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Wolfgang Reichmann

Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt – Wolf­gang Reich­mann antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Wolf­gang Reich­mann die Fra­gen beant­wor­tet. Der ehe­ma­li­ge Bas­ket­ball-Natio­nal­spie­ler, Sport­kom­men­ta­tor und Leh­rer tritt regel­mä­ßig als Kaba­ret­tist und Fas­ten­pre­di­ger auf.
2013 wur­de Ihnen der Fran­ken­wür­fel ver­lie­hen, den nur Men­schen des typisch frän­ki­schen Schla­ges erhal­ten. Was ist der typisch frän­ki­sche Schlag?

Der Wür­fel geht zurück auf den Schrift­stel­ler Hans Max von Auf­seß, und ihn bekom­men Fran­ken, die wen­dig, wit­zig und wider­sprüch­lich sind. Aller­dings bekam ich den Wür­fel nicht für mei­ne Kaba­rett­pro­gram­me, son­dern für mei­ne Sport­re­por­ta­gen. Ich fühl­te mich sehr geehrt, weiß aber bis heu­te nicht, wie ich dazu kam.

Als Mann­schafts­ka­pi­tän sind Sie 1970 mit dem dama­li­gen FC Bam­berg in die Bas­ket­ball-Bun­des­li­ga auf­ge­stie­gen, als Kom­men­ta­tor haben Sie von Bas­ket­ball­spie­len berich­tet. Wie wür­den Sie den bis­he­ri­gen Sai­son­ver­lauf von Bro­se Bam­berg, aktu­ell steht die Mann­schaft im Tabel­len­mit­tel­feld, bewerten?

Ich fin­de die Ent­wick­lung des Ver­eins seit etwa fünf Jah­ren grau­sam. Ich mes­se das aber nicht an zum Bei­spiel den groß­ar­ti­gen Spie­len Bam­bergs in der Euro-League – die wer­den wohl nie mehr kom­men. Nein, was mir bei der Mann­schaft heu­te fehlt, ist ein loka­ler Bezug. Wo ist die Quer­ver­bin­dung von Publi­kum, Stadt und Mann­schaft? Wann ist es zum letz­ten Mal vor­ge­kom­men, dass ein Jugend­spie­ler in die ers­te Mann­schaft inte­griert wur­de? Jedes Jahr wer­den die Spie­ler aus­ge­wech­selt, es ist ein Kom­men und Gehen. Wie will man sich mit so einer Mann­schaft identifizieren?

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Nein! Da ich mit­ten in der Stadt woh­ne, fah­re ich oft genug. Aber ich stel­le mit Bestür­zung fest, dass vie­le Fahr­rad­fah­rer rela­tiv rück­sichts­los Ver­kehrs­re­geln miss­ach­ten. Daher gehe ich oft zu Fuß.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Als ehe­ma­li­ger frei­er Mit­ar­bei­ter in der ARD ver­steht sich das von selbst.

Töten Sie Insekten?

Nein! Aber läs­ti­ge Wes­pen ver­ja­gen schon. Mitt­ler­wei­le sol­len ja Insek­ten gut schme­cken. Nix für mich.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Da ich Nicht­rau­cher bin, erüb­rigt sich die Fra­ge von selbst. Zudem hat man im Schlaf­zim­mer wohl ande­res zu tun.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe noch nie Dro­gen genom­men, nicht ein­mal aus Neu­gier einen Joint geraucht. Schö­ne Gefüh­le kann man sich ander­wei­tig holen.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Um Got­tes wil­len, noch nie einen Kopf dar­über gemacht. Viel­leicht Richard Gere, weil der immer hüb­sche Frau­en an sei­ner Sei­te hat­te, oder Geor­ge Cloo­ney. Aber die bei­den müss­ten sie erst häss­li­cher schmin­ken, weil lei­der ansons­ten kei­ne äußer­li­chen Gemein­sam­kei­ten bestehen.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Da bin ich kalt erwischt, kei­ne Ahnung. Ich „app­se“ nur mit Freun­den. Und da habe ich viele!

