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VdK Bayern

Tag der pfle­gen­den Angehörigen

VdK: Pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge wer­den in Bay­ern allein gelassen

Zum gest­ri­gen Tag der pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen for­der­te der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern mehr Enga­ge­ment der Staats­re­gie­rung und der Kom­mu­nen. Nächs­ten­pfle­ge müs­se auf Dau­er gewähr­leis­tet bleiben.

Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und ihre Fami­li­en brau­chen im Frei­staat eine zuver­läs­si­ge Unter­stüt­zungs­struk­tur, schreibt der VdK Bay­ern in einer aktu­el­len Mit­tei­lung anläss­lich des Tags der pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen (8. Sep­tem­ber). VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le sag­te: „Pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge wer­den allein gelas­sen. Dabei wer­den 81 Pro­zent der rund 600.000 Pfle­ge­be­dürf­ti­gen in Bay­ern zu Hau­se ver­sorgt. Ohne die­se Nächs­ten­pfle­ge bricht unser Sys­tem zusam­men. Des­halb erwar­ten wir von der Staats­re­gie­rung deut­li­che Signa­le zur Unterstützung.“

VdK-For­de­run­gen für pfle­gen­de Angehörige

Ben­te­le sag­te wei­ter: „Um Pfle­gen­de zu ent­las­ten und eine Berufs­tä­tig­keit zu ermög­li­chen, braucht es für jeden erreich­ba­re und gut aus­ge­stat­te­te Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen in allen Kom­mu­nen.“ Um kurz­fris­ti­ge Pfle­ge­not­wen­dig­kei­ten abzu­de­cken oder eine Aus­zeit für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge zu ermög­li­chen, müss­ten außer­dem Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze zuver­läs­sig und schnell zu bekom­men sein.

Ent­spre­chend begrüßt der VdK, dass die­ses The­ma im Pfle­ge­mi­nis­te­ri­um ange­kom­men sei, jedoch wer­de es von Minis­te­rin Judith Ger­lach (CSU) zu zag­haft ange­packt. „Der VdK for­dert“, sag­te Ben­te­le, „eine Ver­pflich­tung für Pfle­ge­hei­me, fünf Pro­zent ihrer Pfle­ge­plät­ze für Kurz­zeit­pfle­ge frei­zu­hal­ten. Dann kön­nen wir von einer Abde­ckung des Bedarfs ausgehen.“

Ben­te­le kri­ti­sier­te zudem: „Es gibt in Nie­der­bay­ern und in der Ober­pfalz jeweils nur einen ein­zi­gen Pfle­ge­stütz­punkt. Damit miss­ach­ten die Land­krei­se dort das seit 2009 ver­an­ker­te Recht von Pfle­ge­be­dürf­ti­gen auf eine wohn­ort­na­he und neu­tra­le Bera­tung. Ich for­de­re die Staats­re­gie­rung auf, alle in Bay­ern noch feh­len­den Land­krei­se und Kom­mu­nen end­lich zu einer Errich­tung von Pfle­ge­stütz­punk­ten zu verpflichten.“

Hin­ter­grund

Bei einer vom VdK Bay­ern in Auf­trag gege­be­nen reprä­sen­ta­ti­ven Stu­die zur Nächs­ten­pfle­ge im Jahr 2022 hat­ten in Bay­ern 93 Pro­zent der Befrag­ten kei­nen Zugang zur Tages­pfle­ge gefun­den. 87 Pro­zent hat­ten kei­ne Kurz­zeit­pfle­ge in Anspruch genom­men, wobei sich 79 Pro­zent der Ange­hö­ri­gen und knapp 64 Pro­zent der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen mehr Unter­stüt­zung durch Kurz­zeit­pfle­ge wünschten.

Nach einer von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung selbst in Auf­trag gege­be­nen Hoch­rech­nung aus dem Jahr 2023 wird im Jahr 2050 mit einem Gesamt­be­darf an Kurz­zeit­pfle­ge­plät­zen von 3700 bis 5000 pro Jahr gerech­net. Hier zeich­net sich eine wei­te­re Zunah­me der Ver­sor­gungs­lü­cke ab.

Alters­ar­mut

VdK Bay­ern: Vie­le über 50-Jäh­ri­ge fürch­ten, Ren­te auf­bes­sern zu müssen

Laut einer Umfra­ge des Sozi­al­ver­bands VdK kön­nen sich in Bay­ern 49 Pro­zent aller über 50-Jäh­ri­gen vor­stel­len, neben der Ren­te zu arbei­ten. Aber 30 Pro­zent von ihnen fürch­ten, dies ohne­hin tun zu müs­sen, um der Alters­ar­mut zu entgehen.

Die baye­ri­sche VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le sieht in die­sen Zah­len zur Ren­te laut einer Mit­tei­lung des Ver­bands ein alar­mie­ren­des Zei­chen für die unzu­rei­chen­de Alters­ver­sor­gung eines gro­ßen Bevöl­ke­rungs­an­teils im Frei­staat. „Bay­ern weist im Bun­des­län­der­ver­gleich mit 24,5 Pro­zent bei Frau­en ab 65 Jah­ren die höchs­te und mit 17,6 Pro­zent bei Män­nern ab 65 Jah­ren neben Ham­burg und Ber­lin die höchs­te Alters­ar­muts­quo­te auf“, sagt Ben­te­le. „Dass sie trotz Ren­ten­be­zug arbei­ten gehen müs­sen, dar­auf stel­len sich in Bay­ern des­halb offen­kun­dig schon vie­le der heu­te über 50-Jäh­ri­gen ein. Ein Rent­ner­job ist für vie­le also eine abso­lu­te Not­wen­dig­keit und nicht nur eine schö­ne Abwechslung.“

Zudem sei nicht selbst­ver­ständ­lich davon aus­zu­ge­hen, dass alle nach Ren­ten­ein­tritt über­haupt noch arbei­ten kön­nen. Die Zah­len der VdK-Umfra­ge bele­gen laut der Mit­tei­lung zudem, dass vor allem gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te gesund­heit­lich in der Lage sind, auch in der Ren­te zu arbei­ten. Gera­de Rent­ne­rin­nen und Rent­ner mit vor­he­ri­gen nied­ri­ge­ren Arbeits­ein­kom­men haben häu­fi­ger mit Erkran­kun­gen zu kämp­fen. Vie­le haben des­halb die Regel­al­ters­gren­ze gar nicht erreicht oder bezie­hen eine nied­ri­ge Erwerbsminderungsrente.

