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Stadtecho-Kolumne - Page 2

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den BAMBERG-Schriftzug

Was mach­te der belieb­te BAM­BERG-Schrift­zug in Hall­stadt? Flo­ri­an Herrn­le­ben gibt in sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne Auskunft.

Es pas­sie­ren Din­ge in unse­rer Stadt. Geheim­nis­vol­le Din­ge. Über­stun­den, die es nicht gab, aber abge­rech­net wur­den, links­dre­hen­de Schwin­gun­gen in der Stadt­bau­zen­tra­le, die ohne modi­schen Fengs­hui-Stein­plat­ten­tel­ler im Kel­ler nun rechts­dre­hen, mys­te­riö­se Luft­num­mern namens Sand­mann und Haus­dör­fer in den sozia­len Medi­en. Über vie­les haben wir gespro­chen, konn­ten aber nicht alles aufklären.

Neu­es­tes Gescheh­nis: Der belieb­te BAM­BERG-Schrift­zug, der tau­send­fach foto­gra­fier­te Foto­point, stand plötz­lich nicht mehr am Max­platz. Auch am Schön­leins­platz, wo er doch groß ange­kün­digt hät­te über­win­tern sol­len, war er nicht auffindbar.

War er geflo­hen aus der öden Tris­tesse der Max­platz­schen Beton­wüs­te? War es ihm umge­kehrt zu voll am Schön­leins­platz, sei­nem Win­ter­quar­tier, im Sperr­müll­ab­ho­lungs­flair zwi­schen Rei­ter, Hexen­mahn­mal, Schön­leins­büs­te, Brun­nen und Strom­käs­ten? War er gar ent­führt wor­den von Schiffs­tou­ris­ten, die inzwi­schen damit auf und davon den Main run­ter über alle Ber­ge zu sein drohten?

Nach weni­gen Stun­den: Erleich­ter­tes Auf­at­men. Man hat­te ihn wie­der­ge­fun­den, die Bam­ber­ger Face­bo­ok­welt über­schlug sich vor Freu­de, aber auch vor Erstau­nen. Der BAM­BERG-Schrift­zug stand bridschä­bra­ad an einem Ort, wo man alles ver­mu­ten wür­de, aber kei­nen BAM­BERG-Schrift­zug. An einer Stel­le, wo man „Bam­berg“ min­des­tens ungern aus­spricht, und wenn man es zu laut ruft, vom Blitz erschla­gen wird.

Und zwar (den­ken Sie sich an die­ser Stel­le des Tex­tes bit­te span­nungs­ge­la­de­ne Musik!) in Hallstadt!

Weni­ge hun­dert Meter hin­ter der Stadt­gren­ze auf dem Park­platz eines Boden­belag­ge­schäfts stan­den die über­di­men­sio­na­len Let­tern. Fried­lich, fast unschul­dig, ein wenig ver­steckt in ihrem urwal­dig­bun­ten Tarn­far­ben­look vor den Schau­fens­tern der dor­ti­gen Gewerbeansiedlung.

Die Gerüch­te­kü­che bro­del­te, wil­des­te Spe­ku­la­tio­nen nah­men ihren Lauf. Hat­ten die Hall­stad­ter den Schrift­zug ent­wen­det und wür­de ihn Star­ke per­sön­lich bei Bür­ger­meis­ter Söder mit einem Kas­ten Bier aus­lö­sen müs­sen? Oder woll­ten die Bam­ber­ger Fak­ten schaf­fen und dem alber­nen Trei­ben die­ser Zwer­gen­sied­lung im Nor­den unse­rer wun­der­schö­nen und ein­zig wah­ren Stadt durch ein kla­res State­ment ein Ende bereiten?

Alles falsch! – Aber zum Glück habt ihr mich, den Ober­re­cher­che­wacht­meis­ter über Recht und Ord­nung in Bam­berg. Auf­ge­passt! Die Geschich­te geht folgendermaßen:

Die Rei­ni­gungs­fach­kraft, die hin­ten immer übern Max­platz feu­delt, hat den Schrift­zug ein wenig auf die Sei­te gescho­ben. Hal­ben Meter nur, es war zwi­schen­zeit­lich näm­lich stau­big drun­ter. Sie ken­nen das, wie daheim unterm Sofa. Aber vor Weih­nach­ten soll­te halt noch mal geputzt wer­den. Beim Zurück­schie­ben jeden­falls hat sie aber die Buch­sta­ben durch­ein­an­der­ge­bracht. Nicht mehr BAMBERG, es stand plötz­lich AMGBREB da. Der Rei­ni­gungs­fach­kraft kam zwar irgend­et­was komisch vor, aber wie es halt so ist… Fei­er­abend, Über­stun­den sind nicht drin, ein­ge­kauft wer­den muss­te auch noch.

Der nächs­te Mor­gen. Vöge­lein zwit­scher­ten, unser Andi – frisch rasiert im Bade­man­tel auf sei­nem Bal­kon am Rat­haus am Max­platz – setz­te zu sei­ner täg­li­chen Rede zum Volk an, aber stutz­te beim Blick hin­un­ter auf Bam­bergs Platz der Plät­ze. „A‑M-G-B-R-E‑B?!“ las er. „A‑M-G-B-R-E‑B…?!?!?“ – „Was soll das denn?! Räumt das weg!“, rief er sei­nem Hof­staat zu. „Wohin denn?!“, frag­te man. „Was weiß ich, parkt das halt irgendwo!“

Par­ken, Park­platz… man hat was miss­ver­stan­den und such­te nach einem frei­en Park­platz. Und weil in Bam­berg wegen der Grü­nen gar kei­ne, also abso­lut gar kei­ne Park­plät­ze mehr exis­tie­ren und die Las­ten­fahr­rad­park­plät­ze zu klein sind für gro­ße Buch­sta­ben, fuhr man stadt­aus­wärts. Und fuhr. Immer wei­ter gen Nor­den. Und so lan­de­te der Schrift­zug auf dem ers­ten frei­en Park­platz, tat­säch­lich außer­halb der Bam­ber­ger Stadtgrenze.

Wer sie dort aller­dings wie­der rich­tig zusam­men­ge­setzt hat, das bleibt ein Rät­sel. Es pas­sie­ren halt geheim­nis­vol­le Din­ge in unse­rer Stadt.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Mitarbeiterbefragung

Jüngst gab es eine Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung im Rat­haus. In sei­ner Stadt­echo-Novem­berkolum­ne freut sich Flo­ri­an Herrn­le­ben über ihr posi­ti­ves Ergebnis.

Brü­cken­neu­bau­ten, end­gül­ti­ge Stra­ßen­ver­kehrs­ma­le­rei­en, Max­platz­neu­ge­stal­tung… Die Auf­zäh­lung lie­ße sich nahe­zu unend­lich fort­set­zen, denn in Bam­berg dau­ert vie­les sehr lan­ge oder zumin­dest län­ger als erwartet.

Seit Mit­te Okto­ber ist nun das Ergeb­nis der lang­ersehn­ten Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung da! End­lich! Auch unse­ren Ober­bür­ger­meis­ter hält es vor Begeis­te­rung kaum auf dem Dreh­stuhl: „Reso­nanz und die Ehr­lich­keit haben mich sehr beein­druckt“, ver­kün­det er in einer Rund­mail an alle Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen, ver­bun­den mit dem fes­ten Ziel, „deut­lich an der Zufrie­den­heits­schrau­be und damit der Moti­va­ti­on, dem Enga­ge­ment und dem Team­geist der Mit­ar­bei­ter zu drehen.“

Was klingt, wie das zusam­men­ge­stöp­sel­te Best-of aus dem Buch „Mit­ar­bei­ter­mo­ti­va­ti­on für Dum­mys“, ent­springt sei­ner fes­ten Über­zeu­gung, dass nun ein guter – nein, ich zitie­re noch mal – „ein sehr guter Zeit­punkt“ war, eine genaue – nein, sor­ry – eine „ganz genaue Unter­su­chung“ vorzunehmen.