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Dass mei­ne „etwas ande­re Fas­ten­pre­digt“ Mit­te März so schnell aus­ver­kauft war, und ein zwei­ter Ter­min ob des gro­ßen Inter­es­ses nötig wurde.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Noch viel Freu­de haben, gesund und fit blei­ben, und alle mei­ne Bekann­ten bit­te auch.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Lang schla­fen, ein aus­gie­bi­ges Früh­stück – Mit­tag­essen fällt immer aus – mal eine Schall­plat­te auf­le­gen, Bas­ket­ball oder Ten­nis spie­len, abends Brot­zeit und bis tief in die Nacht ab und zu lesen oder irgend­ei­ne Doku schauen.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über das zuneh­mend ego­zen­tri­sche Ver­hal­ten unter den Men­schen, ob im Lokal, im Ver­kehr oder im Stadion.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Die Stim­mung im Dort­mun­der Sta­di­on oder das Herz erfri­schen­de Lachen im Publi­kum bei mei­nen Auf­trit­ten. Und wenn der Geschirr­spü­ler oder die Wasch­ma­schi­ne piepst, weil dann habe ich alles rich­tig gemacht.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Rich­ti­gen sat­ten Luxus habe ich nie genos­sen. Ich bin in beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen in Wai­zen­dorf auf­ge­wach­sen. Inso­fern bin ich zufrie­den, wenn ich mich finan­zi­ell nicht arg ein­schrän­ken muss, son­dern mir spon­tan etwas leis­ten kann, wor­auf ich Lust habe. Sei es eine schö­ne Kla­mot­te, ein Kon­zert oder ein reich­hal­ti­ges Dinner.

Wovor haben Sie Angst?

Nicht vorm Alter, das lässt sich eh nicht beein­flus­sen. Aber Din­ge nicht mehr machen zu kön­nen, wie zum Bei­spiel Ten­nis oder Bas­ket­ball spie­len, weil der ram­po­nier­te Kör­per das ein­fach nicht mehr mit­macht. Noch geht’s Gott sei dank irgendwie.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Da gibt’s kei­nen fes­ten Zeit­punkt. Für mich gehört’s ein­fach zum Leben dazu, es muss nur stil- und respekt­voll erfol­gen. Plum­pes Anma­chen ist out.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Gott sei Dank eigent­lich noch nie. Man hat mich mal, wohl auf­grund einer anony­men Anzei­ge, vor der Gara­ge abge­fan­gen, im Glau­ben, dass ich was getrun­ken hät­te, weil ich aus dem Sta­di­on kam und der Club aus­nahms­wei­se mal gewon­nen hat­te. Aber da war nix.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Da neh­me ich die Bas­ket­ball-Lauf­bahn her. Als ich vor dem Fran­ken­der­by in Bay­reuth von einem Regie­rungs­be­am­ten erfuhr, dass ich mein Staats­examen mit Erfolg abge­schlos­sen hat­te. Ich war der­ma­ßen erleich­tert, dass ich wohl eines mei­ner schlech­tes­ten Spie­le absol­viert habe. Als Repor­ter hat­te ich bei mei­nem ers­ten Live-Ein­satz minu­ten­lang das fal­sche Ergeb­nis über den Äther gejagt. Wie ich da aus die­ser Num­mer wie­der raus­kam, ist bis heu­te eine rhe­to­ri­sche Meis­ter­leis­tung gewe­sen, und hat­te mir anschei­nend nicht geschadet.

Was war Ihr schöns­ter Moment im Berufsleben?

