Browse Tag

Kristin Knebel

His­to­ri­sches Museum

Aus­stel­lung „Vor 1000 Jah­ren: Leben am Hof von Kuni­gun­de und Hein­rich II.“

Kurz vor Jah­res­en­de tra­gen auch die Muse­en der Stadt Bam­berg ihren Teil zum Hein­richs­jahr 2024, dem 1000. Todes­jahr Kai­ser Hein­richs II., bei. Die Aus­stel­lung „Vor 1000 Jah­ren: Leben am Hof von Kuni­gun­de und Hein­rich II.“ kon­zen­triert sich jedoch nicht nur auf den Kai­ser. Auch der Kai­se­rin und vor allem dem All­tag der Bevöl­ke­rung räumt sie Platz ein.

Ein gän­gi­ges Bild des Mit­tel­al­ters, der Leb­zeit des Kai­ser­paars Hein­rich und Kuni­gun­de, sieht so aus: Dun­kel, dre­ckig, rück­stän­dig. Damit will die Aus­stel­lung „Vor 1000 Jah­ren: Leben am Hof von Kuni­gun­de und Hein­rich II.“, zu sehen im His­to­ri­schen Muse­um noch bis April 2025, anhand des aktu­el­len wis­sen­schaft­li­chen Stan­des aber aufräumen.

Zu sehen sind Dar­stel­lun­gen des Herr­scher­paa­res, ein Bild zeigt etwa einen KI-gene­rier­ten Hein­rich, Insi­gni­en, Objek­te und Kunst­ge­gen­stän­de aus dem höfi­schen Leben oder Über­res­te von Bau­sub­stanz aus dem Jahr 1000. Einen Schwer­punkt legt die Aus­stel­lung aber auch auf das gesell­schaft­li­che Leben, dass sich im Umkreis von Dom und Hof­hal­tung abspielte.

Mit Kris­tin Kne­bel, Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg, und Cor­ne­lia von Heß­berg, zusam­men mit Arne Schön­feld am Kon­zept und am Kata­log betei­ligt, haben wir über die Aus­stel­lung, das Leben vor 1000 Jah­ren, Mit­tel­al­ter-Vor­ur­tei­le und Frau Kne­bels bevor­ste­hen­den Abschied aus Bam­berg gesprochen.

Kunigunde und Heinrich
Von links: Cor­ne­lia von Heß­berg und Kris­tin Kne­bel, Foto: Sebas­ti­an Quenzer
Sie kün­di­gen an, dass die Muse­en der Stadt Bam­berg mit der Aus­stel­lung dazu bei­tra­gen möch­ten, ein his­to­risch fun­dier­te­res Bild der Zeit um 1000 zu eta­blie­ren. War es bis­her nicht fundiert?

Kris­tin Kne­bel: Beim gro­ßen Publi­kum herr­schen sehr unter­schied­li­che Vor­stel­lun­gen dar­über, wie das Mit­tel­al­ter aus­sah. Vor­stel­lun­gen, die geprägt sind von Fil­men, Seri­en oder Mit­tel­al­ter­märk­ten. Der der­zei­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Stand, auf den wir uns in der Aus­stel­lung beru­fen, weicht aller­dings oft von die­sen Mei­nun­gen ab. Wir wol­len das Bild eines dunk­len, stin­ken­den, gewalt­tä­ti­gen Mit­tel­al­ters revi­die­ren und ein ande­res Bild zei­gen. Wir zei­gen einen der­zei­ti­gen Wis­sens­stand, der auch von Akteu­ren der prak­ti­schen Archäo­lo­gie zum Bei­spiel mit­ge­prägt wird. Das heißt aber nicht, dass das in allen Punk­ten der Weis­heit letz­ter Schluss ist. Die For­schung geht immer wei­ter und Geschichts­bil­der ändern sich. Dem kön­nen wir uns nicht entziehen.

Wie war das Leben im Bam­berg des Jah­res 1000 also?

Kris­tin Kne­bel: Es han­del­te sich sicher­lich um eine dif­fe­ren­zier­te­re Gesell­schaft, als man noch vor eini­ger Zeit annahm. Die land­wirt­schaft­li­che Prä­gung war stark, doch es war eine breit­ge­fä­cher­te Gesell­schaft. Auch herrsch­te ein weit ver­zweig­ter Han­del. Das Leben der meis­ten Men­schen spiel­te sich sicher­lich zen­tral in der nähe­ren Umge­bung ihres Wohn­or­tes ab, aber es gab auch, und nicht nur bei Köni­gen oder Kai­sern, Men­schen, die eine sehr gro­ße Mobi­li­tät hat­ten. Wir wer­den in der Aus­stel­lung eine Kar­te von Han­dels­rou­ten zei­gen, die bis nach Nord­afri­ka und Asi­en reich­ten. Auch gehen wir auf die Fra­ge ein: Gab es um 1000 in Bam­berg bereits Hand­werk? Es gibt die Auf­fas­sung, dass Fami­li­en, alles, was sie dies­be­züg­lich brauch­ten, selbst her­stell­ten. Ande­re sagen, dass es durch­aus bereits Hand­werk gab, das sich zudem bereits zu spe­zia­li­sie­ren begann. Und dadurch, dass die Stadt ab 1007 Bischofs­sitz war, ent­stand ein zusätz­li­cher Schutz für die Men­schen, die sich hier ansiedeln.

Cor­ne­lia von Heß­berg: Im Ver­gleich zu heu­te war das Leben im Mit­tel­al­ter aber natür­lich hart. Wir wür­den nicht damals leben wol­len. Es war käl­ter und dunk­ler, Elek­tri­zi­tät oder aus­rei­chend Ker­zen waren selbst­ver­ständ­lich nicht vor­han­den. Auch zum Bei­spiel Vor­stel­lun­gen von sozia­ler Gerech­tig­keit, also etwa die Armen reich zu machen, waren unbekannt.

Heißt das, es gab kei­ne Aufstiegsmöglichkeiten?

Cor­ne­lia von Heß­berg: Doch. Vor allem im kirch­li­chen Bereich gab es durch­aus sozia­le Mobi­li­tät oder Durch­läs­sig­keit. Kai­ser Hein­rich hat zum Bei­spiel die Wahl der bei­den Unfrei­en Gun­de­kar und Wal­ter jeweils zum Bischof von Eich­stätt unter­stützt. So wur­den sie selbst zu Her­ren und konn­ten Herr­schaft ausüben.

Kann­te man Frei­zeit oder bestand das Leben nur aus Arbeit?

Kris­tin Kne­bel: Ich den­ke nicht, dass die Men­schen einen Begriff von Frei­zeit hat­ten, wie wir ihn heu­te ken­nen. Aber es gab natür­lich den Sonn­tag – ein arbeits­frei­er Tag, von der Kir­che so fest­ge­legt. Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen ging man aller­dings schon nach. So zei­gen wir in der Aus­stel­lung zum Bei­spiel Spie­le aus die­ser Zeit, wie ein Schach­spiel oder auch Wür­fel. „Frei­zeit“ und „Arbeits­zeit“ wur­den aber nicht klar von­ein­an­der unterschieden.

Wie sah es aus in Bamberg?

