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Weihnachtsausstellungen

Weih­nachts­aus­stel­lun­gen am Domberg

Bunt­pa­pier, Kar­me­li­ten, Weihnachtsbaumschmuck

Wie jedes Jahr bie­ten die Muse­en am Dom­berg, nament­lich Staats­bi­blio­thek, Diö­ze­san­mu­se­um und His­to­ri­sches Muse­um, Aus­stel­lun­gen in der Weih­nachts­zeit. Noch bis Ende Janu­ar gibt es Aus­stel­lun­gen zu his­to­ri­schem Bunt­pa­pier, über die Geschich­te der Kar­me­li­ten in Bam­berg und die Ursprün­ge der Weihnachtsbaumkugel.

„far­ben­froh und glanz­voll“ soll es wer­den, in der gleich­na­mi­gen Aus­stel­lung von Bunt­pa­pier, die die Staats­bi­blio­thek noch bis 27. Janu­ar 2024 zeigt. Zu sehen sind knapp 50 Bunt­pa­pier-Objek­te ver­schie­de­ner Her­stel­lungs­tech­ni­ken, die einst Ver­wen­dung fan­den als Umschlag für Bro­schü­ren oder Bücher. Auch Schach­teln kann man damit bezie­hen oder Schub­la­den von Möbeln auskleiden.

Man­che der Papie­re zei­gen geo­me­tri­sche und eher abs­trak­te Mus­ter, ande­re figür­li­che Deko­ra­tio­nen mit Blu­men, Blatt­werk, Vögeln, Tie­ren oder Tanz- und Jagd­sze­nen. Ent­stan­den sind sie über­wie­gend im 18. Jahrhundert.

Noch älter ist das Bunt­pa­pier-Hand­werk selbst, auch wenn es heu­te kaum noch prak­ti­ziert wird. Die Kura­to­rin der Aus­stel­lung, die Bam­ber­ge­rin Ulri­ke Grieß­mayr, ist tat­säch­lich eine der weni­gen hie­si­gen Ver­tre­te­rin­nen des Hand­werks. Ent­spre­chend geben die Papie­re nicht nur einen Ein­blick in die Viel­falt ihrer Her­stel­lungs­tech­ni­ken und Deko­re, son­dern auch in eine fast ver­ges­se­ne Hand­werks­kunst und die gestal­te­ri­schen Fähig­kei­ten frü­he­rer Jahrhunderte.

Zum letz­ten Mal zeig­te die Staats­bi­blio­thek die Bunt­pa­pie­re Ende der 1970er Jah­re. „Eine Wie­der­ent­de­ckung war also über­fäl­lig“, sagt Biblio­theks­di­rek­to­rin Bet­ti­na Wag­ner. „Vie­le Biblio­the­ken bewah­ren zwar der­ar­ti­ge Samm­lun­gen, die Bam­ber­ger Samm­lung war bis­her aber selbst unter Exper­ten recht unbe­kannt. Die „far­ben­froh und glanzvoll“-Ausstellung soll das nun ändern und die Begeis­te­rung über schö­nes Papier an ein brei­te­res Publi­kum vermitteln.“

Ein High­light der Aus­stel­lung ist ein Bunt­pa­pier­um­schlag aus oran­ge Bro­kat­pa­pier, auf das in Gold Sze­nen einer Bau­ern­hoch­zeit geprägt sind. Auf dem Papier aus der Barock­zeit ent­fal­tet sich ein länd­li­ches Fest in dörf­li­cher Umge­bung mit einer Tisch­ge­sell­schaft, tan­zen­den Bäue­rin­nen und Bau­ern und Musi­kan­ten. Dazwi­schen tum­melt sich Feder­vieh, ein Hund macht Männ­chen, ein Vogel jagt einen Schmet­ter­ling und eine Schne­cke läuft hin­ter einer Gieß­kan­ne in Rich­tung Ortsausgang.