Jeder frü­he­re Ren­ten­ein­tritt bedeu­te außer­dem heu­te schon hohe Abschlä­ge. Ben­te­le warnt des­halb vor der Pau­schal­for­de­rung, die Regel­al­ters­gren­ze wei­ter anzu­he­ben und vor­zei­ti­ge Ren­ten­ein­trit­te finan­zi­ell noch här­ter zu bestrafen.

„Statt Rent­ne­rin­nen und Rent­ner mit hohen Abschlä­gen zu zwin­gen, län­ger zu arbei­ten“, so Ben­te­le wei­ter, „soll­ten an ers­ter Stel­le Arbeit­ge­ber über­le­gen, wie sie län­ge­res Arbei­ten ermög­li­chen kön­nen.“ Es brau­che alters­ge­rech­te Arbeits­plät­ze, attrak­ti­ve Arbeits­zeit­mo­del­le, guten Arbeits­schutz, betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung, gute Löh­ne sowie kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­bil­dun­gen. Nie­mand sol­le trotz Ren­te arbei­ten müs­sen. „Die Regie­rung muss dafür sor­gen, dass alle Men­schen nach Ein­tritt in das Ren­ten­al­ter eine gute und siche­re Ren­te haben. Jeder hat nach einem lan­gen Arbeits­le­ben sei­nen im wört­li­chen Sin­ne Ruhe­stand ver­dient. Wei­ter­ar­bei­ten soll­ten nur die, die es auch wirk­lich wol­len“, sagt Bentele.

Som­mer­pres­se­kon­fe­renz

VdK Bay­ern: Kri­tik an Staatsregierung

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Auf einer Som­mer­pres­se­kon­fe­renz in Mün­chen haben der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern und sei­ne Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le sozi­al­po­li­ti­sche Bilanz gezo­gen. Die Staats­re­gie­rung kam dabei schlecht weg.
Im Mit­tel­punkt der Aus­füh­run­gen von Vere­na Ben­te­le, baye­ri­sche VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de und Prä­si­den­tin des Sozi­al­ver­bands VdK Deutsch­land, stand auf der Som­mer­pres­se­kon­fe­renz die Kran­ken­haus­re­form. „Bay­ern hat den Anspruch, ein sozia­les Bun­des­land zu sein“, sag­te Vere­na Ben­te­le. „Lei­der ver­liert sich die aktu­el­le Poli­tik der Staats­re­gie­rung oft in einer grund­sätz­lich oppo­si­tio­nel­len Hal­tung zur Bun­des­re­gie­rung, gepaart mit einer Nei­gung, den Erfolg im Popu­lis­mus zu suchen.“

Auch warf sie der Staats­re­gie­rung vor, not­wen­di­ge struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen in der Kran­ken­haus­land­schaft Bay­erns zu blo­ckie­ren und mit die­ser Hal­tung, die Ver­sor­gungs­si­cher­heit auf Dau­er zu gefähr­den. Dass es Ver­än­de­run­gen geben muss, sei unstrit­tig, so Ben­te­le. Die meis­ten Bun­des­län­der sind des­halb längst in kon­kre­te­re Pla­nun­gen für die Umge­stal­tung gegan­gen, etwa Nord­rhein-West­fa­len. Bay­ern war­te immer noch ab.

„Der kal­te Struk­tur­wan­del könn­te hier schnell Fak­ten schaf­fen“, fuhr Ben­te­le fort. 80 Pro­zent der baye­ri­schen Kli­ni­ken wür­den 2024 mit roten Zah­len rech­nen. Schlie­ßun­gen, Ver­käu­fe an pri­va­te Trä­ger oder Fusio­nen fän­den längst statt und die baye­ri­sche Kran­ken­haus­land­schaft sei von klei­nen Häu­sern domi­niert. „Im Süden des Frei­staats ste­hen zudem erheb­lich mehr Kli­ni­ken als im Nor­den. So gibt es trotz eigent­lich ins­ge­samt aus­rei­chen­der Zahl an Kli­nik­bet­ten tat­säch­lich unter­ver­sorg­te Regio­nen in Bay­ern.“

Dann kri­ti­sier­te sie die Staats­re­gie­rung für die Anhe­bung des Kran­ken­haus­för­der­etats von 643 auf 800 Mil­lio­nen Euro in die­ser poli­ti­schen Pha­se des Umbruchs. „Das sind Steu­er­gel­der, die in Bau­vor­ha­ben ein­zel­ner Kli­ni­ken flie­ßen, die den not­wen­di­gen Umstruk­tu­rie­run­gen durch die Kran­ken­haus­re­form mög­li­cher­wei­se nicht stand­hal­ten wer­den. Das ist Verschwendung.“

Ein „Ein­fach wei­ter so“ gefähr­det die Versorgung
Der VdK spricht sich aller­dings nicht pau­schal für Kli­nik­schlie­ßun­gen aus, beton­te Ben­te­le, son­dern für eine sach­li­che Bestands­auf­nah­me. „Ein­zi­ger Grad­mes­ser für uns ist, was für Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten gut ist. Sie haben ein Recht auf eine zukunfts­fä­hi­ge und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Gesund­heits­ver­sor­gung. Das von der Staats­re­gie­rung gera­de prak­ti­zier­te ‚Ein­fach wei­ter so‘ wird den Men­schen in Bay­ern auf Dau­er scha­den.“

Die Ängs­te in der Bevöl­ke­rung um den Weg­fall einer zuver­läs­si­gen Not­fall­ver­sor­gung müs­se man jedoch ernst neh­men. „Wir for­dern, die geplan­ten inte­grier­ten Not­fall­zen­tren, bestehend aus der Not­auf­nah­me eines Kran­ken­hau­ses, einer Not­dienst­pra­xis der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung und einer zen­tra­len Erst­ein­schät­zungs­stel­le, flä­chen­de­ckend zu instal­lie­ren und dafür die Chan­cen der Tele­me­di­zin, aber auch einer erwei­ter­ten Luft­ret­tung zu nut­zen.“

