Neu­er Volks­fest­platz gesucht

Was wird aus dem „Bam­ber­ger Frühling“?

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Bamberger Frühling
Symbolbild, Foto: Pixabay
Bam­bergs belieb­tes Volks­fest, der „Bam­ber­ger Früh­ling“ oder ehe­mals „Plär­rer“, kann schon meh­re­re Jah­re in Fol­ge nicht statt­fin­den, weil ihm ein Aus­rich­tungs­ort fehlt. Über vie­le Jah­re hin­weg war es an der Brei­ten­au ver­or­tet, ehe es einem Neu­bau von Bro­se wei­chen muss­te. Ein neu­er Stand­ort konn­te auf dem Gelän­de der Bun­des­po­li­zei gefun­den wer­den, aber erneut nur vor­über­ge­hend. Seit­her geht die Platz­su­che wei­ter. Schau­stel­ler Georg Fischer Juni­or spricht im Inter­view über die Suche und die Hoff­nun­gen der Schausteller.

Georg Fischer Juni­or ist 26 Jah­re alt und schon immer im Schau­stel­ler­be­trieb sei­ner Eltern dabei. Nach einer Aus­bil­dung zum Mecha­tro­ni­ker und der Fach­hoch­schul­rei­fe stieg er 2018 fest in den Schau­stel­ler­be­ruf ein. Mitt­ler­wei­le führt er den Fami­li­en­be­trieb in vier­ter Gene­ra­ti­on und hat sei­ne Los­bu­de und Fahr­ge­schäf­te schon mehr­mals beim „Bam­ber­ger Früh­ling“ auf­ge­baut. Außer­dem ist er Vor­sit­zen­der der Bezirks­stel­le Ober­fran­ken für Bam­berg des Baye­ri­schen Lan­des­ver­bands der Markt­kauf­leu­te und Schau­stel­ler e. V.

Herr Fischer, wie steht es aktu­ell um den „Bam­ber­ger Frühling“?

Georg Fischer: Da gibt es eine kur­ze, knap­pe und kon­kre­te Ant­wort: Es gibt keinen!

War­um nicht?

Georg Fischer: Die Grün­de sind tat­säch­lich das Platz­pro­blem. Wir fin­den aktu­ell kei­nen ver­nünf­ti­gen Platz mit einer gewis­sen Infra­struk­tur und Grö­ße, wo man ein Volks­fest statt­fin­den las­sen kann.

Gibt es zumin­dest Plät­ze, die in Betracht kommen?

Georg Fischer: Es gab schon eini­ge Vor­schlä­ge, auch in Zusam­men­ar­beit mit der Stadt sind eini­ge Plät­ze geprüft wor­den, aber ent­we­der man­gel­te es an der Infra­struk­tur oder der Platz war zu klein. Wir brau­chen Mini­mum 10.000 Qua­drat­me­ter, um ein Volks­fest auf­zie­hen zu kön­nen und nicht nur eine klei­ne Stadtteilkirchweih.

Was wur­de aus der Idee, das Fest in die Bam­ber­ger Innen­stadt zu verlegen?

Georg Fischer: Ziem­lich genau vor zehn Jah­ren hat man schon ein­mal um den Plär­rer gebangt. In der Innen­stadt ist das Pro­blem, dass der Max­platz mit knapp 4.000 Qua­drat­me­tern Flä­che zu klein ist und wegen der dar­un­ter lie­gen­den Tief­ga­ra­ge auch kei­ne gro­ßen Fahr­ge­schäf­te auf­ge­baut wer­den kön­nen. Der Platz bei der Bun­des­po­li­zei war für uns eine sehr schö­ne Alter­na­ti­ve zur Brei­ten­au, bevor Bro­se dort gebaut hat. Es liegt nicht an uns, dass wir dort nicht mehr sein kön­nen, son­dern es ist sei­tens der Bun­des­po­li­zei nicht gewünscht. Wir haben schon ein paar Mal ange­fragt. Lei­der bestehen Sicher­heits­be­den­ken und somit kein Inter­es­se, seit die Bun­des­po­li­zei an die­sem Stand­ort ist.

