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Projekt

Ver­bund­pro­jekt ForDigitHealth 

Digi­ta­ler Stress ist ansteckend

Digi­ta­ler Stress ist anste­ckend. Das haben For­sche­rin­nen und For­scher der Uni­ver­si­tät Bam­berg im Rah­men des Ver­bund­pro­jekts For­Di­gi­tHe­alth her­aus­ge­fun­den, das jetzt zum Abschluss kommt.

Digi­ta­le Tech­no­lo­gien und Medi­en sind tief in unse­ren All­tag inte­griert. Sie hal­ten uns in Ver­bin­dung, sind die Vor­aus­set­zung für Arbeits­pro­zes­se, ermög­li­chen schnel­le Abstim­mun­gen, Inspi­ra­ti­on, Unter­hal­tung, Ler­nen und Unter­stüt­zung. Gleich­zei­tig ent­steht dadurch digi­ta­ler Stress, der zu nega­ti­ven gesund­heit­li­chen Fol­gen füh­ren kann. Die Uni­ver­si­tä­ten Augs­burg, Bam­berg, Erlan­gen-Nürn­berg, Mün­chen und Würz­burg haben im gemein­sa­men For­schungs­ver­bund „For­Di­gi­tHe­alth“ vier Jah­re lang zum gesun­den Umgang mit digi­ta­len Tech­no­lo­gien und Medi­en geforscht. Jetzt fin­det das Pro­jekt sei­nen Abschluss. Bay­erns Wis­sen­schafts­mi­nis­ter Mar­kus Blu­me betont: „Inter­dis­zi­pli­när, hoch­ak­tu­ell und mit Mehr­wert für uns alle: Der Ansatz des For­schungs­ver­bunds For­Di­gi­tHe­alth war und ist mus­ter­gül­tig. Digi­ta­le Tech­no­lo­gien und Medi­en bestim­men unse­ren All­tag – die Aus­wir­kun­gen müs­sen fun­diert unter­sucht wer­den, des­halb haben wir den For­schungs­ver­bund mit ins­ge­samt rund 3,4 Mil­lio­nen Euro geför­dert. Die Ergeb­nis­se geben uns nun wich­ti­ge Hin­wei­se, wie wir – jeder ein­zel­ne und als Gesell­schaft – mit dem Phä­no­men ‚Digi­ta­ler Stress‘ umge­hen kön­nen. Ganz beson­ders freut mich, dass die Ergeb­nis­se auch in einem Online-Weg­wei­ser für alle zugäng­lich gemacht werden.“

Anste­ckungs­po­ten­ti­al von Technostress

Die For­sche­rin­nen und For­scher der Uni­ver­si­tät Bam­berg haben sich im Rah­men von For­Di­gi­tHe­alth vor allem mit Anste­ckungs­po­ten­zia­len von digi­ta­lem Stress beschäf­tigt. Dass digi­ta­ler Stress, oder auch Tech­nost­ress, bei Mit­ar­bei­ten­den zu Burn­out füh­ren kann und bei Unter­neh­men Schä­den in Mil­lio­nen­hö­he her­vor­ru­fen kann, ist in der For­schung wohl­be­kannt. Als Ursa­che hat die bis­he­ri­ge For­schung aus­schließ­lich tech­no­lo­gi­sche Cha­rak­te­ris­ti­ka unter­sucht und sich dabei auf ein­zel­ne Per­so­nen und ihr jewei­li­ges Stress­ver­hal­ten kon­zen­triert. Typi­scher­wei­se han­deln und arbei­ten Men­schen aber sozi­al ein­ge­bet­tet und ein Groß­teil der Arbeit geschieht im Team. „Wir gin­gen Hin­wei­sen aus der Unter­neh­mens­pra­xis nach, wel­che dar­auf hin­deu­te­ten, dass sich die­ser Stress durch Kom­mu­ni­ka­ti­on oder durch Wahr­neh­mun­gen von Emo­tio­nen zwi­schen Men­schen über­trägt“, erklärt Prof. Dr. Tim Weit­zel, Inha­ber des Lehr­stuhls für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, ins­be­son­de­re Infor­ma­ti­ons­sys­te­me in Dienst­leis­tungs­be­rei­chen, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Neben ihm waren Prof. Dr. Chris­ti­an Mai­er, der zwi­schen­zeit­lich an die Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen gewech­selt ist, sowie Lea Reis am Teil­pro­jekt beteiligt.

