Punk, Folk und Rock sind die Wurzeln der 2011 entstandenen Malasañers, die Sänger und Bandgründer Carlos del Pino 2014 von Madrid aus
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Kraftvolle Unterhaltung mit Botschaft
Malasañers im Interview
von Frank Keil
Punk, Folk und Rock sind die Wurzeln der 2011 entstandenen Malasañers, die Sänger und Bandgründer Carlos del Pino 2014 von Madrid aus mit nach Bamberg brachte. Nach einigen personellen Wechseln hat er mit Cornelius Appun (Gitarre), Andreas „Randy Andy“ Neuner (Kontrabass) und Dominik Schödel (Schlagzeug) seine Wunschbesetzung gefunden. Anlässlich des Saint Patrick´s Day kann man sich am Donnerstag, 17. März, im Live Club von den Qualitäten des Quartetts überzeugen. Die Malasañers kehren nach längerer Bühnenabstinenz mit ihrem energetischen Mix auf die Bühne zurück.
Euer Bandlogo stellt eine Kombination aus Schere und Bierglas dar. Nur Spaß oder hat das Symbol eine tiefere Bedeutung?
Carlos del Pino: Unser Bandname ist eine Anlehnung an die junge Schneiderin Manuela Malasaña aus Madrid, die im spanischen Freiheitskampf 1808 von französischen Soldaten erschossen wurde. Und das Pint stellt den Bezug zum Irish Folkrock her. Diese Kombination hat sich bestens bewährt.
Gibt es Bands, auf die ihr euch als gemeinsamen musikalischen Nenner und stilistischen Einfluss einigen könnt?
Carlos del Pino: Ohne uns streiten zu müssen, auf The Pogues, Flogging Molly, die Dropkick Murphys und die Ramones.
Andreas Neuner: Ansonsten inspirieren uns unterschiedliche Künstler und Bands, die vorwiegend im Punk, Folk und Rock angesiedelt sind. Aber wir gestatten uns gelegentliche Ausflüge in Richtung Country, Rockabilly, Psychobilly und Ska, was auch aus der Instrumentierung mit Kontrabass resultiert. Den E‑Bass habe ich ja schon nach der ersten gemeinsamen Show mit der Band in die Ecke gestellt.
Trotz eurer Vollzeitjobs seid ihr über den Status einer Hobbyband längst hinaus. Ihr liebt die Musik die ihr macht, nehmt sie ernst und wollt Erfolg haben.
Dominik Schödel: Als im letzten Jahr die Anfrage von den Malasañers über Andreas kam, der wie ich beim Musikhaus Thomann arbeitet, war mir das schnell klar. Ich habe mit Death Metal angefangen, meine Heimat dann mit der Band Faey zwischen Folk, Pop und Rock gefunden und will jetzt mit Carlos, Cornelius und Andreas richtig durchstarten.
Das Debütalbum „Spanish Eyes“ und der Nachfolger „Footprints“ wurden durch Wolverine Records, eine Independent-Firma, veröffentlicht. Diese Zusammenarbeit endete mittlerweile. Gibt es bereits Pläne für einen dritten Longplayer der Malasañers?
Carlos del Pino: Wir sind mit den Aufnahmen für das dritte Album so gut wie fertig. Die Kombination aus Proberaum und Studio in der Oberen Sandstraße kommt uns dabei sehr zugute. Cornelius und ich haben viel Zeit in die Produktion investiert. Wir werden jetzt rasch auf Labelsuche gehen, mögliche Angebote prüfen und uns dann für eine bestmögliche Zusammenarbeit mit Perspektive in Sachen Veröffentlichung, Vertrieb, Promotion, Videodreh und Booking entscheiden.
