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Nürnberg

„Nur mit­re­den wol­len reicht nicht“

Erz­bi­schof Schick ruft Ehren­amt­li­che zum Anpa­cken auf

Erz­bi­schof Lud­wig Schick hat bei der Aus­sendung von Wort-Got­tes-Beauf­trag­ten die Ehren­amt­li­chen in der Kir­che zur Teil­nah­me am welt­wei­ten syn­oda­len Pro­zess aufgerufen.

Der Papst wün­sche, dass alle Getauf­ten Weg­ge­fähr­ten wer­den und Weg­ge­mein­schaft bil­den, sag­te Schick am Frei­tag­abend in sei­ner Pre­digt in der Kir­che St. Mar­tin in Nürn­berg. Alle soll­ten mit­re­den, mit­ent­schei­den und mit­tun. „Nur mit­re­den und mit­ent­schei­den wol­len, aber dann nicht anpa­cken, das ist zu wenig, das ist kei­ne Syn­oda­li­tät“, so Schick. Der vom Papst aus­ge­ru­fe­ne welt­wei­te syn­oda­le Pro­zess sol­le den Syn­oda­len Weg der Kir­che in Deutsch­land ergänzen.

Eine wich­ti­ge Auf­ga­be im syn­oda­len Pro­zess sei die Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums. „Das Evan­ge­li­um ist Hoff­nung, dass es im eige­nen Leben, aber auch im Leben der Gesell­schaft und der Kir­che bei allen Rück­schlä­gen und Ent­täu­schun­gen, auch trotz Ver­sa­gen und Schuld, gut aus­ge­hen wird“, sag­te Erz­bi­schof Schick und füg­te hin­zu: „Das Evan­ge­li­um ist Lie­be, das heißt kon­kret Hilfs­be­reit­schaft und Güte, Trost im Leid und Barm­her­zig­keit, Wohl­wol­len und Respekt, all das, was das Leben mit­ein­an­der schön und zufrie­den macht.“

In Abspra­che mit den Pas­to­ral­teams wer­den die Got­tes­dienst­be­auf­trag­ten die Vor­be­rei­tung und Lei­tung von sonn- und werk­täg­li­chen Wort-Got­tes-Fei­ern, von ver­schie­de­nen Andachts­for­men, Bet­stun­den, Buß­got­tes­diens­ten, Segens­fei­ern und von der Tag­zei­ten­lit­ur­gie über­neh­men. Sie garan­tie­ren damit eine leben­di­ge Viel­falt lit­ur­gi­scher Fei­ern. Seit dem Bam­ber­ger Pas­to­ral­plan 2005 wer­den Got­tes­dienst­be­auf­trag­te aus­ge­bil­det. Der­zeit gibt es rund 800 in der Erz­diö­ze­se. Durch die Neu­struk­tu­rie­rung der Seel­sor­ge­be­rei­che und die sin­ken­de Zahl der Pries­ter und pas­to­ra­len Haupt­amt­li­chen gewinnt die­ser ehren­amt­li­che Dienst zuneh­mend an Bedeutung.

Die Men­schen mit Chris­tus verbinden

Chris­to­pher Hel­big im Dom zum Dia­kon geweiht

Erz­bi­schof Lud­wig Schick hat heu­te den 32-jäh­ri­gen Chris­to­pher Hel­big im Bam­ber­ger Dom zum Dia­kon geweiht. In sei­ner Pre­digt bezeich­ne­te Schick den Dienst des Dia­kons als „Aus­zeich­nung und Auftrag“.

Dem Evan­ge­li­um zu die­nen bedeu­te nicht, Geset­ze und Vor­schrif­ten, Ver­hei­ßun­gen und Anwei­sun­gen zu ver­brei­ten, son­dern Jesus Chris­tus, dem Bru­der und Freund der Men­schen zu die­nen. „Er ist unse­re Kraft, unser Trost, unser Mut“, füg­te Schick hin­zu. „Wir sol­len mit dem Evan­ge­li­um den Men­schen die­nen, indem wir sie mit Jesus Chris­tus verbinden.“


Tätig im Seel­sor­ge­be­reich Nürn­berg Nord-Ost


Das Leben im geist­li­chen Dienst des Evan­ge­li­ums sei Aus­zeich­nung und Gna­de. Es brin­ge viel Freu­de, aber auch Rück­schlä­ge, Ent­täu­schun­gen, Zwei­fel und Pha­sen der Resi­gna­ti­on. Da sei es hilf­reich, dar­an zu den­ken, dass das Reich Got­tes lang­sam wächst, aber ste­tig ent­spre­chend dem Plan Got­tes. „Die­se Sicht bewahrt uns vor Hek­tik, aber auch vor Erschlaf­fung und Nichts­tun. Es macht uns gedul­dig und lang­mü­tig, schenkt uns Mut und Trost“, so Erz­bi­schof Schick.