Die gro­ße Erleich­te­rung des OB wird spür­bar beim Lesen sei­ner Mail.

Da hät­te so viel schief gehen kön­nen, oder noch schie­fer. Bei den Fra­gen, bei den Ant­wor­ten, allein beim Zeit­punkt der Umfra­ge. Man stel­le sich bei­spiels­wei­se vor, der Zufrie­den­heits­check wäre schon kurz nach dem ers­ten Antrag durch­ge­führt wor­den, also im Jahr 2018, als sich das Mit­ar­bei­ter­feld im Rat­haus noch teil­te in „Mit Über­stun­den­pau­scha­len“ und „Ohne Über­stun­den­pau­scha­len“ oder „Mit Boni“ und „Ohne Boni“.

Damals for­der­te die CSU-Frak­ti­on bereits jene Eva­lua­ti­on im Rat­haus, offen­kun­dig wahr­schein­lich nicht des­halb, weil man hin­ter­her mit den best­ge­laun­tes­ten Son­nen­schein­chen unter den Rat­haus­mit­ar­bei­tern beson­ders ange­ben woll­te. Man ver­nahm – deut­lich hör­bar – eine gewis­se Unzufriedenheit.

Dem etwas klein­li­chen Hin und Her zwi­schen Rat­haus und CSU-Frak­tio­nen in den damals fol­gen­den Mona­ten lässt sich vie­les ent­neh­men, aber den Ein­druck, dass der OB drin­gend an die­ser oder irgend­ei­ner Zufrie­den­heits­schrau­be zu dre­hen für not­wen­dig befun­den hät­te, erweck­te er nicht.

Und es ist auch nach­voll­zieh­bar. Wenn man den Mit­ar­bei­tern im engs­ten Dunst­kreis ein paar Über­stun­den­pau­scha­len pro Monat und Bonis mehr als ande­ren bezahlt, kann man als Rat­haus­chef schnell der fes­ten Über­zeu­gung sein, dass alle glück­lich und zufrie­den und Mit­ar­bei­ter­be­fra­gun­gen teu­rer Quatsch sind, deren Kos­ten man lie­ber wohin inves­tiert? Rich­tig! In die Zufrie­den­heit der Mit­ar­bei­ter im eige­nen, engs­ten Umfeld.

Im Som­mer 2019 son­dier­te man zusam­men mit dem Per­so­nal­rat den Markt der Mit­ar­bei­ter­be­fra­gungs­in­sti­tu­te, sum­mier­te mal auf, wie­viel Geld so eine Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung kos­ten könn­te und über­gab die Anfor­de­rung in den Finanz­se­nat, damit man es dort mal für den Haus­halt 2020 ein­plant. Und weil man – wie der OB nun kund­tat – „die Belan­ge der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter ernst neh­men und wis­sen“ möch­te, tat man im Finanz­se­nat was? Rich­tig! Nix.

Und auch 2020, als man sei­tens des Stadt­rats wie­der nach­frag­te, was denn nun Stand der Din­ge wäre mit der Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung, zeig­te der Finanz­re­fe­rent, inzwi­schen sogar staats­an­walt­schaft­lich dafür bekannt, wie ernst er die Belan­ge der (zumin­dest von beson­de­ren) Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter genom­men hat­te, beteu­ernd nach Bay­reuth auf die Regie­rung, die auf kei­nen Fall die der­ar­tig frei­wil­li­ge Leis­tung einer Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung im Haus­halt akzep­tie­ren würde.

Im Jahr 2023, nach diver­sen – sagen wir es diplo­ma­tisch – Auf­fäl­lig­kei­ten im Per­so­nal­be­reich der Stadt Bam­berg und unter einem neu­en Per­so­nal­re­fe­ren­ten konn­te die Mit­ar­bei­ter­be­fra­gung nun end­lich ange­gan­gen wer­den. Der OB dankt herz­lich, ist ganz beein­druckt von Reso­nanz und Ehr­lich­keit und hat nun – Zeit wird’s! – ganz kon­kre­te Rück­mel­dun­gen, um „deut­lich an der Zufrie­den­heits­schrau­be und damit der Moti­va­ti­on, dem Enga­ge­ment und dem Team­geist der Mit­ar­bei­ter zu drehen“.

Sind wir mal froh! In Bam­berg dauert’s halt manch­mal länger.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Auf der Suche nach der Wünschelrute

In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne fragt sich Flo­ri­an Herrn­le­ben, ob man bei all dem Ein­zel­han­del-Ster­ben bald die Wün­schel­ru­te raus­ho­len sollte.

Som­mer­pau­se zu Ende, end­lich. Für jeman­den wie mich, der nicht ruhig schla­fen kann, wenn er nicht den nächs­ten Skan­dal im Rat­haus oder neue König­stra­ßen­sand­män­ner am Hori­zont sieht, ist der August – inhalt­lich übli­cher­wei­se auch als Som­mer­loch bezeich­net – rela­tiv lang­wei­lig. War ja nix los in unse­rem sonst so unter­halt­sa­men Boni-Rechtsaufassungs-Fakeaccount-Städtchen.

Da flo­gen plötz­lich dank unse­rer hei­mi­schen Pres­se läp­pi­sche fünf- oder sechs­stel­li­ge Ver­aus­ga­bun­gen der städ­ti­schen Stadt­bau auf, die man dort für ein­ge­flies­te und wenig deko­ra­ti­ve Hokus-Pokus-Gad­gets sowie Wün­schel­ru­ten­ex­pe­ri­men­te in den Büro­räu­men aus den Fens­tern sel­bi­ger hin­aus­ge­wor­fen haben soll. Im Per­so­nal­amt der Stadt lächelt man zwar nur müde über sol­che Sum­men und vor allem Metho­den, denn für posi­ti­ve Vibes in der Beleg­schaft brauch­te man im Rat­haus bekannt­lich nur ein Krea­tiv­team für sehr, sehr eigen­wil­li­ge Tarif­rechts­in­ter­pre­ta­tio­nen. Aber das ist ein ande­res Thema.

Was pas­siert, wenn kei­ne über­durch­schnitt­lich posi­ti­ven Vibes am Arbeits­platz herr­schen, die dafür sor­gen, dass Work-Life-Balan­ce und Yin und Yang in maxi­ma­lem Ein­klang für jeden poten­ti­el­len Arbeit­neh­mer ste­hen, kann man – auch so ein ver­meint­lich klei­nes Som­mer­lochsthe­ma – in der König­stra­ße sehen. Eine alt­ein­ge­ses­se­ne Bäcke­rei kün­dig­te das Ende des Laden­ge­schäfts im Lauf des Herbst an. Und das, obwohl man doch glau­ben könn­te, dass gera­de und direkt in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Head­quar­ter des Stadt­mar­ke­tings der Ein­zel­han­del dank Events ganz beson­ders nach­hal­tig gestärkt wor­den sein müsste.

Aber die Ren­ta­bi­li­tät scheint auch im tra­di­ti­ons­rei­chen Back­wa­ren­be­trieb nicht das pri­mä­re Pro­blem zu sein. Wie bereits auch bei ande­ren Laden­schlie­ßun­gen und Geschäfts­auf­ga­ben steht „Per­so­nal­man­gel“ ganz oben auf der Lis­te der Grün­de für das Aus. Ob jüngst in einem Metz­ger in der Wun­der­burg oder bereits vor eini­gen Mona­ten bei einem ande­ren in der Innen­stadt, es fehlt an Per­so­nal oder Nach­fol­gern. Früh um 4 Uhr auf­ste­hen zu müs­sen, um Bröt­chen zu backen, die dann die eine Hälf­te der Kund­schaft zu klein, die nächs­te Hälf­te zu hart und die drit­te Hälf­te zu teu­er fin­det, gehört offen­sicht­lich nicht mehr zu den favo­ri­sier­ten Berufs­fel­dern der Zukunft mit viel­ver­spre­chend groß­zü­gi­ger Work-Life-Balance.

