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Sammlung Ludwig

Samm­lung Ludwig

Abschieds­ver­an­stal­tung zur Aus­stel­lung „Fake Food“

Am Sams­tag, 2. März, bege­hen die Muse­en der Stadt den Beginn des letz­ten Monats der Aus­stel­lung „Fake Food“ mit einem Son­der­pro­gramm. Dabei bie­tet sich unter ande­rem die Mög­lich­keit, sich von den Kura­to­rin­nen durch die Schau füh­ren zu lassen.

Mit­te Dezem­ber 2023 mel­de­ten die Muse­en der Stadt Bam­berg, dass die Zahl der Muse­ums­be­su­che aus dem Jah­re 2022 im Jahr 2023 über­trof­fen wur­de. Ein Publi­kums­ma­gnet war dabei die Aus­stel­lung „Fake Food. Essen zwi­schen Schein und Sein“ in der Samm­lung Lud­wig im Alten Rat­haus (lesen Sie hier den Web­echo-Bericht vom Okto­ber 2023). Die­se haben bis­her knapp 23.000 Gäs­te besucht. Die inter­ak­ti­ve Schau beschäf­tigt sich mit Fra­gen der Echt­heit, der Nach­hal­tig­keit und der kul­tu­rel­len Prä­gung der Ernäh­rung. Gezeigt wer­den Instal­la­tio­nen, Vide­os und Hör­sta­tio­nen sowie Por­zel­la­ne und baro­cke Fay­en­cen aus der Samm­lung Ludwig.

Eröff­nung fei­er­te „Fake Food“ im Som­mer letz­ten Jah­res und soll­te eigent­lich im Novem­ber been­det sein. Auf­grund des Zuspruchs der Besucher:innen wur­de ihre Lauf­zeit jedoch bis 7. April 2024 verlängert.

Pro­gramm Abschiedsveranstaltung

Um den nun begin­nen­den letz­ten Monat von „Fake Food“ zu mar­kie­ren, bie­ten die Muse­en der Stadt am 2. März einen Tag lang ein Son­der­pro­gramm an.

So gibt es um 10:30, 12 und 14:30 Uhr Füh­run­gen durch die Schau mit den Kura­to­rin­nen Muse­ums­di­rek­to­rin Kris­tin Kne­bel und Eva Schurr. Dabei besteht die Mög­lich­keit, „Fake Food“ aus der Per­spek­ti­ve der Aus­stel­lungs­ma­che­rin­nen zu betrach­ten und einen Ein­blick hin­ter die Kulis­sen zu erhalten.

Um 11:30 und 13:30 Uhr kommt Eva Schurr als stell­ver­tre­ten­de Direk­to­rin der Muse­en erneut zum Ein­satz. Dann ste­hen Sof­age­sprä­che mit ihr auf dem Pro­gramm. Hier­bei kann man sich nicht nur Fra­gen zur Aus­stel­lung beant­wor­ten las­sen, son­dern zum Bei­spiel auch zur Zukunft des Alten Rat­hau­ses und der Muse­en im All­ge­mei­nen. Denn die „Fake Food“-Ausstellung ist die vor­erst letz­te Gele­gen­heit, das Alte Rat­haus von innen zu sehen, da das Gebäu­de saniert wer­den muss.

Auch Kin­dern bie­tet die Abschieds­ver­an­stal­tung etwas. Von 10 bis 16 Uhr kann das klei­ne Publi­kum mit einem Mit­mach­heft durch die Aus­stel­lung zie­hen und so eigen­stän­dig die Aus­stel­lungs­räu­me erkun­den. In einer offe­nen Werk­statt haben Kin­der und Jugend­li­che ab 11 Uhr zudem die Mög­lich­keit, das, was sie in der Aus­stel­lung gese­hen haben, nach­zu­ar­bei­ten. Zusam­men mit der Kul­tur­ver­mitt­lung der Muse­en der Stadt kön­nen sie die Schau­ge­rich­te nach­ma­len oder mit Filz und Kne­te nachbauen.

Um 10 Uhr beginnt zudem die Aus­stel­lungs­in­ter­ven­ti­on „Fake Food Sushi“. Dafür haben Schüler:innen der Leo­pold-Son­ne­mann-Real­schu­le in Höch­berg aus Ton Sushi-Röll­chen getöp­fert. Die­se moder­nen Schau­ge­rich­te zei­gen sie im muse­ums­päd­ago­gi­schen Raum der Ausstellung.

His­to­ri­sches Muse­um, Samm­lung Lud­wig, Vil­la Dessauer

Posi­ti­ve Bilanz: Kul­tu­rel­le Bil­dung bei den Muse­en der Stadt Bamberg

Die Publi­kums-Bilanz der Muse­en der Stadt Bam­berg des letz­ten Jah­res ist posi­tiv. Immer mehr Per­so­nen besu­chen die Aus­stel­lun­gen im His­to­ri­schen Muse­um, in der Samm­lung Lud­wig und der Vil­la Des­sau­er, immer mehr Schul­klas­sen buchen Mit­mach-Füh­run­gen und Museumswerkstätten.

Anfang Dezem­ber eröff­ne­ten die Muse­en der Stadt Bam­berg ihre letz­te Aus­stel­lung des Jah­res 2023. Noch bis 28. Janu­ar zeigt das His­to­ri­sche Muse­um die Weih­nachts­aus­stel­lung „Eine run­de Sache? Wie Lauscha die Weih­nachts­ku­gel erfand“. Die Schau bil­det den Abschluss „eines anspruchs­vol­len Aus­stel­lungs­jahrs“, wie die Muse­en mit­teil­ten. Unter dem Jahr lie­fen unter ande­rem auch „Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“, „Fake Food – Essen zwi­schen Schein und Sein“, „Instant Para­di­se – Swa­ant­je Günt­zel“ und „Feld­for­schung“ von Rosa Brun­ner. „Unse­re Bemü­hung wur­den mit sehr guten Besuchs­zah­len belohnt“, sagt Muse­ums­di­rek­to­rin Kris­tin Kne­bel. „Schon jetzt ist die Zahl der Muse­ums­be­su­che aus dem Jah­re 2022 über­trof­fen wor­den. Und wir freu­en uns, dass wir so vie­le Men­schen, dar­un­ter vie­le Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger, und vor allem auch Kin­der und Jugend­li­che errei­chen kön­nen. Denn letzt­lich lebt ein Muse­um ja genau von ihnen, ohne ihr Inter­es­se wäre unse­re Arbeit nutzlos.“

Zuspruch auch bei Kul­tu­rel­ler Bildung

Die Muse­en der Stadt Bam­berg begrei­fen bei jeder Aus­stel­lung laut Selbst­be­schrei­bung Bil­dung und Ver­mitt­lung als ele­men­ta­re Auf­ga­be. Ihre kul­tu­rel­len Bil­dungs­an­ge­bo­te sol­len sich an den unter­schied­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und Bedürf­nis­sen, Moti­va­tio­nen und Erwar­tun­gen des Publi­kums ori­en­tie­ren. Auch sol­len Besu­che­rin­nen und Besu­cher ein­be­zo­gen wer­den, um einen ein­la­den­den und anre­gen­den Bil­dungs­ort zu schaf­fen. Mit unter­schied­li­chen, ziel­grup­pen­spe­zi­fi­schen und inklu­si­ven Metho­den und For­ma­ten sol­len auch Kin­der und Jugend­li­che die Mög­lich­keit haben, kul­tur- und kunst­ge­schicht­li­che The­men spie­le­risch zu ent­de­cken und zu ver­tie­fen, selbst aktiv zu wer­den und ihr kri­ti­sches Den­ken zu entwickeln.