Kris­tin Kne­bel: Dar­über geben uns vor allen Din­gen archäo­lo­gi­sche Befun­de Auf­schluss. Wir wis­sen, dass es natür­lich den Dom­berg gab, mit dem soge­nann­ten Hein­richs­dom und der Kai­ser­pfalz – heu­te Alte Hof­hal­tung genannt. Eini­ge Stel­len des Gebäu­des stam­men sogar noch aus der Zeit von Hein­rich. Drum­her­um befand sich außer­dem eine Sied­lung mit unter­schied­li­chen Gebäu­den. Auch am Micha­els­berg oder bei der Ste­phans­kir­che – bei­de in der Hein­richs­zeit gegrün­det – gibt es Hin­wei­se auf wei­te­re Stein­bau­ten. Wobei die­se natür­lich vor­nehm­lich herr­schaft­li­chen oder kirch­li­chen Nut­zern vor­be­hal­ten waren. Pri­va­te Häu­ser bestan­den kaum aus Stein. In die­sem Bereich gab es vie­le höl­zer­ne Gebäu­de. Wir zei­gen zum Bei­spiel ein Gru­ben­haus, bei dem man nach unten steigt und nicht nach oben, wenn man es betre­ten will.

Kunigunde und Heinrich
Leder­schuh, datiert auf 1024, Foto: Anja Pröh­le, Lan­des­mu­se­um Braunschweig
Wel­che Klei­dung tru­gen die Menschen?

Kris­tin Kne­bel: Da gibt es sehr viel Mate­ri­al. Eine Erkennt­nis unse­rer Exper­tin ist, dass die Klei­dung sehr far­big war und nicht, wie man es sich vor­stellt, alles in Braun und Grau. Die Leu­te waren viel­fäl­tig geklei­det. Che­mi­sche Fär­be­mit­tel exis­tier­ten zwar natür­lich noch nicht, aber sehr vie­le Natur­ma­te­ria­li­en konn­ten zum Fär­ben genutzt wer­den. In der Aus­stel­lung zei­gen wir Nach­bil­dun­gen sol­cher Klei­dung und etwa auch einen Web­stuhl. Als Ori­gi­nal­stück haben wir hin­ge­gen einen Leder­schuh aus dem Jahr 1024. Nach mei­nem Ermes­sen etwa in der heu­ti­gen Grö­ße 44.

Sie nann­ten das Wort „stin­ken­des“ Mit­tel­al­ter. Wie roch es in den Straßen?

Cor­ne­lia von Heß­berg: Auch die Men­schen im Mit­tel­al­ter kann­ten so etwas, was wir heu­te Hygie­ne nen­nen und haben durch­aus geba­det. Einen ent­spre­chen­den Bade­zu­ber zei­gen wir in der Aus­stel­lung auch. Außer­dem gab es im Mit­tel­al­ter bereits Bade­häu­ser. Wie die sani­tä­ren Zustän­de auf den Stra­ßen aus­sa­hen, lässt sich aller­dings nur schwer sagen. Das 10. Jahr­hun­dert wird in der For­schung als quel­len­ar­me Zeit betrach­tet. Aus spä­te­rer Zeit, aus dem 12. oder 13. Jahr­hun­dert, haben wir aber Kennt­nis über sani­tä­re Anla­gen in Klös­tern. Da gab es Was­ser­lei­tun­gen und Abwas­ser­lei­tun­gen sowie Was­ser­hei­zun­gen. Man hat also nicht nur gefro­ren. Und wie es roch? Ich wür­de sagen, natür­li­cher als heu­te. Aber ich kann mir auch etwas kräf­ti­ge­re Geruchs­no­ten vor­stel­len, wie wir sie heu­te viel­leicht aus dem land­wirt­schaft­li­chen Bereich ken­nen. Schon allein, weil die Nutz­tie­re oft sehr nah dran waren am Men­schen. Aller­dings kann man eine Sied­lung aus der Zeit von Kai­ser Hein­rich auch nicht ein­fach mit einer hoch­ver­dich­te­ten Stadt aus dem Spät­mit­tel­al­ter wie zum Bei­spiel Köln oder Paris vergleichen.

Sie kün­di­gen an, in der Aus­stel­lung auch auf die Hand­lungs­räu­me von Frau­en in die­ser Zeit ein­zu­ge­hen. Wel­che Umstän­de herrsch­ten diesbezüglich?

Kris­tin Kne­bel: Eini­ge Herr­sche­rin­nen aus der Zeit, nicht nur Kuni­gun­de, waren soge­nann­te Mit­re­gen­tin­nen, con­sors reg­ni nann­te sich das. Die­se hat­ten mehr Hand­lungs­mög­lich­kei­ten als man frü­her glaub­te, als man sie für nicht mehr als schö­ne Deko­ra­ti­on hielt, die nichts zu sagen hat­ten. Bei Kuni­gun­de war es sogar so, dass sie nach Hein­richs Tod die Reichs­in­si­gni­en inne­hat­te. Somit war sie Inte­rims­re­gen­tin, bis mit Kon­rad ein neu­er König den Thron bestieg. Dass damals aller­dings in Gen­der- oder Femi­nis­mus-Kate­go­rien gedacht wur­de wie heu­te, wür­de ich jedoch nicht sagen.

Cor­ne­lia von Heß­berg: Zum Bei­spiel aber im 19. Jahr­hun­dert hat­ten Frau­en zum Teil weni­ger Rech­te als im Mit­tel­al­ter. Die Idee, dass zum Bei­spiel die Kir­che damals die Frau­en unter­drück­te, muss hin­ter­fragt wer­den. Frau­en waren zwar durch­aus den Män­nern unter­ge­ord­net, aber der Stand war wich­ti­ger als das Geschlecht. Eine hoch­ge­stell­te Frau konn­te die Her­rin oder Herr­sche­rin über ande­re sein, auch über Männer.

In der Aus­stel­lung zei­gen Sie sze­ni­sche Insze­nie­run­gen von Gesprä­chen zwi­schen fik­tio­na­len Zeit­zeu­gen. Wie sieht das genau aus?

Kris­tin Kne­bel: In den Räu­men wird das Publi­kum lebens­gro­ßen Figu­ren auf Bild­schir­men begeg­nen, die ihnen über das Leben im Mit­tel­al­ter erzäh­len. Eine die­ser sze­ni­schen Dar­stel­lun­gen zeigt zum Bei­spiel, wie die Kai­se­rin in Bam­berg anreist, wäh­rend sich eine Magd aus der Hof­hal­tung mit einer Hof­da­me über die­sen Besuch unter­hält. Auch gibt es inter­ak­ti­ve Sta­tio­nen, wie eine Urkun­den­sta­ti­on, ein mit­tel­al­ter­li­ches Spiel und Mit­mach­ak­tio­nen für Kin­der und Erwachsene.

Wie klin­gen die fik­tio­na­len Zeit­zeu­gen, wie klang Bam­berg damals?

Cor­ne­lia von Heß­berg: Man sagt, dass sich die älte­ren Sprach­stu­fen des Deut­schen etwa alle 500 Jah­re geän­dert haben. Wenn wir also von heu­te aus 500 Jah­re zurück­ge­hen, könn­ten wir die Men­schen im Jahr 1500 noch unge­fähr ver­ste­hen. Aber bei allem, was davor gespro­chen wur­de, hät­ten wir heu­te Schwie­rig­kei­ten, es zu ver­ste­hen. Kai­ser Hein­rich wird aller­dings wohl eher einen bai­ri­schen oder süd­deut­schen Dia­lekt aus sei­ner Her­kunfts­s­re­gi­on um Regens­burg gespro­chen haben, also kei­nen Vor­läu­fer des heu­ti­gen Fränkischen.

