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Migrantinnen- und Migrantenbeirat Bamberg

Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat Bamberg

Mehr Auf­merk­sam­keit für Geflüch­te­te: MIB-Akti­on zum Weltflüchtlingstag

Zum Welt­flücht­lings­tag am 20. Juni hat der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat Bam­bergs die Akti­on „#offen blei­ben“ am Gabel­mann orga­ni­siert. Ziel war es, die Auf­merk­sam­keit der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf geflüch­te­te Men­schen zu legen und die Empa­thie für das The­ma Flucht zu stärken.

Noch nie waren so vie­le Men­schen zur Flucht gezwun­gen wie heu­te – nicht nur aus der Ukrai­ne, son­dern auch aus vie­len wei­te­ren Kri­sen­ge­bie­ten der Welt. Damit gesell­schaft­li­che Auf­merk­sam­keit und Mit­ge­fühl für geflüch­te­te Men­schen nicht abneh­men hat der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat (MIB) der Stadt Bam­berg Anfang der Woche zum Welt­flücht­lings­tag zusam­men mit Geflüch­te­ten eine Akti­on am Gabel­mann ver­an­stal­tet. Dies gab die Stadt in einer Mit­tei­lung bekannt.

Wer dort am Stand des MIB halt­mach­te, dem habe es pas­sie­ren kön­nen, so die Mit­tei­lung, dass sich ein unan­ge­neh­mes Gefühl breit­mach­te. Denn ein Schlauch­boot war am Gabel­mann plat­ziert wor­den, das an Boots­un­glü­cke erin­nern soll­te, so wie jenes vor weni­gen Tagen vor der grie­chi­schen Küs­te. Ver­mut­lich mehr als 500 Men­schen waren ums Leben gekom­men als das Boot sank.

Auto­ma­tisch habe sich den Besu­che­rIn­nen des Stan­des die Fra­ge gestellt, wie es gewe­sen sein muss, auf solch einem Boot in die ver­meint­li­che Frei­heit zu flie­hen, dann aber nur den Tod zu finden.

„Wir möch­ten die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger bewusst mit sol­chen Fra­gen kon­fron­tie­ren“, sag­te die Vor­sit­zen­de des MIB, Mitra Sha­ri­fi (hier im Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen). Erst wenn man sich in die Situa­ti­on Geflüch­te­ter hin­ein­ver­set­ze, sei das gan­ze Aus­maß einer Flucht nach­voll­zieh­bar. „Ich bin über­zeugt, dass Empa­thie wich­tig ist, damit die Demo­kra­tie und Inte­gra­ti­ons­fä­hig­keit der Gesell­schaft erhal­ten blei­ben. Genau des­we­gen ist auch die Akti­on „#offen blei­ben“ so wichtig.“

Zuspruch zur Akti­on am Welt­flücht­lings­tag kam unter­des­sen von Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke. „Ich unter­stüt­ze die­se beson­de­re Form des Bür­ger­dia­logs“, sag­te er, „da durch die Akti­on Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten mit Geflüch­te­ten ins Gespräch kom­men kön­nen. Dies ist beson­ders wich­tig, um etwa­ige Ängs­te und Vor­be­hal­te abzubauen.“

Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt – Mitra Sha­ri­fi antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Mitra Sha­ri­fi die Fra­gen beant­wor­tet. Sie ist Vor­sit­zen­de des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats (MIB) der Stadt Bam­berg.
Frau Sha­ri­fi, wie steht es um das Zusam­men­le­ben von migran­ti­schen und nicht-migran­ti­schen Grup­pen in Bamberg?

Sehr unter­schied­lich. Es gibt sehr schö­ne Momen­te vom Glück, Soli­da­ri­tät und ein­fa­che Nach­bar­schaft in Frie­den, Freund­schaf­ten und Kul­tur­ge­nus über natio­na­le und eth­ni­sche Gren­zen hin­weg. Aber es gibt auch Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung, ver­ta­ne Chan­cen, Men­schen ein Leben in Wür­de und Selbst­be­stim­mung zu ermög­li­chen, Armut, Unsi­cher­heit und Angst.

Sie sind seit zwei Jah­ren Vor­sit­zen­de des MIB – womit sind Sie zufrie­den, was muss bes­ser werden?

