Ein bisschen Photovoltaik-Pingpong spielen derzeit die Bamberger Grünen und Brose miteinander: Kommt Photovoltaik auf die Dächer der Brose-Neubauten am Berliner Ring auf
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Unternehmen handle eigener Nachhaltigkeitsstrategie zuwider
Grüne kritisieren Brose
Ein bisschen Photovoltaik-Pingpong spielen derzeit die Bamberger Grünen und Brose miteinander: Kommt Photovoltaik auf die Dächer der Brose-Neubauten am Berliner Ring auf Druck der Grünen oder aus Eigeninitiative von Brose?
Nachdem die ersten Pläne von Brose im Jahr 2020 keinen Solarstrom vorsahen und deshalb von der grünen Stadtratsfraktion öffentlichkeitswirksam abgelehnt wurden – samt einem Appell an Brose, hier nachzubessern – hatte Brose seine Planung ein Jahr später tatsächlich geändert und setzt nun Photovoltaikanlagen auf die neuen Bürogebäude. Was umgehend für öffentliche Freude und Lob durch die Grünen führte. Dem hingegen widersprach aber Brose mit einer Gegendarstellung, wonach die Firma ganz ohne grünes Zutun eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt habe. Immerhin sind sich beide Seiten in ihrer positiven Bewertung des wie auch immer entstandenen Ergebnisses einig.
Das trifft jedoch nicht auf die jüngst bei der Bausenatssitzung ausgesprochene Genehmigung für ein neues Brose-Parkhaus zu. Auf Nachfrage des Fraktionsvorsitzenden Christian Hader bestätigte die Stadtverwaltung, dass keine Photovoltaik-Nutzung auf der 3000 Quadratmeter großen Dachfläche des Parkhauses vorgesehen ist. Entsprechend wurde das Vorhaben von der Fraktion Grünes Bamberg abgelehnt und das Versäumnis scharf kritisiert: „Wir sind inmitten der Energiekrise, die Menschen sollen sich einschränken und Strom sparen, wir reden über die Gefährdung der öffentlichen Daseinsvorsorge und gleichzeitig bleiben solche Chancen ungenutzt? Das ist für uns in keinster Weise nachvollziehbar“, so Christian Hader.
„Vielleicht lesen wir ja bald wieder eine Gegendarstellung“
Er rechnet vor, dass – würde man die gesamte Dachfläche des Parkhauses zur Solarstromerzeugung nutzen – der theoretische Jahresstrombedarf für bis zu 75 Einfamilienhaushalte CO2-neutral abgedeckt werden könnte. Darüber hinaus verweist Hader auf den Beschluss der Klimasondersitzung des Bamberger Stadtrats aus dem Jahr 2022, wonach auf allen gewerblichen Neubauten Photovoltaik vorzusehen ist. Entsprechend hätten die Bamberger Grünen erwartet, dass CSU und SPD das Vorhaben in dieser Form durch ihre erfolgte Zustimmung nicht wie geschehen genehmigen. „Als Grünes Bamberg können und wollen wir gerade im Lichte der Energiekrise nicht gegen geltende Beschlüsse stimmen, deren Umsetzung wichtiger denn je wäre“, so der Fraktionsvorsitzende der Bamberger Grünen.
Mit Blick auf das Unternehmen zeigt sich Hader dennoch optimistisch: „Vielleicht lesen wir ja bald wieder eine Gegendarstellung. Uns soll es recht sein, solange Brose hier nachbessert und damit die Zeichen der Zeit erkennt. Das würde die abendliche Beleuchtung von Parkplatz und Büros am Berliner Ring zwar immer noch nicht rechtfertigen, aber zumindest CO2-neutral gestalten.“
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Umstieg auf erneuerbare Energien
BUND Naturschutz Bamberg begrüßt Agri-Photovoltaik-Ausbau in der Region
Angesichts von Klimakrise und Ukrainekrieg mahnt der BUND Naturschutz Bamberg einen ambitionierteren Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region an. Auf dem Gelände der geplanten Agri-Photovoltaik-Anlage in Priegendorf ließen sich Vertreter des BUND Naturschutz Bamberg das Projekt erläutern und appellierten an die Gemeinden im Landkreis: „Wir müssen bei den Erneuerbaren einen Zahn zulegen und die Potentiale ausschöpfen.“
Durch den Krieg in der Ukraine ist es mittlerweile zum Konsens geworden, dass die Energieversorgung schnellstmöglich unabhängig von fossilen Brennstoffen werden muss. „Dies erfordert nicht nur die Klimakrise, sondern dämpft auch die Energiepreise“, sagte Josephina Nübold vom BUND Naturschutz Bamberg. „Diese Unabhängigkeit stärkt unsere Energiesouveränität und beendet die Unterstützung von Kriegsverbrechern und Diktaturen. Unsere Abhängigkeit ist enorm. Jetzt rächen sich auf bittere Weise die für die Energiewende verlorenen, vergangenen Jahre. Wir könnten schon viel weiter sein.” Die Region Bamberg solle die Chancen, die sich aus der Nutzung von Windkraft und Photovoltaik ergeben, zügig ergreifen.
Windkraft kann mehr – wenn man sie lässt
Verständnislos zeigt sich der BUND Naturschutz Bamberg, dass die bayerische Staatsregierung an der 10H-Regelung festhalten will. Diese habe durch die Festschreibung überzogener Abstände zwischen Windkraftanlagen und Wohngebäuden dazu geführt, dass Bayerns Windkraftausbau zum Erliegen gekommen ist.