„Wir sind sehr zufrie­den mit der Ent­wick­lung in den Muse­en, ins­be­son­de­re was die jun­gen Besu­che­rin­nen und Besu­cher betrifft“, sagt Eleo­no­ra Cagol, wis­sen­schaft­li­che Volon­tä­rin und zustän­dig für die Kul­tu­rel­le Bil­dung der Muse­en der Stadt Bam­berg. „Die neu­en Kin­der­gar­ten- und Schul­pro­gram­me, die wir seit Sep­tem­ber 2022 anbie­ten, wer­den von Lehr­kräf­ten und Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit gro­ßer Begeis­te­rung auf­ge­nom­men. Vom 10. Dezem­ber 2022 bis zum 10. Dezem­ber 2023 haben wir für mehr als 75 Klas­sen mit ins­ge­samt mehr als 1.500 Schü­le­rin­nen und Schü­lern Mit­mach-Füh­run­gen und Muse­ums­werk­stät­ten orga­ni­siert. Hin­zu kom­men die Klas­sen, die unse­re Muse­en und Aus­stel­lun­gen selbst­stän­dig besucht haben.“

Is it cake?

Aus­stel­lung „Fake Food: Essen zwi­schen Schein und Sein“

Essen ist nicht ein­fach nur Essen. Schon seit hun­der­ten Jah­ren wird es nicht nur ser­viert, son­dern auch insze­niert. Teil­wei­se geht es ohne eine gewis­se Thea­tra­lik drum­her­um kaum. In der Aus­stel­lung „Fake Food“ beleuch­tet die Samm­lung Lud­wig im Alten Rat­haus „Essen zwi­schen Schein und Sein“ mit heu­ti­gen Mit­teln und Barock-Fayencen.

Ein bekann­ter Strea­ming-Anbie­ter hat eine Quiz-Sen­dung im Pro­gramm, in der die Teil­neh­men­den unter dem Namen „Is it cake?“ raten müs­sen, ob ein all­täg­li­cher Gegen­stand, der ihnen prä­sen­tiert wird, echt oder täu­schend echt aus Kuchen geba­cken ist. Schrei­tet der Mode­ra­tor zur Auf­lö­sung und setzt ein Mes­ser an etwas an, das zum Bei­spiel eine Bow­ling­ku­gel oder ein Schuh ist, bezie­hungs­wei­se ihnen gleicht, ist die Über­ra­schung nicht sel­ten groß, wenn die Klin­ge durch den Gegen­stand fährt und das geba­cke­ne Inne­re eines Kuchens entblößt.

Ähn­li­chen Rate­spie­len gab man sich bereits in den baro­cken Zei­ten des 18. Jahr­hun­derts hin. Damals wur­den Tisch­de­ko­ra­tio­nen in höher­ge­stell­ten Häu­sern zu beson­de­ren Anläs­sen Kera­mik­ge­gen­stän­de, soge­nann­te Fay­en­cen, hin­zu­ge­fügt. Die­se gli­chen ihrer­seits ver­schie­dens­ten Lebens­mit­teln täu­schend echt. Zwar hat­ten die Fay­en­cen nicht den Sinn, wie bei der Kuchen­sen­dung, ange­schnit­ten zu wer­den, um ihre (Un-)Echtheit zu prü­fen. Damals stand eher eine gewis­se der Zeit ent­spre­chen­de thea­tra­li­sche Insze­nie­rung der Tafel und das Zur­schau­stel­len von Wohl­stand im Vor­der­grund. Zu Dis­kus­sio­nen dar­über, ob das Prä­sen­tier­te nun echt oder nicht ist, kam es gewoll­ter­wei­se aber gleichermaßen.

„Auf baro­cken Tisch­ta­feln herrsch­te gro­ßer Bedarf nach Fay­en­cen“, sagt Kris­tin Kne­bel, Direk­to­rin der Bam­ber­ger Muse­en. „Es war lan­ge Zeit üblich, gan­ze Land­schaf­ten dar­aus auf­zu­bau­en, um damit Gesprächs-Anläs­se zu schaf­fen. Denn oft saßen an sol­chen Tafeln Frem­de bei­ein­an­der, die mit­ein­an­der ins Gespräch kom­men und auch ein biss­chen gefoppt wer­den sollten.“

Die Samm­lung Lud­wig hat dut­zen­de sol­cher Fay­en­cen in ihrem Bestand – aller­dings ohne sie jemals alle öffent­lich gezeigt zu haben. Mit der Aus­stel­lung „Fake Food: Essen zwi­schen Schein und Sein“, die noch bis 26. Novem­ber in der Samm­lung Lud­wig im Alten Rat­haus zu sehen ist, wur­de das nun geändert.

Auf den bei­den Stock­wer­ken der Samm­lung zeigt die Aus­stel­lung inter­ak­ti­ve Mul­ti­me­dia-
instal­la­tio­nen, Geruchs- und Geschmacks­tests und 50 Nah­rungs­mit­teln nach­emp­fun­de­ne Keramikstücke.

