Vor 30 Jahren wurde die Altstadt von Bamberg als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Dieses Jubiläum nimmt die Bayerische Schlösserverwaltung zum Anlass, einen Veranstaltungstag mit
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Vorträge, Führungen, Musik
Neue Residenz: Sonderprogramm zum 25. Welterbejubiläum
Vor 30 Jahren wurde die Altstadt von Bamberg als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Dieses Jubiläum nimmt die Bayerische Schlösserverwaltung zum Anlass, einen Veranstaltungstag mit Sonderprogramm in der Neuen Residenz auszurichten.
Am 25. Juni 1998 erhielt Bamberger Altstadt ihren Weltkulturerbetitel. Anlässlich dieses 25-jährigen Jubiläums veranstaltet die Neue Residenz einen Tag mit Sonderprogramm. Um 10:30 Uhr geht es los mit einem Vortrag. Holger Peilnsteiner von der Schloss- und Gartenverwaltung Bamberg spricht im Kaisersaal über „Von Kaisern und Weltreichen.
Um 16 Uhr heißt es: „Eine Bühne für den Fürstbischof. Die Fassaden- und Dachsanierung an der Neuen Residenz“. In diesem Vortrag geht Jürgen Bauer, Bayerische Schlösserverwaltung, in der ehemaligen Residenzküche auf die äußere Form der Residenz ein.
Kinder können um 14 Uhr auf ihre Kosten kommen. Daniela Schwarzmeier von der Schlösserverwaltung leitet dann eine „Entdeckungstour durchs Welterbe – die Neue Residenz im Herzen Bambergs“.
Auch weitere Führungen stehen am 25. Juni auf dem Programm. Im Rundgang zur Ausstellung „Kurios – zeitgenössische Kunst im Kaiserappartement“ geht Dr. Sebastian Karnatz um 11 Uhr auf die Kombination von moderner Kunst und historischer Einrichtung ein. Eine Stunde später, um 12 Uhr, spricht Bernhard Mintrop zum Thema „Die Restaurierung des fürstbischöflichen Appartements“, um 13:30 Uhr Dr. Alexander Wiesneth zu „Dem Fürstbischof aufs Dach steigen“.
Weitere Führungen heißen „Am Hof des Fürstbischofs – Führung im historischen Gewand“ (13 Uhr), „Am Nabel der Welt – die Kapellen der Kaiser- und Bischofspfalz“ (15 Uhr), und „Vom Renaissancegarten zum Rosarium – der Bamberger Hofgarten im Wandel der Zeit“ (17 Uhr). Die Bayerische Schlösserverwaltung besteht auf Anmeldung für die Führungen.
Das musikalisches Programm des Sonderprogramm-Tags beginnt um 14:15 Uhr. Dann gibt es Musik mit „Kunstpause. Zwischenspiel“ im Kaisersaal. Um 18 Uhr folgt „Klingender Abschluss“. Das Bamberger Kammerorchester unter der Leitung von Gerhard Olesch spielt Werke von Haydn, Mozart und Bach.
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Ausstellung „Macco: Von Rom nach Bamberg“
Alexander Macco-Revival nach fast 200 Jahren
In der Ausstellung „Macco: Von Rom nach Bamberg“ stellt die Neue Residenz noch bis 13. November Werk und Leben des Malers und frühen Profi-Netzwerkers Alexander Macco vor. Bei der Schau handelt es sich um die erste monographische Kunstausstellung über den 1849 in Bamberg gestorbenen Künstler.
Die Stationen von Alexander Maccos (1767 bis 1849) Lebensweg waren zahlreicher als es der Titel der Ausstellung vermuten lässt. 1767 in Creglingen im Markgraftum Ansbach-Bayreuth geboren, ging er mit 14 Jahren nach Mannheim, um die dortige „Académie de peinture“ zu besuchen. An der Kunsthochschule schlug er sich dermaßen gut, dass ihm der örtliche Markgraf ein Stipendium finanzierte.
Finanziell so ausgestattet, hielt es ihn nicht in Mannheim. 1784 unternahm Macco eine erste von vielen Reisen durch Europa und siedelte nach Rom über. Dort lebte und arbeitete er 13 Jahre. Einen derart langen Aufenthalt an einem Ort sollte er nur wenige weitere Male in seinem Leben haben.