Wer­den die Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger also wei­ter auf ihr Volks­fest im Früh­ling ver­zich­ten müssen?

Georg Fischer: Wie es aus­sieht, lei­der ja. Jeder, der einen ver­nünf­ti­gen Platz ab 10.000 Qua­drat­me­tern zur Ver­fü­gung hat, kann sich ger­ne bei uns mel­den! Wir sind selbst auch immer wie­der im Aus­tausch mit der Stadt. Es ist schwie­rig, es wird über­all gebaut. Auf dem einen Platz, der zuletzt geprüft wur­de, steht jetzt BMW Sper­ber. Tat­säch­lich man­gelt es an einem Platz in Bam­berg. Er soll­te auch zen­tral sein, so dass jeder hin­kom­men kann. Wer da hel­fen könn­te, kann man gera­de gar nicht sagen.

Sind die Schau­stel­ler auch unter­ein­an­der immer wie­der im Aus­tausch über die Platzsuche?

Georg Fischer: Auf­grund von Weih­nachts­märk­ten, Stadt­teil­kirch­wei­hen und Märk­ten tref­fen wir uns regel­mä­ßig mit der Stadt und sind auch im Aus­tausch mit dem Ord­nungs­amt. Natür­lich wird es immer wie­der mal ange­spro­chen, auch von unse­rer Sei­te. Nur lei­der kann sich auch das Ord­nungs­amt kei­nen Platz aus dem Ärmel schüt­teln, selbst wenn sie das woll­ten. Schau­stel­ler hät­te ich auch sofort Gewehr bei Fuß. Ich bräuch­te nur tele­fo­nie­ren und wir hät­ten ein Volks­fest. Wir wür­den wol­len! Als ein­hei­mi­sche Schau­stel­ler sind wir der­zeit aber gezwun­gen, nach aus­wärts zu fah­ren, obwohl man auch ger­ne hier in sei­ner Hei­mat­stadt sein Geld verdient.

Wel­che Alter­na­ti­ven außer­halb Bam­bergs gäbe es in den kom­men­den Monaten?

Georg Fischer: In Würz­burg, Nürn­berg und Schwein­furt fin­den die Früh­jahrs­volks­fes­te natür­lich statt. Man muss schon ein Stück­chen fah­ren, um in den Volks­fest­ge­nuss zu kom­men. Das ist auch ein Grund, wes­halb wir sagen, wir brau­chen end­lich wie­der was in Bam­berg. Alter­na­ti­ven im Umkreis von 50 Kilo­me­tern sind aber da und man ist trotz­dem rela­tiv schnell hin­ge­fah­ren, wenn man das will.

Wie geht es dem Schau­stel­ler­ge­wer­be heu­te nach der Corona-Pandemie?

Georg Fischer: Die Stim­mung ist posi­tiv, nach­dem 2022 fast alles wie­der statt­ge­fun­den hat. Aller­dings ist es unmög­lich, nach einer Sai­son den Aus­fall von zwei, drei Sai­sons schon auf­zu­ho­len. In der Schau­stel­ler­bran­che wer­den Inves­ti­tio­nen im sechs- und sie­ben­stel­li­gen Bereich getä­tigt, etwa wenn man von Ach­ter­bah­nen aus­geht. Die Kre­di­te sind in der Coro­na-Zeit ja wei­ter­ge­lau­fen und es sind zum Teil auch die Alters­vor­sor­gen rein­ge­flos­sen. Eini­ge Kol­le­gen und auch wir selbst waren trotz­dem aktiv. Bei­spiels­wei­se etwa vor einem Super­markt, vor dem wir stan­den. Dadurch, dass man aber wie­der Umsatz gene­riert hat, ist man bei den Hil­fen raus­ge­flo­gen. Weil man einen klei­nen Teil ver­dient hat, müs­sen die Hil­fen zum Teil wie­der zurück­ge­zahlt wer­den, was das Loch wie­der grö­ßer und die Erho­lung nicht ganz so ein­fach macht.

