Die Konjunkturerwartungen für 2022 bleiben im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth verhalten optimistisch, legen gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zu, wie
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Energie- und Rohstoffpreise unkalkulierbares Risiko für oberfränkische Wirtschaft
Konjunktur: Ungewissheit zum Jahresstart
Die Konjunkturerwartungen für 2022 bleiben im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth verhalten optimistisch, legen gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zu, wie die IHK für Oberfranken mitteilt. Allerdings wird die aktuelle Geschäftslage spürbar negativer beurteilt, wozu auch die Ungewissheit im Markt beiträgt.
Der Konjunkturklimaindex der IHK für Oberfranken Bayreuth verliert acht Zähler und liegt nun bei 112 Punkten. „Das vierte Quartal war für die oberfränkische Wirtschaft ein Quartal der Herausforderungen: Omikron, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Materialknappheit sowie mangelnde Planungssicherheit. Diese drücken die aktuelle Geschäftslage der oberfränkischen Unternehmen”, macht Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth, die Ungewissheit für das begonnene Jahr in einem ersten Statement deutlich.
Aktuelle Wirtschaftslage: Saldo gibt um 20 Zähler nach
Die aktuelle Geschäftslage im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth wird von den befragten Unternehmen im Saldo positiv beurteilt. 38 Prozent der Befragten melden eine positive, 23 Prozent eine negative Geschäftslage. Damit sinkt der Saldo um 20 Zähler, was vor allem dem Status Quo im Tourismus geschuldet ist. Preissteigerungen, nicht verfügbare Waren, die verhaltene Konsumlaune und der Fachkräftemangel bringen den Konjunkturmotor zum Stottern.
Tourismussektor: 82 Prozent mit Geschäftslage unzufrieden
Blickt man im Detail auf die Lagebeurteilung, so ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Vor allem das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor sind mit der Geschäftslage zufrieden, aber auch Industrie und Großhandel sowie – etwas überraschend – der Einzelhandel. Ganz anders die Situation im Tourismus, wo gerade einmal 3 Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber 82 Prozent unzufrieden. Es sind die Maßnahmen und Beschränkungen zur Pandemiebewältigung, die dem Tourismussektor extrem zusetzen. „Die Einschätzung der Tourismusbranche verschlechtert das Gesamtergebnis spürbar”; so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner.
Oberfränkische Produkte wieder verstärkt weltweit nachgefragt
Erfreulich sei, betont Hohenner, ist, dass wieder vermehrt Impulse aus dem Ausland kämen. Vor allem aus Europa und Nordamerika steigt die Nachfrage nach oberfränkischen Produkten und Dienstleistungen wieder spürbar an. Das Inlandsgeschäft verzeichnet einzig im Dienstleistungssektor nennenswerte Zuwächse.
Preisentwicklung und Materialverfügbarkeit bereiten immer mehr Sorgen
„Die Liste der aktuellen Einschränkungen und Hemmnisse für die Wirtschaft in Oberfranken ist lang. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer haben mit den Auswirkungen zu kämpfen”, so Weigand. Unangefochtene Nummer eins der aktuellen Herausforderungen ist die Entwicklung der Energie‑, Rohstoff- und Warenpreise. Hohenner ergänzt: „Preiszuwächse von bis zu mehreren hundert Prozent in einzelnen Sparten sind keine Seltenheit, heben jede langfristige und solide Wirtschaftsplanung aus ihren Angeln und gefährden ganze Branchen.” Über 80 Prozent der befragten Betriebe berichten von einer erheblichen oder teilweisen Einschränkung durch die jüngsten Preisentwicklungen.
Zudem haben über zwei Drittel aller Unternehmen – und zwar branchenübergreifend – mit einer Material- und Rohstoffknappheit zu kämpfen. Hohenner: „Stornierungen, Strafzahlungen und ein überhitzter Markt sind die Folge.” Mit einer Entlastung der Lieferketten rechnen 28 Prozent der Befragten erst in der zweiten Jahreshälfte, 24 Prozent nicht vor 2023. Weitere 28 Prozent der befragten Unternehmen wagen hierzu überhaupt keine Einschätzung.
Ein weiteres großes Hemmnis ist und bleibt die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen. Das Spektrum reicht von Einschränkungen und Verboten, den Coronaschutzauflagen bis hin zum Ausfall von Mitarbeitern wegen Quarantäne. Immerhin gut 40 Prozent der Unternehmen sehen letzteres als reale Gefahr.
Erwartungen für 2022 legen leicht zu
Die Prognose für das Jahr 2022 fällt trotz der aktuell angespannten Lage verhalten optimistisch aus. Im Saldo rechnen 28 Prozent in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verbesserung, 20 Prozent mit einer Verschlechterung. Damit hellt sich die Prognose der oberfränkischen Wirtschaft zum fünften Mal in Folge seit dem Tiefstwert im Mai 2020 auf, wenn auch nur leicht. Das Wachstum wird gleichermaßen von den Inlands- als auch von den Auslandsmärkten getragen.
Bis auf den Einzelhandel, wo vor allem der stationäre innerstädtische Einzelhandel unter Druck steht, sind alle Branchen optimistisch gestimmt. Dieser steht vor der enormen Herausforderung, Boden gut zu machen, der während der Pandemie verloren gegangen ist.
