In seiner letzten Stadtecho-Kolumne lässt Florian Herrnleben sein Wirken der vergangenen sieben Jahre Revue passieren. Nicht nur blickt er auf ausgewählte Highlights
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über den BAMBERG-Schriftzug
Was machte der beliebte BAMBERG-Schriftzug in Hallstadt? Florian Herrnleben gibt in seiner neuen Stadtecho-Kolumne Auskunft.
Es passieren Dinge in unserer Stadt. Geheimnisvolle Dinge. Überstunden, die es nicht gab, aber abgerechnet wurden, linksdrehende Schwingungen in der Stadtbauzentrale, die ohne modischen Fengshui-Steinplattenteller im Keller nun rechtsdrehen, mysteriöse Luftnummern namens Sandmann und Hausdörfer in den sozialen Medien. Über vieles haben wir gesprochen, konnten aber nicht alles aufklären.
Neuestes Geschehnis: Der beliebte BAMBERG-Schriftzug, der tausendfach fotografierte Fotopoint, stand plötzlich nicht mehr am Maxplatz. Auch am Schönleinsplatz, wo er doch groß angekündigt hätte überwintern sollen, war er nicht auffindbar.
War er geflohen aus der öden Tristesse der Maxplatzschen Betonwüste? War es ihm umgekehrt zu voll am Schönleinsplatz, seinem Winterquartier, im Sperrmüllabholungsflair zwischen Reiter, Hexenmahnmal, Schönleinsbüste, Brunnen und Stromkästen? War er gar entführt worden von Schiffstouristen, die inzwischen damit auf und davon den Main runter über alle Berge zu sein drohten?
Nach wenigen Stunden: Erleichtertes Aufatmen. Man hatte ihn wiedergefunden, die Bamberger Facebookwelt überschlug sich vor Freude, aber auch vor Erstaunen. Der BAMBERG-Schriftzug stand bridschäbraad an einem Ort, wo man alles vermuten würde, aber keinen BAMBERG-Schriftzug. An einer Stelle, wo man „Bamberg“ mindestens ungern ausspricht, und wenn man es zu laut ruft, vom Blitz erschlagen wird.
Und zwar (denken Sie sich an dieser Stelle des Textes bitte spannungsgeladene Musik!) in Hallstadt!
Wenige hundert Meter hinter der Stadtgrenze auf dem Parkplatz eines Bodenbelaggeschäfts standen die überdimensionalen Lettern. Friedlich, fast unschuldig, ein wenig versteckt in ihrem urwaldigbunten Tarnfarbenlook vor den Schaufenstern der dortigen Gewerbeansiedlung.
Die Gerüchteküche brodelte, wildeste Spekulationen nahmen ihren Lauf. Hatten die Hallstadter den Schriftzug entwendet und würde ihn Starke persönlich bei Bürgermeister Söder mit einem Kasten Bier auslösen müssen? Oder wollten die Bamberger Fakten schaffen und dem albernen Treiben dieser Zwergensiedlung im Norden unserer wunderschönen und einzig wahren Stadt durch ein klares Statement ein Ende bereiten?
Alles falsch! – Aber zum Glück habt ihr mich, den Oberrecherchewachtmeister über Recht und Ordnung in Bamberg. Aufgepasst! Die Geschichte geht folgendermaßen:
Die Reinigungsfachkraft, die hinten immer übern Maxplatz feudelt, hat den Schriftzug ein wenig auf die Seite geschoben. Halben Meter nur, es war zwischenzeitlich nämlich staubig drunter. Sie kennen das, wie daheim unterm Sofa. Aber vor Weihnachten sollte halt noch mal geputzt werden. Beim Zurückschieben jedenfalls hat sie aber die Buchstaben durcheinandergebracht. Nicht mehr BAMBERG, es stand plötzlich AMGBREB da. Der Reinigungsfachkraft kam zwar irgendetwas komisch vor, aber wie es halt so ist… Feierabend, Überstunden sind nicht drin, eingekauft werden musste auch noch.
Der nächste Morgen. Vögelein zwitscherten, unser Andi – frisch rasiert im Bademantel auf seinem Balkon am Rathaus am Maxplatz – setzte zu seiner täglichen Rede zum Volk an, aber stutzte beim Blick hinunter auf Bambergs Platz der Plätze. „A‑M-G-B-R-E‑B?!“ las er. „A‑M-G-B-R-E‑B…?!?!?“ – „Was soll das denn?! Räumt das weg!“, rief er seinem Hofstaat zu. „Wohin denn?!“, fragte man. „Was weiß ich, parkt das halt irgendwo!“
Parken, Parkplatz… man hat was missverstanden und suchte nach einem freien Parkplatz. Und weil in Bamberg wegen der Grünen gar keine, also absolut gar keine Parkplätze mehr existieren und die Lastenfahrradparkplätze zu klein sind für große Buchstaben, fuhr man stadtauswärts. Und fuhr. Immer weiter gen Norden. Und so landete der Schriftzug auf dem ersten freien Parkplatz, tatsächlich außerhalb der Bamberger Stadtgrenze.
Wer sie dort allerdings wieder richtig zusammengesetzt hat, das bleibt ein Rätsel. Es passieren halt geheimnisvolle Dinge in unserer Stadt.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über die Mitarbeiterbefragung
Jüngst gab es eine Mitarbeiterbefragung im Rathaus. In seiner Stadtecho-Novemberkolumne freut sich Florian Herrnleben über ihr positives Ergebnis.