Sie haben eine KI-gene­rier­te Dar­stel­lung Hein­richs ver­öf­fent­licht, die ihn mit lan­gem, leicht schüt­te­rem Haar zeigt. Ist das authentisch?

Kris­tin Kne­bel: Es gibt kein Por­trät von Hein­rich, das authen­tisch ist, denn es gab in sei­ner Zeit noch kein Ver­ständ­nis von authen­ti­scher Por­trät­dar­stel­lung. Genau wis­sen wir also nicht, wie er aus­sah. Dar­stel­lun­gen von Per­so­nen bil­de­ten eher deren Funk­ti­on ab. Dar­um sieht Hein­rich auf jeder mit­tel­al­ter­li­chen Dar­stel­lung auch anders aus. Aber das war über­haupt nicht wich­tig. Nur die Insi­gni­en – wel­che Kro­ne und Klei­dung trägt er, was hält er in der Hand – waren es. Für die Aus­stel­lung und für unser Bild des Kai­sers woll­ten wir ihn im mitt­le­ren Alter dar­stel­len, ohne Kro­ne, aber mit Kreuz und Rüs­tung, das heißt im Ket­ten­hemd. Viel­leicht hat er so ähn­lich aus­ge­se­hen, wenn er durch sein Reich reis­te, viel­leicht aber auch ganz anders.

Cor­ne­lia von Heß­berg: An die­ser Stel­le kön­nen wir auch mit einem wei­te­ren Fehl­glau­ben über das Mit­tel­al­ter auf­räu­men. Die­se Epo­che wird auch aus dem Grund oft ver­un­glimpft, weil man lan­ge Zeit in Wis­sen­schaft und Gesell­schaft dach­te, die Men­schen sei­en damals kind­lich oder naiv gewe­sen, zum Bei­spiel weil sie es nicht schaff­ten, ein authen­ti­sches Gemäl­de ihrer Herr­scher anzu­fer­ti­gen. Das war aber eben auch nicht beab­sich­tigt. In der Aus­stel­lung ver­su­chen wir ent­spre­chend zu zei­gen, dass die Men­schen mit vie­lem sehr ratio­nal umge­gan­gen sind. Für Pro­ble­me des All­tags fan­den sie immer wie­der ver­nünf­ti­ge Lösun­gen, anstatt unge­bil­det und instinkt­haft zu handeln.

Frau Kne­bel, Sie haben Ihren Abschied als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt zum Jah­res­en­de bekannt­ge­ge­ben. Dann wech­seln Sie nach Jena und über­neh­men die Lei­tung der dor­ti­gen städ­ti­schen Muse­en. Was hat die neue Stel­le, was die in Bam­berg nicht hat?

Kris­tin Kne­bel: Ein­fach gesagt, liegt sie direkt vor mei­ner Haus­tür, denn mei­ne Fami­lie und Freun­de leben in Wei­mar. Auch bin ich in Thü­rin­gen sehr gut ver­netzt, weil ich dort sehr lan­ge im Muse­ums­be­reich gear­bei­tet habe. Dort gibt es in der Kul­tur­sze­ne genau­so gro­ße Auf­ga­ben und Bau­stel­len wie hier. Auch in Jena sind die Ver­hält­nis­se nicht rosig und es braucht ein neu­es Depot und viel­leicht einen neu­en Muse­ums­bau. Aber das ist genau, was mir Spaß macht. Ich baue ger­ne etwas auf und ver­su­che, Struk­tu­ren zu schaffen.

Hat­ten die schlech­te Finanz­la­ge Bam­bergs oder die nach­läs­si­ge Poli­tik gegen­über der frei­en Kul­tur­sze­ne etwas mit Ihrer Ent­schei­dung, Bam­berg zu ver­las­sen, zu tun?

Kris­tin Kne­bel: Nein. Die Stel­le in Jena war ein­fach im Ange­bot, was bei sol­chen Stel­len nicht sehr oft vor­kommt. Und ich habe dort, wie gesagt, schon ein­mal gear­bei­tet und ken­ne sehr vie­le Leu­te. Außer­dem wur­de mir sehr bald nach dem Bewer­bungs­ge­spräch signa­li­siert, dass man mich ger­ne haben möch­te. Also ent­schied ich mich für den Wechsel.

Ist die Aus­stel­lung „Vor 1000 Jah­ren: Leben am Hof von Kuni­gun­de und Hein­rich II.“ Ihr Vermächtnis?

Kris­tin Kne­bel: Sie ist durch­aus ein Schluss­punkt und außer­dem die größ­te Aus­stel­lung, die mein Team und ich gemacht haben. Aber als mein Ver­mächt­nis sehe ich sie nicht. Wovon ich jedoch hof­fe, dass etwas bleibt, ist, dass wir auf­ge­zeigt haben, wie man in den städ­ti­schen Muse­en in Bam­berg Aus­stel­lun­gen modern und inter­ak­tiv gestal­ten und so Publi­kums­zah­len stei­gern kann – sie­he die „Fake Food“-Ausstellung. Die Muse­en der Stadt haben das Hand­werks­zeug, wir kön­nen das, nur braucht man dafür auch finan­zi­el­le Mit­tel. Auch hof­fe ich, dass unser Mas­ter­plan, die Muse­en struk­tu­rell zu sanie­ren, zum Bei­spiel durch ein neu­es Depot oder Nach­hal­tig­keit und kli­ma­neu­tra­le Pla­nung, in der Zukunft fort­ge­führt wird. Man wäre sei­tens der Stadt wirk­lich klug bera­ten, den Plan fort­zu­set­zen und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, mei­ne ich.

Muse­en der Stadt Bamberg

Kris­tin Kne­bel hört über­ra­schend als Muse­ums­di­rek­to­rin auf

Kris­tin Kne­bel hat über­ra­schend ihren Rück­tritt als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt bekannt­ge­ge­ben. Zum neu­en Jahr ver­lässt sie Bam­berg und über­nimmt neue Auf­ga­be in Thüringen.

Nach drei Jah­ren im Amt, zahl­rei­chen Aus­stel­lun­gen und Wei­chen­stel­lun­gen für die Fort­ent­wick­lung der städ­ti­schen Muse­ums­land­schaft wech­selt die Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg, Dr. Kris­tin Kne­bel, zum 1. Janu­ar 2025 in ihre thü­rin­gi­sche Hei­mat. Dies teilt das Rat­haus aktu­ell mit. In Jena wird sie die Posi­ti­on der Direk­to­rin der Städ­ti­schen Muse­en bei „Jena­Kul­tur“ über­neh­men.

„Dr. Kne­bel hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren groß­ar­ti­ge Arbeit für die Stadt geleis­tet“, sag­te Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke. „Mit viel Herz­blut, klu­ger Stra­te­gie und einem Händ­chen für die bun­des­wei­te För­der­mit­tel­ak­qui­se hat sie viel fri­schen Wind in die Kul­tur gebracht.“ Kne­bels beruf­li­chen Wech­sel bedaue­re er, beglei­te ihn aber mit Verständnis.