Nach Stationen in Weimar, Berlin, Frankfurt, Wien, Prag, Paris und München ließ er sich von 1807 bis 1816 dauerhaft in Wien nieder. In den dann folgenden Jahren machte Macco unter anderem in Aachen, Hamburg und London Halt. Ab Mitte der 1830er Jahre tauchte er in Bamberg auf, wo er mehr als zehn Jahre später, trotz seines dichten Netzwerks zahlreicher Bekanntschaften mit einigen Größen des damaligen Geisteslebens, fast völlig in Vergessenheit geraten, starb.
In dieser Vergessenheit befand sich Alexander Macco seitdem mehr oder weniger durchgehend. Doch ein Nachfahre von ihm, Albrecht Macco, forschte zu seinem Verwandten und vermachte der Bamberger Residenz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige seiner Gemälde. Der damalige Konservator der Residenz bestückte mit diesen Werken einen frühklassizistischen Stil-Raum, mit der Absicht, Zeit und (Einrichtungs-) Stil des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, Maccos Lebzeiten, zu illustrieren. Das sogenannte „Alexander-Macco-Zimmer“ war geboren. Nach einigen Jahren wurde der Raum jedoch aufgelöst und die Gemälde verschwanden für lange Zeit im Depot.
Dann vergingen wieder einige Jahrzehnte bis zum nächsten Macco-Revival. Dann wurde der vor einigen Jahren bei der Bayerischen Schlösserverwaltung gefasste Entschluss, die Gemälde ausstellungsreif zu machen, heißt zu restaurieren, nach und nach in die Tat umgesetzt. Nun ist es an der Ausstellung „Macco: Von Rom nach Bamberg“ dafür zu sorgen, dass der Ausgestellte nicht wieder, es wäre das immerhin dritte Mal, aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwindet.
„Immer von Auftrag zu Auftrag“
Fünf Räume hat die Residenz der Ausstellung zur Verfügung gestellt, die einen Überblick über Werk und Leben Alexander Maccos bieten. „Wir stellen sein Leben thematisch dar“, sagt Julia Bondl, Kuratorin der Ausstellung. „Im ersten Raum widmen wir uns seiner Biografie, im zweiten dem klassizistischen Einfluss auf sein Werk und im dritten geht es um die Porträtmalerei und sein Netzwerk, im vierten um sein Werk mit Zeichnungen und Miniaturen, und im letzten Raum geht es um seine Rezeption in der Residenz. Dort greifen wir zum Beispiel den Stil-Raum aus den späten 1930er Jahren auf.“
Eine erste wichtige Station für Macco war die Zeit in Rom. Dort bildete er sich künstlerisch weiter und hatte Gelegenheit, Werke seiner Vorbilder der Renaissance, wie zum Beispiel Raffael, und der Antike zu studieren. In Rom begann er auch, ein berufliches Netzwerk zu knüpfen, das ihn viele Jahre lang immer wieder mit Arbeit versorgte und von Stadt zu Stadt führte.
So lernte er in Italien über den Schriftsteller Karl Philipp Moritz Johann Wolfgang von Goethe kennen, später folgten weitere Bekanntschaften mit großen Namen wie Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Letzterer war es dann, der Macco 1799 ein Empfehlungsschreiben für den preußischen Hof ausstellte. Hier porträtierte Macco ab dem Jahr 1800 Königin Luise von Preußen.
Zwei Jahre später, verschlug es Macco nach Wien. Dort schloss er mit Ludwig van Beethoven Freundschaft und porträtierte die höhere Gesellschaft. „In Wien konnte Macco Wohlstand aufbauen“, sagt Julia Bondl, „dort ging es ihm, wie er in seiner Autobiografie schreibt, richtig gut. Aber dann kam eine Finanzkrise, er verlor sehr viel Geld und musste wieder zurück in die Heimat, um seine Kontakte zu erneuern.“
Infolgedessen bot er sich 1818 auf dem Aachener Kongress als Porträtist an. Dort beschäftigten sich verschiedene Monarchen mit der Frage, wie man den Frieden in Europa nach Napoleon Bonaparte festigen und aufkommende demokratische Bewegungen zurückdrängen könnte. 1825 hielt sich Macco zwei Jahre in England auf und porträtierte dort unter anderem König Georg IV. Unterstützt wurde er dort vor allem von Ernst Friedrich Graf zu Münster – eine weitere Bekanntschaft aus der Zeit in Italien.