Brückenneubauten, endgültige Straßenverkehrsmalereien, Maxplatzneugestaltung… Die Aufzählung ließe sich nahezu unendlich fortsetzen, denn in Bamberg dauert vieles sehr lange oder zumindest länger als erwartet.
Seit Mitte Oktober ist nun das Ergebnis der langersehnten Mitarbeiterbefragung da! Endlich! Auch unseren Oberbürgermeister hält es vor Begeisterung kaum auf dem Drehstuhl: „Resonanz und die Ehrlichkeit haben mich sehr beeindruckt“, verkündet er in einer Rundmail an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, verbunden mit dem festen Ziel, „deutlich an der Zufriedenheitsschraube und damit der Motivation, dem Engagement und dem Teamgeist der Mitarbeiter zu drehen.“
Was klingt, wie das zusammengestöpselte Best-of aus dem Buch „Mitarbeitermotivation für Dummys“, entspringt seiner festen Überzeugung, dass nun ein guter – nein, ich zitiere noch mal – „ein sehr guter Zeitpunkt“ war, eine genaue – nein, sorry – eine „ganz genaue Untersuchung“ vorzunehmen.
Die große Erleichterung des OB wird spürbar beim Lesen seiner Mail.
Da hätte so viel schief gehen können, oder noch schiefer. Bei den Fragen, bei den Antworten, allein beim Zeitpunkt der Umfrage. Man stelle sich beispielsweise vor, der Zufriedenheitscheck wäre schon kurz nach dem ersten Antrag durchgeführt worden, also im Jahr 2018, als sich das Mitarbeiterfeld im Rathaus noch teilte in „Mit Überstundenpauschalen“ und „Ohne Überstundenpauschalen“ oder „Mit Boni“ und „Ohne Boni“.
Damals forderte die CSU-Fraktion bereits jene Evaluation im Rathaus, offenkundig wahrscheinlich nicht deshalb, weil man hinterher mit den bestgelauntesten Sonnenscheinchen unter den Rathausmitarbeitern besonders angeben wollte. Man vernahm – deutlich hörbar – eine gewisse Unzufriedenheit.
Dem etwas kleinlichen Hin und Her zwischen Rathaus und CSU-Fraktionen in den damals folgenden Monaten lässt sich vieles entnehmen, aber den Eindruck, dass der OB dringend an dieser oder irgendeiner Zufriedenheitsschraube zu drehen für notwendig befunden hätte, erweckte er nicht.
Und es ist auch nachvollziehbar. Wenn man den Mitarbeitern im engsten Dunstkreis ein paar Überstundenpauschalen pro Monat und Bonis mehr als anderen bezahlt, kann man als Rathauschef schnell der festen Überzeugung sein, dass alle glücklich und zufrieden und Mitarbeiterbefragungen teurer Quatsch sind, deren Kosten man lieber wohin investiert? Richtig! In die Zufriedenheit der Mitarbeiter im eigenen, engsten Umfeld.
Im Sommer 2019 sondierte man zusammen mit dem Personalrat den Markt der Mitarbeiterbefragungsinstitute, summierte mal auf, wieviel Geld so eine Mitarbeiterbefragung kosten könnte und übergab die Anforderung in den Finanzsenat, damit man es dort mal für den Haushalt 2020 einplant. Und weil man – wie der OB nun kundtat – „die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst nehmen und wissen“ möchte, tat man im Finanzsenat was? Richtig! Nix.
Und auch 2020, als man seitens des Stadtrats wieder nachfragte, was denn nun Stand der Dinge wäre mit der Mitarbeiterbefragung, zeigte der Finanzreferent, inzwischen sogar staatsanwaltschaftlich dafür bekannt, wie ernst er die Belange der (zumindest von besonderen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genommen hatte, beteuernd nach Bayreuth auf die Regierung, die auf keinen Fall die derartig freiwillige Leistung einer Mitarbeiterbefragung im Haushalt akzeptieren würde.
Im Jahr 2023, nach diversen – sagen wir es diplomatisch – Auffälligkeiten im Personalbereich der Stadt Bamberg und unter einem neuen Personalreferenten konnte die Mitarbeiterbefragung nun endlich angegangen werden. Der OB dankt herzlich, ist ganz beeindruckt von Resonanz und Ehrlichkeit und hat nun – Zeit wird’s! – ganz konkrete Rückmeldungen, um „deutlich an der Zufriedenheitsschraube und damit der Motivation, dem Engagement und dem Teamgeist der Mitarbeiter zu drehen“.
Sind wir mal froh! In Bamberg dauert’s halt manchmal länger.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Auf der Suche nach der Wünschelrute
In seiner neuen Stadtecho-Kolumne fragt sich Florian Herrnleben, ob man bei all dem Einzelhandel-Sterben bald die Wünschelrute rausholen sollte.
Sommerpause zu Ende, endlich. Für jemanden wie mich, der nicht ruhig schlafen kann, wenn er nicht den nächsten Skandal im Rathaus oder neue Königstraßensandmänner am Horizont sieht, ist der August – inhaltlich üblicherweise auch als Sommerloch bezeichnet – relativ langweilig. War ja nix los in unserem sonst so unterhaltsamen Boni-Rechtsaufassungs-Fakeaccount-Städtchen.
