Bei der nächsten Ministerpräsident*innen-Konferenz am 22. März entscheidet sich, ob und unter welchen Bedingungen Kulturveranstaltungen wieder stattfinden können. Eine Frage, die auch
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Interview mit Wolfgang Heyder
Bamberger Literaturfestival 2021
Bei der nächsten Ministerpräsident*innen-Konferenz am 22. März entscheidet sich, ob und unter welchen Bedingungen Kulturveranstaltungen wieder stattfinden können. Eine Frage, die auch für das Bamberger Literaturfestival 2021 (BamLit) interessant ist. Wir haben mit Wolfgang Heyder über die Planungen gesprochen.
Am 20. April ist mit der Lesung von Michel Friedman die Eröffnung geplant. Stand der Planungen ist, diese und alle folgenden Lesungen vor – wenn auch zahlenmäßig reduziertem – Publikum abzuhalten. Sollten Präsenz-Veranstaltungen aber doch nicht möglich sein, bliebe dem ausrichtenden Veranstaltungsservice Bamberg immer noch die Möglichkeit, Tickets für online gestreamte Lesungen anzubieten.
Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg schließt diese Veranstaltungs-Variante nicht aus, möchte in den BamLit- Planungen vorerst aber noch auf Präsenz-Tickets setzen. Wir haben mit ihm gesprochen.
Herr Heyder, für das Bamberger Literaturfestival planen Sie Lesungen vor Publikum. Was macht Sie optimistisch, dass das BamLit auf diese Art und Weise am 20. April im Kulturboden beginnen kann?
Wolfgang Heyder: So ist der Plan, ja. Vor Weihnachten hatte die Veranstaltergruppe entschieden, das Festival um zwei Monate zu verschieben und mit einem Hygienekonzept auszurichten, das knapp 30 Prozent Belegung der Örtlichkeiten möglich macht. Im Kulturboden in Hallstadt wären das beispielsweise etwa 90 Menschen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir natürlich noch nicht, ob es so stattfinden kann. Ende März wird bei der nächsten Ministerpräsidentinnen- und Ministerpräsidenten-Konferenz über die Möglichkeit von Kulturveranstaltungen entschieden. Bis dann ist noch ein bisschen Zeit, aber ich denke, der Optimismus, Lesungen vor Publikum haben zu können, stirbt zuletzt. Das Virus hält uns gefangen, aber man muss schon nach Lösungen suchen. Meine Kritik an der Politik ist allerdings, dass nur wenig Strategie im Suchen von Lösungen zu erkennen ist.
Werden Sie, wie bei verschiedenen Konzerten des Veranstaltungsservice, auch beim BamLit sowohl Präsenz-Tickets als auch Stream-Tickets anbieten?
Wolfgang Heyder: Nein, beim BamLit planen wir noch nicht mit Online-Tickets. Wir wollen zuerst schauen, unter welchen Bedingungen das Festival vor Publikum stattfinden kann, und wie hoch die Nachfrage nach Karten ist.
Wie verlaufen die Ticketvorverkäufe bisher?
Wolfgang Heyder: Das muss man jetzt relativ sehen, wegen der geringeren Auslastung. Drei oder vier Termine sind schon ausverkauft, bei vielen anderen gibt es noch Karten. Die Verkäufe haben sehr gut angefangen, aber zur Zeit bucht das Publikum eher verhalten – die Unsicherheit der Pandemie-Entwicklung könnte der Grund dafür sein. Andererseits haben wir uns aber auch mit der Werbung für das BamLit bisher zurückgehalten und haben entschieden, erst dann richtig loszulegen, wenn klarer ist, wie und unter welchen Bedingungen das Festival stattfinden kann.
Lässt sich anhand der Vorverkaufszahlen bei den Konzerten, bei denen Sie auch Online-Tickets anbieten, erkennen, welche Ticketart die Leute vorziehen?
Wolfgang Heyder: Ganz klar Präsenz-Tickets, keine Frage. Trotz der schwierigen Gesamtsituation dürsten die Menschen nach Präsenz-Veranstaltungen und den Emotionen, die da dran hängen – das haben wir schon bei Ticketverkäufen im letzten Sommer gemerkt. Andererseits haben die Streams, die wir gemacht haben, auch eine hohe Resonanz, eine für mich eigentlich sensationell hohe Resonanz gehabt.
Für das Konzert von Wolfgang Buck am 17. April gibt es sowohl Präsenz- als auch Onlinetickets. Wie steht der Musiker selbst zu dieser Aufteilung?
Wolfgang Heyder: Für dieses Konzert hatte der Vorverkauf schon begonnen, als der zweite Lockdown losging. Wobei allen Beteiligten schon vorher klar gewesen war, dass das Konzert nicht mit voller Publikumsauslastung stattfinden könnte. Wie so viele andere braucht auch Wolfgang Buck ein Publikum bei seinen Konzerten und ist auf die Interaktion mit den Leuten angewiesen, aber auch er sagte damals, dass wir das Stream-Angebot trotzdem ausprobieren. Wir hoffen alle, dass das nicht das Konzertmodell der Zukunft sein wird, aber in der momentanen Phase und ihren Unsicherheiten ist es sicher eine Option.
Was passiert mit dem BamLit, wenn die nächste Ministerpräsident*innen-Konferenz am 22. März, bei der Öffnungen im Kulturbereich besprochen werden sollen, keine Schritte in dieser Richtung beschließt? Wäre es denkbar, das gesamte BamLit online stattfinden zu lassen?
Wolfgang Heyder: Das muss die veranstaltende Gruppe aus unter anderem Veranstaltungsservice, Landratsamt, Stadtmarketing und Buchhandlung Osiander entscheiden. Wenn es aber überhaupt keine Möglichkeit geben sollte, die Lesungen auch nur vor dem kleinsten Publikum zu haben, wäre eine reine Online-Veranstaltung eine Option. Aber ich kann das nicht alleine entscheiden. Wir werden uns nach der MPK austauschen und schauen, in welche Richtung das BamLit gehen kann.
Haben sich einzelne Autor*innen des Festivals zur Möglichkeit gestreamter Online-Lesungen geäußert? Wie sehen hier die Meinungen aus?
Wolfgang Heyder: Es wollen alle Präsenz. Aber auch Autoren leiden sehr unter wegfallenden Auftrittsgagen und es gibt durchaus auch Aussagen von der einen oder dem anderen, eine Lesung auch online abhalten zu wollen.
Wie unterscheiden sich Gagen von Präsenz- und Online-Auftritten?
Wolfgang Heyder: Das ist ein Thema, das eigentlich noch nie diskutiert wurde oder diskutiert werden musste. Wir spüren aber, dass die Leute, die im Kulturbetrieb unterwegs sind, sehr flexibel sind, was zum Beispiel Verschiebungen oder Verlegungen von Auftritten oder eben die Reduzierung von Gagen betrifft.
Worauf haben Sie bei der diesjährigen BamLit-Programmgestaltung einen Schwerpunkt gelegt?
Wolfgang Heyder: Immer mehr Autoren haben in den letzten Jahren den Sachbuchbereich bedient. Dem haben wir in der Programmgestaltung Rechnung getragen. Zwei weitere wichtige Punkte waren außerdem schon immer, lokale Autoren einzubinden und eine große Bandbreite im Programm abzubilden, um möglichst viele Menschen zum Literaturfestival und zur Literatur zu kriegen und nach Möglichkeit jeden Abend ein anderes Publikum anzuziehen.