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Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Stel­lung­nah­me der Bam­ber­ger Universitätsleitung

Soli­da­ri­tät mit der Ukraine

Die Lei­tung der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg hat sich in einer Stel­lung­nah­me zur Inva­si­on der Ukrai­ne durch Trup­pen der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on zu Wort gemel­det und die­se ver­ur­teilt. Sie sei sich der Ver­wund­bar­keit von Uni­ver­si­tä­ten ins­ge­samt, aber auch ein­zel­ner Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler sehr bewusst. Die Uni­ver­si­tät wer­de ver­su­chen, betrof­fe­ne Stu­die­ren­de prak­tisch zu unterstützen.

„Wir leh­nen völ­ker­rechts­wid­ri­ge Angrif­fe auf das Ter­ri­to­ri­um eines Staa­tes als Mit­tel der Poli­tik ab und schlie­ßen uns den For­de­run­gen der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung nach einem sofor­ti­gen Ende der Inva­si­on der Ukrai­ne an.

Gewalt, die Miss­ach­tung natio­na­len und inter­na­tio­na­len Rechts, ins­be­son­de­re die Miss­ach­tung der Men­schen­rech­te, der bür­ger­li­chen Frei­hei­ten und der Wis­sen­schafts­frei­heit, stell­ten für das Wis­sen­schafts­sys­tem eine schwe­re Bedro­hung dar, wie es wei­ter heißt. Wis­sen­schaft­li­cher Fort­schritt brau­che Frie­den, Rechts­si­cher­heit und die Frei­heit zum unge­hin­der­ten Aus­tausch – ohne Anse­hen askrip­ti­ver Merk­ma­le wis­sen­schaft­lich Arbei­ten­der und über staat­li­che Gren­zen hinweg.

Uni­ver­si­tä­ten müs­sen auch in schwe­ren Zei­ten ein Ort respekt­vol­len Dis­kur­ses bleiben

„Als Lei­tung einer deut­schen Uni­ver­si­tät sind wir uns der Ver­wund­bar­keit von Uni­ver­si­tä­ten ins­ge­samt, aber auch ein­zel­ner Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler sehr bewusst. Unse­re Gedan­ken sind bei den Men­schen in der Ukrai­ne. Sie sind aber auch bei den Stu­die­ren­den und Mit­ar­bei­ten­den aus der Ukrai­ne an unse­rer Uni­ver­si­tät. Sie alle sind uns in die­sen schwe­ren Zei­ten beson­ders nahe.“

Die Ver­ant­wort­lich­keit für den Angriff auf die Ukrai­ne lie­ge bei der Regie­rung Russ­lands. Die Lei­tung soli­da­ri­sie­re sich mit dem offe­nen Brief von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern in Russ­land, die sich mutig und trotz eines zuneh­mend repres­si­ven Staats­ap­pa­rats gegen den Krieg aussprechen.

Wei­ter heißt es von Sei­te der Uni­ver­si­täts­lei­tung, man tre­te jedem Ver­such ent­ge­gen, Uni­ver­si­täts­an­ge­hö­ri­ge allein auf­grund ihrer rus­si­schen Her­kunft anzu­fein­den. Uni­ver­si­tä­ten müss­ten auch in schwe­ren Zei­ten ein Ort respekt­vol­len Dis­kur­ses bleiben.

Die Uni­ver­si­tät Bam­berg wer­de ver­su­chen, betrof­fe­ne Stu­die­ren­de prak­tisch zu unter­stüt­zen. „Neh­men Sie bei Pro­ble­men Kon­takt zu den Mit­ar­bei­ten­den des Aka­de­mi­schen Aus­lands­amts auf. Den­ken Sie an alle Bera­tungs­mög­lich­kei­ten der Uni­ver­si­tät und in der Stadt Bam­berg. Dies schließt für Mit­ar­bei­ten­de die psy­cho­so­zia­le Bera­tungs­stel­le der Uni­ver­si­tät und für Stu­die­ren­de die psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Bera­tung des Stu­den­ten­werks sowie die Hoch­schul­seel­sor­ge ein. Spre­chen Sie bit­te auch mit Dozie­ren­den Ihres Ver­trau­ens, ins­be­son­de­re wenn Ihre Stu­di­en­leis­tun­gen zu lei­den beginnen.“

