Das Erzbistum Bamberg hat bekanntgegeben, dass es gegen Dieter Scholz, langjähriger Pfarrer von Wallenfels, bereits in den 1960er Jahren Vorwürfe des sexuellen
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Ehemaliger Priester von Wallenfels
Missbrauchsvorwürfe gegen Dieter Scholz bereits 1963
Das Erzbistum Bamberg hat bekanntgegeben, dass es gegen Dieter Scholz, langjähriger Pfarrer von Wallenfels, bereits in den 1960er Jahren Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gab. Das habe man nach erneuter Durchsicht von im Archiv vorhandenen Personalunterlagen festgestellt. Bisher war das Erzbistum davon ausgegangen, dass Dieter Scholz sich lediglich in 1990er Jahren sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hatte. Trotz der Missbrauchsvorwürfe durfte Dieter Scholz mehr als 25 Jahre als Pfarrer im Erzbistum Bamberg arbeiten.
Bei der Durchsicht von Nachlassakten aus dem Privatbesitz von Wallenfels’ ehemaligem Pfarrer Dieter Scholz ist das Erzbistum Bamberg im April auf Tagebuchaufzeichnungen gestoßen, aus denen sexueller Missbrauch von Jugendlichen im Jahr 1963 hervorgegangen sei. Das hat das Erzbistum am 26. September in einer Mitteilung eingestanden. Betroffene hatten dem damaligen Weihbischof Johannes Lenhardt von sexuellen Übergriffen des Priesters während seiner Kaplanszeit berichtet. Bisher waren nur Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Scholz aus dem Jahr 1999 bekannt gewesen.
Im Angesicht der Vorwürfe wurde Scholz 1963 aus dem Dienst genommen und zur Besinnung zuerst ins Kloster Niederalteich und dann in die Abtei Münsterschwarzach versetzt. Für seine Vergehen habe Scholz zudem zwei Entschuldigungsbriefe an Erzbischof Josef Schneider und Weihbischof Lenhardt geschrieben.
1964 entsprach die Erzdiözese der Bitte von Dieter Scholz, als Seelsorger nach Bolivien zu wechseln. Dort war er im Apostolischen Vikariat Ñuflo de Chávez tätig. 1969 erhielt er trotz der Vorwürfe tatsächlich die Erlaubnis, ins Erzbistum Bamberg zurückzukehren. Dort war er zuerst in den Pfarreien Weisendorf und Kirchehrenbach tätig, bevor er 1970 zum Kaplan in Wallenfels ernannt wurde. Anschließend war er dort von 1972 bis 1995 Pfarrer. 1995 wurde er zum Pfarrer in Uffenheim ernannt.
„Aus heutiger Sicht unvorstellbar“
Am 22. Oktober 1996 habe Scholz abrupt, ohne Mitteilung, die Pfarrei wegen Unstimmigkeiten mit dem Pfarrgemeinderat verlassen. Wenige Monate später meldete er sich aus Bolivien, wo er wieder im Vikariat Ñuflo de Chávez tätig war.
Im Jahr 1999 gab es einen weiteren Vorwurf des sexuellen Missbrauchs. Die Überprüfung desselben sei aber schwierig gewesen, weil er nicht von einem Opfer kam und sich Dieter Scholz immer noch in Bolivien aufhielt.
Zwischen 1964 und 1999 seien keine Missbrauchsvorwürfe in den Akten des Bistums dokumentiert. Im April 2022 wurden aus Privatbesitz Nachlassakten des Priesters dem Diözesanarchiv übergeben. In diesen finden sich Tagebuchaufzeichnungen, aus denen Missbrauch von Jugendlichen hervorgeht.
2003 versetzte Erzbischof Schick den damals 70-Jährigen Scholz regulär in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod am 8. Mai 2005 hielt Scholz sich erneut in Wallenfels auf. Erzbischof Schick teilte mit, dass er erst nach dem Tod von Dieter Scholz von den Vorwürfen gehört habe.
Schick stellte zudem fest, dass es nach heutigen Richtlinien schwere Versäumnisse der Bistumsleitung gab. Auch wenn die Akten keine Hinweise auf strafrechtliche Schritte enthalten würden, sei es aus heutiger Sicht unvorstellbar – wobei die Richtigkeit dieses Wortes in der Mitteilung des Erzbistums angezweifelt werden kann –, dass ein Priester, der sich solcher Vorwürfe ausgesetzt sah, nicht aus dem Dienst genommen und zumindest kirchenrechtlich bestraft würde. Er hätte nach 1963 nicht mehr als Kaplan und Gemeindepfarrer eingesetzt werden dürfen, betonte Schick. Sein Mitgefühl gelte den Betroffenen. Er habe auch schon persönliche Gespräche geführt.
Das Erzbistum erneuerte zudem seinen Aufruf an Betroffene aus allen Einsatzorten von Pfarrer Scholz (Oberkotzau 1960, Hersbruck 1960⁄61, Nürnberg St. Georg 1962 bis 64, Mainroth 1964, Weisendorf 1969, Kirchehrenbach 1970, Wallenfels 1970 bis 1995, Uffenheim 1995 bis 1996), sich bei der Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums Bamberg zu melden. Rechtsanwältin Eva Hastenteufel-Knörr ist unter 0951⁄40735525 oder eva.hastenteufel@kanzlei-hastenteufel.de erreichbar.