Ich schät­ze das gro­ße zivil­ge­sell­schaft­li­che Enga­ge­ment in Bam­berg, Men­schen, die für Demo­kra­tie und eine soli­da­ri­sche Gesell­schaft ste­hen. Aber um ein nach­hal­ti­ges gutes Mit­ein­an­der zu gestal­ten, müs­sen wir die Struk­tu­ren ver­bes­sern, damit alle gute Chan­cen zur Teil­ha­be haben. Woh­nen und Bil­dung sind aus mei­ner Sicht Berei­che, wo wir viel mehr inves­tie­ren müs­sen. Aber wir müs­sen auch den gesell­schaft­li­chen Dis­kurs im Auge behal­ten. Unse­re Gesell­schaft wird zuneh­mend von Migra­ti­on geprägt. Wir müs­sen alle ler­nen, Viel­falt als Nor­ma­li­tät anzu­er­ken­nen und ler­nen damit umzu­ge­hen. Dafür müs­sen wir alle, migran­tisch und nicht-migran­tisch, uns mit dis­kri­mi­nie­ren­den Struk­tu­ren, aber auch mit ras­sis­ti­schen Denk‑, Ver­hal­tens- und Sprach­mus­tern aus­ein­an­der­set­zen und die Zukunft gemein­sam denken.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ja.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja, ich fin­de öffent­lich-recht­li­che Medi­en sehr wichtig.

Töten Sie Insekten?

Mög­lichst nicht.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Auf kei­nen Fall.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Die, die harm­lo­ser sind als Alkohol.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Gols­hif­te Farahani.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Whats­App und Goo­gle­map. Ist es eine App?

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Von dem Besuch einer alten Freundin.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Dass es kei­ne Krie­ge gibt, nirgends.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Ein son­ni­ger Tag mit Zeit für einen Spa­zier­gang mit einer guten Freun­din und ein schö­nes Abend­essen mit der Wohngemeinschaft.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über den Bundesverkehrsminister.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Vögel­zwit­schern.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Blu­men und Reisen.

Wovor haben Sie Angst?

Krieg.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Letz­te Woche.

Wann hat­ten Sie zum letz­ten
Mal Ärger mit der Polizei?

Ärger kann man es nicht nen­nen. Bei einer Demo hat die Poli­zei mir erklärt, dass ich mein Fahr­rad nicht mit­schie­ben darf, da kei­ne Fahr­rä­der ange­mel­det waren.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Du Idi­ot!

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Zu vie­le Ter­mi­ne zusagen.

Was war Ihr schöns­ter Moment als Vor­sit­zen­de des MIB?

Als ein geflüch­te­ter ehe­ma­li­ger Bewoh­ner der AEO auf unse­rem „Radeln gegen Ras­sis­mus“ den Zustän­di­gen von sei­nen Erfah­run­gen erzähl­te und sei­ne Sicht darbot.

Wel­cher war der schlech­tes­te Moment?

Immer wenn ich Men­schen in Not sehe und nichts machen kann.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Zu spät zur Prü­fung erscheinen.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die Geld­scha­den verursachen.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Offen­heit und Großzügigkeit.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Nach vor­ne schauen.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Unge­nau­ig­keit.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Eine Pil­le zur Empathiefähigkeit.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Beim Ende der Apart­heid in Südafrika.

Haben Sie ein Vorbild?

Nicht wirk­lich. Aber ich habe Hoch­ach­tung vor all den­je­ni­gen, die sich für Men­schen einsetzen.

Wofür sind Sie dankbar?

Für die Fami­lie, in die ich gebo­ren wur­de und das vie­le Glück, das ich sonst im Leben gehabt habe.

Was lesen Sie gerade?

Ber­nar­di­ne Eva­ris­to: „Mäd­chen, Frau etc.“.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Lieb­lings­bü­cher habe ich vie­le: die letz­ten sind von Fran­ce­s­ca Melan­dri „Alle außer mir“ oder „Über Mee­res­hö­he“. Lieb­lings­al­bum: „Rira“ von Soheil Nafi­si. Auch bei Fil­men kann ich mich schlecht für einen ent­schei­den. Der letz­te schö­ne Film, den ich gese­hen habe, war vor Kur­zem im Licht­spiel­ki­no: „Der blaue Kaftan“.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Ich ach­te nicht auf die Mode.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Das Befin­den der Welt.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Die Magno­li­en am Schillerplatz.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Mit mei­ner Freun­din in Teheran.

Wovon haben Sie kei­ne Ahnung?

Ver­si­che­run­gen.

Was fin­den Sie langweilig?