Das Resul­tat: In der Sand­stra­ße wirbt ein Metz­ger bereits wört­lich mit „unge­wöhn­li­chen Geschäfts­zei­ten“. Und am Sonn­tag­nach­mit­tag steht man neu­er­dings in Bam­berg vorm ver­schlos­se­nen Bier­kel­ler­tor. Der Anfang vom Ende?

Wenn wir lang­fris­tig noch im loka­len Lebens­mit­tel­hand­werk ein­kau­fen und unse­re Frei­zeit in der hei­mi­schen Gas­tro­no­mie ver­brin­gen möch­ten, reicht es nicht mehr, nur dort ein­kau­fen oder essen zu gehen. Die dort täti­gen Berufs­fel­der brau­chen Aner­ken­nung durch Poli­tik, aber auch durch die Gesell­schaft, damit sie wie­der in den Fokus rücken und damit wie­der inter­es­sant wer­den. Künst­li­che Intel­li­genz ist schön und recht, aber sie backt dir kei­ne Hörn­la, sie legt dir kei­ne Schei­be Leber­kä­se aufs Küm­mel­bröt­chen, sie plärrt nicht sym­pa­thisch von der ande­ren Sei­te der The­ke vor, wenn der rhein­län­di­sche Knal­ler vor dir in der Schlan­ge zum drölf­zigs­ten Mal nicht ver­steht, was ein Zwetsch­ge­n­ba­mes oder ein Zie­be­les­käs ist.

Viel­leicht soll­te man mal bei der Stadt­bau anfra­gen. Unter Umstän­den wäre so ein Kraft­stein, so ein geo­man­ti­sches Objekt, also ihr wisst schon, die run­de Flie­se halt, viel­leicht wäre das die Lösung gegen den Per­so­nal­man­gel. Boden­tief ein­ge­las­sen hin­ter der Metz­gers- und Bäcker­the­ke? Viel­leicht schafft es die not­wen­di­ge Feel-Good-Aura gegen die Per­so­nal­not?
Ansons­ten, so befürch­te ich, brau­chen wir bald auch so eine Wün­schel­ru­te und gehen damit im Stadt­ge­biet auf die wahr­schein­lich erfolg­lo­se Suche – statt nach elek­tro­ma­gne­ti­schen Wir­run­gen – nach hei­mi­schen tra­di­ti­ons­rei­chen Bäcker- und Metzgereien.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Froh­ge­mut in die Sommerpause

Die ein­la­den­de Anmut des Brun­nens am Obst­markt und die anste­hen­de Som­mer­pau­se haben Flo­ri­an Herrn­le­ben zu sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne inspiriert.

Der Brun­nen am Obst­markt plät­schert nach gefühlt hun­dert Jah­ren des Brun­nen­fach­kräf­te­man­gels wie­der fröh­lich vor sich hin, die form­schö­nen Rund­baum­bän­ke am Grü­nen Markt sind mon­tiert. Die Stadt prä­sen­tiert sich ein­la­dend, „Ein­tritt frei!“ ins neue Well­nesser­be­pa­ra­dies Bam­berg. Wir kön­nen also ganz beru­higt in die Som­mer­pau­se schlit­tern, denn die wich­tigs­ten, die dring­lichs­ten Bau­stel­len sind besei­tigt. Oder sagen wir es so: Die größ­te bau­li­che Not ist gelin­dert, der Spa­zier­gang zumin­dest immer im Kreis um Obst­markt­brun­nen bis zum Gabel­mann und wie­der zurück mach Spaß.

Aber nicht nur auf­ent­halts­qua­li­ta­tiv hat sich eini­ges zum Posi­ti­ven gewendet.

Aus diver­sen, weit über die Stadt­gren­zen hin­aus bekann­ten Grün­den, war es für mich in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit siche­rer, gewis­se Gegen­den und spe­zi­el­le Ver­an­stal­tun­gen zu mei­den. Ins­be­son­de­re grö­ße­ren SPD-Auf­lauf umschiff­te ich groß­räu­mig. Das hat mich auch mein klei­ner Aus­flug zur Kreis­ver­samm­lung der Bam­ber­ger Genos­sen im Som­mer 2022 gelehrt. Die Bam­ber­ger SPD und ich, also mei­ne Anwe­sen­heit, wir pas­sen seit den Skan­da­len (man­che sagen: Gän­se­füß­chen-Skan­da­len-Gän­se­füß­chen) so gut zusam­men wie Schäu­fer­la und Ket­chup. Wir koexis­tie­ren schwei­gend neben­ein­an­der­her, kur­zes „Hal­lo!“ bes­ten­falls, aber nur von den Ahnungs­lo­ses­ten, mehr war über die letz­ten Mona­te nicht drin. Unse­re Stim­mung war nach den kräf­te­zeh­ren­den Auf­ar­bei­tun­gen im Kel­ler. Umge­kehrt hab ich es aber auch nicht dar­auf ange­legt, aus­ge­rech­net in Mit­ten von im Grun­de wahr­schein­lich trotz allem ja im tiefs­ten Inne­ren lie­bens­wer­ten Genos­sin­nen und Genos­sen den Stadt­kas­perl zu spie­len und Frie­de-Freu­de-Eier­ku­chen zu servieren.

Wie schnell es aber gehen kann, wenn man b(e)reit (im Sin­ne von „Genug Bier im Schä­del“) ist, zeig­te sich bei einer klei­nen Pri­vat­ver­an­stal­tung der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit im Bam­ber­ger Land­kreis. Ich nipp­te gemüt­lich an mei­nem Cola-Mix-Getränk, beob­ach­te­te das Gesche­hen. Dann, plötz­lich! Ein kur­zes „Komm, Herrn­le­ben, jetzt hock dich zu uns her!“ von der einen, ein wenig Lebens­mü­dig­keit von der ande­ren, also mei­ner Sei­te, und schon saß ich drei oder vier Stun­den lang bis drei­vier­tel 3 Uhr mor­gens am Bier­tisch mit hoch­ran­gigs­ten Stadt‑, Land- und Bun­des-SPD­lern. Aus dem grum­me­li­gen „Der hat mir heut‘ grad noch gefehlt!“ am Tisch wur­de im Lauf des Abends ein kurz­wei­li­ges Mit­ein­an­der auf Basis – das lässt sich lei­der nicht mehr ändern, da sind sie unbe­lehr­bar – unter­schied­lichs­ter Rechts­auf­fas­sun­gen. Das Schö­ne ist näm­lich: Die­se eben auch sehr unter­schied­li­chen Rechts­auf­fas­sun­gen kann man dann auch mal Auge in Auge aus­dis­ku­tie­ren, abseits der sozia­len Medi­en, deren größ­ter Fan ich ansons­ten ja bekann­ter­ma­ßen bin. Da hocken links und rechts am Tisch Leu­te, die gewis­se Ahnung haben, und dis­ku­tie­ren mit mir an der Stirn­sei­te des Tisches, der Ahnung, aber gleich­zei­tig auch noch Recht hat. Das ist span­nend, unter­halt­sam, vor allem aber auch erhel­lend für alle Sei­ten. In den Stun­den an jenem Som­mer­abend sind aus den buch­sta­bi­gen Namen und ein­ge­fro­re­nen Social­me­dia­pro­fil­fo­tos jeweils Gesich­ter mit Cha­rak­ter geworden.