Posi­tiv ver­merk­te Vere­na Ben­te­le in ihren wei­te­ren Aus­füh­run­gen hin­ge­gen, dass die Staats­re­gie­rung zwei VdK-For­de­run­gen zur Land­tags­wahl umset­zen will: die Ein­füh­rung eines baye­ri­schen Gehör­lo­sen­gelds und die Ein­rich­tung einer Fach­stel­le für Bar­rie­re­frei­heit. Trotz­dem appel­lier­te sie an die Staats­re­gie­rung, Bar­rie­re­frei­heit als Quer­schnitts­auf­ga­be zu begrei­fen und nahm ins­be­son­de­re das Bau­mi­nis­te­ri­um in den Blick. „Es geht ja um die gebau­te Umwelt, die den Men­schen mit Behin­de­rung wort­wört­lich im Weg steht. In die baye­ri­sche Bau­ord­nung muss end­lich die stren­ge Ver­pflich­tung zum bar­rie­re­frei­en Bau­en auf­ge­nom­men wer­den.“ Wei­te­re VdK-For­de­run­gen, vom Recht auf einen Tages­pfle­ge­platz, dem Sozi­al­ti­cket für 29 Euro bis zum Tarif­treue­ge­setz, gab sie der Staats­re­gie­rung mit auf den Weg in die Som­mer­fe­ri­en.

 
Ben­te­le for­dert mehr Sach­lich­keit in den Debatten
Für die Bun­des­re­gie­rung geht es nach der Som­mer­pau­se in das letz­te Jahr vor der nächs­ten Bun­des­tags­wahl. „Ein schar­fer Ton ist der Grund­sound der Ampel­re­gie­rung“, sag­te Vere­na Ben­te­le hier­zu. „Wir ver­mis­sen gera­de in der Sozi­al­po­li­tik das kon­struk­ti­ve Rin­gen um gute Lösun­gen.“

Dies sei auch eine Ursa­che für die aus VdK-Sicht etwas ent­täu­schen­de sozi­al­po­li­ti­sche Bilanz. „Von ambi­tio­nier­ten und wich­ti­gen Vor­ha­ben wie der Kin­der­grund­si­che­rung ist nur noch die Hül­le übrig­ge­blie­ben. Wesent­li­che Ele­men­te der Reform von Hartz IV zum Bür­ger­geld wer­den gera­de nach und nach wie­der ein­kas­siert. Die Pfle­ge­ver­si­che­rung ist im schwe­ren Fahr­was­ser. Das Ren­ten­pa­ket II ver­spricht nur in Tei­len Sta­bi­li­tät und Fort­schritt.“

Ben­te­le beschrieb die wach­sen­de gesell­schaft­li­che Spal­tung sor­gen­voll und for­dert steu­er­po­li­ti­sche Maß­nah­men. „Dass Arme gegen noch Ärme­re aus­ge­spielt wer­den, alar­miert mich beson­ders. Die­se Gegen­sät­ze sind kon­stru­iert, sie spal­ten bewusst. Sie ver­ne­beln die Dis­kus­si­on und len­ken von unse­rem eigent­li­chen Pro­blem ab, der man­gel­haf­ten bis feh­len­den Umver­tei­lung von oben nach unten.“

VdK Bay­ern setzt Zei­chen gegen Rechtsextremismus
Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Micha­el Paus­der hob in sei­nem State­ment auf der Pres­se­kon­fe­renz den Ein­satz des VdK Bay­ern gegen Rechts­extre­mis­mus her­vor. Im Janu­ar und Febru­ar 2024 sei­en VdK-Kreis- und ‑Orts­ver­bän­de an rund 60 Pro­test­ver­an­stal­tun­gen gegen das Erstar­ken rechts­extre­mer Kräf­te betei­ligt gewe­sen. In bay­ern­wei­ten Bünd­nis­sen habe der VdK Bay­ern ein kla­res Zei­chen für Demo­kra­tie und Soli­da­ri­tät gesetzt. Paus­der sag­te: „Wir kön­nen jeder­zeit unser Poten­zi­al von über 800.000 Mit­glie­dern akti­vie­ren, falls der rech­te Wind wie­der stär­ker bläst. Der Schre­cken von Krieg und Dik­ta­tur in Deutsch­land hat gera­de uns als ehe­ma­li­ge Kriegs­op­fer­or­ga­ni­sa­ti­on gelehrt, dass wir unse­re Wer­te ver­tei­di­gen müs­sen.“ Des­halb gel­te der Grund­satz: „Wer in der AfD aktiv ist, darf kei­ne Funk­ti­on im VdK ausüben.“

Demons­tra­tio­nen an meh­re­ren Orten

VdK Bay­ern unter­stützt Pro­tes­te gegen Rechtsextremismus

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In vie­len Städ­ten Deutsch­lands gehen der­zeit Men­schen auf die Stra­ße, um gegen die Aus­brei­tung des Rechts­extre­mis­mus zu demons­trie­ren. Auch in den nächs­ten Tagen sind Pro­tes­te geplant. Der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern ruft sei­ne Mit­glie­der auf teilzunehmen.

Allein in Bay­ern haben am zurück­lie­gen­den Wochen­en­de hun­dert­tau­sen­de Men­schen an Demons­tra­tio­nen gegen Rechts­extre­mis­mus teil­ge­nom­men. Für heu­te (27. Janu­ar) und mor­gen sind wei­te­re Pro­tes­te angekündigt.

In einer Mit­tei­lung hat der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern eine ent­spre­chen­de Lis­te von Orten hin­ter­legt. So sind heu­te Demons­tra­tio­nen in Dil­lin­gen und Hof geplant, in Ingol­stadt, Lands­berg, Lin­dau, Mem­min­gen, Pas­sau, Regens­burg, Schwa­bach, Neu­markt, Füs­sen, Traun­stein, Strau­bing und Aich­ach. Mor­gen kann man sich in Obern­burg, Lin­den­berg und Fried­berg einem Pro­test anschließen.