Da flogen plötzlich dank unserer heimischen Presse läppische fünf- oder sechsstellige Verausgabungen der städtischen Stadtbau auf, die man dort für eingeflieste und wenig dekorative Hokus-Pokus-Gadgets sowie Wünschelrutenexperimente in den Büroräumen aus den Fenstern selbiger hinausgeworfen haben soll. Im Personalamt der Stadt lächelt man zwar nur müde über solche Summen und vor allem Methoden, denn für positive Vibes in der Belegschaft brauchte man im Rathaus bekanntlich nur ein Kreativteam für sehr, sehr eigenwillige Tarifrechtsinterpretationen. Aber das ist ein anderes Thema.
Was passiert, wenn keine überdurchschnittlich positiven Vibes am Arbeitsplatz herrschen, die dafür sorgen, dass Work-Life-Balance und Yin und Yang in maximalem Einklang für jeden potentiellen Arbeitnehmer stehen, kann man – auch so ein vermeintlich kleines Sommerlochsthema – in der Königstraße sehen. Eine alteingesessene Bäckerei kündigte das Ende des Ladengeschäfts im Lauf des Herbst an. Und das, obwohl man doch glauben könnte, dass gerade und direkt in unmittelbarer Nähe zum Headquarter des Stadtmarketings der Einzelhandel dank Events ganz besonders nachhaltig gestärkt worden sein müsste.
Aber die Rentabilität scheint auch im traditionsreichen Backwarenbetrieb nicht das primäre Problem zu sein. Wie bereits auch bei anderen Ladenschließungen und Geschäftsaufgaben steht „Personalmangel“ ganz oben auf der Liste der Gründe für das Aus. Ob jüngst in einem Metzger in der Wunderburg oder bereits vor einigen Monaten bei einem anderen in der Innenstadt, es fehlt an Personal oder Nachfolgern. Früh um 4 Uhr aufstehen zu müssen, um Brötchen zu backen, die dann die eine Hälfte der Kundschaft zu klein, die nächste Hälfte zu hart und die dritte Hälfte zu teuer findet, gehört offensichtlich nicht mehr zu den favorisierten Berufsfeldern der Zukunft mit vielversprechend großzügiger Work-Life-Balance.
Das Resultat: In der Sandstraße wirbt ein Metzger bereits wörtlich mit „ungewöhnlichen Geschäftszeiten“. Und am Sonntagnachmittag steht man neuerdings in Bamberg vorm verschlossenen Bierkellertor. Der Anfang vom Ende?
Wenn wir langfristig noch im lokalen Lebensmittelhandwerk einkaufen und unsere Freizeit in der heimischen Gastronomie verbringen möchten, reicht es nicht mehr, nur dort einkaufen oder essen zu gehen. Die dort tätigen Berufsfelder brauchen Anerkennung durch Politik, aber auch durch die Gesellschaft, damit sie wieder in den Fokus rücken und damit wieder interessant werden. Künstliche Intelligenz ist schön und recht, aber sie backt dir keine Hörnla, sie legt dir keine Scheibe Leberkäse aufs Kümmelbrötchen, sie plärrt nicht sympathisch von der anderen Seite der Theke vor, wenn der rheinländische Knaller vor dir in der Schlange zum drölfzigsten Mal nicht versteht, was ein Zwetschgenbames oder ein Ziebeleskäs ist.
Vielleicht sollte man mal bei der Stadtbau anfragen. Unter Umständen wäre so ein Kraftstein, so ein geomantisches Objekt, also ihr wisst schon, die runde Fliese halt, vielleicht wäre das die Lösung gegen den Personalmangel. Bodentief eingelassen hinter der Metzgers- und Bäckertheke? Vielleicht schafft es die notwendige Feel-Good-Aura gegen die Personalnot?
Ansonsten, so befürchte ich, brauchen wir bald auch so eine Wünschelrute und gehen damit im Stadtgebiet auf die wahrscheinlich erfolglose Suche – statt nach elektromagnetischen Wirrungen – nach heimischen traditionsreichen Bäcker- und Metzgereien.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Frohgemut in die Sommerpause
Die einladende Anmut des Brunnens am Obstmarkt und die anstehende Sommerpause haben Florian Herrnleben zu seiner neuen Stadtecho-Kolumne inspiriert.
Der Brunnen am Obstmarkt plätschert nach gefühlt hundert Jahren des Brunnenfachkräftemangels wieder fröhlich vor sich hin, die formschönen Rundbaumbänke am Grünen Markt sind montiert. Die Stadt präsentiert sich einladend, „Eintritt frei!“ ins neue Wellnesserbeparadies Bamberg. Wir können also ganz beruhigt in die Sommerpause schlittern, denn die wichtigsten, die dringlichsten Baustellen sind beseitigt. Oder sagen wir es so: Die größte bauliche Not ist gelindert, der Spaziergang zumindest immer im Kreis um Obstmarktbrunnen bis zum Gabelmann und wieder zurück mach Spaß.
Aber nicht nur aufenthaltsqualitativ hat sich einiges zum Positiven gewendet.
Aus diversen, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Gründen, war es für mich in jüngster Vergangenheit sicherer, gewisse Gegenden und spezielle Veranstaltungen zu meiden. Insbesondere größeren SPD-Auflauf umschiffte ich großräumig. Das hat mich auch mein kleiner Ausflug zur Kreisversammlung der Bamberger Genossen im Sommer 2022 gelehrt. Die Bamberger SPD und ich, also meine Anwesenheit, wir passen seit den Skandalen (manche sagen: Gänsefüßchen-Skandalen-Gänsefüßchen) so gut zusammen wie Schäuferla und Ketchup. Wir koexistieren schweigend nebeneinanderher, kurzes „Hallo!“ bestenfalls, aber nur von den Ahnungslosesten, mehr war über die letzten Monate nicht drin. Unsere Stimmung war nach den kräftezehrenden Aufarbeitungen im Keller. Umgekehrt hab ich es aber auch nicht darauf angelegt, ausgerechnet in Mitten von im Grunde wahrscheinlich trotz allem ja im tiefsten Inneren liebenswerten Genossinnen und Genossen den Stadtkasperl zu spielen und Friede-Freude-Eierkuchen zu servieren.