Es dürfte dabei sehr hilfreich sein, auf bisherige Erfolge von Stücken wie „Sell the night“ und „Rise and fall“ hinzuweisen, für die ihr auch überzeugende Videos gedreht habt. Und auf zahlreiche Auftritte zusammen mit Szene-Größen wie Fiddler´s Green, The Rumjacks und The Real McKenzies. Welche Shows der letzten Jahre sind euch denn in bleibender Erinnerung geblieben?
Dominik Schödel: Da fange ich mal an. Für mich war es die erste gemeinsame Show im Oktober 2021 bei den Irish Nights in der Westernstadt Pullmann City.
Cornelius Appun: Unsere Teilnahme auf dem renommierten Sziget Festival 2016 in Budapest, das seit 1993 jährlich auf einer Donauinsel stattfindet.
Andreas Neuner: Der Auftritt auf dem 2019 ins Leben gerufenen Festival in der Kulturbrauerei in Hagen.
Carlos del Pino: Diese drei Konzerte und viele weitere Shows im In- und Ausland.
Ihr habt ja persönlich keinen irischen Hintergrund, „Celtic“-Einflüsse spielen daher eine geringere Rolle beim Songwriting. Um welche Themen geht es bei den Stücken der Malasañers?
Carlos del Pino: Um internationale Working Class-Themen, soziale Gerechtigkeit über Grenzen hinweg, für ein friedliches Miteinander aller und um gesellschaftliche Themen. Spanischer Folk hat für mich stark an Einfluss gewonnen. Wir sind bekennende Europäer. Die englische Sprache scheint mir noch immer am geeignetsten dafür, aber auf dem neuen Album wird es auch einen Titel auf Spanisch geben, vielleicht sogar ein Stück auf Deutsch, beide an das Genre Ska angelehnt.
Einen Arbeitstitel habt ihr für das neue Album mit „Troubles“ ja bereits gewählt. Euer Plan sieht eine Veröffentlichung in der zweiten Jahreshälfte vor. Habt ihr schon eine Idee, welche der aktuellen Titel sich ganz besonders als Singleauskopplungen eignen würden?
Carlos del Pino: Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir vom Titel „Troubles“ und dem spanischsprachigen Track „Serenata“ aus. Auch „Follow follow“ und „Manuela“ haben großes Potential und zeigen deutlich unsere Weiterentwicklung auf: Ohne einen Verlust an Spielfreude und Bodenständigkeit, perfekt unser Lebensgefühl auf den Punkt gebracht.
Im März geht es hoffentlich zurück auf die Bühne, mit Auftritten in Bamberg, Greven und Arnsberg. Wie sieht es mit weiteren Shows aus?
Carlos del Pino: Leider gibt es auch 2022 aufgrund der vielen abgesagten Shows und Festivals aus 2020 und 2021 einen starken Rückstau in Sachen Booking. Wir hoffen auf einige Einzelshows, kombinierte Wochenendtermine und eine längere Tournee rund um die Album-Veröffentlichung.
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Selig
Aufrichtig sein in einer unaufrichtigen Zeit
von Frank Keil
Mit dem Debütalbum „Selig“ schrieb das Hamburger Quintett Selig 1994 deutschsprachige Rockgeschichte, nicht zuletzt dank Hits wie „Ohne dich“ und „Sie hat geschrien“.
Zwei weitere Alben folgten, doch persönliche und musikalische Differenzen führten bereits 1998 zur Trennung. Nach einer Best Of-Veröffentlichung machten die ehemaligen Mitglieder mit Bands wie Kungfu, Zinoba und TempEau in unterschiedlichen Besetzungen weiter. 2008 kam es zur überraschenden Reunion in der Originalbesetzung mit Sänger Jan Plewka, Gitarrist Christian Neander, Bassist Leo Schmidthals, Schlagzeuger Stoppel Eggert und Keyboarder Malte Neumann. Mit dem Comeback-Album „Und endlich unendlich“ (2009) erlangten sie erstmals Goldstatus. Wie es danach weiterging verrät uns Frontmann Jan, der mit seiner Familie in Ahrensburg lebt.