Außer­dem for­dert der VdK Bay­ern sei­ne Mit­glie­der auf, an den Demons­tra­tio­nen teil­zu­neh­men. Die Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le sag­te: „Wir rufen unse­re Mit­glie­der aus­drück­lich dazu auf, sich an den Kund­ge­bun­gen und Ver­an­stal­tun­gen gegen das Erstar­ken rechts­extre­mis­ti­scher Posi­tio­nen und ins­be­son­de­re gegen die AfD zu betei­li­gen.“ Und wei­ter: „Der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern distan­ziert sich seit jeher von der AfD und ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen und Par­tei­en, die rechts­extre­mes und men­schen­feind­li­ches Gedan­ken­gut ver­brei­ten. Wir wol­len den Sozi­al­staat schüt­zen, weil er das Bes­te für die Men­schen ist. Kri­tik an der Poli­tik gehört zu unse­rem Geschäft, Kra­wall und Hass leh­nen wir ab.“

Außer­dem habe der VdK Bay­ern genug von Hass, Het­ze und Aus­gren­zung. „Wir wol­len kei­nen Ras­sis­mus, kei­nen Anti­se­mi­tis­mus, kei­nen Rechts­po­pu­lis­mus und vor allem kei­nen Rechts­extre­mis­mus“, so Ben­te­le. „Wenn Par­tei­en wie die AfD Sach­fra­gen und poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit Hass und Het­ze, mit extre­mis­ti­schem und faschis­ti­schem Gedan­ken­gut immer wie­der und bewusst ver­mi­schen, dann müs­sen wir die­ser Demo­kra­tie­zer­stö­rung Ein­halt gebieten.“

Sozi­al­ver­band

VdK Bay­ern: Angst vor Alters­ar­mut in Bay­ern ist begründet

Eine aktu­el­le Stu­die des Gesamt­ver­bands der deut­schen Ver­si­che­rungs­wirt­schaft zeigt, dass in Bay­ern die Kauf­kraft für Rentner:innen am schlech­tes­ten ist. In die­sem Lich­te wirft der Sozi­al­ver­band VdK der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung vor, das Pro­blem der Alters­ar­mut herunterzuspielen.

Heu­te (4. Janu­ar) ver­öf­fent­lich­te der Gesamt­ver­band der deut­sche Ver­si­che­rungs­wirt­schaft eine Stu­die zur regio­na­len Kauf­kraft von Rentner:innen in Bay­ern. Nach­dem sie sich kürz­lich zum über­trie­be­nen Miss­trau­en der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung gegen­über Bür­ger­geld­be­zie­hen­den geäu­ßert hat­te, sag­te Vere­na Ben­te­le, Lan­des­vor­sit­zen­de des VdK Bay­ern, nun in einer Mit­tei­lung des Sozi­al­ver­bands: „Die Stu­die bestä­tigt die Befun­de des Sozi­al­ver­bands VdK. In Bay­ern ist die Kauf­kraft im Ver­hält­nis zur Ren­ten­hö­he für Rent­ne­rin­nen und Rent­ner am schlech­tes­ten. So gehö­ren deutsch­land­weit Gar­misch-Paten­kir­chen, das Berch­tes­ga­de­ner Land sowie Regens­burg mit jeweils 862 Euro zu den Regio­nen mit der gerings­ten Kauf­kraft. Die­se Ergeb­nis­se sind ein wei­te­rer Beleg dafür, dass die Angst vor Alters­ar­mut in Bay­ern begrün­det ist. Umso unver­ständ­li­cher ist, dass die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung das Pro­blem der Alters­ar­mut in Bay­ern stets herunterspielt.“

Der VdK Bay­ern for­dert von der Staats­re­gie­rung ent­spre­chend, das Pro­blem der Alters­ar­mut von meh­re­ren Sei­ten anzu­pa­cken. Zum einen wür­den höhe­re Ren­ten und damit höhe­re Kauf­kraft im Alter durch bes­se­re Löh­ne und höhe­re Erwerbs­be­tei­li­gung – ins­be­son­de­re von Frau­en – ent­ste­hen. Dies müs­se etwa durch mehr Ange­bo­te zur Kin­der­be­treu­ung, zur Ent­las­tung pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger und durch akti­ve Bekämp­fung von Nied­rig­löh­nen und mehr regu­lä­rer Beschäf­ti­gung statt Mini­jobs in Bay­ern ermög­licht wer­den. Dazu wür­de ein eige­nes baye­ri­sches Tarif­treue­ge­setz erheb­lich beitragen.

Zum ande­ren müss­ten die Lebens­hal­tungs­kos­ten in Bay­ern durch den Aus­bau von mehr und auch im Alter bezahl­ba­rem und bar­rie­re­frei nutz­ba­rem Wohn­raum gesenkt wer­den. Wenn die Staats­re­gie­rung nicht kon­kret gegen­steue­re, wür­den die Kos­ten und die Alters­ein­kom­men immer wei­ter aus­ein­an­der­klaf­fen und die Alters­ar­mut in Bay­ern wür­de wei­ter bedroh­lich zunehmen.

Hin­ter­grund

Bay­ern hat laut VdK die höchs­te Alters­ar­muts­ge­fähr­dungs­quo­te aller Bun­des­län­der. 21,8 Pro­zent aller Men­schen über 65 Jah­re in Bay­ern waren 2022 armuts­ge­fähr­det und damit 6,8 Pro­zent mehr als im Durch­schnitt der baye­ri­schen Gesamt­be­völ­ke­rung. Im Bun­des­durch­schnitt liegt die Alters­ar­muts­quo­te bei 17,5 Prozent.

Dif­fe­ren­ziert nach Män­nern und Frau­en ergibt sich: Män­ner über 65 sind in Bay­ern zu 18,4 Pro­zent armuts­ge­fähr­det, bei den Frau­en sind es sogar 24,5 Pro­zent. Bay­ern hat damit die höchs­te Alters­ar­muts­ge­fähr­dungs­quo­te von Frau­en im Bundesländervergleich.