„Haupt­er­geb­nis unse­rer For­schung ist die neue Erkennt­nis, dass digi­ta­ler Stress auch sozi­al anste­ckend ist. Man kann sich sozu­sa­gen nicht nur am SAP-Sys­tem, son­dern auch bei Kol­le­gen infi­zie­ren“, sagt Weit­zel. Das gesche­he vor allem im engen beruf­li­chen oder pri­va­ten Umfeld. Die Anste­ckung kön­ne ent­we­der durch Auf­nah­me der Emo­tio­nen oder der Pro­ble­me ande­rer erfol­gen. Die For­schen­den spre­chen dabei von emo­tio­na­ler bezie­hungs­wei­se kogni­ti­ver Anste­ckung. „Einer emo­tio­na­len Anste­ckung kön­nen wir kaum etwas ent­ge­gen­set­zen“, erläu­tert Weit­zel. „Denn sie pas­siert auto­ma­tisch, wenn wir unse­rem sozia­len Umfeld mit Empa­thie und Sym­pa­thie begeg­nen.“ Häu­fig kön­ne nur das bewuss­te Distan­zie­ren von der eige­nen emo­tio­na­len Reak­ti­on auf ande­re dem durch Anste­ckung ent­stan­de­nen Tech­nost­ress ent­ge­gen­wir­ken, zei­ge die For­schung. Bei einer kogni­ti­ven Anste­ckung kön­ne es hin­ge­gen hel­fen, sich ein gestärk­tes Selbst­ver­trau­en in die eige­nen IT-Fähig­kei­ten anzu­eig­nen und sich bewusst zu machen, dass man selbst der Situa­ti­on gewach­sen und den Pro­ble­men ande­rer nicht hilf­los aus­ge­lie­fert ist.

Auf die Ein­stel­lung zu Stress kommt es an

Der Bam­ber­ger Bei­trag stellt einen Teil der Ergeb­nis­se des For­schungs­ver­bunds dar. Wei­ter­hin haben die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler her­aus­ge­fun­den: Beim gesun­den Umgang mit digi­ta­len Tech­no­lo­gien und Medi­en kom­me es auch auf die Ein­stel­lung zum Stress an. Wenn er durch ein Indi­vi­du­um als Her­aus­for­de­rung statt als Belas­tung ein­ge­stuft wer­de, kön­ne sich der Stress auch posi­tiv auf eine bes­se­re Leis­tung und Wohl­be­fin­den aus­wir­ken. Hier­für müs­sen aber die Bedin­gun­gen stim­men: eine aus­ge­bil­de­te Medi­en­kom­pe­tenz oder die Unter­stüt­zung durch Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bezie­hungs­wei­se eines IT-Help­desks, das Hil­fe­su­chen­de zur Pro­blem­lö­sung befä­higt und nicht nur das Pro­blem selbst löst. In einer sol­chen Situa­ti­on wer­de der Kör­per kurz­fris­tig in Alarm­be­reit­schaft ver­setzt, um die Situa­ti­on bewäl­ti­gen zu kön­nen. Lang­fris­tig kön­ne die­ser Stress aber auch mit Erkran­kun­gen wie etwa Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Krebs oder Depres­si­on in Ver­bin­dung gebracht wer­den. Grund dafür sei­en lang­an­hal­ten­de Ent­zün­dungs­pro­zes­se, die der Kör­per im Rah­men der Stress­re­ak­ti­on durch­lau­fe, wenn der Mensch über einen lan­gen Zeit­raum Stress aus­ge­setzt ist. For­Di­gi­tHe­alth hat auch erforscht, wie digi­ta­le Tech­no­lo­gien mit­hil­fe nut­zer­zen­trier­ter Design­pro­zes­se gestal­tet wer­den müs­sen, um digi­ta­len Stress zu ver­rin­gern. Die Infor­ma­tik ging neue Wege und ent­wi­ckel­te zum Bei­spiel Tech­no­lo­gien für die Arbeit im Gehen, da sich Bewe­gung zum Stress­ab­bau sehr gut eig­net. Auch wur­de bear­bei­tet, wie man mit­hil­fe von Apps digi­ta­len Stress bes­ser bewäl­ti­gen kann und ers­te Pro­to­ty­pen vorgestellt.