Mas­ter­plan Museen

Die Kunst­his­to­ri­ke­rin Kris­tin Kne­bel trat nach einer ein­stim­mi­gen Wahl im Stadt­rat am 1. Janu­ar 2022 ihr Amt als neue Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg an. Zuvor war sie vie­le Jah­re bei der Klas­sik Stif­tung Wei­mar tätig.

Bereits in ihrer Bewer­bungs­vor­stel­lung hat­te sie die drin­gen­de Not­wen­dig­keit zu einer stra­te­gi­schen Neu­aus­rich­tung der Muse­en for­mu­liert und das Ziel genannt, eine zeit­ge­mä­ße städ­ti­sche Muse­ums­land­schaft zu ent­wi­ckeln. Auch hat­te sie sich öffent­lich immer wie­der über den schlech­ten Zustand der städ­ti­schen Muse­en geäu­ßert (lesen Sie hier das Stadt­echo-Inter­view zu ihrem Amts­an­tritt).

Dem­ge­mäß wid­me­te sie sich der Auf­stel­lung eines Plans für die Jah­re 2023 bis 2033. Im „Mas­ter­plan Muse­en“ defi­nier­te sie zehn Hand­lungs­fel­der, die von der Bewah­rung und Siche­rung der Kunst- und Kul­tur­gü­ter in den Muse­en, über die Digi­ta­li­sie­rung, Kul­tu­rel­le Bil­dung, die Neu­kon­zep­ti­on der städ­ti­schen Muse­ums­stand­or­te, die Per­so­nal­ent­wick­lung bis hin zu Nach­hal­tig­keits­kon­zep­ten reichen.

Beson­de­re Auf­merk­sam­keit erfor­der­ten in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren die bereits ange­lau­fe­nen Maß­nah­men, wie die Sanie­rung und die Neu­kon­zep­ti­on des Muse­ums im E.T.A. Hoff­mann­haus, die Vor­be­rei­tung der Sanie­rung des Alten Rat­hau­ses, ein Ideen­kon­zept für ein Muse­um auf dem Micha­els­berg und die Grund­la­gen­er­mitt­lung für ein neu­es Museumsdepot.

Aus­stel­lun­gen Knebels

Kris­tin Kne­bel und ihr Team mach­ten bereits im ers­ten Jahr mit neu gedach­ten Aus­stel­lungs­kon­zep­ten auf die Muse­en der Stadt über­re­gio­nal auf­merk­sam. Dabei wur­den auch heik­le­re Stof­fe ange­packt. So stell­ten die Muse­en etwa die Inter­ven­ti­on „Eine Hass­lie­be – Fritz Bay­er­lein und Bam­berg“ zusam­men. Der Prä­sen­ta­ti­on folg­te eine wis­sen­schaft­lich her­vor­ste­hen­de und zum The­ma maß­ge­ben­de Tagung des Lehr­stuhls für Kunst­ge­schich­te, an der die Muse­en maß­geb­lich betei­ligt waren.

Zum Jah­res­wech­sel 2022, dem Jubi­lä­ums­jahr E.T.A. Hoff­manns, folg­te die Weih­nachts­aus­stel­lung „Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“. Im Früh­jahr 2023 zeig­ten die Muse­en „Fake Food – Essen zwi­schen Schein und Sein“ im Alten Rathaus.

Bereits zuvor hat­te im His­to­ri­schen Muse­um die Aus­stel­lung „Lie­be oder Last?! Bau­stel­le Denk­mal“ der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz eröff­net und ein für Bam­berg beson­ders rele­van­tes The­ma gezeigt. Wenig spä­ter eröff­ne­te in der Vil­la Des­sau­er die Aus­stel­lung „Instant Para­di­se“ der Ham­bur­ger Künst­le­rin Swa­ant­je Günt­zel. Den Abschluss des Aus­stel­lungs­jah­res 2023 mach­te „Eine run­de Sache? Wie Lauscha die Weih­nachts­ku­gel erfand“ im His­to­ri­schen Museum.

Stei­ge­rung der Besuchszahlen

Mit dem Aus­stel­lungs­jahr 2023 konn­ten die Muse­en der Stadt Bam­berg die Besuchs­zah­len um 38 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr auf 53.000 Besu­che stei­gern. Bereits 2022 war im Ver­gleich zum Vor-Coro­na­jahr 2019 eine wesent­li­che Stei­ge­rung gelungen.

Auch in die­sem Jahr haben die Muse­en Aus­stel­lun­gen vor­be­rei­tet. In Koope­ra­ti­on mit der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung gas­tiert „Höfi­sche Begeg­nun­gen“ in der Neu­en Resi­denz. Außer­dem wur­de die Gale­rie im His­to­ri­schen Muse­um umge­stal­tet und unter dem Titel „Bil­der­spa­zier­gang – Gemäl­de erzäh­len Geschich­ten“ neu eröff­net. Auch die Abtei­lung Bür­ger­kul­tur erhielt eine Über­ar­bei­tung und ist nun unter dem Titel „Eine neue Zeit bricht an – Bam­bergs Bür­ger­tum zwi­schen Roman­tik und Grün­der­zeit“ zu sehen.

Aktu­ell läuft zudem die Schau „Dunst“ der Vol­ker-Hin­ni­ger-Preis­trä­ge­rin Alex Hojen­ski. Damit bespie­len die Muse­en erst­mals das Kesselhaus.

Noch viel zu tun

Kurz vor ihrer Fer­tig­stel­lung sind der­zeit außer­dem die Arbei­ten für die von Kris­tin Kne­bel mit ihrem Team initi­ier­te Aus­stel­lung „Vor 1000 Jah­ren – Leben am Hof von Kuni­gun­de und Hein­rich II.“ Im His­to­ri­schen Muse­um wird die inter­ak­ti­ve Schau zum Jubi­lä­ums­jahr ab 15. Okto­ber zu sehen sein.

„Es gibt noch viel zu tun“, sagt die schei­den­de Muse­ums­di­rek­to­rin nun. „Ganz beson­ders liegt mir neben den lau­fen­den Pro­jek­ten, wie dem Hoff­mann­haus, am Her­zen, dass die Stadt Bam­berg es schafft, für die kul­tu­rel­len Schät­ze, die ihr über­ant­wor­tet sind und die einen wich­ti­gen Teil des kul­tu­rel­len Gedächt­nis­ses bil­den bezie­hungs­wei­se ermög­li­chen, ein zeit­ge­mä­ßes und in die Zukunft wei­sen­des Muse­ums­de­pot zu schaf­fen. Denn nur, wenn das Fun­da­ment gesi­chert ist, kann das Haus dar­auf nach­hal­tig errich­tet werden.“

Vor Kul­tur­kom­mis­si­on und Kultursenat

Kris­tin Kne­bel stellt Sanie­rungs­plan für Muse­en der Stadt vor

In den Muse­en der Stadt Bam­berg ste­hen die­ses Jahr nicht nur Aus­stel­lun­gen an. Ein gro­ßes Sanie­rungs- und Auf­bau­pro­gramm ist zudem geplant. Dazu leg­te Muse­ums­di­rek­to­rin Dr. Kris­tin Kne­bel nun einen Plan vor.