CSU-Popu­lis­mus

VdK Bay­ern for­dert von Staats­re­gie­rung Sach­lich­keit in Bürgergeld-Debatte

CSU-Sozi­al­mi­nis­te­rin Ulri­ke Scharf ist gegen die geplan­te Erhö­hung des Bür­ger­gelds. Nun hat Vere­na Ben­te­le, Bay­erns VdK-Vor­sit­zen­de, auf Scharf reagiert. Die ärms­ten Men­schen in Bay­ern wür­den durch gleich­blei­ben­des Bür­ger­geld noch ärmer gespart werden.

Jüngst hat­te sich Bay­erns Sozi­al­mi­nis­te­rin Ulri­ke Scharf (CSU), wie zuvor schon Mar­kus Söder, gegen die von der Bun­des­re­gie­rung geplan­te Erhö­hung des soge­nann­ten Bür­ger­gelds aus­ge­spro­chen. Das Argu­ment, dass die Lebens­hal­tungs­kos­ten gestie­gen sind, will sie dabei nicht gel­ten las­sen. Zu gering sei nach einer Erhö­hung der Abstand zum Min­dest­lohn und Arbeit wür­de sich nicht mehr loh­nen. Und zwi­schen den Zei­len schwingt mit, Bür­ger­geld-Bezie­hen­de als Schma­rot­zer zu brandmarken.

Nach­dem sie bereits Kri­tik am neu­en Koali­ti­ons­ver­trag der baye­ri­schen Regie­rung geübt hat­te, bezeich­net Vere­na Ben­te­le, die Vor­sit­zen­de des VdK Bay­erns, die aktu­el­len Äuße­run­gen Scharfs zur Bür­ger­geld­de­bat­te als Schlag ins Gesicht für alle armen Men­schen, die im Frei­staat leben. Bür­ger­geld­be­zie­hen­den wer­de mit dem größt­mög­li­chen Miss­trau­en statt mit Hilfs­be­reit­schaft begeg­net. „Das steht einer Par­tei, die sich selbst sozi­al nennt, sehr schlecht zu Gesicht“, sag­te Ben­te­le. Minis­te­rin Scharf schla­ge den sel­ben Ton an wie Minis­ter­prä­si­dent Söder und der VdK Bay­ern ver­ur­teilt die pau­scha­le Ver­un­glimp­fung von 470.000 Men­schen in Bay­ern, über deren ver­fas­sungs­recht­lich ver­brief­te Exis­tenz­si­che­rung debat­tiert werde.

For­de­run­gen des VdK

Dar­um for­der­te der Sozi­al­ver­band die Staats­re­gie­rung auf, Fak­ten über ihren Popu­lis­mus zu stel­len. Solch ein Fakt sei, dass nie­mand in Bay­ern mit 5,80 Euro am Tag, so der aktu­el­le Regel­satz des Bür­ger­gel­des, eine gesun­de oder aus­rei­chen­de Ernäh­rung sicher­stel­len kön­ne. „Doch das ist genau der Teil des aktu­el­len Regel­sat­zes, der für Lebens­mit­tel vor­ge­se­hen ist“, sag­te Ben­te­le. Ein Fakt sei es zudem, dass wegen der hohen Lebens­mit­tel­prei­se heu­te schon der größ­te Teil des Regel­sat­zes für den Lebens­mit­tel­ein­kauf ver­wen­det wer­den müs­se und des­halb lebens­not­wen­di­ge Pos­ten wie Klei­dung, Gesund­heit, Mobi­li­tät, Bil­dung und Teil­ha­be bei den Betrof­fe­nen auf der Stre­cke blieben.

Und ein Fakt sei auch, dass nie­mand mit Bür­ger­geld bes­ser lebe als mit dem Ein­kom­men aus einer Erwerbs­tä­tig­keit. „Eine sol­che Behaup­tung ist ein­fach Quatsch und wird auch nicht durch ste­te Wie­der­ho­lung wahr“, sag­te Ben­te­le. „Ein gro­ßer Teil der Bezie­hen­den ist nicht zu faul zum Arbei­ten, son­dern muss ein unzu­rei­chen­des Gehalt mit Bür­ger­geld aufstocken.“ 

Zudem könn­ten vie­le Betrof­fe­ne dem Arbeits­markt nicht oder nur ein­ge­schränkt zur Ver­fü­gung ste­hen, weil sie eine Wei­ter­bil­dung absol­vie­ren, selbst krank sind, Kin­der erzie­hen oder Ange­hö­ri­ge pfle­gen. „Nicht ver­ges­sen wer­den soll­ten außer­dem die mehr als 160.000 Kin­der im Leis­tungs­be­zug, die natür­lich eben­falls nicht arbei­ten. Dar­um for­dern wir vom VdK die Staats­re­gie­rung auf, eine sach­li­che Debat­te zu füh­ren. Um den Haus­halt zu sanie­ren, gibt es ande­re Hebel. Zum Bei­spiel, Steu­er­mehr­ein­nah­men zu gene­rie­ren, anstatt die Ärms­ten noch ärmer zu sparen.“

Lan­des­re­gie­rung aus CSU und Frei­en Wählern

VdK-Bay­ern: Koali­ti­ons­ver­trag nimmt sozia­le Pro­ble­me nicht ernst

Der neue Koali­ti­ons­ver­trag von CSU und Frei­en Wäh­lern nimmt aus Sicht des VdK Bay­ern die sozia­len Pro­ble­me des Frei­staats nicht ernst. Der Sozi­al­ver­band spricht sogar von staat­li­chem Versagen.