Wie schnell es aber gehen kann, wenn man b(e)reit (im Sinne von „Genug Bier im Schädel“) ist, zeigte sich bei einer kleinen Privatveranstaltung der jüngsten Vergangenheit im Bamberger Landkreis. Ich nippte gemütlich an meinem Cola-Mix-Getränk, beobachtete das Geschehen. Dann, plötzlich! Ein kurzes „Komm, Herrnleben, jetzt hock dich zu uns her!“ von der einen, ein wenig Lebensmüdigkeit von der anderen, also meiner Seite, und schon saß ich drei oder vier Stunden lang bis dreiviertel 3 Uhr morgens am Biertisch mit hochrangigsten Stadt‑, Land- und Bundes-SPDlern. Aus dem grummeligen „Der hat mir heut‘ grad noch gefehlt!“ am Tisch wurde im Lauf des Abends ein kurzweiliges Miteinander auf Basis – das lässt sich leider nicht mehr ändern, da sind sie unbelehrbar – unterschiedlichster Rechtsauffassungen. Das Schöne ist nämlich: Diese eben auch sehr unterschiedlichen Rechtsauffassungen kann man dann auch mal Auge in Auge ausdiskutieren, abseits der sozialen Medien, deren größter Fan ich ansonsten ja bekanntermaßen bin. Da hocken links und rechts am Tisch Leute, die gewisse Ahnung haben, und diskutieren mit mir an der Stirnseite des Tisches, der Ahnung, aber gleichzeitig auch noch Recht hat. Das ist spannend, unterhaltsam, vor allem aber auch erhellend für alle Seiten. In den Stunden an jenem Sommerabend sind aus den buchstabigen Namen und eingefrorenen Socialmediaprofilfotos jeweils Gesichter mit Charakter geworden.
Das klingt aus meiner Feder vielleicht alles nun etwas arg aufgesetzt, ich möchte den Abend auch auf keinen Fall zu überschwänglich loben, denn wir haben ja kein neues Zeitalter eingeläutet. Die genossische Rechtsauffassung wurde ja auch nicht richtiger bei jener Festivität. Und ich bin mir auch sicher, es kommen neue Themen nach, die ich in gewohnter Weise abfeiern kann. Aber jetzt ist erstmal Erholung angesagt!
Und so können wir mit sprudelndem Brunnen am Obstmarkt, formschönen Bänken am Grünen Markt und viel, viel Liebe, ach naja, wir übertreiben mal nicht, einigem neuem Respekt zwischen Genossinnen und Genossen und mir in die wohlverdiente Sommerpause gehen.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Ey, Bamberg, was ist los mit dir?
In seiner neuen Stadtecho-Kolumne erkennt Florian Herrnleben sein Bamberg nicht wieder. Nicht ein Skandal in Sicht. Kann das wirklich sein?
Trotz verschiedenster, zumindest rhetorischer Versuche aus diversen Ecken, neue und große Skandale heraufzubeschwören, stehst du aktuell da wie der Gabelmann zu seinen besten Zeiten. Selbst die penetranteste Saatkrähe mit der Verdauung eines Durchlauferhitzers kann dir in deiner Souveränität nichts anhaben. Es läuft rund. Und alles andere wird gekonnt wegmoderiert.
Die Innenstadt, die nach einseitiger Sperrung der Kettenbrücke vom Stadtmarketing bereits dem sicheren Tod geweiht wurde, kann dem Onlinehandel seit Wochen erfolgreich trotzen, weil du den kleinen Umweg perfekt und nahezu für jeden motorisierten Individualverkehrsteilnehmer verständlich ausgeschildert hast.
Als dein Finanzsenat jüngst ein Haus entdeckt hat, das im Eigentum der Stadt größtenteils seit Jahren leer herumsteht, sprachen die ersten Stadträte schon von einem neuen Überstundenskandal. Zum Glück merkte sogar die Presse rechtzeitig, dass du auf dem Stadtgebiet mehr baufällige Immobilien besitzt als alle windigen Investmentpropertygermangroups in Bamberg zusammen. Wie langweilig.
Deine Untere Brücke hat nach rund 60 Jahren endlich ein Geländer angedübelt bekommen. Nicht schön, mittelbequem, sauteuer, man kann auch immer noch runterbollern, wenn man meint, mit 2,7 Promille auf der Brüstung tanzen zu müssen, aber bei Amtshaftungsfragen versteht der gemeine Stadtrat halt keinen Spaß. Und das – und da sind wir schon beim nächsten Punkt – obwohl du relativ gut gegen inhaltlich defizitäre oder juristisch mindestens wackelige Entscheidungen der Rathausoberschicht versichert zu sein scheinst. Man hätte es vielleicht riskieren können auf der Brücke, denn auch der Überstundenskandal hat sich dank Spendierfreudigkeit der Versicherungskammer Bayern – zumindest für den OB und seine Strafbefehlsgenossen – mit der einstimmigen Entscheidung im Personalsenat in Wohlgefallen aufgelöst.
