Quadro Nuevo, das Münchner Instrumental-Ensemble um die beiden Gründungsmitglieder D. D. Lowka (Kontrabass) und unseren Gesprächspartner Mulo Francel (Saxophon, Klarinette), hat abseits
... weiter
Quadro Nuevo
Von Weltmusik bis Jazz
von Frank Keil
Quadro Nuevo, das Münchner Instrumental-Ensemble um die beiden Gründungsmitglieder D. D. Lowka (Kontrabass) und unseren Gesprächspartner Mulo Francel (Saxophon, Klarinette), hat abseits der gängigen Genre-Schubladen eine eigene Sprache der Tonpoesie entwickelt.
Tango, Balkan-Swing, mediterrane Leichtigkeit, Improvisationen, orientalische Grooves – die Inspiration der Musiker wird von der Begegnung mit anderen Kulturen gespeist.
Seid ihr mit Quadro Nuevo gut durch die Covid-19-Krise gekommen?
Mulo Francel: Gesundheitlich ja. Ansonsten den Umständen entsprechend. Wir haben das eine oder andere Streaming-Konzert gegeben, gemäß den Hygiene-Bestimmungen weiter geprobt und haben im Juni bereits zwei Open Air-Shows vor Publikum gespielt. Das war ein unglaublich tolles Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen.
Die Band wurde 1996 gegründet. Wie haben sich eure musikalischen Einflüsse bis heute verändert, welche Stile genießen Priorität?
Mulo Francel: Die Gründungsmitglieder kamen aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen, von Flamenco, Tango, Latin und Jazz. Dann wurde getestet, welcher Stilmix möglich ist und gefällt. Durch gemeinsame Reisen und Erlebnisse kam noch orientalische Musik hinzu, aber auch die Begegnung mit deutscher Volksmusik und mediterraner Musik rund um das Meer. Sehnsucht, Reiselust, Fernweh spielen nach wie vor tragende Rollen bei uns.
2008 hatte Gründungsmitglied und Gitarrist Robert Wolf einen schweren Unfall und schied aud der Band aus. Wie habt ihr ihn ersetzt?
Mulo Francel: Evelyn Huber an Harfe und Salterio ist seit 2008 dabei. Je nach Programm ersetzt sie Pianist Chris Gall, die Stelle ist also flexibel ausgefüllt. Für „Mare“ arbeiten wir zum Beispiel, je nach Verfügbarkeit, mit dem Gitarristen Paulo Morello oder Philipp Schiepek zusammen. Lange Zeit wollten wir keine Gitarre und haben sie aufgrund der Unfall-Folgen gemieden. Aber seit einem Jahr ist die Stelle wieder rotierend besetzt und es macht viel Spaß, die Instrumentierung so zu erweitern.
Quadro Nuevo sind derzeit mit verschiedenen Programmen wie „Mare“ oder „Tango Nuevo – 100 Jahre Astor Piazolla“ unterwegs. Was verbirgt sich dahinter?
Mulo Francel: Wir sind wirklich froh, wieder vor Publikum spielen zu dürfen und lösen uns daher gerade von den starren Inhaltsvorgaben. Zumindest für die nächsten Monate wird es eher eine Art Best Of-Programm aus 25 Jahren Quadro Nuevo werden. Das kann ein Tango sein, etwas Französisches, oder das griechisch angehauchte „Ikarus Dream“.
Ihr habt auch ein Kinder-Programm ausgearbeitet. Was ist das Besondere daran?
Mulo Francel: Es gibt sogar zwei: „Der König hat gelacht“ und „Schöne Kinderlieder“. Wir erklären unsere Instrumente und lassen die Kinder mitsingen. So vermitteln wir Freude an der Musik und animieren dazu, selber aktiv zu werden.
Wie es sich für eine Weltmusik-Band gehört, habt ihr die Welt ausgiebig bereist und insgesamt über 3.500 Konzerte im In-und Ausland gespielt. Welche Höhepunkte sind davon besonders im Gedächtnis geblieben?
Mulo Francel: Reichlich viele. Aber eines der letzten Highlights war ein Workshop und ein Konzert in Hongkong, mit einem jungen und sehr interessierten Publikum. Und auch der letzte Auftritt in Buenos Aires war ein großartiges Erlebnis.
Neben zwei ECHO Jazz-Auszeichnungen blickt die Band auf weitere Awards und Platz 1‑Notierungen in den World Music Charts zurück. Was bedeuten euch diese Ehrungen?
Mulo Francel: Sie sind die offizielle Bestätigung und Motivation weiterzumachen. Wie wenn der nette Onkel zu Dir sagt: Das hast Du aber schön gebastelt, ganz toll.
Gibt es schon thematische Ideen für einen „Mare“-Nachfolger?
Mulo Francel: Wir haben Anfang des Jahres das Album „As an unperfect actor“ mit der österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr vom Wiener Burgtheater eingespielt und veröffentlicht. Zusammen mit dem Pianist Bern Lhotzky haben wir dafür neun Shakespeare- Sonette vertont. Und im September reisen wir mit einem Segelschiff durch die sizilianische Inselwelt. Diese Reise wird dann thematisch Stoff für unser nächstes Album, Arbeitstitel „Odyssee – Travel Into The Light“, liefern und wir werden schon auf dem Schiff aufnehmen.
Du hast im März zusammen mit Pianistin Nicole Heartseeker ein weiteres Album, „For ever young“ ohne Quadro Nuevo veröffentlicht. Wieviel Freiraum gibt das Quartett den einzelnen Bandmitgliedern für Soloprojekte?
Mulo Francel: Wir sind überhaupt nicht dogmatisch. Wer Lust hat, etwas anderes zu machen, darf es, sollte aber für die Zusammenarbeit mit Quadro Nuevo inspiriert bleiben. Dann ist das nur positiv, schon alleine wegen der Kontakte zu den unterschiedlichsten Musikerinnen und Musikern.
Neben zahlreichen Alben veröffentlichte das Ensemble auch ein 224 Seiten umfassendes autobiographisches Roadbook „Grand Voyage“ sowie Hörbücher mit Ulrich Tukur, Ulrike Kriener, Udo Wachtveitl oder Michael Fitz. Ist auch in dieser Sparte in absehbarer Zeit Neues geplant?
Mulo Francel: Wir können uns gut vorstellen, den kommenden Segeltörn auch diesbezüglich zu nutzen. Vielleicht ein Bildband, es sind ja drei Fotografen auf der Reise dabei. Und sicher bietet es sich auch an, dort ein oder mehrere Videos zu drehen.