Letz­te Woche prä­sen­tier­ten die CSU und die Frei­en Wäh­ler ihren Koali­ti­ons­ver­trag für die kom­men­den fünf Jah­re Regie­rungs­zeit. „Wir suchen dar­in ver­geb­lich ein ‚Bes­ser-als-bis­her‘“, zitiert eine Mit­tei­lung des VdK Bay­ern sei­ne Vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le dazu. „Die Ver­spre­chen, etwa im Hin­blick auf Ver­bes­se­run­gen bei Bar­rie­re­frei­heit, sind bes­ten­falls vage. Kon­kre­te Aus­sa­gen für Ent­las­tungs­an­ge­bo­te für die häus­li­che Pfle­ge feh­len ganz. Eine Zahl, wie vie­le Sozi­al­woh­nun­gen in der nächs­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode errich­tet wer­den sol­len, gibt es nicht.“

Das größ­te Ein­ge­ständ­nis staat­li­chen Ver­sa­gens sind laut VdK jedoch die Aus­sa­gen im Koali­ti­ons­ver­trag zur Armuts­be­kämp­fung. Die­se beschränk­ten sich im Wesent­li­chen auf eine bes­se­re finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von Tafeln und Bahn­hofs­mis­sio­nen, wie die VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de wei­ter kri­ti­siert. „Für uns im VdK ist klar: Schein­bar hat die Staats­re­gie­rung in die­ser Hin­sicht kapi­tu­liert und schiebt ihre Ver­ant­wor­tung nun ganz offi­zi­ell an ehren­amt­li­che Ein­rich­tun­gen ab. Die­se kön­nen jedoch höchs­tens die ärgs­te Not lin­dern. Ich stel­le in aller Deut­lich­keit fest: Almo­sen an die Tafeln sind kein Bei­trag zur struk­tu­rel­len Bekämp­fung von Armut in Bay­ern, wie es die eigent­li­che Auf­ga­be der Poli­tik wäre. Men­schen in die Schlan­gen an die Tafeln zu schi­cken, ist ein Armuts­zeug­nis für den Staat.“

For­de­run­gen VdK

Der Sozi­al­ver­band VdK for­dert dar­um eine Sozi­al­po­li­tik, die dafür sorgt, dass Armut gar nicht erst ent­steht. Ein Aus­bau von Kin­der­be­treu­ungs- und Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen könn­te laut VdK etwa zu einer bes­se­ren Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf bei­tra­gen und Ein­kom­mens- und spä­ter Alters­ar­mut ver­hin­dern. „Ein Tarif­treue­ge­setz beugt Armuts­löh­nen vor“, sagt Ben­te­le wei­ter. „Und wer auf staat­li­che Unter­stüt­zung ange­wie­sen ist, muss vom Regel­satz auch wirk­lich leben kön­nen. Dass die­ser nicht ein­mal für den Lebens­mit­tel­ein­kauf reicht, beweist ja nicht zuletzt der gro­ße Andrang an den Tafeln. Hier muss man kon­kret anset­zen, zum Bei­spiel mit einer regio­na­li­sier­ten Anpas­sung der Regel­sät­ze, die heu­te bereits mög­lich wäre.“

Als bes­te Armuts­prä­ven­ti­on wer­den im Koali­ti­ons­ver­trag „gute und siche­re Arbeits­plät­ze genannt“. Aller­dings feh­len kon­kre­te Schrit­te und Maß­nah­men, wie mehr Men­schen in sol­che Arbeits­plät­ze kom­men, und wie die Löh­ne ent­spre­chend erhöht werden.

Punk­te im Koali­ti­ons­ver­trag, die für eine Ent­las­tung der vie­len pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen sor­gen wür­den, ver­misst der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern eben­falls. Begrif­fe wie Pfle­ge­stütz­punk­te, Ent­las­tungs­be­trag, Kurz­zeit- und Tages­pfle­ge wür­den gar nicht erst auf­tau­chen. Eben­falls gin­gen CSU und Freie Wäh­ler nicht auf die Kin­der­ar­mut, die Grund­si­che­rung im Alter und die hohen Miet­stei­ge­run­gen in vie­len Tei­len Bay­erns ein.

Zu den weni­gen posi­ti­ven sozia­len Aspek­ten gehört laut VdK der ange­kün­dig­te Ein­stieg in ein Gehör­lo­sen­geld, die geplan­te Ein­rich­tung einer baye­ri­schen Fach­stel­le für Bar­rie­re­frei­heit sowie die For­de­run­gen an die Bun­des­re­gie­rung, die Pfle­ge­zei­ten bei der Ren­te bes­ser zu berück­sich­ti­gen und die Müt­ter­ren­te für alle Kin­der auf drei Punk­te zu erhö­hen. Din­ge, für die sich der Sozi­al­ver­band VdK bereits seit län­ge­rem ausspreche.

Armut, Bil­dung, Bar­rie­re­frei­heit und vie­les mehr

Sozia­les Netz Bay­ern for­mu­liert For­de­run­gen an baye­ri­sche Staatsregierung

Das Sozia­le Netz­werk Bay­ern hat die neue baye­ri­sche Staats­re­gie­rung auf­ge­for­dert, sozia­le Miss­stän­de im Bun­des­land bes­ser zu bekämp­fen. Die schwarz-oran­ge­ne Regie­rung haben in vie­len Berei­chen ihre Haus­auf­ga­ben nicht gemacht.

Bay­ern ist ein star­kes Bun­des­land, so der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern in einer Mit­tei­lung. Bay­ern kön­ne jedoch noch mehr. Um die wach­sen­de Armut zu bekämp­fen, um Fami­li­en mit Kin­dern, pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge und Pati­en­tIn­nen bes­ser zu unter­stüt­zen, um bes­se­re Bil­dung zu orga­ni­sie­ren und um in eine gerecht gestal­te­te und mit­be­stimm­te sozi­al­öko­lo­gi­sche Wen­de zu inves­tie­ren, for­dert das Sozia­le Netz Bay­ern in einem gemein­sa­men Posi­ti­ons­pa­pier die künf­ti­ge baye­ri­sche Staats­re­gie­rung zum Han­deln auf.