Mit dieser Politik drohe Bayern eine riesige Stromlücke. Nötig sei die Ausweisung von 2 Prozent der Landes-Fläche für mögliche Windkraftstandorte und die Abschaffung der 10H-Abstandsregelung. Immerhin habe die Staatsregierung ein paar Ausnahmen von der 10H-Regelung angekündigt.
„Unsere Hoffnung liegt derzeit bei den Gemeinden“, sagte Erich Spranger, Energieexperte beim BUND Naturschutz Bamberg. „Diese können über die Bauleitplanung 10H umgehen. In vorbildlicher Weise wenden dies die Gemeinden Litzendorf und Buttenheim an. Hier sind jeweils Windprojekte in Planung. Hoffentlich nehmen weitere Gemeinden im Landkreis Bamberg ihre Verantwortung wahr und ziehen nach.”
Dabei empfehle es sich für die Gemeinden proaktiv tätig zu werden. Auf Windvorrangflächen könnten nach eigenen Vorstellungen und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Windkraftanlagen errichtet werden. Mit gleich drei Vorranggebieten sieht Spranger die Gemeinde Burgebrach besonders in der Pflicht.
Dazu müsse der Freistaat jedoch noch weitere Vorrangflächen ausweisen. Potential erkennt der BUND Naturschutz Bamberg vor allem auf dem Jura in den Gemeinden Stadelhofen, Königsfeld und Heiligenstadt sowie auf den Höhenzügen im westlichen Landkreis.
Unterstützung bekommt der Ausbau der Windkraft im Landkreis von der Bundesebene. Bei Bürgerenergie-Projekten bis 18 Megawatt soll die Ausschreibungspflicht wegfallen. Dies würde die Planungen im Landkreis deutlich vereinfachen.
Photovoltaik stark ausbauen
Viel Potential für den Photovoltaik-Ausbau böten ungenutzte Dachflächen. Der BUND Naturschutz Bamberg fordert die Gemeinden auf, bei Neubauten schon jetzt Photovoltaik-Anlagen soweit möglich verpflichtend vorzuschreiben.
„Wir sind es leid, bei unseren Stellungnahmen zu Bebauungsplänen immer wieder auf die fehlende PV-Pflicht hinzuweisen. So begrüßen wir es sehr, dass die neue Bundesregierung Photovoltaik bei Neubauten vorschreiben beziehungsweise zur Regel machen will“, sagte Spranger.
Besonders hoch seien die Potentiale aber im Bestand. Interessierten möchte der BN Mut machen: Durch neue Regelungen wurde der Betrieb von normalen Hausanlagen deutlich entbürokratisiert.
Zusätzlich zum Ausbau der PV-Anlagen auf den Dächern werde Bayern ohne einen großzügigen Ausbau von Freiflächenanlangen nicht auskommen. So begrüßt es der BN, dass schon eine ganze Reihe von Gemeinden in diesem Bereich aktiv sind. Das Landschaftsbild betreffend findet Spranger: „Es müssen nicht immer riesige Flächen sein. Kleinere Anlagen, die in die Landschaft eingestreut und an die Geländegestalt angepasst sind, schonen das Landschaftsbild.”
Agri-Photovoltaik in Priegendorf
In diesem Punkt vorbildlich sei die geplante Agri-Photovoltaik-Anlage auf einem 2,25 Hektar großen Ackerstreifen bei Priegendorf. Heiko Martin, Geschäftsführer der KMM Kommunal Management, erläuterte die Planung vor Ort. Er projektiert die Anlage und wird auch ihr Betreiber sein.
Die Agri-PV-Anlage kombiniert landwirtschaftliche Nutzung mit energetischer Nutzung mittels Photovoltaik. Geplant sind sogenannte sonnennachgeführte Modulreihen, die durch größere Reihenabstände auch mit ihrer Rückseite durch Bodenreflexion Energie erzeugen können. Somit lässt sich auch auf kleiner Fläche ein hoher Stromertrag für rund 480 Haushalte erzielen und gleichzeitig Landwirtschaft betreiben.
Die großen Modulplatten können senkrecht gestellt werden, so dass die Fläche mit einem Traktor bearbeitet werden kann. In den immer trockener werdenden Sommermonaten dienen die Photovoltaikmodule gleichzeitig als Schattenspender, so dass zwischen den Modulreihen Gemüse gut wachsen kann.
Das Gemüse soll im Anschluss lokal vermarktet werden. Einen weiteren Vorteil, den der BUND Naturschutz Bamberg bei der Anlage ausmacht: Die Planung sieht im Sinne der Netzdienlichkeit einen Energiespeicher vor. „Dies bedeutet einen großen Schritt zur Energieautarkie für die Stadt Baunach“, sagte Martin.
Doch wie gehen die Planungen nun weiter? Noch im April ist die Teilnahme an der Innvoationsausschreibung geplant. Mit einer Realisierung ist dann für 2023 oder 2024 zu rechnen. Ein wirklich innovatives und nachhaltiges Projekt zur Nachahmung, findet der BUND Naturschutz Bamberg.
Nübold gab aber auch zu bedenken: „Bei allem Ausbau der erneuerbaren Energien ist es uns wichtig, auf unsere größte Energiequelle hinzuweisen: das Energiesparen. Das kann durchaus mit Einschränkungen zusammenhängen oder auch mit Energieeffizienz, wie bei Verkehrswende, E‑Mobilität, Wärmepumpen oder Hausdämmung.“