Als mir dann plötzlich die Sitzungsvorlage des Mobilitätssenats vor die Füße flog, wo Pläne für eine Einbahnstraßenregelung der Friedrichstraße hineingeschmuggelt worden sein sollten, war ich mir sicher: Endlich haben wir einen neuen Skandal! Die Bagger würden eines Nachts anrücken wie damals im Hainbad und binnen weniger Stunden (das ist eigentlich der lustigste Witz in der ganzen Kolumne) die komplette Friedrichstraße, ach, was sag ich, die ganze Innenstadt zu Einbahnstraßen umbuddeln. „Heimlich, still und möglichst leise“, fluchte die Bürgerinitiative Bamberg.Gemeinsam.Mobil, bis herauskam, dass „heimlich“ und „öffentliche Sitzungsvorlage“ sowie „leise“ und „FT-Artikel“ eher widersprüchlich sind.
Wieder nix jedenfalls, wieder kein neuer Aufreger.
Ich musste es selbst in die Hand nehmen! Das tun, was mich seit Wochen und Monaten bekannt, berühmt, man möchte fast sagen, berüchtigt hat werden lassen. Aber was? – In diesem Moment schlug eine Pressemitteilung bei mir ein: Anwohnerausweise könnten nun online beantragt werden. Smartcity sei Dank! Online. Bei der Stadt Bamberg. Was so aufregend und unglaublich klang wie „Doppelt-ISDN“ Mitte der 90er, war meine Chance.
Ich klickte mich durch das Onlineformular, immer auf der Suche nach dem kleinen Fehler, der Lücke im System, die den Rathausserver oder wenigstens den Mitarbeiter, der mein ausgefülltes Onlineformular ausdrucken und abheften würde, um dann einen Ausweis zu laminieren, aus dem Konzept bringen und zu einem Fehler – dem verhängnisvollen Fehler 2023 – veranlassen müsste. Aber nix.
Meine letzte Hoffnung war, dass der Ausweis einfach nicht kommt und ich mich lautstark hier in der Kolumne beschweren könnte, natürlich auf Basis großer Verschwörungstheorien von der großen, dunklen Macht im Rathaus gegen den kleinen Herrnleben.
Aber keine drei Tage später lag der Ausweis im Briefkasten. Und das Geld wurde auf den Cent korrekt von meinem Konto abgebucht.
Ey, Bamberg, was ist los mit dir?
Dein Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Großes Lob für den Stadtrat!
Kann das sein? Florian Herrnleben lobt den Stadtrat? Seine neue Stadtecho-Kolumne gibt Aufschluss.
Nach all den städtischen Verfehlungen, herausgekramt durch die Presse und diverse Kleinstadtkabarettisten, ist es doch auch irgendwie mal beruhigend zu sehen, dass es diesmal der Stadtrat selbst war, der nach seinem Wandertag in den Bamberger Norden – fast irritiert und perplex – vom „Bombenalarm im Finanzsenat“ in der Größenordnung des Bonus-Skandals berichtete; völlig irritiert und perplex deshalb, weil man sich bei der Bewertung von Ungereimtheiten und der Einordnung von brisanten Themen auf Seiten unserer in den Stadtrat gesalbten Mitbürgerinnen und Mitbürger normalerweise nicht auf sich selbst, sondern immer eher darauf verlassen hat, ob schon etwas vorgekaut im FT oder wenigstens beim Herrnleben im Blog stand. Dass man ganz ohne externe journalistische Hilfe, … Super!
Ich fasse zusammen: Unsere allerbesten Stadträte haben bekanntermaßen ein vielen persönlich bis dahin doch eher unbekanntes Haus im Bamberger Norden, genauer gesagt in der Benzstraße, erkundet, das sich bei näherer Betrachtung und mit Blick auf die digitale Stadtkarte im Smartphone und das Grundbuch der Stadt plötzlich als städtisches Eigentum herauskristallisierte. Man hatte es – ganz begeistert – vor rund sechs Jahren selbst gekauft und dann…. Wie soll man es diplomatisch sagen? – Naja.…. irgendwie halt vergessen.
Kann passieren, wir kennen das! Da kaufst eine Immobilie mit schäbigen 4000 Quadratmetern Büro- und Lagerfläche und Zack! – Hat das Erinnerungsvermögen zwölf Bockbieranstiche später unter Umständen derart gelitten, dass du vielleicht mit Glück noch grob weißt, wo, aber halt nicht mehr, warum. Und so währte die Begeisterung für den überraschenden Immobilienfund nicht lange, sondern wich schnell dem Entsetzen, weil die 2‑Millionen-Immobilie noch gar nicht – wie 2017 werbewirksam im Sitzungsvortrag gewedelt – zur Entlastung des angespannten Bedarfs an Büroflächen für städtische Verwaltungen beiträgt. Sie wurde zwischenzeitlich auch nicht saniert oder anderweitig vermietet, sie stand schlicht und ergreifend die allermeiste Zeit und größtenteils leer.
Als dann auch noch ein Ratsherr von Google Maps direkt rüber auf die Taschenrechner-App wechselte, um hochzurechnen, was man mit dem Geld durch Vermietung von rund 4000 Quadratmetern Gewerbefläche in sechs Jahren an Grundschultoiletten hätte sanieren können, ist die Stimmung im Ratsgremium komplett gekippt.