Diese häufigen Wechsel des Lebensmittelpunktes hingen zumeist mit den Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage auf dem Kunstmarkt zusammen. „Macco musste so viel reisen, um über die Runden zu kommen – immer von Auftrag zu Auftrag. War der Kunstmarkt in der einen Stadt gesättigt, holte er sich ein Empfehlungsschreiben des letzten Auftragsgebers, um damit dann in der nächsten Stadt neue Auftraggeber zu finden.“
Nach einem weiteren solchen Arbeits-Aufenthalt in Weimar, vermittelt durch Johann Wolfgang von Goethe, und mehreren kurzen Ortswechseln kam Alexander Macco 1835 in Bamberg an. Ab dieser Zeit beginnt allerdings auch die Vergessenheit, in die er zu rutschen begann und aus der er fast 200 Jahren lang nicht herausgeholt wurde.
Warum er nach Bamberg ging, ist unklar, ob er das erste Mal hier war, ebenso. Auch künstlerisch ist aus seiner 14-jährigen Zeit in der Stadt nur wenig überliefert. „Wir wissen, dass er Mitglied in einem Künstlerverein war. Viele Gemälde aus dieser Zeit gibt es aber nicht. Macco konnte zu dieser Zeit krankheitsbedingt aber auch nicht mehr viel machen.“
Historien- und Porträtmalerei
Was von Maccos Werk bekannt ist, lässt sich allerdings sehen. „Er war umtriebig und begabt in vielen Techniken und Disziplinen“, sagt Julia Bondl. „Von den etwa 130 Werken, die von ihm existieren oder von denen überliefert ist, dass es sie gab, zeigen wir etwa 30.“
Neben Werken aus dem Depot der Neuen Residenz haben Julia Bondl und Ko-Kurator Dr. Sebastian Karnatz für die Ausstellung auch Maccos aus den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Akademie der Künste Berlin, dem Freien Deutschen Hochstift Frankfurt und der Staatsbibliothek Bamberg zusammengetragen.
Dazu gehören Gemälde, Zeichnungen, Lithografien, Miniaturen oder Reproduktionen von Briefen, zum Beispiel mit Goethe. Andere Ausstellungshighlights sind die Ölgemälde „Zwei Liebende schmücken das Grab des Ovid“ oder „Hektor schilt Paris“.
Stilistisch könne man ihn unterdessen nicht so richtig festmachen. „Maccos Historiengemälde sind vom Klassizismus inspiriert. Aber es sind auch Anklänge des Spätbarock nicht von der Hand zu weisen. Einiges bedient schon fast die Romantik, eine andere damals aufkommende Stilrichtung, und seine Porträts haben oft etwas Biedermeierliches.“
Gesichert ist hingegen, dass Maccos Werke zumeist den beiden Genres der Historien- und Porträtmalerei entstammen. Eines davon bediente er um der Kunst, eines um des Auskommens willen. „Die Porträtmalerei hat er in seiner Autobiografie als Brotkunst bezeichnet. Er sah es also anders herum, aber meiner Meinung nach lag seine eigentliche Stärke doch eher im Porträtieren. Die Historienmalerei war aber immer sein liebstes Genre.“
Das gibt Aufschluss über das Selbstbild des Künstlers. Wie so viele Künstlerinnen und Künstler vor ihm und so viele nach ihm, hatte auch Macco mit dem innerlich-äußerlichen Konflikt zu kämpfen, eigentlich ein Leben für die große Kunst führen zu wollen, sich zur Finanzierung dieses Lebens aber ständig mit Alltagsproblemen wie Gelderwerb belasten zu müssen.
„Er sah sich als großen Künstler. Mit der Art und Weise, wie seine Karriere letztlich verlaufen ist, war er aber sicher nicht zufrieden. Zwischenzeitlich hatte er immer wieder Glückssträhnen, wie in Wien und Hamburg, später aber eben nicht mehr.“
Laut Goethe sei Alexander Macco was seine Lieblingswerke betraf sogar derart pingelig gewesen, dass er sich immer wieder weigerte, seine Gemälde zu kleinem Preis zu verkaufen. „Er muss ein ungemein stolzer Mensch gewesen sein, obwohl es ihm teilweise wirklich besser gegangen wäre, wenn er ab und zu auch einmal unterpreisig verkauft hätte.“ Ein Nebeneffekt davon sei gewesen, dass Macco seine vielen Reisen nicht selten mit übergroßem Gepäck bestritt – denn darin trug er seine nicht verkauften Gemälde mit sich herum.
