Patrick Nitzsche hat in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2021 Zivilcourage bewiesen. Bambergs heutiger Antisemitismusbeauftragter kam einer Frau zu
... weiter
Motto „Misch dich ein“
11. Internationale Wochen gegen Rassismus
Vom 20. März bis 2. April veranstalten der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg und zahlreiche KooperationspartnerInnen die 11. Internationalen Wochen gegen Rassismus. Unter dem Motto „Misch dich ein“ soll ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung und für ein respektvolles und demokratisches Miteinander gesetzt werden.
Rassismus nachhaltig zu bekämpfen, so der Migrantinnen und Migrantenbeirat (MIB) in einer Mitteilung, ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Denn nicht nur Einzelne würden täglich Diskriminierungen und Rassismus erleben, auch die Demokratie werde von Kräften angegriffen, die von rassistischen Weltbildern ausgehen. Zusammen mit der Jugendarbeit Bamberg, dem Jugendmigrationsdienst des SkF, der Medienzentrale der Erzdiözese, dem Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus, dem Stadtjugendring und dem Landkreis veranstaltet der Beirat vom 20. März bis 2. April die Internationalen Wochen gegen Rassismus zum 11. Mal in Bamberg.
Einen Tag später, am 21. März, ist der Internationale Tag gegen Rassismus, an dem deutschlandweit Demonstrationen stattfinden. So auch in Bamberg. Dafür lädt der Migrantinnen und Migrantenbeirat um 17 Uhr zu einer Demonstration am Bahnhof. Von dort soll es bis zum Maxplatz weiter gehen, geplant sind Rede- und Musikbeiträge sowie die Aktion „Ich mische mich ein, denn…“.
Sensibilität erhöhen
Vielfältige Informationsveranstaltungen aus der Zivilgesellschaft und von Institutionen werden ohnehin das Programm der Internationalen Wochen gegen Rassismus prägen. Veranstaltungen, die die Gelegenheit bieten, „unser aller Sensibilität für das Thema Rassismus zu erhöhen und gemeinsam daran zu arbeiten, die Vorurteile und Konstruktionen, die seit Jahrhunderten in unseren Köpfen bestehen, zu erkennen und abzubauen“, so der MIB. „Denn rassistische Diskriminierungen bei der Wohnungssuche oder auf dem Arbeitsmarkt, in der Schule oder in der Freizeit, verbale oder körperliche Gewalt also bis hin zu terroristischen Morden gegen Schwarze, jüdische und muslimische Menschen, gegen Sinti und Roma, gegen Geflüchtete und migrantisch gelesene Menschen allgemein, gegen queere Menschen und andere Minderheiten finden nicht nur am Rand, sondern in der Mitte der Gesellschaft statt.“
Besonders sei Wachsamkeit auch deshalb angebracht, weil Rechtsextreme und demokratiefeindliche Kräfte versuchen, aus den aktuellen Krisen wie Krieg, Klima- und Energiekrise, Inflation und Fachkräftemangel und Fluchtbewegungen politisches Kapital zu schlagen und rassistische Verschwörungsmythen zu verbreiten.
„Wir sind darum froh und dankbar, dass es in der Stadt und dem Landkreis Bamberg viele Menschen und Organisationen gibt, die sich aktiv dagegenstellen, sich einmischen und zeigen, dass Rassismus und Demokratiefeindlichkeit keine Lösung in herausfordernden Zeiten sind.“
Ein wichtiges Anliegen während der Internationale Wochen gegen Rassismus sei dabei weiterhin die frühe Sensibilisierung der Jugend gegen Rassismus. Entsprechend ist für den 29. März ein Projekttag für Schulen in Stadt und Landkreis in den Räumen der Universität an der Feldkirchenstraße geplant.
- März 19, 2023
- Redaktion Webecho Bamberg
Das könnte Sie auch interessieren...
