Beim „Fränkischen Theatersommer“ können Sommertheatergenießer auch in diesem Jahr wieder voll und ganz auf ihre Kosten kommen. In rund 160 Veranstaltungen spielt
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Landesbühne Oberfranken
Fränkischer Theatersommer in der Bamberger KUFA
Beim „Fränkischen Theatersommer“ können Sommertheatergenießer auch in diesem Jahr wieder voll und ganz auf ihre Kosten kommen. In rund 160 Veranstaltungen spielt das Ensemble in der Region und kommt an acht Abenden mit verschiedenen Stücken auch nach Bamberg in die Kulturfabrik KUFA.
„Der Konzeption unseres Sommertheaterangebots sind wir treu geblieben“, sagt Jan Burdinski, Intendant der Landesbühne Oberfranken mit Sitz in Hollfeld, die den Fränkischen Theatersommer jedes Jahr aufs Neue ausrichtet. „Es gibt ein breit gefächertes Angebot mit insgesamt zehn Neuproduktionen und auch Wiederaufnahmen bereits gespielter Stücke. Nach den Corona-Jahren und vielen weltpolitischen Krisen geht die Tendenz eindeutig dahin, dass die Leute wieder gerne lachen möchten. Daher setzen wir uns humorvoll und kritisch mit aktuellen Themen auseinander. Etwa in einer Schauspiel-Satire zum Klimawandel.“
Die „Bamberg-Reihe“ des Fränkischen Theatersommers beginnt am 31. Juli mit dem Stück „Bevor der Storch kommt – Kabarett im Bett“. Dabei kann sich das Publikum auf ein Stück über einen der wichtigsten Orte im menschlichen Leben einstellen: Das Bett. Ob Essen, Serien-Streaming, Handycheck und Social-Media oder auch Homeoffice – Silvia Ferstl und Christoph Ackermann lassen die Zuschauer an einem Blick unter ihre Decke teilhaben. Zusammen gucken sie dabei auch durchs Schlüsselloch der Schlafzimmer von gestern und heute, in die fremder Kulturen oder der Nachbarn von nebenan. Gespielt werden auch Träume, Sehnsüchte und Musik. „Dieses Stück verdankt seine Entstehung der Eigeninitiative der beiden Darsteller“, erzählt Burdinski und lacht, „das Thema bietet ja Stoff in Hülle und Fülle!“
Gleich tags darauf, am 1. August, spielen, tanzen und singen Lorraine Beran und Franz Zwosta in ihrer Eigenproduktion „In der Bar zum Grammophon“. „Da wir uns momentan in den Zwanzigerjahren befinden, liegt es nahe, einen Blick in die Goldenen Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu werfen“, meint Burdinski.
In eine Zeit also, in der das Radio erstmals auf Sendung ging, der Zeppelin am Himmel zu sehen war oder neue Behandlungsmethoden die Medizin revolutionierten. Auch die Jugend begeisterte sich mehr und mehr für die technischen Errungenschaften, und die unverheiratete Frau begann sich in dieser Zeit zu emanzipieren, indem sie ausging und rauchte, beim Sport anzutreffen war oder am Steuer eines schnittigen Autos gesichtet wurde. Der neue Lebensstil schien aber nicht nur wegweisend, sondern auch kostspielig zu sein. Ob die Zeiten wirklich so golden waren, wird in witzigen Dialogen und mithilfe literarischer Schnipsel und alter Zeitungsartikel analysiert. „Dazu gibt es viele schwungvolle Schlager und Songs zu hören. Zudem sorgen die Tanzkunst von Lorraine Beran und das Musizieren auf Klavier, Akkordeon und Posaune von Franz Zwosta dafür, die Atmosphäre jener Zeit zum Leuchten zu bringen.“
Musiktheater über Hildegard Knef
Auf Grundlage ihrer Bücher, Lieder und Interviews zeigt die Fränkische Landesbühne am 2. August in der KUFA das Stück „So oder so: Eine Annäherung an Hildegard Knef“. Die „wilde Hilde“ wagte sich in der Nachkriegszeit vom Theater zum Film und schließlich sogar nach Hollywood vor und erlebte dabei Höhen und Tiefen. „Hildegard Knef war eine kluge Frau, die im Filmgeschäft Federn lassen musste, vor allem nach dem Skandalfilm ‚Die Sünderin‘, in dem sie sich wenige Sekunden lang nackt gezeigt hatte, was im Nachkriegsdeutschland für viel Furore sorgte“, sagt Jan Burdinski.