Was hat sich ver­än­dert auf den Märkten?

Georg Fischer: Ver­än­dert hat sich ganz klar die Pla­nungs­si­cher­heit. Die Absa­ge von Fes­ten ist mitt­ler­wei­le leich­ter als frü­her, das ist in ver­schie­de­nen Klau­seln gere­gelt. Die Leu­te haben wei­ter­hin Lust und sind auch bereit, auf ihre Fes­te zu gehen. Nur kön­nen die Ver­trä­ge immer wie­der zurück­ge­nom­men werden.

Haben des­we­gen schon Schau­stel­ler aufgehört?

Georg Fischer: Der eine oder ande­re hat auf­ge­hört, aber nicht des­we­gen, son­dern viel­mehr aus Alters­grün­den. Sonst hat sich eigent­lich jeder ver­sucht durch­zu­bo­xen und wir müs­sen kei­ne gro­ßen Coro­na-Aus­fäl­le ver­bu­chen. Wer stark unter der Coro­na-Zeit gelit­ten hat, muss­te sich den­noch auch umori­en­tie­ren und sein Geschäft ver­kau­fen. Bei uns in Bam­berg war das aber zum Glück nicht der Fall.

Was moti­viert Sie, Ihren Fami­li­en­be­trieb in einer eher schwie­ri­gen Bran­che jetzt auch in schwie­ri­gen Zei­ten, wie aktu­ell der Ener­gie­kri­se, weiterzuführen?

Georg Fischer: Die Auf­la­gen wer­den immer här­ter und immer mehr, aber wenn man in der Bran­che auf­ge­wach­sen ist, kann man gar nicht anders. Das ist Freu­de pur, ande­ren Men­schen auch eine Freu­de zu machen. Ich mache es sehr gerne!

Muss­ten Sie Ihre Prei­se auf­grund der Ener­gie­kri­se stark erhöhen?

Georg Fischer: Die Preis­er­hö­hun­gen sind eher mode­rat. Natür­lich braucht man wenn Man­deln gebrannt wer­den Gas und da ist der Preis sehr gestie­gen. Wir ver­su­chen aber, aktu­ell nicht alles zu 100 Pro­zent wei­ter­zu­ge­ben, was für uns teu­rer gewor­den ist, weil der Besuch für die Leu­te ja noch bezahl­bar blei­ben soll. Das ist aller­dings nicht ein­fach, auch bei den Strom­prei­sen. Da muss man sich nach einer Ver­an­stal­tung schon ein­mal den Ver­brauch und den Umsatz durch­rech­nen. Gera­de bei gro­ßen Fahr­ge­schäf­ten über­legt der eine oder ande­re, ob es noch lukra­tiv ist, oder ob er nicht lie­ber absagt.

Wie pla­nen Sie Ihr Jahr als Schausteller?

Georg Fischer: Lang­sam geht es los. Ein rich­ti­ges Hoch haben wir im Juni und Juli, wenn die gan­zen Kirch­wei­hen statt­fin­den. Wir machen viel mit der Fami­lie, unterm Jahr sind wir zwei oder drei Beschäf­tig­te und in der Sai­son sind wir rund zehn Leute.

Wor­in sehen Sie die Zukunft der Volks­fes­te und Schaustellerbetriebe?

Georg Fischer: Ich sehe die Zukunft dar­in, dass es unse­re Märk­te und Volks­fes­te auch wei­ter­hin geben wird, wenn auch mit Auf­la­gen und die­se wer­den nicht weni­ger. Trotz­dem bin ich der Mei­nung, dass die Leu­te auf ihr Kul­tur­gut Volks­fest nach wie vor ger­ne gehen und wir freu­en uns, wenn sie es auch wei­ter­hin lie­ben und das mit uns fei­ern wol­len. Da ste­cken Fami­li­en­be­trie­be dahin­ter, die das mit Herz­blut machen und ger­ne Freu­de bereiten.

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