Trans­fer: Weg­wei­ser zum Umgang mit Stress für die Öffentlichkeit

Der Baye­ri­sche For­schungs­ver­bund hat mög­li­che Lösungs­an­sät­ze im Umgang mit digi­ta­lem Stress auf­be­rei­tet. In „Digi­ta­ler Stress: Der Weg­wei­ser“ wur­den Infor­ma­tio­nen und Hin­wei­se zu Ursa­chen, Fol­gen und Wirk­wei­sen für die Öffent­lich­keit auf der Web­sei­te des Ver­bunds fest­ge­hal­ten. Auch die zugrun­de­lie­gen­den Publi­ka­tio­nen kön­nen im Weg­wei­ser nach­ge­le­sen wer­den. Der Ver­bund war mit aus­ge­wie­se­nen Exper­tin­nen und Exper­ten aus den fünf Fach­dis­zi­pli­nen Medi­zin, Psy­cho­lo­gie, Infor­ma­tik, Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft besetzt. Im Rah­men von fünf über­ge­ord­ne­ten Quer­schnitts­the­men und in ins­ge­samt elf Teil­pro­jek­ten wur­de das The­ma digi­ta­ler Stress beforscht. Der Online-Weg­wei­ser ist hier zu fin­den, die Web­sei­te des For­schungs­ver­bun­des hier.

Inter­na­tio­na­le For­schung unter Bam­ber­ger Leitung 

Schul­zeit bestimmt Lebens­we­ge – unab­hän­gig vom Bildungssystem

Ein inter­na­tio­na­les For­schungs­team unter Lei­tung von Prof. Dr. Stef­fen Schind­ler von der Uni­ver­si­tät Bam­berg hat Bil­dungs­we­ge in sie­ben ver­schie­de­nen Län­dern unter­sucht. Ziel der Unter­su­chung war es, her­aus­zu­fin­den, ob sich unter­schied­li­che Bil­dungs­sys­te­me dar­in unter­schei­den, inwie­weit sie den spä­te­ren beruf­li­chen Erfolg vorherbestimmen.

Durch die Wahl der wei­ter­füh­ren­den Schu­le wer­den in Deutsch­land bereits früh­zei­tig Lebens­ver­läu­fe vor­her­be­stimmt. Schü­le­rin­nen und Schü­ler an Haupt­schu­len fin­den sich im spä­te­ren Leben häu­fi­ger in Beru­fen mit nied­ri­ge­rem Ein­kom­men wie­der als Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf dem Gym­na­si­um. Der Umstand, dass durch das deut­sche Schul­sys­tem sol­che soge­nann­ten Pfad­ab­hän­gig­kei­ten beson­ders früh ange­legt wer­den, wird in der öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung häu­fig kri­ti­siert. Zum Ver­gleich wer­den dann oft Bil­dungs­sys­te­me ange­führt, die län­ge­re Zei­ten gemein­sa­men Ler­nens in der Sekun­dar­stu­fe vorsehen.

Ob sich unter­schied­li­che Bil­dungs­sys­te­me tat­säch­lich dar­in unter­schei­den, inwie­weit sie den spä­te­ren beruf­li­chen Erfolg vor­her­be­stim­men, hat nun ein inter­na­tio­na­les For­schungs­team unter­sucht. Es hat die Bil­dungs­sys­te­me aus sie­ben Län­dern mit­ein­an­der ver­gli­chen. Die Ergeb­nis­se wur­den im Juli 2021 in einem Son­der­band der Zeit­schrift „Lon­gi­tu­di­nal and Life Cour­se Stu­dies“ ver­öf­fent­licht. Die Erkennt­nis: „In allen Bil­dungs­sys­te­men fin­det eine Sor­tie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler statt, durch die der spä­te­re Arbeits­markt­er­folg vor­her­be­stimmt wird“, fasst Dr. Stef­fen Schind­ler zusam­men, Pro­fes­sor für Sozio­lo­gie mit dem Schwer­punkt Bil­dung und Arbeit im Lebens­ver­lauf an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Er lei­tet das For­schungs­pro­jekt „LIFETRACK“ („Life-Cour­se Dyna­mics of Edu­ca­tio­nal Tracking“).