Das klingt aus mei­ner Feder viel­leicht alles nun etwas arg auf­ge­setzt, ich möch­te den Abend auch auf kei­nen Fall zu über­schwäng­lich loben, denn wir haben ja kein neu­es Zeit­al­ter ein­ge­läu­tet. Die genos­si­sche Rechts­auf­fas­sung wur­de ja auch nicht rich­ti­ger bei jener Fes­ti­vi­tät. Und ich bin mir auch sicher, es kom­men neue The­men nach, die ich in gewohn­ter Wei­se abfei­ern kann. Aber jetzt ist erst­mal Erho­lung angesagt!

Und so kön­nen wir mit spru­deln­dem Brun­nen am Obst­markt, form­schö­nen Bän­ken am Grü­nen Markt und viel, viel Lie­be, ach naja, wir über­trei­ben mal nicht, eini­gem neu­em Respekt zwi­schen Genos­sin­nen und Genos­sen und mir in die wohl­ver­dien­te Som­mer­pau­se gehen.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ey, Bam­berg, was ist los mit dir?

In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne erkennt Flo­ri­an Herrn­le­ben sein Bam­berg nicht wie­der. Nicht ein Skan­dal in Sicht. Kann das wirk­lich sein?

Trotz ver­schie­dens­ter, zumin­dest rhe­to­ri­scher Ver­su­che aus diver­sen Ecken, neue und gro­ße Skan­da­le her­auf­zu­be­schwö­ren, stehst du aktu­ell da wie der Gabel­mann zu sei­nen bes­ten Zei­ten. Selbst die pene­tran­tes­te Saat­krä­he mit der Ver­dau­ung eines Durch­lauf­er­hit­zers kann dir in dei­ner Sou­ve­rä­ni­tät nichts anha­ben. Es läuft rund. Und alles ande­re wird gekonnt wegmoderiert.

Die Innen­stadt, die nach ein­sei­ti­ger Sper­rung der Ket­ten­brü­cke vom Stadt­mar­ke­ting bereits dem siche­ren Tod geweiht wur­de, kann dem Online­han­del seit Wochen erfolg­reich trot­zen, weil du den klei­nen Umweg per­fekt und nahe­zu für jeden moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs­teil­neh­mer ver­ständ­lich aus­ge­schil­dert hast.

Als dein Finanz­se­nat jüngst ein Haus ent­deckt hat, das im Eigen­tum der Stadt größ­ten­teils seit Jah­ren leer her­um­steht, spra­chen die ers­ten Stadt­rä­te schon von einem neu­en Über­stun­den­skan­dal. Zum Glück merk­te sogar die Pres­se recht­zei­tig, dass du auf dem Stadt­ge­biet mehr bau­fäl­li­ge Immo­bi­li­en besitzt als alle win­di­gen Invest­ment­pro­per­ty­ger­man­groups in Bam­berg zusam­men. Wie langweilig.

Dei­ne Unte­re Brü­cke hat nach rund 60 Jah­ren end­lich ein Gelän­der ange­dü­belt bekom­men. Nicht schön, mit­tel­be­quem, sau­teu­er, man kann auch immer noch run­ter­bol­lern, wenn man meint, mit 2,7 Pro­mil­le auf der Brüs­tung tan­zen zu müs­sen, aber bei Amts­haf­tungs­fra­gen ver­steht der gemei­ne Stadt­rat halt kei­nen Spaß. Und das – und da sind wir schon beim nächs­ten Punkt – obwohl du rela­tiv gut gegen inhalt­lich defi­zi­tä­re oder juris­tisch min­des­tens wacke­li­ge Ent­schei­dun­gen der Rat­haus­ober­schicht ver­si­chert zu sein scheinst. Man hät­te es viel­leicht ris­kie­ren kön­nen auf der Brü­cke, denn auch der Über­stun­den­skan­dal hat sich dank Spen­dier­freu­dig­keit der Ver­si­che­rungs­kam­mer Bay­ern – zumin­dest für den OB und sei­ne Straf­be­fehls­ge­nos­sen – mit der ein­stim­mi­gen Ent­schei­dung im Per­so­nal­se­nat in Wohl­ge­fal­len aufgelöst.

Als mir dann plötz­lich die Sit­zungs­vor­la­ge des Mobi­li­täts­se­nats vor die Füße flog, wo Plä­ne für eine Ein­bahn­stra­ßen­re­ge­lung der Fried­rich­stra­ße hin­ein­ge­schmug­gelt wor­den sein soll­ten, war ich mir sicher: End­lich haben wir einen neu­en Skan­dal! Die Bag­ger wür­den eines Nachts anrü­cken wie damals im Hain­bad und bin­nen weni­ger Stun­den (das ist eigent­lich der lus­tigs­te Witz in der gan­zen Kolum­ne) die kom­plet­te Fried­rich­stra­ße, ach, was sag ich, die gan­ze Innen­stadt zu Ein­bahn­stra­ßen umbud­deln. „Heim­lich, still und mög­lichst lei­se“, fluch­te die Bür­ger­initia­ti­ve Bamberg.Gemeinsam.Mobil, bis her­aus­kam, dass „heim­lich“ und „öffent­li­che Sit­zungs­vor­la­ge“ sowie „lei­se“ und „FT-Arti­kel“ eher wider­sprüch­lich sind.

Wie­der nix jeden­falls, wie­der kein neu­er Aufreger.

Ich muss­te es selbst in die Hand neh­men! Das tun, was mich seit Wochen und Mona­ten bekannt, berühmt, man möch­te fast sagen, berüch­tigt hat wer­den las­sen. Aber was? – In die­sem Moment schlug eine Pres­se­mit­tei­lung bei mir ein: Anwoh­ner­aus­wei­se könn­ten nun online bean­tragt wer­den. Smart­ci­ty sei Dank! Online. Bei der Stadt Bam­berg. Was so auf­re­gend und unglaub­lich klang wie „Dop­pelt-ISDN“ Mit­te der 90er, war mei­ne Chance.

Ich klick­te mich durch das Online­for­mu­lar, immer auf der Suche nach dem klei­nen Feh­ler, der Lücke im Sys­tem, die den Rat­haus­ser­ver oder wenigs­tens den Mit­ar­bei­ter, der mein aus­ge­füll­tes Online­for­mu­lar aus­dru­cken und abhef­ten wür­de, um dann einen Aus­weis zu lami­nie­ren, aus dem Kon­zept brin­gen und zu einem Feh­ler – dem ver­häng­nis­vol­len Feh­ler 2023 – ver­an­las­sen müss­te. Aber nix.

Mei­ne letz­te Hoff­nung war, dass der Aus­weis ein­fach nicht kommt und ich mich laut­stark hier in der Kolum­ne beschwe­ren könn­te, natür­lich auf Basis gro­ßer Ver­schwö­rungs­theo­rien von der gro­ßen, dunk­len Macht im Rat­haus gegen den klei­nen Herrnleben.

Aber kei­ne drei Tage spä­ter lag der Aus­weis im Brief­kas­ten. Und das Geld wur­de auf den Cent kor­rekt von mei­nem Kon­to abgebucht.

Ey, Bam­berg, was ist los mit dir?

Dein Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Gro­ßes Lob für den Stadtrat!

Kann das sein? Flo­ri­an Herrn­le­ben lobt den Stadt­rat? Sei­ne neue Stadt­echo-Kolum­ne gibt Aufschluss.