Mehr Investitionen, mehr Einstellungen
In diesem trotz allem optimistisch gestimmten Umfeld bewegen sich auch die Investitionsplanungen der Unternehmen. „Gerade die Industrie will wieder vermehrt im Inland investieren”, kommentiert Weigand die aktuellen Zahlen. Und auch die Beschäftigtenentwicklung wird von der oberfränkischen Wirtschaft im Saldo leicht positiv eingestuft. Größeren Bedarf melden vornehmlich Betriebe aus dem Groß- und Einzelhandel sowie dem Baugewerbe an. Die größte Herausforderung wird es sein, auf dem leergefegten Arbeitsmarkt die benötigten Fachkräfte zu finden.
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Wirtschaftliche Lage in Oberfranken deutlich erholt
Lieferengpässe und verhaltener Konsum dämpfen Erwartungen
Die oberfränkische Wirtschaft konnte über den Sommer viel Boden gut machen, teilt die IHK für Oberfranken mit. Allerdings drücken zusehends Lieferengpässe, steigende Rohstoff- und Einkaufspreise, eine nur schleichende Konsumerholung und Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie auf die Erwartungen.
Der IHK-Konjunkturklimaindex kann aber trotz dieser Unsicherheiten dank der aktuell guten Geschäftslage deutlich zulegen und notiert bei 120 Zählern.
Nachholeffekte und ein weitestgehend reibungsloser Wirtschaftsbetrieb über die Sommermonate wirken sich positiv auf die Geschäftslage vieler oberfränkischer Unternehmen aus, so dass die Wirtschaft gestärkt in den Herbst starten kann. Rund die Hälfte der Unternehmen ist mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, im Mai war es nur ein knappes Drittel. Lediglich 14 Prozent berichten von einer schlechten Geschäftslage und damit 17 Prozentpunkte weniger als noch im Frühjahr. Diese positive Entwicklung zieht sich in unterschiedlich starker Ausprägung durch alle Branchen. „Die oberfränkische Wirtschaft lässt die Pandemie nach und nach hinter sich”, konstatiert Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Durch die Bank weg eine gute Geschäftslage
In allen Branchen fällt der Saldo wieder spürbar positiver aus. Auffallend optimistisch gestimmt sind weiterhin der Bau und der Dienstleistungssektor; nach schweren Monaten und starken Beschränkungen auch der Tourismussektor. Aber auch im Einzel- und Großhandel sowie in der Industrie wird die derzeitige Geschäftslage mehrheitlich positiv eingeschätzt. Sowohl innerhalb Deutschlands als auch auf dem internationalen Parkett konnten Umsatz und Auftragsvolumen gesteigert werden. Damit schaffen beide Indikatoren die Trendwende.
Hemmschuh Fachkräftemangel
So erfreulich der wirtschaftliche Aufschwung auf breiter Basis ist, so jäh wird er in etlichen Branchen und Unternehmen durch fehlende Arbeits- und Fachkräfte ausgebremst. Über 60 Prozent der Befragten stufen den Fachkräftemangel als erhebliches wirtschaftliches Risiko für das eigene Unternehmen ein. Konkret können aktuell 49 Prozent der befragten Betriebe offene Stellen nicht nachbesetzen. Besonders dramatisch ist die Situation dabei im Tourismussektor und im Baugewerbe. Damit bleibt der Fachkräftemangel zusammen mit der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise für viele Betriebe das größte Wachstumshemmnis.
Risiken und wachsende Herausforderungen drücken die Erwartungen
Viele Unternehmen können aufgrund von Lieferengpässen und massiv gestiegener Rohstoffpreise ihre Produktion nicht hochfahren, obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind. „Nicht die Nachfrage hemmt derzeit das Wachstum, sondern das Angebot. Eine äußerst ungewöhnliche Situation”, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. „Vor diesem Hintergrund ist es nicht wirklich überraschend, dass die Preise steigen und die Lieferfristen immer länger werden. Das trübt die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate ein.” Rund ein Viertel der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer rechnet vor diesem Hintergrund mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 19 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.
Optimismus herrschen vor allem in der Industrie, im Großhandel und im Dienstleistungssektor, während im Einzelhandel und im Tourismus weiterhin die negativen Erwartungen überwiegen. Weigand: „Belebungen erwarten die Unternehmen in erster Linie durch die Auslandsnachfrage.”
Mehr Investitionen geplant
Hohenner: „Die Investitionsneigung hellt sich weiter auf. Vor allem in der Industrie und im Großhandel planen viele Unternehmen mit steigenden Investitionen.”
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Beschäftigtenplanungen der oberfränkischen Wirtschaft. 19 Prozent der Befragten wollen Personal einstellen, einen Abbau der Mitarbeiterzahlen erwarten hingegen 13 Prozent. Größere Zuwächse prognostizieren der Dienstleistungssektor und wiederum die Industrie. Weigand: „Allerdings, das Personal muss erst einmal verfügbar sein.”
Was nun aus Berlin erwartet wird
Von der Politik erwarten sich die Unternehmen vor allem eine rasche Regierungsbildung und Planungssicherheit. „Zu wichtig ist eine handlungsfähige Regierung angesichts der anstehenden Herausforderungen”, betont Weigand. Dabei stehen bei den oberfränkischen Betrieben neben der Pandemiebewältigung das Vorantreiben der Digitalisierung, wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern und tagesaktuell das Einwirken auf die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise ganz oben auf der Liste. Weigand: „Es geht um nichts Geringeres als um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland!”