Ein weiter Weg von eurem frühen „Hippie-Metal“ über drogengeschwängerten Rock und Elektronik-Ausflüge hin zum alten Stil der Band. Fühlt ihr euch heute als Quartett wieder wohl? Ihr scheint wieder eine Familie zu sein?
Jan Plewka: Definitiv, denn als wir 2014 nach dem Ausstieg von Malte auf Tournee einen Computer einsetzten, der in Karlsruhe auf einem Open Air komplett ausfiel, war uns klar: Wenn es weitergeht, dann nur ohne Keyboards und nur zu viert. Jeder einzelne von uns spürt den Geist der späten 1960er und frühen 1970er Jahre und der verbindet sich mit unserem Lebensgefühl und den verschiedenen Persönlichkeiten zu aktueller Musik. Und unsere Handschrift bleibt, egal ob wir Funk, Pop oder Rock spielen. Was das Verhältnis untereinander angeht, ist es sogar tragischer als in einer Familie. Es ist eine Ehe, wild und frei, die durch gegenseitige Freiheiten, Pausen und Soloprojekte besser als in den ersten vier Jahren läuft.
Mit drei weiteren Alben und einer Best Of zwischen 2010 und 2017 gelang euch der Spagat zwischen alten Fans und jungen Anhängern. Was siehst du in diesem Sinne rückblickend als Meilensteine der Band-Historie an?
Jan Plewka: Ja, das ist super, dazu gibt es auch eine Anekdote. Ein Mädchen schrieb uns: Ich habe den Plattenschrank meiner Eltern durchsucht und bin da auf Selig gestoßen. Jetzt gehen wir zusammen zum Konzert. Was den zweiten Teil deiner Frage angeht: Für mich sind die Meilensteine keine Alben, sondern einzelne Lieder auf den Alben, die für uns und für mich die persönliche Dimension erweitert haben. Ich habe immer das Lied am liebsten, das ich gerade höre.
Für euer achtes Album „Myriaden“ habt ihr euch viel Zeit genommen. Zwei Jahre wurde daran geschrieben. Gibt es eine Kernaussage zwischen „Süßer Vogel“ und „Du“?
Jan Plewka: Wir haben uns immer wieder getroffen und haben unter anderem in einem Ferienhaus in Dänemark, bei Christian in seinem Studio in Berlin oder in unserem Proberaum außerhalb von Hamburg an den Stücken gearbeitet. Die Magie zwischen uns ist zurück, es war wie früher. Ich nutze ja schon seit Jahren Notizbücher für meine Ideen, schreibe eigentlich immer. Und im Jam blättere ich in den Büchern und wenn die Musik und die Worte zueinander passen, ergeben sich einfach faszinierende Momente. Auf „Myriaden“ geht es darum, wie wir als Menschen miteinander und mit der Erde umgehen, angesichts von zahlreichen Herausforderungen politischer und gesellschaftlicher Art.
Bei den Aufnahmen zum zweiten Album „Hier“ (1995) habe ich euch in den ICP-Studios in Brüssel besucht und damals auch Produzent Franz Plasa kennengelernt. Auch mit ihm herrschte sehr lange Funkstille, ihr seid nicht im Guten auseinander gegangen. Wie kam es dazu, dass er jetzt „Myriaden“ produziert hat?
Jan Plewka: Wir wollten mit einem fremden Produzenten arbeiten. Christian suchte einige aus, spielte uns verschiedene Titel vor. Der, dessen Sound uns am besten gefiel, war ausgerechnet Franz. Wir haben ihn angerufen und er hat zugesagt, die erste Single zu machen. Das lief so gut, dass sich dann mit den Album-Aufnahmen der Kreis zu früher schloss.
Auf dem Limited Deluxe Digipack gibt es zusätzlich 12 „Myriaden“ Live Takes zu hören. Was hat es damit auf sich?