Nach all den städ­ti­schen Ver­feh­lun­gen, her­aus­ge­kramt durch die Pres­se und diver­se Klein­stadt­ka­ba­ret­tis­ten, ist es doch auch irgend­wie mal beru­hi­gend zu sehen, dass es dies­mal der Stadt­rat selbst war, der nach sei­nem Wan­der­tag in den Bam­ber­ger Nor­den – fast irri­tiert und per­plex – vom „Bom­ben­alarm im Finanz­se­nat“ in der Grö­ßen­ord­nung des Bonus-Skan­dals berich­te­te; völ­lig irri­tiert und per­plex des­halb, weil man sich bei der Bewer­tung von Unge­reimt­hei­ten und der Ein­ord­nung von bri­san­ten The­men auf Sei­ten unse­rer in den Stadt­rat gesalb­ten Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger nor­ma­ler­wei­se nicht auf sich selbst, son­dern immer eher dar­auf ver­las­sen hat, ob schon etwas vor­ge­kaut im FT oder wenigs­tens beim Herrn­le­ben im Blog stand. Dass man ganz ohne exter­ne jour­na­lis­ti­sche Hil­fe, … Super!

Ich fas­se zusam­men: Unse­re aller­bes­ten Stadt­rä­te haben bekann­ter­ma­ßen ein vie­len per­sön­lich bis dahin doch eher unbe­kann­tes Haus im Bam­ber­ger Nor­den, genau­er gesagt in der Benz­stra­ße, erkun­det, das sich bei nähe­rer Betrach­tung und mit Blick auf die digi­ta­le Stadt­kar­te im Smart­phone und das Grund­buch der Stadt plötz­lich als städ­ti­sches Eigen­tum her­aus­kris­tal­li­sier­te. Man hat­te es – ganz begeis­tert – vor rund sechs Jah­ren selbst gekauft und dann…. Wie soll man es diplo­ma­tisch sagen? – Naja.…. irgend­wie halt vergessen.

Kann pas­sie­ren, wir ken­nen das! Da kaufst eine Immo­bi­lie mit schä­bi­gen 4000 Qua­drat­me­tern Büro- und Lager­flä­che und Zack! – Hat das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen zwölf Bock­bier­an­sti­che spä­ter unter Umstän­den der­art gelit­ten, dass du viel­leicht mit Glück noch grob weißt, wo, aber halt nicht mehr, war­um. Und so währ­te die Begeis­te­rung für den über­ra­schen­den Immo­bi­li­en­fund nicht lan­ge, son­dern wich schnell dem Ent­set­zen, weil die 2‑Mil­lio­nen-Immo­bi­lie noch gar nicht – wie 2017 wer­be­wirk­sam im Sit­zungs­vor­trag gewe­delt – zur Ent­las­tung des ange­spann­ten Bedarfs an Büro­flä­chen für städ­ti­sche Ver­wal­tun­gen bei­trägt. Sie wur­de zwi­schen­zeit­lich auch nicht saniert oder ander­wei­tig ver­mie­tet, sie stand schlicht und ergrei­fend die aller­meis­te Zeit und größ­ten­teils leer.

Als dann auch noch ein Rats­herr von Goog­le Maps direkt rüber auf die Taschen­rech­ner-App wech­sel­te, um hoch­zu­rech­nen, was man mit dem Geld durch Ver­mie­tung von rund 4000 Qua­drat­me­tern Gewer­be­flä­che in sechs Jah­ren an Grund­schul­toi­let­ten hät­te sanie­ren kön­nen, ist die Stim­mung im Rats­gre­mi­um kom­plett gekippt.

Wir, die geneig­ten Beob­ach­ter lokal­po­li­ti­scher – nen­nen wir es – „Krea­tiv­po­li­tik“, sind hin­ge­gen nach den diver­sen Stadt­ver­wal­tungs­man­gel­pro­ble­men der letz­ten Jah­re nicht mehr so leicht aus der Fas­sung zu brin­gen. Unser­eins kippt nicht vom Stuhl bei sol­chen Para­do­xien: Eine Stadt­ver­wal­tung, die jedem Woh­nungs­ei­gen­tü­mer in der drit­ten Sei­ten­stra­ße im 2. Ober­ge­schoss bei der Neu­ge­stal­tung der Holz­fens­ter rein­re­det, selbst aber hin­ter häss­lichs­ten Kunst­stoff­fens­tern in Schlumpf­blau haust, und ein Stadt­rat, der die Bil­der vom Nazi­bay­er­lein vor der eige­nen Nase abhängt, aber bei der Stra­ße lie­ber 88 Augen zudrückt, pas­sen natür­lich nur kon­se­quent in eine Stadt, wo man dem über­lan­gen Leer­stand von pri­vat­wirt­schaft­li­chen Immo­bi­li­en mit Hil­fe einer Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung den Kampf ange­sagt hat, wäh­rend man sich selbst ver­hält wie der häss­li­che Bru­der der Ger­man Pro­per­ty Group.

Apro­pos Ger­man Pro­per­ty Group: Beim Blick auf die Lis­te der leer­ste­hen­den städ­ti­schen oder stif­ti­schen Immo­bi­li­en wird wahr­schein­lich sogar der ehe­ma­li­ge Geschäfts­füh­rer die­ser win­di­gen Immo­bi­li­en-Invest­ment­ge­sell­schaft nei­disch. Über 20 Adres­sen im Stadt­ge­biet mit mal mehr, mal weni­ger maro­den Woh­nun­gen, Häu­sern und Lager­hal­len sind auf­ge­führt, natür­lich auch die Immo­bi­lie in der Benzstraße.

„Ach?“ fragt ihr euch. „Zu die­sen städ­ti­schen Immo­bi­li­en, die leer ste­hen, gibt es eine Liste?“

Jo, klar! – Der Stadt­rat hat­te die auch. Seit Jah­ren. Also lie­ber doch erst­mal nicht zu viel Lob…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über das ATRIUM

Das ATRIUM am Bahn­hof erin­nert Flo­ri­an Herrn­le­ben an sei­ne Rum­pel­kam­mer zuhau­se. Mehr dazu in sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne.

Vie­le von euch wer­den ihn ken­nen: Die­sen einen Raum zuhau­se, der geheim blei­ben muss. Kein Besuch darf dort hin­ein­schau­en, weil sich dort Bügel­wä­sche für vier vol­le Klei­der­schrän­ke, zwei Fon­due-Sets, das Waf­fel­ei­sen, die Heiß­luft­frit­teu­se, die Raclette­grills der Schwie­ger­el­tern und die vier unwich­tigs­ten, unaus­ge­pack­ten Umzugs­kar­tons vom letz­ten Woh­nungs­wech­sel vor vier Jah­ren sta­peln. Den Blick auf die eige­ne Fehl­bar­keit, die per­sön­lichs­ten Defi­zi­te möch­te man dem Gast erspa­ren, um dabei selbst den Schein eines zuhau­se per­fekt orga­ni­sier­ten Tine-Witt­ler-Dou­bles zu wahren.

Natür­lich gibt es auch – wenn auch sel­te­ner – das fleisch­ge­wor­de­ne, exak­te Gegen­teil. Die­je­ni­gen, die sich um nix sche­ren, wo man beim Betre­ten der Woh­nung erst­mal durch ein Meer aus Pfand­fla­schen waten muss, bevor man sich beim ers­ten Schritt ins Wohn­zim­mer zwei Lego­stei­ne in die Fuß­soh­le stem­pelt und das Regal (Modell „Muss ich mal machen“) seit Jah­ren halb­auf­ge­baut an der fal­schen Wand steht. Ich will die­sen Lebens­stil nicht ver­ur­tei­len. Ich fin­de die­se Spe­zi­es, die oft auf ande­re Din­ge viel mehr Wert legt als auf „Woh­nen wie im Möbel­haus­ka­ta­log“, auch sehr sympathisch.