Beate Roux und Rebekka Herl nehmen die Zuschauer mit, einmal hinter die Kulissen des Showgeschäfts zu blicken und dazu noch etwas mehr über die Geschichte dieser Zeit und einer ganzen Nation zu erfahren. „Einfühlsam dargestellt wird die Knef von Rebekka Herl, die dieses biografische Stück von der Autorin Gilla Cremer in unseren Spielplan eingebracht hat“, erklärt der Intendant und ergänzt: „Beate Roux übernimmt die musikalische Begleitung am Piano und verkörpert unterschiedliche Schauspiel-Rollen, welche das Musiktheater über das Leben der Knef abrunden.“
Bei „Rohrmuffen und Nagellack“ von Rainer Dohlus erwartet die Zuschauer am 3. August eine Neuauflage der Komödie, die bereits in der letzten Spielzeit beim Publikum deshalb so beliebt war, weil die Franken sehr gut über sich selbst lachen können. Sie, die großstädtische Jasmin, trifft in einem Vorstellungsgespräch auf den fränkischen Sturkopf Schwarzmann. Der Heizungsbauer ist wegen Personalmangels in Not geraten und nun angewiesen auf die Bürokraft Jasmin, die nicht gerade mit guten Noten glänzt, dafür aber mit manikürten Fingernägeln. „Vegane Brotzeiten und gendergerechte Umgangsformen werden nun von Jasmin eingefordert, was ihr Gegenüber zur Weißglut bringt. Dummerweise verliebt er sich aber in sie.“
Weiter geht es am 4. August mit „Aus dem Leben eines Taugenichts“ nach der Novelle von Josef von Eichendorff. Das Stück, das von dem armen Müllerburschen erzählt, der in die Ferne schweift, um sein Glück zu suchen, lädt zum Träumen und Nachdenken ein. Fernweh und Heimweh, Freiheit, Liebe, Individualismus und Lebenskunst bilden hier einen Gegenentwurf zum bodenständigen bürgerlichen, aber auch begrenzten Leben. Es spielen Jan Burdinski, Lorraine Beran und Bogdan Lewandowski (Geige).
Hauptstück mit Appell zur Toleranz
Am 8. August treten die Schauspielerinnen und Schauspieler der Landesbühne Oberfranken mit „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing in der KUFA auf. Das berühmte Aufklärungsdrama ruft zur religiösen Toleranz auf und fordert zum interkulturellen Dialog zwischen Christentum, Islam und Judentum heraus. „Das Zeitalter der Aufklärung propagierte den Gedanken, die Menschheit als eine große Familie zu betrachten. Diesem Bild folgt Lessing und konstruiert in seinem ‚Nathan‘ darum eine Art ‚Familienzusammenführung‘, welche nationale und religiöse Grenzen mit leichter Hand wegzuwischen vermag. Dabei verharmlost er keineswegs die größten Hindernisse auf diesem Weg: Intoleranz, Fanatismus und Hass, welche zwangsläufig in Gewalt und kriegerische Auseinandersetzungen münden“, erklärt der Intendant.
In der „Dramödie“ „Eine heiße Geschichte“ zeigt die Landesbühne Oberfranken am 9. August eine Schauspiel-Satire zum Klimawandel. Vier Dorfbewohner wollen eine neue Partei gründen, die „GLP – Gut Leben in Preuschlitz“. Für ihr Gründungsvorhaben, das sich auch gegen den neuen Grillplatz richtet, den die Nachbargemeinde an der Ortsgrenze errichten will, treffen sie sich im Sitzungsraum des örtlichen Fußballvereins. Als es im Verlauf der Sitzung im Raum immer wärmer wird, verzetteln sie sich in Diskussionen und gegenseitigen Schuldzuweisungen, anstatt einfache, notwendige Maßnahmen zu ergreifen. In der Darstellung dieser Klimakatastrophe spielen Erwin Schraudner, Martin Rosenberg, Cornelia Lurtz und Michael Kaiser.