Buntpapier
Bro­kat­pa­pier von Johann Carl Munck, zwei­te Hälf­te 18. Jahr­hun­dert: Bau­ern­hoch­zeit, Foto: Gerald Raab, Staats­bi­blio­thek Bamberg

„Eine Rari­tät stellt zudem das Stamm­buch eines öster­rei­chi­schen Fähn­richs aus dem spä­ten 16. Jahr­hun­dert dar“, sagt Bet­ti­na Wag­ner. „Die Sei­ten des Freund­schafts­al­bums bestehen aus Papie­ren, die in der Tür­kei her­ge­stellt und wohl auf Rei­sen erwor­ben wur­den. Im Nahen und Fer­nen Osten war es schon früh üblich, Gedich­te und Wid­mun­gen auf beson­ders kost­ba­rem Papier nie­der­zu­schrei­ben und kal­li­gra­phisch zu gestalten.“

Diö­ze­san­mu­se­um: 750 Jah­re Kar­me­li­ten in Bamberg

Seit 1273 sind in Bam­berg die Kar­me­li­ten ansäs­sig. Das Diö­ze­san­mu­se­um beschäf­tigt sich in der Aus­stel­lung „Lei­den­schaft für Gott: 750 Jah­re Kar­me­li­ten in Bam­berg“, die noch bis 30. Janu­ar 2024 läuft, mit der hie­si­gen Geschich­te des mit­tel­al­ter­li­chen Bettelordens.

Ein heu­ti­ges Zeug­nis ihrer Anwe­sen­heit in der Stadt ist das Kar­me­li­ten­klos­ter am Kaul­berg. Das ers­te Klos­ter der Mön­che in Bam­berg befand sich jedoch in der Au, ehe der Orden im 16. Jahr­hun­dert auf zu vie­le Mit­glie­der für das Gebäu­de ange­wach­sen war und 1589 aus Platz­grün­den auf den Kaul­berg umzog. Auch die Grün­dung des Spät­be­ru­fe­nen­gym­na­si­ums The­re­sia­num im Jahr 1946 geht auf den Orden zurück. „Neben den Gebäu­den, die von den Kar­me­li­ten genutzt wur­den oder wer­den“, sagt Caro­la Marie Schmidt, Direk­to­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, „ist auch ihr spi­ri­tu­el­les Wir­ken von gro­ßer Bedeu­tung. Von den elf heu­ti­gen Brü­dern enga­gie­ren sich vie­le in der Seel­sor­ge, sowohl in der Stadt Bam­berg als auch im Landkreis.“

Auf die Initia­ti­ve die­ser elf Mön­che geht anläss­lich ihres Jubi­lä­ums nun auch die Aus­stel­lung im Diö­ze­san­mu­se­um zurück. Zusam­men mit Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des Muse­ums wähl­ten sie Objek­te für die Schau aus, teil­wei­se aus per­sön­li­chem Besitz, lie­ßen sich für wei­te­re Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen inter­view­en und ver­fass­ten beglei­ten­des Text­ma­te­ri­al. Zusätz­lich wer­den Mit­glie­der des Kar­me­li­ten­or­dens Vor­trä­ge zur Ordens­ge­schich­te hal­ten und jeden Frei­tag wird ein Kar­me­li­ten­bru­der das Publi­kum durch die Aus­stel­lung füh­ren. „Dadurch wird die Geschich­te, Spi­ri­tua­li­tät und Tra­di­ti­on die­ses Ordens in Bam­berg beson­ders erleb­bar gemacht“, sagt Caro­la Marie Schmidt.

