Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen sind von den derzeitigen Kontaktbeschränkungen besonders betroffen. Die ohnehin bestehende emotionale Belastung des Besuchsverbots verstärkt sich an den Familienfeiertagen des bevorstehenden Weihnachtsfestes noch. Um der Einsamkeit entgegenzuwirken hat das Bamberger Landratsamt die Mitmachaktion „Weihnachtspost gegen Einsamkeit“ ins Leben gerufen. Dabei können Bürgerinnen und Bürger Briefe oder Postkarten für ältere Menschen noch bis 11. Dezember in den jeweiligen Rathäusern der Landkreiskommunen und im Landratsamt abgeben, die dann an Senioreneinrichtungen weitergeleitet werden. Wir haben mit Maarit Stierle, Generationenbeauftragte des Landratsamtes, über die Aktion gesprochen.
Frau Stierle, können Sie einschätzen, wie die Ankündigung eines zweiten Lockdowns in den hiesigen Senioren- und Pflegeeinrichtungen seitens sowohl der Seniorinnen und Senioren als des auch Personal aufgenommen wurde?
Maarit Stierle: Die Einrichtungen waren schon lange auf erneute Kontakt- und Zugangsbeschränkungen vorbereitet. Aus der Hochphase der Corona-Pandemie im Frühjahr haben sie viel gelernt und sich der Situation immer wieder neu angepasst. Zwischen Sicherheit und Zufriedenheit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner haben sie eine sehr gute Balance gefunden. Für die älteren Menschen und deren Angehörige ist die Zeit der Besuchs- und Kontaktbeschränkungen sicherlich eine emotionale Belastung. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Senioreneinrichtungen und die meisten Angehörigen zeigen aber großes Verständnis für die in der aktuellen Situation notwendigen Maßnahmen.
Wie sind Sie auf die Idee der Weihnachtspost gekommen?
Maarit Stierle: Die Idee hatten wir schon längere Zeit. Es ging uns hauptsächlich darum, ein möglichst niedrigschwelliges Angebot zu verwirklichen, an dem sich jeder beteiligen kann. Gleichzeitig sollte das Angebot kontaktlos umgesetzt werden, um sowohl die Bevölkerung als auch die älteren Menschen zu schützen. Als die erneuten Kontaktbeschränkungen Ende Oktober bekannt wurden, nahmen wir dies zum Anlass, die Aktion tatsächlich umzusetzen. Das nahende Weihnachtsfest bot sich hervorragend als Thema der Mitmachaktion an. Landrat Johann Kalb war von unserer Idee sofort begeistert und bat die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis um Unterstützung bei der Umsetzung.
Warum ist die Weihnachtspost ein probates Mittel gegen Einsamkeit? Wie weit kann Post von Fremden dabei hilfreich sein?
Maarit Stierle: In Zeiten von Besuchsbeschränkungen müssen wir auf andere Kontaktmöglichkeiten zurückgreifen. Viele Einrichtungen unterstützen ihre Bewohnerinnen und Bewohner dabei, digital Kontakt mit den Angehörigen zu halten. Es gibt aber auch ältere Menschen, die keine Angehörigen mehr haben und zu Weihnachten weder Anruf noch Besuch erhalten. Mit der Weihnachtspost können wir diese Personen sehr gut erreichen und ihnen hoffentlich eine kleine Freude bereiten.
Gibt es Vorgaben, was in die Briefe oder Karten geschrieben werden sollte?
Maarit Stierle: Wir haben uns bewusst dazu entschieden, keine Rahmenbedingungen für die Weihnachtspost vorzugeben. So können sich von Jung bis Alt alle an der Aktion mit eigenen Ideen und Fähigkeiten kreativ beteiligen. Gleichzeitig erreichen wir dadurch eine Vielzahl an unterschiedlicher Weihnachtspost für die Seniorinnen und Senioren. Vom klassischen Brief über eine Weihnachtskarte bis hin zu kleinen Päckchen, selbstgebasteltem Fensterschmuck oder gemalten Bildern ist alles erlaubt.
Leiten Sie alle Zusendungen, die Sie erhalten, weiter oder halten Sie manche davon aus inhaltlichen Gründen zurück?
Maarit Stierle: Wir gehen nicht davon aus, dass Briefe oder Postkarten mit fragwürdigen Inhalten an die Seniorinnen und Senioren geschrieben werden. Die meiste Post kommt verschlossen bei uns oder in den Kommunen an – teilweise auch schön verpackt. Wir schauen uns die Inhalte deshalb gar nicht an und vertrauen auf die guten Gesten unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Die Aktion läuft bis 11. Dezember. Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie? Wie viele haben bereits teilgenommen?
Maarit Stierle: Alleine in den Pflegeeinrichtungen des Landkreises wohnen aktuell über 1.000 Seniorinnen und Senioren – dazu kommen noch Pflegebedürftige in Tagespflegen sowie Personen, die Zuhause betreut werden. Insgesamt also bis zu 3.500 Seniorinnen und Senioren, die sich sehr über Weihnachtspost freuen würden. Wir hoffen also auf viele Schulen, Kindertageseinrichtungen, Vereine und Organisationen, aber auch Familien und Einzelpersonen, die bei unserer Aktion mitmachen. Viele Lehrkräfte und Eltern haben sich bereits bei uns gemeldet, dass sie sich daran mit ihrer Klasse oder ihren Kindern beteiligen wollen. Wenn wir Weihnachtspost für 2.500 Seniorinnen und Senioren erhalten würden, dann wäre das eine echt gelungene Aktion und eine tolle Geste gegenüber unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Wir hoffen aber natürlich, dass wir allen Seniorinnen und Senioren eine Freude bereiten können.
Weitere Informationen: www.landkreis-bamberg.de