Jan Plewka: Covid-19 bedingt hatten wir viel Zeit. Da kamen wir im Studio auf die Idee, die Songs im Anschluss an die Album-Produktion noch als Live-Versionen einzuspielen. Auf einer kleinen Bühne, in einem anderen Gewand.
MTV und VIVA haben Mitte der 1990er Jahre maßgeblich zu eurem Erfolg beigetragen. Sind euch Videos immer noch wichtig?
Jan Plewka: Social Media verändert sich rasant und damit auch die Aufmerksamkeitsspanne für ein Video. Die wird leider immer kürzer und auch die Budgets werden immer geringer. Die Bedeutung der Videos schwindet damit.
In unregelmäßigen Abständen hast du auch immer wieder als Schauspieler für TV, Kino und Bühne auf dich aufmerksam gemacht. Gibt es da Neuigkeiten zu berichten?
Jan Plewka: Ich sehe mich als Sänger mit einer Affinität zur Schauspielerei. Ich fühle mich mehr auf der Bühne wohl und bin noch besonders beim Theater leidenschaftlich. Zuletzt habe ich unter anderem bei Elfriede Jelinek am Burgtheater in Wien „Die Winterreise“ gesungen. Und wenn alles gut geht, werde ich bald an der Aufführung des Shakespeare-Stücks „Der Sturm“ in Luxemburg teilnehmen. Das Theater ist mir hold.
Du bis unter dem Motto „Jan Plewka singt Rio Reiser“ aufgetreten. Wandelst du noch immer erfolgreich auf den Spuren der Kultrockband Ton Steine Scherben?
Jan Plewka: Ja, mit zwei unterschiedlichen Shows und Schwerpunkten, die auf Rio Reiser und auf Ton Steine Scherben ausgerichtet sind. Insgesamt sind wir damit jetzt seit 17 Jahren unterwegs. Mit Selig rechne ich allerdings erst mit einer Tournee im Frühjahr 2022. Zumindest hatten wir kürzlich ein Live-Stream-Konzert in Bremen gespielt, das uns allen riesig Spaß gemacht hat.
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R.I.O.! Rock in Oberfranken
Die Bands für die Clubtour 2021 stehen fest
Vier auserwählte Musikacts haben die Chance, „Oberfrankens Band des Jahres 2021“ zu werden. Ink4Ivy wird hierbei die Region Bamberg /Forchheim bei der Clubtour der vom Bezirk Oberfranken ausgerichteten Veranstaltung R.I.O.! Rock in Oberfranken vertreten. Als Special Guest zeigt Samu Neves sein musikalisches Können auf der Bühne.
„Trotz der derzeitigen Ungewissheit wollen wir versuchen ein Live-Event auf die Beine zu stellen. Wie üblich soll der Eintritt frei sein und jedem Gast die Möglichkeit geboten werden über seinen Favoriten abzustimmen“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Eine Vorentscheidung wurde dieses Jahr im Rahmen einer Online-Jurysitzung getroffen. Die Jury wählte je eine Band aus den Regionen Coburg/Kronach/Lichtenfels, Bamberg/Forchheim, Kulmbach/Bayreuth und Hof/Wunsiedel anhand von Video- und Tonmaterial aus. Samuel Rauch, Popularmusikbeauftragter des Bezirks Oberfranken, ist für die Organisation zuständig: „Die Qualität der Einsendungen war in diesem Jahr enorm hoch. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf wirklich starke Liveshows freuen. Jetzt hoffen wir, dass im Sommer eine Tour stattfinden kann.“
Es ist geplant, im Sommer die R.I.O.!-Tour möglicherweise auf oberfränkischen Freilichtbühnen durchzuführen. Sollten die fünf Konzerte dieses Jahr nicht stattfinden können, gehen die qualifizierten Bands im Frühjahr 2022 auf Tour. Nach jedem Auftritt erhalten die Musikerinnen und Musiker professionelles Feedback und Tipps. Neben der gewonnenen Bühnenerfahrung und einer Tourgage kann sich die Siegerband auf ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro freuen.