Diejenigen Werke, die Macco dann aber doch verkaufte und öffentlich ausstellte, fanden nicht nur immer wieder positiven Anklang in der zeitgenössischen Presse. Sie manifestierten auch seinen Ruf als Historienmaler und fähiger Porträtist. Und auf Fähigkeit kam es im damaligen Markt an. „Es war damals einfach entscheidend für einen Auftrag, ob es jemand konnte. Und ob er verfügbar war.“
Das und mehr zeigt die Ausstellung „Von Rom nach Bamberg“ zu Alexander Macco, die noch bis 13. November in der Neuen Residenz zu sehen ist.
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Neue Residenz Bamberg
Prunkvase wieder im Fürstbischöflichen Appartement
Am 3. Juni kehrt nach mehrjähriger Restaurierung eine Prunkvase aus Alabaster in den Weißen Saal des Fürstbischöflichen Appartements der Neuen Residenz Bamberg zurück.
Die mehr als einen Meter hohe Prunkvase ist seit dem 19. Jahrhundert in Bamberg nachweisbar. Die Wittelsbacher Schlossherren nahmen sie damals in die Skulpturensammlung im Weißen Saal, dem wichtigsten frühklassizistischen Raumkunstwerk in Bamberg, auf. Die um 1780 entstandene Vase dürfte allerdings bereits vorher Teil der fürstbischöflichen Sammlung gewesen sein.
Das mit Schmuckstäben und Masken dekorierte Objekt zeigt zwei Reliefdarstellungen. Die eine stellt eine römische Opferszene mit Altar, Priester, Opferstier und Krieger dar. Die andere zeigt einen Triumphzug dreier männlicher Figuren begleitet von römischen Kriegern.
Das Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung hat den lichtdurchlässigen Alabaster, aus dem die Vase gefertigt ist, aufwendig gereinigt. Große Vasen wie das Bamberger Exemplar dienten im 18. Jahrhundert auch als Licht- oder Duftvasen. Mit neuem Beleuchtungssystem präsentiert die Residenz die lichtdurchflutete Vase nun wieder in ihrer ursprünglichen Funktion.
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Wiedereröffnung
Fürstbischöfliches Appartement: Gleichzeitige Ungleichzeitigkeit
Nach fünf Jahren Renovierungszeit hat die Neue Residenz Bamberg ihr Fürstbischöfliches Appartement wieder fürs Publikum geöffnet. Die Kuration hat für die begehbare Ausstellung nicht vornehmlich versucht, eine bestimmte Einrichtungsphasen zu rekonstruieren. In erster Linie geht es darum, Bausubstanz und Möbelstücke wieder in ihrem bestmöglichen Zustand zu zeigen.
Über 200 Jahre lang, von 1704 bis 1919, wurde von der Neuen Residenz Bamberg aus, in den Räumen des Fürstbischöflichen Appartements, kirchliche und staatliche Politik gemacht. Lothar Franz von Schönborn war von 1693 bis 1729 Fürstbischof in Bamberg und leitete den Bau und die Ersteinrichtung des Appartements in die Wege.
Nachdem der letzte Bewohner, der bayerische Ministerpräsident Johannes Hoffmann, dessen Ausweichlandtag zu dieser Zeit in Bamberg tagte, vor 101 Jahren ausgezogen war, begann die Musealisierung des Gebäudekomplexes und seiner Räumlichkeiten, um sie erstmals dem Tourismus zugänglich machen zu können. Vor allem das luxuriös eingerichtete und weitläufige Fürstbischöfliche Appartement zeugte seit jeher vom Prunk des Lebens seiner Bewohner.
Ein Prunk, von dem zuletzt allerdings nicht mehr viel zu sehen war. Viele Deckengemälde waren unter einer schwarzen Schmutzschicht fast vollständig verschwunden, einst strahlend weiße Wände von einem stumpfen Grau belegt, Möbelstücke abgegriffen, Parkettböden abgetreten.