Wir, die geneigten Beobachter lokalpolitischer – nennen wir es – „Kreativpolitik“, sind hingegen nach den diversen Stadtverwaltungsmangelproblemen der letzten Jahre nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen. Unsereins kippt nicht vom Stuhl bei solchen Paradoxien: Eine Stadtverwaltung, die jedem Wohnungseigentümer in der dritten Seitenstraße im 2. Obergeschoss bei der Neugestaltung der Holzfenster reinredet, selbst aber hinter hässlichsten Kunststofffenstern in Schlumpfblau haust, und ein Stadtrat, der die Bilder vom Nazibayerlein vor der eigenen Nase abhängt, aber bei der Straße lieber 88 Augen zudrückt, passen natürlich nur konsequent in eine Stadt, wo man dem überlangen Leerstand von privatwirtschaftlichen Immobilien mit Hilfe einer Zweckentfremdungssatzung den Kampf angesagt hat, während man sich selbst verhält wie der hässliche Bruder der German Property Group.
Apropos German Property Group: Beim Blick auf die Liste der leerstehenden städtischen oder stiftischen Immobilien wird wahrscheinlich sogar der ehemalige Geschäftsführer dieser windigen Immobilien-Investmentgesellschaft neidisch. Über 20 Adressen im Stadtgebiet mit mal mehr, mal weniger maroden Wohnungen, Häusern und Lagerhallen sind aufgeführt, natürlich auch die Immobilie in der Benzstraße.
„Ach?“ fragt ihr euch. „Zu diesen städtischen Immobilien, die leer stehen, gibt es eine Liste?“
Jo, klar! – Der Stadtrat hatte die auch. Seit Jahren. Also lieber doch erstmal nicht zu viel Lob…
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über das ATRIUM
Das ATRIUM am Bahnhof erinnert Florian Herrnleben an seine Rumpelkammer zuhause. Mehr dazu in seiner aktuellen Stadtecho-Kolumne.
Viele von euch werden ihn kennen: Diesen einen Raum zuhause, der geheim bleiben muss. Kein Besuch darf dort hineinschauen, weil sich dort Bügelwäsche für vier volle Kleiderschränke, zwei Fondue-Sets, das Waffeleisen, die Heißluftfritteuse, die Raclettegrills der Schwiegereltern und die vier unwichtigsten, unausgepackten Umzugskartons vom letzten Wohnungswechsel vor vier Jahren stapeln. Den Blick auf die eigene Fehlbarkeit, die persönlichsten Defizite möchte man dem Gast ersparen, um dabei selbst den Schein eines zuhause perfekt organisierten Tine-Wittler-Doubles zu wahren.
Natürlich gibt es auch – wenn auch seltener – das fleischgewordene, exakte Gegenteil. Diejenigen, die sich um nix scheren, wo man beim Betreten der Wohnung erstmal durch ein Meer aus Pfandflaschen waten muss, bevor man sich beim ersten Schritt ins Wohnzimmer zwei Legosteine in die Fußsohle stempelt und das Regal (Modell „Muss ich mal machen“) seit Jahren halbaufgebaut an der falschen Wand steht. Ich will diesen Lebensstil nicht verurteilen. Ich finde diese Spezies, die oft auf andere Dinge viel mehr Wert legt als auf „Wohnen wie im Möbelhauskatalog“, auch sehr sympathisch.
Warum erklär ich das? – Bamberg verkörpert beides zusammen in größtmöglichem Widerspruch. Wenn es darum geht, das eigene Wohnzimmer zu tapezieren, findet man in Rekordgeschwindigkeit einen passenden Fördertopf in irgendeinem Eck der EU und gleichzeitig zufällig dann auch über Nacht im eigenen Haushalt einen schicken Millionenbetrag zur notwendigen Selbstbeteiligung: Altes Rathaus, Rathaus am Maxplatz, Rathaus Geyerswörth und Rathaus am ZOB,… Man könnte fast meinen, dass der Bau‑, der Stiftungs‑, der Immobilien- und der Finanzreferent richtig gut und schnell zusammenarbeiten können, wenn sie – auch wie bei der Verhinderung von Moscheen im Haingebiet – müssen.
(Anmerkung des Kolumnisten: Ich hab des städtischen Friedens wegen mal lieber nicht aufsummiert, was in jüngster Vergangenheit und naher Zukunft alleine in die Amtsstuben der städtischen Rathauspremiums geflossen ist und noch fließen wird. Würde man so viel Geld in die städtischen Grundschulen pumpen, um den Investitionsstau mal einigermaßen aufzulösen, man hätte im nächsten Wahlkampf nichts mehr zu versprechen.)
Was nützt aber das schönste Wohnzimmer, wenn es – um im Bild zu bleiben – zum Beispiel an der Haustüre, am Tor, an der Fassade der Stadt, sprich: am Bahnhof, aussieht, als hätte ein Praktikant mit Sprengstoff geübt. Erst strahlte – und das war ja irgendwie noch erträglich – entlang der Ludwigstraße jahrelang die öde Trostlosigkeit eines vormals glänzenden Einzelhandelskonzepts, das man nun interimsweise vielleicht wenigstens als Rathausersatz (kleiner Wink in die Luitpoldstraße an dieser Stelle) hätte nutzen können, wenn dort aber nicht nun auch schon seit Jahren ein riesiges Loch im Mondkraterstyle direkt am von der Abrissbirne halbverdauten Rest des einstigen Stahlbetonklotzes klaffen würde.