Nach­dem sie sich in ver­schie­de­nen Inter­views , wie hier im Web­echo, immer wie­der deut­lich über den schlech­ten Zustand der Muse­en der Stadt Bam­berg geäu­ßert hat­te, hat Muse­ums­di­rek­to­rin Dr. Kris­tin Kne­bel am Don­ners­tag der städ­ti­schen Kul­tur­kom­mis­si­on und dem Kul­tur­se­nat einen Sanie­rungs­plan für die Muse­en vor­ge­stellt. Das gab die Stadt in einer Mit­tei­lung bekannt.

Bei­de Gre­mi­en hät­ten die grund­sätz­li­chen Zie­le des Plans, die Muse­en struk­tu­rell und finan­zi­ell zu sichern, wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren und wei­ter zu öff­nen, mit gro­ßer Mehr­heit ange­nom­men. Beson­de­ren Wert legt der Plan auf die Siche­rung und Bewah­rung der Muse­ums­be­stän­de. Dazu soll ein neu­es Muse­ums­de­pot ent­ste­hen. Zudem sol­len das His­to­ri­sche Muse­um, die Samm­lung Lud­wig und das E.T.A. Hoff­mann-Haus schritt­wei­se neu­ge­stal­tet werden.

Auf­ga­ben der Museen

Auch die Ent­wick­lung von Kon­zep­ten für kul­tu­rel­le Bil­dung in den Muse­en sei eine zen­tra­le Auf­ga­be des Sanie­rungs­plans. Die­se Bil­dung soll den Dia­log zwi­schen Muse­ums-Besu­che­rIn­nen und Aus­stel­lungs­stü­cken umfang­rei­cher gestalten.

Eine wesent­li­che Auf­ga­be für die Muse­en der Stadt Bam­berg sei es zudem, der zeit­ge­nös­si­schen Kunst mehr Räu­me zu geben. Hier­für gäbe es zunächst aber noch kei­ne schnel­len Lösun­gen. Nach der Fer­tig­stel­lung der der­zeit lau­fen­den Mach­bar­keits­stu­die zum Kes­sel­haus soll über die­sen Punkt näher bera­ten werden.

All die­se Vor­ha­ben müs­se man laut Kne­bels Plan auch unter den Gesichts­punk­ten der Nach­hal­tig­keit betrach­ten. Die mög­lichst kli­ma­neu­tra­le Pla­nung, ins­be­son­de­re eines neu­en Depots, und die ener­ge­ti­sche Opti­mie­rung bei der Neu­ge­stal­tung von Muse­en und Aus­stel­lun­gen sei­en dabei wich­ti­ge Zie­le. Auch die Ver­wen­dung nach­hal­tig pro­du­zier­ter Mate­ria­len für Son­der­aus­stel­lun­gen und ihre Wie­der­ver­wert­bar­keit trü­gen zur Scho­nung von Res­sour­cen bei.

Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt – Dr. Kris­tin Kne­bel antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Dr. Kris­tin Kne­bel die Fra­gen beant­wor­tet. Sie ist seit Anfang des Jah­res Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg.
Frau Kne­bel, auf einer Ska­la von 0 (gar nicht) bis 10 (kom­plett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Pan­de­mie verändert?

5.

Wie sieht Ihr Fazit nach bald einem Jahr als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg aus?

Bam­berg hat mich sehr herz­lich emp­fan­gen. Es gibt sehr viel zu tun, um die Muse­en für die Zukunft so auf­zu­stel­len, wie es sich für eine Welt­erbe- und Kul­tur­stadt gebührt. Bis­her habe ich dafür sehr viel Ver­ständ­nis gefun­den und hof­fe, dass die­se Anstren­gun­gen gemein­sam mit der Ver­wal­tung und der Poli­tik gelin­gen werden.

Was mögen Sie an Ihrer neu­en Stel­le beson­ders, was nicht so sehr?

Die Arbeit mit einem krea­ti­ven und moti­vier­ten Team macht mir sehr viel Spaß. Schwie­rig ist die (noch) unzu­rei­chen­de Infrastruktur.

Wie weit haben Sie sich in der Stadt schon eingelebt?

Sehr gut.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ja, im Prin­zip schon. Momen­tan fehlt es mir an Zeit und Gele­gen­heit für Fahr­rad­tou­ren. Mein Haupt­trans­port­mit­tel ist die Bahn und inner­städ­tisch gehe ich viel zu Fuß.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Wer zahlt schon gern Gebüh­ren? Ich hal­te öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk für sehr wich­tig, das Finan­zie­rungs­sys­tem soll­te aber refor­miert werden.

Töten Sie Insekten?

Bewusst nur im äußers­ten Not­fall, durch unse­re Lebens­wei­se tra­gen wir lei­der oft unbe­wusst zum Insek­ten­ster­ben bei.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Kei­ne. Aber natür­lich ist es eine Defi­ni­ti­ons­fra­ge, was man unter Dro­gen versteht.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Juli­et­te Binoche.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Cir­ca 60, von denen ich nur weni­ge regel­mä­ßig nut­ze, am meis­ten wohl den Bahn­na­vi­ga­tor und die Wetterapp.

Was braucht ein gutes Museum?

Wir arbei­ten als Muse­en für die Öffent­lich­keit und daher brau­chen wir alle Men­schen, die Inter­es­se haben, sich ein­zu­brin­gen und unse­re Ange­bo­te wahr­zu­neh­men. Wir brau­chen kla­re Zie­le und Hal­tun­gen, die in unse­re Stra­te­gie ein­flie­ßen. Dazu benö­ti­gen wir kom­pe­ten­te, enga­gier­te und genü­gend Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die klu­ge Kon­zep­te ent­wi­ckeln und umset­zen. Außer­dem einen inter­es­san­ten Bestand mit mög­lichst kla­ren Schwer­punk­ten und attrak­ti­ve Aus­stel­lungs­flä­chen. Wich­tig ist auch eine funk­tio­nie­ren­de tech­ni­sche Infra­struk­tur, wie zum Bei­spiel Depot­flä­chen mit den not­wen­di­gen kon­ser­va­to­ri­schen Bedin­gun­gen oder die digi­ta­le Infra­struk­tur. Und nicht zuletzt benö­ti­gen Muse­en ein gutes Mar­ke­ting, um die Men­schen auch zu erreichen.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Das habe ich vergessen.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Gerech­tig­keit.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Ich ver­brin­ge ihn ent­spannt mit den Men­schen, die ich liebe.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Ver­schwö­rungs­theo­rien.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Geräu­sche der Natur, das Zwit­schern der Vögel, Wind oder auch ein pras­seln­der Regen. Oder Kla­vier­mu­sik. Oh, wie kitschig…

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Nicht alles wie­der­zu­käu­en, was gera­de en vogue ist.

Wovor haben Sie Angst?

Spin­nen.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Dar­an kann ich mich nicht erinnern…

Was war der schöns­te Moment Ihres bis­he­ri­gen Berufswegs?

Es gibt vie­le schö­ne Momen­te. Am schöns­ten ist es, wenn man gera­de in einem krea­ti­ven (Denk-) Pro­zess gemein­sam mit ande­ren steckt. Und natür­lich der Moment, wenn etwas lan­ge über­leg­tes und geplan­tes wie eine Aus­stel­lung sicht­bar wird für alle.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf einen Neu­an­fang wie hier in Bam­berg kann man sich schlecht vor­be­rei­ten, es gibt ein­fach zu vie­le Unbe­kann­te. Aber es hat gut funktioniert.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Nein. Dass ich etwas Wich­ti­ges ver­ges­se zu berück­sich­ti­gen oder Auf­ga­ben nicht recht­zei­tig erle­di­gen kann, das beschäf­tigt mich schon manch­mal nachts.

