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Migrantinnen- und Migrantenbeirat Bamberg

Mot­to „Misch dich ein“

11. Inter­na­tio­na­le Wochen gegen Rassismus

Vom 20. März bis 2. April ver­an­stal­ten der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat der Stadt Bam­berg und zahl­rei­che Koope­ra­ti­ons­part­ne­rIn­nen die 11. Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus. Unter dem Mot­to „Misch dich ein“ soll ein Zei­chen gegen Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung und für ein respekt­vol­les und demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der gesetzt werden.

Ras­sis­mus nach­hal­tig zu bekämp­fen, so der Migran­tin­nen und Migran­ten­bei­rat (MIB) in einer Mit­tei­lung, ist eine wich­ti­ge gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be. Denn nicht nur Ein­zel­ne wür­den täg­lich Dis­kri­mi­nie­run­gen und Ras­sis­mus erle­ben, auch die Demo­kra­tie wer­de von Kräf­ten ange­grif­fen, die von ras­sis­ti­schen Welt­bil­dern aus­ge­hen. Zusam­men mit der Jugend­ar­beit Bam­berg, dem Jugend­mi­gra­ti­ons­dienst des SkF, der Medi­en­zen­tra­le der Erz­diö­ze­se, dem Bam­ber­ger Bünd­nis gegen Rechts­ex­tre­mis­mus, dem Stadt­ju­gend­ring und dem Land­kreis ver­an­stal­tet der Bei­rat vom 20. März bis 2. April die Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus zum 11. Mal in Bamberg.

Einen Tag spä­ter, am 21. März, ist der Inter­na­tio­na­le Tag gegen Ras­sis­mus, an dem deutsch­land­weit Demons­tra­tio­nen statt­fin­den. So auch in Bam­berg. Dafür lädt der Migran­tin­nen und Migran­ten­bei­rat um 17 Uhr zu einer Demons­tra­ti­on am Bahn­hof. Von dort soll es bis zum Max­platz wei­ter gehen, geplant sind Rede- und Musik­bei­trä­ge sowie die Akti­on „Ich mische mich ein, denn…“.

Sen­si­bi­li­tät erhöhen

Viel­fäl­ti­ge Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen aus der Zivil­ge­sell­schaft und von Insti­tu­tio­nen wer­den ohne­hin das Pro­gramm der Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus prä­gen. Ver­an­stal­tun­gen, die die Gele­gen­heit bie­ten, „unser aller Sen­si­bi­li­tät für das The­ma Ras­sis­mus zu erhö­hen und gemein­sam dar­an zu arbei­ten, die Vor­ur­tei­le und Kon­struk­tio­nen, die seit Jahr­hun­der­ten in unse­ren Köp­fen bestehen, zu erken­nen und abzu­bau­en“, so der MIB. „Denn ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­run­gen bei der Woh­nungs­su­che oder auf dem Arbeits­markt, in der Schu­le oder in der Frei­zeit, ver­ba­le oder kör­per­li­che Gewalt also bis hin zu ter­ro­ris­ti­schen Mor­den gegen Schwar­ze, jüdi­sche und mus­li­mi­sche Men­schen, gegen Sin­ti und Roma, gegen Geflüch­te­te und migran­tisch gele­se­ne Men­schen all­ge­mein, gegen quee­re Men­schen und ande­re Min­der­hei­ten fin­den nicht nur am Rand, son­dern in der Mit­te der Gesell­schaft statt.“

Beson­ders sei Wach­sam­keit auch des­halb ange­bracht, weil Rechts­ex­tre­me und demo­kra­tie­feind­li­che Kräf­te ver­su­chen, aus den aktu­el­len Kri­sen wie Krieg, Kli­ma- und Ener­gie­kri­se, Infla­ti­on und Fach­kräf­te­man­gel und Flucht­be­we­gun­gen poli­ti­sches Kapi­tal zu schla­gen und ras­sis­ti­sche Ver­schwö­rungs­my­then zu verbreiten.

„Wir sind dar­um froh und dank­bar, dass es in der Stadt und dem Land­kreis Bam­berg vie­le Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen gibt, die sich aktiv dage­gen­stel­len, sich ein­mi­schen und zei­gen, dass Ras­sis­mus und Demo­kra­tie­feind­lich­keit kei­ne Lösung in her­aus­for­dern­den Zei­ten sind.“

Ein wich­ti­ges Anlie­gen wäh­rend der Inter­na­tio­na­le Wochen gegen Ras­sis­mus sei dabei wei­ter­hin die frü­he Sen­si­bi­li­sie­rung der Jugend gegen Ras­sis­mus. Ent­spre­chend ist für den 29. März ein Pro­jekt­tag für Schu­len in Stadt und Land­kreis in den Räu­men der Uni­ver­si­tät an der Feld­kir­chen­stra­ße geplant.