Dass mei­ne 9. Klas­se in Hall­stadt von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung wegen einer Pro­jekt­wo­che zu „Das Wun­der von Bern“ aus­ge­zeich­net wur­de. Aber schö­ne Momen­te im Umgang mit Schü­lern und Leh­rern gab’s zuhauf. Ich war gern Leh­rer und habe dies nie bereut.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Ich hab eigent­lich gar kein spe­zi­el­les. Die übli­chen halt „Sch…“ oder „Leck mich…“

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Beim Mau­er­fall 89 in Ber­lin oder 1954 als Zuschau­er beim Fina­le in Bern.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Dass ich man­chen Ärger in mich „hin­ein­fres­se“ und ihn nicht gleich „abar­bei­te“. Zudem nei­ge ich dazu, um des lie­ben Frie­dens wil­len, man­che Din­ge zu ver­schwei­gen, die ich bes­ser gleich auf den Tisch gebracht hätte.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Den letz­ten, weil ich Har­mo­nie sehr schät­ze und selbst nicht der Stö­ren­fried sein will.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Ehr­geiz, aber nicht krank­haft. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, möch­te ich es auch so gut es geht best­mög­lich verwirklichen.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Ziem­lich hart im Neh­men. Sowohl kör­per­lich als auch psychisch.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Dass ich manch­mal arro­gant rüber­kom­me, obwohl ich es gar nicht will, und es auch nicht bin.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Kei­ne Ahnung. Jeden­falls irgend­was Nach­hal­ti­ges, das Men­schen zugu­te kommt.

Haben Sie ein Vorbild?

Nee. Wäre auch blöd, weil man sein eige­nes Ich pfle­gen soll­te. Aller­dings eine Art Kon­glo­me­rat, also von vie­len ein biss­chen was, das schon.

Wofür sind Sie dankbar?

Dass ich bis vor kur­zem in einer Zeit leben durf­te, wo es nur auf­wärts ging, wo die Natur noch eini­ger­ma­ßen in Ord­nung war, und wo es in gro­ßen Tei­len der Welt noch fried­lich zuging.

Was lesen Sie gerade?

„Ein­ge­fro­ren am Nord­pol“ von Mar­kus Rex, dem Expe­di­ti­ons­lei­ter auf der „Polar­stern“.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Sie wer­den lachen. „100 Jah­re SpVgg Bay­reuth“, das mir bei der Buch­vor­stel­lung geschenkt wur­de, und man da – unter ande­rem auch eine Epi­so­de von mir – auf über 750 Sei­ten herr­lich dar­in blät­tern kann.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

„Nie wie­der acht­zig“ von Die­ter Hil­de­brandt, die unüber­trof­fe­nen Alben der Beat­les, Pink Floyd, Led Zep­pe­lin, etc., und natür­lich der Film „Pret­ty Woman“, da heu­le ich jedes Mal.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Kei­ne. Wenn ich höre, dann rela­tiv laut, solan­ge es die Nach­bar­schaft zulässt.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Aus Bequem­lich­keit, Turn­schu­he zu allem Unpas­sen­den, und mög­lichst kei­ne Kra­wat­te, weil das Kno­ten bin­den bei mir ein Tages­un­ter­fan­gen ist. Was heu­te gang und gäbe ist, war frü­her ein No Go!

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Neben Poli­tik, Komik und Wis­sen­schaft natür­lich immer noch der Sport, wenn­gleich die infla­tio­nä­re Ent­wick­lung der Wett­be­wer­be, das irre Geld und die poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me kor­rup­ter Orga­ni­sa­tio­nen wie IOC, FIFA oder UEFA mir den Spaß dar­an ein biss­chen verderben.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Ein Faschings­fo­to der Strul­len­dor­fer Prunk­sit­zung, wo ich als Coro­na­vi­rus in die Bütt gestie­gen bin.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Ich weiß nicht, ob ich das in mei­nem Alter noch durch­ste­hen wür­de. Mit kei­nem spe­zi­ell, son­dern wenn, dann mit vie­len net­ten Menschen.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Na, das gibt’s vie­les. Wäh­rend ich frü­her ein rich­ti­ger Ton­band- und Kas­set­ten­freak war, habe ich den Sprung ins digi­ta­le Zeit­al­ter irgend­wie ver­passt, und dem­zu­fol­ge sehr viel Mühe, mir die ein­fachs­ten Mög­lich­kei­ten die­ser unglaub­li­chen Welt anzu­eig­nen. Viel­leicht hilft mir da die künst­li­che Intelligenz.

Was fin­den Sie langweilig?