Dazu gehö­ren alle mög­li­chen Früch­te- und Gemü­se­sor­ten und ver­schie­dens­te Tie­re wie Fische, Vögel oder Schild­krö­ten. Man­che der Fay­en­cen könn­ten mit etwas gefüllt wer­den, etwa um Sup­pe aus ihnen zu ser­vie­ren – ande­re dien­ten aus­schließ­lich der Augen­täu­schung. „In der Aus­stel­lung geht es um eine Ver­bin­dung der his­to­ri­schen Dar­stel­lun­gen von Essen anhand der Fay­en­cen und der Dar­stel­lung von Essen heu­te. Hier und da stellt sich die Fra­ge, was ist echt und was unecht.“

Das Auge isst mit

Von Strea­ming-Shows abge­se­hen – wor­in besteht der Schein heu­ti­gen Essens? „Der Schein am heu­ti­gen Essen“, sagt Kris­tin Kne­bel, „hat kaum mehr die Absicht, Ver­wir­rung bei Tisch zu schaf­fen. Heu­te besteht er eher dar­in, dass zum Bei­spiel ande­re Inhalts­stof­fe ange­ge­ben wer­den als drin sind. Oft wird etwa sug­ge­riert, dass spe­zi­el­le Nah­rung beson­ders gesund sei, was dann aber nicht immer der Fall ist.“

Meter­ho­he drei­di­men­sio­na­le Papp­auf­stel­ler von rie­si­gen Tört­chen ver­sinn­bild­li­chen das gleich zu Beginn der Aus­stel­lung. Steht man direkt davor, sieht man den Schein, also ihre Gemacht- und Unecht­heit sofort. Aus eini­ger Ent­fer­nung betrach­tet könn­ten die Papp­tor­ten – lässt man ihre Grö­ße außer acht – aber auch echt sein.

Wobei ein biss­chen Schein beim Essen schon sein muss. Denn was ist das Zube­rei­ten oder Anrich­ten von Essen ande­res, als die Nah­rung nicht nur in eine ess­ba­re, son­dern auch in eine ess­bar erschei­nen­de Form zu brin­gen. „Wir ken­nen den Spruch: das Auge isst mit. Das hat man sich mit opu­lent gedeckt Tafeln und Fay­en­cen schon im Barock zunut­ze gemacht. Und auch heu­te, wenn wir Gäs­te zum Essen emp­fan­gen, rich­ten wir den Tisch beson­ders schön her. In ande­rer Atmo­sphä­re nimmt man Essen anders wahr.“

Essen und Identität

Essen ist und war aller­dings nie ein­fach nur Essen. Zu sehr ist es poli­tisch, emo­tio­nal und kul­tu­rell auf­ge­la­den. Aktu­el­le Dis­kus­sio­nen über Nach­hal­tig­keit von Lebens­mit­tel­her­stel­lung, nicht zuletzt vor dem Hin­ter­grund der Aus­wir­kun­gen auf das Kli­ma, bele­gen dies. Auch kul­tu­rel­le Prä­gung oder Iden­ti­tät haben oft einen kuli­na­ri­schen Ein­schlag. Vie­le Orte hal­ten ihre Küche für bemer­kens­wert, vie­le Men­schen iden­ti­fi­zie­ren sich zum Bei­spiel über Veganismus.

Kaum grund­le­gend anders war es im Barock. „Damals konn­te man durch das Essen sei­ne Stan­des­zu­ge­hö­rig­keit zei­gen“, sagt Kris­tin Kne­bel. „Gera­de im Adel gab es prunk­vol­le Essens­ge­wohn­hei­ten, die durch­aus immer zur Schau gestellt wur­den. Man woll­te sich dabei prä­sen­tie­ren und sich unterscheiden.“

Im Gegen­satz zu heu­ti­gen Iden­ti­täts­schlach­ten kamen sol­che Zur­schau­stel­lun­gen vor 250 Jah­ren aber wohl ohne Ver­bis­sen­heit aus und setz­ten dafür eher auf eine spie­le­ri­sche Note. Denn, sol­che Tisch­de­ko­ra­tio­nen soll­ten nicht nur zur Dis­kus­si­on anre­gen, son­dern auch für ein paar Lacher oder viel­leicht sogar ein wenig woh­li­gen Ekel bei Tisch sor­gen. „Es kam zum Bei­spiel vor, dass der Tisch mit Tel­lern gedeckt wur­de, die mit lebens­echt aus­se­hen­den Insek­ten oder Ähn­li­chem bemalt waren. Auch haben wir in unse­rer Samm­lung eine lebens­gro­ße Fay­en­cen-Eidech­se, die auf einem Tel­ler sitzt. Bei­des dien­te wohl dazu, das Ekli­ge und das Ange­neh­me zu verbinden.“

Fake Food
Mit VR an die baro­cke Tafel

Im Zen­trum von „Fake Food: Essen zwi­schen Schein und Sein“ steht eine sozu­sa­gen begeh­ba­re Vir­tu­al-Rea­li­ty-Anwen­dung. Die­se macht den Schein von damals erleb­bar. An einem meter­lan­gen Tisch kann man Platz neh­men und per VR-Bril­le in eine baro­cke Insze­nie­rung die­ses Tisches eintauchen.

Ohne Bril­le bie­tet der Tisch dem Publi­kum einen unspek­ta­ku­lär und karg gedeck­ten Anblick. Mit Bril­le sieht man eine auf­wän­dig her­ge­rich­te­te Tafel vor sich – inklu­si­ve der Fay­en­cen der Aus­stel­lung –, die in einem eben­so präch­ti­gen Spei­se­saal steht. Und man sitzt nicht allein an die­sem vir­tu­el­len Tisch.

Mit Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­lern auf­ge­nom­me­ne Gesprä­che wer­den in den vir­tu­el­len Anblick ein­ge­speißt, die vir­tu­el­len Figu­ren unter­hal­ten sich also mit­ein­an­der, und per Augen­be­we­gung in der Bril­le kann man den Fort­lauf der Gesprä­che beeinflussen.

„Die­se Anwen­dung ver­setzt uns zurück in die baro­cke Zeit“, sagt Kris­tin Kne­bel. „Im Rok­ko­ko­saal des Alten Rat­hau­ses haben wir die Sze­nen gedreht mit Schau­spie­lern, die sich über die Inhal­te der Aus­stel­lung unter­hal­ten. Die Nut­zer erle­ben dabei alle eine ande­re Geschich­te, weil sie sich wahr­schein­lich für ande­re Ver­läu­fe des Tisch-Gesprächs ent­schei­den. Und hin­ter­her kann man sich, wie­der­um als Gesprächs­an­lass, über das vir­tu­ell Gese­he­ne unterhalten.“

Wobei die Aus­stel­lung an die­ser Stel­le nicht ver­gisst, auch eine heu­ti­ge Mög­lich­keit auf­zu­grei­fen, Essen zu insze­nie­ren: Nur weni­ge The­men wer­den in sozia­len Medi­en so zahl­reich und häu­fig mit Posts bedient, wie Fotos von Essen hoch­zu­la­den – dies kann man direkt unter dem Hash­tag der Aus­stel­lung tun. Denn oft scheint der Wert einer Mahl­zeit nur dann voll­stän­dig sein zu kön­nen, wenn man ein Foto der­sel­ben mit sei­ner Com­mu­ni­ty geteilt hat. Die Nah­rung ver­spricht nicht nur Nähr­stof­fe, son­dern auch Likes. Eines davon ist wich­tig, das ande­re scheint wichtig.

Wie geht es dem Hamburger?