Schwerere Schäden, wie Zerstörungen durch einen Krieg, sind der Residenz zwar erspart geblieben – darin lag aber auch der Grund, aus dem die Bayerische Schlösserverwaltung, die die Trägerschaft der Neuen Residenz seit 1920 innehat, seither kaum Instandhaltungsmaßnahmen an den verhältnismäßig geringfügigen und darum nicht besonders drängenden Schäden, die einfach ein Resultat jahrhundertelanger Nutzung und vernachlässigter Pflege waren, unternommen hat.
Unschön und vor allem augenfällig unschön waren die Spuren der Zeit aber trotzdem und deuteten für die beteiligten Restaurierungsfirmen und die Bayerische Schlösserverwaltung auf viel Arbeit hin, als 2015 dann doch die Sanierungsarbeiten begannen. Anfang Oktober war die Restaurierung abgeschlossen – ganz im Rahmen der veranschlagten Zeitplans von vier Jahren und dem Budget von etwa 4 Millionen Euro.
Originalzustand so weit wie möglich
Kurator Dr. Sebastian Karnatz, als Museumsreferent der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Neue Residenz Bamberg zuständig, wurde dabei die Aufgabe zuteil, das Ausstellungskonzept zu entwerfen, die restaurierten Einrichtungsgegenstände im frisch renovierten Appartement zu platzieren und so für das Publikum in Szene zu setzen.
Vereinfacht wurde diese Aufgabe dadurch, dass nach Beseitigung verschiedener Schmutzschichten auf Original-Einrichtungsgegenstände aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurückgegriffen werden konnte. Knifflig wurde diese Aufgabe jedoch vor allem durch zeitlich-personell begründete Aspekte.
Grundlegend musste ein dynamischer Prozess, wie ihn die Abfolge verschiedener Bewohner eines Appartements mit verschiedenen Einrichtungsvarianten darstellt, für die touristische Nutzbarmachung der Wohnung stillgelegt werden. Das ist nicht weiter schlimm und liegt in der Natur der Kuratierung eines Ausstellungsraumes, der einmal ein Appartement war.
Gegenstände wie Einrichtungsartikel in ihren Originalzustand zurückzuversetzen, sie durch Säuberung in einen möglichst idealen Zustand zu bringen, ist dabei ebenfalls eine Aufgabe mit einem klaren Ziel. Wie der Originalzustand der Einrichtung aber genau aussah, was also wo stand, ist nicht ganz klar. Denn da das Appartement im Lauf der Jahrhunderte in verschiedenen Kulturepochen verschiedene Bewohner hatte, mit verschiedenen Einrichtungsstilen, wurde sein einstiger Originalzustand immer wieder verändert.
Inventarlisten, historische Aufzeichnungen, Fotografien aus dem 20. Jahrhundert und die über die Zeit größtenteils unverändert gebliebene Nutzung der Räume gaben zwar eine Orientierungshilfe in Sachen Original-Platzierung der Einrichtung ab, weisen jedoch auch Lücken auf.
„Den Originalzustand wiederherzustellen ist natürlich erstrebenswert“, sagt Dr. Karnatz, „aber manchmal auch schwierig oder unredlich, da keiner weiß, wie der Erstzustand aussah, man auf ihn also spekulieren müsste.“
Die Lösung liegt in einer gleichzeitigen Ungleichzeitigkeit, wie Dr. Karnatz es ausdrückt. „Es geht bei der Einrichtung darum, sich zumindest geistig soweit wie möglich dem Original anzunähern, gleichzeitig aber auch zu zeigen, dass immer wieder umgeräumt wurde. Wir nähern uns dem Originalzustand an, setzen uns aber auch von ihm ab, indem wir uns für bestimmte Einrichtungspositionen, entschieden haben.“
Originalzustand bedeutet demgemäß nicht so sehr, unbedingt millimetergenau historischen Platzierungen gerecht zu werden. Es sollen vielmehr Einrichtungsgegenstände, die derart gründlich gesäubert und instandgesetzt wurden, dass sie aussehen als befänden sie sich in ihrem Originalzustand, so präzise wie möglich im ebenfalls porentief herausgeputzten Appartement präsentiert werden. Und tut sich eine Lücke in der Überlieferung des Idealbilds aus Schönborn’schen Zeiten auf, wird diese nicht verheimlicht, sondern anhand von Texttafeln thematisiert. So verwundert es zum Beispiel nicht, sondern leuchtet ein, dass im Speisesaal ein Thron steht, weil der Speisesaal einst als Thronsaal diente.