Die Uni­ver­si­tät ist Mit­glied von Scho­l­ars at Risk. Sie wer­de über­re­gio­na­le Initia­ti­ven zur Unter­stüt­zung ukrai­ni­scher Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler genau ver­fol­gen. Sie wer­de sich im Rah­men ihrer Mög­lich­kei­ten in rele­van­te Maß­nah­men ein­brin­gen. „Wenn mög­lich wer­den wir auch ver­su­chen, bestehen­de Koope­ra­tio­nen mit ukrai­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­ein­rich­tun­gen auf­recht­zu­er­hal­ten und die Fakul­tä­ten und Insti­tu­te der Uni­ver­si­tät auf­for­dern, ukrai­ni­sche Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler auf bestehen­de Mög­lich­kei­ten für Gast­do­zen­tu­ren auf­merk­sam zu machen. Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät sind auch auf­ge­for­dert, Initia­ti­ven der jewei­li­gen Fach­ge­sell­schaf­ten in der Uni­ver­si­tät bekannt zu machen und Mög­lich­kei­ten zur Betei­li­gung zu diskutieren.“

Stu­die

Digi­tal kom­pe­ten­ter Unter­richt – man­gel­haf­te IT-Infrastruktur

Eine heu­te ver­öf­fent­lich­te deutsch­land­wei­te Stu­die unter Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Bam­berg zeigt Stär­ken und Her­aus­for­de­run­gen beim digi­ta­len Unter­rich­ten in der beruf­li­chen Bil­dung auf. Die­ser zufol­ge sind beruf­li­che Lehr­kräf­te digi­tal kom­pe­tent, aller­dings man­gelt es in Beruf­li­chen Schu­len häu­fig an einer sta­bi­len IT-Infrastruktur.

Beruf­li­che Lehr­kräf­te sind digi­tal kom­pe­tent, arbei­ten sou­ve­rän mit digi­ta­len End­ge­rä­ten und füh­len sich durch das digi­ta­le Unter­rich­ten nicht außer­ge­wöhn­lich gestresst. Ihre größ­te Her­aus­for­de­rung wäh­rend der Pan­de­mie: Häu­fig man­gelt es in Beruf­li­chen Schu­len an einer sta­bi­len IT-Infra­struk­tur, zum Bei­spiel einer guten WLAN-Ver­bin­dung. Zu die­sen Erkennt­nis­sen gelangt ein For­schungs­team in einer deutsch­land­wei­ten Stu­die, die am 21. Febru­ar 2022 vom Bun­des­ver­band der Lehr­kräf­te für Berufs­bil­dung e.V. (BvLB) ver­öf­fent­licht wur­de. Für die Stu­die koope­rier­te ein Ver­bund mit For­schen­den der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg, Han­no­ver und Osna­brück sowie der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Schwä­bisch-Gmünd.

Ers­te bun­des­wei­te Erhe­bung in Beruf­li­chen Schulen

„Bei der Stu­die han­delt es sich um die ers­te bun­des­wei­te Erhe­bung unter Leh­re­rin­nen und Leh­rern an Beruf­li­chen Schu­len zum The­ma digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on“, betont der Spre­cher des For­schungs­teams Prof. Dr. Karl-Heinz Ger­holz. Er hat die Pro­fes­sur für Wirt­schafts­päd­ago­gik an der Uni­ver­si­tät Bam­berg inne und ging mit sei­ner Kol­le­gin Prof. Dr. Julia Gil­len sowie den Kol­le­gen Prof. Dr. Uwe Fass­hau­er und Prof. Dr. Tho­mas Bals in einer Umfra­ge ins­be­son­de­re den Fra­gen nach: Wie kamen beruf­li­che Lehr­kräf­te durch die Pan­de­mie? Wel­che Poten­tia­le sehen sie im digi­ta­len Unter­rich­ten und Orga­ni­sie­ren? Und wie steht es um die digi­ta­le Kom­pe­tenz von beruf­li­chen Lehr­kräf­ten? Für die Stu­die „Erfah­run­gen und Per­spek­ti­ven des digi­ta­len Unter­rich­tens und Ent­wi­ckelns an beruf­li­chen Schu­len“ (Digi-BS) wur­den 3.074 beruf­li­che Lehr­kräf­te in Deutsch­land zwi­schen Dezem­ber 2020 und März 2021 befragt.