Am 11. August kommt Florian Kaplick mit seinem Stück „Ich wollt‘, ich wär (k)ein Huhn“ in die KUFA. Auf vergnügliche und nachdenkliche Weise stellt er sich dabei die Frage: „Was hat das Huhn mit uns zu tun?“ – und geht der Beziehung von Mensch und Huhn somit auf den Grund. Dabei scharrt er mithilfe von Literatur und Musik im Bodensatz der Kulturgeschichte und der Hühnerforschung, wobei er sich auf dem Klavier selbst begleitet. „Florian Kaplick ist Psychiater in Schottland und bietet hier bei uns eine geistreiche und gewitzte Darstellung rund um das Huhn. Was dabei herauskommt, da lassen wir uns mal überraschen“, sagt Jan Burdinski.
Kindertheater und Theatersommerfest
Wer gerne das Kindertheaterstück „Pippo und Pelina – zwei Clowns auf Weltreise“ besuchen möchte, kann das tun am 20. Juli im Schlosspark Unterleinleiter, am 2. August im Schlosshof in Herzogenaurach und am 24. August im Greifenhof in Hausen.
Einmal im Jahr an einem Mittwoch kommt das gesamte Ensemble zudem zusammen, um sich seinem Publikum und seinen Fans vorzustellen. Beim großen Theatersommerfest, heuer am 17. Juli auf Schloss Oberaufseß in Aufseß, zeigen die Schauspielerinnen und Schauspieler Ausschnitte aus ihren Programmen und bieten anschließend die Gelegenheit zu einem „Meet & Greet“ in lockerer Atmosphäre. „Zu diesem Event, bei dem sich unsere Landesbühne als ein Theater zum Anfassen präsentiert, erwarten wir wieder etwa 150 Gäste“, so der Intendant.
Bauarbeiten für neue Heimspielstätte beginnen
Auch sonst gibt es Neuigkeiten rund um die Landesbühne Oberfranken. So sollen die Bauarbeiten für die neue Heimspielstätte auf Gut Kutzenberg in Ebensfeld aktuell im Juli beginnen und der Umbau bis Ende 2026 fertiggestellt sein. „Inzwischen sind alle Voruntersuchungen getätigt“, sagt Jan Burdinski. „Ich war selbst überrascht, wie viel Aufmerksamkeit, Begleitung und Energie das Umbauprojekt in Anspruch nimmt. Aber wir werden hernach mit einem einzigartigen Theater- und Kulturzentrum auf dem Lande belohnt, bei dem auch inklusiv gearbeitet und mit Kindern und Jugendlichen die Theaterpädagogik ausgebaut werden soll.“
Leiter Offene Behindertenarbeit Bamberg
Michael Hemm geht nach 36 Jahren in Ruhestand
Michael Hemm, Leiter und Gründer der Offenen Behindertenarbeit Bamberg, geht in Rente. Am Wochenende wurde er mit einem großen Fest verabschiedet. Seine Nachfolge steht bereits fest.
36 Jahre hat Michael Hemm (hier im Stadtecho-Fragebogen) die Offene Behindertenarbeit Bamberg (OBA) geleitet. Ziel seiner Arbeit sei es immer gewesen, so eine Mitteilung des Trägers der Lebenshilfe, Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, selbstbestimmt und gleichberechtigt zu leben. Immer wieder habe er dazu zum Beispiel Ausflüge und Freizeiten organisiert. Auch entstand unter seiner Führung der Familienentlastende Dienst und die Kulturfabrik „KUFA“. Dort gab es am Wochenende ein Abschiedsfest zu seinen Ehren.
In seiner Abschiedsrede ging Klaus Gallenz, Vorsitzender der Lebenshilfe Bamberg, auf die Anfänge der OBA ein. Diese hatte Michael Hemm zusammen mit seiner Frau Renate Rühle-Hemm 1987 gegründet. „Michael Hemm steht für Herzblut, Engagement und Möglichmachen“, sagte Gallenz. Auch die Abschiedsreden der Vorsitzenden der ARGE und des Behindertenbeirats der Stadt Bamberg gingen auf die Verdienste Hemms für Menschen mit Behinderung ein.
Michael Hemm bedankte sich bei seinem Team, der Geschäftsführung und dem Vorstand, für den Rückhalt, den er immer wieder bei seinen Ideen habe erfahren dürfen. Auch den mehr als 440 aktuellen Ehrenamtlichen der OBA, ohne die das große Angebot der Einrichtung nicht möglich sei, versicherte er seine Dankbarkeit.
Am Abend gingen die Feierlichkeiten mit 120 geladenen Gästen in der „KUFA“ weiter. Menschen mit Behinderung, Zivildienstleistende, PraktikantInnen und viele aktuelle und ehemalige Ehrenamtliche kamen, um sich von Michael Hemm zu verabschieden.
