Depots. Wir haben acht Stück und keines davon genügt konservatorischen Ansprüchen. Was wir auch nicht auf die lange Bank schieben können, ist die Umgestaltung des Historischen Museums, unseres Hauptpublikumsmagneten.
Wie soll es umgestaltet werden?
Kristin Knebel: Es ist noch etwas zu früh, um darüber fundiert zu sprechen. In jedem Falle soll es ein einladendes Haus werden, das die Gäste auf dem Domberg mit einem spannenden Angebot hineinzieht und Lust macht, sich dort aufzuhalten. Dazu sind neben der inhaltlichen Neugestaltung vor allem auch räumliche Strukturen zu klären. Da hoffe ich auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Bayerischen Schlösserverwaltung als Eigentümerin und mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Dombergmuseen.
Welche Rolle werden das Digitale und die sozialen Medien konkret spielen?
Kristin Knebel: Eine immer größere. Wobei auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten auch zu klären ist, ob wir all unsere Bestände online stellen wollen oder nur eine bestimmte Auswahl. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Wir müssen erstmal alles in unserer Datenbank haben, das ist Voraussetzung. Die sozialen Medien bedienen wir natürlich, wir sind auf Facebook, Twitter und Instagram. Aber wir machen es so ein bisschen nebenbei. Mit ein bisschen mehr Personal könnten wir auch das noch systematischer betreiben. Trotzdem sind wir da ganz gut unterwegs und es wird auch angenommen – gerade auf Instagram, als Medium, auf dem man Geschichten erzählen kann. Die Leute möchten heute nicht mehr so viel an Begleittext lesen, das muss man zur Kenntnis nehmen.
Man muss die Dinge darum ganz anders auf den Punkt bringen. Oft sind oder waren Museumsmenschen noch zu wissenschaftlich unterwegs. Diese Grundlage ist weiterhin wichtig, aber die Ansprache ans Publikum ist heute eine andere. Man muss ein bisschen von seinem wissenschaftlichen Ross runterkommen und Ausstellungsobjekte leichter verständlich und wenn möglich in Geschichten verpackt vermitteln. Natürlich gibt es nach wie vor Kunstwerke, die ohne Weiteres faszinieren, Beispiel Louvre, und die Leute stellen sich in Scharen davor. Aber kulturhistorische Bestände, wie wir sie zahlreich haben, wie zum Beispiel eine alte Reuse vom Fischfang oder alte Kleiderbügel, muss man natürlich anders ausstellen und kontextualisieren.
Wie macht man dem Publikum einen alten Kleiderbügel schmackhaft?
Kristin Knebel: (lacht) Das ist eine gute Frage! Man kann zum Beispiel an der Geschichte des Kaufhauses anknüpfen, in dem die Kleiderbügel hingen. Man muss die Geschichten finden, die drinstecken oder die man darüber erzählen kann.
Sie haben auch angekündigt, die Museumsstrategie unter Einbezug aktueller Diskussionen zu entwickeln. Welche Diskussionen haben Sie dabei im Sinn?
Kristin Knebel: Nachhaltigkeit ist ein Beispiel, das Kolonialisierungsthema ein anderes. Gesellschaftliche Gleichheit und Gerechtigkeit auf verschiedenen Ebenen ist auch wichtig. Was können wir als Museum dazu beitragen? Letztlich ist ein Museum ja eine Einrichtung, die vor allem mit ihren Beständen arbeiten muss. Möchte man als Museum Stellung zu gesellschaftlichen Fragen beziehen, sollte man schauen, was unsere Sammlungen dazu beitragen können, was sie für Anknüpfungspunkte bieten. Wobei das nicht heißen soll, dass man eng an den Objekten kleben muss. Nur dürfen wir sie nie ganz aus den Augen verlieren.
Könnte es passieren, wie jüngst im neuen Humboldtforum in Berlin, dass die Museen der Stadt Bamberg Probleme wegen kolonialer Raubkunst bekommen?
Kristin Knebel: Wir haben zum Beispiel eine Ostasiatica-Sammlung und einige ethnographische Stücke, die diesbezüglich noch untersucht werden müssen. Ich kann die Frage derzeit nicht mit ja oder nein beantworten, aber ganz ausschließen können wir es nicht.
Werden Sie in Ihren Planungen auch zeitgenössischer Kunst einen Platz einräumen?
Kristin Knebel: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, dass es nicht ohne zeitgenössische Kunst geht. Sie ist wichtig, weil sie aktuelle Themen aufgreift. Ich bin aber auch überzeugt, und das habe ich auch in Weimar erlebt, dass Bamberg nicht unbedingt der Standort ist, wo die Leute scharenweise in zeitgenössische Ausstellungen strömen. Zeitgenössische Kunst hat ihr Publikum, auch hier in Bamberg, wird aber immer ein Zuschussgeschäft bleiben. Ich denke, das liegt auch daran, dass junge Künstler, die etwas werden wollen, an die Orte gehen, die gerade die besten Chancen bieten, mit zugkräftigen international vernetzten Galerien, einer entsprechenden Szene und natürlich auch zahlungsbereitem Publikum.