„Die tech­ni­sche Infra­struk­tur ist ein Schlüs­sel­fak­tor, um die digi­ta­le Kom­pe­tenz von Lehr­kräf­ten wei­ter zu stär­ken und das sub­jek­ti­ve Stres­ser­le­ben zu redu­zie­ren“, stellt Karl-Heinz Ger­holz als zen­tra­les Ergeb­nis der Stu­die her­aus. Die Digi-BS-Stu­die zeigt, dass eine sta­bi­le und nach­hal­ti­ge IT-Infra­struk­tur an den Schu­len noch nicht in der Brei­te vor­han­den ist, wie sie eigent­lich benö­tigt wird. Ins­be­son­de­re WLAN-Ver­füg­bar­keit und ‑sta­bi­li­tät sowie Sup­port und pass­ge­naue Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te fehlen.

Pan­de­mie hat digi­ta­le Aus­stat­tung enorm beschleunigt

Davon abge­se­hen zeich­net die Stu­die ein eher posi­ti­ves Bild der digi­ta­len Ver­än­de­rung an Beruf­li­chen Schu­len: Die Pan­de­mie hat die digi­ta­le Aus­stat­tung, etwa mit Tablets und Lap­tops, enorm beschleu­nigt. Beruf­li­che Lehr­kräf­te haben die Pha­sen des Distanz­un­ter­richts und hybri­den Unter­rich­tens erfolg­reich gemeis­tert. Sie ver­fü­gen unter ande­rem über eine aus­ge­präg­te digi­ta­le Kom­pe­tenz, sind neu­gie­rig hin­sicht­lich digi­ta­ler Tech­no­lo­gien und kön­nen digi­ta­len Unter­richt ins­be­son­de­re auch im Aus­tausch mit dem Kol­le­gi­um gut umset­zen. Unter­stüt­zung wird also wesent­lich vor Ort in den Beruf­li­chen Schu­len erlebt, die der Bil­dungs­ver­wal­tung wird als eher begrenzt wahr­ge­nom­men. Die­se posi­ti­ven Erfah­run­gen im Umgang mit den Her­aus­for­de­run­gen der Pan­de­mie, so der Mit­au­tor Tho­mas Bals, „bestä­ti­gen erneut die Not­wen­dig­keit einer umfas­sen­den Auto­no­mie der Beruf­li­chen Schu­len bei der Erfül­lung ihres Bildungsauftrages.“

Arbeit und Frei­zeit über­schnei­den sich zuneh­mend, was die befrag­ten Lehr­kräf­te nicht als beson­ders belas­tend erle­ben. Dies zeigt sich zum Bei­spiel dar­an, dass das Stres­ser­le­ben nor­mal ist. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass das digi­ta­le Arbei­ten zwar manch­mal mit Stress­emp­fin­den ein­her­geht, die­ses aller­dings nicht wesent­lich nega­ti­ver und belas­ten­der als üblich wahr­ge­nom­men wird. Die­ses Ergeb­nis ist für die betei­lig­ten Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler über­ra­schend vor dem Hin­ter­grund der gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on um digi­ta­les Ler­nen und der damit zusam­men­hän­gen­den Her­aus­for­de­run­gen. „Beruf­li­che Lehr­kräf­te haben die Her­aus­for­de­run­gen in der Pan­de­mie erstaun­lich gut bewäl­tigt und kön­nen somit als ‚Hid­den Cham­pions der Pan­de­mie‘ beschrie­ben wer­den“, sagt Karl-Heinz Gerholz.

Die Stu­die macht in die­sem Zusam­men­hang jedoch auch fol­gen­den Zusam­men­hang deut­lich: War die tech­ni­sche Aus­stat­tung gut und haben Lehr­kräf­te eine digi­ta­le Selbst­wirk­sam­keit, war ihr Stress­emp­fin­den gering. Schlech­te tech­ni­sche Aus­stat­tung führ­te dage­gen zu sehr hohem Stress­emp­fin­den und per­sön­li­cher Überlastung.

Neue Arbeits­mo­del­le in der digi­ta­len Transformation

Zudem lei­ten die For­schen­den aus ihrer Stu­die ab, dass im Zuge der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on auch die Arbeits­mo­del­le von Lehr­kräf­ten in den Blick genom­men wer­den müs­sen. „Wenn Unter­richt und schu­li­sche Arbeit zuneh­mend in hybri­den Räu­men statt­fin­den, ist das Prä­senz­stun­den­mo­dell an der Schu­le nicht mehr zeit­ge­mäß“, sagt Karl-Heinz Ger­holz. „Die sich ver­än­dern­den Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che von Lehr­kräf­ten müs­sen in den Arbeits­mo­del­len stär­ker berück­sich­tigt wer­den.“ Dies zu befor­schen, ist das nächs­te Ziel der For­schungs­grup­pe Digi-BS. Die voll­stän­di­ge Stu­die ist hier zu fin­den.