Im Aus­stel­lungs­teil im zwei­ten Stock­werk wird es kon­kre­ter, soll hei­ßen, es gibt etwas Rea­les zu essen. Wie­der­um unter dem Gesichts­punkt des Schein­ba­ren ser­viert das Muse­um für einen Jel­ly­be­ans-Geschmacks­test dut­zen­de der klei­nen Gelee­boh­nen. Die­se schme­cken aber bekannt­lich nicht immer nach dem, was ihre fruch­tig-bun­ten Far­ben nahelegen.

Auch kann man an ver­schie­de­nen kuli­na­ri­schen Rate­spie­len teil­neh­men. Ein­mal bie­tet sich die Mög­lich­keit, in einem Quiz anhand von Ess­ge­räu­schen zu erra­ten, was geges­sen wird, und in einem Schnup­per­test ist das Publi­kum ange­hal­ten, ver­schie­de­ne Gewür­ze zu erschnüffeln.

Und dann stellt sich noch die Fra­ge: Wie geht es dem Ham­bur­ger? Ein sol­cher wur­de zum Beginn der Aus­stel­lung im April fer­tig gekauft, erhitzt und dann in eine Vitri­ne plat­ziert. Auf nicht unbe­dingt appe­tit­för­dern­de Wei­se ans Ver­gäng­li­che mah­nend, hat­te sich Mit­te Sep­tem­ber eine nicht zu über­se­hen­de Schim­mel­schicht auf dem Bur­ger aus­ge­brei­tet. Kon­ser­vie­rungs­stof­fe machen Lebens­mit­tel zwar ziem­lich lan­ge halt­bar, aber das Alter der meh­re­re 100 Jah­re alten Fay­en­cen wird das Fleisch­bröt­chen wohl nicht mehr erreichen.

Nach 22 Jah­ren als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bamberg

Dr. Regi­na Hane­mann nimmt Abschied

Am 1. Sep­tem­ber 1999 trat sie die Stel­le an, am 1. Janu­ar 2022 ging sie in den Ruhe­stand. Als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg, nament­lich His­to­ri­sches Muse­um, Vil­la Des­sau­er und Samm­lung Lud­wig, hat Dr. Regi­na Hane­mann die Geschi­cke der ört­li­chen Kul­tur­sze­ne 22 Jah­re lang mit­be­stimmt. Im Inter­view erzählt die gebo­re­ne Ober­baye­rin, war­um sie die Stel­le anfangs eigent­lich nicht woll­te, von Macho-Reak­tio­nen aus der Bevöl­ke­rung und war­um man immer alles anders machen soll­te als die Vorgänger.
Frau Dr. Hane­mann, 1999 haben Sie die Stel­le der Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg ange­tre­ten. War­um hat­ten Sie sich damals in Bam­berg beworben?

Regi­na Hane­mann: Ich hat­te in Bam­berg stu­diert und danach eigent­lich gedacht, dass ich an einen Ort, in dem ich bereits zum Stu­di­um so lan­ge Jah­re war, nicht zurück­keh­ren möch­te, son­dern ande­re Orte ken­nen­ler­nen. Eine Freun­din schick­te mir die dama­li­ge Stel­len­aus­schrei­bung zur Lei­tung der Muse­en der Stadt Bam­berg zu. Mir war damals aller­dings bekannt, in was für einem schlech­tem Zustand zum Bei­spiel das His­to­ri­sche Muse­um war, eine ewi­ge Bau­stel­le. Die­sen Augi­as­stall, dach­te ich mir, soll jemand anders aus­mis­ten und woll­te mich nicht bewer­ben. Aber mein Mann, der auch hier stu­diert hat und gro­ßer Bam­berg­fan war und ist, hat mich dann über­re­det, mich doch zu bewer­ben. Ich tat es und wie es scheint, gefiel dem Stadt­rat mei­ne Bewer­bung. Was ihm im Lauf der Jah­re aber nicht gefiel, war, dass ich immer direkt dar­auf hin­ge­wie­sen habe, was im Muse­um alles im Argen lag.

Wie wur­de die­ses Miss­fal­len zum Aus­druck gebracht?

Regi­na Hane­mann: Zuwei­len wur­de gelacht, wenn ich mit einem neu­en Antrag ankam und zum Bei­spiel neue Vitri­nen brauch­te. Ich wur­de ange­stellt, um die Muse­en zu ver­bes­sern, aber wenn ich kon­kre­te Vor­schlä­ge unter­brei­te­te, war so gut wie nie genug Geld da. Das wird auch mei­ner Nach­fol­ge­rin so gehen. Auch sie soll Ber­ge ver­set­zen, aber ohne Geld. Wie man die­sen Wider­spruch auf­lö­sen kann, weiß ich bis heu­te nicht. Das heißt, eigent­lich wüss­te ich es schon, aber dazu bräuch­te es auf der poli­ti­schen Ebe­ne eine kla­re Linie und eine kla­re Idee zum Stel­len­wert des kul­tu­rel­len Erbes.

Es wur­de gelacht? Fühlt man sich da in sei­ner Arbeit gewürdigt?

Regi­na Hane­mann: Ach, na ja. Man hat schon Respekt vor dem Stadt­rat, weil da Vol­kes Stim­me spricht und man es mit 44 ver­schie­de­nen Mei­nun­gen und 44 Rück­mel­dun­gen zu tun hat. Man sieht es ja zur­zeit wäh­rend Coro­na: Die Kul­tur steht bei der Bud­get­pla­nung nicht an ers­ter Stel­le und auch in Muse­en ist die Arbeit schon sehr müh­se­lig gewor­den. Ich habe über die Zeit gelernt, dass man nicht immer das Gan­ze for­dern kann. Am Anfang bin ich ange­tre­ten und habe Sachen gesagt wie „ich brau­che eins-kom­ma-soviel Mil­lio­nen für all das, was ich machen will“. Aber so geht das natür­lich nicht. Da habe ich ein­fach die Abläu­fe der Poli­tik nicht so gut verstanden.

Änder­te sich das im Lauf der Zeit?

Regi­na Hane­mann: Zusam­men mit Wer­ner Hipe­li­us, dem dama­li­gen Bam­ber­ger Bür­ger­meis­ter und Kul­tur­re­fe­rent, habe ich es dann so aus­ge­macht, dass wir die Finan­zie­rung in klei­nen Schrit­ten ange­hen. Die Aus­stel­lun­gen „Das Jüdi­sche in Bam­berg“ und „Die Lebens­ader Reg­nitz“ haben wir als Dau­er­aus­stel­lun­gen dekla­riert, was die Finan­zie­rung und die Ein­rich­tung der Aus­stel­lun­gen ver­ein­facht. Ich muss aller­dings sagen, dass die­se Anstren­gun­gen und das Fast-Fer­tig­stel­len des His­to­ri­schen Muse­um den Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­gern in den 22 Jah­ren mei­ner Amts­zeit kaum auf­ge­fal­len sind – im Gegen­satz zu den Tou­ris­ten. Nur zehn Pro­zent unse­res Publi­kums kom­men aus Bamberg.

