Der Arbeits­markt im Juli 2022

Übli­cher Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit

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Anstieg
Foto: Pixabay
Ende Juli waren 11.150 Frau­en und Män­ner arbeits­los gemel­det, 432 oder 3,7 Pro­zent weni­ger als vor zwölf Mona­ten. Im ver­gan­ge­nen Monat stieg die Zahl der Arbeits­lo­sen um 280 Per­so­nen (+2,6 Pro­zent). Wie die Agen­tur für Arbeit betont, erhöht sich mit dem Schul- und Aus­bil­dungs­en­de vor den Som­mer­fe­ri­en übli­cher­wei­se die Arbeits­lo­sig­keit der bis 25-Jährigen.

Da die ab Febru­ar 2022 aus der Ukrai­ne geflüch­te­ten Men­schen seit dem 1. Juni von den Job­cen­tern betreut wer­den, erhöh­te sich die Zahl der Arbeits­lo­sen im Juni sprung­haft um 987 Per­so­nen (+10,0 Pro­zent) auf 10.870 Men­schen. Der gesam­te Anstieg ent­fiel auf Geflüch­te­te aus der Ukraine.

Sie haben bis Ende August Zeit, ihre Anträ­ge in den Job­cen­tern zu stel­len. Durch die Über­gangs­re­ge­lung kön­nen sie bis zum Wech­sel wei­ter­hin ihre Leis­tun­gen nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz bezie­hen, damit sich kei­ne finan­zi­el­le Lücke auf­tut. Dies bedeu­tet aber auch, dass noch nicht alle Geflüch­te­ten in der Sta­tis­tik erfasst sind.

Die Zahl der bis 25-Jäh­ri­gen stieg auch in die­sem Jahr in den letz­ten vier Wochen um 92 (+9,4 Pro­zent). Im Ver­gleich zum letz­ten Jahr mel­de­ten sich jedoch auf­grund der guten Über­nah­me­aus­sich­ten 27,0 Pro­zent weni­ger. Der posi­ti­ve Trend der Ent­wick­lung der Jugend­ar­beits­lo­sig­keit setzt sich wei­ter fort, teilt die Agen­tur für Arbeit mit. Aktu­ell sind 1.067 jun­ge Erwach­se­ne auf der Suche nach einer neu­en Beschäf­ti­gung, 177 (14,2 Pro­zent) weni­ger als vor zwölf Mona­ten. Vor zwei Jah­ren, als die Arbeits­lo­sig­keit pan­de­mie­be­dingt auf ihrem Zenit war, gab es ein Drit­tel bezie­hungs­wei­se 533 mehr arbeits­lo­se Jugend­li­che, so die Agen­tur für Arbeit. Die Arbeits­lo­sig­keit Geflüch­te­ter aus der Ukrai­ne stieg im letz­ten Monat ledig­lich noch um 29 Per­so­nen (+2,6 Pro­zent) auf 1.160, wirk­te sich daher nur mar­gi­nal auf die Ent­wick­lung der Arbeits­lo­sen­zahl aus.

Die Arbeits­lo­sen­quo­te nahm im Juli um 0,1 Pro­zent­punk­te auf 3,2 Pro­zent zu. Vor einem Jahr lag ihr Wert bei 3,3 Pro­zent. Im letz­ten Monat ver­lo­ren 1.121 Män­ner und Frau­en ihren Arbeits­platz und mel­de­ten sich arbeits­los, 3 Per­so­nen weni­ger als in 2021. Zeit­gleich konn­ten 839 Men­schen ihre Arbeits­lo­sig­keit durch Auf­nah­me einer neu­en Beschäf­ti­gung been­den. Das sind 280 oder 25,0 Pro­zent weni­ger als in 2021. Durch den hohen Fach­kräf­te­be­darf (drei Vier­tel aller Stel­len) ist der Anteil an Arbeits­lo­sen mit Berufs­ab­schluss mitt­ler­wei­le auf 43,7 Pro­zent gesunken.