Chris­to­pher Hel­big wur­de 1989 in Schwein­furt gebo­ren. Nach dem Abitur trat er ins Pries­ter­se­mi­nar ein und stu­dier­te in Würz­burg Theo­lo­gie. Nach dem Magis­ter-Abschluss setz­te er sei­ne Stu­di­en in Würz­burg und Rom fort. Seit 2019 ist er im pas­to­ra­len Dienst im Seel­sor­ge­be­reich Nürn­berg Nord-Ost mit Dienst­sitz in der Pfar­rei Aller­hei­li­gen Nürn­berg tätig. Nach der Wei­he wird er wei­ter in Nürn­berg in der Seel­sor­ge eingesetzt.

Dia­ko­ne hel­fen dem Pries­ter bei der Eucha­ris­tie, sie dür­fen die Tau­fe spen­den sowie bei der Trau­ung assis­tie­ren und Begräb­nis­fei­ern lei­ten, Wort­got­tes­diens­te fei­ern, die Kom­mu­ni­on aus­tei­len und den Segen spen­den. Die Fei­er der hei­li­gen Mes­se sowie das Spen­den der Kran­ken­sal­bung und des Buß­sa­kra­men­tes blei­ben den Pries­tern vor­be­hal­ten. Nach einem Jahr Dia­ko­nat steht gewöhn­lich die Pries­ter­wei­he an. Es gibt in der katho­li­schen Kir­che auch stän­di­ge Dia­ko­ne, die größ­ten­teils ver­hei­ra­tet sind und einen Zivil­be­ruf ausüben.

„Wie geht wählen?“

Katho­li­sche Aka­de­mie CPH ver­öf­fent­licht Buch zur inklu­siv aus­ge­rich­te­ten poli­ti­schen Bildung

Mit Blick auf die anste­hen­de Bun­des­tags­wahl hat die Nürn­ber­ger Aka­de­mie Cari­tas-Pirck­hei­mer-Haus (CPH) einen neu­en Band der inklu­si­ven Buch­rei­he „Wie geht Demo­kra­tie?“ ver­öf­fent­licht. Das Buch trägt den Titel „Wie geht wählen?“.

Auf 103 Sei­ten ent­hält das Buch „Wie geht wäh­len?“ ver­schie­de­ne Bau­stei­ne, die dazu genutzt wer­den kön­nen, Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten auf leicht ver­ständ­li­che Wei­se den Wahl­pro­zess näher­zu­brin­gen. Der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick bezeich­ne­te die Publi­ka­ti­on als wich­ti­ges Werk­zeug zur För­de­rung der Par­ti­zi­pa­ti­on von Men­schen mit Behin­de­rung am gesell­schaft­li­chen Leben. „Um an Demo­kra­tie teil­zu­ha­ben und sei­ne Inter­es­sen in der Poli­tik ein­brin­gen zu kön­nen, benö­tigt es Ver­ständ­nis und Kom­pe­tenz. Das gilt für alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, beson­ders für Men­schen mit Behin­de­rung“, so Schick.


Hil­fe­stel­lung zur Bun­des­tags­wahl für Men­schen in Vollbetreuung


Der Ver­öf­fent­li­chungs­zeit­punkt vor der Bun­des­tags­wahl im Sep­tem­ber sei ganz bewusst gewählt, ver­si­chert Dr. Doris Kathe­der, Co-Autorin des Buches und Lei­te­rin des Res­sorts Erinnerungsarbeit/​Menschenrechte/​Werte an der Aka­de­mie CPH. Aus ihrer Sicht ist das Wahl­jahr 2021 ein „his­to­ri­sches Jahr“, denn 2019 hat­te der Deut­sche Bun­des­tag beschlos­sen, dass zukünf­tig auch Men­schen in Voll­be­treu­ung wäh­len dür­fen. „Die­se kön­nen somit im Herbst 2021 zum ers­ten Mal in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik an der Bun­des­tags­wahl teil­neh­men. Ein gro­ßer Schritt in Rich­tung umfas­sen­de Teil­ha­be am poli­ti­schen und öffent­li­chen Leben“, so Katheder.