Mit wel­cher gro­ßen Künstlerin/​welchem gro­ßen Künst­ler kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Sal­va­dor Dalí.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Schwach­sinn!

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Ich bin manch­mal zu ehrlich.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Empa­thie.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die als sol­che erkannt werden.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Wenn ich weni­ger schaf­fe, als ich mir vor­neh­me, was lei­der öfter der Fall ist.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Per­pe­tu­um mobile.

Haben Sie ein Vorbild?

Vie­le.

Wofür sind Sie dankbar?

Für die wun­der­ba­re Kind­heit, die ich dank mei­ner Eltern erle­ben durfte.

Was lesen Sie gerade?

Stein­eckes Bio­gra­phie E.T.A. Hoffmanns.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Kul­tur ist zu reich und viel­fäl­tig, als dass ich ein aus­ge­spro­che­nes Lieb­lings­werk hät­te. Momen­tan sind zum Bei­spiel Beet­ho­vens Kla­vier­so­na­ten bei mir mal wie­der sehr beliebt.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Ich lese Bücher nicht zuen­de, wenn ich das Gefühl habe, ich weiß, wor­auf es hin­aus läuft, und es kommt nichts sub­stan­ti­ell neu­es mehr.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Das ver­ra­te ich nicht.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Das FDJ-Hemd.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Das Wesen von Small­talk ist ja, dass es sich aus der Situa­ti­on ergibt.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Mei­nen Sohn.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Zechen war frü­her… grund­sätz­lich aber gern mit Men­schen, die mir sym­pa­thisch sind und mit denen man sich ver­nünf­tig unter­hal­ten kann.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Phi­lo­so­phie.

Was fin­den Sie langweilig?

Mit­tel­mä­ßi­ge bezie­hungs­wei­se belie­bi­ge zeit­ge­nös­si­sche Kunst.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen zu gehen?

Rechts­rock oder schlech­ter „Schram­mel­punk“.

Wie wür­de die Kris­tin Kne­bel von vor zehn Jah­ren auf die Kris­tin Kne­bel von heu­te reagieren?

Amü­siert.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Die Natur.

Ich kann nicht leben ohne…

Lie­be.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Unge­rech­tig­kei­ten live mit­zu­er­le­ben, gegen die man nichts tun kann oder sich ohn­mäch­tig fühlt.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Kei­ne Ahnung.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Soviel gibt es über mich nicht zu lesen.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Dass immer alles anders kommt als man denkt.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ein Glas tro­cke­nen Weiß­wein bitte.

Dr. Kris­tin Kne­bel,
Okto­ber 2022.

„Bam­berg braucht Tou­ris­ten, um sei­ne Muse­en zu betreiben“

Dr. Kris­tin Kne­bel, neue Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bamberg

Seit einem hal­ben Jahr ist Dr. Kris­tin Kne­bel die neue Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg. Die gebür­ti­ge Wei­mare­rin und Kunst­his­to­ri­ke­rin folg­te auf Dr. Regi­na Hane­mann, die 22 Jah­re lang die Geschi­cke von His­to­ri­schem Muse­um, der Samm­lung Lud­wig und der Vil­la Des­sau­er lenk­te. Wir haben mit Kris­tin Kne­bel über ihre Plä­ne für die Muse­en gespro­chen, deren größ­te Bau­stel­len und dar­über, was nötig ist, um „die Muse­en ins 21. Jahr­hun­dert zu bringen.“
Frau Kne­bel, nach einem hal­ben Jahr in Bam­berg – was sind Ihre bis­he­ri­gen Ein­drü­cke der Stadt?

Kris­tin Kne­bel: Die Stadt ist natür­lich wun­der­schön, was auch ein Grund war, mich hier zu bewer­ben. All­zu viel vom Leben hier habe ich noch nicht mit­be­kom­men, bis­her war es vor allem viel Arbeit.

Kann Bam­berg kul­tu­rell mit Wei­mar, wo Sie vor­her arbei­te­ten, mithalten?

Kris­tin Kne­bel: Wei­mar wird natür­lich sehr geför­dert. Man setzt in der Stadt schon seit dem 19. Jahr­hun­dert bewusst auf Kul­tur­mar­ke­ting, um die Stadt als Kul­tur- und Geis­tes­stadt zu prä­gen. Das tut man noch heu­te, und es funk­tio­niert. Wei­mar hat davon finan­zi­ell und was Besu­cher­zah­len angeht, stark pro­fi­tiert. Bam­berg hat aber auch sehr viel kul­tu­rell zu bieten.

Wie aus­ge­prägt sind Kul­tur­mar­ke­ting und Kul­tur­för­de­rung in Bamberg?

Kris­tin Kne­bel: In einer kom­mu­na­len Struk­tur, wie wir sie in Bam­berg haben, ist Kul­tur eine frei­wil­li­ge Leis­tung und inso­fern gibt es meis­tens knap­pe Kas­sen in den Kul­tur­ein­rich­tun­gen, so auch bei den Muse­en. Es wäre natür­lich schön, wenn man gemein­sam mit den Akteu­ren der Stadt die Kul­tur und die Bereit­wil­lig­keit, in Kul­tur zu inves­tie­ren, vor­an­brin­gen könn­te. Denn das macht die Stadt als Stand­ort noch attraktiver.

Haben Sie schon Ein­drü­cke des kul­tu­rel­len Ange­bots außer­halb der Muse­en der Stadt gewin­nen können?

Kris­tin Kne­bel: Dazu kann ich auch noch nicht viel sagen. Ich weiß natür­lich, dass es ein gro­ßes Ange­bot gibt. Per­sön­lich erlebt habe ich bis­her eher das Tou­ris­ti­sche, wie Par­tys vor dem Schlen­kerla zum Beispiel.

Dort könn­te man Sie antref­fen mit einem Rauch­bier in der Hand?

Kris­tin Kne­bel: Wenn es sich ergibt, ja, wenn auch nicht mit einem Rauchbier.

War­um haben Sie sich um die Stel­le der Direk­to­rin beworben?

Kris­tin Kne­bel: Ich war sehr lan­ge in der Klas­sik­stif­tung in Wei­mar tätig – mehr als 12 Jah­re, zuerst als per­sön­li­che Refe­ren­tin und dann als Stell­ver­tre­te­rin des Gene­ral­di­rek­tors. Als Prof. Wolf­gang Hol­ler in Ruhe­stand ging, war es für mich Anlass, eine neue Her­aus­for­de­rung zu suchen und ein eige­nes Haus zu über­neh­men. Die Aus­schrei­bung hier hat mich inter­es­siert, weil es ein Mehr­spar­ten­haus ist, mit guter Grö­ße und einer brei­ten kul­tur­ge­schicht­li­chen Auf­stel­lung. Und, wie gesagt, ist auch die Stadt wun­der­schön und das tou­ris­ti­sche Poten­zi­al ist da, auch wenn es für die Muse­en noch bes­ser geho­ben wer­den muss.