Autos.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Irgend­ein ras­sis­ti­sches oder sexis­ti­sches Lied, zum Bei­spiel „Lay­la“.

Wie wür­de die Mitra Sha­ri­fi von vor zehn Jah­ren auf die Mitra Sha­ri­fi von heu­te reagieren?

Du bist alt geworden!

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Ja, wenn ich in den Ster­nen­him­mel schaue.

Ich kann nicht leben ohne…

…mensch­li­che Begeg­nun­gen und gute Romane.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Ich tan­ze gerne.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Ein Vogel. Viel­leicht ein Spatz.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Sowas ver­ges­se ich schnell.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ger­ne eine Holunderblütenschorle.

Mitra Sha­ri­fi, April 2023.

Nomi­nie­run­gen bis 11. Juni möglich

Moha­med Hédi Adda­la-Preis: Wer hat Zivil­cou­ra­ge gezeigt?

Zum neun­ten Mal ver­lei­hen die Stadt Bam­berg und der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat den „Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge“. Alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Bam­bergs kön­nen noch bis 11. Juni Nomi­nie­run­gen für die Aus­zeich­nung vorschlagen.

Der „Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge“ soll vor­bild­li­ches zivi­les Enga­ge­ment gegen Gewalt, Hass, Will­kür oder Dis­kri­mi­nie­rung sowie unei­gen­nüt­zi­ger zivi­ler Ein­satz für eine fried­li­che Lösung von Kon­flik­ten zwi­schen allen Tei­len der Bevöl­ke­rung, für die Gleich­stel­lung und Inte­gra­ti­on von Min­der­hei­ten sowie den inter­kul­tu­rel­len Dia­log wür­di­gen. Dotiert ist er mit 300 Euro. Für die Nomi­nie­rungs­lis­te kön­nen natür­li­che und juris­ti­sche Per­so­nen des Pri­vat­rechts sowie Per­so­nen­grup­pen vor­ge­schla­gen werden.

Alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Bam­bergs sind dabei vor­schlags­be­rech­tigt, wie das Rat­haus mit­teil­te. Wer eine Per­son kennt, die das beschrie­be­ne preis­wür­di­ge Enga­ge­ment gezeigt hat, kann dem Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat (MIB) bis zum 11. Juni einen kur­zen schrift­li­chen Vor­schlag samt Begrün­dung zusenden.

Anschlie­ßend sich­tet eine Jury die ein­ge­reich­ten Vor­schlä­ge und berei­tet eine Emp­feh­lung zur Ent­schei­dung für den Bam­ber­ger Stadt­rat vor. Die Ver­lei­hung durch den MIB und die Stadt Bam­berg fin­det dann im Rah­men eines Fest­ak­tes anläss­lich der Inter­kul­tu­rel­len Wochen im Herbst 2023 statt.

Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein „FANS respect FANS e.V.“, der Bus­fah­rer Uwe Karl Smo­la, die Pfar­re­rin Mir­jam Elsel und Bam­bergs Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter Patrick Nitz­sche waren eini­ge Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger der ver­gan­ge­nen Jah­re. Benannt wur­de der Preis nach Moha­med Hédi Adda­la, dem ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den des MIB.

Mot­to „Misch dich ein“

11. Inter­na­tio­na­le Wochen gegen Rassismus

Vom 20. März bis 2. April ver­an­stal­ten der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat der Stadt Bam­berg und zahl­rei­che Koope­ra­ti­ons­part­ne­rIn­nen die 11. Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus. Unter dem Mot­to „Misch dich ein“ soll ein Zei­chen gegen Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung und für ein respekt­vol­les und demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der gesetzt werden.

Ras­sis­mus nach­hal­tig zu bekämp­fen, so der Migran­tin­nen und Migran­ten­bei­rat (MIB) in einer Mit­tei­lung, ist eine wich­ti­ge gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be. Denn nicht nur Ein­zel­ne wür­den täg­lich Dis­kri­mi­nie­run­gen und Ras­sis­mus erle­ben, auch die Demo­kra­tie wer­de von Kräf­ten ange­grif­fen, die von ras­sis­ti­schen Welt­bil­dern aus­ge­hen. Zusam­men mit der Jugend­ar­beit Bam­berg, dem Jugend­mi­gra­ti­ons­dienst des SkF, der Medi­en­zen­tra­le der Erz­diö­ze­se, dem Bam­ber­ger Bünd­nis gegen Rechts­extre­mis­mus, dem Stadt­ju­gend­ring und dem Land­kreis ver­an­stal­tet der Bei­rat vom 20. März bis 2. April die Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus zum 11. Mal in Bamberg.