Doch Wäh­len will gelernt sein. Nach­dem im ers­ten Band der Buch­rei­he, „Demo­kra­tie und ich“, bereits Grund­zü­ge der Demo­kra­tie und deren Ein­fluss auf die Lebens­wirk­lich­keit der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger behan­delt wur­den, fokus­siert sich der zwei­te Band auf den Wahl­pro­zess und alles, was es dabei zu beach­ten und zu wis­sen gilt. „Das Buch ver­sucht, die Fra­gen rund ums Wäh­len so kon­kret, umfas­send und bar­rie­re­frei wie mög­lich zu beant­wor­ten“, sagt Kathe­der. Es rich­te sich dabei an alle, die die gleich­be­rech­tig­te poli­ti­sche Teil­ha­be von Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten aktiv unter­stüt­zen möch­ten, „also in ers­ter Linie an Fach­kräf­te und Ehren­amt­li­che in Insti­tu­tio­nen der Behin­der­ten­hil­fe, der poli­ti­schen Bil­dung und der Men­schen­rechts­bil­dung.“ Zum Buch gehö­ren digi­ta­le und ana­lo­ge Arbeits­ma­te­ria­li­en mit denen Work­shops und Semi­na­re durch­ge­führt wer­den können.

Damit das auch rei­bungs­los funk­tio­niert, wur­den Buch und Bil­dungs­ma­te­ria­li­en in enger Zusam­men­ar­beit mit Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten ent­wi­ckelt. CPH-Mit­ar­bei­te­rin Bar­ba­ra Rei­ser hat bei­spiels­wei­se mit an den Bau­stei­nen der Lern­ein­hei­ten gefeilt und immer wie­der kri­tisch hin­ter­fragt: „Ver­ste­he ich das jetzt wirk­lich?“ Das End­ergeb­nis wur­de von capi­to Nord­bay­ern, dem Kom­pe­tenz-Zen­trum für Bar­rie­re­frei­heit der Rum­mels­ber­ger Dia­ko­nie, hin­sicht­lich Auf­bau, Ver­ständ­lich­keit, Dar­stel­lung und Durch­führ­bar­keit geprüft und für „sehr emp­feh­lens­wert“ befunden.

Lobens­wert und wich­tig fin­det der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick, dass sich die Aka­de­mie CPH – anders als ihr Name ver­mu­ten las­se – nicht nur Aka­de­mi­ke­rin­nen und Aka­de­mi­kern wid­met, son­dern sich auch mit Pro­jek­ten wie die­sem dafür ein­setzt, dass in der Gesell­schaft alle ihr Recht auf Teil­ha­be wahr­neh­men kön­nen. Als Jesus sag­te: „Ich bin gekom­men, damit sie das Leben haben und es in Fül­le haben“, habe er alle Men­schen gemeint, selbst­ver­ständ­lich auch Men­schen mit Behin­de­rung, ver­deut­licht der Erz­bi­schof. Leben in Fül­le bedeu­te Inklu­si­on und Par­ti­zi­pa­ti­on an allen Lebens­be­rei­chen, „den sozia­len, wirt­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len, reli­giö­sen und natür­lich auch poli­ti­schen.“ Zu Letz­te­rem tra­ge die Publi­ka­ti­on bei.

Das Buch ist im ech­ter-Ver­lag erschie­nen und ab sofort im Buch­han­del erhält­lich. Die Arbeits­ma­te­ria­li­en kön­nen kos­ten­frei unter https://www.cph-nuernberg.de/projekte/wie-geht-demokratie abge­ru­fen wer­den. Dort kann man sich auch über Work­shops infor­mie­ren. Drei wei­te­re Bän­de der Rei­he „Wie geht Demo­kra­tie?“ sind in Pla­nung. Die Buch­rei­he ist ein Modell­pro­jekt der Arbeits­ge­mein­schaft katho­lisch-sozia­ler Bil­dungs­wer­ke in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land e.V. (AKSB), wel­ches durch das Bun­des­pro­gramm „Demo­kra­tie leben!“ geför­dert wird.