Mit dem Finger nur auf die Investoren zu zeigen, die das ATRIUM, oder das was nach dem Attentat davon übrig ist, entwickeln wollen, ist falsch. Die Gründe für ständige Verzögerungen sind vielfältig, die Verantwortung liegt aber auch bei der Stadtverwaltung. Direkt am Bahnhof fehlt (aufgepasst, Wortspiel!) der Zug dahinter. Man vermisst den unbedingten Willen vor allem der Rathausoberschicht, am Zustand neben und – wenn wir schon dabei sind – auch vor dem Bahnhof etwas entscheidend und vor allem zeitnah ändern zu wollen. Nun hängt es angeblich irgendwie am Gastro-Ei, das manchem Stadtgestalter aus dem gleichnamigen Beirat schwefelig aufstößt.
Ist nach Jahren der Verwahrlosung rund um den Bahnhof nicht alles besser als jetzt? Darf ein Stadtrat, der zum großen Teil das Rathaus am ZOB mitbeschlossen hat, überhaupt noch bei Fragen der Ästhetik mitreden?
Irgendwie scheint es mir aktuell wahrscheinlicher und auch einfacher, im Zuge des Bahnausbaus durch die Stadt den Bahnhof selbst zu verlegen. Am besten mitten auf den Maxplatz! Dann könnten wir alles hinter der Königstraße abmauern und hätten als Stadt endlich auch eine geheime Rumpelkammer, die keiner mehr betreten darf, der unsere Stadt besucht.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über Rechtsauffassung
Während er seine Fastenpredigt hielt, wurde Florian Herrnleben Opfer eines Parküberwachungsdiensthabenden. Mehr dazu in seiner aktuellen Stadtecho-Kolumne.
Fastenpredigt vorbei. Was für ein Auftritt, was für eine Atmosphäre! Ich hab tatsächlich ja schon – natürlich mehr kleine, aber trotzdem auch – zahlreiche große Auftritte in meinem Fahrtenbuch der letzten 35 Jahre stehen. Die 8. Fastenpredigt wird sicherlich angemarkert.
Es hätte der perfekte Abend werden können. Hätte! Wenn nicht wahrscheinlich als kleine, schnippische Rache für meine oft nicht allzu diplomatischen Verlautbarungen in Richtung Stadtverwaltung ein Strafzettel unter die Scheibenwischer meiner Herrnleben‘schen Protzkarre geklemmt worden wäre. 20 Euro wegen 14 Minuten. Pft!
Was mag das für ein Gefühl gewesen sein für den Parküberwachungsdiensthabenden im schicken Bahnschaffnerdress draußen vor dem Ziegelbau? Drinnen im vollbesetzten Saal tobt der Herrnleben in Mönchskutte am Mikrofon, schwingt große Worte zu Gesetz, Ordnung und absurden Rechtsauffassungen einer ganzen Rathausoberschicht, während man ihm zur gleichen Sekunde ein Knöllchen wegen ordnungswidriger Parkerei an der Mußstraße auf die Windschutzscheibe tackern kann. In den Zuschauerreihen zuckten die Smartphones der anwesenden Maxplatzpremiums beim Aufschlagen der Pushnachricht aus der rathausinternen Nachrichten-App, weil der Parküberwachungsdienstserver direkt Kennzeichen gecheckt und Stufe Rot ausgelöst hat: „Hab ihn erwischt! Herrnleben ist fällig! 14 Minuten! 20 Umdrehungen! Haha!“
Ich geh schwer davon aus, dass am darauffolgenden Montagmorgen um halb 8 schon eine Beförderung gedruckt oder zumindest eine komfortable Überstundenpauschale für diesen überdurchschnittlichen Mitarbeiter festgelegt worden war getreu dem Motto „Keine Leistung ohne Gegenleistung“. Anweisung von ganz oben, eventuell sogar vom OB persönlich unterschrieben.
Und auch wenn ich dem engagierten, fleißigen und pflichtbewussten Mitarbeiter von Herzen wirklich alles gönne für seinen Erfolg, so wird das aber nicht fairer. Wisst ihr… Ich stand da ja nur kurz. Also eigentlich, denn ich wollte da ja wieder wegfahren. Und auch nur zum Ein- und Ausladen stehen bleiben, weil es ziemlich geschüttet hat, als ich mit Mönchskutte, Text und dem großformatigen Foto von Klausi zwei Stunden vor allen anderen am Ziegelbau aufgeschlagen bin. Dann Soundcheck, wir mussten noch mal wegen dem Introvideo schauen und dem einen Lied. Und gerade als ich raus wollte, um das Auto… da kamen dann schon – zack! – die ersten Zuschauer. Da konnte ich ja dann auch nimmer… Also stellt euch vor, ich in Mönchskutte, einmal quer durch das Parkhaus. Ging nicht, ist klar.
Aber mal ehrlich! Wer rechnet denn damit? Und wer, wenn nicht der Ordnungsreferent persönlich, kontrolliert denn bitteschön während der Fastenpredigt direkt vor dem Saal der Fastenpredigt? Das macht null Sinn. Ich bin echt frustriert.
Zum ersten Mal finde ich mich schaffenstechnisch in einem Loch und weiß nicht, worüber ich in dieser Ausgabe schreiben soll. „Gut!“, werden die Bamberger Genossen sagen. „Siehste mal, wie es uns geht! – Schaffenstechnische Freiheit, das leben wir wegen dir seit drei Jahren chronisch!“ – Ja, aber als gewöhnlicher Stadtratshinterbänkler muss man halt auch nicht alle Monate drei- bis viertausend Zeichen hochtrabenden, sprachlich gefeilten Text wahlweise mit weltverändernder, ganz großer Botschaft oder dem Potenzial zum Rathausskandal zu Papier bringen. Und für die tollen Texte und Reden der Führungsschicht gibt es im Rathaus eine ganze Abteilung, wenn man selbst wieder mal frustriert ist.