Bern­hard Stiedl, Vor­sit­zen­der des DGB Bay­ern, sieht ins­be­son­de­re die im rei­chen Bay­ern noch viel­fäl­tig vor­han­de­nen Armuts­la­gen als Hand­lungs­schwer­punkt. „Die All­tags­sor­gen begin­nen für mitt­ler­wei­le mehr als 200.000 Men­schen in Bay­ern mit dem Anstel­len zur Lebens­mit­tel­aus­ga­be der Tafeln. Stark zuge­nom­men hat das Armuts­ri­si­ko etwa bei kin­der­rei­chen Fami­li­en inner­halb von 15 Jah­ren von 23,6 Pro­zent auf 28,2 Pro­zent sowie bei Rent­ne­rin­nen und Rent­ner von 20,5 Pro­zent auf 26,5 Prozent.“

Doch auch die bis in die Mit­te der Gesell­schaft rei­chen­den wach­sen­den Sor­gen um die Arbeits­platz­si­cher­heit und der aktu­el­len wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung müs­sen Stiedl zufol­ge zügig ange­gan­gen wer­den. „Viel zu oft wird der­zeit ein Gefühl der Über­for­de­rung erzeugt, statt Ängs­te abzu­bau­en und kla­re Per­spek­ti­ven zu eröff­nen. Wir erwar­ten von der neu­en Staats­re­gie­rung statt­des­sen eine gro­ße gesell­schaft­li­che Inves­ti­ti­ons- und Inno­va­ti­ons­of­fen­si­ve, flan­kiert durch einen star­ken Sozi­al­staat, der den Men­schen Sicher­heit, Per­spek­ti­ve und Ent­wick­lungs­mög­lich­keit bietet.“

Sabi­ne Wein­gärt­ner, Prä­si­den­tin der Dia­ko­nie Bay­ern, schließt sich dem an und for­dert, Bil­dungs­chan­cen und Bil­dungs­ge­rech­tig­keit wie­der ganz nach oben auf die Tages­ord­nung zu set­zen. „Wir for­dern ein deut­li­ches Bekennt­nis der baye­ri­schen Poli­tik zum Recht auf Bil­dung für alle Men­schen im Frei­staat – unab­hän­gig von Alter oder Her­kunft. Dazu gehört neben einer guten Aus­stat­tung der Schu­len mit Lehr­kräf­ten und Sach­mit­teln auch die Finan­zie­rung ergän­zen­der Ange­bo­te. Denn Bil­dung endet nicht an der Klassenzimmertür.“

Bay­erns Regie­rung hat die Haus­auf­ga­ben nicht gemacht

Auch der Zugang zur Hoch­schul­aus­bil­dung wer­de zum Teil mas­siv erschwert – durch die Lage am Woh­nungs­markt. „Nur an einem Hoch­schul­stand­ort in Bay­ern kön­nen Sie als Stu­dent oder Stu­den­tin ein WG-Zim­mer zum dem Preis fin­den, der im BAFÖG dafür vor­ge­se­hen ist“, sagt Sabi­ne Wein­gärt­ner. „Das ist Coburg. In allen ande­ren Städ­ten liegt die durch­schnitt­li­che Mie­te dar­über. In Mün­chen zah­len Sie im Durch­schnitt sogar das Dop­pel­te. Damit wird der Hoch­schul­ab­schluss indi­rekt zu einer Fra­ge des Geldbeutels.“

Vere­na Ben­te­le, Lan­des­vor­sit­zen­de des Sozi­al­ver­bands VdK Bay­ern, zieht den Rah­men noch grö­ßer und kri­ti­siert, die bis­he­ri­ge schwarz-oran­ge­ne Regie­rung von Bay­ern habe in den Berei­chen Pfle­ge und Teil­ha­be „einen Groß­teil ihrer Haus­auf­ga­ben in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren nicht erledigt“.

Ben­te­le fügt hin­zu: „Hier muss die künf­ti­ge Regie­rung sehr viel nach­sit­zen und nach­ar­bei­ten. Sowohl in der sta­tio­nä­ren, vor allem aber auch in der häus­li­chen Pfle­ge liegt im Frei­staat noch vie­les im Argen. So muss bei­spiels­wei­se die Tages- und Kurz­zeit­pfle­ge deut­lich aus­ge­baut wer­den. Ein wei­te­rer zen­tra­ler Punkt, der in der neu­en Staats­re­gie­rung end­lich rich­tig ange­packt wer­den muss, ist die Her­stel­lung von Barrierefreiheit.“

Sozi­al­ver­band

VdK Bay­ern knackt Mar­ke von 800.000 Mitgliedern

Anfang der Woche nahm der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern sein 800.000. Mit­glied auf. Im Gegen­satz zu ande­ren Mit­glie­der­or­ga­ni­sa­tio­nen, Ver­ei­nen und Par­tei­en wächst Deutsch­lands größ­ter Sozi­al­ver­band beson­ders in Bay­ern seit Jah­ren kontinuierlich.

Zwi­schen 100 und 200 Men­schen fül­len täg­lich einen Mit­glieds­an­trag beim VdK Bay­ern aus, wie der Sozi­al­ver­band am 10 Okto­ber mit­teil­te. Nun hat sich ein Mit­glie­der­re­kord ein­ge­stellt – 800.000 waren es am 9. Oktober.

VdK-Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Micha­el Paus­der freu­te sich ent­spre­chend: „Die Mar­ke von 800.000 ist eine groß­ar­ti­ge Gemein­schafts­leis­tung von rund 800 haupt­amt­li­chen und etwa 13.000 ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des VdK Bay­ern. Wir wach­sen seit Jah­ren ste­tig, auf immer höhe­rem Niveau. Tau­sen­den von Mit­glie­dern ver­hel­fe der VdK mit sei­ner sozi­al­recht­li­chen Kom­pe­tenz zu ihrem Recht. Und im Ehren­amt wer­de tag­täg­lich Soli­da­ri­tät und Gemein­schaft gelebt. „Im VdK sind wir nur unse­ren Mit­men­schen ver­pflich­tet, unab­hän­gig von den Wech­sel­fäl­len der Politik.“

Und die baye­ri­sche VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le füg­te an: „Der Sozi­al­ver­band VdK hat gro­ßes Poten­zi­al, das zeigt der Rekord von 800.000 Mit­glie­dern. Unse­re Erfolgs­for­mel lau­tet: Hohe sozi­al­po­li­ti­sche Glaub­wür­dig­keit durch gro­ße Boden­haf­tung.“ Ein enga­gier­tes VdK-Ehren­amt sor­ge dafür, dass die Anlie­gen der Mit­glie­der gehört und zu kon­kre­ten poli­ti­schen For­de­run­gen bei The­men wie Armuts­be­kämp­fung, Ren­te, Behin­de­rung oder Pfle­ge wer­den. „Gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten ist der VdK als Kor­rek­tiv so nötig wie nie“, so Bentele.

