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Schutzgebühr

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!

EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jah­ren stand kaum ein Slo­gan mehr für die Event­tra­di­ti­on in der Bam­berg Innen­stadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Men­schen nur wegen des City­ma­na­gers nach Bam­berg pil­ger­ten, um die zur kos­ten­lo­sen Welt­ret­tung für alle in Gold geman­tel­ten Pre­mi­ume­vents zu bestaunen.

Büh­ne vor­ne am Max­platz, Bier­bän­ke davor, und drum­her­um in der immer exakt sel­ben Rei­hen­fol­ge: Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de, Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de. Band vom Kum­pel vom Din­gens spielt, der größ­te Unter­schied zwi­schen all den Events war im Wesent­li­chen das Datum. Und sind wir mal ehr­lich: Wich­tig ist die Anwe­sen­heit sei­ner Hei­lig­keit. – Wir hat­ten uns so an das Kon­zept gewöhnt, das doch für alle Ver­an­stal­tun­gen auf dem Max­platz für alle Ewig­keit in Stein gemei­ßelt wor­den zu sein schien.

Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die König­stra­ße jähr­lich in gro­ßen Let­tern auf Ban­nern über­span­nen­de hei­ligs­te Cre­do wird plötz­lich über Bord gewor­fen? Neee! Wegen die­ser bes­se­ren Grip­pe? – Nicht für Super­klau­si. Wo ande­re (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preis­schild an die Ticket­bu­de nageln müs­sen, kramt unser Stadt­mar­ke­ting­chef in der Scrabb­le­kis­te für Stadt­mar­ke­ting­chefs und puz­zel­te sich den Begriff „Schutz­ge­bühr“ zusammen.

Nun ist Schutz­ge­bühr kein wirk­lich – wie der Namen ver­mu­ten las­sen könn­te – geschütz­ter Begriff. Man erwar­tet eine Gebühr, die vor Miss­brauch schützt, wie bei der Bestel­lung eines dicken Ver­sand­ka­ta­lo­ges. Begrün­det mit dem begrenz­ten Platz­an­ge­bot wegen Coro­na. Am Ende reser­viert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größ­tes Ver­ständ­nis für alle. Das kann ich nachvollziehen.

Unser oft zitier­ter Schorsch Dot­ter­weich, heu­te ein Land­kreis­be­woh­ner, packt also – so rein bei­spiels­hal­ber – sowohl Frau als auch fünf­jäh­ri­gen Sohn und sie­ben­jäh­ri­ge Toch­ter ins Auto, um die pro­kla­mier­te EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bam­ber­ger Stadt­mar­ke­tings zu besu­chen. Damit sich der Trip lohnt, wol­len sie direkt zwei Kon­zer­te auf dem Bam­ber­ger Max­platz besu­chen. Die kos­ten­lo­sen Tickets hat er natür­lich im Vor­aus bereits über den Shop des Stadt­mar­ke­tings gekauft. 4 Per­so­nen a 10 Euro a 2 Kon­zer­te. Macht mal ent­spann­te 80 Euro. Aber man kriegt es ja wie­der. Schutz­ge­bühr! Zum Glück.

Also! Auf nach Bam­berg! Nach­dem sie ihr Auto wie­der nicht direkt hin­ten auf dem Max­platz (Frech­heit!) abstel­len kön­nen, und auch nicht ein­se­hen, war­um Park­ge­büh­ren nicht bei der Schutz­ge­bühr dabei gewe­sen sein sol­len, haben sie sich eben auf einen Anwoh­ner­park­platz im süd­li­chen Insel­be­reich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächs­te Knal­ler: Obwohl Schorsch Dot­ter­weich mit sei­nen 80 Euro Schutz­ge­bühr ja den Ein­zel­han­del und damit die Wirt­schaft in Bam­berg nach­hal­tig stärkt, muss er sich auch noch undank­bar beschimp­fen las­sen von so einem eng­stir­ni­gen alten Anwoh­ner, weil es angeb­lich sein Park­platz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innen­stadt woh­nen muss.

Am Max­platz ange­kom­men, bekom­men sie 80 Euro in Form von Ver­zehr­gut­schei­nen. Cool. Jetzt heißt es ran­hal­ten, denn die Din­ger ver­fal­len am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das ers­te Kon­zert rich­tig los­geht, vier Seid­la in den Schä­del. Die Frau fährt und trinkt Was­ser, die Kin­der Limo. Nach­dem die Kin­der schon – die 80 Euro müs­sen ja weg – nach jeweils zwei Paar Brat­würs­te, einer gan­zen Piz­za und vier Crê­pes das Jam­mern anfan­gen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seid­la die vier ande­ren Seid­la hin­un­ter. Die Frau hat kei­nen Appe­tit mehr auf die Fres­sa­li­en am Max­platz. Die Stim­mung kippt. Den Kin­dern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirk­lich der letz­te Gut­schein ver­braucht ist, geht hier aber nie­mand heim. Wer weiß schon, wo das übri­ge Geld landet!

Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!