Die Bands
Die vierköpfige Band Ink4Ivy, die die Region Bamberg/Forchheim vertritt, arbeitet mit Elan und Engagement an eigenen Songs. Geprägt von vielen verschiedenen Pop-Rock-Punks Band aus deren Jugend entwickelt sich eine Eigendynamik, der ein komplett eigener Sound entspringt. Es werden Elemente von Metal, Rock oder Pop mit dem Grundverständnis von Punk verwoben.
Jack Torrance wird die Region Coburg /Kronach /Lichtenfels vertreten. Jack Torrance ist nicht nur eine Band mit Vorliebe für Jack Nicholson und seine Rolle in „The Shining“, Jack Torrance machen Heartcore. Mit einer Sozialisation im Hardcore und Punkrock und allen damit verbundenen Werten sowie jahrelanger Erfahrungen in anderen Bands ist den Mitgliedern von Jack Torrance nicht nur klar, was sie nicht wollen, sondern vor allem was sie wollen: Emotionen ausleben und Emotionen wecken. Niemals halbherzig, immer raus mit all dem Herzblut.
Die siebenköpfige Mittelalterrockband Corvidae kommt aus dem Kulmbacher Raum und vertritt die Region Kulmbach /Bayreuth. Ihre Lieder erzählen Geschichten von Rittern, Räubern und Piraten, schönen Prinzessinnen und üblen Schurken. Sie sind meistens heiter, aber auch mal schwer und laden zum Nachdenken und Mitsingen ein. Der einzigartige Sound der Raben entsteht hierbei aus 2‑stimmigen Dudelsäcken, gepaart mit einer Prise knackigem Bass, verfeinert mit treibenden Gitarrenriffs, zermalmenden Drums, kraftvollen mehrstimmigen Gesängen und das Ganze angerichtet auf einer Portion Symphonie.
Inspiriert von Frank Turner, John Allen und anderen Singer/Songwritern, hat Maximilian Adler, der mit seiner Band Maximilian Adler & The Splider Phaser Naked Band die Region Hof /Wunsiedel vertritt, seinen ganz eigenen Sound gefunden. Ein von seiner Akustikgitarre getragener Punkrocksound, mit starken Folkeinflüssen. Über alldem thront seine leicht melancholische, dafür umso durchdringendere Stimme. Mal schnell, laut und eingängig, mal leise und dafür umso eindringlicher. Zusammen mit seinen Bandkollegen an der Mandoline, Geige, E‑Gitarre, am Bass und an den Drums entsteht ein einzigartiger Sound.
Der gebürtige Brasilianer Samuel Neves tritt als Special Guest auf. Er begann mit 11 Jahren Gitarre zu spielen und zu singen. Er hatte bereits zahlreiche Auftritte in Coburg sowie auf dem Samba Festival. Er beeindruckt mit Rock, Pop, Bossa Nova und brasilianischer Popmusik.
Weitere Informationen sind zu finden auf den Social-Media-Kanälen des Bezirks Oberfranken bei Facebook, Instagram und YouTube.
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Relax
40 Jahre und kein bisschen leise
von Frank Keil
Sänger Peter Volkmann ist Gründungsmitglied der Band Relax. Doch mit dem Rückblick auf eine bewegte Karriere gibt sich der Musiker nicht zufrieden. In der neuen Besetzung mit Sascha Eibisch (Keyboard) und Stephan Kreissl (Gitarre) will Peter Volkmann an die Erfolge der 1980-er Jahre anknüpfen. Und im Fernsehen sind sie auch wieder zu Gast: Am 6. Februar kann man das Trio im SWR Fernsehen beim „Schlager-Spaß mit Andy Borg” erleben.