Aber es hilft nix. Ich muss aus dem Tief raus, es liegen gewaltige Aufgaben vor uns. Deshalb möchte ich folgendes mitteilen: Nach sorgfältiger Prüfung habe ich mich entschlossen, den Strafzettel zu akzeptieren, auch wenn meine Rechtsanwältin mir geraten hat, dagegen vorzugehen. Mir ist das Wohl der Stadt am wichtigsten. Dem ist am meisten gedient, wenn das Verfahren beendet wird.
Ihr Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über den nur zweithässlichsten Platz Bambergs
Für seine aktuelle Stadtecho-Kolumne hat Florian Herrnleben den Schönleinsplatz, oder wie er ihn nennt, die stadtbildgewordene Sperrmüllsammlung, besucht.
Es gibt diverse Bamberg-Gruppen in den sozialen Medien voll mit historischen Fotos und vielen Geschichten. Da ertappe auch ich mich dabei, wie ich gern in Erinnerungen ans alte Bamberg vor mich hin schwelge und mich der vergangenen Stadtansichten erfreue.
Ein Platz, bei dessen ursprünglichem Aussehen regelmäßig alle in Schnappatmung verfallen, ist der Schönleinsplatz, wo über Jahre und Jahrzehnte optisch einfach alles immer nur noch schlimmer wurde. Der Niedergang begann mit dem Abriss des alten Schützenhauses und den verkorksten Neu-an-drauf-Nebenhinbauverschlimmbesserungen am Sparkassengebäude, ging über den Um- und Dranbau des Gebäudes der heutigen Bamberger Bank bis hin zur verkehrsmalerischen Verkehrsversuchsdauerlösung in den schmucken Farben Gelb, Weiß, bisschen Weiß, Verschmiertweiß und Rot.
Der Schönleinsplatz ist die stadtbildgewordene Sperrmüllsammlung in spe ausm hintersten Kellerabteil, das man dringend mal wieder aufräumen müsste, aber schon gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Mismatch in Perfektion, das sprichwörtliche „Wie bei Hempels unterm Sofa“, aber mitten im Weltkulturerbe. Da ein „Bamberger Reiter“, der irgendwelchen Drittklass-Schiffstouristen den Weg in den Dom zum echten Bamberger Reiter spart, daneben unsere zwar liebgewonnenen und doch so missverstandenen roten Scheißerla, weil da halt noch Platz war, dort das Hexenmahnmal, weil es grad übrig war, neben einem Brunnen, der den Klimawandel kaum besser versinnbildlichen könnte. Alle Jahre wird dann noch die Krippe herausgekramt mit dem 60er-Jahre-Charme des bereits vor 25 Jahren geschlossenen Märchenparks in Neustadt bei Coburg. Dazwischen Mülltonnen unterschiedlichen Zeitalters, Strom- und Postkästen, eine kleine Büste von Schönlein himself im Holzkasten, Bänke und Blumen. Man sehnt sich nach Wahljahren, wenn am Tor zur Innenstadt alles wenigstens mit Großflächenplakaten zugestellt wird, damit man das politisch fabrizierte Elend kurzzeitig nicht ertragen muss.
Ob es jemals auch mal wieder schöner wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt, denn im Osten des unsrigen Städtchens klappt es ja auch, nur anders. Aus den maroden Gebäuden der ehemaligen US-Lagarde-Kaserne entstehen aktuell schönste Hochglanzwohnungen und Häuser, die vom Investor bereits nach und nach als chancenreiche Kapitalanlage zum Kauf angeboten werden. Schön! Und im Grunde vielversprechend. Beim Blick in die einschlägigen Immobilienportale dürfte allerdings nicht nur so manchem Entscheidungsträger aus unserem Ratsherrenvolk vor Schreck der allmorgendliche Espresso am Rondo fast aus der Hand geflutscht sein.
Mit gut 6000 Euro pro Quadratmeter hält das Ergebnis der gefeierten Konversion nämlich ganz, ganz knapp nicht, was uns die Rathausspitze seit Jahren dazu vorjubelt. Ein 30-Quadratmeter-Wohnklo für läppische 200.000 Euro, das ist nicht nur hinsichtlich der Fläche weit weg von „Kostengünstiger Wohnraum für Familien“.
Gut 6000 Euro pro Quadratmeter.
„Wir werden uns wohl langsam an solche Preise gewöhnen müssen“, heißt es dazu seelenruhig aus Stadtratskreisen. Zum Glück leben wir in einer Demokratie, denn einen Fußballtrainer, der mitten in der Saison phlegmatisch schon nicht mal mehr vom Klassenerhalt träumt, setzt das Präsidium üblicherweise noch vor Montagabend vor die Tür. Aber bei Immobilienpreisen auf Rekordniveau, da kann der gemeine Ratsherr halt echt nix tun für das Volk. „Stadtentwicklung ist eben Zufall, Glück und Schicksal“, denkt er sich wahrscheinlich noch, bevor er dann doch wieder gemütlich den Keks in den Espresso tunkt und gedankenverloren den Verkehr am immerhin nur zweitvermurkstesten Platz Bambergs beobachtet.
Und wahrscheinlich hat der Stadtrat sogar Recht: An den hässlichen Schönleinsplatz haben wir uns ja auch gewöhnt.
Ihr Florian Herrnleben
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