War­um erklär ich das? – Bam­berg ver­kör­pert bei­des zusam­men in größt­mög­li­chem Wider­spruch. Wenn es dar­um geht, das eige­ne Wohn­zim­mer zu tape­zie­ren, fin­det man in Rekord­ge­schwin­dig­keit einen pas­sen­den För­der­topf in irgend­ei­nem Eck der EU und gleich­zei­tig zufäl­lig dann auch über Nacht im eige­nen Haus­halt einen schi­cken Mil­lio­nen­be­trag zur not­wen­di­gen Selbst­be­tei­li­gung: Altes Rat­haus, Rat­haus am Max­platz, Rat­haus Gey­ers­wörth und Rat­haus am ZOB,… Man könn­te fast mei­nen, dass der Bau‑, der Stiftungs‑, der Immo­bi­li­en- und der Finanz­re­fe­rent rich­tig gut und schnell zusam­men­ar­bei­ten kön­nen, wenn sie – auch wie bei der Ver­hin­de­rung von Moscheen im Hain­ge­biet – müssen.

(Anmer­kung des Kolum­nis­ten: Ich hab des städ­ti­schen Frie­dens wegen mal lie­ber nicht auf­sum­miert, was in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit und naher Zukunft allei­ne in die Amts­stu­ben der städ­ti­schen Rat­haus­pre­mi­ums geflos­sen ist und noch flie­ßen wird. Wür­de man so viel Geld in die städ­ti­schen Grund­schu­len pum­pen, um den Inves­ti­ti­ons­stau mal eini­ger­ma­ßen auf­zu­lö­sen, man hät­te im nächs­ten Wahl­kampf nichts mehr zu versprechen.)

Was nützt aber das schöns­te Wohn­zim­mer, wenn es – um im Bild zu blei­ben – zum Bei­spiel an der Haus­tü­re, am Tor, an der Fas­sa­de der Stadt, sprich: am Bahn­hof, aus­sieht, als hät­te ein Prak­ti­kant mit Spreng­stoff geübt. Erst strahl­te – und das war ja irgend­wie noch erträg­lich – ent­lang der Lud­wig­stra­ße jah­re­lang die öde Trost­lo­sig­keit eines vor­mals glän­zen­den Ein­zel­han­dels­kon­zepts, das man nun inte­rims­wei­se viel­leicht wenigs­tens als Rat­hau­ser­satz (klei­ner Wink in die Luit­pold­stra­ße an die­ser Stel­le) hät­te nut­zen kön­nen, wenn dort aber nicht nun auch schon seit Jah­ren ein rie­si­ges Loch im Mond­kra­ter­style direkt am von der Abriss­bir­ne halb­ver­dau­ten Rest des eins­ti­gen Stahl­be­ton­klot­zes klaf­fen würde.

Mit dem Fin­ger nur auf die Inves­to­ren zu zei­gen, die das ATRIUM, oder das was nach dem Atten­tat davon übrig ist, ent­wi­ckeln wol­len, ist falsch. Die Grün­de für stän­di­ge Ver­zö­ge­run­gen sind viel­fäl­tig, die Ver­ant­wor­tung liegt aber auch bei der Stadt­ver­wal­tung. Direkt am Bahn­hof fehlt (auf­ge­passt, Wort­spiel!) der Zug dahin­ter. Man ver­misst den unbe­ding­ten Wil­len vor allem der Rat­haus­ober­schicht, am Zustand neben und – wenn wir schon dabei sind – auch vor dem Bahn­hof etwas ent­schei­dend und vor allem zeit­nah ändern zu wol­len. Nun hängt es angeb­lich irgend­wie am Gas­tro-Ei, das man­chem Stadt­ge­stal­ter aus dem gleich­na­mi­gen Bei­rat schwe­fe­lig aufstößt.

Ist nach Jah­ren der Ver­wahr­lo­sung rund um den Bahn­hof nicht alles bes­ser als jetzt? Darf ein Stadt­rat, der zum gro­ßen Teil das Rat­haus am ZOB mit­be­schlos­sen hat, über­haupt noch bei Fra­gen der Ästhe­tik mitreden?

Irgend­wie scheint es mir aktu­ell wahr­schein­li­cher und auch ein­fa­cher, im Zuge des Bahn­aus­baus durch die Stadt den Bahn­hof selbst zu ver­le­gen. Am bes­ten mit­ten auf den Max­platz! Dann könn­ten wir alles hin­ter der König­stra­ße abmau­ern und hät­ten als Stadt end­lich auch eine gehei­me Rum­pel­kam­mer, die kei­ner mehr betre­ten darf, der unse­re Stadt besucht.
Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über Rechtsauffassung

Wäh­rend er sei­ne Fas­ten­pre­digt hielt, wur­de Flo­ri­an Herrn­le­ben Opfer eines Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den. Mehr dazu in sei­ner aktu­el­len Stadtecho-Kolumne.

Fas­ten­pre­digt vor­bei. Was für ein Auf­tritt, was für eine Atmo­sphä­re! Ich hab tat­säch­lich ja schon – natür­lich mehr klei­ne, aber trotz­dem auch – zahl­rei­che gro­ße Auf­trit­te in mei­nem Fahr­ten­buch der letz­ten 35 Jah­re ste­hen. Die 8. Fas­ten­pre­digt wird sicher­lich angemarkert.

Es hät­te der per­fek­te Abend wer­den kön­nen. Hät­te! Wenn nicht wahr­schein­lich als klei­ne, schnip­pi­sche Rache für mei­ne oft nicht all­zu diplo­ma­ti­schen Ver­laut­ba­run­gen in Rich­tung Stadt­ver­wal­tung ein Straf­zet­tel unter die Schei­ben­wi­scher mei­ner Herrnleben‘schen Protz­kar­re geklemmt wor­den wäre. 20 Euro wegen 14 Minu­ten. Pft!

Was mag das für ein Gefühl gewe­sen sein für den Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den im schi­cken Bahn­schaff­ner­dress drau­ßen vor dem Zie­gel­bau? Drin­nen im voll­be­setz­ten Saal tobt der Herrn­le­ben in Mönchs­kut­te am Mikro­fon, schwingt gro­ße Wor­te zu Gesetz, Ord­nung und absur­den Rechts­auf­fas­sun­gen einer gan­zen Rat­haus­ober­schicht, wäh­rend man ihm zur glei­chen Sekun­de ein Knöll­chen wegen ord­nungs­wid­ri­ger Par­ke­rei an der Muß­stra­ße auf die Wind­schutz­schei­be tackern kann. In den Zuschau­er­rei­hen zuck­ten die Smart­phones der anwe­sen­den Max­platz­pre­mi­ums beim Auf­schla­gen der Push­nach­richt aus der rat­haus­in­ter­nen Nach­rich­ten-App, weil der Park­über­wa­chungs­dienst­ser­ver direkt Kenn­zei­chen gecheckt und Stu­fe Rot aus­ge­löst hat: „Hab ihn erwischt! Herrn­le­ben ist fäl­lig! 14 Minu­ten! 20 Umdre­hun­gen! Haha!“

Ich geh schwer davon aus, dass am dar­auf­fol­gen­den Mon­tag­mor­gen um halb 8 schon eine Beför­de­rung gedruckt oder zumin­dest eine kom­for­ta­ble Über­stun­den­pau­scha­le für die­sen über­durch­schnitt­li­chen Mit­ar­bei­ter fest­ge­legt wor­den war getreu dem Mot­to „Kei­ne Leis­tung ohne Gegen­leis­tung“. Anwei­sung von ganz oben, even­tu­ell sogar vom OB per­sön­lich unterschrieben.

