Durch ein Feuer hat Thomas Heilmann Freitagnacht seinen Buchladen in der Karolinenstraße und seine Vermieterin verloren. Große Anteilnahme aus der Bevölkerung und eine bereits gefundene, neue Unterkunft für “Herr Heilmann – Gute Bücher” lassen ihn aber optimistisch in die Zukunft blicken.
Herr Heilmann, wie haben Sie die Nacht des Feuers erlebt?
Thomas Heilmann: Ich war Freitagnacht für einen Nachtspaziergang im Sandgebiet unterwegs. Als ich unten am Leinritt war, konnte ich schon riechen, dass es irgendwo brennt. Mehrere Feuerwehrautos hörte ich auch schon und als ich in der Karolinenstraße vorbeikam, habe ich gesehen, wo sie hingefahren waren. Das Gebäude, in dem mein Buchlanden war, brannte. Meine erste Reaktion war Sorge um meine Vermieterin, Karin Hoyer, die in der Wohnung oben drüber lebte und bei dem Feuer gestorben ist. Ab ungefähr ein Uhr in der Nacht stand ich in der Straße, bis frühs um acht, habe mit der Feuerwehr und der Polizei gesprochen. Gegen sieben durfte ich kurz in den Laden und habe eigentlich gleich gesehen, dass da nichts mehr zu machen ist.
Die Frau, die in der Wohnung über Ihrem Laden wohnte, starb während des Feuers. Wie war Ihre Beziehung zu ihr?
Thomas Heilmann: Wir waren befreundet. So einen Laden kann man ersetzen oder wieder aufbauen.
Ist die Brandursache bereits bekannt?
Thomas Heilmann: Soweit ich weiß, noch nicht. Die Polizei untersucht noch.
Wie groß ist der Schaden?
Thomas Heilmann: Der Sachschaden ist vielleicht 50.000 Euro. Der ideelle Verlust ist natürlich noch viel höher. Aber die Idee lebt weiter.
Sie sind binnen weniger Tage in der Karolinenstraße im Laden gegenüber untergekommen. Wie kam die Zusammenarbeit mit Ayurvedica zustande?
Thomas Heilmann: Schon Samstagmorgen, dem Morgen danach, hat mir der Besitzer, Herr Hillebrecht, gesagt, dass ich in seinem Laden unterkommen kann. Und zwar so lange, wie ich möchte. Ein wirklich feiner Zug von ihm.
Warum ist die Lösung mit Ayurvedica nicht dauerhaft?
Thomas Heilmann: Ich möchte auf jeden Fall wieder einen eigenen Laden, mit dem ich wieder eigenständig sein kann. Ich habe mir auch schon einige Möglichkeiten angeschaut.
Wie läuft die Suche?
Thomas Heilmann: Ganz gut. Ich suche etwas im Sandgebiet. Es gibt ein paar schöne Sachen in der Sandtraße, aber in der Langen Straße wurde mir auch schon etwas angeboten. Ich bin an verschiedenen Mietobjekten dran, die ich mir nach und nach anschaue.
Auf die Meldung des Feuers in den sozialen Netzwerken gab es zahlreiche positive Kommentare und große Anteilnahme. Wie sahen die Reaktionen außerdem aus?
Thomas Heilmann: Es war schon schön, was da alles ankam. Am Wochenende stand das Telefon vor Zuspruch und Anteilnahme teilweise nicht still. Und auch was an materieller Hilfe kommt, ist toll. Mir wurden zum Beispiel schon ganze Ladenausstattungen angeboten. Da sehe ich, was ich in zehn Jahren, in denen ich den Buchladen habe, an Kunden und Freunden gewonnen habe.
Leute, die Lust darauf haben, dass der Laden weiter existiert. Samstagmorgen als ich sah, dass alles kaputt war, war ich absolut niedergeschlagen. Aber dann ging es eigentlich sofort mit der neuen Adresse los und die ganze Anteilnahme kam. Ich habe mich schnell entschieden, optimistisch mit etwas Neuem weiterzumachen.
Bürgermeister Jonas Glüsenkamp hat Ihnen in einem Facebook-Kommentar ein Gespräch im Rathaus angeboten. Haben Sie dieses Angebot schon wahrgenommen?
Thomas Heilmann: Noch nicht, aber dazu wird es kommen. Ich bin schon gespannt, was er da vorhat.
Wie sieht der derzeitige Betrieb von “Herr Heilmann – Gute Bücher” aus?
Thomas Heilmann: Seit dem 8. März dürfen unter anderem Buchläden ja wieder Kundschaft empfangen. Aber in erster Linie dient die neue Unterkunft derzeit als eine Anlaufstelle für Leute, die Bücher bestellt haben.