Aus­zeich­nung für Zivilcourage

Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Patrick Nitzsche

Patrick Nitz­sche hat in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2021 Zivil­cou­ra­ge bewie­sen. Bam­bergs heu­ti­ger Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter kam einer Frau zu Hil­fe, die von ihrem Part­ner mit Gewalt ange­gan­gen wur­de. Die Stadt Bam­berg und der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat haben Nitz­sche für sein Han­deln nun mit dem Moha­med Hédi Adda­la-Preis ausgezeichnet.

„Über­setzt heißt Zivil­cou­ra­ge auch Bür­ger­mut“, zitiert eine Mit­tei­lung der Stadt Bam­berg aus Bür­ger­meis­ter Jonas Glü­sen­kamps Lau­da­tio auf Patrick Nitz­sche bei der Ver­lei­hung des Moha­med Hédi Adda­la-Prei­ses. „Unser Preis­trä­ger hat Mut bewie­sen und Ver­ant­wor­tung über­nom­men. Die Ver­ant­wor­tung, die wir alle tag­täg­lich haben. Wel­che aber lei­der nicht so oft gezeigt wird, wie wir alle uns das wün­schen. Unser Preis­trä­ger hat die­se gezeigt. Er hat sich eine Situa­ti­on bege­ben, die bedroh­lich und unan­ge­nehm ist, um einem Mit­men­schen beizustehen.“

Fol­gen­des hat­te sich in der Nacht des 12. Juni 2021 zuge­tra­gen: Patrick Nitz­sche war auf dem Heim­weg durch die Bam­ber­ger Innen­stadt. Vom Geh­weg aus hör­te er in einem Wohn­haus plötz­lich eine Frau schrei­en und Glas splittern.

Als ihn eine Anwoh­ne­rin zudem um Hil­fe bat, ließ er sofort sein Fahr­rad fal­len und rann­te zum Ort des Gesche­hens. Dabei knick­te er um und stürz­te. Die Not­auf­nah­me attes­tier­te spä­ter den Bruch des lin­ken Sprung­ge­lenks samt Mit­tel­fuß. Dies hielt Nitz­sche aber nicht davon ab, zur Woh­nung der Frau, die geschrien hat­te, vor­zu­drin­gen und die Poli­zei zu rufen.

In der Woh­nung war schnell klar, was pas­siert war: Die Frau war von einem Mann, ihrem Lebens­ge­fähr­ten, geschla­gen wor­den. „Die­ser rief mir noch „Kei­ne Poli­zei, kei­ne Poli­zei“ ent­ge­gen“, sagt Patrick Nitz­sche, „ist dann, als er sie hat kom­men hören, aber abgehauen.“

Wäh­rend die Poli­zei den Mann such­te und wenig spä­ter in der Nähe ver­haf­te­te, küm­mer­te sich Nitz­sche um die geschla­ge­ne Frau.

Respekt, Lob und Anerkennung

„Nicht jeder ist fähig, in solch einer bri­san­ten Situa­ti­on eine selbst­lo­se Ent­schei­dung zu tref­fen“, sag­te der schei­den­de Lei­ter der Poli­zei­in­spek­ti­on Bam­berg Stadt Tho­mas Schrei­ber bei der Ver­lei­hung des Moha­med Hédi Adda­la-Prei­ses an Patrick Nitz­sche. „Zum Schut­ze der Frau hat Patrick Nitz­sche eige­ne Ver­let­zun­gen in Kauf genom­men. Die­se auf­op­fern­de Ver­hal­tens­wei­se ver­dient höchs­ten Respekt, Lob und Anerkennung.“

Zusam­men mit den bei­den Vor­sit­zen­den des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats der Stadt Bam­berg, Mitra Shari­fi und Mar­co Depie­t­ri, über­reich­te Jonas Glü­sen­kamp dann den Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge an Patrick Nitzsche.

Patrick Nitz­sche, der seit Anfang des Jah­res Bam­bergs Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter ist (lesen Sie hier das Stadtecho-Inter­view mit ihm), dank­te in sei­ner Rede den Jury­mit­glie­dern Maria Rit­ter, Michae­la Rüg­hei­mer, Hans-Jür­gen Ben­gel und Mat­thew Malo­ne für die Aus­zeich­nung. „Der Preis bestärkt mich dar­in, für mei­ne Über­zeu­gung ein­zu­ste­hen und wei­ter­hin mit Zivil­cou­ra­ge durchs Leben zu gehen.“

Preis­ver­lei­hung unter neu­em Namen

Es ist das ers­te Mal, dass der Moha­med Hédi Adda­la-Preis unter die­sem Namen ver­lie­hen wur­de. Am 24. Febru­ar 2021 beschloss der Stadt­rat, die Zivil­cou­ra­ge-Aus­zeich­nung „Han­deln statt weg­schau­en“ umzu­be­nen­nen in „Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge“, um das außer­or­dent­li­che Enga­ge­ment des frü­he­ren Vor­sit­zen­den des Bei­rats zu würdigen.

Moha­med Hédi Adda­la hat­te sich als Vor­sit­zen­der des Bam­ber­ger Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rats 25 Jah­re lang für die Inte­gra­ti­on aus­län­di­scher Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger eingesetzt.