Agi­ler Arbeitsmarkt

„In den letz­ten Wochen vor den Som­mer­fe­ri­en ist im Juli die Arbeits­lo­sig­keit erwar­tungs­ge­mäß leicht gestie­gen. Die Ursa­che dafür liegt am Schul- und Aus­bil­dungs-ende zur Jah­res­mit­te. Jun­ge Men­schen mel­den sich zur Über­brü­ckung arbeits­los. Ich rech­ne daher auch im August erneut mit einem klei­nen Anstieg. Auf­grund der guten Job­chan­cen neh­men vie­le der frisch­ge­ba­cke­nen, heiß begehr­ten jun­gen Fach­kräf­te, bei denen die Über­nah­me nicht klapp­te, bereits in den kom­men­den Wochen wie­der eine Arbeit auf. Die meis­ten Schü­ler star­ten im Sep­tem­ber in eine Aus­bil­dung, besu­chen eine wei­ter­füh­ren­de Schu­le oder stu­die­ren ab Herbst. Anders als in den bei­den vor­an­ge­gan­ge­nen Jah­ren der Coro­na Kri­se wur­den in die­sem Jahr deut­lich mehr Aus­bil­dungs­ab­sol­ven­ten direkt von ihren Betrie­ben übernommen.

Im Juli haben sich im Agen­tur­be­zirk ledig­lich 207 wei­te­re Ukrai­ner im erwerbs­fähi-gen Alter (min­des­tens 15 Jah­re alt) bei den Job­cen­tern gemel­det. Ins­ge­samt sind es jetzt 2 651. Die ers­ten Gesprä­che in der Arbeits­ver­mitt­lung zei­gen deut­lich, dass es über­wie­gend Frau­en mit Sprach­kurs- und Kin­der­be­treu­ungs­be­darf sind. Sie besu­chen teil­wei­se schon Inte­gra­ti­ons­kur­se. Ein paar konn­ten bereits eine Beschäf­ti­gung auf­neh­men. Das kurz- und mit­tel­fris­tig ver­mit­tel­ba­re Bewer­ber­po­ten­ti­al hält sich je-doch in Gren­zen. Die nied­ri­gen Kurz­ar­bei­ter­zah­len zei­gen eine gute Auf­trags­la­ge. Den­noch sind die Sor­gen vie­ler Betrie­be groß: die Infla­ti­ons­ra­te, Lie­fer­ket­ten, die Ener­gie­ver­sor­gung, stei­gen­de Coro­na Zah­len und der Arbeits­kräf­te­man­gel sind hier­bei die am meis­ten genann­ten Risi­ken“, skiz­ziert Ste­fan Tre­bes, Lei­ter der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg, die aktu­el­le Situa­ti­on auf dem Arbeitsmarkt.

Kurz­ar­beit gibt wei­ter­hin Gas zur Jobsicherung

Im März 2022 (Hoch­rech­nung aktu­ells­ter Wert) bezo­gen im Agen­tur­be­zirk ins­ge­samt 745 Betrie­be für 5.956 Arbeit­neh­mer kon­junk­tu­rel­les Kurz­ar­bei­ter­geld. 2,4 Pro­zent aller sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten waren in Kurz­ar­beit. Die Zahl der Betrie­be nahm seit Febru­ar um 16,4 Pro­zent (-146) ab. Wie sich die Fol­gen des Ukrai­ne Kriegs auf die Kurz­ar­beit letzt­end­lich aus­wir­ken, ist noch unge­wiss. Jedoch füh­ren auch Coro­na beding­te Lie­fer­schwie­rig­kei­ten aus Chi­na – zum Bei­spiel, der Lock­down des Hafens von Shang­hai -, der Hafen­streik von Ham­burg sowie das Feh­len von Kraft­fah­rern zu Lie­fer­eng­päs­sen und wei­te­ren Preis­an­stie­gen. Um Aus­fall­zei­ten zu über­brü­cken und Kün­di­gun­gen zu ver­mei­den, nut­zen eini­ge Betrie­be wie­der die Kurzarbeit.

Stel­len­markt – Job­re­kord, erst­mals über 10.000 Stellen

Im Juli bekam der Arbeit­ge­ber­ser­vice der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg 1.530 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te gemel­det, 30,1 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 658 weni­ger als im ver­gan­ge­nen Jahr. Da Fach­kräf­te­ge­su­che teil­wei­se nicht besetzt wer­den kön­nen, gibt es der­zeit eine Kon­so­li­die­rung des Zugangs auf einem wei­ter­hin sehr hohen Niveau. Der Stel­len­zu­gang lag um 14,3 Pro­zent über dem vom Vor­kri­sen­jahr 2019. Der Stel­len­be­stand ist um gut ein Vier­tel (+24,0 Pro­zent) bezie­hungs­wei­se ins­ge­samt 1.937 Ange­bo­te grö­ßer als vor einem Jahr. Erst­mals seit Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik über­schrei­tet er die 10.000-Marke. Rein sta­tis­tisch kom­men auf 100 gemel­de­te sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len aktu­ell ledig­lich 111 poten­ti­el­le arbeits­lo­se Bewerber.