In einer Aus­stel­lung, die einem Orden und sei­nem Wir­ken gewid­met ist, ste­hen beson­ders sakra­le Wer­ke wie Kir­chen­aus­stat­tun­gen im Vor­der­grund. Aber auch Klos­ter­an­sich­ten, Radie­run­gen, Ölge­mäl­de, Plas­ti­ken, Hand­schrif­ten, Mess­ge­wän­der und Bücher aus der ehe­ma­li­gen Klos­ter­bi­blio­thek von his­to­ri­schem und mate­ri­el­lem Wert gibt es zu sehen. Das Frag­ment des Weih­nachts­al­tars von Veit Stoß, eines deut­schen Bild­hau­ers des 16. Jahr­hun­derts, ist das sicher­lich pro­mi­nen­tes­te Aus­stel­lungs­stück und dient als Aus­hän­ge­schild von „750 Jah­re Kar­me­li­ten in Bamberg“.

Es stellt sich jedoch die Fra­ge, wie es einem Bet­tel­or­den gelin­gen konn­te, wert­vol­le Objek­te in sei­nen Besitz zu brin­gen? „Dabei ist es von beson­de­rer Bedeu­tung zu unter­strei­chen“, sagt Frau Schmidt, „dass die Bezeich­nung „Bet­tel­or­den“ nicht zwangs­läu­fig auf Armut hin­weist. Die­se Ordens­ge­mein­schaf­ten waren zwar auf Almo­sen und Spen­den ange­wie­sen, erhiel­ten aber auch oft groß­zü­gi­ge Gaben und Stif­tun­gen, ein­schließ­lich wert­vol­ler Kunst­wer­ke, von wohl­ha­ben­den Gläu­bi­gen.“ Die­se Spen­den­kul­tur habe es Men­schen, die ihr Ver­mö­gen für reli­giö­se Zwe­cke zur Ver­fü­gung stel­len woll­ten, ermög­licht, Gutes zu tun und einen Orden wie den der Kar­me­li­ten zu unterstützen.

Bis zum 9. Janu­ar stellt das Diö­ze­san­mu­se­um zusätz­lich Klos­ter­krip­pen aus, die mit den Kar­me­li­ten in Ver­bin­dung ste­hen. Eini­ge der dazu­ge­hö­ri­gen Figu­ren stam­men aus dem Eigen­tum des Klos­ters, ande­re haben die Mön­che selbst gefertigt.

His­to­ri­sches Muse­um: Eine run­de Sache

Ganz beson­ders weih­nacht­lich könn­te es bei der Aus­stel­lung „Eine run­de Sache“ im His­to­ri­schen Muse­um zuge­hen, die bis 28. Janu­ar 2024 läuft. Die Son­der­aus­stel­lung wid­met sich Weih­nachts­baum­schmuck aus dem thü­rin­gi­schen Städt­chen Lauscha. Dort gelang es Mit­te des 19. Jahr­hun­derts auf­grund der Ein­füh­rung des Bla­se­bal­ges erst­mals, Glas­ge­bil­de wie Kugeln und ver­schie­de­ne For­men wie Äpfel, Nüs­se oder Zap­fen her­zu­stel­len – der glä­ser­ne Weih­nachts­baum­schmuck war geboren.

Seit etwa 500 Jah­ren ist es im deutsch­spra­chi­gen Raum bereits üblich, einen Weih­nachts­baum auf­zu­stel­len und zu schmü­cken. Anfäng­lich dien­te dazu ess­ba­rer Schmuck wie Äpfel, Nüs­se und Gebäck. Spä­ter kamen Mate­ria­li­en wie Wachs, Zinn, Wat­te, Papier, Holz oder Stroh hin­zu. Glä­ser­ner, und dabei vor allem kugel­för­mi­ger Baum­schmuck ist jedoch eine deut­lich jün­ge­re Erfin­dung. Der Legen­de nach soll ein Glas­blä­ser aus Lauscha dafür ver­ant­wort­lich sein. Die­ser konn­te sich kei­nen ande­ren Christ­baum­schmuck leis­ten und stell­te des­halb 1847 far­bi­gen Glas­schmuck für sei­nen Baum ein­fach selbst her.