Ermü­den­de Vor­trä­ge, lang­at­mi­ge Erklä­run­gen und ein seich­tes Fern­seh­pro­gramm, das 365 Tage mal 24 Stun­den sen­den muss, und damit folg­lich jede noch sich bie­ten­de Lücke mit viel Schwach­sinn und horn­al­ten Fil­men füllt. Frü­her hat­te man drei Pro­gram­me von 17 bis 23 Uhr, die reich­ten voll­stän­dig. Und als Gesprächs­the­ma bot es den Vor­teil, weil vie­le das glei­che geschaut hatten.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen zu gehen?

Gar keins. Wenn net­te und attrak­ti­ve Men­schen um mich rum­sit­zen, ist mir die Musik völ­lig wurscht.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Kei­ne, weil es sie nicht gibt. Aber im his­to­ri­schen Kon­text der Mensch­heits­ge­schich­te, bei­spiels­wei­se im Wan­del vom Mit­tel­al­ter bis heu­te, ist die jewei­li­ge unter­schied­li­che Vor­stel­lung von Höl­le schon spannend.

Wie glau­ben Sie, wür­de der Wolf­gang Reich­mann von vor zehn Jah­ren auf den Wolf­gang Reich­mann von heu­te reagieren?

Der wür­de, glau­be ich, wohl­wol­lend nicken, nach dem Mot­to: Also, fast alles, was du ange­packt hast, hast du auch irgend­wie ver­wirk­licht. Aber nicht immer war alles gut, auch das gehört zur Wahrheit.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Nein. Aber Demut, Respekt, Tole­ranz und Hoch­ach­tung vor der Leis­tung ande­rer macht einen nicht klei­ner, son­dern größer.

Ich kann nicht leben ohne…

…Bewe­gung, Spaß und dem Gefühl, gebraucht und aner­kannt zu werden.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Da bin ich mitt­ler­wei­le heil­los über­fragt. Frü­her war die Sand­stra­ße über­schau­ba­rer und jede Knei­pe hat­te ihr eige­nes Flair. Da konn­te dann eine Nacht schon recht kurz werden.

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Au weh. Sport­ler sind nicht immer die bes­ten Tän­zer. Trotz Tanz­kurs war ich schon immer mehr für den „ste­hen­den“ Kör­per­kon­takt. Außer­dem konn­te man sich da bes­ser unter­hal­ten und muss­te nicht dau­ernd auf die Schrit­te achten.

Was war die absur­des­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dass ich ein groß­ar­ti­ger Ski­fah­rer sei, der durch die Baum­zo­ne durch­we­delt und das Mathe-Abitur glanz­voll geschafft hät­te. Das sind zwei mei­ner berüch­tigs­ten Alb­träu­me. Aber wer mich kennt, konn­te das sowie­so nicht glauben.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Den Umgang im digi­ta­len Nirwana.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Egal. Die Aus­wahl ist in Bam­berg so rie­sig, da hat jede Bier­sor­te ihre Eigen­heit, wie jeder Mensch auch. Aller­dings bei einer net­ten Unter­hal­tung dürf­te eine Run­de nicht aus­rei­chen. Da müss­te das Stadt­echo schon etwas tie­fer in die Tasche greifen…

Abt Wolf­ram – die Siebte

Die etwas ande­re Fastenpredigt

Den 75-jäh­ri­gen Wolf­gang Reich­mann kennt man in sei­ner Hei­mat­stadt Bam­berg. Der ehe­ma­li­ge Bas­ket­bal­ler (Bun­des­li­ga und Natio­nal­mann­schaft) hat als Leh­rer in Bau­nach und Hall­stadt unter­rich­tet und war als Radio­re­por­ter für den Baye­ri­schen Rund­funk tätig. Und auch im Ruhe­stand hält er sich an das Mot­to „Wer ras­tet, der ros­tet.“ So hat er als ober­frän­ki­scher Ver­tre­ter der „Mund­art-Ral­lye“ auch sei­ne Lie­be zu Kaba­rett und Mode­ra­ti­on ent­deckt. Im März schlüpft Wolf­gang Reich­mann zum sieb­ten Mal in die Kut­te des Fas­ten­pre­di­gers Abt Wolf­ram I.
Kaba­rett, Mund­art, Mode­ra­tio­nen. Ihnen scheint auch als Pen­sio­när nicht lang­wei­lig zu wer­den. Haben alle ihre Akti­vi­tä­ten die glei­che Bedeutung?

