Browse Tag

Wuchtiversum

Dr. Umwuchts Tanz­pa­last prä­sen­tiert eige­nes Festival

„Wuch­ti­ver­sum“ in den Haas-Sälen

Am 7. Novem­ber kehrt Dr. Umwuchts Tanz­pa­last zurück in die Haas-Säle. Dort, wo 2018 die Release-Par­ty zur Ver­öf­fent­li­chung des ers­ten Albums statt­fand, wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr erst­mals das eige­ne Fes­ti­val „Wuch­ti­ver­sum“ ver­an­stal­tet, die­ses Jahr folgt die zwei­te Auf­la­ge. Wir haben mit der Band, die in die­sem Jahr ihr fünf­zehn­jäh­ri­ges Bestehen fei­ern konn­te, auf ihre His­to­rie zurück- und auf das Wuch­ti­ver­sum vorausgeblickt.

Dr. Umwuchts Tanz­pa­last – das sind sechs Män­ner mit unter­schied­li­chen Hin­ter­grün­den, die in ver­schie­de­nen Etap­pen hier in Bam­berg über die Jah­re zusam­men­ge­fun­den haben und in der aktu­el­len Kon­stel­la­ti­on seit fünf Jah­ren gemein­sam musizieren.

Von der ursprüng­li­chen For­ma­ti­on sind noch drei der ursprüng­lich fünf Mit­glie­der an Bord, die im Janu­ar 2010 im Morph Club zum ers­ten Mal auf einer Büh­ne stan­den: Rai­mund Schlenk am Saxo­phon, Sän­ger, Pia­nist und Gitar­rist Tho­mas Kieß­lich sowie Andre­as Klenk an der Gitar­re. „Wir hat­ten von Anfang an ein gutes Gefühl“, blickt Andre­as Klenk zurück. „Es ging nicht dar­um, damit Erfolg zu haben. Wir woll­ten Spaß haben und uns gut fühlen.“

„Wir sind auf unter­schied­li­chen Wegen zu den Instru­men­ten gekom­men und wir kom­men auch immer noch auf unter­schied­li­chen Wegen zu Instru­men­ten“, weiß Bas­sist Niko­laus Durst, der 2015 zur Band stieß. „Wir erwei­tern lau­fend unser Spek­trum an Instru­men­ten. Inzwi­schen gibt es Syn­the­si­zer in der Band und neben Gitar­re und Bass auch noch wei­te­re Sai­ten­in­stru­men­te, wie bei­spiels­wei­se ein Cha­r­an­go aus Peru.“

Inspi­rie­ren ließ sich das ursprüng­li­che Ensem­ble, erin­nert sich Andre­as Klenk, von von Lie­der­ma­cher-Blues und Indie-Rock beein­fluss­ten Songs. Zunächst wur­de geco­vert, um sich aus­zu­pro­bie­ren und zu fin­den, und nach und nach habe sich das Gan­ze recht span­nend ent­wi­ckelt. „Musi­ka­lisch, aber auch instru­men­tal. Ich habe mal ein Cem­ba­lo geschenkt bekom­men. Und das ist auch zum Bei­spiel in unser zwei­tes Album 2022 mit ein­ge­flos­sen“, so Andre­as Klenk. An die­sem zwei­ten Album wirk­ten auch Gast­mu­si­ker mit, unter ande­rem Ale­na Mathis mit der Gei­ge, mit der die Band auch zuvor wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie koope­riert und 2020 das Lied „Anker“ remo­te ein­ge­spielt hat­te. In die­sem Jahr stieß auch Chris­ti­an Bal­ling zur Band, der als wah­rer Mul­ti­in­stru­men­ta­list die Band an Per­cus­sion, Syn­the­si­zer, Schlag­zeug oder Pia­no bereichert. 


Aus der Qua­ran­tä­ne zum 2. Album

„Die Ideen zu den Songs kom­men von Tho­mas, der ein super fei­nes Gespür hat für Melo­dien und vor allem die Tex­te schreibt“, so Niko­laus Durst. „Da kommt ganz viel von Tho­mas und von Andi, weil die mit Gesang und Akus­tik­gi­tar­re schon die Grund­struk­tur von einem Song haben.“ Wenn Text und eine Anfangs­me­lo­die ste­hen, mit, wie Andre­as schätzt, viel­leicht 30 Pro­zent ent­wi­ckel­ter Idee, geht die Band zusam­men ans wei­te­re Ver­fei­nern. „Dann sind wir zu sechst und ent­wi­ckeln das gemein­sam. Wir sind kein Orches­ter mit Diri­gent oder Kom­po­nist, der zen­tral Ansa­gen macht. Das kommt am Ende vom gemein­sa­men Gefühl und es klappt am Ende – immer noch.“ 

„Und dann gehen wir bei 80 Pro­zent meis­tens schon auf die Büh­ne und die letz­ten 20 Pro­zent wer­den erst mit der Live-Pro­bung sozu­sa­gen dann noch umge­setzt“, ergänzt Niko­laus Durst. „Des­we­gen spie­len wir jetzt vie­le von den Songs ein­fach schon, bevor wir sie dann erst­mal auf­neh­men, weil wir dann eben auch bes­ser erfah­ren kön­nen, wie sie funktionieren.“

Niko­laus selbst ist der Arran­geur in der Band. „Niki ist ein super Musi­ker, hat ein Musik-Theo­rie-Ver­ständ­nis und kann super arran­gie­ren“, fügt Andre­as Klenk an. „Er kann auch für ande­re Melo­dien mitentwickeln.“

Niko­laus Durst hat Spaß dar­an, eine Dra­ma­tur­gie ein­zu­bau­en, abzu­stim­men, wie sich das Lied ent­wi­ckeln kann, wer wann wie­viel spielt und wer pau­siert. „Das ist auch immer eine gro­ße Auf­ga­be, das ent­spre­chend dann auch so zu ver­mit­teln, dass alle zufrie­den sind mit dem, was sie tun. Aber das hat sich so ganz gut eingespielt.“

Gitar­rist Andre­as Klenk beim „Wuch­ti­ver­sum“ im ver­gan­ge­nen Jahr. Foto: Lukas Pförtsch

2020 hät­te die Band ihr bis dahin größ­tes Kon­zert­jahr haben kön­nen, aller­dings fie­len alle Kon­zer­te dem Aus­bruch der Coro­na-Pan­de­mie zum Opfer. Damals hat­ten sie glück­li­cher­wei­se etwa ein Dut­zend unver­öf­fent­lich­ter Songs auf Hal­de und ent­schie­den sich, ihr zwei­tes Album zu pro­du­zie­ren. Die­ses wur­de 2021 auf­ge­nom­men und 2022 ver­öf­fent­licht. Zum Pro­du­zie­ren ging die Band in ein Haus in der Nähe von Holl­feld, wo die Sechs für eini­ge Tage unter sich waren und gemein­sam mit dem Bam­ber­ger Pro­du­zen­ten Dani­el Scho­bert auf­neh­men konn­ten. Was ent­stand war einer­seits das Album, ande­rer­seits, so wird es von Tei­len der Band gese­hen, auch ein noch stär­ke­rer Zusam­men­halt. Ohne die­ses Pro­jekt, mut­ma­ßen die Mit­glie­der, hät­te sich das gesam­te Band­pro­jekt mög­li­cher­wei­se zer­lau­fen auf­grund der ein­ge­schränk­ten Kon­takt-Mög­lich­kei­ten wäh­rend der Pandemie. 

7. Novem­ber: Das „Wuch­ti­ver­sum“ kehrt zurück

Zwi­schen­zeit­lich ent­stand im ver­gan­ge­nen Jahr die EP „Wir neh­men die Situa­ti­on sehr ernst“ mit drei Lie­dern, wei­te­re vier Lie­der sind der­zeit in der Schub­la­de, aus der sie für Kon­zer­te geholt wer­den. Auch im Herbst wer­den die­se gespielt, genau­er am 7. Novem­ber, wenn das „Wuch­ti­ver­sum“ wie­der in die Haas-Säle kommt, bei dem die Band auch als Ver­an­stal­ter agiert. Andre­as Klenk ist haupt­be­ruf­lich Kon­zert­ver­an­stal­ter, was der Band bei eige­nen Ver­an­stal­tun­gen die Mög­lich­keit bie­tet, Exper­ti­se in Sachen Manage­ment und Orga­ni­sa­ti­on von Kon­zer­ten oder Fes­ti­vals ein­zu­brin­gen. Als wei­te­re Acts neben Dr. Umwuchts Tanz­pa­last sind Prin­cipess dabei aus, nach eige­ner Defi­ni­ti­on, der nörd­lichs­ten Stadt Ita­li­ens, näm­lich Mün­chen, und Tan­te Samu­el aus Dresden.

Die Idee zum Wuch­ti­ver­sum ent­stand 2023 nach einer Pro­be. Niko­laus Durst woll­te wie­der in den Haas-Sälen spie­len, so wie beim Release-Kon­zert 2018. Eine Release-Par­ty zu Album zwei „Im Zen­trum der Wirk­lich­keit“ war coro­nabe­dingt ins Was­ser gefal­len. Er woll­te eine Art Legi­ti­ma­ti­on, wie­der in den Haas-Sälen zu sein, und hat 2023 nach einer Pro­be vor­ge­schla­gen, eine Art Fes­ti­val auf die Bei­ne zu stel­len, dem Gan­zen einen zu Titel, um es von einem gewöhn­li­chen Kon­zert abzu­he­ben. Von Schlag­zeu­ger David Grimm kam der Vor­schlag „Wuch­ti­ver­sum“ als Titel für das Fes­ti­val. „Die Wort­be­deu­tung erschließt sich natür­lich von selbst – der Band­na­me ver­kup­pelt mit dem Wort Uni­ver­sum. Wir haben auch einen Song, der „Uni­ver­sum (ohne Hose)“ heißt, wit­zi­ger­wei­se, der schon seit sehr, sehr lan­ger Zeit in unse­rem fes­ten Pro­gramm ist und der auch immer live ein­fach eine sehr siche­re Num­mer ist“, erläu­tert Niko­laus Durst.

Die Band spielt grund­sätz­lich rela­tiv sel­ten in Bam­berg, um sich nicht abzu­nut­zen, sel­ten gibt es mehr als zwei Auf­trit­te pro Jahr in der Dom­stadt. Zuletzt trat sie im Som­mer auf dem Uni­fest auf. Nun ist der Gedan­ke der, sich auf eine Out­door-Ver­an­stal­tung und das eige­ne Fes­ti­val als Indoor-Ver­an­stal­tung zu beschränken. 

Als wei­te­re Acts für das Wuch­ti­ver­sum war der Gedan­ke, Bands ein­zu­la­den, die einer­seits nicht aus Bam­berg sind und mit denen die Jungs ent­we­der schon auf der Büh­ne stan­den oder mit denen sie ger­ne mal auf der Büh­ne ste­hen wol­len. „Also Bands, die wir ein­fach wirk­lich gut fin­den. Von denen wir nicht nur mal gehört haben, son­dern wirk­lich, die min­des­tens einer oder zwei von uns schon mal gese­hen haben muss. Es soll ein Bezug dahin sein, um auch ein biss­chen die­sen Fami­ly-Cha­rak­ter, den das Wuch­ti­ver­sum auch haben soll, ein biss­chen zu unter­strei­chen. Bam­berg hat ein tol­les Publi­kum. Und wir möch­ten ger­ne ein­fach Bands, die wir geil fin­den, wo wir sagen, ihr müsst mal in Bam­berg spie­len. Die wol­len wir her­ho­len und dann die Büh­ne mit denen tei­len“, umschreibt Niko­laus Durst.

Sän­ger Tho­mas Kieß­lich beim „Wuch­ti­ver­sum“ im ver­gan­ge­nen Jahr. Foto: Lukas Pförtsch

„Das ist eine sehr, sehr schö­ne Sache, weil wir auch gemein­sam kura­to­ri­sche Arbeit machen und nicht nur Künst­ler des Abends sind, son­dern als aus­rich­ten­de Ver­an­stal­ter auch über Gestal­tung und Pro­gramm ent­schei­den kön­nen“, ergänzt Andre­as Klenk. Die ers­te Auf­la­ge im ver­gan­ge­nen Jahr sei bereits ein guter Erfolg gewe­sen, dem­entspre­chend opti­mis­tisch geht die Band das dies­jäh­ri­ge Fes­ti­val an.