Zum Durch­bruch in einen grö­ße­ren und letzt­lich inter­na­tio­na­len Markt ver­half dem Weih­nachts­baum­glas­schmuck ein 1867 neu­ge­bau­tes Gas­werk in Lauscha. Fort­an konn­te mit wesent­lich hei­ße­rer Flam­me gear­bei­tet und höhe­re Qua­li­tät und Quan­ti­tät pro­du­ziert werden.

Eine ange­neh­me Arbeit, auch dar­auf geht die Aus­stel­lung „Eine run­de Sache“ ein, war die Weih­nachts­ku­gel­her­stel­lung nicht. „Der Weih­nachts­schmuck wur­de zu Beginn in Heim­ar­beit von Lauschaer Glas­blä­sern her­ge­stellt“, sagt Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin Chris­tia­ne Wen­den­burg. „Dabei waren alle Fami­li­en­mit­glie­der betei­ligt und arbei­te­ten bis zu 15 Stun­den pro Tag. Zusätz­lich hat­ten die Frau­en der Glas­blä­ser­fa­mi­li­en noch eine wei­te­re Auf­ga­be. Sie brach­ten den wäh­rend der Woche gefer­tig­ten Baum­schmuck zum wei­te­ren Ver­kauf in Lie­fer­kör­ben auf ihrem Rücken und zu Fuß ins 20 Kilo­me­ter ent­fern­te Sonneberg.“

Auf­hal­ten konn­te die beschwer­li­che Arbeit die Ver­brei­tung des Glas­schmucks bezie­hungs­wei­se der Weih­nachts­baum­tra­di­ti­on aber nicht. So ist aus dem spä­ten 19. Jahr­hun­dert etwa eine Abbil­dung der bri­ti­schen roya­len Fami­lie bekannt, die Köni­gin Vic­to­ria und Prinz Albert in Schloss Wind­sor vor einem Weih­nachts­baum zeigt.

Die­se Dar­stel­lung trug dazu bei, den fest­li­chen Baum auch außer­halb Deutsch­lands bekannt und beliebt zu machen. Als der Brauch des glä­sern geschmück­ten Weih­nachts­baums um 1880 auch noch sei­nen Weg nach Nord­ame­ri­ka fand und die Ein­zel­han­dels­ket­te Wool­worth in der Fol­ge in Lauscha zu bestel­len begann, waren die glä­ser­nen Gebil­de end­gül­tig zum welt­wei­ten Best­sel­ler geworden.

Ein Grund dafür dürf­te auch in der seit jeher sym­bo­li­schen Auf­ge­la­den­heit des Schmucks lie­gen. „Die Kugel sym­bo­li­siert Voll­kom­men­heit und Voll­stän­dig­keit“, sagt Chris­tia­ne Wen­den­burg. „Tan­nen­zap­fen, Äpfel, Nüs­se und ande­re Früch­te ste­hen für Frucht­bar­keit und die Dank­bar­keit für eine gute Ern­te, ver­bun­den mit der Hoff­nung auf eine sol­che im kom­men­den Jahr. Her­zen sind ein Sym­bol für Lie­be und Lebens­kraft, Pil­ze für Glück und Blu­men ein typi­sches Sym­bol für Schön­heit. Fische und Engel sind oft als christ­li­che Anspie­lun­gen vertreten.“

Auch wenn sich heu­te immer weni­ger Men­schen Glas­schmuck wegen sol­cher Asso­zia­tio­nen in den Baum hän­gen, und die reli­giö­sen Wur­zeln des Weih­nachts­fests eben­so immer unwich­ti­ger wer­den, bleibt das Schmü­cken des Bau­mes eine all­jähr­lich prak­ti­zier­te und lieb­ge­won­ne­ne Tra­di­ti­on. Eine Tra­di­ti­on, das zeigt die Aus­stel­lung „Eine run­de Sache“ detail­reich, die ihre Anfän­ge in Lauscha hatte.