Einen Tag spä­ter, am 21. März, ist der Inter­na­tio­na­le Tag gegen Ras­sis­mus, an dem deutsch­land­weit Demons­tra­tio­nen statt­fin­den. So auch in Bam­berg. Dafür lädt der Migran­tin­nen und Migran­ten­bei­rat um 17 Uhr zu einer Demons­tra­ti­on am Bahn­hof. Von dort soll es bis zum Max­platz wei­ter gehen, geplant sind Rede- und Musik­bei­trä­ge sowie die Akti­on „Ich mische mich ein, denn…“.

Sen­si­bi­li­tät erhöhen

Viel­fäl­ti­ge Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen aus der Zivil­ge­sell­schaft und von Insti­tu­tio­nen wer­den ohne­hin das Pro­gramm der Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus prä­gen. Ver­an­stal­tun­gen, die die Gele­gen­heit bie­ten, „unser aller Sen­si­bi­li­tät für das The­ma Ras­sis­mus zu erhö­hen und gemein­sam dar­an zu arbei­ten, die Vor­ur­tei­le und Kon­struk­tio­nen, die seit Jahr­hun­der­ten in unse­ren Köp­fen bestehen, zu erken­nen und abzu­bau­en“, so der MIB. „Denn ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­run­gen bei der Woh­nungs­su­che oder auf dem Arbeits­markt, in der Schu­le oder in der Frei­zeit, ver­ba­le oder kör­per­li­che Gewalt also bis hin zu ter­ro­ris­ti­schen Mor­den gegen Schwar­ze, jüdi­sche und mus­li­mi­sche Men­schen, gegen Sin­ti und Roma, gegen Geflüch­te­te und migran­tisch gele­se­ne Men­schen all­ge­mein, gegen que­e­re Men­schen und ande­re Min­der­hei­ten fin­den nicht nur am Rand, son­dern in der Mit­te der Gesell­schaft statt.“

Beson­ders sei Wach­sam­keit auch des­halb ange­bracht, weil Rechts­extre­me und demo­kra­tie­feind­li­che Kräf­te ver­su­chen, aus den aktu­el­len Kri­sen wie Krieg, Kli­ma- und Ener­gie­kri­se, Infla­ti­on und Fach­kräf­te­man­gel und Flucht­be­we­gun­gen poli­ti­sches Kapi­tal zu schla­gen und ras­sis­ti­sche Ver­schwö­rungs­my­then zu verbreiten.

„Wir sind dar­um froh und dank­bar, dass es in der Stadt und dem Land­kreis Bam­berg vie­le Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen gibt, die sich aktiv dage­gen­stel­len, sich ein­mi­schen und zei­gen, dass Ras­sis­mus und Demo­kra­tie­feind­lich­keit kei­ne Lösung in her­aus­for­dern­den Zei­ten sind.“

Ein wich­ti­ges Anlie­gen wäh­rend der Inter­na­tio­na­le Wochen gegen Ras­sis­mus sei dabei wei­ter­hin die frü­he Sen­si­bi­li­sie­rung der Jugend gegen Ras­sis­mus. Ent­spre­chend ist für den 29. März ein Pro­jekt­tag für Schu­len in Stadt und Land­kreis in den Räu­men der Uni­ver­si­tät an der Feld­kir­chen­stra­ße geplant.

Aus­zeich­nung für Zivilcourage

Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Patrick Nitzsche

Patrick Nitz­sche hat in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2021 Zivil­cou­ra­ge bewie­sen. Bam­bergs heu­ti­ger Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter kam einer Frau zu Hil­fe, die von ihrem Part­ner mit Gewalt ange­gan­gen wur­de. Die Stadt Bam­berg und der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat haben Nitz­sche für sein Han­deln nun mit dem Moha­med Hédi Adda­la-Preis ausgezeichnet.