Du hast mit „SPY“ 1981 zunächst als Schlagzeuger englischsprachige Rockmusik gemacht. Nachdem Sänger/Gitarrist Peter Näder ausstieg, kam es 1982 zur Neugründung unter dem Namen Relax mit dir als Sänger?
Peter Volkmann: Ja, genau. Ich übernahm den Gesang. Und das war auch der Grund für die stilistische Veränderung hin zum bayerischen Mundartrock.
Das Trio wurde dann rasch zum Quintett erweitert und konnte sich deutschlandweit etablieren. Trotz einiger Umbesetzungen hatten Relax vorerst bis Anfang der 1990 Jahre dauerhaften Bestand. Welche bedeutenden Meilensteine markieren bis heute diese Jahre?
Peter Volkmann: Hits wie „Weil i di mog“, A weißes Blattl Papier“, „Du bist genau was i wui“ oder „Ja mei“.
Zwischen 1996 und 2006 ruhten Relax. Gitarrist Claus Mathias, der von 1982 bis 1998 dabei war, spielte zum 25jährigen Bandjubiläum mit „Lebens´gfühl“ eine Art Best Of-CD ein. Führte das zu Problemen mit den ursprünglichen Gründungsmitgliedern?
Peter Volkmann: So etwas führt auf Dauer immer zu Problemen, zumal das Recht am Namen Relax alleine das meine war und ist. Das hat er allerdings erst begriffen, nachdem es dann doch rechtliche Probleme gab. Als ich dann seinen Rechtsbeistand über die Sachlage aufklärte, hielt dieser die Füße still und hat das öffentlich auch seinem Mandanten angeraten. Dann war plötzlich Ruhe von dieser Seite. Er hat es gelegentlich das eine oder andere Mal wieder versucht, was aber zu nichts führte.
Seit 2010 dann das Comeback mit dir. Das Album „Immer sche relaxed bleim“ markierte den Neuanfang. Was hat sich musikalisch und stilistisch geändert?
Peter Volkmann: Gesundheitliche Probleme zwangen mich vorher zu dieser längeren Pause. Dann ging ich nach langer Zeit wieder in ein Studio und schrieb die Songs zum Album. Was sich geändert hat? Nun, es ist, für mein Empfinden, ein wenig moderner und teilweise rockiger geworden.
Richtet sich die Band seit 2010 eher auf Liveauftritte aus und sieht Studioproduktionen zweitrangig?
Peter Volkmann: Neue Aufnahmen sind in Planung. Bedingt durch die Covid-19-Einschränkungen bitten wir aber um Geduld, da die Fertigstellung länger braucht.
Sascha Eibisch: Heute sieht das Musikbusiness anders aus, da gibt es 200 oder 300 Fernsehkanäle, 1000 Privatradios beziehungsweise Internetsender und zig verschiede Streamingdienste. Das heißt der Verkauf von Tonträgern bleibt aus beziehungsweise geht so drastisch zurück, dass sich der Aufwand einer Studioproduktion fast nicht mehr refinanzieren lässt. Und die Verbreitungswege über das Internet werden in der Musikbranche immer stärker frequentiert.
Sascha, Du hast mit der Popgruppe The Winners Erfahrungen gesammelt und bist dann 2010 zu Relax gestoßen. Wie ging das vor sich?
Sascha Eibisch: Ganz einfach, ins Auto gesetzt und immer dem Navi gefolgt… Nein Spaß beiseite, ich war nie Mitglied der Popgruppe Winners. Es waren einfach die Leute, die mich damals in die professionelle Musikbranche gebracht haben und mich in den 1980er Jahren gefördert haben. Noch heute habe ich eine enge Freundschaft zu Jenny und Gary, die auch öfters in den von mir produzierten Fernsehshows dabei waren und für die ich auch Songs geschrieben habe. Aber zu Relax selber bin ich dann tatsächlich durch einen Anruf bei Peter gekommen, der sich eigentlich um ein ganz anderes Thema gedreht hat.