Caro­la Schmidt, die neue Direk­to­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, hat im Stadt­echo-Inter­view einen ähn­li­chen Ein­druck geschil­dert. Sie sag­te, dass sich die Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger nicht beson­ders bewusst zu sein schei­nen, wel­che kul­tu­rel­len Schät­ze die Muse­en am Dom­berg beher­ber­gen. Sehen Sie das für die Muse­en der Stadt auch so?

Regi­na Hane­mann: Ja, aber so etwas ist nicht unge­wöhn­lich. Das ken­ne ich als Kla­ge von eigent­lich allen Muse­en und das The­ma „Nicht-Besu­cher“ wird auf vie­len Muse­ums­ta­gun­gen dis­ku­tiert. Viel­leicht ist das sys­tem­im­ma­nent und eine Geis­tes­hal­tung heut­zu­ta­ge. Vor 100 Jah­ren waren die Leu­te noch stol­zer auf ihre Muse­en. Sie hat­ten ein Gefühl dafür, dass das ihre eige­ne Geschich­te und ihr eige­ner Besitz ist, der da vor­ge­zeigt wird. Das scheint ver­lo­ren­ge­gan­gen zu sein.

Wenn Sie Ihre 22 Jah­re als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg mit eini­gen Adjek­ti­ven zusam­men­fas­sen müss­ten, was wür­den Sie sagen?

Regi­na Hane­mann: Das ers­te, was mir ein­fällt, ist jetzt kein Adjek­tiv, aber ich war immer unter Voll­dampf. Man rennt immer wie im Galopp auf das nächs­te Pro­jekt zu. Adjek­ti­ve wären, auch wenn es ein biss­chen platt ist, schön, zufrie­den und erfüllend.

Was aus den 22 Jah­ren bereu­en Sie?

Regi­na Hane­mann: Es hat mir immer leid getan, wenn ich ein­mal sehr streng mit den Mit­ar­bei­tern sein muss­te. Aber so rich­tig bereu­en tue ich nichts. Oder ich habe es vergessen.

Hat die Stel­le Sie verändert?

Regi­na Hane­mann: In gewis­ser Wei­se. Man arbei­tet 22 Jah­re im Team mit Men­schen, die einem nahe ste­hen, von denen man aber die Che­fin ist. Dar­an muss­te ich mich gewöh­nen. Und ich habe ler­nen müs­sen, Vor­wür­fe und Kri­tik zu ertra­gen. Man kann es nicht allen recht machen, das muss­te ich auch erst­mal begrei­fen. Obwohl, teil­wei­se gab es wirk­lich völ­lig unge­recht­fer­tig­te per­sön­li­che Kri­tik – „mit Ihnen wird das nichts“ oder „Sie haben die fal­schen Kla­mot­ten an“ und so weiter.

Kön­nen sol­che Vor­wür­fe dar­an gele­gen haben, dass Sie die ers­te Frau im Amt der Direk­to­rin waren?

Regi­na Hane­mann: Das kann gut sein. Das ist schon lan­ge her und ich habe das damals nicht so emp­fun­den, weil ich es mir nicht vor­stel­len konn­te, dass die Vor­wür­fe dar­an lie­gen könn­ten. Das war vor „metoo“. Aber ich glau­be, einem Mann wäre das nicht passiert.

Wofür haben Sie jetzt Zeit, was vor­her nicht drin war?

Regi­na Hane­mann: Ich freue mich sehr dar­auf, jetzt mehr Zeit für ande­re Muse­en zu haben. Ich wür­de zum Bei­spiel ger­ne ein­fach mal zwei Wochen im Ruhr­pott rum­fah­ren und mir die gan­zen Muse­en anschau­en, die es dort gibt. Und was ich auch wahn­sin­nig gern tue, ist in Urlaub zu fah­ren, um zwei Wochen nur zu lesen. Das ist für mich der schöns­te Urlaub. Aber das erlaubt mein Mann nicht. Er will im Urlaub auch irgend­wel­che Akti­vi­tä­ten machen, wie wan­dern zu gehen.

Sie spie­len Bari­ton-Horn im Posau­nen­chor der Erlö­ser­ge­mein­de Bam­berg und in der Big­band der städ­ti­schen Musik­schu­le. Kann man Sie da jetzt öfter hören?

Regi­na Hane­mann: Das konn­te man vor­her schon. Die Big Band muss­te in letz­ter Zeit zwar vie­le Auf­trit­te aus­fal­len las­sen, aber im Posau­nen­chor konn­te man mich schon vie­le Sonn­ta­ge im Got­tes­dienst mit­spie­len hören.

Was wer­den Sie an den drei Muse­en, His­to­ri­sches Muse­um, Vil­la Des­sau­er, Samm­lung Lud­wig, am meis­ten vermissen?

Regi­na Hane­mann: Ich wer­de es schon ver­mis­sen, jetzt kei­nen Zugriff mehr zu haben auf die Bestän­de der Muse­en. Ich gehe zum Bei­spiel Inven­tar­lis­ten durch, die für die eine oder ande­re Abtei­lung viel­leicht noch lücken­haft sind. Dabei sehe ein ums ande­re Mal, was wir für tol­le Objek­te in den Bestän­den haben und kann gleich­zei­tig die­se Lücken schlie­ßen. Toll!

Was wer­den Sie nicht vermissen?

Regi­na Hane­mann: Ich wer­de es nicht ver­mis­sen, eine Che­fin zu sein, also die eine Per­son, die ande­re anschie­ben und ihnen sagen muss „macht dies oder das, so oder so“. Und was ich auch ganz sicher nicht ver­mis­sen wer­de, sind nächt­li­che Tele­fon­an­ru­fe aus dem Muse­um, dass es einen Was­ser­scha­den im Depot gibt, wie mehr­mals geschehen.

Sie haben es schon ange­spro­chen: Das His­to­ri­sche Muse­um war 1999 in kei­nem guten Zustand. Was hieß das genau?

Regi­na Hane­mann: Es war in einem furcht­ba­ren. Mein Vor­gän­ger hat sich in ers­ter Linie mit Aus­stel­lun­gen beschäf­tigt und das Muse­um damit zuge­ge­be­ner­ma­ßen im Anse­hen geho­ben. Die Pfle­ge des Bestands und des Depots hat er aber zurück­fal­len las­sen. Es gab neun sehr schlech­te Depots, in man­che hat es rein­ge­reg­net und es gab Inven­ta­re ohne Stand­or­te der Objek­te. Als ich das in mei­ner ers­ten Woche gese­hen habe, war ich kurz davor, gleich wie­der alles hin­zu­schmei­ßen. Aber zusam­men mit einer tap­fe­ren Volon­tä­rin, die heu­te mei­ne Stell­ver­tre­te­rin ist, habe ich ein­fach ange­fan­gen, die­sen Sau­stall aufzuräumen.