Wolf­gang Reich­mann: Eini­ge mei­ner Akti­vi­tä­ten rei­chen zeit­lich bis in die 1970er Jah­re zurück. Als Leh­rer und Repor­ter habe ich über einen Kol­le­gen zuletzt die frän­ki­sche „Mund­art-Ral­lye“ ent­deckt, die zeit­gleich und abwech­selnd auf vier Büh­nen und vier Ver­an­stal­tungs­or­ten statt­fin­det. Die­se Rei­he macht mir beson­ders viel Spaß und sie kommt nach der zwei­jäh­ri­gen Covid-19-Pau­se beson­ders gut an. Ich habe ein­fach ger­ne lachen­de Leu­te um mich.

Aber Kaba­rett und Mode­ra­tio­nen blei­ben auch nicht auf der Strecke?

Wolf­gang Reich­mann: In Sachen Kaba­rett bin ich mitt­ler­wei­le mit drei Solo­pro­gram­men erfolg­reich. Inhalt­lich rei­chen mei­ne Mode­ra­tio­nen von Fuß­balle­vents bis hin zu Fir­men­ju­bi­lä­en, aber die gro­ßen Events wie zum Bei­spiel für Bogner in der Münch­ner Olym­pia­hal­le wer­den alters­be­dingt weni­ger. Aber trotz­dem muss man nach vor­ne den­ken und sich am Leben erfreuen.

Sie sind Trä­ger des Fran­ken­wür­fels. Was hat es damit auf sich?

Wolf­gang Reich­mann: Der Fran­ken­wür­fel wird jedes Jahr einer Per­son ver­lie­hen, die nach dem Grün­der Max von Auf­sess die frän­ki­sche Men­ta­li­tät „wen­dig, wit­zig, wider­sprüch­lich“ in sich trägt. Dar­auf bin ich schon ein biss­chen stolz.

Die Fas­ten­pre­digt ist eng mit Vor­stel­lun­gen der katho­li­schen Kir­che ver­bun­den. Sind Sie katholisch?

Wolf­gang Reich­mann: Nein ich bin ein Luthe­ra­ner im katho­li­schen Umfeld, aber das hat mich nie belas­tet. Ein wasch­ech­ter, gebür­ti­ger Zwie­bel­tre­ter mit säch­si­schen Wur­zeln. Mein Onkel war evan­ge­li­scher Pfar­rer bei Weis­main, da habe ich oft mei­ne Feri­en ver­bracht, aber beein­flusst in Sachen Reli­gi­on hat er mich nicht.

Seit 1992 gibt es die berühm­te Fest­re­de bei der Stark­bier­pro­be auf dem Nock­her­berg in Mün­chen, die der Mönch Bru­der Bar­na­bas hält. Haben Sie die­se Ver­an­stal­tung schon ein­mal besucht?

Wolf­gang Reich­mann: Ja, ein Muss für alle Freun­de der reden­den Zunft. Sich über die Gau­di in das poli­ti­sche Gesche­hen ein­zu­mi­schen, ist für mich die höchs­te Form der humor­vol­len Unterhaltung.

Die Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt fin­det zum sieb­ten Mal statt. In der Kir­che kommt der Zahl Sie­ben eine beson­de­re Bedeu­tung zu. Bei Ihnen auch?

Wolf­gang Reich­mann: Dem Anlass ent­spre­chend neh­me ich die Zahl, hei­lig und magisch zugleich, in den Blick und ver­su­che mit einer eben­so augen­zwin­kern­den wie poin­tier­ten Pre­digt das vol­le Haus im Kul­tur­bo­den Hall­stadt zu überzeugen.