Und auch wenn ich dem enga­gier­ten, flei­ßi­gen und pflicht­be­wuss­ten Mit­ar­bei­ter von Her­zen wirk­lich alles gön­ne für sei­nen Erfolg, so wird das aber nicht fai­rer. Wisst ihr… Ich stand da ja nur kurz. Also eigent­lich, denn ich woll­te da ja wie­der weg­fah­ren. Und auch nur zum Ein- und Aus­la­den ste­hen blei­ben, weil es ziem­lich geschüt­tet hat, als ich mit Mönchs­kut­te, Text und dem groß­for­ma­ti­gen Foto von Klau­si zwei Stun­den vor allen ande­ren am Zie­gel­bau auf­ge­schla­gen bin. Dann Sound­check, wir muss­ten noch mal wegen dem Intro­vi­deo schau­en und dem einen Lied. Und gera­de als ich raus woll­te, um das Auto… da kamen dann schon – zack! – die ers­ten Zuschau­er. Da konn­te ich ja dann auch nim­mer… Also stellt euch vor, ich in Mönchs­kut­te, ein­mal quer durch das Park­haus. Ging nicht, ist klar.

Aber mal ehr­lich! Wer rech­net denn damit? Und wer, wenn nicht der Ord­nungs­re­fe­rent per­sön­lich, kon­trol­liert denn bit­te­schön wäh­rend der Fas­ten­pre­digt direkt vor dem Saal der Fas­ten­pre­digt? Das macht null Sinn. Ich bin echt frustriert.

Zum ers­ten Mal fin­de ich mich schaf­fens­tech­nisch in einem Loch und weiß nicht, wor­über ich in die­ser Aus­ga­be schrei­ben soll. „Gut!“, wer­den die Bam­ber­ger Genos­sen sagen. „Siehs­te mal, wie es uns geht! – Schaf­fens­tech­ni­sche Frei­heit, das leben wir wegen dir seit drei Jah­ren chro­nisch!“ – Ja, aber als gewöhn­li­cher Stadt­rats­hin­ter­bänk­ler muss man halt auch nicht alle Mona­te drei- bis vier­tau­send Zei­chen hoch­tra­ben­den, sprach­lich gefeil­ten Text wahl­wei­se mit welt­ver­än­dern­der, ganz gro­ßer Bot­schaft oder dem Poten­zi­al zum Rat­haus­skan­dal zu Papier brin­gen. Und für die tol­len Tex­te und Reden der Füh­rungs­schicht gibt es im Rat­haus eine gan­ze Abtei­lung, wenn man selbst wie­der mal frus­triert ist.

Aber es hilft nix. Ich muss aus dem Tief raus, es lie­gen gewal­ti­ge Auf­ga­ben vor uns. Des­halb möch­te ich fol­gen­des mit­tei­len: Nach sorg­fäl­ti­ger Prü­fung habe ich mich ent­schlos­sen, den Straf­zet­tel zu akzep­tie­ren, auch wenn mei­ne Rechts­an­wäl­tin mir gera­ten hat, dage­gen vor­zu­ge­hen. Mir ist das Wohl der Stadt am wich­tigs­ten. Dem ist am meis­ten gedient, wenn das Ver­fah­ren been­det wird.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den nur zweit­häss­lichs­ten Platz Bambergs

Für sei­ne aktu­el­le Stadt­echo-Kolum­ne hat Flo­ri­an Herrn­le­ben den Schön­leins­platz, oder wie er ihn nennt, die stadt­bild­ge­wor­de­ne Sperr­müll­samm­lung, besucht.

Es gibt diver­se Bam­berg-Grup­pen in den sozia­len Medi­en voll mit his­to­ri­schen Fotos und vie­len Geschich­ten. Da ertap­pe auch ich mich dabei, wie ich gern in Erin­ne­run­gen ans alte Bam­berg vor mich hin schwel­ge und mich der ver­gan­ge­nen Stadt­an­sich­ten erfreue.

Ein Platz, bei des­sen ursprüng­li­chem Aus­se­hen regel­mä­ßig alle in Schnapp­at­mung ver­fal­len, ist der Schön­leins­platz, wo über Jah­re und Jahr­zehn­te optisch ein­fach alles immer nur noch schlim­mer wur­de. Der Nie­der­gang begann mit dem Abriss des alten Schüt­zen­hau­ses und den ver­korks­ten Neu-an-drauf-Neben­hin­bau­ver­schlimm­bes­se­run­gen am Spar­kas­sen­ge­bäu­de, ging über den Um- und Dran­bau des Gebäu­des der heu­ti­gen Bam­ber­ger Bank bis hin zur ver­kehrs­ma­le­ri­schen Ver­kehrs­ver­suchs­dau­er­lö­sung in den schmu­cken Far­ben Gelb, Weiß, biss­chen Weiß, Ver­schmiert­weiß und Rot.

Der Schön­leins­platz ist die stadt­bild­ge­wor­de­ne Sperr­müll­samm­lung in spe ausm hin­ters­ten Kel­ler­ab­teil, das man drin­gend mal wie­der auf­räu­men müss­te, aber schon gar nicht weiß, wo man anfan­gen soll. Mis­match in Per­fek­ti­on, das sprich­wört­li­che „Wie bei Hem­pels unterm Sofa“, aber mit­ten im Welt­kul­tur­er­be. Da ein „Bam­ber­ger Rei­ter“, der irgend­wel­chen Dritt­klass-Schiffs­tou­ris­ten den Weg in den Dom zum ech­ten Bam­ber­ger Rei­ter spart, dane­ben unse­re zwar lieb­ge­won­ne­nen und doch so miss­ver­stan­de­nen roten Scheiß­er­la, weil da halt noch Platz war, dort das Hexen­mahn­mal, weil es grad übrig war, neben einem Brun­nen, der den Kli­ma­wan­del kaum bes­ser ver­sinn­bild­li­chen könn­te. Alle Jah­re wird dann noch die Krip­pe her­aus­ge­kramt mit dem 60er-Jah­re-Charme des bereits vor 25 Jah­ren geschlos­se­nen Mär­chen­parks in Neu­stadt bei Coburg. Dazwi­schen Müll­ton­nen unter­schied­li­chen Zeit­al­ters, Strom- und Post­käs­ten, eine klei­ne Büs­te von Schön­lein hims­elf im Holz­kas­ten, Bän­ke und Blu­men. Man sehnt sich nach Wahl­jah­ren, wenn am Tor zur Innen­stadt alles wenigs­tens mit Groß­flä­chen­pla­ka­ten zuge­stellt wird, damit man das poli­tisch fabri­zier­te Elend kurz­zei­tig nicht ertra­gen muss.

Ob es jemals auch mal wie­der schö­ner wird? Die Hoff­nung stirbt zuletzt, denn im Osten des uns­ri­gen Städt­chens klappt es ja auch, nur anders. Aus den maro­den Gebäu­den der ehe­ma­li­gen US-Lag­ar­de-Kaser­ne ent­ste­hen aktu­ell schöns­te Hoch­glanz­woh­nun­gen und Häu­ser, die vom Inves­tor bereits nach und nach als chan­cen­rei­che Kapi­tal­an­la­ge zum Kauf ange­bo­ten wer­den. Schön! Und im Grun­de viel­ver­spre­chend. Beim Blick in die ein­schlä­gi­gen Immo­bi­li­en­por­ta­le dürf­te aller­dings nicht nur so man­chem Ent­schei­dungs­trä­ger aus unse­rem Rats­her­ren­volk vor Schreck der all­mor­gend­li­che Espres­so am Ron­do fast aus der Hand geflutscht sein.

Mit gut 6000 Euro pro Qua­drat­me­ter hält das Ergeb­nis der gefei­er­ten Kon­ver­si­on näm­lich ganz, ganz knapp nicht, was uns die Rat­haus­spit­ze seit Jah­ren dazu vor­ju­belt. Ein 30-Qua­drat­me­ter-Wohn­klo für läp­pi­sche 200.000 Euro, das ist nicht nur hin­sicht­lich der Flä­che weit weg von „Kos­ten­güns­ti­ger Wohn­raum für Familien“.