In wel­chem Zustand über­ge­ben Sie das Museum?

Regi­na Hane­mann: In 500 Pro­zent bes­se­rem Zustand als es war.

Haben Sie Tipps für Ihre Nach­fol­ge­rin Kris­tin Knebel?

Regi­na Hane­mann: Sie braucht einen lan­gen Atem. Der lan­ge Atem lohnt sich hier. Ich habe dicke Bret­ter vor­ge­bohrt in Rich­tung, was man noch alles bräuch­te. Sie muss schau­en, dass sie wei­ter bohrt und darf wahr­schein­lich auch nicht gleich zu gro­ße Geld­sum­men zur Finan­zie­rung verlangen.

Frau Kne­bel hat eine inhalt­li­che Neu­aus­rich­tung der Muse­en ange­kün­digt. Was hal­ten Sie davon?

Regi­na Hane­mann: So etwas muss man sagen, wenn man neu anfängt. Man muss sagen „ich mache alles anders“. Alle zehn oder 20 Jah­re muss sowie­so alles umge­krem­pelt wer­den. Eine Insti­tu­ti­on, die so weni­ge Mit­ar­bei­ter hat, wird außer­dem ganz stark geprägt von der Per­son, die die Insti­tu­ti­on führt. Ich ken­ne Frau Kne­bels genaue Plä­ne nicht, aber ich wün­sche ihr alles Gute. Ich habe auch fast alles anders gemacht als alle mei­ne Vor­gän­ger seit 1838.

Aber könn­ten Sie eine sol­che Aus­sa­ge nicht auch inso­fern auf­fas­sen, als dass da jemand vor­hat, Ihr Ver­mächt­nis umzuwerfen?

Regi­na Hane­mann: Nein. Es han­delt sich ja vor allem nicht um mein per­sön­li­ches Ver­mächt­nis, son­dern ich habe es für die Stadt und das Muse­um getan. Was ich mei­ner Nach­fol­ge­rin auf kei­nen Fall antun wer­de, ist, was mein Vor­gän­ger mir ange­tan hat, näm­lich rein­zu­pfu­schen. Mir wur­den ja Hin­der­nis­se in den Weg gelegt, ich konn­te gar nicht so hoch springen.

Auf wel­che Aus­stel­lung der 22 Jah­re sind Sie am stolzesten?

Regi­na Hane­mann: Es gibt das Sprich­wort „Dumm­heit und Stolz wach­sen auf einem Holz“. Stolz ist nicht so sehr meins, aber wor­über ich doch froh bin, sind die bei­den schon genann­ten Dau­er­aus­stel­lun­gen, die wir im Muse­um haben, also „Das Jüdi­sche in Bam­berg“ und „Lebens­ader Reg­nitz“. Wor­über ich mich auch freue, ist die Aus­stel­lung „100 Meis­ter­wer­ke“, mit der wir den Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­gern in einer klei­nen, aber fei­nen Aus­wahl zei­gen konn­ten, was sie in und mit die­sem Muse­um haben. Mit die­ser Aus­stel­lung haben wir das His­to­ri­sche Muse­um außer­dem sozu­sa­gen zu sei­nem Ursprung zurück­füh­ren kön­nen. Es wur­de 1838 als städ­ti­sche Kunst­samm­lung mit eige­nen Bestän­den gegründet.

Was oder wen hät­ten Sie ger­ne ein­mal ausgestellt?

Regi­na Hane­mann: Ich hät­te ger­ne mal eine Aus­stel­lung zu den Treus gemacht, die­ser gro­ßen Bam­ber­ger Maler-Fami­lie aus dem 18. Jahr­hun­dert. Aber deren Gemäl­de hät­ten wir uns von ande­ren Samm­lun­gen aus­lei­hen müs­sen. Dazu muss ich aller­dings gene­rell sagen, dass wir Gemäl­de­aus­stel­lun­gen nur aus den Bestän­den des His­to­ri­schen Muse­ums zusam­men­set­zen kön­nen. Unse­re Gebäu­de sind näm­lich nach wie vor in einem so bedenk­li­chen Zustand, dass uns ande­re Muse­en wegen der kli­ma­ti­schen Vor­aus­set­zun­gen kaum etwas lei­hen wür­den. Von daher kann ich mir für Aus­stel­lun­gen wün­schen, was ich will, ich bekom­me es nicht.

Wie hat sich die Bam­ber­ger Muse­ums­land­schaft in Ihrer Zeit verändert?

Regi­na Hane­mann: Es hat sich eini­ges ver­än­dert. Als ich anfing, gab es noch ein Muse­um für Büro­ma­schi­nen und eines für Holo­gram­me. Neu ist aber zum Bei­spiel die Ver­net­zung der Muse­en am Dom­berg, die soge­nann­te Dom­berg-Koope­ra­ti­on. Die­se fin­de ich eine tol­le Ent­wick­lung. Auch wenn man viel­leicht noch ein biss­chen mehr Geld und Per­so­nal rein­ste­cken könn­te, um die Bam­ber­ger Akro­po­lis noch mehr ins Licht zu rücken.

Haben Sie Spu­ren in der Bam­ber­ger Kul­tur­sze­ne hinterlassen?

Regi­na Hane­mann: Das möch­te ich hof­fen. Und wenn sie nur dar­in lie­gen, den Leu­ten ver­deut­licht und gezeigt zu haben, was wir in unse­ren Bestän­den alles haben.

Gibt es eine Abschiedsausstellung?

Regi­na Hane­mann: Ja, sogar zwei. Das ist ein­mal die Aus­stel­lung „Geschenkt! Geschen­ke aus 22 Jah­ren an die Muse­en der Stadt Bam­berg“. Und seit 19. Dezem­ber die Aus­stel­lung zu Paul Maar.

Wel­chen Rat haben Sie an all die Stu­die­ren­den der Kunst­ge­schich­te, ein Fach, des­sen kar­rie­re­mä­ßi­ge Umset­zung oft nicht von Erfolg gekrönt ist? Es wird nicht allen gelin­gen, eine Stel­le wie die Ihre zu bekommen.