Auf­tei­lung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in allen Bildungssystemen

Sozio­lo­gin­nen und Sozio­lo­gen aus Däne­mark, Deutsch­land, Eng­land, Finn­land, Frank­reich, Isra­el und Ita­li­en haben für das Pro­jekt ihre Bil­dungs­sys­te­me unter­sucht und ver­gli­chen. Ihr Augen­merk rich­te­ten sie dabei auf die Sekun­dar­stu­fe. Dort befin­den sich typi­scher­wei­se Schü­le­rin­nen und Schü­ler zwi­schen 10 und 18 Jah­ren. Die Sekun­dar­stu­fe ist je nach Land unter­schied­lich gestal­tet. In Deutsch­land wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Regel bereits im Alter von 10 Jah­ren auf unter­schied­li­che Schul­for­men aufgeteilt. 

In ande­ren Län­dern besu­chen Her­an­wach­sen­de bis zum Alter von 14 oder 16 Jah­ren eine Gesamt­schu­le. Den­noch fin­den sich auch in sol­chen Schul­sys­te­men Auf­tei­lun­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die jedoch nicht immer offen­sicht­lich sind. „Alle For­schungs­teams haben in ihrem Land eine Form der Auf­tei­lung von Schü­le­rin­nen und Schü­lern in der Sekun­dar­stu­fe fest­ge­stellt – unab­hän­gig vom Bil­dungs­sys­tem“, sagt Stef­fen Schind­ler. Sicht­bar wird die­se Dif­fe­ren­zie­rung etwa, wenn Kin­der je nach Leis­tung in unter­schied­li­che Lern­grup­pen auf­ge­teilt wer­den. In Eng­land fin­det die Auf­tei­lung unauf­fäl­li­ger statt, zum Bei­spiel durch die Wahl bestimm­ter Fächer oder die Teil­nah­me an bestimm­ten Prüfungen.

Der Sozio­lo­ge Stef­fen Schind­ler lei­tet das inter­na­tio­na­le For­schungs­pro­jekt LIFETRACK. Foto: BAGSS/​Universität Bamberg 

Aka­de­mi­sche Bil­dung bringt in jedem Bil­dungs­sys­tem Vorteile

Die sie­ben Län­der­stu­di­en stim­men in einer Erkennt­nis über­ein: Aka­de­mi­sche Bil­dungs­we­ge füh­ren ten­den­zi­ell zu güns­ti­ge­ren Ergeb­nis­sen auf dem Arbeits­markt als beruf­li­che Bil­dungs­we­ge. „Und die Fra­ge, ob jemand spä­ter ein Stu­di­um auf­nimmt oder nicht, wird in fast allen Län­dern sehr häu­fig bereits durch die Sor­tie­rung in der Sekun­dar­stu­fe ent­schie­den“, sagt Stef­fen Schind­ler. Es zeigt sich in der Unter­su­chung auch, dass die Auf­tei­lung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in allen Län­dern zur Ent­ste­hung sozia­ler Ungleich­heit bei­trägt. Das liegt zum Bei­spiel dar­an, dass Kin­der aus benach­tei­lig­ter sozia­ler Her­kunft häu­fi­ger in den nicht-aka­de­mi­schen Bil­dungs­gän­gen vor­zu­fin­den sind als Kin­der aus pri­vi­le­gier­ter sozia­ler Herkunft.

Für das Pro­jekt haben die For­schen­den längs­schnitt­li­che Daten ihres jewei­li­gen Lan­des ana­ly­siert. Das deut­sche Team nutz­te Daten des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels (NEPS) in Zusam­men­ar­beit mit dem Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi). Neben Stef­fen Schind­ler gehö­ren zum deut­schen For­schungs­team Prof. Dr. Corin­na Klei­nert und Clau­dia Trai­ni. LIFETRACK ist ein Teil des euro­päi­schen For­schungs­pro­gramms „Dyna­mics of Ine­qua­li­ty Across the Life Cour­se“ (DIAL). NORFACE för­dert das Pro­jekt ins­ge­samt mit rund 1,4 Mil­lio­nen Euro. NORFACE ist ein Zusam­men­schluss meh­re­rer natio­na­ler For­schungs­för­der­or­ga­ni­sa­tio­nen in Euro­pa, wie zum Bei­spiel der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG).