Peter Volkmann: Ich lernte Sascha bei einem Gesprächstermin bei mir zu Hause bezüglich Booking-Terminen kennen. Wobei ich ihm auch alle neuen Songs vorspielte. Dabei haben wir uns auch gleich über eine Bandmitgliedschaft unterhalten. Welche ich ihm antrug. Die er freudig annahm.
Etwas später lernten wir, bei einer Autogrammstunde in München bei Saturn dann Stephan Kreissl kennen, den ich etwas später bei einem Käffchen fragte, ob er sich vorstellen könnte, für und mit Relax zu arbeiten. Und er konnte es.
Du bist nicht nur als Musiker, sondern auch als Schauspieler, Autor, Produzent und Moderator bekannt. Welche dieser Karrierehöhepunkte der letzten Jahre sollten unsere Leser kennenlernen?
Sascha Eibisch: Lass mich kurz überlegen…hm…wo fange ich da an (lach)…also es stimmt, ich habe im Laufe der letzten über 30 Jahre viele Stationen durchgemacht. Da gab es Drehbücher, die verfilmt wurden, das gab es Filme, in denen ich mitgespielt habe und ich habe einige TV-Sendungen produziert. Irgendwie hatte jede Sparte bestimmte Höhepunkte, interessante Begegnungen und ich habe auch wirklich viele Erfahrungen machen können. Aktuell bin ich jetzt seit vier Jahren beim Rundfunksender Extra Radio also Moderator tätig, und da sind meine Highlights, dass ich mittlerweile viele Persönlichkeiten aus der Show‑, Musik- oder Filmwelt zu einem persönlichen Interview vor das Mikrofon bitten durfte. Besonders freute ich mich da über Peter Weck, Hansi Hinterseer, Hans Sigl (Der Bergdoktor), Andrea Berg, aber auch über Weltstars wie Tony Christie, Albert Hammond oder die Bellamy Brothers.
Relax haben sich seit 2010 weg vom Rock hin zum Pop und Schlager entwickelt. Wie sieht aktuell eure Planung in Sachen Aufnahmen und Liveauftritte aus? Arbeitet ihr konkret an neuen Stücken und wenn ja, um welche Themen drehen sich diese inhaltlich?
Peter Volkmann: In die Kategorie Pop wurden wir schon immer platziert. Und wenn man sich „Immer sche relaxed bleim” anhört, dann wird man auch schnell feststellen, dass sich auch Jazzrock-Titel auf dem Album befinden. Ich habe aber auch keine Probleme damit, wenn man uns in die Schlagerecke einordnet. Über die Themen der neuen Songs möchte ich noch nichts sagen.
Sascha Eibisch: Ich kann so viel verraten, es wird in diesem Jahr, so Corona will beziehungsweise es zulässt, noch eine musikalische Überraschung geben. Jetzt sind wir am 6. Februar im SWR beim Schlager-Spaß mit Andy Borg zu Gast. Da darf sich das Publikum unter anderem erstmalig auf ein Duett freuen. Und was die Liveauftritte betrifft, die stehen auf dem Plan, auch der Vorverkauf läuft, aber es ist immer noch so ein kleines pandemisches Problem, das die Pläne bestimmt.
Pflegt ihr noch die Kontakte zu euren Fans. Eine Webseite scheint es gerade nicht zu geben, wie sieht es mit Social Media-Kanälen aus?
Peter Volkmann: Natürlich haben wir noch Kontakte zu unseren Fans. Und es wird in Kürze auch eine runderneuerte Webseite geben.
Sascha Eibisch: Wir sind per Facebook mit den Fans verbunden und Stephan pflegt auch eine Instagram-Seite.
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The show must go on
R.I.O.! Rock in Oberfranken sucht Bands
Das R.I.O.! Rock in Oberfranken-Festival findet statt, wie der Bezirk Oberfranken mitteilt, aber dieses Jahr coronabedingt anders als sonst. Musikerinnen und Musiker aus den Sparten der populären Musik können sich mit Ton- und/oder Videomaterial noch bis zum 31. Januar bewerben.