Auszeichnung für Zivilcourage
Mohamed Hédi Addala-Preis für Patrick Nitzsche
Patrick Nitzsche hat in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2021 Zivilcourage bewiesen. Bambergs heutiger Antisemitismusbeauftragter kam einer Frau zu Hilfe, die von ihrem Partner mit Gewalt angegangen wurde. Die Stadt Bamberg und der Migrantinnen- und Migrantenbeirat haben Nitzsche für sein Handeln nun mit dem Mohamed Hédi Addala-Preis ausgezeichnet.
„Übersetzt heißt Zivilcourage auch Bürgermut“, zitiert eine Mitteilung der Stadt Bamberg aus Bürgermeister Jonas Glüsenkamps Laudatio auf Patrick Nitzsche bei der Verleihung des Mohamed Hédi Addala-Preises. „Unser Preisträger hat Mut bewiesen und Verantwortung übernommen. Die Verantwortung, die wir alle tagtäglich haben. Welche aber leider nicht so oft gezeigt wird, wie wir alle uns das wünschen. Unser Preisträger hat diese gezeigt. Er hat sich eine Situation begeben, die bedrohlich und unangenehm ist, um einem Mitmenschen beizustehen.“
Folgendes hatte sich in der Nacht des 12. Juni 2021 zugetragen: Patrick Nitzsche war auf dem Heimweg durch die Bamberger Innenstadt. Vom Gehweg aus hörte er in einem Wohnhaus plötzlich eine Frau schreien und Glas splittern.
Als ihn eine Anwohnerin zudem um Hilfe bat, ließ er sofort sein Fahrrad fallen und rannte zum Ort des Geschehens. Dabei knickte er um und stürzte. Die Notaufnahme attestierte später den Bruch des linken Sprunggelenks samt Mittelfuß. Dies hielt Nitzsche aber nicht davon ab, zur Wohnung der Frau, die geschrien hatte, vorzudringen und die Polizei zu rufen.
In der Wohnung war schnell klar, was passiert war: Die Frau war von einem Mann, ihrem Lebensgefährten, geschlagen worden. „Dieser rief mir noch „Keine Polizei, keine Polizei“ entgegen“, sagt Patrick Nitzsche, „ist dann, als er sie hat kommen hören, aber abgehauen.“
Während die Polizei den Mann suchte und wenig später in der Nähe verhaftete, kümmerte sich Nitzsche um die geschlagene Frau.
Respekt, Lob und Anerkennung
„Nicht jeder ist fähig, in solch einer brisanten Situation eine selbstlose Entscheidung zu treffen“, sagte der scheidende Leiter der Polizeiinspektion Bamberg Stadt Thomas Schreiber bei der Verleihung des Mohamed Hédi Addala-Preises an Patrick Nitzsche. „Zum Schutze der Frau hat Patrick Nitzsche eigene Verletzungen in Kauf genommen. Diese aufopfernde Verhaltensweise verdient höchsten Respekt, Lob und Anerkennung.“
Zusammen mit den beiden Vorsitzenden des Migrantinnen- und Migrantenbeirats der Stadt Bamberg, Mitra Sharifi und Marco Depietri, überreichte Jonas Glüsenkamp dann den Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage an Patrick Nitzsche.
Patrick Nitzsche, der seit Anfang des Jahres Bambergs Antisemitismusbeauftragter ist (lesen Sie hier das Stadtecho-Interview mit ihm), dankte in seiner Rede den Jurymitgliedern Maria Ritter, Michaela Rügheimer, Hans-Jürgen Bengel und Matthew Malone für die Auszeichnung. „Der Preis bestärkt mich darin, für meine Überzeugung einzustehen und weiterhin mit Zivilcourage durchs Leben zu gehen.“
Preisverleihung unter neuem Namen
Es ist das erste Mal, dass der Mohamed Hédi Addala-Preis unter diesem Namen verliehen wurde. Am 24. Februar 2021 beschloss der Stadtrat, die Zivilcourage-Auszeichnung „Handeln statt wegschauen“ umzubenennen in „Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage“, um das außerordentliche Engagement des früheren Vorsitzenden des Beirats zu würdigen.
Mohamed Hédi Addala hatte sich als Vorsitzender des Bamberger Migranten- und Integrationsbeirats 25 Jahre lang für die Integration ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger eingesetzt.
- Juli 12, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg