Bambergs beliebtes Volksfest, der „Bamberger Frühling“ oder ehemals „Plärrer“, kann schon mehrere Jahre in Folge nicht stattfinden, weil ihm ein Ausrichtungsort fehlt. Über viele Jahre hinweg war es an der Breitenau verortet, ehe es einem Neubau von Brose weichen musste. Ein neuer Standort konnte auf dem Gelände der Bundespolizei gefunden werden, aber erneut nur vorübergehend. Seither geht die Platzsuche weiter. Schausteller Georg Fischer Junior spricht im Interview über die Suche und die Hoffnungen der Schausteller.
Georg Fischer Junior ist 26 Jahre alt und schon immer im Schaustellerbetrieb seiner Eltern dabei. Nach einer Ausbildung zum Mechatroniker und der Fachhochschulreife stieg er 2018 fest in den Schaustellerberuf ein. Mittlerweile führt er den Familienbetrieb in vierter Generation und hat seine Losbude und Fahrgeschäfte schon mehrmals beim „Bamberger Frühling“ aufgebaut. Außerdem ist er Vorsitzender der Bezirksstelle Oberfranken für Bamberg des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller e. V.
Herr Fischer, wie steht es aktuell um den „Bamberger Frühling“?
Georg Fischer: Da gibt es eine kurze, knappe und konkrete Antwort: Es gibt keinen!
Warum nicht?
Georg Fischer: Die Gründe sind tatsächlich das Platzproblem. Wir finden aktuell keinen vernünftigen Platz mit einer gewissen Infrastruktur und Größe, wo man ein Volksfest stattfinden lassen kann.
Gibt es zumindest Plätze, die in Betracht kommen?
Georg Fischer: Es gab schon einige Vorschläge, auch in Zusammenarbeit mit der Stadt sind einige Plätze geprüft worden, aber entweder mangelte es an der Infrastruktur oder der Platz war zu klein. Wir brauchen Minimum 10.000 Quadratmeter, um ein Volksfest aufziehen zu können und nicht nur eine kleine Stadtteilkirchweih.
Was wurde aus der Idee, das Fest in die Bamberger Innenstadt zu verlegen?
Georg Fischer: Ziemlich genau vor zehn Jahren hat man schon einmal um den Plärrer gebangt. In der Innenstadt ist das Problem, dass der Maxplatz mit knapp 4.000 Quadratmetern Fläche zu klein ist und wegen der darunter liegenden Tiefgarage auch keine großen Fahrgeschäfte aufgebaut werden können. Der Platz bei der Bundespolizei war für uns eine sehr schöne Alternative zur Breitenau, bevor Brose dort gebaut hat. Es liegt nicht an uns, dass wir dort nicht mehr sein können, sondern es ist seitens der Bundespolizei nicht gewünscht. Wir haben schon ein paar Mal angefragt. Leider bestehen Sicherheitsbedenken und somit kein Interesse, seit die Bundespolizei an diesem Standort ist.
Werden die Bambergerinnen und Bamberger also weiter auf ihr Volksfest im Frühling verzichten müssen?
Georg Fischer: Wie es aussieht, leider ja. Jeder, der einen vernünftigen Platz ab 10.000 Quadratmetern zur Verfügung hat, kann sich gerne bei uns melden! Wir sind selbst auch immer wieder im Austausch mit der Stadt. Es ist schwierig, es wird überall gebaut. Auf dem einen Platz, der zuletzt geprüft wurde, steht jetzt BMW Sperber. Tatsächlich mangelt es an einem Platz in Bamberg. Er sollte auch zentral sein, so dass jeder hinkommen kann. Wer da helfen könnte, kann man gerade gar nicht sagen.
Sind die Schausteller auch untereinander immer wieder im Austausch über die Platzsuche?
Georg Fischer: Aufgrund von Weihnachtsmärkten, Stadtteilkirchweihen und Märkten treffen wir uns regelmäßig mit der Stadt und sind auch im Austausch mit dem Ordnungsamt. Natürlich wird es immer wieder mal angesprochen, auch von unserer Seite. Nur leider kann sich auch das Ordnungsamt keinen Platz aus dem Ärmel schütteln, selbst wenn sie das wollten. Schausteller hätte ich auch sofort Gewehr bei Fuß. Ich bräuchte nur telefonieren und wir hätten ein Volksfest. Wir würden wollen! Als einheimische Schausteller sind wir derzeit aber gezwungen, nach auswärts zu fahren, obwohl man auch gerne hier in seiner Heimatstadt sein Geld verdient.
Welche Alternativen außerhalb Bambergs gäbe es in den kommenden Monaten?
Georg Fischer: In Würzburg, Nürnberg und Schweinfurt finden die Frühjahrsvolksfeste natürlich statt. Man muss schon ein Stückchen fahren, um in den Volksfestgenuss zu kommen. Das ist auch ein Grund, weshalb wir sagen, wir brauchen endlich wieder was in Bamberg. Alternativen im Umkreis von 50 Kilometern sind aber da und man ist trotzdem relativ schnell hingefahren, wenn man das will.
Wie geht es dem Schaustellergewerbe heute nach der Corona-Pandemie?
Georg Fischer: Die Stimmung ist positiv, nachdem 2022 fast alles wieder stattgefunden hat. Allerdings ist es unmöglich, nach einer Saison den Ausfall von zwei, drei Saisons schon aufzuholen. In der Schaustellerbranche werden Investitionen im sechs- und siebenstelligen Bereich getätigt, etwa wenn man von Achterbahnen ausgeht. Die Kredite sind in der Corona-Zeit ja weitergelaufen und es sind zum Teil auch die Altersvorsorgen reingeflossen. Einige Kollegen und auch wir selbst waren trotzdem aktiv. Beispielsweise etwa vor einem Supermarkt, vor dem wir standen. Dadurch, dass man aber wieder Umsatz generiert hat, ist man bei den Hilfen rausgeflogen. Weil man einen kleinen Teil verdient hat, müssen die Hilfen zum Teil wieder zurückgezahlt werden, was das Loch wieder größer und die Erholung nicht ganz so einfach macht.
Was hat sich verändert auf den Märkten?
Georg Fischer: Verändert hat sich ganz klar die Planungssicherheit. Die Absage von Festen ist mittlerweile leichter als früher, das ist in verschiedenen Klauseln geregelt. Die Leute haben weiterhin Lust und sind auch bereit, auf ihre Feste zu gehen. Nur können die Verträge immer wieder zurückgenommen werden.
Haben deswegen schon Schausteller aufgehört?
Georg Fischer: Der eine oder andere hat aufgehört, aber nicht deswegen, sondern vielmehr aus Altersgründen. Sonst hat sich eigentlich jeder versucht durchzuboxen und wir müssen keine großen Corona-Ausfälle verbuchen. Wer stark unter der Corona-Zeit gelitten hat, musste sich dennoch auch umorientieren und sein Geschäft verkaufen. Bei uns in Bamberg war das aber zum Glück nicht der Fall.
Was motiviert Sie, Ihren Familienbetrieb in einer eher schwierigen Branche jetzt auch in schwierigen Zeiten, wie aktuell der Energiekrise, weiterzuführen?
Georg Fischer: Die Auflagen werden immer härter und immer mehr, aber wenn man in der Branche aufgewachsen ist, kann man gar nicht anders. Das ist Freude pur, anderen Menschen auch eine Freude zu machen. Ich mache es sehr gerne!
Mussten Sie Ihre Preise aufgrund der Energiekrise stark erhöhen?
Georg Fischer: Die Preiserhöhungen sind eher moderat. Natürlich braucht man wenn Mandeln gebrannt werden Gas und da ist der Preis sehr gestiegen. Wir versuchen aber, aktuell nicht alles zu 100 Prozent weiterzugeben, was für uns teurer geworden ist, weil der Besuch für die Leute ja noch bezahlbar bleiben soll. Das ist allerdings nicht einfach, auch bei den Strompreisen. Da muss man sich nach einer Veranstaltung schon einmal den Verbrauch und den Umsatz durchrechnen. Gerade bei großen Fahrgeschäften überlegt der eine oder andere, ob es noch lukrativ ist, oder ob er nicht lieber absagt.
Wie planen Sie Ihr Jahr als Schausteller?
Georg Fischer: Langsam geht es los. Ein richtiges Hoch haben wir im Juni und Juli, wenn die ganzen Kirchweihen stattfinden. Wir machen viel mit der Familie, unterm Jahr sind wir zwei oder drei Beschäftigte und in der Saison sind wir rund zehn Leute.
Worin sehen Sie die Zukunft der Volksfeste und Schaustellerbetriebe?
Georg Fischer: Ich sehe die Zukunft darin, dass es unsere Märkte und Volksfeste auch weiterhin geben wird, wenn auch mit Auflagen und diese werden nicht weniger. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Leute auf ihr Kulturgut Volksfest nach wie vor gerne gehen und wir freuen uns, wenn sie es auch weiterhin lieben und das mit uns feiern wollen. Da stecken Familienbetriebe dahinter, die das mit Herzblut machen und gerne Freude bereiten.