Regi­na Hane­mann: Damals in der Stu­di­en­be­ra­tung woll­te man mich mit dem Kli­schee des taxi­fah­ren­den Kunst­wis­sen­schaft­lers von die­sem Stu­di­en­gang abbrin­gen, aber ich sehe das ganz anders. Viel­leicht bekom­men tat­säch­lich nicht alle so eine Stel­le wie ich, aber die Kunst­ge­schich­te ist ein Fach, in dem man das Den­ken in einer Art und Wei­se lernt, dass es an sehr vie­len Stel­len sehr gut ein­ge­setzt wer­den kann. In mei­ner Stu­di­en­zeit gab es zu den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten den Spruch „mit Kant und Kaf­ka in die Wirt­schaft“. Das gilt auch für die Kunst­ge­schich­te. Wer Kunst­ge­schich­te stu­diert, kann, mei­ner Mei­nung nach, fast über­all, in sehr vie­len Berei­chen unter­kom­men. Wer grip­sig genug ist, wird etwas finden.

Wenn Sie zu Ihrem Abschied einen Zap­fen­streich inklu­si­ve Musik­aus­wahl bekä­men, wel­che Stü­cke soll­ten gespielt werden?

Ich wür­de einen mili­tä­ri­schen Zap­fen­streich ganz sicher ableh­nen, aber über ein Abschieds­fest mit einem Auf­tritt von Box­ga­lopp oder der Grup­pe Feder­spiel oder einem Solo­auf­tritt von Den­nis Cham­bers wäre ich höchst erfreut!

Kul­tur auch vir­tu­ell erleben

Die Bam­ber­ger Muse­en laden zum Museumstag

Am 16. Mai ist Inter­na­tio­na­ler Muse­ums­tag, der die­ses Jahr bereits zum 44. Mal began­gen wird. So auch in Bam­berg. Nach­dem die Inzi­denz in der Stadt Bam­berg unter 100 fiel, sind seit Don­ners­tag auch die Muse­en wie­der geöff­net. Auch am kom­men­den Sonn­tag, sofern das Infek­ti­ons­ge­sche­hen unter die­sem Wert bleibt. Unab­hän­gig von einer mög­li­chen Öff­nung wird der Muse­ums­tag auf alle Fäl­le vom aus­rich­ten­den Zusam­men­schluss der Muse­en, „Dom­berg – Muse­en um den Bam­ber­ger Dom“, vir­tu­ell begangen.

Ziel des Akti­ons­ta­ges ist es, auf die Viel­falt der mehr als 6.500 Muse­en in Deutsch­land sowie der Muse­en welt­weit auf­merk­sam zu machen. Die Leit­li­nie des Muse­ums­ta­ges lau­tet in die­sem Jahr „Muse­en mit Freu­de entdecken“.

Da vie­les der­zeit von der Inzi­denz abhängt und bis­lang noch völ­lig unklar ist, ob Bam­bergs Muse­en an die­sem Tag öff­nen dür­fen, um ihre Schät­ze zu prä­sen­tie­ren, wur­de ein gro­ßer Teil der Vor­be­rei­tungs­zeit in digi­ta­le Ange­bo­te und Ent­de­ckun­gen investiert.


Vir­tu­el­ler Stick-Work­shop und vir­tu­el­le Führungen 

„Abge­se­hen davon, dass wir trotz der­zeit sin­ken­der Inzi­denz nicht mit Sicher­heit sagen kön­nen, ob die Muse­en geöff­net wer­den dür­fen, gibt es eini­ge Neue­run­gen, die sich die Ver­ant­wort­li­chen der Häu­ser haben ein­fal­len las­sen“, so Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin Chris­tia­ne Wendenburg.

Selbst­re­dend sieht das Hygie­ne­kon­zept vor, dass FFP2-Mas­ken getra­gen und Abstän­de ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen. Des­in­fek­ti­ons­spen­der sind in sämt­li­chen Muse­en aufgestellt.

In den Vor­jah­ren war der Andrang bei den Füh­run­gen groß, in die­sem Jahr kön­nen lei­der kei­ne Füh­run­gen ange­bo­ten werden.

„Die Besu­cher wer­den in Form eines Ein­bahn­stra­ßen­sys­tems durch die Häu­ser gelei­tet. Es wird kein gro­ßes Gedrän­ge geben bedingt durch die Abstands­re­ge­lung. Wir kön­nen lei­der kein klas­si­sches Pro­gramm wie in den Vor­jah­ren bie­ten, weder Bas­tel­work­shops für Kin­der noch Füh­run­gen für Erwach­se­ne. Doch wird haben uns etwas neu­es ein­fal­len las­sen, so die Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin weiter.“

„Apos­tel­ab­schied, Umkreis Wolf­gang Katz­hei­mer, Misch­tech­nik auf Holz; nach 1483/​vor 1487“. Foto: Muse­en der Stadt Bamberg

Neu beim dies­jäh­ri­gen Muse­ums­tag sind vir­tu­el­le Füh­run­gen. Nach­dem die Coro­na-Pan­de­mie zum Schlie­ßen von Kul­tur­ein­rich­tun­gen geführt hat­te, lie­ßen sich Frau Wen­den­burg und Kol­le­gIn­nen Alter­na­ti­ven ein­fal­len. „Jost Loh­mann von „AGIL –Bam­berg erle­ben“ bie­tet schon seit Jah­ren Füh­run­gen in unse­ren Häu­sern an, unter ande­rem auch vie­le Schul­pro­gram­me. Im Zuge der Pan­de­mie kam die Idee auf, Füh­run­gen auch vir­tu­ell durch­zu­füh­ren. Die „High­light-Füh­rung“ durch die Dom­berg­mu­se­en fei­ert am Muse­ums­tag Pre­mie­re.“ Wäh­rend ansons­ten Grup­pen­bu­chun­gen nötig sind, kann sich im Zuge des Muse­ums­ta­ges jede Besu­che­rin und jeder Besu­cher vir­tu­ell zuschalten.

Mor­gens um 9.30 Uhr beginnt Jost Loh­mann mit der erwähn­ten High­light-Füh­rung, die den Titel „Göt­zen, Papst und Kai­ser“ trägt und am Nach­mit­tag um 14.30 Uhr ein zwei­tes Mal statt­fin­det. Aus­ge­wähl­te Kunst­ob­jek­te, welt­be­rühm­te Expo­na­te und geheim­nis­vol­le Schät­ze, die eng ver­knüpft sind mit der Geschich­te Bam­bergs, sind hier im Live­stream zu ent­de­cken. „Der Vor­teil an den vir­tu­el­len Füh­run­gen ist, dass man auch als Besu­cher Details in Bil­dern ent­de­cken kann, die man so nicht sehen würde.

Jost Loh­mann bie­tet am Muse­ums­tag vir­tu­el­le Füh­run­gen an. Foto: AGIL-Bam­berg erleben

Dadurch dass im Live­stream rein­ge­zoomt wer­den kann, hat man das Gefühl, näher dran zu sein.“ Die Besu­che­rIn­nen erfah­ren bei­spiels­wei­se, wel­ches Kunst­werk im Diö­ze­san­mu­se­um 600 Kilo­gramm schwer ist und kön­nen die „Alle­go­rie des Guten Regi­ments“ im frisch reno­vier­ten Kai­ser­saal der Neu­en Resi­denz bestaunen.

