„Hätte ich gewusst, dass es hier einen richtigen Club für Tischfußball gibt, dann wäre ich schon viel eher zu euch gekommen!“ Diesen
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Tischfußballclub Bamberg
Kickern ist auch ein Denksport
„Hätte ich gewusst, dass es hier einen richtigen Club für Tischfußball gibt, dann wäre ich schon viel eher zu euch gekommen!“ Diesen Satz hören Samuel Brantner, Christian Heber, Josefine Heber, Moritz Schneider und Florian Maqua häufig. Die Vier bilden den Vorstand des Tischfußballclubs Bamberg e. V. Was sie verbindet, ist ihre Leidenschaft fürs Kickern. Aus dieser Leidenschaft haben sie etwas gemacht: Die KickerBox. Diese in der Jäckstraße 35 A ansässige Spielstätte öffnen sie jeden Dienstag ab 20 Uhr. Dann kickern hier nicht nur die Vereinsmitglieder was das Zeug hält, sondern auch alle, die mögen, können für drei Euro am Abend spielen. Studenten und Anfänger kommen ebenfalls mit einem dienstäglichen Hochschulsport und einem Anfängertraining von 19 bis 20 Uhr auf ihre Kosten. Und für Hobbykicker, die ein Turnier austragen möchten, gibt es zusätzlich monatlich ein reines Hobbyspielerturnier. Das Spielniveau ist immer bunt gemischt – jeder ist willkommen. Manch einem schon hat das so gut gefallen, dass er später aktives Mitglied im Tischfußballverein wurde.
Hier zu spielen, sich wohlzufühlen und Fuß zu fassen, ist nicht schwer. Sechs Kicker stehen im Raum, an jedem Tisch befinden sich zwei oder vier Spieler. Es klackert und klappert, eine imaginäre Wolke der Konzentration schwebt über den Spielerköpfen, es ist nicht laut, still aber auch nicht – in der KickerBox herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Die Vereinsmitglieder sind Menschen verschiedener Hintergründe, verbunden durch das gemeinsame Spielen.
Organisierter Tischfußball in Bamberg
2007 hat Christian Heber den Verein ins Leben gerufen. Warum? Schlicht und ergreifend deshalb, weil der 35-jährige Ingenieur seit Kindesbeinen Spaß am Tischfußballspielen hat. Um seiner Leidenschaft zu frönen, fuhr der gebürtige Bamberger regelmäßig zum Kulmbacher Tischfußball-Verein. Irgendwann wurde ihm die Fahrerei zu lästig. Also gründete er einen eigenen Club in Bamberg. Gründungsstätte war der Einhornskeller am Jakobsberg. Der TFC Bamberg startete mit 32 Mitgliedern, sechs davon kamen aus Forchheim, der Rest aus Bamberg. Was die Räumlichkeiten betrifft, so hat der Verein eine wechselvolle Geschichte. In der Reihenfolge Lichteneiche, Steinweg, Gaustadt zog der Club mehrmals um. Einher damit ging abwechselnd ein Schwund oder Zuwachs der Mitglieder. Nun sind die Vorstände froh, dass sie seit 2016 die Räumlichkeiten in der Jäckstraße bespielen und auch bewirten dürfen. Die am Stadtrand gelegene Heimstatt bietet den idealen Ort fürs Tischfußballspielen. Das Besondere ist, dass man diesen Raum auch für Veranstaltungen und zum Freizeit-Kickern mieten kann.
Dienstag findet hier das bereits erwähnte offene Training statt. Intern trainieren die Bamberger Kicker an noch mindestens einem anderen Tag in der Woche. Das müssen, oder besser gesagt möchten, sie auch. Schließlich ist durch den Fleiß, aber auch durch das Know-how der Club 2019 in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Die fünf bestehenden Mannschaften zu vier bis sechs Mann spielen außerdem in der Kreis‑, Bezirks- und Landesliga. Die Spieltage finden in Forchheim, Nürnberg, Würzburg und auch hier in Bamberg statt. Zweimal pro Jahr geht’s zur Bundesliga. Das ist das Jahreshighlight. Denn nicht nur die fünf Vorstände träumen davon, Deutscher Mannschaftsmeister zu werden.