In einer Preisverleihung moderiert von Harald Rink und Klaus Katscher musste der angehende Rentner dann verschiedene Aufgaben bewältigen, Fragen beantworten, als Anakonda einen Hasen verschlingen, Yoga-Übungen vorführen und bekam anschließend einen Pokal für sein Lebenswerk verliehen (siehe Foto). Ramba Zamba, die inklusive Band der Lebenshilfe, trug Musik bei und erkor Hemm zum Ehren-Mitglied. Jederzeit kann er nun einspringen und in der Band mitspielen.
Die Leitung der OBA übernehmen ab sofort Sandra Rottmann und Ronny Ströhlein – beide langjährige Angestellte der OBA.
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Mit Rassisten und Faschisten sprechen
Mo Asumang liest in der KUFA
Zeitlebens erfuhr Mo Asumang rassistische Diskriminierungen und Bedrohungen. Als Reaktion darauf hat sie begonnen, mit Rassisten und Faschisten zu reden. Morgen Abend liest sie aus ihrem Buch „Mo und die Arier. Allein unter Rassisten und Neonazis“.
In „Mo und die Arier. Allein unter Rassisten und Neonazis“ beschreibt die afrodeutsche TV-Moderatorin Mo Asumang, wie sie sich als Reaktion auf Diskriminierung und Rassismus entschloss, in Kontakt mit Rassisten zu treten. Dazu meldete sie sich bei einem rechtsradikalen Dating-Portal an, ging zu NPD-Demos und traf in den USA einen der bekanntesten Rechtsradikalen. „Mo und die Arier“ gibt einen bestürzenden Einblick in die rechte Szene. Mit ihrem Werk möchte die Autorin aber auch Mut machen, die eigene Angst zu überwinden und sich zur Wehr zu setzen.
Mo Asumang wurde 1996 Deutschlands erste afrodeutsche TV-Moderatorin. Seither arbeitet sie außerdem als Schauspielerin, Dozentin, Regisseurin und Produzentin. 2019 erhielt sie für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit das Bundesverdienstkreuz.
Die Universität Bamberg lädt am Abend des morgigen Mittwoch zu einer Lesung mit Mo Asumang in die Kulturfabrik KUFA ein. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 und nach der Lesung besteht die Möglichkeit, mit der Autorin ins Gespräch zu kommen. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter bitten aber um eine Anmeldung unter info@demokratie-leben-bamberg.de.
Spendenübergabe
Unterstützung der KUFA durch die GKG
In der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg ist es zur Tradition geworden, in der Vorweihnachtszeit eine Spende an eine regionale gemeinnützige Institution zu übergeben. In diesem Jahr wurde der Förderverein „KUFA – Inklusion durch Kultur“ unterstützt.
Wie sehr die Kulturszene durch die Pandemie gelitten hat und immer noch leidet, ist allen bekannt. Wie sehr jedoch Menschen mit Handicap darunter leiden, keine oder nur begrenzte kulturelle Angebote zu erhalten, lässt sich für die meisten nur erahnen. Umso wichtiger ist die Unterstützung kultureller Vereine und Gruppen, damit nicht zusätzlich Existenzsorgen drücken.
Dies war auch in diesem Jahr der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft (GKG) des Landkreises Bamberg wieder ein Anliegen. Seit mehreren Jahren ist es in der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft zur Tradition geworden, anstelle Geschenke an Partner zu verteilen, in der Vorweihnachtszeit eine Spende an eine regionale gemeinnützige Institution zu übergeben. In diesem Jahr wurden 1.500 Euro für den Förderverein „KUFA – Inklusion durch Kultur“ von der GKG Bamberg gespendet. Zur offiziellen Scheckübergabe durch Geschäftsführer Udo Kunzmann waren Landrat Johann Kalb, Dr. Günther Denzler, Vorsitzender des Fördervereins, und Frau Christiane Hartleitner, Schatzmeisterin der KUFA, anwesend.
Eine weitere Tradition ist die Weihnachtsvisite in den beiden Kliniken der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft, in der Juraklinik Scheßlitz und in der Steigerwaldklinik Burgebrach. In Zeiten der Pandemie werden jedoch die Patientinnen und Patienten, die die Adventszeit in der Klinik verbringen, nicht persönlich von Landrat Johann Kalb, dem Geschäftsführer nebst Chefärzten besucht. Jeder Kranke erhält jedoch in dieser Zeit eine kleine Aufmerksamkeit mit den besten Genesungswünschen.