Pro­jekt „Data Literacy“ 

Digi­ta­le und daten­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen der Men­schen in Deutsch­land wer­den von Bam­berg aus vermessen

Der kom­pe­ten­te Umgang mit digi­ta­len Daten, Infor­ma­tio­nen und Medi­en ist eine Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­ti­on für gesell­schaft­li­che Teil­ha­be und Fort­schritt – sie steht im Fokus eines neu­en Pro­jekts, das im August am Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) startet.

Die For­schung zu digi­ta­len und daten­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wird als Teil der Daten­stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung und der Initia­ti­ve Digi­ta­le Bil­dung durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) mit 8,3 Mil­lio­nen Euro geför­dert. In den kom­men­den Jah­ren wird sys­te­ma­tisch unter­sucht, wie gut es um die Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten der bun­des­deut­schen Bevöl­ke­rung im Umgang mit digi­ta­len Daten, Infor­ma­tio­nen und Medi­en bestellt ist. Das Lang­zeit­mo­ni­to­ring am LIf­Bi erhebt für Deutsch­land reprä­sen­ta­ti­ve Daten von etwa 6.000 Per­so­nen zwi­schen 10 bis 70 Jah­ren. Ergänzt wird es durch eine Längs­schnitt­stu­die mit 5.000 Schü­le­rin­nen und Schü­lern, die ver­ste­hen hilft, wie sich digi­ta­le Kom­pe­ten­zen ab der 6. Klas­se ent­wi­ckeln und wie die­se geför­dert wer­den können.

Digi­ta­le Daten, Medi­en und Infor­ma­tio­nen sind all­ge­gen­wär­tig. Ob bei der Nut­zung von Social Media, in Form von digi­ta­len Akten oder als Kenn­wer­te für die Risi­ko­ab­schät­zung in der Coro­na-Pan­de­mie. „Data Liter­acy“ beschreibt die Fähig­keit eines Men­schen, mit sol­chen digi­ta­len Daten und Infor­ma­tio­nen sach­ge­recht umzu­ge­hen, sie zu inter­pre­tie­ren, dar­aus Hand­lungs­emp­feh­lun­gen oder ‑grund­sät­ze ablei­ten, aber auch die Risi­ken der Daten­samm­lung und ‑nut­zung ein­schät­zen zu kön­nen. Digi­ta­le und daten­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen sind damit eine zen­tra­le Vor­aus­set­zung für die Ent­fal­tung eige­ner Hand­lungs­spiel­räu­me, für bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment und den mün­di­gen Umgang mit eige­nen und frem­den Daten.


Minis­te­rin Kar­lic­zek: Daten­kom­pe­tenz erst­mals flä­chen­de­ckend erfassen

Das Pro­jekt „Data Liter­acy“ am LIf­Bi in Bam­berg nimmt nun die­se zen­tra­le Schlüs­sel­kom­pe­tenz für die Bevöl­ke­rung in den Blick. Es sol­len die grund­le­gen­den Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten von Men­schen erfasst wer­den, die als Vor­aus­set­zung für einen kom­pe­ten­ten Umgang mit digi­ta­len Infor­ma­tio­nen und Daten im Lebens­all­tag anzu­se­hen sind. Im Zuge der För­de­rung des Pro­jekts durch das BMBF wies Bun­des­bil­dungs­mi­nis­te­rin Anja Kar­lic­zek in einer Pres­se­mit­tei­lung des BMBF (157÷2021) dar­auf hin, dass es bis­lang noch kei­ne wis­sen­schaft­lich gesi­cher­ten Infor­ma­tio­nen dar­über gibt, wie gut es um die­se Kom­pe­ten­zen in der Bevöl­ke­rung tat­säch­lich bestellt ist – beson­ders in unter­schied­li­chen Alters­grup­pen. Die neue För­de­rung ermög­licht nun, den Kennt­nis­stand und das Fähig­keits­ni­veau der Bevöl­ke­rung durch das LIf­Bi flä­chen­de­ckend zu erfas­sen. Dar­auf auf­bau­end könn­ten zukünf­tig Lern­an­ge­bo­te, Kur­se und Wei­ter­bil­dun­gen gezielt auf die Bedar­fe in der Bevöl­ke­rung abge­stimmt werden.