„Im Speisesaal steht ein Thron, weil er der größte Raum des Appartements ist, und darum die Wittelsbacher dort den Thronsaal haben wollten. Das jetzige Audienzzimmer war ein Salon. Diesen konnte wir in dieser Form aber nicht nachahmen , weil uns entsprechende Materialien fehlten. Ich bin aber froh darüber, weil wir durch die Abfolge der Räume aus, kurz gesagt Billardzimmer, Vorzimmern und Thronsaal, heute wieder die zeremonielle Abfolge der Räume von 1704 haben.“
Rundgang durchs Fürstbischöfliche Appartement
Diese zeremonielle Abfolge im Fürstbischöflichen Appartement, das ohnehin eine eher öffentliche als private Funktion hatte, lässt sich heute noch nachempfinden. Betritt man das Fürstbischöfliche Appartement im zweiten Stock der Residenz und steht im strahlend weißen Empfangszimmer mit dem vielteiligen voluminösen Stuck und einem großflächigen Gemälde an der hohen Decke, wird sofort klar, dass der Zweck des Appartements über die bloße Beherbergung eines Mieters hinausging.
Der Effekt, den die Räume seit der ersten Schlüsselübergabe auf Besucher der Bischöfe haben sollten, wirkt vielleicht nicht mehr ganz so stark, wie zu damaligen Zeiten, aber doch ungebrochen. Besucher sollten beeindruckt und mit Ehrfurcht erfüllt werden, nicht nur von der religiösen Autorität, die in einem der hinteren Zimmer wartete, sondern von der Appartement gewordenen Macht dieser Autorität selbst.
Ein Beleuchtungskonzept verstärkt die dramatische Wirkung noch und setzt einzelne Schmuckteile oder Herrschaftsakzente, wie das Wappen von Lothar Franz von Schönborn im Empfangszimmer besonders in Szene.
Dort fällt zum ersten Mal auch auf, dass das 200-jährige Alter der Bausubstanz und der Einrichtung nicht auffällt. Nur ein kleines schwärzliches, mit Absicht in diesem Zustand belassenes Eckchen am Deckengemälde weist auf die ehemaligen Verschmutzungen hin und soll dem Publikum das Vorher und Nachher der Sanierungen veranschaulichen.
„Die Ergebnisse der Restaurierung sind deutlich sichtbar“, sagt Dr. Sebastian Karnatz, „in den vergangenen Jahren waren es Räume, die kaum ein zweiten Blickes wert waren und durch die das Publikum schnell durchgegangen ist. Heute sind es Räume, die bereits eine gewisse Dramatik haben und die vor allem mehr von ihrem Funktionszusammenhang erzählen.“
Diese Funktionszusammenhänge ergeben sich aus der genannten Ehrfuchtserzeugung, der Möglichkeit, protokollarische Abläufe bei Besuch sicherzustellen, und der Repräsentation. „Der Fürstbischof ist nie wirklich privat. Er ist immer zugleich auch Herrscher, das heißt geistlicher und weltlicher Herrscher. Alles, was er tut hat Repräsentationsfaktor, zumindest im 18. Jahrhundert.“
Wer der Dienerschaft oder Garde eines ranghöheren Besuchers angehörte, durfte vom Appartement oder seinem Bewohner nicht allzu viel sehen und wurde zumeist in einem der beiden Räume links vom Eingangsraum geparkt. Der sich dort seit den Tagen Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1708 bis 1779) befindliche enorme Billardtisch hat die Wartezeit sicherlich verkürzt.