Die Krankenhausgesellschaft möchte durch die kleinen Geschenke ein bisschen weihnachtliche Stimmung auf den Stationen verbreiten.
Und auch was die Spende angeht, würden sich derart wichtige Einrichtungen wie die KUFA freuen, wenn sich Nachahmer finden, die ebenfalls spenden.
Ein Gefühl von allumfassender Glückseligkeit
Verleihung des Kultur-Förderpreises 2021 an „KUFA – Kultur für alle“
Im vollbesetzten Hegelsaal der Konzert- und Kongresshalle fand Ende Oktober die offizielle Verleihung des Kultur-Förderpreises der Stadt Bamberg statt. Der mit 6.000 Euro dotierte Kulturpreis ging in diesem Jahr an die „KUFA – Kultur für alle“.
Oberbürgermeister Andreas Starke sprach der Lebenshilfe Bamberg und den Leitern der KUFA Michael Hemm und Harald Rink seinen besonderen Dank für das Engagement aus. Nur durch deren unermüdlichen Einsatz war und sei „ein solches Projekt von der Idee bis zur Verwirklichung möglich und vor allem auch die tägliche Kulturarbeit, bei der sich Menschen mit all ihren Besonderheiten frei und ungezwungen begegnen, austauschen und künstlerisch einbringen können.“
In seiner beinahe hymnischen Laudatio beschrieb Jan Burdinski im Anschluss einfühlsam die inklusive Kulturarbeit der KUFA und schilderte hoch emotional, wie bereichernd das gemeinsame künstlerische Wirken für alle Beteiligten ist. Burdinski sprach in diesem Zusammenhang von „Eudaimonie“, ein Begriff aus der antiken Philosophie, der ein Gefühl von allumfassender Glückseligkeit beschreibt. Vor allem das „Atelier Lebenskunst“ zeige die Unbekümmertheit der Kunstschaffenden, die im Vergleich zu Nichtbehinderten oft viel besser das Glück des Moments auskosten und so auch zur Bereicherung für die Kunstpädagogen werden, so Burdinski.
Kurzer Trailer über die vielfältigen Aktivitäten
Das noch junge inklusive Kunst- und Kulturzentrum in der Ohmstraße in Bamberg wurde 2019 von der Lebenshilfe gegründet. Das ehemalige Betriebsgebäude wurde zu einem Haus der künstlerischen Vielfalt umgebaut und bietet nun als „Kulturfabrik“ nicht nur Raum für Aufführungen, sondern dient den Künstlergruppen der Inklusiven Kulturwerkstatt auch als professionelle Probenstätte und Atelier. So haben in der KUFA kreative Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, künstlerisch tätig zu sein und ihr kreatives Potenzial in den Bereichen Bildende Kunst, Theater, Tanz und Musik gemeinsam zu entfalten. Der Stadtrat hatte der Entscheidung der Jury, bestehend aus den Sachverständigen Nina Lorenz, Sabine Eitel, Martin Köhl, Prof. Dr. Hubert Sowa, Dr. Rolf-Bernhard Essig, Andreas Klenk und unter dem Vorsitz von Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar, einstimmig zugestimmt, dieses bundesweit einmalige Projekt 2021 mit dem Kultur-Förderpreis auszuzeichnen.
Nach der offiziellen Preisverleihung und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bamberg beleuchtete ein kurzer Trailer die vielfältigen Aktivitäten der Inklusiven Kulturwerkstatt, bevor der Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe, Klaus Gallenz, und Harald Rink, künstlerischer Leiter der KUFA, sich im Namen der Preisträgerin bedankten. Frank Licht, Künstler mit Behinderung, erzählte von seinen besonderen Erfahrungen und Erlebnissen bei seiner künstlerischen Arbeit und seinen Begegnungen in der KUFA und trug ein selbstverfasstes Gedicht vor.
Wie erfolgreich die Kulturarbeit in der KUFA ist, zeigte auch die „KUFA-Band“ Sleeping Ann, die die Feier musikalisch umrahmte. Die begeisterten Gäste erklatschten sich eine Zugabe, das selbst komponierte „Busfahrer-Lied“.