Was haben Sie vor­her von den Bam­ber­ger Muse­en gewusst?

Kris­tin Kne­bel: Die Stadt Bam­berg kann­te ich vor­her schon, ich habe Kunst­ge­schich­te und auch ein biss­chen Denk­mal­pfle­ge stu­diert, da kennt man Bam­berg. Ich kann­te zwar Muse­en in Bam­berg, aber nicht die städ­ti­schen. Viel­leicht ist das sym­pto­ma­tisch. Ich bin noto­ri­sche Muse­ums­gän­ge­rin, bin aber trotz­dem nicht auf die Muse­en der Stadt auf­merk­sam geworden.

Im Bewer­bungs­ver­fah­ren haben Sie sich gegen mehr als 40 Mit­be­wer­be­rin­nen und Mit­be­wer­ber durch­ge­setzt. Wie haben Sie den Stadt­rat letzt­lich von sich überzeugt?

Kris­tin Kne­bel: Es war gewünscht, ein Kon­zept vor­zu­stel­len, das sich auf eine Sache kon­zen­triert. Ich habe dem Stadt­rat bezie­hungs­wei­se der Kul­tur­kom­mis­si­on zunächst erklärt, stra­te­gisch vor­ge­hen zu wol­len, also ein stra­te­gi­sches Gesamt­kon­zept ent­wi­ckeln zu wol­len. Inzwi­schen nen­ne ich es einen Mas­ter­plan, ein Vor­ge­hen auf jeden Fall, bei dem nicht nur die Stand­or­te, son­dern zum Bei­spiel auch The­men wie Digi­ta­li­sie­rung und Besu­cher­ori­en­tie­rung und kul­tu­rel­le Bil­dung wich­tig sind. Das sind Din­ge, bei denen ich Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al sehe. Spe­zi­ell habe ich mich dann auf das His­to­ri­sche Muse­um bezo­gen, habe das Haus ana­ly­siert und dar­ge­legt, wie es wei­ter­ge­hen könn­te und was zu tun wäre.

In wel­chem Zustand befin­den sich die Muse­en der Stadt Bamberg?

Kris­tin Kne­bel: Wie soll ich das sagen, ich fand sie in einem stark über­ho­lungs­be­dürf­ti­gen Zustand vor – sowohl mate­ri­ell als auch inhalt­lich. Inhalt­lich auch, was die Art und Wei­se angeht, wie man heut­zu­ta­ge Muse­en prä­sen­tiert, also mit wel­chen Ver­mitt­lungs­me­tho­den und digi­ta­len Mög­lich­kei­ten man arbei­tet. Ich wer­de aber auf kei­nen Fall die Arbeit mei­ner Vor­gän­ge­rin, Frau Hane­mann, bewer­ten, die ich als Fach­frau und Kol­le­gin schät­ze. Ich weiß, dass hier über vie­le Jah­re hin­weg nur wenig inves­tiert wur­de und dass die finan­zi­el­len Vor­aus­set­zun­gen sehr schwie­rig sind.

Frau Hane­mann sag­te im Stadt­echo-Inter­view: „Mei­ne Nach­fol­ge­rin braucht einen lan­gen Atem.“ Kön­nen Sie die­se Ein­schät­zung bereits bestätigen?

Kris­tin Kne­bel: (lacht) Ja, die Äuße­rung kann ich nach­voll­zie­hen. Die finan­zi­el­le Aus­stat­tung ist sehr begrenzt und es gibt zu wenig Per­so­nal. Die­se Din­ge wer­den wir zu ent­wi­ckeln haben, sonst haben wir kei­ne Chan­ce, die­se Muse­en ins 21. Jahr­hun­dert zu brin­gen. Ich hof­fe, dass ich die Akteu­re in der Stadt davon über­zeu­gen kann.

Was wer­den Sie von Frau Hane­mann übernehmen?

Kris­tin Kne­bel: Wir haben uns mehr­fach unter­hal­ten, wir sind in einem sehr guten Ein­ver­neh­men und Aus­tausch. Sie hat mir auch sehr gehol­fen hier anzu­kom­men. Von ihr kann man ler­nen, wie man impro­vi­siert, wie man auch ohne Geld etwas auf die Bei­ne stellt und ande­re über­zeugt, zum Bei­spiel etwas mehr Geld aus­zu­ge­ben. Außer­dem ist sie sehr gut ver­netzt in der Museumswelt.

Was wer­den Sie von ihr nicht übernehmen?

Kris­tin Kne­bel: So gut ken­ne ich sie auch wie­der nicht, aber ich fin­de eben, das ein stra­te­gi­sches Vor­ge­hen sehr wich­tig ist und dass es die Auf­ga­be einer Direk­to­rin ist, die Sache stra­te­gisch anzu­ge­hen und auf das gro­ße Gan­ze zu schau­en. Das hat sie viel­leicht auch am Beginn ihrer Amts­zeit gemacht, aber man spürt es heu­te weni­ger – sagen wir es mal so.

Ent­sprä­che die­ses Vor­ge­hen schon der inhalt­li­chen Neu­aus­rich­tung der Muse­en, die Sie ange­kün­digt haben?

Kris­tin Kne­bel: Ja, wir müs­sen die gro­ßen The­men anpa­cken. Das sind Din­ge wie Digi­ta­li­sie­rung oder eine all­ge­mei­ne Öff­nung zu Gesell­schaft oder Inven­ta­ri­sie­rung, Per­so­nal­auf­sto­ckung und kul­tu­rel­le Bil­dung. Wir haben nach wie vor kei­ne Stel­le für Muse­ums­päd­ago­gik, also nie­man­den, der sich kon­zep­tio­nell mit vol­ler Kraft der Bil­dungs­ar­beit in unse­ren Muse­en wid­men kann. Das ist für eine Muse­ums­land­schaft die­ser Grö­ßen­ord­nung eigent­lich unglaub­lich. Und dann gehört es zur Muse­ums­stra­te­gie, die Stand­ort­fra­gen zu klä­ren. Wel­ches Haus bleibt in wel­chem Gebäu­de, was pas­siert, wenn gro­ße Pro­jek­te saniert wer­den müs­sen? Das gilt es alles zu klä­ren, so dass wir am Ende wis­sen, was wir die nächs­ten 20 Jah­re machen. 

Inhalt­lich glau­be ich außer­dem, dass wir noch stär­ker tou­ris­tisch arbei­ten müs­sen, zumin­dest mit dem His­to­ri­schen Muse­um, aber auch mit der Samm­lung Lud­wig. Es nützt uns ja nichts, schö­ne Aus­stel­lun­gen zu haben, in die aber nie­mand rein­geht. Bam­berg braucht Tou­ris­ten, um sei­ne Muse­en zu betrei­ben. Das heißt grund­le­gend, wir müs­sen Tou­ris­ten mehr Ange­bo­te machen, die an die The­men, die Nicht-Bam­ber­ger inter­es­sie­ren, anknüp­fen. Dann kann man auch die Ver­tie­fung von regio­nal- oder stadt­ge­schicht­li­chen The­men für loka­les Publi­kum ange­hen. All das war Frau Hane­mann natür­lich bewusst, aber ihr haben ein­fach die Mög­lich­kei­ten gefehlt.

Gehen Sie all die­se Punk­te gleich­zei­tig an oder ist einer davon beson­ders drängend?