„Die Beset­zung von Stel­len für Fach­kräf­te und mitt­ler­wei­le auch für Hel­fer ist eine Her­aus­for­de­rung und spitzt sich wei­ter zu. Wir haben kei­nen Fach­kräf­te- son­dern einen Arbeits­kräf­te­eng­pass in vie­len Bran­chen“, sagt Die­ter Kamm, stell­ver­tre­ten­der Team­lei­ter des Arbeit­ge­ber­ser­vice für die Regio­nen Bam­berg und Forch­heim. „Teil­wei­se schlie­ßen zum Bei­spiel Gast­wirt­schaf­ten des­we­gen tage­wei­se oder sogar ganz. Der Markt hat sich gedreht. Mitt­ler­wei­le sucht in der Regel der Arbeit­neh­mer sei­nen Arbeit­ge­ber aus. Neben dem Gehalt spie­len immer mehr die Rah­men­be­din­gun­gen sowie die Kom­pro­miss­be­reit­schaft eine wich­ti­ge Rol­le bei der Gewin­nung von Arbeits­kräf­ten. Auch die Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung eige­ner Mit­ar­bei­ter ist ein wich­ti­ger Bau­stein, um wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben. Der Arbeit­ge­ber­ser­vice berät und unter­stützt dabei. Teil­wei­se ist durch uns eine Über­nah­me der Kos­ten von bis zu 100 Pro­zent möglich.“

Arbeits­markt­ent­wick­lung in der Regi­on Bamberg
Stadt Bam­berg

In der Stadt Bam­berg lag die Zahl der Arbeits­lo­sen Ende Juli wie im Vor­mo­nat unver­än­dert bei 1.780. Im Vor­jah­res­ver­gleich sind es jedoch 71 Per­so­nen (3,8 Pro­zent) weni­ger. Im Juli kommt es regel­mä­ßig zu ver­mehr­ten Arbeits­los­mel­dun­gen von jun­gen Men­schen, die nach Abschluss der Berufs­aus­bil­dung nicht über­nom­men wur­den oder Abgän­ger von all­ge­mein- und berufs­bil­den­den Schu­len waren. Die Zahl der arbeits­lo­sen Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen unter 25 Jah­ren erhöh­te sich daher im ver­gan­ge­nen Monat um 17 oder 13,5 Pro­zent auf 143. Die Arbeits­lo­sen­quo­te beträgt wie im Juni 4,2 Pro­zent (Vor­jahr 4,4 Pro­zent). Im letz­ten Monat mel­de­ten die Betrie­be aus dem Stadt­ge­biet 302 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Job­an­ge­bo­te dem Arbeit­ge­ber­ser­vice, 60 (-16,6 Pro­zent) weni­ger als im letz­ten Jahr. Im Stel­len­pool sind aktu­ell 1 961 Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te, 395 (+25,2 Pro­zent) mehr als im Vorjahr.

Land­kreis Bamberg

Im Bam­ber­ger Land nahm die Arbeits­lo­sig­keit im Juli um 156 Per­so­nen (+8,1 Pro-zent) auf 2.071 zu. Die Zahl der Arbeits­lo­sen liegt um 202 Per­so­nen bzw. 8,9 Pro-zent unter dem Vor­jah­res­ni­veau. Im Juli mel­den sich regel­mä­ßig ver­mehrt jun­ge Men­schen arbeits­los, die nach Abschluss der Berufs­aus­bil­dung nicht über­nom­men wur­den oder Abgän­ger von all­ge­mein- und berufs­bil­den­den Schu­len sind. Die Zahl der arbeits­lo­sen Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen unter 25 Jah­ren erhöh­te sich daher im ver­gan­ge­nen Monat um 38 oder 24,7 Pro­zent auf 192. Die Arbeits­lo­sen­quo­te stieg um 0,1 Pro­zent­punk­te auf 2,3 Pro­zent (Vor­jah­res­mo­nat: 2,6 Pro­zent) und ist die nied­rigs­te im gesam­ten Agen­tur­be­zirk. Das ist Voll­be­schäf­ti­gung. Per Defi­ni­ti­on spricht man von Voll­be­schäf­ti­gung ab einer Quo­te von unter 3,0 Prozent.

Aus dem Land­kreis Bam­berg gin­gen beim Arbeit­ge­ber­ser­vice im Juli 260 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len­an­ge­bo­te ein, 196 (-43,0 Pro­zent) weni­ger als im Vor­jahr. Im Bestand gibt es aktu­ell 1.944 Offer­ten, 296 (+18,0 Pro­zent) mehr als vor zwölf Monaten.

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