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Odeonkino

Licht­spiel und Odeon

„Wir mer­ken, dass es im Augen­blick bes­ser wäre, die Kinos wie­der zu schließen“

Seit 18. Juni haben Licht­spiel und Ode­on – die bei­den Bam­ber­ger Pro­gramm­ki­nos – wie­der geöff­net. Aber Geschäfts­füh­re­rin Dia­na Linz und Geschäfts­füh­rer Ger­rit Zach­rich hadern ein wenig mit dem auf­er­leg­ten Hygie­ne­kon­zept, nach dem die Bele­gung der Kino­sä­le ein Fünf­tel der Plät­ze nicht über­schrei­ten darf, und vor allem mit der dar­aus resul­tie­ren­den Ein­schrän­kung der Wirt­schaft­lich­keit. Aus­wir­kun­gen auf ihre Begeis­te­rung fürs Kino hat Coro­na aber nicht. Wir haben die bei­den zum Inter­view getroffen.
Diana Linz und Gerrit Zachrich, Foto: Sebastian Quenzer
Dia­na Linz und Ger­rit Zach­rich, Foto: Sebas­ti­an Quenzer

In wel­chem Zustand befin­den sich die bei­den Kinos Licht­spiel und Ode­on nach mehr­mo­na­ti­gem Stillstand?

Dia­na Linz: In zwei ver­schie­de­nen Zustän­den. Einer­seits haben wir, weil wir ja Zeit hat­ten, ein biss­chen reno­viert, gestri­chen, die Stüh­le wie­der fest­ge­schraubt und die Sitz­be­zü­ge aus­ge­tauscht. Der eine Zustand hat sich also ver­bes­sert. Der ande­re Zustand ist: Wir leben und es geht uns auch pri­vat gut, aber es herrscht Unsi­cher­heit. Wir haben seit 18. Juni wie­der geöff­net, aber wir mer­ken, dass es an sich finan­zi­ell bes­ser wäre, die Kinos wie­der zu schlie­ßen. Noch sind wir zwar zuver­sicht­lich, denn unglaub­lich vie­le Leu­te haben Kino­gut­schei­ne gekauft, es gab eine Spen­den­ak­ti­on von den Licht­spiel­freun­den und wir kön­nen die Mie­te zah­len. Wie es im rest­li­chen Jahr wei­ter­ge­hen wird, macht uns aber schon ein biss­chen Angst. Aber wir machen auf jeden Fall erst­mal wei­ter, solan­ge wie es geht, denn wir lie­ben Kino. Man kann ja sowie­so nur von Woche zu Woche denken.

Bestand die Sor­ge, in Ver­ges­sen­heit zu geraten?

Dia­na Linz: Immer. Wobei Ger­rit und ich sind ein biss­chen wie Ying und Yang. Er ist immer der posi­ti­ve Part und ich den­ke immer „Hil­fe!“. So war es auch in der ers­ten Woche der Beschrän­kun­gen. Ich hat­te Alb­träu­me und er hat gesagt „das wird schon“. Und ich hat­te das Gefühl, dass wir in der Zwi­schen­zeit etwas tun müs­sen, um am Ball zu blei­ben und damit die Leu­te mer­ken, dass das Kino lebt und immer noch da ist, wenn Coro­na weg ist.

Kön­nen Sie ein­schät­zen, was im Publi­kum in den Mona­ten der Schlie­ßung vor­ging? Wur­de unge­dul­dig auf die Wie­der­eröff­nung gewar­tet oder herrsch­ten Beden­ken, nach den Locke­run­gen wie­der ins Kino zu gehen?

Dia­na Linz: Der ers­te Tag der Wie­der­eröff­nung war umwer­fend! Das Licht­spiel war näm­lich gleich aus­ver­kauft, also in die­sem Fall mit 23 Gäs­ten von sonst 110. Jetzt nimmt der Andrang aber schon wie­der ab. Ich weiß aller­dings nicht, ob das an der Pan­de­mie liegt oder dar­an, dass die ers­ten neu­en Fil­me erst am 2. Juli star­ten. Ande­rer­seits ist es im Som­mer sowie­so immer eher ruhig.

Ger­rit Zach­rich: Wir mer­ken, dass die, die schon mit den Füßen gescharrt hat­ten, die Cine­as­ten, die, die die­sen Ort brau­chen, um zu über­le­ben, schon alle da waren. Teil­wei­se schon mehr­fach. Das brei­te Publi­kum ist bis­her noch nicht wiedergekommen.

Auf der Home­page schrei­ben Sie, dass Sie die Kinos am 18. Juni mit einem lachen­den und einem wei­nen­den Auge wie­der­ge­öff­net haben – warum?