Bezirkstagspräsident Henry Schramm ruft zur Teilnahme auf: „Das Bandförderungsprojekt R.I.O.! wurde im Jahr 2002 vom Bezirk Oberfranken ins Leben gerufen. Seitdem bekommen oberfränkische Nachwuchsbands die Chance, sich vor einem großen Publikum zu präsentieren und sich zu vernetzen. Bewerben lohnt sich, denn neben einer umfassenden Betreuung, professionellen Workshops und Promotion erhalten die Finalbands eine Tourgage in Höhe von 1.000 Euro. Die Siegerband gewinnt zusätzlich 1.000 Euro Preisgeld.“
Da die Live-Vorentscheide leider ausfallen müssen, entscheidet für jede Region eine jeweilige Jury, welche Künstlerinnen und Künstler sich auf der Bühne präsentieren können. Sofern es die Corona-Pandemie zulässt, findet die R.I.O.!-Clubtour 2021 mit den vier Finalbands im Sommer bei freiem Eintritt statt. Bei den Konzerten stimmt das Publikum für ihre Lieblingsband ab und am Ende wird schließlich die „Oberfrankens Band des Jahres“ gekürt. Der Tourzeitraum der fünf Konzerte in Oberfranken wird noch bekannt gegeben. Möglichweise wird die Clubtour auf oberfränkische Freilichtbühnen verlegt.
Bewerbungen bis Ende Januar möglich
„Bands und Künstler sollten sich von der aktuellen Situation um Corona nicht von der Bewerbung abhalten lassen. Je nachdem, wie sich die Pandemie entwickelt, könnte R.I.O.! eine der ersten Möglichkeiten sein, wieder live aufzutreten”, so Samuel Rauch, Popularmusikbeauftragter des Bezirks Oberfranken.
Bewerbungen mit drei Songs, Bandinformation, Fotos und Anmeldeformular sind noch bis zum 31. Januar möglich. Mindestens die Hälfte der Bandmitglieder muss ihren Hauptwohnsitz im Regierungsbezirk Oberfranken haben. Coverbands sind nicht zugelassen.
Nähere Informationen und das Teilnahmeformular zum R.I.O.!-Festival finden sich auf der Homepage des Bezirks unter https://www.bezirk-oberfranken.de/bildung-und-jugend/rock-in-oberfranken/
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Star Feminine Band: Star Feminine Band
von Frank Keil
Für die stillen Tage präsentieren wir Ihnen eine Auswahl an neuerschienenen Platten. Heute geht es weiter mit der Star Feminine Band.
Das französischsprachige Land Benin in Westafrika ist hierzulande bis auf Angélique Kidjo musikalisch bisher kaum in Erscheinung getreten. Das könnte sich durch die Star Feminine Band ändern. Die siebenköpfige Gruppe junger Frauen wurde von Musiker André Baleguemon gegründet, der zunächst kostenlose Musikstunden in der Stadt Natitingou anbot. Seine Schülerinnen hatten zum Teil Instrumente wie ein Keyboard noch nie gesehen. Aber nach den ersten vielversprechenden Proben wurde rasch eine feste Bandbesetzung gefunden, die auf ihrem Debütalbum voller Energie Pop, Rock und traditionelle Musik ihrer Heimat mischt.
Mit den acht Titeln, darunter dem hitverdächtigen „Femme africaine“, versuchen die Bandmitglieder, der Stellung der Frau in der afrikanischen Gesellschaft mehr Bedeutung zu verschaffen. Vor allem singt die Star Feminine Band in lokalen Sprachen des Benin. Über den französischen Toningenieur wurde die Album-Veröffentlichung angeschoben. Es bleibt zu hoffen, dass die afrikanische Provinz durch die All Girl-Band langfristig an Bedeutung gewinnt.