Fränkischer Theatersommer
„Sind wir wichtig? – Wir sind es“
Leicht haben es Pandemie und staatliches Desinteresse der Kulturszene nicht gemacht, aber die oberfränkische Landesbühne des Fränkischen Theatersommers – kommendes Wochenende noch mit zwei Stücken in der KUFA in Bamberg zu Gast – hat sich im zurückliegenden Jahr nicht unterkriegen lassen. Mit Jan Burdinski, Darsteller und Intendant des Fränkischen Theatersommers, haben wir über Systemrelevanz, Heiterkeit in unheiteren Zeiten und die Rückkehr zur Normalität gesprochen.
Am 30. Mai haben Sie in Bayreuth die Saison mit dem Stück „Emmas Glück“ eröffnet. Wie sahen die Rückmeldungen aus?
Jan Burdinski: Wir waren überrascht. Obwohl der Termin nur sehr kurzfristig vorher bekannt gegeben werden konnte, waren 80 Zuschauer da. Die Zuschauer reagierten auf die großartige schauspielerische Leistung der Darstellerin mit viel Applaus und Begeisterung. Wunderbar!
Hätte es, wenn die Inzidenzwerte die Aufführung nicht zugelassen hätten, eine Alternative gegeben?
Jan Burdinski: Wir hätten die Aufführung auf einen späteren Termin verlegen müssen, wie wir es zuvor schon mit der Premiere, die eigentlich in Altenkunstadt Mitte Mai vorgesehen war, praktizieren mussten.
Für die Premiere haben Sie das Solostück „Emmas Glück“, eine Komödie über die verschuldete Bäuerin Emma, ausgewählt. Warum?
Jan Burdinski: Das war der Wunsch der Darstellerin der Emma – Rebekka Herl. Immer wenn eine neue schauspielerische Kraft Teil des Ensembles des Fränkischen Theatersommers werden möchte, sollte sie ein Solo eigener Wahl spielen. Das hat zwei Vorteile. Erstens kann ich so die Persönlichkeit der Schauspielerin oder des Schauspielers intensiver kennenlernen. Und zweitens stärkt die Herausforderung eines Solo-Stücks die künstlerische Persönlichkeit. Das ist eine Schwerstaufgabe, die Frau Herl glänzend bestanden hat.
Steckt in der Tatsache, die Schauspielerin zum ersten Mal mit so einer großen Herausforderung, anstatt in einer kleineren wie einer Nebenrolle, vor Publikum spielen zu lassen, nicht ein großes Risiko?
Jan Burdinski: Ja, das ist ein Risiko. Aber man hat ja schon während der Proben Zeit, ein Stück gründlich zu erarbeiten und vorzubereiten. Natürlich haben alle Schauspielerinnen und Schauspieler vor so einer Premiere Selbstzweifel, aber die wische ich aus den Köpfen. Und es hat funktioniert – das Publikum war sprachlos.
Wie kam die Kooperation mit der KUFA, der Kultureinrichtung der Lebenshilfe Bamberg, zustande?
Jan Burdinski: Wer wen angesprochen hat, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall finden wir die Inklusionsausrichtung der KUFA großartig. Die Lebenshilfe konnte dort einen inclusiven Kunst- und Theaterbetrieb einrichten, der seinesgleichen sucht. Bei unseren Gastspielen werden wir sogar beim Catering von der KUFA unterstützt. Wir verfolgen im theaterpädagogischen Angebot des Fränkischen Theatersommer selber einen inklusiven Ansatz.
Der Fränkische Theatersommer hat, wie fast alle kulturellen Institutionen, ein Jahr voller Entbehrungen hinter sich. Hat sich diese Zeit auf seine Denkweise ausgewirkt? Sind Sie vorsichtiger geworden?
Jan Burdinski: Wir haben uns den Schneid nicht abkaufen lassen. Zwischen erstem und zweitem Lockdown hatten wir über 80 Aufführungen, obwohl das nur die Hälfte des ursprünglich geplanten Programmes war. Außerdem mussten wir besonders teure Produktionen, wie „Der Sommernachtstraum“ oder „Der fliehende Hollaender“ in die jetzige Spielzeit verschieben. Das Ensemble bekam dadurch aber die beruhigende Gewissheit, dass wir uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben unsere Zeit nicht damit verbracht, permanent angsterfüllt an Corona zu denken. Wir hatten immer die nächste Spielzeit im Blick.