Auf­ge­fal­len ist beim letz­ten Mal, wie Tho­mas Kieß­lich erzählt, dass das Publi­kum in sei­nem Alters­spek­trum brei­ter gewor­den ist. Er erin­nert sich auch noch gut dar­an, dass er wäh­rend der After­show-Par­ty im ver­gan­ge­nen Jahr auf der Tanz­flä­che stand und alle, die noch da waren, „in so einer glück­se­lig, bier­se­lig, tanz­se­li­gen Stim­mung waren, und ganz vie­le sind her­ge­kom­men und haben sich rich­tig bedankt. Nicht nur für das Kon­zert von uns, son­dern dafür, dass mal wie­der was los ist in der Stadt, weil die Tanz­ge­le­gen­hei­ten ja eher begrenzt sind.“

Wäh­rend letz­tes Jahr das Fes­ti­val im Okto­ber statt­fand, woll­te die Band dies­mal, wie Tho­mas Kieß­lich erwähnt, hin­ter die Grip­pe­wel­le kom­men. Im ver­gan­ge­nen Jahr sei die gesam­te Band in der Woche vor­her krank gewor­den, Niko­laus Durst hat sogar das Kon­zert noch krank gespielt. Den­noch hat er das Cate­ring für Alle über­nom­men. „Er hat eine ganz tol­le Kür­bis­kar­tof­fel­sup­pe gekocht“, erin­nert sich Andre­as Klenk. Es ist also anzu­neh­men, dass auch dies­mal kuli­na­risch bes­tens für die auf­tre­ten­den Künst­le­rin­nen und Künst­ler gesorgt sein wird. Als wei­te­re Begrün­dung für den Novem­ber-Ter­min fügen die Jungs an, dass natür­lich der neue Ter­min auch eine Fra­ge der Ver­füg­bar­keit der Loca­ti­on war.

Als DJ bei der After­show-Par­ty fun­giert wie beim Album-Release 2018 von Dr. Umwuchts Tanz­pa­lasts ers­tem Album sowie beim ers­ten Wuch­ti­ver­sum im ver­gan­ge­nen Jahr Tan­te Samu­el, der zwi­schen­zeit­lich auch die Band mehr­mals ein­ge­la­den hat, auf Fes­ti­vals zu spie­len, auf denen auch er auf­trat. „Tan­te Samu­el ist ein freund­schaft­lich gese­hen sehr alter Freund, mit dem wir schon sehr viel zusam­men­ge­ar­bei­tet haben“, so Niko­laus Durst. „Und dann haben wir noch die Band Prin­cipess dabei aus der nörd­lichs­ten Stadt Ita­li­ens, näm­lich Mün­chen. Die femi­nis­ti­sche Ret­tung des Italo-Pops. So die Selbst­be­zeich­nung. Das sind drei super Musi­ke­rin­nen. Sie spie­len Orgel, Bass und Schlag­zeug, sie alle sin­gen gut und machen eine ver­dammt gute Show und haben super Tex­te und super Songs.“

Die­se Band wur­de bereits von Andre­as Klenk in Nürn­berg ver­an­stal­tet und Niko­laus Durst und er haben sie im Janu­ar auch zum ers­ten Mal gese­hen und sie ent­spre­chend für Bam­berg ange­fragt. Für Prin­cipess wird es Bam­berg-Pre­mie­re sein. „Sie wer­den den Abend musi­ka­lisch eröff­nen“, so Andre­as Klenk.

Von Dr. Umwuchts Tanz­pa­last selbst wird das gewohn­te Pro­gramm um neue Pro­gramm­punk­te ergänzt zu hören sein, auch wer­den neue Songs Pre­mie­re fei­ern. Ange­spro­chen wer­den sol­len mit dem Fes­ti­val schließ­lich alle Men­schen, „die uns ein­fach ger­ne sehen wol­len und davon, das darf man schon sagen, gibt es nicht weni­ge in der Stadt“, weiß Andre­as Klenk. Niko­laus Durst freut sich sehr auf den Auf­tritt von Prin­cipess und betont, er sehe das Fes­ti­val auch „als ein Geschenk an uns selbst, weil wir ein­fach mit tol­len wei­te­ren Bands spie­len dür­fen.“ Wenn es in die­sem Jahr wie­der so erfolg­reich abläuft wie 2024, sind die Jungs sich einig, möge es ger­ne in einem jähr­li­chen Zyklus fort­ge­setzt werden.