Und wer nicht spielen wollte oder durfte, konnte einen Blick auf die an den Wänden hängenden Porträtgemälde der Vorgänger von Seinsheims werfen. Warum der Fürstbischof seine Vormieter dort verewigte ist nicht abschließend geklärt. Dr. Karnatz hat jedoch folgende These: „Seinsheim hatte das Billardzimmer von Anfang an auch als Galeriezimmer gedacht, so dass sich das hochstehende höfische Vergnügen des Billardspiels und die Legitimierung der eigenen Herrschaft über das Amt verbinden.“
Die Dienerschaft geparkt und beschäftigt, wurde der eigentliche Besucher in den erwähnten Speisesaal oder noch eine Station weiter gebeten. Dieser Warteraum gehört zu den ausgeschmücktesten des Appartements. Jahrhundertealte Möbel einer Sitzgruppe spiegeln sich im glänzende Parkett. Die Decke ist durchgehend mit Stuck verziert und dort, wo sie es nicht ist, prangen mehrere Deckengemälde. Das in der Mitte zeigt Kriegsszenen, „die dem Besucher sagen sollen, dass sich der Bischof bewusst ist, wehrhaft bleiben zu müssen.“ Das eigentliche Highlight des Raum stellen jedoch zwei Wandteppiche aus französischer Manufaktur, eine Herkunft, die im 18. Jahrhundert das höchste der Gefühle in Sachen Wandteppichen bedeutete, dar.
Ob Bedienstete des Appartements Besucher vom Anblick der Einrichtung jemals fortreißen mussten, ist nicht überliefert. Ob die Audienz mit dem jeweiligen Bischof ästhetisch aber genauso ansprechend war, müssen damalige wie heutige Besucher selbst entscheiden.
Im Rot und Gold des Thronsaals fallen vor allem mehrere Gemälde, die Hunde darstellen, auf. Inventarlisten des frühen 18. Jahrhunderts geben Aufschluss über Jagdteppiche, die den Thronsaal geschmückt haben. Da sich im Bestand der Residenz aber keine Jagdteppiche befinden, behalf sich Kurator Dr. Karnatz mit Gemälden von Hunden, das heißt Jagdhunden.
Eine Audienz lief grundsätzlich so ab, dass „kurz parliert wurde und wichtig genug war, durfte den Bischof noch ins nächste Zimmer begleiten.“ Bei diesem, verhältnismäßig kleinen Raum, dem sogenannten chinesischen Kabinett, handelt es sich um das erste Rückzugszimmer des Appartements, das den Übergang zwischen öffentlichen und privaten Räumlichkeiten markiert. Umringt von einer verzierten Holzvertäfelung steht dort ein ebenso schmuckvoller Schreibtisch von dem aus im Fall der Fälle eine Urkunde oder ein ähnlich geartetes Schriftstück an den Besucher überreicht wurde.
Im nächsten Raum beginnt der private, weltliche Bereich des Fürstbischöflichen Appartements. Eine Kapelle findet sich hier, in der der Bischof täglich für sich selbst eine Messe hielt. Dass dabei das sich heute dort befindliche Marien-Gemälde angebetet wurde, ist aber ein Fall „musealer Fiktion“, der für die Kapelle bezeugte Altar gilt heute als verloren.
Wenige Schritte weiter, an der Endstation des Rundgangs durchs Fürstbischöfliche Appartement, steht und stand das Bett des Bischofs, gegenüber führt eine Tür in ein Ankleidezimmer. Ein fürstbischöfliches Badezimmer jedoch sucht man vergebens. Das liegt daran, dass selbst ein Kirchenherrscher zur Bauzeit des Appartements und im Angesicht des damaligen, noch recht niedrigen Entwicklungsstand sanitärer Technik, dazu gezwungen war, mit eher portablen Vorrichtungen wie dem Nachttopf Vorlieb zu nehmen.
Seit Anfang Oktober kann sich touristisches Publikum nun selbst wieder ein Bild des Appartements und seiner Einrichtung machen.
Weitere Informationen:
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Sanierungsarbeiten abgeschlossen
Die Neue Residenz Bamberg kann wieder besichtigt werden
Von 1700 bis 1919 war die Neue Residenz Bamberg ein Mittelpunkt der fränkischen und bayerischen Politik. Vor allem das Fürstbischöfliche Appartement zeugt vom Prunk der vergangenen Herrschaft. Aufgrund von Sanierungsarbeiten am und im Gebäude war Publikumsverkehr seit 2016 allerdings nicht möglich.
Am 2. Oktober lud Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in die Neue Residenz und verkündete in Anwesenheit regionaler und überregionaler Prominenz den Abschluss der Sanierungsarbeiten des Fürstbischöflichen Appartements.
Hier einige Impressionen des anschließenden Rundgangs.
Weitere Informationen unter: www.residenz-bamberg.de.
Mehr zum sanierten Fürstbischöflichen Appartement gibt es außerdem in der kommenden Novemberausgabe des Stadtechos zu lesen.