Kultur, das ist im zurückliegenden Jahr deutlich geworden, scheint doch nicht den systemrelevanten Stand zu genießen, der ihr zugeschrieben wird. Inwieweit gibt das kulturellen Institutionen zu denken? Stellen sich Ernüchterung und Zweifel über die Berufswahl ein?
Jan Burdinski: Fast das Gegenteil. Unser Beruf, Theater in einem reichen kulturellen Umfeld machen zu können, ist schon ein Luxus und Privileg. Zweifel an der Relevanz gab es deshalb eher vor Corona. Sind wir wirklich so wichtig? Die Pandemie hat uns gezeigt: Ja, wir sind wichtig! Und die Reaktionen des Publikums haben uns gezeigt, wie sehr die Leute Kultur brauchen – wie sehr sie Kultur verbinden mit Zusammenkommen, Atmenkönnen und Kommunikation. Auch wenn diese Tatsache unser Selbstvertrauen gestärkt hat, keine Sorge: Wir werden deshalb nicht überheblich.
Auf dem Spielplan der Saison 2021//2022 stehen Komödien, Musicals, Kabarett und Chansons. Werden Sie sich inszenatorisch darin auch der Pandemie annehmen?
Jan Burdinski: Vor ein paar Monaten hätte ich das noch verneint und gesagt, dass Corona uns dermaßen im Griff hat, dass ich nicht auch noch ein Stück darüber inszenieren möchte. Aber jetzt muss ich sagen, dass es in der einen oder anderen Inszenierung durchaus zu kleinen Exkursen zur Pandemie kommen wird – inklusive einer Tanzeinlage mit FFP‑2 Masken.
Auch nach den Schwierigkeiten und Unsicherheiten des letzten Jahres bedienen Sie eher die leichte Muse. Können Sie das immer noch in voller Überzeugung tun oder ist in Ihnen der Wunsch erwachsen, in den Inszenierungen oder in der Stückeauswahl der Härte der Realität etwas mehr Rechnung zu tragen?
Jan Burdinski: Heiterkeit wird bei uns schon sehr groß geschrieben. Aber so manches Stück bewegt sich durchaus auf dem schmalen Grat zwischen Tragödie und Komödie. Was die Verwertung der Realität angeht, kommt es immer auf die Perspektive an. Selbst die härteste Realität kann aus einem heiteren Blickwinkel betrachtet werden. Ich liebe es, auch Schreckliches eher aus einem solchen Blickwinkel anzugehen. Ich glaube, man begibt sich zu stark ins Missionarische, wenn man zu sehr das Schreckliche anprangern will. Da wird man ganz schnell zum Besserwisser. Ich möchte kein Besserweisser sein, sondern es dem Publikum überlassen, hinter dem Heiteren das Tragische zu entdecken und zu erkennen. Das ist nicht selbstverständlich. Unter einer politischen Diktatur – ich denke aktuell an die Entwicklungen in Belarus – kann diese künstlerische Freiheit, die wir hier genießen können, sehr schnell verloren gehen.
Tragisches heiter zu präsentieren, um es so vielleicht erträglicher zu machen, ist ein satirischer Ansatz. Ist der Fränkische Theatersommer eigentlich ein satirisches Projekt?
Jan Burdinski: Auch, aber nicht in Gänze. Die Antriebsfeder von Miguel Cervantes, als er „Don Quijote“ schrieb, ein Stück des aktuellen Spielplans, war Satire. Er wollte sich lustig machen über die schlechte Romanliteratur seiner Zeit des 16. Jahrhunderts. Ein solches Werk, das im Geist der Satire entstand, auf die Bühne zu bringen, lockt mich. Die Satire hat den Vorzug, die Widersprüchlichkeit der Welt lachend darzustellen. Solcherlei Perspektivwechsel hält unseren Geist fit. Diese Art von Optimismus möchte ich durchaus von der Bühne senden.
Weitere Informationen unter
Kulturpreis der Stadt Bamberg 2021
Der Kultur-Förderpreis geht in diesem Jahr an die Kulturfabrik „KUFA – Kultur für alle“
Der Kultur-Förderpreis der Stadt Bamberg wird 2021 an die Kulturfabrik „KUFA – Kultur für alle“ verliehen. Dies hat der Bamberger Stadtrat in seiner Sitzung am 28. Juli 2021 beschlossen und damit die einstimmige Entscheidung der Jury bestätigt.