Exper­ti­se kommt vom LIfBi

„Für die Durch­füh­rung die­ses wich­ti­gen Pro­jekts sind wir am LIf­Bi gut gerüs­tet“, erläu­tert Prof. Dr. Cor­du­la Artelt, Direk­to­rin des LIf­Bi und eine der Antrag­stel­le­rin­nen des neu­en Pro­jekts. „Wir grei­fen bei der inhalt­li­chen und prak­ti­schen Kon­zep­ti­on der Test­ver­fah­ren, der Daten­er­he­bung, dem Daten­schutz und schließ­lich auch der Auf­be­rei­tung der Daten für die wis­sen­schaft­li­che Nut­zung auf unse­re umfas­sen­de Exper­ti­se zurück und kön­nen das ambi­tio­nier­te Lang­zeit­mo­ni­to­ring-Pro­jekt daher zeit­nah umsetzen.“


Reprä­sen­ta­ti­ver Bevöl­ke­rungs­schnitt von Kin­dern bis zu Senioren

Umge­setzt wer­den soll ein For­schungs­de­sign, das die digi­ta­len und daten­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen für die Bun­des­be­völ­ke­rung reprä­sen­ta­tiv in Form wie­der­keh­ren­der Quer­schnitts­er­he­bun­gen erfasst. Dafür wer­den wie­der­holt 6.000 Per­so­nen im Alter zwi­schen 10 und 70 Jah­ren befragt und getes­tet. Ergän­zend dazu wer­den mit einem längs­schnitt­li­chen Ansatz Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Sekun­dar­stu­fe gezielt in den Blick genom­men. Hier wird ab 2022 eine Stich­pro­be mit 5.000 Kin­dern von der 6. Klas­se an beglei­tet. Auf die­se Wei­se kön­nen die indi­vi­du­el­len Ver­än­de­run­gen der digi­ta­len und daten­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen vom Ende der Kind­heit bis zum Über­gang ins Jugend­al­ter über einen Zeit­raum von meh­re­ren Schul­jah­ren erho­ben und die Ent­wick­lung und Bedin­gun­gen für die­se Schlüs­sel­kom­pe­tenz moder­ner Gesell­schaf­ten erfasst und bes­ser ver­stan­den werden.

Das Groß­pro­jekt „Data Liter­acy: Lang­zeit­mo­ni­to­ring von digi­ta­len und daten­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen der bun­des­deut­schen Bevöl­ke­rung“ star­tet im August 2021 und läuft bis zum Jahr 2026. Geför­dert wird es vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) im Rah­men der Daten­stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung. Die För­de­rung der Daten­kom­pe­ten­zen der Bevöl­ke­rung ist ein zen­tra­ler Bau­stein der Daten­stra­te­gie und der Initia­ti­ve Digi­ta­le Bil­dung und soll unter ande­rem dabei hel­fen, zukünf­tig Lern­an­ge­bo­te gezielt auf die Bedar­fe der Bevöl­ke­rung abzustimmen.


Über das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi)

Das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) unter­sucht Bil­dungs­pro­zes­se von der Geburt bis ins hohe Erwach­se­nen­al­ter. Um die bil­dungs­wis­sen­schaft­li­che Längs­schnitt­for­schung in Deutsch­land zu för­dern, stellt das LIf­Bi grund­le­gen­de, über­re­gio­nal und inter­na­tio­nal bedeut­sa­me, for­schungs­ba­sier­te Infra­struk­tu­ren für die empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung zur Verfügung.

Kern des Insti­tuts ist das Natio­na­le Bil­dungs­pa­nel (NEPS), das am LIf­Bi behei­ma­tet ist und die Exper­ti­se eines deutsch­land­wei­ten, inter­dis­zi­pli­nä­ren Exzel­lenz­netz­werks ver­eint. Wei­te­re Groß­pro­jek­te, an denen das LIf­Bi betei­ligt oder füh­rend ist, sind die Geflüch­te­ten­stu­di­en ReGES und Bil­dungs­we­ge­Flucht oder das Inklu­si­ons­pro­jekt INSIDE. Grund­la­ge dafür sind die eige­nen For­schungs- und Ent­wick­lungs­ar­bei­ten, ins­be­son­de­re die fun­dier­te Instru­men­ten- und Metho­den­ent­wick­lung für längs­schnitt­li­che Bil­dungs­stu­di­en, von der auch ande­re Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen und ‑pro­jek­te profitieren.