Wie lan­ge arbei­ten Sie in der Regel an einem Fastenpredigt-Programm?

Wolf­gang Reich­mann: Fast ein Jahr lang. Ich habe einen dicken Packen Mate­ri­al gesam­melt, aber dar­aus wird vie­les im Lau­fe der Zeit wie­der ver­wor­fen. Die hei­ße Pha­se beginnt dann im Herbst. Ich will ja auch nicht nur kri­ti­sie­ren und drauf­hau­en, ich will auch das ein oder ande­re Zuckerl verteilen.

Bli­cken Sie über den städ­ti­schen Tel­ler­rand hin­aus oder ori­en­tie­ren sich die Inhal­te eher am Lokalgeschehen?

Wolf­gang Reich­mann: Es geht um Bam­berg, die Regi­on und die Welt, von lokal bis glo­bal. Und selbst Bam­berg ist ja schon ein Eldo­ra­do für Kaba­ret­tis­ten. Die Fra­ge ist dabei immer, wie kann ich es ver­pa­cken, um die Leu­te bei Lau­ne zu hal­ten. Nicht nur drauf­hau­en, dann schal­tet das Publi­kum recht schnell ab.

Was wer­den Sie auf jeden Fall in der Fas­ten­pre­digt thematisieren?

Wolf­gang Reich­mann: Die Bun­des­wehr, die frän­ki­sche Men­ta­li­tät, den lie­ben Gott, den Zustand der Bam­ber­ger Stra­ßen als Golf­platz, den loka­len Tou­ris­mus und den Bam­ber­ger Stadtrat.

Ist das Pro­gramms abendfüllend?

Wolf­gang Reich­mann: Ja, auf jeden Fall. Es sind ja auch immer Video­clips und Zwi­schen­tex­te dabei. Da kom­me ich dann schon auf 90 Minu­ten mit 80 Schreib­ma­schi­nen­sei­ten als Vor­la­ge. Und es gibt ja auch immer Zuru­fe aus dem Publi­kum, auf die ich natür­lich sofort reagiere.

Mit Bru­der Udal­rich hat Flo­ri­an Herrn­le­ben mit sei­ner Fas­ten­pre­digt bereits im Febru­ar vor­ge­legt. Ist er Kon­kur­renz oder Bereicherung?

Wolf­gang Reich­mann: Null Pro­ble­mo für mich. Weder zeit­lich noch inhalt­lich. Ich mache es ganz anders und eine Stadt wie Bam­berg ver­trägt uns bei­de, wir neh­men uns nichts.

Der Gewinn bei Herrn­le­ben geht an ein gemein­nüt­zi­ges Pro­jekt. Wie sieht es damit bei Ihrer Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­an­stal­tungs­ser­vice Bam­berg aus?

Wolf­gang Reich­mann: Die Fas­ten­pre­digt ist mit einer Spen­de ver­bun­den und soll einem guten Zweck die­nen. Bis­her war es immer für Fran­ken hel­fen Fran­ken e.V..

Das Fas­ten dient der Vor­be­rei­tung auf Ostern. Fas­ten Sie sel­ber in den kom­men­den Wochen?

Wolf­gang Reich­mann: Nein, an die kirch­li­che Fas­ten­zeit hal­te ich mich nicht.

Wie sieht Ihre Pla­nung für den Rest des Jah­res nach den bei­den Fas­ten­pre­digt-Auf­trit­ten aus?

Wolf­gang Reich­mann: Ich freue mich beson­ders auf die När­ri­sche Wein­pro­be mit fünf Auf­trit­ten im unter­frän­ki­schen Gös­sen­heim, den Frän­ki­schen Abend in Gerach und mein Kaba­rett­pro­gramm in der KUFA im April. Und ein neu­es For­mat, ein „Poli­ti­scher Früh­schop­pen“, wird gera­de entwickelt.