Die KUFA, im November 2019 von der Lebenshilfe Bamberg e.V. ins Lebens gerufen, ist ein bundesweit einmaliges Projekt und versteht sich als ein Kunst- und Kulturzentrum für inklusive kulturelle Bildung und Kulturarbeit, in dem sich Menschen mit all ihren Besonderheiten frei und ungezwungen begegnen, austauschen und künstlerisch einbringen können. In ihrem eigenen Haus in der Ohmstraße bietet die KUFA nicht nur Raum für Aufführungen, sondern dient den Künstler:innengruppen der „Inklusiven Kulturwerkstatt“ als professionelle Probestätte. So haben dort kreative Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung ihre künstlerischen Fähigkeiten in den Bereichen Bildende Kunst, Theater, Musik und Tanz zu entdecken und auszubilden. Derzeit arbeiten dort das „Atelier Lebenskunst“ – Talentförderung im Bereich Bildende Kunst, die Percussiongruppe „Hörsturz“, die Sambagruppe „Ramba Zamba“, die Rock- und Popband „Sleeping Ann“, das Tanzensemble „Wackelkontakt“, das Theaterkollektiv „Tobak“ und der Chor „Auftakt“.
Durch Netzwerkarbeit und Kooperation mit Schulen, der offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Otto-Friedrich-Universität und den Einrichtungen der Bamberger Kunst- und Kulturszene will die KUFA inklusive Prozesse im Kunst- und Kulturbereich initiieren und nachhaltig umsetzen. Ebenso sieht sich die KUFA als Akteur in der freien Bamberger Kunst- und Kulturszene und stellt der freien Szene nicht nur Probe- und Auftrittsmöglichkeiten zur Verfügung, sondern startete in der Corona-Zeit das Unterstützungsprojekt „100 Prozent für die Kultur“. Lokalen Künstler:innen werden noch bis Ende des Jahres Räumlichkeiten mit allen technischen Einrichtungen mietfrei zur Verfügung gestellt, inklusive Werbung, anfallender Kosten für GEMA und KSK. Eintrittseinnahmen erhalten in voller Höhe die Kulturschaffenden.
Mit der Verleihung des Kultur-Förderpreises wird die Arbeit der KUFA im Bereich inklusive Kunst und Kultur gewürdigt und die vielversprechende, außergewöhnliche und facettenreiche künstlerische Arbeit unter dem Motto „Kultur bringt Menschen zusammen. Kultur macht das Leben schöner. Jeder soll Kultur selbst machen können“ ins Bewusstsein der Bürgerschaft gerückt.
„Das ist gelebte Inklusion – also wirklich Kultur für alle”
Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar freut sich mit den Preisträger:innen über die Entscheidung: „Kulturelle Bildung und künstlerisch-kulturelle Aktivitäten für und von Menschen mit besonderen Herausforderungen ist nicht erst seit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft. Die KUFA bietet sowohl einen leichten Zugang zu Kunst und Kultur als auch die Möglichkeit zur Entfaltung kreativer Talente und lädt dazu Menschen mit und ohne Behinderung ein. Das ist gelebte Inklusion – also wirklich „Kultur für alle“.”
Der Kulturpreis der Stadt Bamberg wird im jährlichen Wechsel als E.T.A.-Hoffmann-Preis oder als Kultur-Förderpreis verliehen. Beide Würdigungen sind mit einem Preisgeld von 6.000 € dotiert. Nach der Ehrung der Musikerin und Komponistin Viera Janárčeková durch den E.T.A.-Hoffmann-Preis 2020 wurde in diesem Jahr der Kultur-Förderpreis vergeben. Er wird an natürliche und juristische Personen oder Gruppen verliehen, die durch ihre innovativen Aktivitäten das kulturelle Angebot in und für Bamberg bereichert haben oder förderungswürdige Leistungen auf dem Gebiet von Kunst und Kultur erbracht haben, durch ihr Leben und ihre Arbeit mit Bamberg verbunden sind und weitere positive Entwicklungen erkennen lassen.
Über die Verleihung der Kulturpreise entscheidet eine Jury, die aus der Kulturreferentin der Stadt Bamberg, Ulrike Siebenhaar, als Vorsitzende sowie den Sachverständigen Sabine Eitel, Dr. Rolf-Bernhard Essig, Felix Forsbach, Andreas Klenk, Martin Köhl, Nina Lorenz und Hubert Sowa besteht. Die Entscheidung der Jury bedarf der Zustimmung des Stadtrates.