Im His­to­ri­schen Muse­um ist die Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“ auf­ge­baut. Sie möch­te den Gäs­ten die Geschich­te der jüdi­schen Bevöl­ke­rung in Bam­berg vor Augen füh­ren. Um die­se Aus­stel­lung dreht sich auch Herrn Loh­manns zwei­tes Füh­rungs­the­ma, die­ser Live­stream beginnt um 11.30 Uhr.

Der Ein­tritt am Muse­ums­tag ist in allen Häu­sern frei, eben­so kön­nen dank der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung durch den “Freun­des­kreis der Muse­en um den Bam­ber­ger Dom” die Live­streams am Muse­ums­tag kos­ten­frei ange­bo­ten werden.


Ein Hauch von Kuni­gun­den­man­tel für Zuhause

Bei der High­light-Füh­rung wird auch der blaue Kuni­gun­den­man­tel mit sei­nen kunst­vol­len Gold­sti­cke­rei­en vor­ge­stellt. Für die­je­ni­gen, die selbst sti­cken möch­ten, hat sich die neue Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, Caro­la Schmidt etwas ganz Beson­de­res aus­ge­dacht. „Wer ger­ne sti­cken möch­te wie am Hofe Kai­ser Hein­richs“, so Frau Wen­den­burg, „soll­te sich zum Online-Work­shop via Zoom im Diö­ze­san­mu­se­um anmel­den. Frau Schmidt hat dazu eine Exper­tin gewin­nen kön­nen, unter deren fach­kun­di­ger Anlei­tung ein „Stern­chen“ vom blau­en Kuni­gun­den­man­tel ent­steht – mit ver­gol­de­ten Fäden in Anle­ge­tech­nik auf Sei­de, genau­so wie im 11. Jahrhundert!“

Das Diö­ze­san­mu­se­um bie­tet einen online-Stick-Work­shop an. Foto: Diö­ze­san­mu­se­um Bamberg

Die Anmel­dung unter dioezesanmuseum@erzbistum-bamberg.de soll­te früh­zei­tig erfol­gen, damit das kos­ten­lo­se Mate­ri­al­pa­ket, das vom Diö­ze­san­mu­se­um zur Ver­fü­gung gestellt wird, zei­tig zuge­sen­det wer­den kann.

Die Staats­bi­blio­thek hat lei­der nicht geöff­net, weil der­zeit kei­ne Aus­stel­lun­gen statt­fin­den kön­nen. „Aller­dings ist die Sta­Bi digi­tal her­vor­ra­gend auf­ge­stellt“, wie Frau Wen­den­burg betont, „des­halb wird sie einen vir­tu­el­len Blick in ihre Schatz­kam­mer ermöglichen.“

Nicht weit vom Dom­berg ent­fernt, hat – vor­be­halt­lich des Infek­ti­ons­ge­sche­hens – die Samm­lung Lud­wig Bam­berg im Alten Rat­haus geöff­net und prä­sen­tiert auch am Muse­ums­tag in ihrer stän­di­ge Schau „Glanz des Barock – Fay­ence und Por­zel­lan“ ihre prunk­vol­len Kost­bar­kei­ten, außer­dem „Lud­wig unter der Lupe – 25 Jah­re Samm­lung Lud­wig in Bamberg“.

In der Vil­la Des­sau­er kann end­lich auch die brand­neue Aus­stel­lung „Papier“ des Bam­ber­ger Kunst­ver­eins live und in Far­be besich­tigt wer­den. In die­ser Aus­stel­lung zei­gen die Künst­le­rin­nen und Künst­ler, was Papier an gestal­te­ri­schen Mög­lich­kei­ten bie­tet. Die Aus­stel­lung wird dar­über­hin­aus unab­hän­gig von den Öff­nungs­per­spek­ti­ven auch digi­tal beglei­tet, bei­spiels­wei­se durch Inter­views mit den aus­stel­len­den Künstlern.

Andre­as von Weiz­sä­ckers Löwen­köp­fe. Foto: Sebas­ti­an Quenzer
Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen und Links


Live­streams mit „Agil“ am Museumstag 

https://www.agil-bamberg.de/museumstagL.php


„Bam­ber­ger Schät­ze“ in der Staats­bi­blio­thek Bamberg

https://www.staatsbibliothek-bamberg.de/digitale-sammlungen/bamberger-schaetze/


Aus­stel­lun­gen der Staats­bi­blio­thek auf Goog­le Arts & Culture

https://artsandculture.google.com/partner/staatsbibliothek-bamberg?hl=de


Online-Aus­stel­lun­gen und vir­tu­el­le Spa­zier­gän­ge durch die Prunk­räu­me der Neu­en Residenz

https://www.residenz-bamberg.de/deutsch/digital/index.htm

https://schloesserblog.bayern.de/tag/residenz-bamberg


Aus­stel­lung „Papier“ in der Vil­la Des­sau­er mit vir­tu­el­lem Begleitprogramm

https://www.kunstverein-bamberg.de/


Orga­ni­sa­to­ri­scher Hin­weis der Stadt Bamberg

Liegt der Coro­na-Inzi­denz­wert in Bam­berg zwi­schen 50 und 100, ist eine vor­he­ri­ge Anmel­dung per Tele­fon (0951 87–1140 Kas­se His­to­ri­sches Muse­um, 0951 87–1871 Kas­se Samm­lung Lud­wig, 0951 87–1861 Kas­se Stadt­ga­le­rie Bam­berg – Vil­la Des­sau­er und Mik­we: 0151–16971088 wäh­rend der Öff­nungs­zei­ten) erfor­der­lich. Zu einer even­tu­ell nöti­gen Rück­ver­fol­gung muss ein Kon­takt hin­ter­legt wer­den. Die Besucher:innen sind zum Tra­gen einer FFP2-Mas­ke ver­pflich­tet, der Min­dest­ab­stand von 1,5 m zuein­an­der ist ein­zu­hal­ten. Die Ver­ant­wort­li­chen bit­ten, die vor­ge­schrie­be­nen Hygie­ne­maß­nah­men zu beher­zi­gen. Die Besu­cher­zahl wird begrenzt, so dass die gel­ten­den Abstands­re­geln ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Die Belüf­tung mit Frisch­luft wird in den Aus­stel­lungs­räu­men erhöht. Aus­ge­schil­der­te Rund­we­ge hel­fen bei der Ver­mei­dung von Kon­tak­ten. Es gibt die Mög­lich­keit zur Des­in­fek­ti­on der Hände.