„Über­setzt heißt Zivil­cou­ra­ge auch Bür­ger­mut“, zitiert eine Mit­tei­lung der Stadt Bam­berg aus Bür­ger­meis­ter Jonas Glüsen­kamps Lau­da­tio auf Patrick Nitz­sche bei der Ver­lei­hung des Moha­med Hédi Adda­la-Prei­ses. „Unser Preis­trä­ger hat Mut bewie­sen und Ver­ant­wor­tung über­nom­men. Die Ver­ant­wor­tung, die wir alle tag­täg­lich haben. Wel­che aber lei­der nicht so oft gezeigt wird, wie wir alle uns das wün­schen. Unser Preis­trä­ger hat die­se gezeigt. Er hat sich eine Situa­ti­on bege­ben, die bedroh­lich und unan­ge­nehm ist, um einem Mit­men­schen beizustehen.“

Fol­gen­des hat­te sich in der Nacht des 12. Juni 2021 zuge­tra­gen: Patrick Nitz­sche war auf dem Heim­weg durch die Bam­ber­ger Innen­stadt. Vom Geh­weg aus hör­te er in einem Wohn­haus plötz­lich eine Frau schrei­en und Glas splittern.

Als ihn eine Anwoh­ne­rin zudem um Hil­fe bat, ließ er sofort sein Fahr­rad fal­len und rann­te zum Ort des Gesche­hens. Dabei knick­te er um und stürz­te. Die Not­auf­nah­me attes­tier­te spä­ter den Bruch des lin­ken Sprung­ge­lenks samt Mit­tel­fuß. Dies hielt Nitz­sche aber nicht davon ab, zur Woh­nung der Frau, die geschrien hat­te, vor­zu­drin­gen und die Poli­zei zu rufen.

In der Woh­nung war schnell klar, was pas­siert war: Die Frau war von einem Mann, ihrem Lebens­ge­fähr­ten, geschla­gen wor­den. „Die­ser rief mir noch „Kei­ne Poli­zei, kei­ne Poli­zei“ ent­ge­gen“, sagt Patrick Nitz­sche, „ist dann, als er sie hat kom­men hören, aber abgehauen.“

Wäh­rend die Poli­zei den Mann such­te und wenig spä­ter in der Nähe ver­haf­te­te, küm­mer­te sich Nitz­sche um die geschla­ge­ne Frau.

Respekt, Lob und Anerkennung

„Nicht jeder ist fähig, in solch einer bri­san­ten Situa­ti­on eine selbst­lo­se Ent­schei­dung zu tref­fen“, sag­te der schei­den­de Lei­ter der Poli­zei­in­spek­ti­on Bam­berg Stadt Tho­mas Schrei­ber bei der Ver­lei­hung des Moha­med Hédi Adda­la-Prei­ses an Patrick Nitz­sche. „Zum Schut­ze der Frau hat Patrick Nitz­sche eige­ne Ver­let­zun­gen in Kauf genom­men. Die­se auf­op­fern­de Ver­hal­tens­wei­se ver­dient höchs­ten Respekt, Lob und Anerkennung.“

Zusam­men mit den bei­den Vor­sit­zen­den des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats der Stadt Bam­berg, Mitra Sha­ri­fi und Mar­co Depiet­ri, über­reich­te Jonas Glüsen­kamp dann den Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge an Patrick Nitzsche.

Patrick Nitz­sche, der seit Anfang des Jah­res Bam­bergs Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter ist (lesen Sie hier das Stadt­echo-Inter­view mit ihm), dank­te in sei­ner Rede den Jury­mit­glie­dern Maria Rit­ter, Michae­la Rüg­hei­mer, Hans-Jür­gen Ben­gel und Matthew Mal­o­ne für die Aus­zeich­nung. „Der Preis bestärkt mich dar­in, für mei­ne Über­zeu­gung ein­zu­ste­hen und wei­ter­hin mit Zivil­cou­ra­ge durchs Leben zu gehen.“

Preis­ver­lei­hung unter neu­em Namen

Es ist das ers­te Mal, dass der Moha­med Hédi Adda­la-Preis unter die­sem Namen ver­lie­hen wur­de. Am 24. Febru­ar 2021 beschloss der Stadt­rat, die Zivil­cou­ra­ge-Aus­zeich­nung „Han­deln statt weg­schau­en“ umzu­be­nen­nen in „Moha­med Hédi Adda­la-Preis für Zivil­cou­ra­ge“, um das außer­or­dent­li­che Enga­ge­ment des frü­he­ren Vor­sit­zen­den des Bei­rats zu würdigen.

Moha­med Hédi Adda­la hat­te sich als Vor­sit­zen­der des Bam­ber­ger Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rats 25 Jah­re lang für die Inte­gra­ti­on aus­län­di­scher Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger eingesetzt.