Kris­tin Kne­bel: Man muss alles im Gesamt­zu­sam­men­hang sehen, aber alles gleich­zei­tig ange­hen kann man nicht. Das funk­tio­niert nicht. Dar­um wird es einen Stu­fen­plan geben. Ein sehr drän­gen­des The­ma, das die Öffent­lich­keit gar nicht sieht, ist zum Bei­spiel der Platz­man­gel in unse­ren Depots. Wir haben acht Stück und kei­nes davon genügt kon­ser­va­to­ri­schen Ansprü­chen. Was wir auch nicht auf die lan­ge Bank schie­ben kön­nen, ist die Umge­stal­tung des His­to­ri­schen Muse­ums, unse­res Hauptpublikumsmagneten.

Wie soll es umge­stal­tet werden?

Kris­tin Kne­bel: Es ist noch etwas zu früh, um dar­über fun­diert zu spre­chen. In jedem Fal­le soll es ein ein­la­den­des Haus wer­den, das die Gäs­te auf dem Dom­berg mit einem span­nen­den Ange­bot hin­ein­zieht und Lust macht, sich dort auf­zu­hal­ten. Dazu sind neben der inhalt­li­chen Neu­ge­stal­tung vor allem auch räum­li­che Struk­tu­ren zu klä­ren. Da hof­fe ich auf die sehr gute Zusam­men­ar­beit mit der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung als Eigen­tü­me­rin und mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen der ande­ren Dombergmuseen.

Wel­che Rol­le wer­den das Digi­ta­le und die sozia­len Medi­en kon­kret spielen?

Kris­tin Kne­bel: Eine immer grö­ße­re. Wobei auch unter Nach­hal­tig­keits­ge­sichts­punk­ten auch zu klä­ren ist, ob wir all unse­re Bestän­de online stel­len wol­len oder nur eine bestimm­te Aus­wahl. Aber so weit sind wir noch lan­ge nicht. Wir müs­sen erst­mal alles in unse­rer Daten­bank haben, das ist Vor­aus­set­zung. Die sozia­len Medi­en bedie­nen wir natür­lich, wir sind auf Face­book, Twit­ter und Insta­gram. Aber wir machen es so ein biss­chen neben­bei. Mit ein biss­chen mehr Per­so­nal könn­ten wir auch das noch sys­te­ma­ti­scher betrei­ben. Trotz­dem sind wir da ganz gut unter­wegs und es wird auch ange­nom­men – gera­de auf Insta­gram, als Medi­um, auf dem man Geschich­ten erzäh­len kann. Die Leu­te möch­ten heu­te nicht mehr so viel an Begleit­text lesen, das muss man zur Kennt­nis nehmen. 

Man muss die Din­ge dar­um ganz anders auf den Punkt brin­gen. Oft sind oder waren Muse­ums­men­schen noch zu wis­sen­schaft­lich unter­wegs. Die­se Grund­la­ge ist wei­ter­hin wich­tig, aber die Anspra­che ans Publi­kum ist heu­te eine ande­re. Man muss ein biss­chen von sei­nem wis­sen­schaft­li­chen Ross run­ter­kom­men und Aus­stel­lungs­ob­jek­te leich­ter ver­ständ­lich und wenn mög­lich in Geschich­ten ver­packt ver­mit­teln. Natür­lich gibt es nach wie vor Kunst­wer­ke, die ohne Wei­te­res fas­zi­nie­ren, Bei­spiel Lou­vre, und die Leu­te stel­len sich in Scha­ren davor. Aber kul­tur­his­to­ri­sche Bestän­de, wie wir sie zahl­reich haben, wie zum Bei­spiel eine alte Reu­se vom Fisch­fang oder alte Klei­der­bü­gel, muss man natür­lich anders aus­stel­len und kontextualisieren.

Wie macht man dem Publi­kum einen alten Klei­der­bü­gel schmackhaft?

Kris­tin Kne­bel: (lacht) Das ist eine gute Fra­ge! Man kann zum Bei­spiel an der Geschich­te des Kauf­hau­ses anknüp­fen, in dem die Klei­der­bü­gel hin­gen. Man muss die Geschich­ten fin­den, die drin­ste­cken oder die man dar­über erzäh­len kann.

Sie haben auch ange­kün­digt, die Muse­ums­stra­te­gie unter Ein­be­zug aktu­el­ler Dis­kus­sio­nen zu ent­wi­ckeln. Wel­che Dis­kus­sio­nen haben Sie dabei im Sinn?

Kris­tin Kne­bel: Nach­hal­tig­keit ist ein Bei­spiel, das Kolo­nia­li­sie­rungs­the­ma ein ande­res. Gesell­schaft­li­che Gleich­heit und Gerech­tig­keit auf ver­schie­de­nen Ebe­nen ist auch wich­tig. Was kön­nen wir als Muse­um dazu bei­tra­gen? Letzt­lich ist ein Muse­um ja eine Ein­rich­tung, die vor allem mit ihren Bestän­den arbei­ten muss. Möch­te man als Muse­um Stel­lung zu gesell­schaft­li­chen Fra­gen bezie­hen, soll­te man schau­en, was unse­re Samm­lun­gen dazu bei­tra­gen kön­nen, was sie für Anknüp­fungs­punk­te bie­ten. Wobei das nicht hei­ßen soll, dass man eng an den Objek­ten kle­ben muss. Nur dür­fen wir sie nie ganz aus den Augen verlieren.

Könn­te es pas­sie­ren, wie jüngst im neu­en Hum­boldt­fo­rum in Ber­lin, dass die Muse­en der Stadt Bam­berg Pro­ble­me wegen kolo­nia­ler Raub­kunst bekommen?

Kris­tin Kne­bel: Wir haben zum Bei­spiel eine Ost­asia­ti­ca-Samm­lung und eini­ge eth­no­gra­phi­sche Stü­cke, die dies­be­züg­lich noch unter­sucht wer­den müs­sen. Ich kann die Fra­ge der­zeit nicht mit ja oder nein beant­wor­ten, aber ganz aus­schlie­ßen kön­nen wir es nicht.

Wer­den Sie in Ihren Pla­nun­gen auch zeit­ge­nös­si­scher Kunst einen Platz einräumen?

Kris­tin Kne­bel: Das ist eine schwie­ri­ge Fra­ge. Ich glau­be, dass es nicht ohne zeit­ge­nös­si­sche Kunst geht. Sie ist wich­tig, weil sie aktu­el­le The­men auf­greift. Ich bin aber auch über­zeugt, und das habe ich auch in Wei­mar erlebt, dass Bam­berg nicht unbe­dingt der Stand­ort ist, wo die Leu­te scha­ren­wei­se in zeit­ge­nös­si­sche Aus­stel­lun­gen strö­men. Zeit­ge­nös­si­sche Kunst hat ihr Publi­kum, auch hier in Bam­berg, wird aber immer ein Zuschuss­ge­schäft blei­ben. Ich den­ke, das liegt auch dar­an, dass jun­ge Künst­ler, die etwas wer­den wol­len, an die Orte gehen, die gera­de die bes­ten Chan­cen bie­ten, mit zug­kräf­ti­gen inter­na­tio­nal ver­netz­ten Gale­rien, einer ent­spre­chen­den Sze­ne und natür­lich auch zah­lungs­be­rei­tem Publikum.