Ausschließlich Bamberger im TFC
Den Bamberger Club kennzeichnet ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal: Alle Mitglieder sind waschechte Bamberger oder kommen aus dem Umland. Florian dazu: „In der 1. Bundesliga spielen 24 Mannschaften. Alle Mannschaften kaufen sich Spieler, so wie es auch beim Basketball oder Fußball üblich ist, ein. Wir sind tatsächlich das einzige Team, das nur aus Einheimischen besteht.“ Darauf sind die KickerBox-Freunde stolz – und das zu Recht. Denn ob der Regionalität sehen viele Mannschaften die Bamberger als Vorbild.
Das Besondere am Kickern
„Das Schöne am Tischfußballspielen“, sagt Florian, „ist, dass es sich dabei um eine Sportart handelt, bei der kein Geschlecht benachteiligt oder bevorteilt wird. Wir spielen zusammen, auf Augenhöhe und gleichwertig. Und auch Alter, Geschlecht oder Körperstatur sind relativ egal. Jeder kann jedem begegnen.“ Der TFC Bamberg selbst ist ein junger und dynamischer Club. Die Altersspanne reicht von 18 bis 65 Jahre. Was die höheren Altersstufen angeht, so bedeutet jung zu sein nicht nur eine Altersfrage gezählt nach Jahren, sondern auch eine Haltung. Der quirlig-fröhliche, aber auch zielstrebige Spirit im TFC schlägt jedem Gastspieler prompt entgegen und nimmt ihn für die KickerBoxer ein. Kein Wunder, dass sich eine solch energiegeladene Truppe immer wieder vielen Turnieren stellt und auch selbst welche organisiert. Moritz drückt das so aus: „Bei uns herrscht eine unheimlich lebendige Atmosphäre.“
Tischfußballspieler wird man…
Wie wird man Tischfußballspieler? Josefine, Moritz, Florian, Christian und Samuel schauen sich fragend an und fangen an zu lachen. Für sie wie für ihr Team ist das Kickern so selbstverständlich, dass sie gar nicht mehr darüber nachdenken, wieso sie zweimal pro Woche an den Spieltischen stehen. Florian: „In der Kneipe, im Schwimmbad, im Jugendzentrum, sogar manchmal im Krankenhaus – Kicker sind überall präsent. Man nimmt sie wahr, man spielt, man wird besser, man wird motiviert. Am Ende packt einen die Leidenschaft. Und wenn es dann noch einen so professionellen Club wie unseren gibt, dann tritt man ein, feilt an der Technik und wird ligasüchtig.“
Apropos Technik: Tischfußball ist zwar auch, aber nicht unbedingt ausschließlich ein Hobby- und Freizeitsport. Es gibt ein festes Regelwerk. Beim Training werden die Fingerfertigkeit ausgebaut und die Hand-Augen-Koordination verfeinert. „Wenn man all diese Kniffe und Techniken draufhat, hat Tischfußball in einem nächsten Schritt viel mit Denken zu tun. Dieser Sport ist unbedingt auch eine Kopfsache“, meint Josefine. Sie muss es wissen, denn sie ist mit dem Deutschen Damennationalteam 2012 Weltmeister geworden. „Entgegen manch verbreiteter Meinung ist Tischfußball ein intelligenter Sport. Man muss sich merken, was der Gegner zuletzt für einen Zug gemacht hat und ihn generell studieren, checken, wie er spielt und ihn analysieren. Lange Konzentrationsphasen sind das A und O. Und etwas körperliche Anstrengung gehört auch dazu“, ergänzt Florian. Eine Begegnung kann dabei zwischen 20 Minuten bis zu einer Stunde dauern.
Hat Tischfußball etwas mit Fußball zu tun?
Bei dieser Frage verfällt die Vorstandschaft wieder in ihr Lachen. Zwar ist Tischfußball dem Fußball nachempfunden, aber ansonsten hat es mit diesem eher wenige Gemeinsamkeiten. Die vielleicht einzige Parallele besteht darin, dass der Ball letztendlich das Tor treffen muss. „Manch ein Fußballspieler hört mit 30 auf, aktiv auf dem Spielfeld zu stehen und stellt sich dafür dann an den Kicker“, gibt Christian zu bedenken.
Bleibt zu wünschen, dass die Mannschaften sich ligawärts hochkickern, indem sie die Griffstangen im richtigen Tempo schwingen, die Spielfigürchen wild schaukeln lassen und den Kleinfußball im passenden Winkel ins gegnerische Tor schießen.