Im Jahr 2000 nahm der VdK sein 400.000. Mit­glied in Bay­ern auf. Seit­her hat sich die Mit­glie­der­zahl also ver­dop­pelt. Bay­ern ist der größ­te der 13 VdK-Lan­des­ver­bän­de, bun­des­weit hat der Ver­band mehr als 2,2 Mil­lio­nen Mit­glie­der und ist damit Deutsch­lands größ­ter Sozialverband.

In Bay­ern bie­tet ein Netz von 69 Bera­tungs­stel­len sozi­al­recht­li­che Bera­tung für die Mit­glie­der. Der VdK Bay­ern führt jähr­lich etwa 40.000 Ver­fah­ren, meist Wider­sprü­che und Kla­gen, bei Sozi­al­leis­tungs­trä­gern und Sozi­al­ge­rich­ten durch. Etwa 20 Pro­zent aller Kla­ge­ver­fah­ren in Sozi­al­ge­rich­ten in Bay­ern ver­tritt somit der VdK vertreten.

Sozi­al­ver­band übt Kritik

VdK Bay­ern: Land­tags­wahl immer noch nicht barrierefrei

Bei der baye­ri­schen Land­tags­wahl am 8. Okto­ber wer­den vie­le Men­schen mit Behin­de­rung noch immer auf Hin­der­nis­se tref­fen, die ihnen die Aus­übung der Wahl erschwe­ren. Bei Blin­den und Seh­be­hin­der­ten wird laut VdK Bay­ern sogar das Grund­recht der gehei­men Wahl verletzt.

Wenn Mar­kus Ertl aus Leng­gries am 8. Okto­ber zur Land­tags­wahl geht, braucht er eine Ver­trau­ens­per­son. Die­se beglei­tet ihn nicht nur zum Wahl­lo­kal, son­dern auch bei der Abstim­mung selbst. Denn Ertl selbst kann die Kreu­ze nicht machen, da es für ihn als blin­den Wäh­ler kein Hilfs­mit­tel gibt, das eine selbst­stän­di­ge Wahl ermög­licht. Damit sei bei ihm und ande­ren Blin­den und Seh­be­hin­der­ten, wie der Sozi­al­ver­band VdK Bay­ern am Mitt­woch (30. August) in einer Mit­tei­lung angab, das Grund­recht der gehei­men Wahl ver­letzt. Etwa bei Bun­des­tags- oder Euro­pa­wah­len gebe es Scha­blo­nen, die Blin­de und Seh­be­hin­der­te nut­zen kön­nen, um die Kreu­ze an der gewünsch­ten Stel­le zu machen.

Aus­nah­me Mittelfranken

Bei der baye­ri­schen Land­tags­wahl gab es die­se Mög­lich­keit bis­her nicht, da nach Behör­den­an­ga­ben die Wahl­zet­tel dafür zu groß wären. Nur ein Bezirk wird am 8. Okto­ber eine Art Modell­ver­such unter­neh­men. So soll es in Mit­tel­fran­ken erst­mals mög­lich sein, mit einer Scha­blo­ne zu wählen.

Für den Ober­bay­ern Mar­kus Ertl blei­be aber die Ent­täu­schung, dass er nicht allein abstim­men kann, so die VdK Bay­ern. Und auch ande­re könn­ten nicht ohne Ein­schrän­kun­gen zur Wahl gehen. Gemein­sam mit der Orts­wahl­lei­tung hat Ertl alle sie­ben Wahl­lo­ka­le in Leng­gries inspi­ziert. Vor die­sem Ter­min waren alle als bar­rie­re­frei aus­ge­ge­ben wor­den. „Vier davon sind es defi­ni­tiv nicht“, sag­te Mar­kus Ertl nach der Bege­hung. So war der Zugang zum Teil nur über Stu­fen oder eine zu stei­le Ram­pe mög­lich. Außer­dem behin­der­te mehr­mals Kopf­stein­pflas­ter den Weg. Die Gemein­de reagier­te auf die Kri­tik und ver­leg­te ein Wahl­lo­kal in ein Nach­bar­ge­bäu­de, das für jeden zugäng­lich ist.

Bay­ern bleibt hin­ter ande­ren Bun­des­län­dern zurück

Jan Ger­spach, Lei­ter des Res­sorts „Leben mit Behin­de­rung“ beim VdK Bay­ern, kann die Ein­schrän­kun­gen bei der Land­tags­wahl trotz­dem nicht nach­voll­zie­hen. „Sozi­al­mi­nis­te­rin Ulri­ke Scharf hat­te im Janu­ar ange­kün­digt, dass die Wahl­lo­ka­le zur Land­tags­wahl bar­rie­re­frei sein sol­len und die Wahl­un­ter­la­gen für alle ver­ständ­lich for­mu­liert wer­den“, sag­te er. „Wenn man jetzt aber hört, dass bei­spiels­wei­se nur in Mit­tel­fran­ken test­wei­se Wahl­scha­blo­nen für blin­de Men­schen zur Ver­fü­gung ste­hen oder eini­ge Wahl­lo­ka­le immer noch nicht stu­fen­los erreich­bar sind, müs­sen wir fest­stel­len, dass wir von bar­rie­re­frei­en Wah­len noch weit ent­fernt sind.“

Men­schen mit Behin­de­rung soll­ten ohne Unter­stüt­zung wäh­len kön­nen und nicht auf die Brief­wahl ver­trös­tet wer­den, sagt Ger­spach. „Die UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on schreibt in Arti­kel 29 vor, dass die Wah­len für alle Men­schen geeig­net und zugäng­lich sein müs­sen. Die Kon­ven­ti­on gilt in Deutsch­land bereits seit 2009 und noch immer haben wir die­ses Ziel in Bay­ern nicht erreicht.“ Der Frei­staat blei­be damit auch beim The­ma bar­rie­re­frei­es Wäh­len hin­ter ande­ren Bun­des­län­dern zurück, in denen Scha­blo­nen für Blin­de und Seh­be­hin­der­te schon längst Stan­dard sind.

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