Fas­ten­pre­digt mit Wolf­gang Reichmann

10. und 11. März, jeweils 19:30 Uhr

Kul­tur­bo­den Hallstadt

Ansprech­part­ner für Sportvereine

Stadt­ver­band für Sport wählt neue Vorstandschaft

Am 1. Juni kamen die Mit­glie­der­ver­ei­ne des Bam­ber­ger Stadt­ver­ban­des für Sport zu ihrer Jah­res­haupt­ver­samm­lung zusam­men. Im Mit­tel­punkt des Tref­fens stand die Wahl der neu­en Vor­stand­schaft und die finan­zi­el­len Aus­stat­tung im Stadtverband.

Der Stadt­ver­band für Sport in Bam­berg e.V. ver­steht sich als Ansprech­part­ner für Sport­ver­ei­ne in Bam­berg. Mit gro­ßer Mehr­heit wähl­te er Anfang Juni den bis­he­ri­ge ers­ten Vor­sit­zen­den Wolf­gang Reich­mann für zwei wei­te­re Jah­re wie­der. Ihm zur Sei­te steht mit Danie­la Kicker die neue zwei­te Vor­sit­zen­de. Bestä­tigt in ihren Ämtern wur­den die Bei­sit­zer Heinz Kunt­ke und Sieg­fried Prell, Schrift­füh­rer Max Zil­li­bil­ler und Pres­se­chef Robert Hat­zold. Zum etat­mä­ßi­gen Kas­sen­prü­fer Axel Tscha­che gesellt sich nun der frei­wil­lig zurück getre­te­ne Wer­ner Thie­le. Mit Ange­li­na Vil­la­nel­lo über­nimmt eine wei­te­re Frau das Finanz­res­sort. Die New­co­mer Vera Mame­row und Mar­kus Haber­mey­er machen die Füh­rungs­mann­schaft als Bei­sit­zen­de noch ein wenig jün­ger und weiblicher.

In sei­nem Rück­blick auf das ver­gan­ge­ne Jahr zeig­te sich Wolf­gang Reich­mann erleich­tert, dass sich die Ver­eins­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­ter nach den vie­len Unter­bre­chun­gen und Aus­fäl­len in Prä­senz und ohne Ein­schrän­kung wie­der tref­fen konn­ten. „Sport ohne per­sön­li­chen Aus­tausch funk­tio­niert ein­fach nicht.“ Der ehe­ma­li­ge Sport­re­por­ter Reich­mann mahn­te zudem die im Gegen­satz zu vor­an­ge­gan­ge­nen Jah­ren äußerst weni­gen Stadt­meis­ter­schaf­ten an.

Hoch ging es dann noch beim The­ma „Sport­för­de­rung durch die Stadt Bam­berg“ her. Die ver­sam­mel­ten Ver­eins­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­ter beklag­ten, dass Ver­ei­ne immer mehr Kos­ten tra­gen müss­ten mit der Fol­ge wei­te­ren Ver­eins­ster­bens. In frü­he­ren Zei­ten hat­te die­se noch die Stadt die Kos­ten übernommen.

Mat­thi­as Pfeu­fer, Bam­bergs Refe­rats­lei­ter Sport, berich­te­te über die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten und den Kür­zun­gen sei­nes Bud­gets. Zuletzt stan­den 100.000 Euro für Unter­halts­maß­nah­men an Sport­ein­rich­tun­gen zur Ver­fü­gung. Die­se waren aber bereits im Juli aufgebraucht.

Der Stadt­ver­band sprach sich ein­hel­lig für eine bes­se­re finan­zi­el­le Aus­stat­tung des Refe­rats aus. Die­se sol­le der gesell­schaft­li­chen und sozia­len Bedeu­tung der Ver­ei­ne gerecht wer­den. Der Stadt­ver­band als Sprach­rohr sei­ner 60 Ver­ei­ne mit mehr als 40.000 Mit­glie­dern möch­te nun eine deut­li­che Ver­bes­se­rung der finan­zi­el­len Aus­stat­tung erreichen.

Wolf­gang Reich­mann sag­te dazu: „Wir gehen das The­ma bald an. Es kommt also eini­ge Arbeit auf die neue Füh­rungs­mann­schaft des Stadt­ver­ban­des zu. Aber dar­auf freu­en wir uns.”