Dia­na Linz: Wir freu­en uns rie­sig, unser Publi­kum wie­der zu sehen. Wir waren zu Trä­nen gerührt von all der Lie­be, die wir in Brie­fen, Post­kar­ten und Mails wäh­rend der Schlie­ßung erhal­ten haben und sind es, weil die Stamm­gäs­te uns treu geblie­ben sind. Aber auf der ande­ren Sei­te: Mit die­sen Auf­la­gen lohnt es sich nicht. Es wäre für uns finan­zi­ell eigent­lich bes­ser, die Kinos geschlos­sen zu lassen.

Ger­rit Zach­rich: Wir hof­fen drin­gend, dass die Rege­lun­gen geän­dert wer­den und sie viel­leicht wie in Frank­reich oder der Schweiz aus­se­hen, wo eine Sitz­brei­te Abstand reicht. Dann kön­nen wir die Kinos zumin­dest wie­der mit 50 Pro­zent betrei­ben und sind in einem Bereich, in dem es zumin­dest halb­wegs wie­der funk­tio­niert. Die ein­zi­ge Chan­ce, die wir zur­zeit sehen, sind Open-Air-Ver­an­stal­tun­gen. Da darf man 100 Leu­te rein­las­sen. Mit­te Juli legen wir mit einem Ver­suchs­bal­lon los – Silent Kino in der Kul­tur­gärt­ne­rei und im August unser gro­ßes Open-Air im Auf­see­sia­num. Beim Silent Kino bekom­men die Gäs­te an der Kas­se des­in­fi­zier­te Kopf­hö­rer. Dadurch geht der Film­ton direkt auf die Kopf­hö­rer. Anwoh­ner wer­den so nicht gestört – man kann ja meist erst wegen der Licht­ver­hält­nis­se spät anfan­gen – und wir kön­nen an ver­schie­dens­ten Orten Open-Air-Kino machen.

Könn­te ein Punkt erreicht wer­den, an dem Sie sich ent­schei­den, doch wie­der zu schließen?

Dia­na Linz: Erst­mal nicht. Wir hal­ten jetzt bis August durch und arbei­ten auf die Open-Air-Kinos zu und dann schau­en wir wei­ter. Wir pla­nen mit Monats­pro­gram­men, aber wir hal­ten uns schon die Mög­lich­keit offen, wie­der zuzumachen.

Wer­den die Bedürf­nis­se von Kinos in den poli­ti­schen Pla­nun­gen zur Unter­stüt­zung der Kul­tur genug gewürdigt?

Dia­na Linz: Im Ver­gleich zu ande­ren Kul­tur­schaf­fen­den hat­ten wir, glau­be ich, noch Glück. Wir hat­ten die Sofort­hil­fe bean­tragt, auch wenn wir sie zuerst nicht woll­ten, weil wir dach­ten, sie nicht zu brau­chen. Dann kam noch dazu, dass Moni­ka Grüt­ters, die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en, net­ter­wei­se und zu unse­rer Erleich­te­rung, aus­ge­zeich­ne­ten Pro­gramm­ki­nos 10.000 Euro pro Saal zukom­men ließ.

Ger­rit Zach­rich: Dann hat Bay­ern nach­ge­zo­gen mit einem Fond und auch noch­mal 5.000 Euro gege­ben. Wir sind eigent­lich schon pri­vi­le­giert, inso­fern als dass die Kul­tur­ent­schei­der auf Bun­des- und Län­der­ebe­ne ent­schie­den haben, gute aus­ge­zeich­ne­te Kinos unbe­dingt zu hal­ten, wes­we­gen die­se eine Son­der­zah­lung erhalten.

Zum Schluss: Wel­cher ist der bes­te Virusfilm?

Ger­rit Zach­rich: Wir haben die­se Fra­ge schon dis­ku­tiert und über­legt, eine Virus­rei­he zu zei­gen, sind dann aber zu dem Schluss gekom­men, es blei­ben zu las­sen. Wer sich sol­che Fil­me anschau­en möch­te, wird das zuhau­se tun, aber nicht dafür ins Kino gehen.

Und aus per­sön­li­cher Sicht?

Dia­na Linz: Ob es der bes­te ist, weiß ich nicht, aber „Die Far­be aus dem All“ passt sehr gut zur Thematik.

Ger­rit Zach­rich: Ich fin­de „12 Mon­keys“ gut, der ist sehr visionär.

Vie­len Dank für das Gespräch!

Dia­na Linz: Ich möch­te noch sagen: Die größ­te und schöns­te Unter­stüt­zung ist, wenn die Leu­te ins Kino gehen, und unse­re klei­nen Film­thea­ter davon leben kön­nen! Unse­re Bit­te: Auf ins Kino!

Wei­te­re Informationen:

www.lichtspielkino.de