Gut 6000 Euro pro Quadratmeter.

„Wir wer­den uns wohl lang­sam an sol­che Prei­se gewöh­nen müs­sen“, heißt es dazu see­len­ru­hig aus Stadt­rats­krei­sen. Zum Glück leben wir in einer Demo­kra­tie, denn einen Fuß­ball­trai­ner, der mit­ten in der Sai­son phleg­ma­tisch schon nicht mal mehr vom Klas­sen­er­halt träumt, setzt das Prä­si­di­um übli­cher­wei­se noch vor Mon­tag­abend vor die Tür. Aber bei Immo­bi­li­en­prei­sen auf Rekord­ni­veau, da kann der gemei­ne Rats­herr halt echt nix tun für das Volk. „Stadt­ent­wick­lung ist eben Zufall, Glück und Schick­sal“, denkt er sich wahr­schein­lich noch, bevor er dann doch wie­der gemüt­lich den Keks in den Espres­so tunkt und gedan­ken­ver­lo­ren den Ver­kehr am immer­hin nur zweit­ver­murks­tes­ten Platz Bam­bergs beobachtet.

Und wahr­schein­lich hat der Stadt­rat sogar Recht: An den häss­li­chen Schön­leins­platz haben wir uns ja auch gewöhnt.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Zeit zwi­schen den Jahren

Für sei­ne aktu­el­le Stadt­echo-Kolum­ne hat sich Flo­ri­an Herrn­le­ben einen selbst­ge­misch­ten Glüh­wein ein­ge­schenkt und lässt das zurück­lie­gen­de Jahr und sei­ne Auf­re­ger­the­men Revue passieren.

Na, wie füh­len Sie sich? Geht’s gut? Plätz­chen bereits geba­cken und Tetra­pak-Glüh­wein schon auf dem Herd? Das ers­te „Last Christ­mas“ bereits in orches­tra­ler Ver­si­on hin­un­ter­ge­würgt? Wie sinn­lich, wie hei­lig, wie still!

Es scheint gemüt­lich zu wer­den in den nächs­ten Wochen, wir kön­nen uns end­lich mal wie­der um uns selbst küm­mern. Auch ich, ja, denn in den letz­ten Jah­ren war zwi­schen den Jah­ren immer was los. Lang­sam kommt es, gell?

Waren es vor zwei Jah­ren noch die inzwi­schen über­re­gio­nal bekann­ten „Kei­ne Leis­tung ohne Gegenleistung“-Guddis, spen­diert von der Bam­ber­ger Rat­haus­ober­schicht für die beson­ders enga­gier­ten, die beson­ders flei­ßi­gen und die beson­ders treu­en Rat­haus­ge­treu­en, die die Staats­an­walt­schaft Hof auf den Plan rie­fen, so waren es vor genau einem Jahr die Her­ren Sand­mann, Fran­ken und Haus­dör­fer, deren inzwi­schen abge­half­ter­te Exis­tenz sich als Rea­li­ty-Soap an den Fäden von Stier­in­ger und sei­nen guten Bekann­ten ent­puppt hat.

Wir soll­ten uns bewusst machen: Es ist tat­säch­lich der ers­te Jah­res­wech­sel ohne Skan­dal, ohne poli­ti­sches „Wir ret­ten uns zwi­schen die Tage“ und ohne Son­der­schich­ten am Max­platz auf der einen Sei­te und jour­na­lis­ti­sches „Alter! Ich mag auch mal frei haben und nix recher­chie­ren und schrei­ben!“ auf der anderen.

Und es ist auf abseh­ba­re Zeit auch nix zu erwar­ten. Und das hat Grün­de: Die Hür­de für neue, städ­ti­sche Auf­re­ger ist so hoch wie seit Jahr­zehn­ten nicht mehr. Wir sind kom­plett abgestumpft.

Wenn woan­ders Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren gegen OB und ent­schei­den­de Tei­le der Füh­rungs­trup­pe eines Rat­hau­ses lau­fen wür­den, mal ehr­lich, eine nor­ma­le Stadt wäre schon längst auf links, oder? Aber in Bam­berg? Hier redet man nicht mal mehr am Stamm­tisch über unse­ren Ober­bo­ni­meis­ter und sei­ne Max­platz-Dal­tons. Vor­be­straft? Egal! Hal­be Rat­haus­spit­ze auch! – Noch mehr egal! Wie so vieles…

Hier kann man nun Geld für groß­an­ge­leg­tes­te Mit­mach­stadt-Umfra­gen ver­pras­sen, um sie anschlie­ßend dann doch lie­ber geflis­sent­lich bei den offi­zi­el­len Abstim­mun­gen zu igno­rie­ren, und kaum jemand regt sich auf, wes­we­gen anschlie­ßend der vor­geb­lich welt­of­fens­te und euro­pä­ischs­te aller unse­rer in den Stadt­rat gesalb­ten Poli­ti­ker, also der, des­sen Frak­ti­ons­part­ner vor­her – wir spra­chen dar­über – im Kuschel­bus mit der AfD nach Mün­chen getrampt ist, öffent­lich mit adap­tier­ten Nazi­pa­ro­len – höchst­be­dau­er­lich, gro­ßes Miss­ver­ständ­nis – ent­glei­sen darf, was ja auch nicht wei­ter schlimm ist, weil man sogar als Stadt­mar­ke­ting­vor­sit­zen­der in die­sem vie­le kom­mu­ni­ka­tiv über­for­dern­den Face­book mit Mafia­me­tho­den gegen Kri­ti­ker lieb­äu­geln kann. Alles nicht der Rede wert, denn auch die CSU-Frak­ti­on tatzt durchs Stim­mungs­bild der Stadt­ge­sell­schaft wie eine Stahl­ku­gel im Flip­per­au­to­ma­ten und kippt vor Abstim­mun­gen schnel­ler als ein Kas­ten Nürn­ber­ger Bier in der pral­len Son­ne, wäh­rend es auch kei­nen inter­es­siert, war­um die Grü­nen ihre Auf­stel­lungs­ver­samm­lung aus *hüs­tel* „for­ma­len Grün­den“ wie­der­ho­len muss­ten und sich auch nie­mand empört, dass der OB, also unser Andi, als ehr­wür­di­ger, amtie­ren­der Vize­prä­si­dent des Bezirks­ta­ges jüngst irgend­wie von sei­ner eige­nen SPD nicht mal mehr auf die Bezirks­tags­kan­di­da­ten­lis­te gesetzt wur­de. Wur­de er ver­ges­sen? Was weiß ich…

Das poli­ti­sche Geplän­kel, die diver­sen Machen­schaf­ten und Ent­glei­sun­gen… sie schei­nen nicht mehr zu inter­es­sie­ren. Zum Glück, denn ich brauch ja auch mal Zeit für mich.

Und wäh­rend ich hier so sit­ze und in aller Ruhe an mei­nem Glüh­wein nip­pe, den ich mir aus einer Fla­sche Rot­wein, die man mir nach einem Auf­tritt geschenkt hat, und ein wenig Zimt und Rum-Aro­ma zusam­men­ge­panscht hab, kom­men mir lang­sam doch noch Auf­re­ger­fra­gen und Blut­druck­the­men in den Sinn: Kriegt man künf­tig im Kar­stadt echt kei­nen Per­so­nal­ra­batt mehr, obwohl man jeman­den kennt, der jeman­den kennt, der da mal gear­bei­tet hat? Wird eine bis heu­te berech­tig­te Empö­rung über die Qua­li­tät von Gel­ben Säcken in die­ser Stadt jemals wie­der auf frucht­ba­ren Gesell­schafts­bo­den fal­len? Und vor allem: Was mach ich nun zwi­schen den Jahren?

Ihr Flo­ri­an Herrnleben